Der Anfang einer Bibelwoche ist ja einmal im Jahr immer etwas ganz Besonderes. Mir persönlich geht es so, dass ich es fantastisch finde, dass ihr das als Gemeinde noch macht. Man muss ganz nüchtern sagen: Vers für Vers durch biblische Bücher zu gehen, liegt nicht mehr so sehr im Trend.
Ich glaube aber genau das, was Ingrid gesagt hat: In dem Maß, wie wir das Wort Gottes kennen, entfaltet es sich als ein lebendiges, wirksames, veränderndes und umwälzendes Wort. Das hat auch damit zu tun, dass man auf dem einzelnen Wort herumkaut und dabei eine gewisse Kompetenz im Umgang mit dem Wort Gottes, mit der Bibel, entwickelt.
In diesem Maß erfahren wir Veränderung, begegnen Gott und werden auch im Alltag schlicht und ergreifend fähig, schwierigen Situationen zu begegnen. Das gelingt, weil wir einfach wissen, was Gott gesagt hat. Im Zweifelsfall legen wir unsere Sorgen nicht wieder in den Koffer zurück, sondern werfen sie wirklich weg. Denn dazu gibt es etwas im 1. Petrus 5,7.
Einladung zur Bibelwoche und Einführung in die Thessalonicherbriefe
Wir beschäftigen uns diese Woche mit den ersten beiden Thessalonicherbriefen. Ich wünsche mir, dass ihr mit einer Offenheit an die Sache herangeht – so wie Schatzsucher, die sich schon fragen: „Wow, was werde ich da finden? Wo führt mich das hin?“
Mir geht es persönlich oft so, wenn ich etwas vorbereite. Ich habe die ersten beiden Thessalonicherbriefe schon ein paar Mal gelesen. Doch wenn man sich dann richtig hineinarbeitet und auf einzelne Verse genauer eingeht, ist das für mich wie Goldwaschen – so stelle ich es mir zumindest vor. Ich habe es zwar nie selbst gemacht, aber beim Goldwaschen hat man so einen Schlamm und einen Sieb. Dann lässt man Wasser darüberlaufen, und am Ende bleibt ein kleines Nugget übrig, etwas Goldenes, Glitzerndes.
So ergeht es mir oft beim Bibelstudium. Man fängt an, und es ist zunächst nicht überwältigend spannend. Doch wenn man eine Weile auf bestimmten Versen verweilt, bei denen man wenig erwartet hätte, entdeckt man plötzlich so ein Nugget. Genau das ist es, was mir in diesem Moment hilft, was mich anspricht. Ich merke, wie der Geist Gottes zu meinem inneren Menschen spricht und mir diesen einen Punkt deutlich machen möchte. Und dann gilt es, zu reagieren.
Das wünsche ich euch auch.
Für die nächsten Abende lade ich euch herzlich ein: Wir werden an drei Abenden zusätzlich zu einem Vortrag jeweils eine Fragerunde haben. Ihr könnt also eure ganz persönlichen Bibelfragen mitbringen. Ich hoffe, dass ich die Antworten darauf habe, sodass das Ganze noch ein bisschen abwechslungsreicher wird und es nicht nur um die Thessalonicherbriefe geht.
Historischer Hintergrund der Thessalonicherbriefe und Missionsreise Paulus
Paulus, der Apostel, schreibt im Ersten und Zweiten Thessalonicherbrief an eine sehr junge Gemeinde, die er selbst erst wenige Monate zuvor gegründet hat.
Zu Beginn möchte ich kurz eine Karte zeigen, damit klar wird, wo wir uns befinden. Hier drüben liegt Thessaloniki, auch Thessalonich genannt. Wir begleiten Paulus auf seiner zweiten Missionsreise. Diese beginnt in Apostelgeschichte 15 in Antiochia in Syrien. Von dort zieht Paulus durch eine Region, die man Galatien nennt, bis er schließlich in Troas ankommt.
Während dieser zweiten Missionsreise stößt Timotheus zu Paulus’ Team hinzu. Timotheus kennt man aus den Timotheusbriefen. Das apostolische Missionsteam besteht also aus Paulus, Timotheus und einigen weiteren Begleitern, die in Troas dabei sind.
Man merkt beim Lesen von Apostelgeschichte 16, dass Paulus nicht ganz freiwillig in Troas gelandet ist. Er wollte eigentlich wieder nach Hause zurückkehren, doch der Geist Gottes hinderte ihn daran. In Troas hatte Paulus eine Vision oder einen nächtlichen Traum: Ein mazedonischer Mann bat ihn, nach Mazedonien zu kommen und zu helfen. Mazedonien liegt hier drüben. Paulus erwachte und fragte sich, ob dies ein Zeichen sei, nach Mazedonien weiterzuziehen. Er besprach sich mit seinem Team und entschied sich dafür.
Sie reisten zuerst über Samotrake, eine kleine Insel, die auf der Karte nicht eingezeichnet ist, dann weiter nach Neapolis und schließlich nach Philippi. In Philippi geschah viel: Lydia kam zum Glauben, ein Wahrsagegeist wurde ausgetrieben, Paulus wurde ins Gefängnis geworfen, es gab ein Erdbeben, und der Kerkermeister bekehrte sich. Danach musste Paulus weiterziehen und kam bald nach Thessaloniki.
Zwischen Philippi und Thessaloniki liegen noch zwei kleinere Städte: Amphipolis und Apollonia.
Ich möchte euch nun aus Apostelgeschichte 17, Verse 1 bis 10 vorlesen, um zu zeigen, was sich in Thessaloniki ereignete.
Nachdem sie durch Amphipolis und Apollonia gereist waren, kamen sie nach Thessaloniki, wo eine Synagoge der Juden war. Paulus ging wie gewohnt in die Synagoge und unterredete sich an drei Sabbaten mit ihnen. Er sprach drei Wochen lang aus den Schriften. Dabei erklärte er, dass der Christus leiden und von den Toten auferstehen musste und dass Jesus der Christus sei, den er verkündigte. Einige von ihnen ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an. Außerdem kamen viele anbetende Griechen und nicht wenige vornehme Frauen zum Glauben.
Die anbetenden Griechen waren Heiden, die sich dem Monotheismus der Juden geöffnet hatten und regelmäßig am Gottesdienst teilnahmen, aber nicht vollwertige Proselyten geworden waren. Offenbar waren viele vornehme Frauen darunter.
Die Juden aber wurden eifersüchtig. Sie holten einige böse Männer vom Gassenpöbel, riefen einen Aufruhr hervor und brachten die Stadt in Unruhe. Sie suchten Paulus und seine Begleiter im Haus von Jason, konnten sie aber nicht finden. Deshalb zogen sie Jason und einige Brüder vor die Obersten der Stadt. Sie beschuldigten sie, den Erdkreis aufgewiegelt zu haben. Jason habe diese Männer beherbergt, und alle handelten gegen die Verordnungen des Kaisers, weil sie behaupteten, es gebe einen anderen König, Jesus.
Die Volksmenge und die Stadtoberen wurden dadurch beunruhigt. Nachdem sie von Jason und den anderen eine Bürgschaft erhalten hatten, ließen sie sie frei. Die Brüder aber schickten Paulus und Silas noch in derselben Nacht nach Berea.
Wir sehen also: Die Apostel kommen an, gehen in die Synagoge und predigen das Evangelium. Nach wenigen Wochen kommt es zu einer Spaltung. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die begeistert sind und sagen: „Das ist genau das, was wir gebraucht haben. Wir wollen wissen, wie man gerettet wird.“ Auf der anderen Seite steht offenbar die Mehrheit der Juden in der Synagoge, die Paulus loswerden wollen. Sie organisieren einen Aufstand, um Paulus und seine Mitarbeiter in Misskredit zu bringen und aus der Stadt zu vertreiben – was ihnen auch gelingt.
Paulus bleibt also nur relativ kurz in der Stadt. Die Thessalonicherbriefe wurden wenige Wochen nach diesen Ereignissen geschrieben.
Die Bedeutung Thessalonichs als Standort für die Gemeindegründung
Bevor wir uns den ersten Thessalonicherbrief anschauen, zunächst zwei, drei Gedanken zum Thema: Was muss man über Thessalonich wissen? Warum ist Paulus genau dorthin gezogen? Was macht diese Stadt aus?
Punkt eins: Thessalonich war die Hauptstadt der Provinz Mazedonien und daher eine freie Stadt. Sie war relativ unabhängig in ihrer Verwaltung von Rom. Die Stadt musste keinen Tribut leisten und keine römischen Truppen stationieren. Thessalonich war eine Stadt, die etwas darstellte und stolz auf sich selbst war.
In puncto Religion – wie alle Städte damals – muss man eigentlich sagen: Multikulti bis zum Abwinken. Auf der einen Seite gab es den Kaiserkult. Man musste den Kaiser mögen, ihm ab und zu ein Opfer bringen, eine Statue bauen und ein Lied singen. Das gehörte zum Kaiserkult dazu.
Auf der anderen Seite gab es die anbetenden Griechen, die ich euch schon vorgestellt habe. Es gab eine Synagoge, es gab Juden und Heiden, die sich irgendwie zum Judentum hingezogen fühlten. Wenn man sich Inschriften anschaut, merkt man, dass es weitere Götter gab, die hoch im Kurs standen. Zum Beispiel Zeus, einen eher ungewöhnlichen Kabirus – den habt ihr vielleicht noch nie gehört, ich auch nicht – aber er war damals beliebt. Außerdem Dionysius und ägyptische Götter, die gerade groß im Kommen waren.
Ich sage euch das deshalb, weil mir eine Sache wichtig ist: Wir reden im Moment sehr viel über Flüchtlinge und religiöse Überfremdung. Das Christentum selbst ist groß geworden als eine Außenseiterreligion in einem religiösen Mischmasch, wie man es sich übler nicht hätte vorstellen können. Ich glaube, wir müssen nie Angst vor anderen Religionen haben, solange wir unsere eigene Religion kennen. Solange wir wissen, woran wir glauben, ist alles gut. Und deswegen müssen wir das festhalten. Ich wünsche mir, dass so eine Bibelwoche dazu beiträgt.
Thessalonich war der ideale Standort für eine neue Gemeinde. Es war nicht nur die größte Stadt und die Hauptstadt, sondern lag auch strategisch ideal. Paulus hatte den Gedanken: Ich gründe irgendwo eine Gemeinde und ziehe dann weiter. Die Gemeinde, die zurückbleibt, hat den Job, das Hinterland zu erreichen.
Mazedonien war ideal. Thessalonich war der größte Seehafen der Ägäis und lag an der Verbindungsstraße schlechthin zwischen Rom und der Stadt, die später Byzanz heißt. An der sogenannten Via Ignatia – also strategisch ideal, um von dort aus weite Teile Mazedoniens mit dem Evangelium zu erreichen. Deswegen gründet Paulus dort eine Gemeinde.
Man fragt sich manchmal, nach welchen Kriterien Paulus durch die Städte zieht und an bestimmten Orten bleibt. Der Grund ist, dass er sehr strategisch denkt und sich überlegt, wo er eine Gemeinde gründen kann, die sich dann im Umfeld möglichst schnell vervielfältigt und viele Leute erreicht. Und da ist Thessalonich einfach ideal.
Persönliche Faszination und Herausforderungen der Thessalonicherbriefe
Was fasziniert mich an den Thessalonicherbriefen? Es sind drei Dinge.
Erstens sehe ich, wie sehr Paulus an diesen jungen Christen hängt. Wenn ich das lese – und ich hoffe, es geht euch ähnlich – dann fordert mich das persönlich heraus, meine eigene Liebe zu jungen Geschwistern zu hinterfragen. Man gewöhnt sich so sehr an das Miteinander in der Gemeinde, dass diese Leidenschaft füreinander, diese herzliche Bruderliebe, dieses Füreinander-Einstehen oft über die Jahre schwächer wird. Man empfindet den anderen vielleicht mehr und mehr als eine Last. Es fällt schwer, in dem anderen das Wunder zu sehen, in dem anderen den zu erkennen, den Gott an meine Seite gestellt hat. Paulus erhält sich diese Liebe, und ich finde das absolut fantastisch.
Ein zweiter Punkt: Paulus ist nur wenige Wochen in Thessalonich. Doch das hat gereicht, um ein unglaubliches theologisches Fundament zu legen. Ich frage mich manchmal, wie er es geschafft hat, in diesen wenigen Wochen ein so klares Verständnis von Christentum – und zwar sowohl in Theorie als auch in Praxis – bei den Thessalonichern zu verankern. Das fordert mich wirklich heraus, weil ich manchmal den Eindruck habe, wir brauchen heute Jahre, bis junge Christen das ABC des Glaubens verstehen. Die Thessalonicher hatten nur ein paar Wochen, dann begann die Verfolgung, und alle waren gegen sie. Trotzdem blieben sie standhaft.
Das ist vielleicht der dritte Punkt: Mich begeistern die Thessalonicher. Sie sind ganz frisch im Glauben, werden verfolgt, halten aber an Jesus fest. Und sie gehen noch einen Schritt weiter: Sie verkündigen ihren Glauben massiv, so dass sie in wenigen Wochen – oder lass es wenige Monate sein, das ist mir völlig egal – weit über Thessalonich hinaus das Evangelium verbreiten. Das finde ich absolut faszinierend.
Drei Dinge also, die mich begeistern.
Beginn der Auslegung: 1. Thessalonicher Kapitel 1
Schauen wir uns heute gemeinsam den Brief an, genauer gesagt den ersten Thessalonicherbrief, Kapitel 1.
Beginnen wir mit Vers 1: Paulus und Silvanus, der an anderer Stelle auch Silas genannt wird. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Menschen in der damaligen Zeit, die in verschiedenen Kulturen unterwegs waren – in einer griechischen, einer römischen oder einer jüdischen –, unterschiedliche Namen hatten. Manchmal trugen sie einen eher lateinischen Namen, manchmal einen griechischen, manchmal einen, der in einem jüdischen Umfeld verwendet wurde. So ist Silvanus an anderer Stelle auch als Silas bekannt.
Paulus und Silvanus sowie Timotheus schreiben an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Sie wünschen Gnade und Frieden von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Ich finde das schön. Paulus schreibt an diese junge Gemeinde. An vielen anderen Stellen beginnt er seine Briefe mit „Paulus, Apostel Jesu Christi“. Hier fehlt diese Bezeichnung. Warum? Wahrscheinlich, weil er eher als Vater denn als Apostel auftritt. Er hat die Gemeinde frisch gegründet. Das zeigt einen Ausdruck der tiefen Beziehung. Er muss nicht mit seinem Apostelamt auf sich aufmerksam machen und sagen: „Hört mal zu!“ Stattdessen kann er einfach sagen: „Hallo, hier ist Paulus!“
Er schreibt an die Gemeinde, also an alle Gemeindeglieder, und wünscht ihnen zwei Dinge: Gnade und Frieden.
Bedeutung von Gnade und Friede im antiken Kontext
Wenn wir über Gnade nachdenken, dann ist dieser Begriff für uns eigentlich nur aus der Bibel bekannt. Ich weiß nicht, ob ihr schon einmal über das Wort Gnade nachgedacht habt, bevor ihr die Bibel gelesen habt.
In der damaligen Zeit war das anders. Es gab eine Gesellschaft, in der der normale Bürger wenig Einfluss hatte. Sie war sehr hierarchisch strukturiert. Alles, was man zum Lebenserhalt brauchte, konnte man auf dem Marktplatz kaufen. Hatte man jedoch darüber hinaus ein Problem oder ein Anliegen, brauchte man einen Patron. Man benötigte jemanden, der über einem stand, Einfluss hatte und für einen in den höheren Kreisen sprechen konnte.
Es war also völlig normal, als einfacher Bürger sich einen Patron zu suchen, an den man sich „hängte“ und sagte: Zu dem gehöre ich jetzt, der vertritt mich.
Nun kommt das Spannende: Wenn ich ein Problem habe und mich an diesen Patron wenden möchte, gehe ich zu ihm und bitte ihn, mich zu vertreten. Ich bitte um Gnade. Hierher stammt der Begriff Gnade, das griechische Wort Karis. Ich sage: Ich habe ein Problem, bitte hilf mir.
Der Patron wird das nicht leichtfertig tun. Die Gesellschaft war so aufgebaut, dass in dem Moment, in dem der Patron mir Gnade gewährt und mich zu seinem Klientel hinzufügt, also Teil seiner größeren Familie macht, er eine Verpflichtung eingeht. Er verpflichtet sich, mir auch beim zweiten, dritten und vierten Mal zu helfen.
Das ist spannend – das ist Gnade. Ich bitte jemanden, der über mir steht, mir zu helfen. Gleichzeitig steckt in dem Wort Karis, Gnade, ein zweiter Begriff, nämlich Dank. Ist euch vielleicht schon aufgefallen, dass man dasselbe Wort mit Gnade und mit Dank übersetzen kann?
Was durch meine Bitte initiiert wird, ist eigentlich ein Kreislauf. Der Patron gewährt mir Gnade, und ich begegne ihm im Gegenzug, völlig logisch, mit Dank. Ein schöneres Wort dafür wäre Loyalität. Begnadigt zu werden heißt also, in einen Kreislauf einzutreten, in dem Gott mir etwas schenkt und ich mich logischerweise an ihn hänge und ihm dafür danke und ihm loyal folge.
Das war in der Gesellschaft damals üblich. Jeder hatte seinen Patron, an den er sich hing. Der Patron überlegte sich sehr genau, wen er in seine Familie aufnahm, mit dem er sich identifizierte und der ihm Dank und Ehre entgegenbrachte.
Paulus verwendet diese Begriffe im Blick auf Gott. Gott unterscheidet sich dadurch von den menschlichen Patronen, dass er jeden aufnimmt und sich nicht groß überlegt, ob er jemanden haben will oder nicht.
Es ist aber völlig klar: Wenn mir Gnade gewährt wird, dann bin ich verpflichtet, Dank und Loyalität zu zeigen. Das ist ein Kreislauf, der immer wieder durchfließt.
Deshalb sagt Paulus, wenn er wünscht, dass wir Gnade erfahren: Im Leben eines Christen geht es nicht nur darum, einmal Gnade zu finden, Erlösung zu erfahren, Befreiung oder Vergebung zu erhalten. Unser Leben ist eingebunden in diesen Kreislauf der Gnade. Wir bekommen immer mehr von Gott an guten Dingen geschenkt.
So heißt es im Hebräerbrief, dass wir vor den Thron der Gnade treten, um Hilfe zu bekommen.
Paulus sagt: Mach das! Trau dich das! Erlebe das!
Er wünscht, dass du erfährst, wie gut Gott zu dir ist. Und dass diese positiven Erfahrungen mit Gnade immer mehr zunehmen.
In diesem Zusammenhang steht auch der Friede, ein Friede, den wir natürlich mit Gott haben. Aber es ist auch ein Friede, der uns mehr und mehr mit anderen Menschen und mit den Umständen geschenkt werden soll.
Paulus sagt: Ich wünsche dir, dass das, was dein Innerstes, deine Beziehung zu Gott ausmacht, eine Erfahrung wird, die sich darüber hinaus immer mehr ausbreitet.
Wenn du dein Leben betrachtest, kannst du tatsächlich sagen: Mein Leben ist geprägt von Gnade und von Frieden.
Dankbarkeit und Ermutigung zum Gebet für die Gemeinde
Vers 3: Wir müssen Gott allezeit für euch danken, Brüder, wie es angemessen ist, weil euer Glaube reichlich wächst und die Liebe zueinander bei jedem einzelnen von euch allen zunimmt. Schön, oder? Wir müssen allezeit unablässig, anhaltend, immer wieder danken.
Ich kann so etwas nicht lesen, ohne mir ehrlich die Frage zu stellen: Wie ist das bei mir? Ich weiß nicht, wie es euch geht. Ich finde Paulus so vorbildlich. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir wieder hören, dass unsere Verantwortung darin besteht, anhaltend füreinander immer wieder zu beten. Und zwar nicht nur für die, die Probleme haben, sondern auch dort, wo Dinge gut laufen.
Hier ist es ja so: Es geht um Glaube, um Liebe. Und wenn wir Vers 4 lesen, so dass wir selbst uns euer Rühmen in den Gemeinden Gottes wegen eures Ausharrens und Glaubens in allen euren Verfolgungen und Bedrängnissen, die ihr duldet – Glaube, Liebe und dann diese Fähigkeit, dran zu bleiben – das ist schön, oder? Habt ihr euch das mal überlegt? Wofür dankt ihr für die Geschwister? Also, wenn ihr jetzt für Leute betet: „Wir müssen Gott allezeit für euch danken, Brüder, wie es angemessen ist...“ Ach, ich bin falsch, danke schön, dass ihr mich korrigiert.
Ich wundere mich schon die ganze Zeit, dass mein Text nicht stimmt. Warum hat denn keiner etwas gesagt? Das ist so ähnlich, Erster und Zweiter, das war der zweite Thessalonicherbrief. Ihr müsst etwas sagen, habt ihr nicht zugehört? Die Übersetzungen sind anders. Okay, wir fangen nochmal an mit dem ersten Thessalonicherbrief, das war der zweite. Die sind so ähnlich am Anfang, dass man es kaum merkt.
Also: Gnade und Friede bleibt gleich, ja, Gemeinde bleibt gleich. Ich lese noch mal vor: Paulus und Silvanus und Timotheus der Gemeinde der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: Gnade euch und Friede. Bleibt alles gleich, okay? Könnt ihr euch merken, hat sich nichts geändert.
Jetzt kommt: Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir euch erwähnen in unseren Gebeten und unablässig vor unserem Gott und Vater an euer Werk des Glaubens gedenken und die Bemühung der Liebe und das Ausharren in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus. Okay, jetzt haben wir es richtig.
Bleibt aber der gleiche Gedanke: Betest du für die Geschwister? Bist du jemand, der sich da reinhängt und sagt: „Hey, ich sehe, wie Leute sich in guten Werken einsetzen. Ich sehe, wie Bemühung der Liebe da ist. Ich sehe das bei anderen Leuten. Ich sehe, wie da Hoffnung da ist, Ausharren da ist, wie Leute sich nicht unterkriegen lassen.“ Siehst du das?
Und wenn du das siehst, dann ist es wichtig, dass du das vor Gott tatsächlich bewegst. Ich möchte euch dazu ermutigen. Ich weiß nicht, wie ich an euch rankomme an der Stelle. Ich glaube, dass wir das zutiefst brauchen, dass wir füreinander dankbar sind, dass wir uns füreinander freuen.
Ich möchte dich wirklich ermutigen, dass du dir die Gemeindeliste vornimmst und bei A anfängst, für die Geschwister zu beten und zu sagen: „Danke, Herr, ich sehe, was der und der tut. Ich habe sie erlebt dabei, danke, danke, genial, super.“ Das macht Paulus.
Und ich bin davon zutiefst überzeugt, dass wenn du das tust, dass das in deinem Herzen etwas im Blick auf Gemeinde verändert. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass das passieren wird. Und du wirst etwas erkennen in dem Anderen, nämlich du wirst das Wunder in dem Anderen erkennen. Das ist das, was so dringend nötig ist.
Und das kriegen wir eigentlich nicht dadurch hin, dass wir immer nur übereinander stöhnen, immer nur das beten, was beim Anderen schiefläuft.
Paulus sagt in Vers 4: „Und wir kennen, von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung.“ Auserwählung, das ist dieser Status, den Gott uns gibt. Christus ist der Auserwählte, der von Gott in besonderer Weise geliebt wird, der von Gott in besonderer Weise berufen ist, der besonders wertvoll ist.
Und was Paulus sagt: Ich schaue mir euch an und ich merke, wie wertvoll, wie großartig ihr in Gottes Augen dasteht. Frage: Siehst du das? Kommst du hierher und sagst du: „Wow, ich komme hier zu Geschwistern, die sind in Gottes Augen auserwählt, kostbar, geliebt, die sind total wertvoll“? Mir geht das irgendwie nicht anders, ich kann das sehen.
Versteht ihr den Blick? Diese Welt möchte unseren Blick wegwenden auf meine Sorgen, auf die nächste Woche, auf meinen Terminkalender, bloß immer schön beschäftigt sein. Bloß hierher kommen, dann ist man brav und macht vielleicht noch den Gottesdienst mit und ist froh, wenn er rum ist, weil es auch noch ein Termin mehr in der Woche ist.
Und jetzt kommt Paulus und sagt: Eigentlich ist das hier der Termin, wo du auf die Menschen triffst, die dich am meisten begeistern sollten. Und wie macht man das? Indem man für sie betet.
Die Kraft des Evangeliums und die Nachfolge der Thessalonicher
Warum ist Paulus so begeistert, und woher nimmt er das? Er sagt in Vers 5: Unser Evangelium erging an euch nicht im Wort allein. Das heißt, er hat nicht nur das Evangelium zu euch gepredigt, sondern auch in Kraft, im Heiligen Geist und in großer Gewissheit oder besser gesagt in großer Fülle.
Paulus hat gesehen, wie das Evangelium bei euch eingeschlagen ist. Er hat es gepredigt, und dann hat Gott Zeichen und Wunder getan. Der Heilige Geist hat an eurem Herzen dafür gesorgt, dass ihr es verstanden habt. Je nachdem, ob man mit „Gewissheit“ oder besser mit „Fülle“ übersetzt, sind viele von euch zum Glauben gekommen. Paulus sieht, wie Gott euch liebt.
Die Frage ist an dich: Siehst du, wie Gott deine Geschwister liebt? Wenn du hier reinkommst, siehst du das Strahlen im Gesicht der Geschwister? Siehst du, was Gott in ihnen sieht? Diese Frage ist wirklich wichtig.
Wenn Paulus predigt, dann predigt er mit Worten nicht nur eine Sache und lebt mit seinem Leben etwas anderes. Sondern in Vers 5 und 6 sagt er am Ende: Ihr wisst ja, als was für Leute wir um euretwillen unter euch auftraten. Überlegt mal, was für Leute wir waren, wie wir gelebt haben. Und dann in Vers 6: Ihr seid unsere Nachahmer geworden und die des Herrn.
Paulus ist begeistert, weil die Leute einerseits auf das Evangelium so reagieren, dass er nur jubeln kann. Wenn du das im Leben von Menschen siehst, dass sie auf das Wort Gottes so reagieren, dann juble bitte mit.
Auf der anderen Seite bleibt es nie dabei stehen, wenn wir das Wort Gottes aufnehmen und Nachahmer der Apostel und des Herrn Jesus werden. Das führt immer auch dazu, dass wir verfolgt werden. Heutzutage bekommen wir davon relativ wenig mit. Das stimmt. Aber für die ersten Apostel und Christen war das klar.
Paulus kann im Philipperbrief sagen, Philipper 1,29: Euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden. Wow, das ist ein schwieriger Vers, oder? Es ist nicht nur geschenkt worden, zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden.
Ihr habt das Wort in viel Bedrängnis und mit Freude des Heiligen Geistes aufgenommen.
Paulus ist so begeistert von den Thessalonichern, weil sie auf der einen Seite begeistert sind und die Freude im Heiligen Geist ausstrahlen. Sie denken: „Bah, mir sind wirklich meine Sünden vergeben worden, Halleluja!“ Und in dem Moment, wo sie das zuhause ihren Eltern erzählen und in die Gesellschaft hineintragen, fängt man an, auf sie einzuschlagen, sie zu verfolgen.
Sie gehen keinen Schritt zurück, sondern bleiben stehen, weil sie Paulus als Vorbild haben. Weil sie Jesus als Vorbild haben. Paulus sieht das und ist einfach begeistert.
Wo erlebst du Geschwister in Not und Verfolgung? Es muss nicht gleich die Verfolgung sein, wie sie in der Bibel beschrieben wird. Ich weiß, wir erleben diese Form von Verfolgung momentan noch nicht. Wenn wir in Syrien leben würden, würden wir das erleben. Dort passiert genau das, was hier steht: Christen werden Tag für Tag um ihres Glaubens willen versklavt, vergewaltigt, umgebracht, vertrieben.
Das haben wir nicht. Manchmal frage ich mich, ob das der Grund ist, warum wir so still geworden sind – weil wir uns ein Stück davor fürchten, dass das mal anfangen könnte. Das Äußerste, was du haben kannst, ist nächsten Samstag auf den „Marsch für das Leben“ zu gehen.
Ja, da gibt es ein paar Farbbeutel, ein paar Sprechchöre gegen dich und vielleicht eine Sitzblockade. Das ist so das Äußerste. Wenn du als Christ sagst: „Irgendwie finde ich es überhaupt nicht gut, dass im letzten Jahr wieder hunderttausend kleine Menschen im Mutterleib umgebracht wurden, ich bin dagegen“, und du da mitläufst, wirst du ein bisschen Verfolgung erleben.
Aber es ist weit entfernt von dem, was die Thessalonicher erlebt haben oder was man an anderen Stellen der Welt erlebt. Aber es gehört dazu. Die Botschaft des Evangeliums wird Menschen entzweien.
Paulus sagt: Ihr habt das mit Freude des Heiligen Geistes aufgenommen und in viel Bedrängnis – viel Bedrängnis, richtig schwer.
Stell dir vor, du hast vor drei, vier, fünf, sechs Wochen gerade das Evangelium gehört. Du kommst in die Jugendgruppe, hörst das Evangelium, bekehrst dich an dem Abend, gehst nach Hause und bekommst richtig Prügel.
Das ist die Realität. Was machst du dann? Bleibst du dran oder sagst du dir: Nein, das möchte ich nicht?
Die Thessalonicher sind dran geblieben. Wenn wir erleben, dass Menschen trotz Schwierigkeiten, Verfolgung und Fragezeichen am Glauben dranbleiben, dann müssen wir uns über sie freuen, Gott dafür danken und für sie einstehen.
Wenn wir sehen, wo es Liebe, Glaube und Hoffnung im Leben eines Menschen gibt, und wo Menschen aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden und trotzdem dranbleiben, dann gilt es, für sie zu danken.
Deshalb noch einmal der Wunsch, der hier am Anfang steht: Fangt an zu beten, fangt an füreinander zu beten.
Ich glaube, jeder, der regelmäßig durch die Gemeindeliste durchbetet und einfach anfängt, für den anderen zu danken, kommt mit einem anderen Herzen hierher. Es geht nicht anders.
Denn da, wo wir für den anderen danken, in ihm den sehen, der uns selbst zum Vorbild wird, in ihm den sehen, der mit mir zusammen in dieselbe Gemeinde hineingestellt wurde, durch denselben Heiligen Geist – an genau der Stelle erfahren wir Gemeinschaft.
Gemeinschaft entsteht nicht dadurch, dass wir zur selben Zeit im selben Raum sitzen. Vielleicht entsteht sie ein bisschen dadurch, dass wir gemeinsam dieselben Lieder singen.
Aber da, wo wir uns aufeinander einlassen, da fängt Gemeinschaft an.
Und dann – das ist schon ganz weit weg und groß geträumt – kommt vielleicht irgendwann der Moment, an dem wir uns hier treffen und aufeinander zugehen und sagen: „Sag mal, ich habe hier deinen Namen in der Gebetsliste. Ich weiß echt nicht, was ich für dich beten soll. Ich kenne dich gar nicht. Kannst du mir mal ein, zwei Sachen sagen? Ich würde dich gern kennenlernen. Ich möchte gerne für dich danken. Was gibt es an schönen Dingen in deinem Leben, wofür ich danken kann?“
Stell dir das vor: Nach dem Gottesdienst kannst du jemanden ermutigen, auf eine Person zuzugehen, die du noch nicht kennst, und sie fragen: „Sag mal, was kann ich für dich danken? Ich kenne dich nicht, ich will nicht deine Probleme hören. Ich will gerne für dich danken. Ich möchte wissen, wo du mit Gott gut unterwegs bist, was läuft. Das reicht mir.“
Ich möchte danken, ich möchte so ein Paulus werden. Du interessierst mich.
Und wenn du mir noch etwas mitgeben willst, wo es vielleicht schwierig ist, gib es her, ich bete auch dafür.
Hey, wäre das was? Eine kleine Idee: Vor dem ersten Schluck Kaffee, bevor das erste Stück Kuchen gegessen ist, ein kleines Gespräch mit jemandem, den du noch nicht kennst.
Das wäre interessant. Stell dir vor, du machst das jeden Sonntag. Du lernst 50 neue Leute im Jahr kennen.
Das fände ich spannend. Das wäre ein Ausdruck von echter Liebe, von echtem Interesse.
Ich merke, das läuft allem zuwider, was in mir drinsteckt, weil mein Fleisch schreit: Nicht noch mehr Leute, nicht noch mehr Probleme, nicht noch mehr Stress. Okay, ich komme gut klar, wenn ich im nächsten Jahr niemand Neues kennenlerne. Ich habe genug Leute.
Das steckt in mir drin. Und jetzt kommt Gott und sagt: Ja, das verstehe ich, aber das ist falsch.
Deshalb müssen wir unser Fleisch überwinden – das Fleisch, das nach dem Gottesdienst nur mit denen reden will, die wir eh schon kennen, und sich nicht auf den Nächsten einlassen möchte, weil da noch Arbeit auf uns zukommt.
Vielleicht pinkt mich der Geist Gottes ja nochmal, einen Alphakurs für arabische Menschen zu machen. Huch, das sind nochmal zwölf Abende plus Vorbereitung. Hoffentlich macht Gott das nicht. So glaube ich, denken wir.
Und jetzt kommt Paulus und sagt: Fang an, für die Leute zu danken. Fang ganz harmlos an, für sie zu danken, freu dich über das, was Gott in ihrem Leben tut, lern sie erst mal kennen.
Sei ein Nachfolger der Apostel und des Herrn Jesus, der das tut – selbst wenn es schwierig wird, der dranbleibt am Evangelium.
Die Thessalonicher – ich habe ja gesagt, die sind so eine junge wilde Truppe – sind in Vers 7 so weit, dass sie allen Gläubigen in Mazedonien und Achaia zu Vorbildern geworden sind.
Das hat wahrscheinlich zwei Monate gedauert, und alle kannten sie. Das ist diese wilde thessalonische Truppe, die richtig eins auf die Mütze kriegt, sich aber nicht unterkriegen lässt und einfach weitermacht.
Womit machen die weiter? Sie erzählen jedem, der es hören will und auch denen, die es nicht hören wollen, dass Jesus der Christus ist, der Messias, dass er für ihre Sünden gestorben ist.
Sie sagen, dass sie jetzt niemand anderem mehr folgen wollen als nur diesem einen Christus. Dass sie nicht mehr zum Kaiserkult gehen wollen, nicht mehr bei den Dionysius-Festspielen teilnehmen, nicht mehr klauen und keinen Sex mehr außerhalb der Ehe haben.
All diese Dinge erzählen sie allen Leuten und sagen: „Wow, ja, wir folgen nur noch diesem einen Jesus.“
Das Verrückte ist: Sie erzählen das allen Leuten, und man mag es kaum glauben – überall fangen die an, das zu glauben.
Vers 8: Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erschollen – nicht allein in Mazedonien, das wäre schon ordentlich gewesen, das war schon eine große Provinz.
Nein, nicht allein in Mazedonien und Achaia, sondern an jeden Ort ist euer Glaube an Gott hinausgedrungen, so dass wir nicht nötig haben, etwas zu sagen.
Dieses „an jeden Ort“ ist eine Übertreibung als Stilfigur. Es ist nicht schon in Australien gelandet, aber Paulus möchte sagen: Mazedonien wäre schon gut gewesen, Mazedonien und Achaia, das ist der Rest von Griechenland, super.
Aber eigentlich kennt euch jeder, wer auch immer mich besucht, woher auch immer er kommt. Ihr seid ein kosmopolitisches Gesprächsthema unter den Christen.
Man kennt euch, man kennt eure wilde, leidenschaftliche, evangelistische Art, die sich nicht unterkriegen lässt, die liebt, glaubt, hofft und predigt.
Paulus ist begeistert, einfach nur begeistert.
Achtung: Sie machen nicht alles richtig. Wir werden sehen, sie haben durchaus Fragen ans Leben und theologisch noch nicht alles verstanden.
Das spielt keine Rolle, weil sie den Kern haben. Und damit wuchern sie.
Wenn Paulus anderen Leuten erzählen möchte, wie es in Thessalonich war, sagen die: „Wissen wir schon, Paulus! Man hat uns schon erzählt, all das, was in Thessalonich passiert ist. Das ist schon rum, du kommst zu spät, Paulus, mit deiner eigenen Geschichte.“
So dass wir nicht nötig haben, etwas zu sagen.
Vers 9: Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt.
So schön: Von den Götzen zu Gott, dem lebendigen und wahren Gott, zu dienen.
Bei den Thessalonichern hat es richtig Klick gemacht im Kopf.
Das ist ihr Geheimnis.
Wenn du dich fragst, wie man so drauf sein kann, ganz simpel: Du musst Bekehrung neu definieren.
Bekehrung ist nicht: „Ich bin dunkelgrau und werde so ganz langsam ein bisschen heller grau, und irgendwann bin ich vielleicht hellgrau genug, dass es halbwegs für Gott reicht.“
Das ist nicht Bekehrung.
Bekehrung heißt: „Ich bin schwarz und dann, pff, Schalter um. Jetzt bin ich weiß.“
Ich habe vorher allen möglichen Blödsinn in meinem Leben gemacht, für alles Mögliche gelebt.
Jetzt, wo mir der lebendige und wahre Gott begegnet ist – im Gegensatz zu den toten und falschen Göttern, den falschen Vorstellungen vom Leben – werde ich ihm folgen.
Genau genommen werde ich ihm auch dienen.
Dem wahren Gott zu dienen.
Ich werde mein Leben auf diese Karte setzen und sagen: „Okay, was will Gott von mir?“
Ich werde diese Frage ehrlich stellen – nicht halbherzig, sondern ganz ehrlich:
„Was möchtest du, Herr Jesus, von mir?“
Das ist eine gefährliche Frage, ganz ehrlich.
Aber sie zu stellen bedeutet, dass wenn er uns antwortet, wir für ihn leben können.
Darum geht es.
Das kann so unterschiedlich sein, wie wir unterschiedlich sind.
Es ist diese eine Sache, die sie tun: Sie sagen, ich will dienen, ich will dem lebendigen, wahren Gott dienen.
Ich will hier nicht mein eigenes kleines Königreich aufbauen.
Ich will meinen eigenen kleinen Träumen und Idealen nicht mehr folgen.
Ich will jetzt Gott dienen.
Ja, wie schaffe ich das? Wie schaffe ich es, ein Leben zu priorisieren, das wirklich auf Gott ausgerichtet ist?
Von allen Seiten kommen Karriereberatungen, Riesterrente, tausend Sachen, über die man sich den Kopf machen muss.
Und dann ist die zehnte Staffel meiner Lieblingsserie gerade irgendwo bei Amazon zu haben.
Versteht ihr? Es kommt so vieles rein, was mein Leben prägen und ausrichten will.
Wie schaffe ich das, dass mein Leben diesen Fokus auf Jesus behält?
Die Antwort ist so simpel und gleichzeitig so unglaublich.
Ich denke manchmal: Schwierig, schwierig im Sinne von „Ihr werdet sie abnicken“, wenn ich den nächsten Vers vorlese.
Gleichzeitig wisst ihr von hier oben, vom Abnicken ins Leben rein, das ist ein langer Schritt.
Was schafft die Priorität für mein Leben?
Vers 10: Und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns errettet vor dem kommenden Zorn.
Vier Dinge über Jesus:
Erstens: Er kommt wieder. Er sitzt jetzt zur Rechten Gottes, aber er kommt aus dem Himmel wieder.
Zweitens: Er ist der, der aus den Toten auferweckt wurde. Seine Auferstehung zeigt, dass das abschließende Opfer für deine Sünden gebracht ist. Du musst es nur annehmen.
Drittens: Es geht um Jesus, eine historische Person, die gelebt hat.
Viertens: Dieser Jesus kommt wieder, um uns vor dem kommenden Zorn zu retten.
Das Neue Testament verkündigt einen Gott, der Liebe und Zorn ist.
Er sagt einerseits: Achtung, es gibt Gericht. Du wirst für jedes Wort, jeden Gedanken, jede Tat gerichtet werden.
Vorsicht, lass es nicht zu, dass du in dieses Gericht hineinkommst.
Nimm den Ausweg, und der Ausweg heißt Jesus.
Nimm ihn, denn Jesus ist der, der uns rettet vor dem kommenden Zorn.
Im Jüngsten Gericht wird uns niemand retten können, wenn es nach unseren Werken geht. Niemand!
Aber jetzt kannst du dich retten, jetzt kannst du an Jesus glauben.
Wenn du an Jesus glaubst, dann ist die Frage: Was erwartest du am meisten in deinem Leben?
Mal ganz ehrlich: Was erwartest du am meisten? Wofür lebst du? Was ist deine größte Hoffnung?
Die richtige Antwort ist simpel: Meine größte Hoffnung ist, dass der Herr Jesus wiederkommt.
Dafür gibt es maximale Punktzahl.
Die Frage ist nur, ob das wirklich stimmt.
Ist das wirklich so in deinem Leben?
Ich habe heute Morgen eine SMS bekommen, die mich wirklich umgehauen hat.
Ein lieber Freund von mir, Mitte zwanzig, hat letztes Wochenende geheiratet, ist in Hochzeitsurlaub gefahren und musste mit dem Hubschrauber notfallmäßig zurückgebracht werden in seine Heimatstadt.
Akute Leukämie, mehrere Tumore im Gehirn, fast alle Organe sind befallen.
Er liegt eine Woche nach seiner Hochzeit im Sterben.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr so eine SMS lest, in der jemand sagt: „Hey, bete für ihn.“
Ich dachte an unseren Text hier und fragte mich: Was ist Hoffnung? Versteht er das? Was ist die größte Hoffnung, die ich habe im Leben?
Als ich das las, musste ich mir eingestehen: Ja, Gott kann Wunder tun, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er das nicht überlebt, ist ziemlich hoch.
Vielleicht ist er schon gestorben, ich weiß es nicht.
Hast du diesen jungen Mann? Hast du eine Witwe von einer Woche? Wahrscheinlich ist sie seit einer Woche Witwe.
Das ist das Leben, das ist die Welt, in der wir leben.
Ich weiß nicht, worauf du hoffst – auf den nächsten Abschluss, den Traumpartner, das neue Auto, das Haus, die Uhr – keine Ahnung, worauf du hoffst.
Aber eines sage ich dir: Wenn deine Hoffnung nicht auf dem Herrn Jesus ruht und wenn das nicht Prio 1 in deinem Leben ist, dann wird es Momente geben.
Dann wird die Unfairness und die Gefallenheit der Schöpfung dich an einen Punkt bringen, wo du feststellen musst: Jetzt ist nur noch Finsternis, jetzt ist nur noch Dunkelheit da.
Deshalb wünsche ich euch – ich weiß, wohin mein Freund geht, ich weiß, dass ich ihn wiedersehen werde – aber ich wünsche euch, dass ihr wie die Thessalonicher seid.
Wenn ich euch die Frage stelle: Was ist die höchste Priorität in deinem Leben?
Dann mögt ihr sagen: Meine erste Priorität ist der Herr.
Ihn zu sehen, ihm zu begegnen, ist meine höchste Priorität.
Alles andere ist schön und gut, ich werde dieses Leben in gewissen Punkten genießen und vernünftig planen, werde nicht doof sein.
Aber wenn du mich ehrlich fragst: Was ist das höchste Ziel?
Ich möchte diesem Herrn begegnen, der am Kreuz für mich gestorben ist.
Der jenseits von Hirntumor, jenseits von ALS, jenseits von Arbeitslosigkeit, jenseits von allem, was mein Leben kaputt machen will, mir eine Hoffnung gibt.
Eine Hoffnung, die so klar ist, dass ich weiß: Wenn ich ihm begegne, wenn er wiederkommt, bin ich am Ziel und ich komme definitiv an.
Zusammenfassung und Ausblick
Erster Thessalonicher: Was möchte ich, dass ihr mitnehmt? Drei Punkte.
Der erste Punkt ist die Dankbarkeit füreinander. Wie kann uns diese Dankbarkeit den Blick schärfen? Ganz einfach: Sie hilft uns, wirklich füreinander da zu sein.
Der zweite Punkt betrifft die Leidenschaft der Thessalonicher. Trotz Schwierigkeiten und Verfolgung ließen sie sich nicht aufhalten, mit anderen Menschen über das Evangelium zu sprechen. Ihre Begeisterung für das, was Gott ihnen geschenkt hat, war tief und ansteckend.
Der dritte Punkt ist die Frage: Was ist deine Hoffnung? Kannst du nicht nur als Antwort, sondern auch in deinem Herzen sagen: „Ich habe diese Hoffnung auf den Herrn.“ Wenn er heute käme, wäre das das Schönste, was mir passieren könnte. Ich würde mich darüber freuen, wenn er käme. Ich habe keine Angst davor, denn ich weiß, dass er derjenige ist, auf den ich warte.
Diese drei Punkte sind wichtig. Morgen schauen wir uns dann den 1. Thessalonicher 2 an. Ihr seid herzlich eingeladen, morgen Abend um 19:15 Uhr mit dabei zu sein.