Wir haben eine Reihe über die Zusagen Gottes. Seine Worte sind wie Faustpfänder in der Hand des Glaubenden, auf die man sich verlassen kann.
Nehmen Sie nun Ihre Bibel zur Hand und lesen Jesaja 44,22:
Da spricht der Herr, Gott der Herr: „Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich.“
Erinnerungen an die Vergangenheit und das Bedürfnis nach Entlastung
Man erzählt sich immer wieder viel von den Ereignissen vor fünfzig Jahren. Ich erinnere mich gut an ein Erlebnis an einem Abend: Es klingelte wie verrückt an unserer Tür, und dann stürmte ein Nachbar die Treppe hoch. Wir wohnten im dritten Stock. Schon im Treppenhaus rief er: „Entlastet, entlastet!“
Das war damals das Spruchkammerverfahren der Entnazifizierung. Wie das manchmal so läuft: Zuerst kamen die „kleinen Leute“ dran. Jeder musste seine Unschuld nachweisen. Das war nicht immer leicht, vor allem wenn jemand irgendwie im System mit hineingezogen wurde. Dann musste er etwas vorlegen, das ihn entlastete oder ihn schließlich als unbeteiligt ganz freisprach.
Die Freude darüber vergesse ich nie: „Entlastet! Die Anklage hat nichts mehr bei mir zu bedeuten, ich bin freigesprochen!“ Das ist merkwürdig. Nur ganz wenige Menschen empfinden heute so etwas bei der herrlichsten Sache des Evangeliums – der allerherrlichsten, die man sich je ausdenken kann.
Nein, das kann sich kein Menschenhirn ausdenken: Dass es so etwas geben kann, dass Gott die schlimmsten Verbrechen, die je begangen wurden, einfach austilgt und ungeschehen macht. Wie soll das denn geschehen können? Das ist doch völlig unmöglich! Sündenvergebung – wie kann das sein?
Kritik am Reden von Sünde und die heutige Haltung dazu
Im Spiegel stand eine heftige Attacke eines Schriftstellers gegen das Christentum. Er klagte die Christen gerade deshalb an und sagte: „Ihr mit eurem dauernden Reden von der Sünde, was habt ihr angerichtet? Ihr habt in meinem Leben meinen Charakter ganz entscheidend zerstört und verändert. Ihr habt mir meine Lebensgefühle vermiest, ihr habt ein schlechtes Gewissen in mir geweckt durch euer ständiges Reden von der Sünde. Ihr habt versucht, mich zu verklemmen und zu schädigen, die natürliche Freude an meiner Lust kaputtzumachen. Darum macht das Christentum radikal bekämpfendes Leben untüchtig.“
Das Reden von der Sünde sei ein Schaden, sagte nicht nur dieser Schriftsteller, sondern das sagen heute unzählig viele Menschen. Ich denke an einen jungen Mann, der in einer christlichen Bibelgruppe war. Eines Tages entdeckte er, wie nett Mädchen sein können, und lebte mit ihnen zusammen. Schließlich schrieb er, als er noch einmal eingeladen wurde, der Bibelgruppe einen Abschiedsbrief, radikal in der Abrechnung. Darin schrieb er: „Ich habe genug von euch. Ihr habt immer versucht, mir Sünde einzureden, um mir dann am Ende eine Vergebung zu erzählen, die ich doch gar nicht brauche und an der ich gar nicht interessiert bin. Ihr weckt einen Bedarf, der grob unnötig ist. Ich habe entdeckt, ich bin ein guter Mensch, und ich will mich einsetzen, mit meinem Leben etwas Gutes zu schaffen. Ich habe keinen Tag Heimweh nach dem, was bei euch war. Das Reden von der Sünde ist doch bloß etwas, womit man den Menschen etwas einredet.“
Diese harte Kritik hat getroffen. Wer redet eigentlich heute noch von der Sünde? In den Kirchen sehr selten. Wo wird denn Stellung genommen? Gegen den Krieg vielleicht, gegen die Korruption, aber gegen die Sünde? Wer redet denn gegen die Sünde? Vielleicht redet man noch ein wenig von der Schuld, etwas allgemeiner und neutraler. Vielleicht redet man von dem, was andere Menschen Böses tun. Aber von uns, von unserer Schuld und von unserer Sünde wird kaum noch gesprochen.
Man wird immer daran erinnert, wie einst in Russland, in Südrussland, am Höhepunkt des kommunistischen Systems ein Ingenieur namens Tabatschkow in der Nähe des Schwarzen Meeres verurteilt wurde. Er hatte Kinderstunden abgehalten, ganz schlichte Kinderstunden in seiner Wohnung, in denen er den Kindern biblische Geschichten erzählte. Doch das kommunistische System war so ärgerlich, weil sie sagten, er habe durch die von ihm ausgedachte Sündhaftigkeit des Menschen die Kinder der optimistischen Grundhaltung des Sowjetmenschen, des Sowjetsystems entzogen – der optimistischen Grundhaltung.
Die Leugnung der Sünde und die Blindheit des Menschen
Das ist ja auch bei Christen längst so.
„Ach komm, red doch nicht immer von meinen Fehlern“, sagt man vielleicht noch. Jeder Mensch hat Fehler. Wir wollen jetzt etwas Positives tun. Wir haben so viel zu bewirken im Umweltschutz. Es gibt so viele soziale Taten zu tun. Lasst uns doch fröhlich an die Arbeit gehen. Aber erinnere mich doch nicht immer an die Mängel, an das Vergangene.
Dann ist Sünde also nur das, was wir uns einreden? Ich wäre froh, wir könnten Menschen Sünde einreden.
Jetzt muss ich es Ihnen mal so erzählen: Wenn ich mit verkrachten Ehepaaren zusammensitze – das gibt es ja hier und da –, dann sehe ich, wie zwei Menschen, die sich einst unheimlich liebten, plötzlich spinnefein sind. Dann werfen sie sich gemeine Dinge an den Kopf und handeln furchtbar aneinander. Sie versündigen sich maßlos aneinander. Da sitzt man oft bloß daneben und kriegt den Mund nicht mehr zu.
Und dann sagt man: Wie können sie so etwas sagen? Wie können sie so etwas tun?
Ja, was passiert denn dann? „Ich habe doch nichts falsch gemacht, das ist doch mein Mann“, sagt mir die Frau. „Ich wollte Sünde einreden, ich wollte Menschen von der Sünde überführen, und ich merke, ich kann es gar nicht.“
Nicht anders ist es, wenn Eltern und Kinder zerstritten sind. Manchmal möchte ich sagen: „Merkst du nicht, wie furchtbar dein Verhalten ist?“ Aber überhaupt nicht.
Der Mensch kann Sünde leugnen in einer Blindheit ohnegleichen. So wie in den letzten Tagen im Fernsehen, als ein kurzes Bild gezeigt wurde: Wie der Psychiater Doktor Karadzic zur Kirche geht, einer serbisch-orthodoxen Kirche. Da habe ich gedacht, da muss doch in so einem Menschen irgendwo noch etwas aufwachen.
Nein, es muss nicht. Man kann heute in der Kirchenbank sitzen – nicht nur so wie Doktor Karadzic. Wir sitzen drin und sagen: „Ich bin doch recht.“
Von was reden wir überhaupt?
Man kann so blind sein und seine Sünde bis zum Schluss leugnen. Man kann überlegen und sagen: „Die anderen Menschen sind alle problematisch.“ Sicher, ich kenne viele, die sich viel haben zu Schulden kommen lassen, aber ich bin in Ordnung. Ich kann mein Leben selbst packen.
Das ist eine fromme Heuchelei.
Die Überführung durch den Heiligen Geist und die Macht der Sünde
Es ist ein Wunder des Heiligen Geistes, wenn er uns die Sünde deutlich vor Augen führt. Daran erkennt man den Heiligen Geist: Er überführt uns von der Sünde.
Der Teufel hingegen stellt die Sünde immer in verlockend schönen, leuchtenden Farben dar. Selbst Christen kennen die Versuchung: Ist das nicht etwas Schickes, Sünde? Ist das nicht etwas Erfüllendes? Nein!
Man muss es einmal in der Kraft des Heiligen Geistes durchschauen, wie der Teufel niemals das hält, was er verspricht. Im Gegenteil: Wenn man in der Sünde lebt, macht der Teufel das Gewissen schlecht und unruhig. Er hält einem die Sünde ständig vor, und das ist das Furchtbare daran. Das führt im Leben zu viel Traurigkeit und Verzagtheit.
All das hat keinen Wert, wenn man flüchten will und immer wieder sagt: „Ich möchte doch etwas tun.“ Wir Menschen haben uns dann ein ganzes System von Leistungsgesetzen aufgebaut, bei dem wir alles schaffen wollen. Wir wollen besser sein als unsere Vorfahren, besser leben und unsere Ehe besser führen als sie. Dabei merken wir oft gar nicht, dass wir scheitern.
Ich kann nur von meiner Sünde sprechen, und ich würde sagen: Es gibt kaum eine halbe Stunde in unserem Leben, in der wir nicht in Liebesschuld bleiben. Wir tun Menschen weh, enttäuschen sie, versäumen Dinge, und böse Gedanken sind in unserem Kopf.
Was will man da machen? Man kann mit eigener Kraft überhaupt nichts bewältigen, gar nichts selbst lösen. Je mehr man gegen die Sünde kämpft, desto mehr merkt man, dass, wie die Bibel immer wieder sagt, unheimlich dunkle Finsternismächte am Werk sind. Das sind okkulte Mächte, teuflisch und finster. Sie ziehen, jagen, binden und treiben uns, obwohl wir es gar nicht wollen.
Und immer wieder sagen wir: „Ich habe es doch gut gemeint.“ Das heißt aber gerade, dass es eben nicht gut war, was wir getan haben. Wir haben es gemeint, aber nicht vollbracht. Das Gegenteil dessen kam heraus, was wir wollten.
Die Zusage der Vergebung und das Wirken Gottes
Und darum ist es gut, dass das Evangelium immer wieder von der Vergebung der Sünder spricht. Fällt Ihnen auch auf, wie wenig in der Bibel von der Sünde selbst die Rede ist, aber immer von der Vergebung?
So setzt Gott an: Er will die Sünde wegnehmen. Er thematisiert nicht die Sünde, sondern wir tun das im Leben. Er spricht von der Vergebung. Wie wunderbar ist es, dass er eine Vergebung schafft.
Jetzt haben Sie dieses Wort aus Jesaja 44, Vers 22: „Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke.“ Nehmen Sie das Kapitel davor, Jesaja 43, Vers 25. Das ist ein schönes Kapitel, das Sie alle doch am Anfang schon kennen: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst.“ Warum soll ich mich denn nicht fürchten? Weil Gott in meinem Leben Sünde vergeben und auslöschen will.
„Ich tilge deine Übertretung.“ Ich kann doch meine Sünden nicht tilgen. Deshalb sagt Gott: „Ich mache das.“ Er sagt zweimal „ich“. Davor steht: „Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden.“
Nicht zu einem noch so kleinen Stückchen können sie auch nur eine böse Sache in ihrem Leben bereinigen, wie sehr sie sich auch damit abquälen, wie sehr sie auch daran arbeiten – sie können überhaupt nichts mehr in Ordnung bringen. Passiert ist passiert, und Geschehen ist geschehen.
Dann sagt Gott: „Mir hast du Arbeit gemacht, und ich bin der, der Sünde wegträgt.“ Missetat steht hier. „Ich vertilge deine Missetat.“ Man kann es auch anders übersetzen: Deine Freveltaten. Das, was da geschehen ist, war ja nicht nur ein Fehler. Es war ein ganz bewusstes Brechen der Gottesordnung.
Du hast mir damals ins Gesicht gespuckt. Du hast dich empört, wolltest dich nicht bevormunden lassen.
Das Geheimnis der Vergebung durch Jesus Christus
Warum gibt es Vergebung, und ist das überhaupt möglich? Wie soll Vergebung überhaupt funktionieren?
Viele Menschen sagen, sie könnten den Glauben nicht fassen und verstehen das nicht. Es gibt viele Dinge, über die kaum gesprochen wird, zum Beispiel das Gebet. Man kann sich kaum vorstellen, wie das funktionieren soll: Ich bete in meinem Herzen, und Gott soll es hören. Oder Vergebung – wie kann das möglich sein? Oft sind Dinge geschehen, und die Betroffenen, an denen wir uns versündigt haben, sind schon lange tot.
Dann hat Gott seinen Sohn als Opfer zur Sühne für unsere Schuld ans Kreuz gehängt. In der Bibel, von Jesaja 53 bis zu den großen Aussagen des Paulus und dem Hebräerbrief, wird ein für alle Mal klar: In Jesus ist eine Sühne geschaffen durch das Blut Jesu – durch nichts anderes.
Jesus hängt am Kreuz, geschlagen und gequält. Das wird so dramatisch geschildert, dass selbst der eine Delinquent, der neben Jesus am Kreuz hängt, bis zum Tod noch die Frechheit aufbringt zu sagen: „Wir sind recht, wir sind recht, wir haben uns nichts vorzuwerfen“, obwohl ihr Leben ein Abenteuer der Schuld und der Sünde war – sie waren Mörder.
Da sagt Jesus: Warum? Und nur der andere, der neben Jesus hängt, sagt: „Herr, gedenke an mich.“ Es ist auch erschütternd, wie die Menschen um das Kreuz herumstehen, unten an den Füßen Jesu, und nur zuschauen. Was ist da oben geschehen? Jesus betet: „Vater, vergib ihnen.“ Das ist das Größte, was geschehen kann – dass durch das Kreuz Jesu meine Schuld vergeben und gesühnt ist.
Ich muss es aussprechen und bekennen, bereuen, hassen und lassen. Dann gibt es Vergebung, eine vollständige Vergebung. Es ist wunderbar, dass Gott immer wieder das Thema in der Bibel aufgreift. Dabei geht er ganz anders vor, als wir es tun oder als es in Romanen und Filmen dargestellt wird, wenn das Thema der Sünde behandelt wird.
Gott begegnet der Sünde in Liebe und Erbarmen. Er sagt: „Ich will vergeben, ich will vertilgen.“ Und er sagt auch, dass er die Sünde vollständig austilgen will. Es ist nicht nur ein kleines Missgeschick, wie wenn man aus Versehen mal eine Tasse fallen lässt oder aus Ungeschick etwas falsch macht.
Sünde ist immer ein Bruch mit dem heiligen Willen Gottes, und wir wissen genau, was Sünde ist, in aller Klarheit und Deutlichkeit. Meine Sünde ist immer vor mir, wenn der Geist Gottes sie uns aufdeckt.
Es ist wunderbar, dass Gott ankündigt, die Sünde auszutilgen – so wie man mit einem Unkrautvernichtungsmittel Unkraut vertilgt, bis nichts mehr da ist, bis es eingeht und weg ist. Das wünschen wir uns, und genau das ist hier zugesagt.
Gott vergibt nicht nur die geschehene Sünde – das ist nur ein Teil –, sondern er will die Sünde austilgen.
Die Macht der Sünde und die Befreiung durch Jesus
Was ist denn Sünde? Sünde ist gleichzeitig eine Großmacht, die in mein Leben eintritt und mein Herz beherrscht. Mit meinem Eigensinn, meinem Neid, meinem störrischen Wesen, meiner Habsucht und meiner Unreinheit kommen gleichzeitig böse Geister in mich.
Johannes Gosner, der große Missionar, hat früher dieses Herzbüchlein gemalt. Vielleicht kennen es noch manche von Ihnen. Er hat es ganz schlicht mit einer Zeichnung dargestellt, wie in dieses Herz fremde Teufelsmächte eindringen und über das Menschenherz siegen. Gosner hat unzählige Menschen nur durch diese einfachen Zeichnungen von der herrlichen Freude des Evangeliums überzeugt.
Und das ist doch wahr: Wo Menschen ihre Sünde bekennen, bereuen, hassen und lassen, da wird nicht nur das Alte getilgt. Dann kann Jesus in unserem Leben die Herrschaft übernehmen, und es beginnt ein völlig neues Leben.
Im Evangelium wird erzählt von vielen Menschen, die mit Jesus gingen. Plötzlich waren sündige Menschen, die in der Hurerei lebten, geldgierig waren, Schwarzhändler, Betrüger und Korruption betrieben, Menschen, die gerecht lebten. Das Alte wurde in seiner ganzen Ausstrahlung gebrochen.
Die Sünde soll ausgetilgt werden wie ein Nebel oder eine Wolke. So wie jetzt kurz im Regen ein Nebel im Tal aufsteigt und die Sonne ihn wieder wegbringt, so will Jesus die sündige Macht in unserem Leben wegnehmen und vertilgen. Was für eine Zusage!
Wir erleben das immer wieder, und es ist so groß: Diese Vergebung ist eine Macht, eine siegende Macht. Das ist das Herzstück des Evangeliums. Menschen werden neu, es geschieht eine Revolution.
Wo das Evangelium hinkam, hat es die Kultur der Menschen verändert. Wenn heute nicht mehr die Vergebung der Sünden als Herzstück jeder Predigt gepredigt wird, dann hat die Kirche ihre Leuchtkraft, ihr Salz und Licht verloren. Dann kann in unserem Leben die Revolution des Neuen nicht mehr geschehen.
Beispiele für die Kraft der Vergebung und der Umkehr
Sie kennen das Lied Amazing Grace – so wunderbar ist die Gnade Gottes, wie sie der Sklavenhändler John Newton erlebt hat. Plötzlich wurde ihm deutlich, was Sünde in seinem Leben bedeutet. Daraufhin hat er seine Richtung um 180 Grad geändert, hat alles hinter sich gelassen, was bisher sein Leben ausmachte, und wurde ein Kämpfer gegen die Sklaverei. Er war ein leidenschaftlicher Mann, der unzählige Menschen mitgerissen hat. Letztlich war er ein Vorbild dafür, dass in England die Sklaverei weltweit abgeschafft wurde.
Weil sich ein Einzelner bekehrt hat – wie wirkt sich das in Ihrem Leben aus? Spürt man, wie das in die Weite geht? Gott will die Sünde vollkommen vertilgen, auslöschen und wegnehmen. Nichts soll mehr übrig bleiben, keine Spur mehr. Es geht darum, mit der Sünde zu brechen, nicht dass Vergebung nur der Deckel für die Bosheit ist, sodass man sagt: „Das kann ich ungeniert immer wieder tun.“
Wir sprechen immer wieder von dem Geschehen vor 50 Jahren, dem Zusammenbruch Deutschlands. Darf ich Ihnen noch kurz erzählen, was der Pastor Czereck erlebt hat? Er war ein amerikanischer Pastor, der Seelsorge für die zum Tode verurteilten Nazis in Nürnberg vor dem Tribunal leistete. Er baute eine Doppelzelle als Kapelle aus. Ein oberster SS-Mann spielte dort Harmonium.
Czereck berichtet, dass er unzählige Stunden, Tag und Nacht, mit diesen Männern verbrachte, um vor ihrer Hinrichtung über Sünde und das ewige Gericht zu sprechen. Der Erste, der in seiner Pritsche niederkniete, war der Gauleiter von Thüringen, Fritz Saukel. Er betete vor allen anderen: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ Das kommt uns fast makaber vor, weil wir uns über unsere bürgerliche Wohlanständigkeit erheben. Doch gilt die Vergebung auch den großen Ganoven, allen, sogar den allerschlimmsten. Und dazu gehören wir. Die Obergauner sind wir, die wir das Evangelium durch und durch kennen und dennoch weiter sündigen. So schlimm haben es die anderen nicht gemacht – oft wussten sie es gar nicht, so wie wir.
Der Nächste, der sein Sündenbekenntnis ablegte, war Hans Fritzsche, ein Abteilungsleiter aus dem Propagandaministerium. Dann folgten Baldur von Schirach, der Führer der Hitlerjugend, und Joachim von Ribbentrop. Dieser war der Erste, der gehängt wurde. Er bat noch einmal darum, mit ihm ein Gebet zu sprechen, bevor er erhängt wurde. Sein Name wurde aufgerufen, dann wurde die Schlinge um seinen Hals gelegt. Doch zuvor sagte er noch zu dem Seelsorger: „Ich setze mein ganzes Vertrauen auf das Blut Jesu, des Lammes Gottes, das die Sünde der Welt trägt.“
Damit wir es auch wissen: Es waren andere dabei, die an diesen Andachten und Gesprächen teilnahmen. Dazu gehörte Hermann Göring. Dieser Seelsorger Czereck bemühte sich besonders um ihn und sagte ihm, seine Tochter habe extra gesagt, sie wolle ihn im Himmel wiedersehen. Göring antwortete: „Das glaubt sie, aber nicht ich. Tot ist tot.“ Er nahm sich schließlich das Leben, bevor er hingerichtet werden konnte.
Oder Alfred Rosenberg, der sich sogar verbat, dass für ihn gebetet werde. Er wolle das nicht und brauche es nicht. Ist es bei uns nicht manchmal genauso wahnsinnig, dass wir aus Stolz so sprechen wie diese Leute? Wo man sieht, jetzt ist alles aus, es gibt keinen Ausweg mehr, alles war verfehlt, und bis zum Schluss zeigt man nur nach außen Würde. Dabei heißt es: Kehrt um zum Herrn!
Einladung zur Umkehr und die Zusage Gottes
Kehre dich zu mir, so schließt dieses Wort. Der Herr will in ihrem Leben mächtig wirken.
Es ist furchtbar, wenn man sich erst in den letzten Stunden seines Lebens bekehrt. Die jungen Leute hingegen haben noch ein ganzes Leben vor sich. Gott will durch ihr Leben viel wirken und Frucht der Gerechtigkeit hervorbringen, damit sie ihm in Heiligkeit dienen.
Welch ein Angebot: Brich jetzt mit dem Alten! Ich vertilge deine Sünden wie den Nebel und deine Freveltaten wie eine Wolke.
Zusätzliche biblische Zusagen zur Vergebung
Jetzt betrachten wir noch einige Bibelstellen.
Jesaja 1,18: Immer wieder ruft Gott: „Kommt, lasst uns miteinander rechten“, spricht der Herr. „Wenn eure Sünde auch blutrot ist, wenn sie bis zum Himmel schreit, wenn sie furchtbar ist, so dass man sich dessen kaum mehr bewusst sein kann – so wie bei jenen schrecklichen Verbrechen des Dritten Reiches – soll sie doch schneeweiß werden. Und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.“
Jesaja 38,17 erzählt von König Hiskia, der auf dem Sterbebett liegt: „Um Trost war mir sehr bange, du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, sodass sie nicht verdorrte. Denn du hast alle meine Sünden hinter dich geworfen.“
Im Psalm 103 heißt es, wie weit die Sünden von uns entfernt liegen: „So fern der Morgen ist vom Abend, so fern hat er unsere Übertretungen von uns entfernt.“ Der Morgen holt den Abend nie ein, und der Abend den Morgen nie – sie sind unerreichbar voneinander getrennt. So weit trennt der Herr unsere Übertretungen von uns, ganz und gar. Er versenkt sie dort, wo niemand sie mehr hervorholen kann.
Was in Jesus vergeben ist, vor ihm bekannt und bereut wurde, ist vergeben und vergessen.
Warum machen wir das nur beim Abendmahl? Ich frage Sie: Wollen Sie das bekennen? Dass es Ihnen leid tut, was Sie gesündigt haben – in Gedanken, Worten und Werken, das, was Sie belastet, auch die unbekannte Sünde, das, was aus Gleichgültigkeit geschehen ist oder im bewussten Vorsatz?
Dann darf ich Ihnen zusagen: Nicht der Priester vergibt die Sünden, sondern das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde.
Wenn Sie wissen wollen, ob das wahr ist, dann schauen Sie nach in 1. Johannes 1,7: „Das Blut Jesu Christi macht mich, uns, rein von aller Sünde.“ Sie dürfen es so für sich annehmen: Jetzt Vergebung ganz und völlig, befreit von hier weggehen. Alles hat er mir erlassen, alles – kaum zu fassen. Alle meine Schuld und Sünde trug er dort für mich.
Jetzt darf ich ihm leben. So wie die Sünde in meinem Leben geherrscht hat, so soll jetzt die Gerechtigkeit herrschen zum Leben. Amen.