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Richter 2, 6 - Richter 3, 11

Das Buch der Richter - Selbstbestimmung oder Gottesherrschaft?, Teil 5/23
04.01.2012Richter 2,6-3,11
SERIE - Teil 5 / 23Das Buch der Richter - Selbstbestimmung oder Gottesherrschaft?

Einleitung und Gebet zum Beginn

Wir beten noch kurz.

Ja, wir danken dir für die Gnade, dass du uns gefunden hast und dass wir dich finden durften.

Wir wollen noch einmal betonen: Du sollst König sein, Herr. Wir beten, dass du uns bewahrst, damit wir nicht über die Richter richten und dabei nicht merken, dass wir denselben Fehler machen wie das Volk im Buch der Richter.

Wir bitten dich, uns zu helfen, die Lektionen, die du uns hier gibst, zu verstehen und anzuwenden.

Amen!

Einführung in das zweite Vorwort des Richterbuches

Wir sehen in Richter 2,6 das zweite Vorwort – ein äußerst wichtiger Abschnitt, vielleicht sogar der wichtigste im Richterbuch. Ich weiß es nicht genau. Das ist das Problem der zweiten und dritten Generation.

Ist das aktuell? Ja, das ist sehr aktuell.

Der Abschnitt geht bis Kapitel 3, Vers 6. Hier wollen wir jedoch zunächst nur die Verse 6 bis 10 lesen.

Vers 6: „Und Josua hatte das Volk entlassen, und die Söhne Israels waren hingegangen, ein jeder zu seinem Erbteil, das Land in Besitz zu nehmen. Und das Volk hatte Jahwe gedient alle Tage Josuas und alle Tage der Ältesten, die noch länger lebten nach Josua, die gesehen hatten all das große Werk Jahwes, das er getan hatte an Israel. Aber Josua, der Sohn Nuns, der Knecht Jahwes, war als Hundertzehnjähriger gestorben, und sie hatten ihn begraben im Gebiet seines Erbteils zu Timnat Cheresch auf dem Gebirge Ephraim, nördlich vom Berge Gaas. Und auch jenes ganze Geschlecht war versammelt worden zu seinen Vätern. Und es war aufgestanden ein anderes Geschlecht nach ihnen, das Jahwe noch nicht erkannt hatte, noch das Werk, das er für Israel getan hatte.“

Ihr habt gemerkt, dass ich im Plusquamperfekt gelesen habe. Das nennt man Vorvergangenheit. Das Hebräische kennt diese Zeitform nicht. Der Übersetzer muss daher immer überlegen: Ist es hier Plusquamperfekt oder Perfekt? Das heißt, ist das hier normale Vergangenheit oder Vorvergangenheit? Nur der Zusammenhang kann uns helfen.

Hier ist dieser Abschnitt Vorvergangenheit, das heißt, Josua hatte entlassen – nicht Josua entließ das Volk. Es ist ja hier ein Rückblick. Es stört nicht viel, wenn man jetzt mit normalem Perfekt liest. Es stört nicht viel, nur muss man sich bewusst machen, dass es ein Rückblick ist.

Also, hier haben wir einen ganz wichtigen Kommentar des inspirierten Schreibers, der das Problem aufzeigt, das wir hier haben. Diese Verse sind ganz bewusst eingeschoben als zweites Vorwort.

Denn das, was dann in Kapitel 3, Vers 7 kommt, ist der Beginn des Hauptteils. Kapitel 3, Vers 7 ist direkt angeschlossen an Kapitel 2, Vers 5. Dort stehen die Israeliten und weinen, und der Engel hat sie überführt.

Dann kommt Kapitel 3, Vers 7, und es geht los: Das Richterbuch und der Hauptteil des Richterbuches beginnen mit den Richtern. Dort in Kapitel 3 heißt es: „Die Söhne Israels taten, was böse war in den Augen des Herrn, und da entbrannte der Zorn des Herrn usw.“ Und dann folgt die erste Gefangenschaft.

Die zweite Generation und ihr Verhältnis zu Gott

Aber noch einmal zurück zu dem Abschnitt: Kapitel 2, Vers 6 bis Kapitel 3, Vers 6. Ein spezielles Vorwort, ein zusätzliches Vorwort.

Joshua war gestorben, und die Ältesten, die mit Joshua zusammen gewesen waren – also die erste Generation – waren ebenfalls gestorben. Jetzt ist die zweite Generation an der Reihe. Es wird uns gesagt, dass diese Generation nicht direkt erlebt hatte, was Joshua und die Ältesten erlebt hatten. Es heißt hier, sie kannten Yahweh nicht. Das bedeutet, sie kannten nicht aus persönlicher Erfahrung das Erlösungswerk des Herrn, wie er Israel aus Ägypten herausgeführt und in Kanaan hineingeführt hatte.

Als Gott die Israeliten herausgeführt hatte, erlebten die Israeliten Gott ganz besonders. Diese Generation starb in der Wüste; alle, die älter als zwanzig Jahre waren, starben, mit Ausnahme von Kaleb und Joshua. Die neue Generation erlebte Gott erneut. Gott führte die Israeliten in das Land, durch den Jordan – ein großes Wunder.

Dann kam die ganze Sache mit Jericho, wie die erste große befestigte Stadt fiel und wie Gott hier handelte. Die Israeliten schauten nur zu, und Gott half weiter. Ebenso wurden die anderen Städte nacheinander eingenommen, und die Könige dieser Städte wurden alle vernichtet. Sie haben viel erlebt.

Jetzt sind alle gestorben: Joshua und die Ältesten. Das Vorwort bezieht sich auf das Buch Richter als Ganzes. Es geht immer noch um die zweite Etappe der Landnahme. Die erste Etappe war unter Joshua und den Ältesten, die zweite Etappe ist das Buch Richter. Das erste Vorwort bezieht sich auf denselben historischen Zeitraum wie das zweite Vorwort, ist aber thematisch etwas anders. Dem Schreiber ist das offensichtlich sehr wichtig, denn er verbringt hier Zeit damit. Und wir wollen mit dem inspirierten Schreiber, der uns diesen Bericht gegeben hat, mitgehen.

Joshua wurde begraben, und auch das ganze Geschlecht, wie es in Vers 10 heißt, wurde „versammelt zu den Vätern“ – das heißt, alle waren gestorben. Nun kommt ein anderes Geschlecht nach ihnen, das Yahweh noch nicht erkannt oder gekannt hatte, noch nicht das Werk, das er für Israel getan hatte. Sie kennen ihn also nicht aus persönlicher Erfahrung, das ist gemeint.

Sie kennen auch den Krieg nicht, wie wir später erfahren werden. Sie wissen nicht, wie Gott gewaltig eingegriffen hat, wenn man Krieg führt, und wie Gott hier mächtig als Feldherr mitgezogen ist, sozusagen in unsichtbarer Weise.

Dieses Problem haben wir heute auch immer wieder. Es gibt immer wieder eine zweite, dritte oder vierte Generation – je nachdem. Irgendwo geschieht ein neues Werk, Gott greift ein, verwendet Menschen, eine Reihe kommt zum Glauben, es geschieht eine Erweckung, wie wir es nennen, oder einfach eine neue Arbeit. Dann kommt die nächste Generation.

Ich selbst bin zum Beispiel in Österreich zum Glauben gekommen. Dort war ich die erste Generation. Meine Eltern waren nicht gläubig, und ich kam zum Glauben. Für mich als Siebzehnjähriger war das eine gewaltige Entdeckung: Gott zu erfahren, die Bibel zu erleben und so weiter.

Meine siebzehnjährigen Kinder dagegen: Was ist das Besondere in der Bibel? Wo ist da die Entdeckung? Sie kennen das schon lange, für sie ist das nichts Neues.

Und hier liegt das Problem. Bei euch ist es vielleicht die dritte Generation, ich weiß es nicht. Seid ihr die dritte? Waren die Großeltern schon gläubig? Oder die vierte? Auch die Urgroßeltern? Also die vierte Generation? Das gilt genauso für die fünfte Generation.

Das Erste, was bei dieser zweiten, dritten, vierten oder fünften Generation verloren geht, ist das persönliche Erleben des Herrn – oder besser gesagt, die Gefahr besteht. Ich sage nicht, dass es immer so ist, aber die Gefahr ist, dass man den Herrn nicht persönlich erlebt. Diese persönliche Beziehung der Liebe zum Herrn, diese persönliche Hingabe an den Herrn.

Und was ist die Lösung? Das Richterbuch zeigt uns die Lösung. Der einzige Weg, um dieses Problem zu meistern, ist, dass man Gott als geistliche, wirkliche Realität erlebt. Man muss ihn selbst erleben. Gottes Gegenwart muss uns und unsere Kinder beeindrucken.

Es ist wichtig, dass unsere Kinder, wir selbst und unsere Kinder das Wirken Gottes auf besondere Weise erfahren. Wenn das nur noch Tradition ist, dann stirbt das Christentum aus. Es lebt nicht von Tradition – das geht nicht.

Die Not als Weg zur Gotteserfahrung

Manchmal braucht man eine Notlage, um Gott wirklich zu erleben. Zum Beispiel, wenn du kein Geld mehr hast, dann bist du gezwungen zu beten. Und genau dann kannst du Gott erfahren.

Stell dir vor, du musst mit dem Zug irgendwohin fahren, hast aber kein Geld. Du stehst da und brauchst dringend Hilfe, doch es gibt keinen Menschen, der dir helfen kann. In solchen Momenten kannst du Gott erleben. Du wirst zu ihm schreien, rufen, und der Herr wird auf irgendeine Weise eingreifen.

Wir hatten einmal ein interessantes Erlebnis. Wir waren in Österreich unterwegs, mit einem Bus und einem Anhänger, voll mit all unseren Sachen. Als wir zum Arlberg kamen, hielt uns die Polizei an. Der Polizist sagte: „Sie dürfen hier nicht weiterfahren.“ Ich fragte, warum nicht. Er erklärte, dass das zulässige Gesamtgewicht um zwanzig Kilo überschritten sei.

Das Zugfahrzeug ist für ein bestimmtes Gewicht zugelassen, ebenso der Anhänger. Doch der Anhänger, den wir hatten, war um zwanzig Kilo zu schwer. Ich wollte wissen, ob man einfach zwanzig Kilo herausnehmen könne, doch das war nicht das Problem. Der Polizist erklärte, dass die Zulassung des Fahrzeugs nicht erlaubt, diesen Anhänger zu ziehen. Egal, wie viel tatsächlich geladen ist, das Gesamtgewicht des Anhängers überschreitet die zulässige Grenze um zwanzig Kilo.

Wir fragten, was wir nun tun sollten. Er sagte nur: „Sie müssen aussteigen.“ Aber wir waren gerade am Umziehen. „Pech gehabt“, meinte er, „es geht nicht. Sie haben den falschen Anhänger.“ Ich fragte ihn, was wir machen sollten. Er wusste es auch nicht.

Ich fragte meine Frau: „Was sollen wir tun?“ Sie antwortete: „Wir beten.“ Also haben wir gebetet. In dieser echten Notsituation baten wir den Herrn um Hilfe. Wir durften nicht weiterfahren, zurückfahren war auch keine Option.

Eine Möglichkeit wäre gewesen, jemanden loszuschicken, der fünf Stunden entfernt wohnt, um uns abzuholen. Aber das Auto hätte trotzdem dort bleiben müssen. Außerdem hätte man einen Lastwagen organisieren müssen, der den Anhänger zurückbringt. Das wäre sehr kompliziert gewesen.

Wir beteten weiter: „Was sollen wir tun?“ Der Polizist erklärte, dass man einen Lastwagenführerschein bräuchte, um so ein Fahrzeug zu fahren. Wir hatten keinen solchen Führerschein. Also überlegten wir, jemanden mit Lastwagenführerschein zu finden, der das Auto wegfahren könnte.

Wir beteten und machten Autostopp. Wir hielten Lastwagenfahrer an und baten sie, unser Auto wegzufahren, denn nur mit Lastwagenführerschein ist das erlaubt. Und dann schenkte uns der Herr genau das, was wir brauchten.

Ein Lastwagenfahrer kam, lachte, als wir ihm die Geschichte erzählten, und sagte: „Okay, ich fahre euch weiter.“ Natürlich musste er irgendwann wieder in seinen eigenen Lastwagen steigen.

Wir fragten uns: „Was machen wir jetzt?“ Ich sagte: „Dann müssen wir halt weiterfahren.“ Um auf Nummer sicher zu gehen, gingen wir zum Polizisten zurück und sagten ihm, dass wir jemanden gefunden hätten, der uns wegfährt. Er schaute uns an, lachte und sagte: „Dann fahren Sie.“ Er wusste, dass wir irgendwann wieder in unser Auto steigen würden. Aber das wusste der Polizist nicht, weil das auf der anderen Seite des Tunnels passiert.

Man erlebt manchmal einen Engpass, und dann muss man beten. So erlebt man den Herrn neu und freut sich, dass man ihn erfahren hat. Gott muss eine geistliche Realität werden, sonst wird das Gebetsleben irgendwie lahmgelegt.

Der Kreislauf von Sünde und Rettung im Richterbuch

Die Söhne Israels taten, was böse war in den Augen des Herrn (Vers 11). Sie dienten den Baalim und verließen Jachwe, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Land Ägypten geführt hatte. Stattdessen gingen sie anderen Göttern nach – den Göttern der Völker, die rings um sie her waren. Sie warfen sich vor ihnen nieder und reizten dadurch Jachwe.

Sie verließen Jachwe und dienten dem Baal sowie den Astaroth oder Ascherim, wie es auch übersetzt wird. Baal war ein Sturmgott oder Fruchtbarkeitsgott der Kanaaniter. Die Astarot war eine Fruchtbarkeitsgöttin, ebenso wie Ashera, die ebenfalls eine Fruchtbarkeitsgöttin der Kanaaniter und anderer Völker war. Diese Kultpraktiken beinhalteten schlimme Dinge, darunter Kindesopfer und sexuelle Ausschweifungen zu Ehren der Göttin Ashera.

Infolgedessen entbrannte der Zorn Jachwes gegen Israel. Er gab sie in die Hand von Plünderern, die sie ausplünderten. Er verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde ringsum, sodass sie nicht mehr in der Lage waren, vor ihren Feinden zu bestehen. Überall, wohin sie auszogen, war die Hand Jachwes gegen sie zum Bösen, so wie Jachwe es geredet und ihnen geschworen hatte. Sie wurden sehr bedrängt.

Doch Jachwe erweckte Richter, die sie aus der Hand ihrer Plünderer retteten. Was tut Gott hier? Ganz einfach: Er hilft dem Volk, damit sie ihn wieder erleben. Deshalb muss er ihnen diese Not schicken. Er schickt ihnen die Feinde, die sie stark plagen, bis sie wirklich zum Herrn schreien und rufen. Dann erleben sie den Herrn erneut.

Hier erleben sie den Herrn darin, dass er ihnen einen Richter erweckt. Diese Richter retteten sie nacheinander aus der Hand ihrer Plünderer. Das ist eine Zusammenfassung des ganzen Richterbuches. Gott hat sie also nicht aufgegeben. Obwohl Gott in seiner Liebe so mit ihnen handelte und ihnen die Not schickte, damit sie wieder zu ihm kommen, trieben sie es noch schlimmer (Vers 17).

Auch ihren Richtern gehorchten sie nicht, denn sie hurrten anderen Göttern nach und warfen sich vor ihnen nieder. Sie wichen schnell ab von dem Weg, den ihre Väter gegangen waren, indem sie den Geboten Jachwes gehorchten. Das taten sie nicht mehr.

Wenn Jachwe ihnen Richter erweckte, war Jachwe mit dem Richter. Er rettete sie aus der Hand ihrer Feinde alle Tage des Richters, denn Jachwe ließ sich erweichen wegen ihrer Wehklage vor ihren Bedrückern und Bedrängern. Doch als der Richter starb, handelten sie wieder böse, mehr als ihre Väter. Sie gingen anderen Göttern nach, dienten ihnen und warfen sich vor ihnen nieder. Sie ließen nichts von ihren Taten und ihrem hartnäckigen Wandel fallen.

Wir haben hier also einen Zyklus, den ich irgendwo auf einer Folie aufgeschrieben habe. Zuerst ist da die Sünde, die Sündhaftigkeit im Götzendienst. Dann kommen sie in die Sklaverei. Das bringt sie zum Seufzen und Demütigen vor dem Herrn, zum Schreien zu ihm. Daraufhin sendet er einen Retter.

Ich habe jetzt Wörter mit lauter S verwendet, damit man sich das leichter merken kann: Sünde, Sklaverei, Seufzen und Senden eines Retters. Dann geht es wieder weiter so. Dieser Zyklus wiederholt sich immer wieder. Das ist der Kehrreim des Richterbuches, den wir sechs Mal dort lesen.

Theokratie als Ziel der Geschichte Israels

Was will Gott bezwecken?

Wir haben heute Abend am Tisch mit ein paar Brüdern gesprochen und ich habe gesagt, dass ich unbedingt noch etwas erwähnen möchte. Es geht ja um das Thema Theokratie – das dürfen wir nicht vergessen. Es geht darum, dass Gott der König ist.

Jemand hat gefragt: „Ja, aber später kamen doch dann die Könige, die menschlichen Könige, die Monarchie, David und die anderen. Was war jetzt besser, die Theokratie oder die Monarchie?“

Nun, Gott hätte von Anfang an immer nur eine Theokratie gewollt. Gott will immer nur Theokratie, das heißt, er will immer, dass das Volk Gottes so geleitet wird, dass er der König ist. Natürlich braucht es menschliche Führer. In jeder Gruppe braucht es irgendwie menschliche Führung, aber nicht Könige. Sondern Richter, wie Mose und Josua oder Samuel, oder Älteste, Hirten – aber keine Könige.

Gottes Volk muss geleitet werden, das ist richtig. Aber eine menschliche Leitung darf nicht zu stark sein. Der Mensch darf nicht zum Guru werden. Die menschliche Leitung darf nicht zum Guru werden. Ein Guru sagt seinem Klienten alles, was er tun muss, jeden Schritt. Das ist aber nicht in der Gemeinde Jesu so, und das ist auch nicht im Volk Israel so, oder sollte nicht so sein.

Eine göttliche Leitung ist notwendig, und es braucht eine gewisse Ordnung unter den Menschen. Das hat Gott gemacht, indem er Mose schickte. Mose war ja nicht alleine, er hatte die Ältesten, die ihm mitgeholfen haben. Josua war auch nicht alleine, er hatte ebenfalls die Ältesten. So konnte das Volk geführt werden, aber es gab keinen König, und es war gut so.

Das Volk fragte den Herrn, und der Herr antwortete. Auch das Buch der Richter beginnt so, dass das Volk den Herrn als König fragt – und es war gut so. Später im Buch der Richter haben wir dann Othniel, Ehud, Deborah und andere. Hier sind Menschen, die mit Gott leben und Gott fragen. Diese Menschen stehen aber nicht so stark im Mittelpunkt. Othniel war kein König, das merkt man. Er hat zwar geholfen und das Volk in die Schlacht geführt, ebenso Ehud, aber sie waren keine Könige. Sie waren Führer im Sinne von Hirten oder eben Richter, die Recht gesprochen und das Volk angeleitet haben. Sie wurden vom Herrn besonders verwendet.

Manche hat Gott besonders berufen, wie Gideon und Simson. Manche hat Gott einfach irgendwie erweckt, wobei nicht genau beschrieben ist, wie. Diese kamen und führten große Schlachten, wie Othniel, und sie waren Richter ab diesem Zeitpunkt.

Aber die Gefahr bestand, dass Menschen zu wichtig genommen werden. Auch im Buch der Richter sehen wir das. Beim Ehud war die Gefahr noch nicht da, ebenso bei Schamgar und Deborah. Deborah war ohnehin eine Frau, und die Israeliten waren nicht gewohnt, von einer Frau geführt zu werden – es war eine Ausnahme in der Geschichte.

Dann kam Gideon. Als Gideon an der Macht war und die Amalekiter und Midianiter so mächtig geschlagen hatte, kam der Gedanke auf: „Den Gideon machen wir zum König.“

Gideon aber sagte: „Nein, der Herr ist euer König.“ Er wies sie in die Schranken. Das Königtum Gottes bleibt bestehen, die Theokratie bleibt erhalten.

Nachher kam der Sohn von Gideon, Abimelech. Wisst ihr, was Abimelech heißt? „Mein Vater ist König“, sagt der Sohn von Gideon. Wer hat ihm diesen Namen gegeben? Vielleicht gab es solche Gedanken, oder vielleicht auch nicht. Vielleicht war es Zufall oder die Frau, die so dachte – er hatte übrigens mehrere Frauen.

Jedenfalls versteht sich Abimelech als König. Er spielt sich auf und will König sein, das ist ganz deutlich. Dann wird Israel in die Schranken gewiesen, und Gott lässt die Geschichte so verlaufen, dass die Israeliten sagen: „Nein, nur nicht einen König, denn so einen wie Abimelech brauchen wir nicht.“ Er wurde ein Tyrann.

Dann verschwand der Gedanke an einen König für eine Zeit wieder.

Später kam Jephtha. Was sagt Jephtha? „Er macht mich zum Anführer.“ Er sagt nicht Richter, sondern Anführer. Jephtha denkt im Geheimen: „So eine Königsdynastie, das wäre etwas Schönes.“ Aber Gott macht ihm einen Strich durch die Rechnung, denn er hat keine Nachkommen.

Dann kam Simson. Simson war keine große Gefahr, er war ein schlechtes Vorbild und wurde selbst gefangen genommen. Aber irgendwie war der Gedanke, Menschen zu stark zu betonen und in den Mittelpunkt zu stellen, einen Menschen als König zu haben, wieder für eine Zeit weg.

Dann kamen Eli und Samuel. Sie waren gute Vorbilder, besonders Samuel. Bis zu der Zeit, als sie wirklich sagten: „Jetzt wollen wir so einen König haben, wie die Völker auch haben. Jetzt wollen wir wirklich einen König haben.“

Damit haben sie das Gottes-Königtum verworfen. „Sie haben nicht dich verworfen, sie haben mich verworfen“, sagt der Herr. Also gibt Gott ihnen einen König – einen schlechten König, damit sie spüren, was es heißt, einen König zu haben. Das ist nicht das, was sie sich eigentlich wünschen.

Doch Gott gibt ihnen in seiner Gnade auch einen guten König – David. Aber das Königtum eines Menschen war nicht Gottes letzter Weg.

David selbst schreibt Psalmen, und in den Psalmen zeigt David auf, was das Ziel der Geschichte Gottes mit den Menschen ist.

Was steht in den Psalmen, zum Beispiel Psalm 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99? Ein Wort steht immer wieder, ein Satz: „Yahweh ist König“, „Der Herr ist König.“ Das ist das Ziel der Geschichte.

Alles deutet auf einen Sohn Davids hin. Einmal wird ein Sohn Davids kommen: „Setze dich zu meiner Rechten“ (Psalm 110). Er ist Mensch und Gott zugleich, der Sohn Davids.

Wenn er wieder König ist, dann ist die Theokratie wiederhergestellt, dann ist Gott wieder König.

Jesus Christus kam. Er ist Mensch, Monarchie, ein König, ein Mensch als König. Aber er ist mehr. Er ist in den Himmel aufgefahren, und wir sehen ihn nicht. Jetzt haben wir einen unsichtbaren König. Das ist Theokratie.

Gott will jetzt, oder wir sehen hier, dass das Letzte, das Ziel immer die Theokratie ist.

Theokratie funktioniert aber nur dann, wenn jeder im Volk Gottes eine Beziehung zum König hat – nein, zu Gott hat, zu dem Gotteskönig. Das ist in diesem Fall Jesus Christus.

Jeder im Gottesvolk braucht diese Beziehung zu dem Gotteskönig: Gott, König, Jesus Christus.

Gemeinde und persönliche Beziehung zum König

Und wie funktioniert Gemeinde? Gemeinde funktioniert nicht so, dass die Ältesten wie Könige sind. Älteste braucht es, ebenso Hirten, Lehrer, Propheten, Evangelisten und so weiter. Das ist alles gut und schön, aber letztlich dürfen diese Menschen nicht zu wichtig genommen werden.

Letztlich geht es darum, dass jeder Einzelne eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus als dem König hat. Die entscheidende Frage lautet: Wie sehr ist der Herr Jesus König in meinem Leben?

Das Buch der Richter will uns helfen und zeigen, dass genau das das Ziel der Geschichte ist: die Theokratie wiederherzustellen. Immer wieder sehen wir in den Wellenbewegungen, den Kehrreihen, die wir gelesen haben, diesen Zyklus von Sünde, Sklaverei, Seufzen und dem Senden eines Retters. Dieses Muster hat das Ziel, dass Gott wieder König über jeden Israeliten ist und dass die Israeliten Gott als den realen Gott erleben und erfahren. Obwohl er unsichtbar ist, ist er dennoch erfahrbar und genauso real, als wäre er hier anwesend.

Unser Christenleben wird dann interessant, wenn wir die praktische, reale Gegenwart Jesu Christi in unserem Leben erleben. Wenn wir merken, dass der Herr reagiert und handelt. Ich erlebe einen Sieg, einen gewaltigen Sieg, oder eine Gebetserhörung, weil der Herr da ist.

Deshalb ist das Buch Richter so aktuell. Ich musste diese Predigt ein wenig halten, weil das zu dieser Vorbemerkung, zu diesem Vorwort gehört, das wir hier haben.

Mancher denkt sich: Gott ist weit weg. Doch wer hat sich entfernt? Gott nicht. Wenn dir vorkommt, Gott ist weit weg, dann musst du überlegen, wer sich entfernt hat. Der Herr ist unsichtbar gegenwärtig und möchte, dass man seine Kraft und seine Übernatürlichkeit erfährt.

Wenn alles nach menschlichem Maß geregelt ist und Gott auf die Seite gedrängt wird, dann ist Gottes Volk in Gefahr. Der Mensch kann nicht in jedem Detail programmiert werden. Du kannst einen Menschen nicht programmieren. Ein Mensch ist ein Beziehungswesen und funktioniert dann, wenn er mit dem himmlischen König in enger Beziehung lebt.

Deshalb ist das Gebet so wichtig. Naht euch zu Gott, so wird er sich zu euch nahen – nämlich durch Gebetserhörung, indem er eingreift. Du rufst, und er greift ein.

Prüfung und Training durch die Feinde

Vers 20: Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel, und er sagte: „Weil dieses Volk meinen Bund übertreten hat, den ich ihren Vätern geboten habe, und sie meiner Stimme nicht gehorcht haben, so werde auch ich fortan vor ihnen niemand von den Völkern vertreiben, die Joshua übriggelassen hat, als er starb. Das geschieht, um Israel durch sie zu prüfen, ob sie auf dem Weg Jachwes achten und darauf wandeln würden, wie ihre Väter auf ihn geachtet haben oder nicht.“

So ließ Yahweh diese Völker bestehen, sodass er sie nicht schnell vertrieb. Gott hat diese Völker also nicht schnell vertrieben, damit er das Volk prüfen kann, ob sie auf den Weg Gottes achten würden. Das heißt, ob sie ihn als König akzeptieren und seine Vorschriften annehmen würden. Er gab die Feinde nicht vollständig in die Hand Josuas.

Hier haben wir also den Grund, warum der Herr diese Völker bestehen ließ. Verzeihung, ich habe hier noch eine Folie vergessen. Das ist der gleiche Zyklus, den ich bereits erwähnt habe, nur anders dargestellt.

Es beginnt mit Sünde, dann folgt das Gericht, eine fremde Herrschaft, eine Sklaverei. Danach beugen sie sich, seufzen und schreien. Dann errettet er sie durch den Richter. So sollten sie ihn erleben, doch sie fallen wieder in Sünde.

Das ist der Zyklus, den wir hier haben, etwas schöner dargestellt als meine vorherige Darstellung.

Jetzt vertreibt der Herr die Völker nicht vollständig, sondern lässt sie ganz bewusst da. Warum? Damit sie etwas lernen. Was sollen sie lernen? Warum lässt er sie bestehen? Das steht hier in den Versen 22 bis Kapitel 3, Vers 4.

Diese Völker dienen als Tadel, als Test und als Training. Sie sind ein Tadel, das heißt eine Strafe, eine logische Konsequenz. Weil ihr ungehorsam seid, werdet ihr von euren Völkern rundherum versklavt. Eine ganz logische Folge. Sie werden euch zu Geißeln an euren Seiten, zu einem Stich in eurer Seite, wie der Engel damals in Kapitel 2, Vers 3 sagte.

Weiter sind sie ein Test (Kapitel 2, Vers 22). Dort lesen wir, dass Israel durch sie geprüft wird. Gott lässt diese Feinde bestehen, um zu sehen, ob sie auf dem Weg Jachwes achten und darauf wandeln, wie ihre Väter es taten, oder nicht. In Kapitel 3, Vers 4 heißt es nochmals, dass diese Völker dazu dienen, Israel zu prüfen, ob sie den Geboten des Herrn gehorchen.

Und als Training (Kapitel 3, Vers 2) heißt es, dass Gott die Generation der Söhne Israels erkennen möchte, indem er sie den Krieg lehrte. Gott lässt diese Völker übrig, damit die Israeliten nicht vergessen, was es heißt zu kämpfen. Damit sie weiterhin etwas haben, gegen das sie kämpfen können.

Gott übt das Volk im Krieg. Wer viele Kriege führen muss, wird stärker. Durch beständiges Üben der Fähigkeiten und Fertigkeiten im Kampf wird man ein besserer Kämpfer.

Und wie ist es im Geistlichen? Ist es nicht genauso? Warum gibt es Feinde in unserem Leben? Ich glaube, jeder Mensch hat noch Feinde. Ich kenne niemanden, der keine Feinde mehr hat.

Warum haben wir Feinde? Warum haben wir Probleme? Warum gibt es Menschen, mit denen wir nicht fertig werden? Warum haben wir einen eigenen Charakter, mit dem wir manchmal Schwierigkeiten haben? Warum gibt es Lüste und Herausforderungen?

Gott sagt, dass vieles eine logische Folge des Ungehorsams ist. Es gibt ganz einfach logische Folgen des Ungehorsams. Wenn du sündigst, wird die Sünde dich versklaven. Wenn du der Sünde freien Lauf lässt und nichts dagegen tust, wird die Sünde dich packen. Dann lebst du nicht mehr wirklich, sondern wirst von der Sünde gelebt und geplagt.

Du möchtest es nicht tun, aber du tust es trotzdem, und es ärgert dich, dass du es tust. Das ist Sklaverei.

Das Zweite ist eine logische Konsequenz, und das Zweite ist ein Test. Gott möchte uns prüfen, ob wir wirklich seine Königsherrschaft akzeptieren. Du sagst, ich bin dein König – die Form stimmt. Aber ist es auch wirklich so in deinem Leben? Oder hast du nur die Form eines gottseligen Lebens, verleugnest aber die Kraft?

Gott prüft uns durch die geistlichen Feinde, die wir haben.

Das Letzte ist, dass Gott uns trainiert. Wenn wir merken, dass wir etwas in uns haben, das zur Sünde neigt, müssen wir kämpfen. Dieses Kämpfen ist gesund für uns. Wir müssen lernen, wie man richtig kämpft – nämlich mit dem Herrn.

Das bedeutet, ich muss beten. Manchmal bete ich nicht, falle auf die Nase und lerne daraus: Ich hätte beten sollen. Ich war nicht vorbereitet.

So ist das Training hier.

Die Prüfung der zweiten Generation durch die Feinde

Wir müssen den Text hier etwas genauer ansehen, insbesondere die nächsten Verse, da diese etwas schwierig zu übersetzen sind. Vielleicht lest ihr parallel in euren deutschen Bibeln nach und schaut, ob die Übersetzung ähnlich ist. Es wird nicht ganz anders sein, aber ich möchte auf einige Kleinigkeiten aufmerksam machen.

Kapitel 3, Vers 1:

„Und diese sind die Völker, die Yahweh beließ, um durch sie Israel zu prüfen, alle die, die die Kriege Kanaans nicht kannten“, also diejenigen, die die Kriege Kanaans nicht aus eigener Erfahrung miterlebt hatten.

Diese Völker ließ der Herr übrig, um Israel zu prüfen – nämlich alle, die die Kriege Kanaans nicht kannten. Das bedeutet, dass Gott die nachfolgenden Geschlechter der Söhne Israels kennenlernen wollte. Er wollte ihr Verhalten erkennen, indem er sie den Krieg lehrte. Es geht also um die Kriege von früher, die sie nicht kannten.

Der Satz ist etwas schwierig, oder? Ich habe versucht, das Hebräische zu übersetzen. Dabei haben Kaldelitsch und andere Kommentare geholfen.

Noch einmal: Was steht hier eigentlich im Text? In Vers 1 sagt Gott: „Schaut, das sind die Völker, die wir übrig gelassen haben, um Israel zu prüfen.“ Wen will er prüfen? Die Israeliten, die alle Kriege Kanaans nicht kannten – also die zweite Generation.

Gott hat diese Völker übrig gelassen, um die zweite Generation zu prüfen. Was will er denn prüfen?

Vers 2 erklärt es: Nur damit er diese Generation, diese zweite Generation, diese nachfolgenden Geschlechter nach Josua kennenlernen kann. Gott möchte die zweite Generation kennenlernen.

Interessant, oder? Die erste Generation kennt er bereits. Er weiß, wie sie reagiert und gehandelt hat unter Josua, wie sie die Kriege geführt hat und wie sie dem Herrn vertraut hat. Jetzt interessiert Gott, wie die zweite Generation ist – und auch die dritte und vierte Generation. Diese möchte er kennenlernen, nämlich ihr Verhalten.

Wie wird sich diese Generation verhalten, wenn sie dem Feind gegenübersteht? Gott möchte ihr Verhalten kennenlernen, indem er sie den Krieg lehrt.

Gott sagt also: „Komm, wir gehen jetzt gemeinsam in den Krieg. Ich schicke dir ein paar Feinde, und du gehst jetzt in den Krieg gegen diese Feinde. Jetzt möchte ich sehen, wie du reagierst. Wenn du willst, helfe ich dir. Wenn du willst, lehre ich dich, richtig zu kämpfen. Ich gebe dir Anleitung, wie man einen Krieg gegen einen Feind führt.“

Gott möchte diese Menschen kennenlernen und ihr Verhalten durch den Krieg erfahren.

Welche Art von Krieg ist das? Es sind die Kriege von früher, die sie nicht kannten – die Kriege gegen die Kanaaniter, die Josua geführt hat. Diese sollten sie kennenlernen.

Was macht Gott jetzt? Er schickt sie in eine schwierige Situation, indem er ihnen die Mesopotamier oder die Moabiter schickt. Er möchte sie lehren, die Kunst der Kriegführung mit Gott.

Jetzt ist die Frage: Werden sie sich lehren lassen? Werden sie sich zeigen lassen, wie man einen geistlichen Krieg führt? Oder werden sie sich von Gott abwenden, selber etwas versuchen und versagen?

Hier ist die Liste:

Vers 3 nennt die fünf Fürsten der Philister. Nun kommen die Feinde. Es werden alle fünf Fürsten der Philister aufgezählt – das waren fünf Philisterstämme, die jeweils einen Fürsten hatten – sowie alle Kanaaniter, Sidonier und Hewiter, die das Bergland Libanon bewohnten, vom Berg Baal-Hermon bis nach Hamath.

Diese Völker dienten dazu, Israel durch sie zu prüfen und zu sehen, ob sie den Geboten des Herrn gehorchen würden, die er ihren Vätern durch Mose geboten hatte.

Die Söhne Israels wohnten inmitten der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Peresiter, Hewiter und Jebusiter. Hier sind die sechs kananitischen Völker aufgezählt.

Die Söhne Israels wohnten mitten unter diesen Völkern, nahmen deren Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter den Söhnen dieser Völker zur Frau. Dabei dienten sie ihren Göttern.

Die Gefahr der Liebe und der Götzendienst

Wo beginnt die ganze Sache? Es beginnt bei der Liebe, oder? Hier haben wir doch eine Liebesgeschichte. Sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen und gaben ihre Töchter zu deren Söhnen, und sie dienten ihren Göttern.

Wo wird die Lawine losgetreten? Es beginnt mit der Liebe. Wo ist die gefährlichste Stelle bei mir? Die Frage ist: Was liebe ich?

Hier sind diese Fürsten. Auf der Folie habt ihr diese Feinde nochmals angeführt: die fünf Fürsten der Philister, die Hethiter und die Kanaaniter. Hethiter, Amoriter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter kommen immer wieder vor. Zum Beispiel in 2. Mose 3,8: die Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter. Auch in 2. Mose 3,17 werden die Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter genannt. Immer wieder gibt es viele Stellen, an denen diese sechs Völker der kanaanitischen Völker aufgeführt werden.

Diese Völker prüfen die Liebe der Israeliten. Die Liebe wird geprüft. Und wen liebe ich? Gottes Ziel ist, dass Theokratie hergestellt wird. Vergessen wir das nicht. Es geht um die Liebe, und die Israeliten hurren mit Götzen. Sie verheiraten sich mit ganz schönen, lieblichen kanaanitischen Mädchen, und israelitische Mädchen mit ganz schönen, lieben heidnischen Männern.

Gott denkt sich: Ich bräuchte einen Richter. Wer wäre geeignet für einen Richter? Jetzt überlegt er sich: Wen könnte man als Richter schicken? Die Frage der Liebe. Ah, da gibt es einen, der hat ein Mädchen geliebt, die heißt Achsa, und er hat deshalb, weil er ein Mädchen geliebt hat, für Gott gekämpft. Der ist geeignet als guter erster Richter, und Gott ruft sich Othniel, diesen, den wir schon kennen.

Othniel, der durch Gott stark ist, wäre nicht stark durch sich selbst. Sein Name ist schon interessant und könnte uns einen Hinweis auf sein Lebensmotto geben. Jedenfalls verlor er sein Herz an eine gute Frau aus gutem Hause. Und wisst ihr, was Achsa heißt? Die Fußfessel.

Ja, ich möchte ja nicht spekulieren, wir sollen ja nicht spekulieren. Wir sollen nicht zu viel in die Bibel hineinlesen, habe ich vorher gesagt. Aber manchmal denkt man sich, so eine Frau kann schon eine Fußfessel werden für jemanden. Es ist die Frage, ob das gut ist, wenn sie mich fesselt, oder ob das nicht gut ist.

Ah, Simson wurde auch gefesselt, oder? Er hatte auch eine Fußfessel, noch mehr als Füße wurden er gefesselt, alles wurde gefesselt. Es ist interessant, dass die erste Frau im Richterbuch und die letzte Frau im Richterbuch sehr parallel, sehr ähnlich sind. Aber die eine ist positiv, sehr positiv, und die andere ist negativ, sehr negativ.

Die eine ist eine Israelitin, die andere eine Philisterin. Der eine Richter heißt stark – Othniel, stark durch Gott. Simson heißt der Starke, der Sonnengleiche. Er ist auch stark, aber gleichzeitig sehr schwach. Delila ist die Schmachtende, die hat großes Verlangen. Sie fesselt ihn auch, in jeder Hinsicht, mit ihrem Verlangen.

Es geht um die Frage der Liebe, und es ist interessant, dass der erste Richter gerade dieser Othniel ist, der seine Frau so liebt, dass er, um sie zu gewinnen, sich für den Herrn einsetzt.

Wer war der Feind? Da lesen wir in Vers 7: Die Söhne Israels taten etwas Böses in den Augen des Herrn und vergaßen den Herrn, Yahweh, ihren Gott. Sie dienten dem Baal und der Aschera. Und es entbrannte der Zorn Yahwehs gegen Israel, und er verkaufte sie in die Hand Kuschan-Rischat-Tajim.

Sehr interessanter Name: Kuschan-Rischat-Tajim. Wisst ihr, was das heißt? Der Finstere der doppelten Bosheit. Kuschit – die Kuschiten sind finster oder schwarz, nämlich Äthiopier. Kuschan ist also ein Äthiopier, also ein Schwarzer der doppelten Bosheit, Frevelhaftigkeit eigentlich. Ein Schwarzer der doppelten Frevelhaftigkeit, doppelte Gottlosigkeit.

Und der plagt die Israeliten. Er ist ein Mesopotamier, habe ich schon gesagt. Mesopotamien ist diese hochentwickelte Stadt Ur, die eine Bibliothek hatte und sehr weit voraus war gegenüber den anderen. Dort war alles, was intellektuell hervorragend ist, alles, was ästhetisch hervorragend ist, und alles, was die Welt sonst noch zu bieten hat, zu finden.

Es ist ein Inbegriff von Weltlichkeit, dieses Mesopotamien, dieses Ur in Chaldäa, die Heimat Abrahams. Sie vergötterten die Fruchtbarkeit und ihre Triebe – also auch die Lust der Welt, das körperliche Bedürfnis der Welt, das ästhetische Bedürfnis der Welt und das intellektuelle Bedürfnis der Welt. Das wurde gestillt in Ur in Chaldäa und in Mesopotamien überhaupt.

Also, ich denke, wir dürfen uns hier schon einmal vorstellen: Mesopotamien wollen wir einfach einmal so gelten lassen als Symbol für die Welt. Und es geht um das Thema Liebe, vergessen wir nicht. Was soll ich lieben?

Die Welt will ja, dass sie geliebt wird. Die Welt tut alles Mögliche, damit sie geliebt wird. Und damit sie geliebt wird, gibt sie vor, alle deine Bedürfnisse zu befriedigen. Alles, was du brauchst.

Ich bin die Antwort auf alle deine Bedürfnisse, sagt die Welt. Ästhetische Bedürfnisse? Willst du etwas Schönes? Bitte schön, die Welt bietet es. Intellektuelle Bedürfnisse? Willst du etwas Kluges? Bitte schön, die Welt befriedigt dich. Willst du etwas Lusterfüllendes? Bitte schön, die Welt befriedigt dich.

Aber die Welt liebt dich nicht. Das steht im Johannesbrief. Im Johannesbrief, im 1. Johannes 2,15 steht: Wir sollen die Welt nicht lieben, und da steht, dass die Welt uns nicht liebt. Das ist das Problem – die Welt liebt uns nicht.

In 1. Johannes 3,13 steht: „Verwundert euch nicht, meine Brüder, wenn die Welt euch hasst.“ Das ist nichts Neues, sagt Johannes. Solltet ihr eigentlich schon längst wissen. Die Welt hasst euch.

Und es ist nicht gut, wenn man jemanden liebt, der einen hasst, oder? Kennt ihr ein Beispiel von jemandem, der jemanden geliebt hat, der ihn hasste? Im Richterbuch? Der das Geld lieber hatte als Simson?

Die Philister kommen und sagen: „Komm, wir geben dir Geld, bitteschön. Und du schaust und bringst heraus, warum er so stark ist.“ Wir geben dir Geld. Und sie denkt sich: „Was, Geld kriege ich? Da lasse ich den Simson schnell fahren.“ Geld ist mir wichtiger als Simson.

Sie hasste den Simson, obwohl sie vorgetäuscht hat, ihn zu lieben. Aber sie war eine Betrügerin, oder? Letztlich ging es ihr um das Geld, nicht um Simson.

Also wird die Welt wirklich schön dargestellt durch Delila, die den Simson einwickelt, in jeder Hinsicht. Zuerst die Haare, dann noch mit dem Fesseln und mit ihren Worten. Sie wickelt ihn ein.

Und Johannes sagt, wir sollen die Welt nicht lieben, weil die Welt vergänglich ist und weil die Welt uns hasst. Die Welt vergeht mit ihrer Lust.

Übrigens, im 1. Johannesbrief gibt es drei Aussagen über die Welt:

Die erste Aussage ist: Die Welt vergeht mit ihrer Lust (1. Johannes 2,16).

Die zweite Aussage ist: Die Welt hasst euch (1. Johannes 3,13).

Die dritte Aussage ist: Die Welt liegt im Argen, im Bösen (1. Johannes 5,19).

Also die Welt ist vergänglich, sie hasst uns, und sie liegt im Bösen. Sie ist darin zu Hause, und darin liegt sie, im Satan.

Und wir sollen sie deshalb nicht lieben, sagt Johannes dann: „Liebt nicht die Welt noch, was in der Welt ist; denn wer die Welt liebt, der hat die Liebe zum Vater nicht in sich. Denn alles, was in der Welt ist, die Lust der Augen, die Lust des Fleisches, das Stolz des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt.“

Die Welt vergeht mit ihrer Lust, wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.

Also merkt ihr, dieser erste Richter – es ist schon sehr interessant, dass Gott gerade diesen Mann gewählt hat mit seiner guten Frau aus gutem Hause. Aus dem Hause Kaleb. Besseres Haus gab es damals nicht. Israel hatte nichts Besseres zu bieten. Das war das beste Elternhaus, das man sich in der damaligen Zeit suchen konnte – aus dem Hause Kaleb eine Frau zu bekommen.

Und diese hat ihn im Positiven gefesselt und ihn auch motiviert, dem Herrn zu dienen. In der Liebe zu ihr hat er die Kraft gefunden, sich einzusetzen für den Herrn und die Stadt zu schlagen, die Stadt Kirjat-Sepha, wie wir heute schon gelesen haben.

Ja, also soweit jetzt einmal zu dem ersten Richter, ein paar Gedanken zum ersten Richter. Ich denke, wir wollen hier die Pause machen und dann noch ein paar Gedanken zu Othniel und dann den zweiten Richter anschauen.

Oder wenn Fragen sind, können wir auch die Fragen noch besprechen.

Beten wir noch zum Abschluss, wenn jemand von uns betet.