Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 295: Der Tod der Schweine, Teil zwei.
Rückblick auf das dramatische Ereignis am See
Wo waren wir in der letzten Episode stehen geblieben? Bei den toten Schweinen – zweitausend Schweinekadaver, die langsam ans Ufer treiben. Sie treiben ans Ufer, weil Jesus im Rahmen eines Exorzismus den Dämonen erlaubt hatte, in eine Schweineherde zu fahren.
In Matthäus 8,28 heißt es: „Und er sprach zu ihnen: Geht hin! Sie aber fuhren aus und fuhren in die Schweine. Und siehe, die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See und kam in dem Gewässer um.“
Wer hat jetzt ein Problem? Na ja, die Schweinehirten. Matthäus 8,34 berichtet: „Die Hüter aber flohen und gingen in die Stadt und verkündeten alles, und das von den Besessenen.“ Wenn man auf die Formulierung achtet, dann verkünden sie alles – also alles, was mit den Schweinen geschehen war – und das von den Besessenen. Die Besessenen sind in ihrer Schilderung Nebensache; im Vordergrund steht der ökonomische Verlust, die toten Schweine.
Lukas 8,34-35 berichtet: „Als aber die Hüter sahen, was geschehen war, flohen sie und verkündeten es in der Stadt und auf dem Land. Die Leute aber gingen hinaus, um zu sehen, was geschehen war, und sie kamen zu Jesus und fanden den Menschen, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bekleidet und vernünftig zu den Füßen Jesu sitzen, und sie fürchteten sich.“
Die Reaktion der Menschen auf die Befreiung
Es ist irgendwie klar, was jetzt passiert. Der Besessene war berühmt-berüchtigt. Dass jemand ihn, den keiner bändigen konnte, von seinen Dämonen befreit hatte, war sensationell.
Was die Hüter der Schweine erzählten, war mindestens merkwürdig – hoffentlich nicht wahr beziehungsweise mehr als besorgniserregend. Die Leute kommen also, um zu sehen, was geschehen war. Und sie finden den ehemals Besessenen als jemanden, der bekleidet und vernünftig zu den Füßen Jesu sitzt.
Was mich an dieser Stelle immer wieder traurig macht, ist die Reaktion der Leute: Sie fürchteten sich. Wisst ihr, was ich mir gewünscht hätte? Dass hier steht, sie freuten sich für ihn. Dass sie sich nicht freuen, sondern nur fürchten, ist ein Motiv, das sich nun durch den Rest der Geschichte zieht.
Weil mich das so traurig macht, dass sich niemand für den Exbesessenen freut, ist der Hinweis darauf wichtig, dass genau das bei Christen anders sein sollte.
Römer 12,15: Freut euch mit den sich Freuenden, weint mit den Weinenden.
1. Korinther 12,26: Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.
Das ist Paulus, der über das Verhältnis der Geschwister einer Gemeinde zueinander schreibt. Die Herausforderung einer geistlichen Gemeinschaft besteht also darin, dass wir uns trauen, Freude und Leid miteinander zu teilen.
Und das wiederum gelingt nur, wenn Mitgefühl auf Transparenz stößt. Es braucht einerseits Offenheit, die Bereitschaft, meinen Geschwistern an meinem Leben Anteil zu geben. Es bedeutet, das Leben nicht nur für mich in meinen vier Wänden zu leben und insgeheim zu denken, dass sich sowieso niemand für mich interessiert.
Transparenz ist das eine, Mitgefühl das andere: Interesse am Leben der Geschwister, auch dann, wenn mein eigenes Leben schon turbulent und eigentlich voll ist.
Die Bedeutung der Heilung und die Angst der Menschen
Aber kommen wir zurück zu den Schweinen. Die Leute kommen, sehen den ehemals Besessenen, wie er bei Jesus sitzt, wie er normal redet, wie Boshaftigkeit und Gefährlichkeit verschwunden sind. Sie sehen, dass er sich nicht mehr die Kleider vom Leib reißt und dass man ihn nicht mehr binden muss.
Lukas 8,36: Die es aber gesehen hatten, verkündeten ihnen, wie der Besessene geheilt worden war.
Jetzt wissen es alle: wie er geheilt worden war, dass Jesus gekommen ist, dass die Dämonen ausfuhren und dass die Schweine sich in den See gestürzt hatten. Für die Zuhörer ist eines klar: Dieser Rabbi aus Nazareth vom gegenüberliegenden Ufer ist in der Lage, Dämonen auszutreiben. Er hatte gerade den vielleicht schwersten Fall von Besessenheit in der Gegend geheilt.
Markus 5,16-17: Und die es gesehen hatten, erzählten ihnen, wie dem Besessenen geschehen war, und das von den Schweinen. Und sie fingen an, ihn zu bitten, aus ihrem Gebiet wegzugehen.
Ist das traurig? Sie fingen an, ihn zu bitten, aus ihrem Gebiet wegzugehen.
Lukas 8,37: Und die ganze Menge aus der Umgegend der Gerasener bat ihn, von ihnen wegzugehen, denn sie waren von großer Furcht ergriffen.
Wovor fürchten sie sich? Wir dürfen davon ausgehen, dass sie schon von Jesus gehört hatten. Wenn einer einmal über den See, vielleicht fünfzehn Kilometer Luftlinie entfernt, zu Hunderten Kranke und Besessene heilt, dann wird sich das herumgesprochen haben.
Also wovor fürchten sie sich? Dass jetzt auch bei ihnen die Kranken gesund und die Besessenen frei werden? Wohl kaum. Aber sie fürchten sich vor den Kosten. Dieser Jesus steht für Verlust, für finanziellen Verlust, für tote Schweine. Sie hatten Angst vor dem, was als Nächstes kommt.
Es gab bestimmt noch mehr Besessene und noch mehr Schweine. Aber im Zweifelsfall ist es wohl besser, dass die Besessenen besessen bleiben und die Kranken krank, als dass man Jesus einfach machen lässt und nicht weiß, was passiert.
Gier frisst Mitleid, Profit steht über Barmherzigkeit. Das ist der Grund, warum sie sich fürchten. Das ist der Grund, warum sie Jesus bitten, aus der Gegend zu verschwinden.
Die tieferen Lektionen hinter dem Schweineereignis
Aber warum überhaupt das mit den Schweinen? War es nur dazu gedacht, das Herz der Gerasener zu offenbaren? Vielleicht. Doch es könnten noch zwei weitere Lektionen dahinterstecken.
Erstens: Errettung ist immer teuer und immer exklusiv. Wenn Gott mich befreit, dann müssen die Schweine als Symbol für das Unreine verschwinden. Das bedeutet, dass die Sünde in meinem Leben keinen Platz mehr hat.
Zweitens: Errettung ist jüdisch. Wie Jesus es der samaritischen Frau gesagt hatte: Das Heil kommt aus den Juden. Die Nähe der bösen Geister zu den unreinen Schweinen zeigt deutlich, dass wahre Rettung nicht im Heidentum zu finden ist, sondern allein in der jüdischen Religion. Alles Heidnische muss weg.
Markus 5,18-20: Und als er in das Boot stieg, bat ihn der, der besessen gewesen war, dass er bei ihm bleiben dürfe. Doch er gestattete es ihm nicht, sondern sagte zu ihm: „Geh in dein Haus zu den Deinen und verkünde ihnen, wie viel der Herr an dir getan hat und wie sehr er sich deiner erbarmt hat.“
Der Mann ging daraufhin und begann im Zehnstädtegebiet auszurufen, wie viel Jesus an ihm getan hatte. Alle wunderten sich.
Jesus lässt sich wegschicken, aber er hinterlässt einen Missionar: den ehemals Besessenen. Warum darf dieser nicht bei Jesus bleiben? Weil er im Zehnstädtegebiet viel wertvoller war. Dort kannten ihn alle, dort konnte er wirken und Zeuge von Gottes Barmherzigkeit sein.
Er hatte eine gute Geschichte zu erzählen, eine wirklich gute Geschichte. Es war die Geschichte von dem Gott Israels, der über Israel hinaus Menschen aus den Fängen des Bösen befreite. Eine Geschichte, die davon handelte, dass er, der Nichtjude, genauso frei geworden war von den bösen Geistern, wie man es über den See von vielen Juden gehört hatte. Kein Wunder also, dass sich die Menschen wunderten.
Lukas 8,37: Jesus aber stieg in das Boot und kehrte zurück.
Abschluss und Segenswünsche
Ein Ruhetag in der Woche, tägliches Gebet und regelmäßig ein Eheabend.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
