Sie ist nicht in der Lage, sich zu verhalten. Hier ist Toni, und ich bin Philipp. Ich heiße Marie. Ah, und einer darf bei uns auch nicht fehlen: Sammy.
Uhuh, hier bin ich. Die Gockelgekker. Eigentlich schade, dass Jonas heute nicht kann. Ja schon, wobei es mit ihm ganz schön chaotisch wurde. Stimmt. Hoffentlich geht es Onkel Mike gut. Heute ist schon wieder so ein wichtiger Tag.
Wichtiger Tag? Hi Toni, habt ihr dich gar nicht kommen sehen? Heute kommt ein Gutachter, um die Grundstücksgrenze zu überprüfen. Mikes Nachbar behauptet felsenfest, ein Teil von Mikes Garten würde ihm gehören – sogar Teile der Scheune.
Boah, echt? Heißt das, ihr habt die Wand noch gar nicht repariert, um erst einmal abzuwarten? Doch, doch, wir sind inzwischen sogar schon fertig. Siehst du ja gleich, wenn wir drin sind.
Die drei schließen ihre Fahrräder ab und schlendern durch den Garten zur Scheune. Mike erwartet sie schon.
„Hey Leute!“
„Hey! Hallo! Schön, dass du wieder da bist, Toni.“
„Ja, voll. Witzig. Ich glaube, wir treffen uns heute das erste Mal, ohne etwas zu reparieren. Vielleicht gibt es ja wieder etwas umzubauen, wenn der Gutachter da war.“
„Wann kommt der denn eigentlich?“
„Im Laufe des Nachmittags. Ich bin schon sehr gespannt, wie er die Lage einschätzt.“
Aber jetzt erzähl du erst mal, Toni, wie war es in Italien und wie geht es dir jetzt?
Hm, schwer zu sagen, ehrlich gesagt. Einerseits war es krass traurig. Ich habe meine Oma ja kaum gekannt, aber sie war so cool. Ich hätte echt gern mehr Zeit mit ihr gehabt.
Kann ich voll verstehen. Hm, gut, dass du dich damals entschieden hattest, sie zu besuchen. Das hättest du jetzt sonst vielleicht bereut.
Hm, andererseits war es auch irgendwie schön.
Ja, ehrlich? Klingt komisch, ich weiß.
Finde ich nicht unbedingt. Da fällt mir ein, Marie, lass doch Sammy zum Freilauf raus, während wir Toni weiter zuhören.
Super gern! Was hast du Schönes erlebt, Toni?
Ich habe meinen Opa besser kennengelernt, Borromeo.
Cooler Name.
Er hat mir viel über meine Mama erzählt. Sie war meiner Oma ziemlich ähnlich. Borromeo meinte sogar, ich wäre den beiden ähnlich.
Aber eins fand ich richtig krass.
Und was ist das?
Meine Großeltern waren fast sechsundvierzig Jahre verheiratet und haben sich total geliebt. Aber er war nicht verzweifelt, dass sie weg ist.
Schon traurig, aber nicht nur.
Vielleicht wollte er das nur nicht so zeigen.
Glaube ich nicht. Er hat sonst überhaupt kein Problem damit, zu zeigen, wie es ihm geht. Aber er hat gesagt, dass er fest darauf vertraut, sie eines Tages bei Gott im Himmel wiederzusehen.
Manche Leute sagen so etwas, um jemanden nicht mehr so doll zu vermissen.
Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass man einfach so im Himmel landet, wenn man tot ist.
Ich glaube auch nicht, dass es so automatisch geht. Opa hat so über Gott gesprochen wie du, Mike.
Ja, hat er das?
Ja, dass Gott gut und gerecht ist und voller Liebe für die Menschen.
Stimmt, das ist auch so.
Und genau das ist auch das Problem.
Wieso Problem? Klingt doch eigentlich gut.
Schon, aber ich bin ganz anders.
Wie meinst du das?
Gut und gerecht – das bin nicht ich.
Mensch, mir sind manchmal sogar meine Schuhe wichtiger als die Menschen um mich herum. Ich passe gar nicht zu Gott.
Kann Gott nicht einfach darüber hinwegsehen?
Du bist doch sonst immer voll nett.
Danke, aber einfach so geht das nicht.
Vieles habe ich noch nicht verstanden, aber es scheint mir wirklich wichtig zu sein.
Ich möchte so gern meine Mutter und Oma irgendwann wiedersehen, aber wie das gehen soll, weiß ich nicht.
Ich hatte keine Zeit mehr zu fragen, bevor ich zum Flieger musste.
Kannst du mir das erklären, Mike?
Ich will dir gern alles weitergeben, was ich kann. Aber alle Fragen auf einmal wären sicher viel zu viel im Moment.
Wie wäre es, wenn wir mit einer Geschichte einen kleinen Einstieg wagen?
Ja, wieso nicht?
Seid ihr dabei?
Ja, voll.
Dann packt heute auf jeden Fall Badesachen in euer gedankliches Gepäck ein. Geht es wieder nach Island? In eine heiße Quelle? So ähnlich.
Im Westen von Island liegt die Blaue Lagune. Das ist ein Schwimmbad, das weltweit für sein blauschimmerndes Wasser bekannt ist. Zunächst sieht dort alles nach einem ganz normalen Badetag aus.
Habt ihr Handtücher und etwas zu trinken dabei?
Ja.
Sonnencreme auch?
Ja, bei fünfzehn Grad.
Auch da kann man Sonnenbrand bekommen, junge Dame.
Alles klar, wenn etwas ist, geht ihr zum Bademeister.
Mann, wir sind doch keine Babys mehr.
Das hat auch niemand behauptet.
Wir kommen euch um siebzehn Uhr abholen. Bis nachher und seid behütet an diesem schönen Tag.
Okay, bis dann.
Ja, los geht’s.
Wer war das denn? Die beiden Kinder werden der Crew bald begegnen. Doch zuerst heißt es: Schlange stehen.
Seht mal die vielen Leute! Wenn die alle gleichzeitig ins Wasser wollen, wird das ganz schön eng. Hier ist das bestimmt nicht anders als in Deutschland. Dort liegen die meisten immer nur auf der Liege.
Stimmt. Aber ich wünschte, wir hätten uns vorgestellt, schon ganz vorne in der Schlange zu stehen. Und ihr gebt noch Geld dafür aus.
Wusstet ihr, dass man von Geld auch Nüsse kaufen kann? Ausgelassen freuen sich die drei auf den Tag in der Lagune. Was könnte es Schöneres geben, als unter freiem Himmel zu planschen und zu schwimmen?
Nichts kann ihre Vorfreude trüben – fast nichts.
Hey, hallo, Tiere müssen draußen bleiben! Und wenn er nicht ins Wasser geht, schwimmt Sammy nicht gern. Ja, das kann ja jeder behaupten. Am Ende schwimmt ein halber Zoo herum und verschmutzt das Wasser. Tch, ich habe mich heute schon zweimal gründlich geputzt. Sehr lustig.
Ach komm, lass das, Junge. Aber ich war das gar nicht, er kann selbst sprechen. Na sicher, wenn ihr hier rein wollt, dann ohne das Tier. Aber ... Der Nächste kommt erst mal hier rüber.
Missmutig folgen Marie und Philipp Toni aus der Schlange. Wir haben eine halbe Stunde gewartet und jetzt kommen wir nicht mehr rein. Was sollen wir machen?
Hey Zwerg, du schwimmst doch sowieso nicht gern, oder? Im Planschewasser? Nein.
Gibt's hier in der Gegend gefährliche Tiere, Phil? Hier im dichter besiedelten Westen Islands eigentlich nicht.
Was ist mit Eisbären? Die gibt es in Island nur ganz selten. Wenn, dann kommen sie auf einer Eisscholle von Grönland. Aber dann landen sie nicht hier.
Warum fragst du überhaupt, Tony? Na, wenn der Zwerg weder mitkommen will noch darf, dann kann er sich doch hier draußen allein beschäftigen.
Ui, ich könnte auf Felsen klettern und neue Freunde finden, Nussbäume suchen. Au ja, viel besser als die blöde Lagune.
Blaue Lagune heißt das. Sag ich doch.
Und wenn’s doch ein Problem gibt? Oder du dich verirrst?
Hi, ich habe euch immer wieder gefunden.
Das stimmt wohl. Aber wenn was ist ...
Der Zwerg ist doch schlau, ihm fällt schon was ein. Und wir können ja eine Zeit ausmachen, um uns dann wiederzutreffen.
Schau mal, Zwerg, siehst du die riesige Uhr auf der Säule mitten im Schwimmbad?
Ja, es ist jetzt vierzig Minuten vor eins.
Na ja, zwanzig nach zwölf, aber das ist ja das Gleiche.
Ich wusste gar nicht, dass du die Uhr lesen kannst.
Ich muss doch wissen, wann es Zeit für Nüsse ist.
Dann lass uns das so machen. Sammy, bleib aber nur dort, wo du die große Uhr sehen kannst. Wir treffen uns dann um vier Uhr da hinten am Zaun. Kriegst du das hin?
Au ja, Nussbäume!
Sammy freut sich auf die Erkundungstour. Marie ist noch etwas mulmig bei dem Gedanken, ihn den ganzen Nachmittag über allein zu lassen, aber sie entspannt sich etwas, während sie erneut in der Schlange warten.
Weitere zwanzig Minuten später sind alle in ihre Badesachen geschlüpft.
Ganz schön voll hier drin, aber super schön. Sieh mal, wie blau das Wasser glitzert! So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich hoffe, die haben auch Sprungbretter.
Da sind auch drei Regalfächer für unsere Handtücher frei. Da das jetzt erledigt ist, wer ist zuerst im Wasser?
Das Wasser ist ja super warm.
Ja, voll. Das liegt daran, dass es aus einem Wärmekraftwerk kommt.
Ausgelassen lachen und toben die drei im Wasser.
Und wohin hat sich Sammy auf den Weg gemacht? Immer nur Steine und Wasserfälle. Wo sind denn die Nussbäume?
Vorsicht, Geisir!
Äh, was für eine Geis? Ist das nicht eine Ziege?
Nein, Geisir! Das ist Wasser aus dem Boden, weiß doch jeder.
Boah, ich werde ja fast patschnass, und du findest das lustig?
Nö, kann dir helfen. Wolltest doch Nussbäume sehen?
Ja. Komm mit, ich zeig dir Nussbäume.
Okay, komischer Vogel. Irgendwie sieht der Vogel aus wie ein fliegender Pinguin, aber mit einem Schnabel wie ein bunter Papagei.
Fröhlich flattert er davon, und Sammy läuft ihm nach.
Und was ist in der blauen Lagune sonst noch los? Die drei da wären doch perfekt. Meinst du? Also der Große vielleicht, aber die anderen zwei können bestimmt nicht lange die Luft anhalten. Die brauchen wir aber, um den Großen zu überreden.
Aber was ist, wenn die rum erzählen, sie hätten es entdeckt? Darum geht's doch gar nicht, Schwesterlein, sondern darum, dass wir nicht ewig suchen müssen. Stimmt. Und wir tun so, als hätten die uns da reingezogen. Dann waren wir nur leichtgläubig und haben uns überreden lassen. Halb so wild. Den Ärger kriegen sie.
Klingt schlau, Brüderchen, so machen wir es. Aber wir haben nur zwei wasserdichte Stirnlampen. Die sind hell genug für fünf, das passt schon.
Oh weia, was die beiden Geschwister wohl vorhaben! Zur Crew jedenfalls sind sie erst mal viel freundlicher. Sie finden sie beim Ballspielen im flachen Wasser.
Ich hol' ihn. Hey, dürfen wir mitspielen? Äh, na gern. Gut gefangen, Toni. Danke.
Irgendwie wird mir das Ballspielen langweilig, oder? Find ich nicht. Aber mach gern Pause, Gunnar. Nee, ich will was anderes vorschlagen. Kommt mal alle her.
Okay, Helga und ich kennen die Lagune ziemlich gut. Boah, dann wisst ihr bestimmt auch, wie man sich die Haare danach waschen kann. Die werden richtig spröde in dem Wasser. Ja, kann ich dir zeigen. Gibt so ein besonderes Shampoo dafür. Aber mein Zwillingsbruder meinte noch mehr.
Ach, ihr seid Zwillinge? Cool, ja, wir machen alles zusammen. Und hier sind wir schon ziemlich viel getaucht. Wir kennen geheime Liegeplätze, wo fast nie jemand ist und sprudelnde Quellen unter Wasser. Wow, wie im Whirlpool.
Und eine besondere Sache, aber die ist ziemlich geheim. Was denn? Na ja, wenn wir es ihnen sagen, wäre es aber nicht mehr geheim, Helga. Denkst du, wir können ihnen vertrauen? Könnt ihr, wir plaudern nichts aus. Die Leute hier sprechen sowieso alle möglichen Fremdsprachen, die wir gar nicht können.
Ich weiß nicht, tut mir leid, Leute. Ich glaube, wir sind ein bisschen zu weit gegangen. Ich würde es irgendwie lieber doch nicht erzählen.
Hä, ach Mann, jetzt wo ihr uns so neugierig gemacht habt.
Für einen Moment ziehen sich Helga und Gunnar zurück. Hä, was sollte das? Ich dachte, wir wollen sie neugierig machen, damit sie uns suchen helfen. Wollen wir ja auch. Aber mir ging das zu schnell.
Schau mal, jetzt ärgern sie sich darüber, dass sie nicht wissen, worum es geht. Das macht sie nur noch neugieriger. Ach so, guter Plan. Und wie soll es weitergehen?
Also, ich habe mir das so überlegt. Auch die Crew diskutiert.
Wisst ihr, was das sollte? Nicht so richtig. Aber die haben ein Geheimnis, und ich schätze, sie brauchen unsere Hilfe dabei, sonst hätten sie uns wohl gar nicht gefragt. So was habe ich mir auch gedacht.
Auch an anderer Stelle gibt es Barrieren im Gespräch.
„Da sind aber gar keine Nüsse dran, Earn.“
„Natürlich nicht um die Jahreszeit.“
„Warum hast du mich hierher geführt?“
„Weil du Nussbäume sehen wolltest.“
„Das sind Moorbirken, da wachsen Nüsse dran.“
„Aber ich wollte doch Nüsse und nicht die Bäume. Ich hab Hunger.“
„Okay, ich hol die Nüsse.“
Strahlend flattert Earn davon. Er ist ein Papageientaucher, was Sammy inzwischen gelernt hat. Versonnen setzt sich Sammy auf einen Stein und wartet, bis sein neuer Freund zurückkommt.
Wenige Minuten später ist Earn wieder da und spuckt Sammy einen silbrigen, zappelnden Fisch vor die Nase.
„Iiiih, das sind doch keine Nüsse, das ist ein Fisch!“
„Ja genau, der schmeckt viel besser als Nüsse.“
„Okay, ich probier’s noch mal.“
Kurz darauf:
„Das ist eine Grabe und keine Nüsse. Ich gehe jetzt zu Marie, die hat immer Nüsse für mich.“
„Warte, nicht weggehen, ich finde was.“
„Nicht weggehen!“
„Wieso nicht?“
„Mein Schwarm ist ohne mich ausgeflogen. Wenn du weggehst, bin ich ganz allein.“
„Dann komm doch einfach mit.“
„Oh ja, das mache ich nur, ja Freund.“
Im Schwimmbecken macht die Crew eine kleine Pause vom Ballspiel. Marie und Philipp sitzen bereits auf den Holzplanken am Beckenrand. Toni holt noch den Ball, der ein Stück weggeflogen ist. Dabei wird er von Gunnar aufgehalten. Mit gesenkter Stimme spricht dieser Toni an.
„Hey, tut mir leid, dass ich vorhin doch nichts gesagt habe. Ich dachte, deine Freunde haben am Ende zu viel Angst, nicht dass sie sich dann schlecht fühlen. Aber du bist da anders, richtig tough. Dir kann ich's erzählen.“
„Okay, und was nun genau?“
„Na ja, also in der Lagune gibt es eine Höhle. Man kommt nur unter Wasser durch einen Tunnel rein und muss ziemlich lange tauchen, aber man kann es schaffen. Und innen drin, da soll es glitzernde Kristalle geben.“
„Soll es geben? Du weißt gar nicht, ob das stimmt.“
„Na ja, ich war selbst noch nicht da, aber das habe ich gehört.“
Mhm. „Wo ist denn diese Höhle?“
„Die Lagune ist ziemlich groß. Helga und ich haben sie bis jetzt noch nicht gefunden. Aber da kommst du ins Spiel, du kannst sicher lange die Luft anhalten, oder?“
„Schon.“ Neugierig, aber auch ein wenig misstrauisch, hört Toni zu. Er besteht darauf, erst mit Marie und Philipp zu sprechen, bevor er eine geheime Höhle sucht. Widerwillig stimmt Gunnar zu.
„Das klingt richtig abgefahren und gefährlich. Ich kann gerade mal vierzig Sekunden die Luft anhalten. Da komme ich nicht weit. Außerdem klingt das für mich wie das Monster von Loch Ness. Ein Freund der Tante meines Cousins dritten Grades vermutet, dass er einen Schatten gesehen hat, der ungefähr aussah wie ein Monster im Wasser. Es wäre ein Abenteuer, schlimmstenfalls ist es nicht so. Und Gunnar und Helga lachen sich kaputt, weil sie uns angeschmiert haben.“
„Dann lachen wir eben mit. Ich fände es super spannend, eine geheime Höhle zu suchen. Was denkst du dazu, Toni?“
„Ich glaube, dass wir es schaffen könnten. Aber ehrlich gesagt, wenn etwas schiefgeht, sitzen wir in einem Loch unter der Erde fest. Dann müsste jemand kommen und uns retten, der damit gar nichts zu tun hat. Irgendwie scheint mir das nicht richtig zu sein.“
„Nicht richtig? Mich erinnert das an das, was mein Opa über Jesus gesagt hat.“
„Opa meint, wir hätten uns im Leben selbst dorthin gebracht, wo wir von Gott abgeschnitten sind. Jesus kam dann, um uns daraus zu retten, so weit so gut. Aber ich denke bloß, wenn man sich in so eine Situation gar nicht erst reinbegibt, ist das doch noch besser, oder?“
„Irgendwie klingst du anders als vor der Italienreise.“
„Ich weiß, vielleicht weil das alles so kompliziert für mich ist. Aber eins weiß ich: Ich will auf jeden Fall weiter Abenteuer erleben.“
„Dann lass uns doch gut vorbereitet ins Abenteuer gehen. Wir können ja vorher üben, länger die Luft anzuhalten.“
„Ich bin dabei, wenn der Tunnel zur Höhle am Ende nicht zu lang ist. Dann schaffe ich das nicht. Lass uns sie erst mal suchen.“
„Hey Gunnar, hey Helga, wir sind dabei.“
„Sehr gut. Wie wäre es, wenn wir die Sache noch ein bisschen interessanter machen?“
„Interessanter?“
„Ja, wir bilden zwei Teams: Gunnar und ich gegen euch drei. Wer die Höhle zuerst findet, hat gewonnen.“
Die Crew nimmt die Herausforderung an und beginnt sofort mit den ersten Tauchgängen. Man sieht fast nichts in diesem Wasser. Es sieht zwar sehr schön aus, ist aber wirklich schlecht zum Tauchen.
Sie müssen sich an den Wänden entlangtasten, denn so würde ihnen ein Tunnel auffallen. Alles klar. Die drei tauchen immer wieder an den Wänden entlang. Einmal denkt Philipp, er hätte den Tunnel gefunden.
Doch Toni schaut noch einmal nach und sieht, dass die Vertiefung nur einen Meter tief in die Wand hineinreicht. Ein Tunnel ist dort nicht.
„Oh, ein Versuch noch, und dann brauche ich eine Pause.“
„Ich auch.“
Alle drei tauchen unter. Nach etwas weniger als einer Minute taucht zuerst Philipp wieder auf, kurz darauf Toni.
„Puh, wo ist Marie?“
„Hä, sie ist doch immer kurz vor mir wieder aufgetaucht!“
„Nein, da ist sie untergetaucht, schnell runter!“
Hastig tauchen Toni und Philipp zu der Stelle, an der sie Marie vermuten. Sie können fast nichts sehen, bemerken aber eine Bewegung.
Fast zwei Meter tief finden sie Marie heftig zappelnd an der Wand. Philipp und Toni werfen einander einen schnellen Blick zu.
Mit aller Kraft versucht Philipp, noch nicht wieder aufzutauchen, obwohl ihm langsam die Luft ausgeht. Toni sieht seine Not und gibt ihm mit Handzeichen zu verstehen, dass er auftauchen soll.
Toni taucht ganz nah an Marie heran. Sie ist in Panik geraten und strampelt heftig. Erst nach weiteren wertvollen Sekunden erkennt er, dass sich ihre Haare in einer Unebenheit an der Beckenwand verfangen haben.
Hastig weicht er ihren Tritten und Schlägen aus und versucht, behutsam die Haare zu lösen. Das dauert eine ganze Weile. Plötzlich bemerkt er, wie Marie ruhiger wird – kein gutes Zeichen.
Noch energischer wickelt er ihre Haare los. Schließlich gelingt es ihm, kurz bevor er selbst dringend Luft holen muss.
Mit letzter Kraft greift er unter Maries Arme und zieht sie zurück an die Oberfläche.
„Hilf mir, sie da hinzulegen!“
„Okay, ist sie bewusstlos?“
„Nein, aber sie war kurz davor.“
„Was war das gerade? Warum konnte ich nicht auftauchen?“
„Deine Haare hatten sich verfangen.“
„Danke, Toni. Geht’s dir gut?“
„Gut, dass dir nichts passiert ist.“
„Danke schon.“
Toni steigt ebenfalls aus dem Wasser. Eine Weile sitzen die drei schweigend nebeneinander.
Etwas später sehen sie Helga aufgeregt aus dem Wasser winken.
„Seht mal, da ist Helga. Ich glaube, sie will, dass wir zu ihr kommen.“
„Ob sie auch ein Problem hat?“
„So sieht sie nicht aus. Sie soll lieber hierher kommen.“
Toni winkt ihr ebenfalls zu, und Helga schwimmt heran. Kurz darauf folgt ihr Gunnar in kurzem Abstand.
„Gewonnen! Wir haben den Tunnel zur Höhle gefunden, noch vor euch. Los, kommt mit, wir tauchen zusammen rein.“
„Ehrlich gesagt würde ich das lieber lassen.“
„Meinetwegen, oder?“
„Aber wenn ich mich noch ein paar Minuten ausruhen kann, geht’s auch gleich wieder.“
„Bei mir klappt’s auch inzwischen besser mit dem Luftanhalten. Ich wär schon neugierig.“
„Ich finde, wir hatten mit der Höhle schon genug Ärger.“
„Boah, jetzt sei nicht so ein Weichei, ich dachte, du wärst cool.“
„Ich bin auch cool, das hat doch damit gar nichts zu tun.“
„Wenn du meinst, dann werden wir wohl sehr viel Spaß ohne dich haben müssen.“
„Komm schon, Toni, ich binde mir eben schnell die Haare zusammen. Was soll schon Schlimmes passieren?“
Toni kann seine Bedenken nicht recht in Worte fassen. Angst hat er nicht, aber irgendetwas sagt ihm, dass es Ärger bedeuten würde, in die Höhle zu tauchen. Letztlich gibt er nach und folgt den anderen.
Bald darauf tauchen sie an der Stelle ins Wasser, die Gunnar und Helga ihnen zeigen. Die Zwillinge haben sich Stirnlampen aufgesetzt und leuchten damit in den stockfinsteren Tunnel. Der ist gerade breit genug, um hindurchzuschwimmen.
Toni verschwindet als Erster im Tunnel, einer nach dem anderen folgt ihm.
Wo gehen wir eigentlich hin?
Zur blöden Lagune.
Zur was?
Das ist ein riesiges Planschbecken mit blauem Wasser. Eigentlich sieht Wasser oft blau aus, aber da ist es noch mehr.
Ah, du meinst die blaue Lagune.
Ja, die ist blöd. Da gibt's keine Fische, und man wird ständig verscheucht.
Stimmt, mich wollten sie auch nicht reinlassen.
Aber da wollte ich eh nicht hin. Meine Freunde sind da.
Guck mal, da ist die große Uhr. Hier treffe ich sie gleich.
Was ist eine große Uhr?
Sammy führt Ern zu dem Treffpunkt, den er mit Marie, Philippe und Toni vereinbart hat. Er ist pünktlich da, sogar ein paar Minuten zu früh. Deshalb wundert er sich nicht, dass er warten muss.
Als der kleine Zeiger aber schon an der Vier vorbei ist und der große Zeiger zwölf Minuten anzeigt, wird Sammy doch unruhig.
Noch viel zu spät. Wo sind die denn?
Sind deine Freunde auch ein Schwarm?
Nein, meine Freunde sind Kinder. Die müssten längst hier sein, wir sind doch verabredet.
Oh oh.
Was oh oh?
Also, mir ist gerade was eingefallen.
Und was?
Na ja, mein Bruder war mal in der blöden Lagune. Oder war es mein Cousin, vielleicht meine Oma.
Okay, okay, also jemand aus deinem Schwarm.
Ja genau. Er wollte nur schwimmen und fischen im blauen Wasser. Da hat eine Frau ganz schrill geschrien und ihn nass gespritzt. Ein Mann kam dazu und hat Schuhe auf ihn geworfen, bis er weggeflogen ist.
Aber was hat das mit meinen Freunden zu tun?
Mein Cousin, nein, ich bin mir sicher, dass es mein Bruder war. Er hat noch was gehört vorher.
Was hat er gehört?
Wie jemand von den Menschen da was gesagt hat.
Und was?
Ah ja, jetzt setz mich doch nicht so. Er hat gesagt, dass es in der Lagune eine Höhle gibt. Da kommt man nur unter Wasser hin. Und die Leute, die da reingegangen sind, kamen nie wieder raus.
Was?
Vielleicht waren das deine Freunde. Vielleicht sind die da reingegangen und nie wieder rausgekommen.
Wann hat dein Bruder dir das erzählt?
Letzten Sommer.
Hä, aber meine Freunde sind doch heute erst verschwunden.
Oh, stimmt.
Bestimmt sind sie bald hier. Hört ihr das, wie laut mein Herz klopft?
Warte, unter Wasser kann man nicht reden.
In der Scheune schon. Es klopfte kaum an der Tür.
"Oh, mal wieder. Erzählst du uns dann nachher, wie es weitergeht, Onkel Mike?"
"Auf jeden Fall."
"Guten Tag, Herbert Meyer von der Baufirma Meyer, Meyer, Meyer, Meyer und Söhne. Ich bin hier, um die Grundstücks- und Gebäudegrenzen zu überprüfen."
"Hallo Herr Meyer, schön, dass Sie sich Zeit nehmen. Kommen Sie herein, möchten Sie eine Tasse Tee?"
Mike bittet den Grundstücksgutachter, Platz zu nehmen, und beantwortet alle seine Fragen, damit er mit der Vermessung beginnen kann. Marie, Philippe und Toni wollen die beiden nicht stören und machen es sich mit Sammy unter dem Doppeldecker gemütlich. Mike hat dort inzwischen einen schönen Teppich hingelegt.
"Was denkt ihr, wie es in der Höhle in der Geschichte aussehen wird? Ob es dort wirklich bunte Kristalle gibt?"
"Wäre schon möglich. Da sind so viele Mineralien in dem Wasser, die könnten sich als Kristalle ablagern. Aber bestimmt wird es schwer, durch den Tunnel zu tauchen."
"Ich hoffe bloß, dass wir uns am Ende nicht verlieren und allein in der Dunkelheit umherirren müssen."
"Mhm, aber selbst dafür gibt es sicher einen Ausweg."
"Bestimmt, ich freue mich drauf, wie es weitergeht."
"Und ich bin gespannt, wie es hier mit den Grundstücksgrenzen weitergeht."
Nächstes Mal bei der Doppeldecker-Crew.
Stellt euch vor, ihr seid gerade dabei, einen langen, dunklen Tunnel zu durchtauchen.
"Sind wir schon da?"
"Noch nicht, aber bestimmt bald."
"Also, ich würde gerne wieder zurück in den Sonnenschein. Kommt ihr mit oder wollt ihr noch bleiben?"
"Wir schauen uns hier noch weiter um."
"Aber geht ruhig, wenn ihr Angst habt."
"Leute, da, wo wir vorhin kurz aufgetaucht sind, da steht jetzt das Wasser bis zur Decke."
"Heißt das, wir sitzen hier fest?"
"Oh, die sind schon viel zu lange weg, irgendwas ist da los."
"Du, sag mal, sahen die Wände hier nicht vorher anders aus?"
"Helga!"
"Vorsicht, Marie!"
"Ah!"
Und du, freust du dich auch schon darauf, wie es in Teil zwei von Die geheime Höhle weitergeht? Es bleibt spannend. Schau doch bis dahin auf unserer Website vorbei und sag uns, wie du dieses Hörspiel findest. Dort findest du außerdem dein Magazin zum Hörspiel und das Staffelposter.
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