Einführung in die Offenbarung und die Vielfalt der Auslegungen
Bei der Offenbarung werden Sie verschiedene Auslegungen finden. Vielleicht bin ich jemand, der darüber hinwegliest. Ein Herr Frohner hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ich habe es jetzt in meinem Hartenstein gelesen. Es gibt Passagen, die ich innerlich nicht akzeptieren kann.
Doch das ist bei der Bibelauslegung immer so. Wir haben einen gewissen Freiraum, besonders wenn es nicht um zentrale Dinge geht, die die Person Jesu betreffen. In manchen Fällen können wir bei der Auslegung der Schrift verschiedene Wege gehen, solange es keine stark trennenden Fragen sind, vor allem im prophetischen Wort.
Sie wissen, dass ich die Meinung, alle Menschen würden gerettet – die sogenannte Allversöhnung –, nicht in der Schrift begründet sehe. Ich sehe das einfach nicht so. Ich habe mich bemüht, mich damit auseinanderzusetzen.
Heute Abend möchte ich dieses unerschöpfliche Thema jedoch nicht vertiefen. Stattdessen kommen wir jetzt zur Öffnung der ersten sechs Siegel in Kapitel 6.
Die Bedeutung von Kapitel 5 als Vorbereitung
Ich wurde in den zurückliegenden Tagen oft an dieses Kapitel fünf erinnert. Ich hätte nicht erwartet, dass es mir selbst so neu wird, wie dort Christus in der Mitte steht und wie der Lobgesang der vollendeten Gemeinde klingt.
Wenn Sie in der Ewigkeit sind – und für manche unter uns ist das gar nicht mehr weit entfernt, vielleicht gehöre ich selbst zu denen, bei denen es ganz nahe bevorsteht, wer weiß, ob ich den morgigen Tag erlebe – dann wollen wir immer bereit sein. Ich möchte hinübergehen, und wenn wir zurückblicken, erkennen wir: Es war eigentlich gar keine große Schranke.
Die unsichtbare Wirklichkeit, die vollendete Gemeinde, können wir mit unserem Verstand und unseren Begriffen nur in Bildern fassen und verstehen, aber nicht mehr.
Die Öffnung der ersten sechs Siegel und ihre Symbolik
Die Öffnung der ersten sechs Siegel
Sie erinnern an die Rolle, die versiegelt war und nun geöffnet wird. Diese Rolle wird entfaltet, und es wird sichtbar, was darin steht.
Ich sah, dass das Lamm das erste der sieben Siegel öffnete. Und ich hörte eine der vier Gestalten mit einer Donnerstimme sagen: „Komm!“
Ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm wurde eine Krone gegeben. Er zog aus, siegreich und um zu siegen.
Als das zweite Siegel geöffnet wurde, hörte ich die zweite Gestalt sagen: „Komm!“ Es kam heraus ein zweites Pferd, feuerrot. Dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sich die Menschen untereinander umbringen. Ihm wurde ein großes Schwert gegeben.
Beim Öffnen des dritten Siegels hörte ich die dritte Gestalt sagen: „Komm!“ Ich sah und siehe, ein schwarzes Pferd. Der darauf saß, hielt eine Waage in seiner Hand.
Eine Stimme ertönte mitten unter den vier Gestalten: „Ein Maß Weizen für einen Silbergroschen und drei Maß Gerste für einen Silbergroschen, aber dem Öl und Wein soll kein Schaden zugefügt werden.“
Als das vierte Siegel geöffnet wurde, hörte ich die Stimme der vierten Gestalt sagen: „Komm!“ Ich sah und siehe, ein fahles Pferd. Der darauf saß, trug den Namen „Tod“, und die Hölle folgte ihm nach.
Ihnen wurde Macht gegeben, über den vierten Teil der Erde zu töten – mit Schwert, Hunger, Pest und durch die wilden Tiere auf der Erde.
Als das fünfte Siegel geöffnet wurde, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die umgebracht worden waren um des Wortes Gottes und ihres Zeugnisses willen. Sie schrien mit lauter Stimme: „Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“
Ihnen wurde jeweils ein weißes Gewand gegeben. Man sagte ihnen, sie sollten noch eine kleine Zeit ruhen, bis auch ihre Mitknechte und Brüder vollzählig dazukämen, die ebenso getötet werden sollten wie sie.
Als das sechste Siegel geöffnet wurde, geschah ein großes Erdbeben. Die Sonne wurde finster wie ein schwarzer Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut.
Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er vom starken Wind bewegt wird. Der Himmel wich zurück wie eine zusammengerollte Schriftrolle.
Alle Berge und Inseln wurden von ihrem Ort wegbewegt. Die Könige auf Erden, die Großen, die Obersten, die Reichen, die Gewaltigen, alle Sklaven und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen der Berge.
Sie sprachen zu den Bergen und Felsen: „Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes!“
Die Bedeutung des Zorns des Lammes und die historische Perspektive
Die Bibel beschreibt so gewaltig, dass das Lamm einen Zorn hat. Darüber sollten wir nachdenken, denn es heißt: „Es ist gekommen der große Tag ihres Zorns.“ Wer kann diesem bestehen?
Wir sehen jetzt durch die Jahrhunderte hindurch in die Abläufe, soweit uns Gottes Geist eine Vorahnung gibt, durch was man hindurchgehen muss.
Bevor wir dieses Kapitel weiter auslegen, möchte ich zeigen, wie die Propheten immer wieder auf ihr eigenes Wort oder auf frühere Vorläufer zurückgreifen. Dazu müssen Sie jetzt einmal den Propheten Sacharja aufschlagen. Dort steht etwas, das gewisse Ähnlichkeiten aufweist, aber doch ganz anders ist.
Vergleich mit der Vision des Sacharja
Zacharja, da steht, wenn Sie die Bibel haben, über die Kirche, Seite 894, ist fast ganz am Ende der Propheten. Malachi kommt bloß noch dahinter.
Zacharja 1, Vers 7: Zacharja hat ein Nachtgesicht. Bibeln gibt es genügend, auch unter dem Schrank. Fehlen noch welche? Wo? Sie dürfen einfach gut Andreas holen, dort gibt es auch jede Menge.
Zacharja hat ein Nachtgesicht, Vers 8: Und sah in dieser Nacht, und siehe, ein Mann saß auf einem roten Pferd. Das kommt im Alten Bund vor. Er hielt sich zwischen den Myrten im Talgrund auf.
Sie sind doch Biologin, können Sie uns erklären, was eine Myrte ist? Sie sind doch Gärtnerin, oder? Wer kennt sich mit Blumen aus, ja, Frau Schuller? Niemand hat so viel Kenntnis wie Sie.
Wie? Aber es muss irgendeine große Pflanze wie ein Baum sein, die zwischen den Myrten steht. Es müsste feuchter Boden oder so etwas sein. Ich kann mir das nicht richtig vorstellen. Aber da hielt er sich zwischen diesen Myrten auf. Das riecht ja auch noch schöner, wie... ja, es duftet wie die Myrten im Talgrund.
Hinter ihm waren rote, braune und weiße Pferde. Ich sprach: Mein Herr, wer sind diese? Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Ich will dir zeigen, wer diese sind. Der Mann, der zwischen den Myrten hielt, antwortete: Diese sind es, die der Herr ausgesandt hat, die Lande zu durchziehen.
Sie aber antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt, und sprachen: Wir haben die Lande durchzogen, und siehe, alle Lande liegen ruhig und still.
Der ewige Gott hat Reiterboten der unsichtbaren Welt und sendet diese Reiter aus – blaue, braune, rote und weiße Pferde – hinaus. Die Reiter sind Engelsboten, und sie inspizieren die Lande. Sie kommen zurück und berichten, wie es in den Ländern der Welt aussieht.
Alle Länder sitzen still. Da geht es turbulent zu, es werden Geschäfte gemacht, aber niemand sucht Gott. Es ist kein Aufwachen da, keine Buße, keine Umkehr. Das interessiert Gott.
Und diese erschütternde Meldung, die sie bringen: nichts. Wir sehen keine Treue, keine Gerechtigkeit, kein Suchen nach Gott, keine Umkehr.
Jetzt fängt einer der Engel an und bedrängt den Herrn und spricht: Herr Zebaoth, wie lange noch willst du dich nicht erbarmen über Jerusalem und über die Städte Judas, über die du zornig bist schon siebzig Jahre?
Gott hat Mahnwachen aufgestellt, die ihn erinnern: Er soll doch endlich seine Verheißungen einlösen. Er muss seine Heilsgeschichte vorwärtstreiben.
Eine ganz wunderbare Vision, die Zacharja hat. Der Engel, der mit mir redet, sprach zu mir: Predige! Und so spricht der Herr: Ich eifre für Jerusalem und Zion mit großem Eifer und bin sehr zornig über die stolzen Völker.
Denn ich war nur ein wenig zornig, aber sie halfen zum Verderben. Darum spricht er: Ich will mich wieder Jerusalem zuwenden mit Barmherzigkeit, und mein Haus soll darin wieder aufgebaut werden usw.
Gott sucht diese Welt heim, und er will seine Heilsgeschichte beschleunigen.
Die apokalyptischen Reiter in Offenbarung 6 im Kontext
In Offenbarung 6 treten die Reiter in einer etwas anderen Funktion auf. Diese sogenannten apokalyptischen Reiter bringen die Unglücksnachrichten für die Welt. Betrachtet man dies jedoch im Zusammenhang mit Sacharja, wird deutlich, dass es wohl anders gemeint ist. Johannes erinnert sich vermutlich an das, was er von Sacharja wusste: Diese Gottesboten, Engelsboten, ziehen durch die Welt und schauen, ob irgendwo Menschen nach Gott suchen. Denn Gott hört das Schreien der Gerechten.
Nun kommen diese Engelsboten auf ihren Pferden, das Siegel wird aufgebrochen, und dann erscheinen diese vier Gestalten, die Vertreter der gesamten Schöpfung Gottes sind, der Kreatur. Sie rufen: „Komm!“ Das erste Siegel erfüllt sich, und die erste Epoche läuft ab. Wir sehen den weißen Reiter.
Viele Ausleger sehen in dem weißen Reiter die großen Reiche von Alexander dem Großen, einen ungeheuren Herrscher. Wenn man sich noch einmal vor Augen führt, wie Alexander der Große bei seinen Soldaten immer vorne zu Fuß war, während sein Pferd hinterhergeführt wurde, wie er zur Oase Shiva zog, kann man sich begeistern. Wenn kein Wasser mehr da war, haben sie für ihn eine ganze Flasche aufgehoben und gesagt: „Ich trinke das Wasser nicht, ich will mit meinen Soldaten Durst haben.“ Die ganzen Alexandergeschichten, die römischen Kaiser – es war triumphal, diese Reiche, die sie aufgebaut haben, was Napoleon gewirkt hat.
Trotzdem ist es ein Stück der Weltentwicklung, der apokalyptischen Weltentwicklung: die siegreichen Reiche der Welt, die siegen, um zu siegen. Sie laufen ab nach dem Plan Gottes. Gott gibt ihnen Raum, dass sie sich austoben, diese Herrschaften – so etwa die amerikanische Kultur, das Russische Reich, China, vorher die gesamte deutsche Geschichte mit ihrer Entfaltung, mit Unheil und Schrecken.
Ich möchte gleich sagen, dass es eine ganze Reihe von Auslegern gibt, angefangen bei den alten Kirchenvätern, die in diesem weißen Reiter etwas ganz Herrliches sehen – das Gottesreich, das kommt. Das ist auch möglich, denn in Offenbarung 19 erscheint später nochmals ein weißer Reiter, nämlich Christus auf dem Pferd. Andere sagen wiederum sehr vehement, dass man das unterscheiden müsse, weil es nicht Offenbarung 19 sei.
Ich meine auch, es gehört hier hinein in diese Unglücksnachrichten. Aber man muss in der Offenbarung vorsichtig sein. Soweit wir es mit unserem Verstand verstehen können, sollen wir es nur auslegen. Wer es fester klopfen will, muss das beachten. Es gibt jedenfalls sehr geistbegabte Ausleger bei beiden Deutungen.
Erich Schnepel vertritt zum Beispiel hier die Auslegung, ebenso Hartenstein, die das Gottesreich sehen, das durch die Verkündigung des Evangeliums aufgerichtet wird. Die Farbe Weiß könne man sich nicht anders vorstellen als dieses Friedensreich, das in einer wirren Zeit großer Umbrüche und Katastrophen gebaut wird. Das Wort Gottes läuft durch die Völkerwelt, und die Gemeinde sammelt sich.
Ich meine, man muss aufpassen, dass man nicht zu viel hineinlegt. Ich will es damit auch bewenden lassen.
Die weiteren Reiter und die Entwicklung der Weltgeschichte
Wir haben jetzt genug mit den Reitern der Apokalypse zu tun. Wieder rufen diese vier Gestalten, die die Kreatur symbolisieren, und sagen: Jetzt muss doch endlich das Heil kommen. Irgendwann muss Gott seine Geschichte zum Ziel führen. Sie rufen erneut dieses mächtige „Komm!“. Und da erscheint das feuerrote Pferd.
Dieses Pferd steht für die schrecklichen Kriege und Auseinandersetzungen, die über diese Welt hereinbrechen. Gott hat den Frieden von der Welt weggenommen. Wenn wir heute hier über Frieden sprechen, kann man das zwar vernünftig diskutieren. Ich erinnere mich, dass ich einmal für den Evangeliumsrundfunk einen Vortrag über biblischen Frieden gehalten habe. Ich glaube, ich begann mit den Worten: „Ich habe meinen Frieden von diesem Volk weggenommen.“
Wenn Gott seinen Frieden wegnimmt, können wir zwar versuchen, Frieden herzustellen, aber wir schaffen es einfach nicht mehr. Die Menschen verstehen sich nicht mehr. Es kommt zu Zwietracht – innerhalb der Familien, zwischen den Generationen, zwischen Völkern und Nationen, überall.
Damals entstand die Friedensbewegung. Interessant ist, dass man sich plötzlich nicht mehr mit den biblischen Vorstellungen vom Frieden ausdrücken konnte. Denn der Gedanke war wieder so: Friedenskette – hunderttausend Leute bis Ulm reichten sich die Hände. Es war ein großer Aufbruch. Doch man hatte nicht mehr verstanden, dass Frieden viel schwieriger ist als der Frieden, den man in einer Bewegung herstellen kann.
Man merkt, wie diese ganze euphorische Bewegung, die auch die Kirche in ganz vordergründiger Weise erfasste, heute wieder verschwunden ist. Damals wurde nicht mehr gefragt, wie wir diesen Frieden leben sollen. Heute dominieren ideologische Strömungen. Wir müssen immer wieder darauf achten, die biblische Tiefe der Aussagen zu bewahren.
Der Frieden ist von dieser Welt weggenommen. Im Alten Testament gibt es viele Worte dazu. Ich kann in dieser ruhelosen Welt keinen Frieden schaffen bis zur Wiederkunft Christi. Es ist schwer. Sicher kann ich hier und da einzelne Menschen versöhnen. Vielleicht kann ich auch für Versöhnung zwischen Nationen wirken. Ich will das nicht aufgeben. Aber das Schwierige ist, dass Mächte am Werk sind, die losgetreten wurden.
Gerade jetzt in Oszair fällt es mir sehr schwer. Ein Arzt, der vor zwei Jahren noch bei uns war und zitterte, als die ersten Unruhen in Ruanda begannen, sagt: „Das schlägt jetzt auch bei uns durch.“ Er war in Rubanka oder wie das Krankenhaus heißt, das jetzt völlig zerstört ist durch die Unruhen. Er erzählte, wie das alles bei uns lebt und spürte genau, wie die Afrikaner das in ihrer Ursprünglichkeit empfinden.
Es ist eigentlich ein Gnadenwunder, dass das überhaupt noch hält. Heute muss man sagen: Man versteht überhaupt nicht, wie die Menschen noch miteinander auskommen können. Wenn so etwas losbricht, ohne irgendeine Erklärung, dann herrscht Mordlust und hinter all dem grausamen Geschehen steckt kein Sinn mehr.
Gott hat den Frieden von dieser Welt weggenommen. Aber in diesem Chaos kann ich in ihm Frieden finden. Erschütternd ist, dass Gott diese schrecklichen Geschehnisse zulässt.
Die Rolle Christi und die Kontrolle über das Böse
Diese Siegel werden vom Lamm geöffnet. Wir erinnern uns, dass dieses Lamm Christus ist, mit seinen durchbohrten Händen. Er will diese Welt erlösen und befreien.
Nicht Jesus tötet, und nicht Jesus ist der Verursacher der Katastrophen. Vielmehr lässt Jesus den Mächten des Verderbens Raum. So wie eine Frucht reift, muss auch das Böse in der Welt noch ganz sichtbar werden.
Wir selbst werden ja nicht wach. Immer wieder glauben wir, wir könnten eine paradiesische Welt ohne Gott schaffen. Dabei merken wir nicht, dass der Abfall von Gott das Verheerende in unserem Leben ist.
Deshalb ist die ganze Entwicklung des Unheils in der Welt von Christus losgelassen, aber gleichzeitig auch von ihm kontrolliert. Er weiß, welche Zeit und welche Stunde es hat.
Mit meinem Verstand kann ich es nicht begreifen, wenn ich Länder wie Nordirland betrachte, wo es scheinbar unmöglich ist, die Menschen zusammenzubringen. Oder das Schreckliche, was wir in Jugoslawien erlebt haben. Wir hätten nie gedacht, dass so etwas wieder ausbrechen kann.
Wer weiß, was in den nächsten fünf Jahren in Europa noch alles passieren wird – auch in Form von sozialen Unruhen und vielem mehr.
Es ist etwas Schweres, wenn der Frieden nicht mehr in der Welt herrscht, sondern jeder Mensch für seine Rechte mit allen Mitteln kämpfen will.
Das dritte Siegel: Teuerung und wirtschaftliche Not
Und es kommt das nächste Siegel, und wieder rufen sie: „Komm, ein Mächtiges, es wird inszeniert, jetzt komm!“ Die Bewegung nimmt Fahrt auf.
Heute Mittag wollte ich fast alle meine Sparbücher auflösen, nachdem ich von der Teuerung gelesen hatte. In der Bibel steht eigentlich sehr klar, dass Reichtum uns keine bleibende Sicherheit geben kann. Sie wissen, ich bin ein Mensch, der schon durch meinen Vater, der ein Wirtschaftspolitiker war, viel mitbekommen hat. Ich kenne mich auch aus und verstehe etwas vom Wirtschaftsleben. Aber man muss das einfach ganz nüchtern sehen: In der Bibel hat Reichtum keine Sicherheit. Alles, was mit Geld und Besitz zu tun hat, ist trügerisch.
Trotzdem müssen wir haushälterisch damit umgehen. Hier wird von der Teuerung gesprochen. Es wundert mich immer wieder, dass es nicht gelingt, diese Teuerung in den Griff zu bekommen. Mein Vater war von seiner Ausbildung her Währungstheoretiker. Er hat schon in den 30er Jahren international viel für die Stabilität des Geldes gewirkt. Ihm tat es immer weh, dass man heute schon eine Inflationsrate von 1,5 Prozent als Fortschritt ansieht. Er sagte immer: Das Geld muss für uns erst einmal stabil sein.
Das ist das Erste. Es gelingt in dieser Welt nicht, dass jeder das behält, was er hat, weil Gott diese großen Bewegungen laufen lässt. In dieser Teuerungsbewegung sprach auch Jesus von Hunger und teuren Zeiten. Es ist schlimm, dass wir das Hungerproblem nicht lösen können, obwohl es eine Welt der Überproduktion gibt.
Die Teuerung bekommen wir nicht in den Griff, und Sie wissen, immer die Armen sind die Betrogenen. Die Reichen können sich irgendwo absichern. Die Masse aber kann man nicht deuten. Es ist im Grunde eine Umwertung von eins zu vierundzwanzig. Plötzlich ist das Geld nur noch so viel wert, und der Brotpreis steigt so hoch, dass die Armen es sich nicht mehr leisten können. Sie können nicht mehr kaufen, weil sie das Geld nicht mehr bezahlen können. Das ist ganz furchtbar.
Unser Lütze in Goxen, bei dem Missionsabend am Sonntag, wo wir seine Geldscheine ausgelegt hatten, sagte: Drei Millionen Saarien oder mehr sind jetzt ein US-Dollar – Wahnsinnszahlen! Das ist Inflation, und das betrifft normale Menschen ohne ausländisches Geld. Ich habe schon Kuba gesehen, wo man nur noch mit Dollar im Sozialismus leben kann.
Die Teuerung macht diese armen Leute, die noch ehrlich arbeiten, zu hilflosen Gestalten. Da sind eigentlich die schlimmsten Schrecken unserer Welt schon beschrieben. Wenn man in die Welt hineinschaut, sieht man, wie furchtbar es ist, dass die Kranken, die Schwachen und die Alten keinen Raum mehr haben.
Das vierte Siegel: Tod und Vernichtung
Und dann kommt das vierte Siegel: das fahle Pferd.
Dort erscheint der Tod, und die Hölle folgt ihm nach – der Tod, der die Menschheit vernichtet. Ihm wurde die Macht gegeben, den vierten Teil der Erde zu töten.
Nun stellt sich wieder die Frage: Bezieht sich dieses Geschehen auf eine Zukunft? Ich glaube nicht. Ich denke, wir leben in der Zeit dieser Siegel, in der der Tod so viel Macht hat. Ein Ausleger sagt, dass es seit dem ersten Jahrhundert immer so war, dass ein Viertel der Menschheit auf unnatürliche Weise getötet wurde, wie es hier beschrieben ist.
Dies geschah durch Kriege, durch schreckliche Krankheitszeiten, durch wilde Tiere und viele andere Ursachen. Man merkt, dass es eine Grenze gibt, die man nicht überschreiten sollte. Es genügt, dass wir Warnsignale haben und wissen, dass auch diese schrecklichen Ereignisse unter der Kontrolle unseres Herrn stehen.
So unheimlich und furchtbar sie auch sind, sie sind von ihm zugelassen. Ihr Ende ist von unserem Herrn bestimmt.
Die historische Deutung des roten Reiters und die Vorsicht bei Auslegungen
Ich habe auch eine Erfahrung, die mir für mein Leben klar wurde. Irgendwann, ich weiß gar nicht mehr genau wann, vielleicht in den 70er Jahren, bekam ich viele Traktate verteilt. Das war irgendwo in Stuttgart, von einer Gruppe namens „Das Rote Pferd“. Diese Traktate wurden von Christen verfasst, die besonders gegen den Kommunismus kämpfen wollten.
In diesen Schriften wurde sehr auf den Reiter auf dem roten Pferd eingegangen. Das Pferd ist rot, weil Rot die Farbe des Kommunismus ist. Ich glaube jedoch, dass hier etwas überdehnt wurde. Denn der Kommunismus ist vorbei, aber der Reiter ist trotzdem noch da. Jetzt ist er rot, weil das Rot das Blut symbolisiert, das Menschen im Krieg vergießen, wenn sie sich töten.
Ich möchte hier keinen Streit anfangen und auch niemandem wehtun. Meist ist es so, dass auch derjenige verletzt ist, der eine solche Meinung vertritt. Wir wollen niemanden kränken, aber wir müssen vorsichtig sein. Immer wieder, wenn man Menschen trifft, die so fest an etwas glauben, sollten wir bedenken, dass das prophetische Wort uns Trost gibt und uns Mut macht.
Es will uns nicht mit Details wie in Krimifilmen oder Science-Fiction-Filmen konfrontieren, in denen genau gezeigt wird, was passiert. Stattdessen will es uns ermutigen, unseren Weg mutig und getrost weiterzugehen.
Das fünfte Siegel: Das Martyrium der Gläubigen
Und dann kommt das fünfte Siegel, und das gehört mit hinein in die Abläufe der Weltgeschichte. Es ist die Schar derer, die um des Zeugnisses des Evangeliums willen ermordet wurden. Wir denken viel zu wenig daran.
Am kommenden Sonntag wollten wir ja daran gedenken, aber ich glaube, es ist bei uns gar nicht möglich, weil unser Predigttext das nicht hergibt. Ich meine immer, ich möchte nichts zusätzlich zum Wort Gottes in den Sonntagsgottesdienst hineinnehmen, sonst verdrängt man oft die Kraft des Wortes Gottes. Aber wir kommen an so vielen Stellen immer wieder auch an die bedrängte Gemeinde.
Ich habe am letzten Sonntag extra auch für die bedrängte Gemeinde gebetet, weil es uns so wichtig ist. Wir leiden ja ganz stark im Moment unter einem ganz schwer militanten Islam. Die Allianz von Afrika hat jetzt aufgerufen: Er sei ganz schlimm in Afrika geworden, und das in ganz kurzer Zeit. Was wir in Algerien sehen, ist nur ein Symptom. In Nigeria hat es sich nie beruhigt.
In Nigeria, wo wahrscheinlich mehr Christen leben als Muslime, sind vor Jahren einfach die Militärregierung und die muslimische Liga zusammengegangen. Da hält sie das, und sie lassen es auch nicht mehr los. Und mit welchen Konsequenzen? Wenn man sieht, wie viele Menschen dort umgebracht wurden in Nordnigeria, wie viele Kirchen abgebrannt wurden – von Nigeria spricht keiner.
Und das, was gegenwärtig in Indonesien abläuft, ist uns eine große Sorge. Und zwar immer wieder in dem Sinn, dass die Christen jetzt nicht auch zurückschlagen. In Nigeria war es schon so, dass die Christen sagten: Die besten Generäle und die Armee sind weithin in christlicher Hand. Das wäre das Furchtbarste, wenn die Nigerianer sich mit der Armee an den Muslimen rächen würden. Nur mit dem Wortes Zeugnis leidend und sterbend den Passionsweg Jesu bezeugen.
Ich will auch gar nie beten: Herr, beende das Leiden. Lass du sie nur so – will ich beten – lass du sie ein gutes Zeugnis geben im Leiden, damit sie das den Feinden machen. Denn anders kann man einen Feind nie überwinden, als indem man für seine Verfolger betet.
Und das ist so unglaublich in so einer Situation, wo der Pastor in seiner Kirche vor ein paar Wochen mitangezündet wurde, zusammen mit seiner Familie, und ihm der Rausweg aus der brennenden Kirche versperrt wurde – in Indonesien. Aber die Geschichten finden Sie in unseren Zeitungen gar nicht, weil wir hier in einem Glauben leben und sagen: Das ist doch nicht schlimm. Wir können doch zusammenleben.
Ja, natürlich können wir zusammenleben, ihr habt doch gar keine Probleme hier. Aber wir müssen sehen: Wenn hier die radikalen Kräfte sich entfalten, hat der Islam eine antichristliche Spitze. Und wo die anfängt zu wirken, duldet sie keinerlei Kompromisse mehr.
Die Juden haben uns auf jeder Reise in Palästina gesagt: Zeigt mir einen Ort in Israel, wo das Minarett nicht der höchste Turm ist. Das muss der Islam sein. Und er duldet nichts von einem Christuszeugnis dort, wo er heute aus diesen Quellen gespeist wird.
Wir wissen nicht, wohin die Entwicklung geht. Wir wollen einfach wissen, dass das Martyrium dazugehört. Was uns aber schwerfällt, ist die Frage, wie viele Menschen um das Zeugnis des Evangeliums willen von der eigenen christlichen Kirche umgebracht wurden. Was hier geschehen ist, ist so furchtbar.
Die große Schuld liegt auch bei den Täufern. Man muss wissen: Es wurden eine Million Hugenotten umgebracht, denen gesagt wurde: Willst du absagen? Sie antworteten: Ich will nicht absagen, ich werde nicht absagen. Und von denen ist hier in der Offenbarung übrigens zweimal die Rede, dass ganz besonderes Wohlgefallen Gottes ihnen gilt.
Wir müssen uns heute schon fragen lassen, weil wir in einer so pluralistischen Zeit leben und im Grunde alles akzeptieren können, ob unsere eigene Glaubensüberzeugung noch so ist, dass wir für unseren Glauben auch das Leben geben würden. Man kann das theoretisch nicht beantworten.
Aber ich erinnere mich noch an Abiturklassen, als ich Religionsunterricht gab, wie das oft war. Junge Leute sagten: Aber das ist doch Unsinn, wenn die da am 20. Juli für ihre Überzeugung in den Tod gegangen sind. So viel sollte man doch eigentlich nicht machen, und dann lieber sein Leben retten.
Wir müssen unseren jungen Leuten das wieder groß machen: dass es ein Bekenntnis der Wahrheit gibt, gerade gegenüber dem totalitären Anspruch der Lüge und der Gewalt, der nur durch das stille Leiden überwunden werden kann.
Wir sollten unseren jungen Leuten ganz klar widersprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es im Dritten Reich überhaupt eine Chance für einen Widerstand gab, der anders war als das Leiden. Der einfach sagt: Wir tragen dieses Wort und das Bekenntnis. Schön, aber in Zeiten gerade der schlimmen Diktatur war es auch nicht mehr möglich, mehr zu tun.
Einer meiner Schwiegersöhne erzählt jetzt in der Gemeinde, wie ihn eine Frau angesprochen hat, deren Vater mit meinem Vater zusammen 1938 mit einer Delegation nach Berlin gefahren war. Sie wollten vorsprechen und gegen das Unrecht protestieren, nachdem Niemöller freigesprochen wurde. Vor dem Gerichtsgebäude wurde er verhaftet und ins KZ gebracht. Das ist kein Rechtsstaat.
Sie waren vom Ministerium, zuerst der Reichskanzleimarschall. Es war eine kleine Delegation. Die Frau erzählte, sie wusste es nicht, aber es war aus der Heidenheimer Ecke. Die Kinder mussten sich vom Vater verabschieden, weil man dachte, er käme nicht mehr zurück.
Man muss wissen, was es kostet, den Preis. Ich habe mich gefreut, wenn eine junge Generation so etwas mal von Fremdenzeugen hört. Man kann solche Geschichten schlecht selbst erzählen, weil es schwer ist. Oft kannte man die Person nicht mehr. Aber wenn Menschen einfach den Mut hatten zu sagen: Nein, ihr könnt mit mir machen, was ihr wollt, aber ich protestiere, dann hat ja niemand gerufen.
Und das waren ja die Leute, die nachher gesagt haben: Wir haben zu wenig getan. Das Martyrium ist das Zeugnis des Lebens und des Glaubens gegen alle falsche Lüge, die alles verwirren will. Das ist vor allem im Christuszeugnis wichtig.
In der Missionsgeschichte ist das so gewaltig. Mir waren die Märtyrer von Madagaskar so eindrucksvoll, die man von Felsen heruntergestürzt hat. Sie warteten oben an einem Seil und sagten: Wie du rufst du? Da hingen sie schon über dem Abgrund, und dann hat man das Seil gekappt – in Antananarivo, der Hauptstadt. Dort sind sie abgestürzt.
Das hat einen unheimlichen Eindruck auf die Menschen damals gemacht, dass so viele Christen gestorben sind. Das Leiden und Sterben der wehrlosen Zeugen war das Machtvollste in der Reformationszeit. Ich sprach am Sonntag von Leonhard Kaiser, der damals in Scherding auf dem Scheiterhaufen starb, während der Hugenottenverfolgung – und zwar nie mit Wehrgewalt, sondern nur mit dem Wort.
Das Wort ist stark. Solschenizyn sagte einmal: Das Wort der Wahrheit wird die Welt besiegen. Das müssen wir wieder lernen. Das Wort steht auch im Glauben, bekennt gegen alle Lüge und gegen alle Verdrehung.
Man könnte viel zum Martyrium sagen. Wir werden es immer wieder aufgreifen. Das Schwere ist, dass die Märtyrer oft alleingelassen werden. Das Schlimme ist, dass man ihre Motive verdunkelt und sagt: Das war bloß ein verrückter Spinner, sonst hätte er nicht so leiden müssen. Das ist immer einfach.
Man kann sie abschießen als sture Böcke. Aber es war etwas ganz Großes. Erinnern Sie sich an die Märtyrer, von den ersten Christen angefangen, die den Löwen vorgeführt wurden und gestorben sind. Man sollte sich ihre Schicksale immer wieder vergegenwärtigen, weil es auch zum Erzählen für unsere junge Generation wichtig ist.
In einer Zeit, in der jeder seine Meinung der Beliebigkeit anpasst, egal wie du willst, ich kann alles – das geht nicht. Es muss eine Wahrheit geben, und dafür muss ich stehen können.
Sie schrien mit ihrer Stimme: „Herr, wann rächst du denn das Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“ Die Rache, die verheilt irgendwo, die hat Gott gehört. Es ist wunderbar, dass viele dieser Märtyrer im Sterben für ihre Verfolger gebetet oder ein Zeugnis gegeben haben.
Dieser russische Patriarch in Reval sagte wohl: „Ihr Tod ist mein Leben, und ich gehe zum Leben.“ Es gibt schöne Dinge. Was hier als letztes Wort erklang, ist ganz toll, auch bei vielen dieser Leute vom Dritten Reich, diesen Heften und so weiter. Das, was sie in ihren letzten Briefen geschrieben haben, ist beeindruckend.
Ich habe es in Büchlein zusammengefasst, wo diese letzten Zeugnisse der Sterbenden drin sind. Der Herr gibt ihnen eine ganz besondere Stellung in der Ewigkeit. Die Zahl der Märtyrer muss voll werden. Das gehört zum Zeugnis Jesu in der Welt, zum Lauf des Evangeliums.
Wir sollten die Länder wenigstens wissen, nachdem Russland nur noch teilweise das hat – in den islamischen Teilen. Aber was mich sehr bedrückt, ist Birma. Auch in China gibt es immer noch Nöte. Dann sind es hauptsächlich die islamischen Länder, wobei Saudi-Arabien das schlimmste ist, wie Libyen und Persien.
Saudi-Arabien duldet keine christliche Gemeinde. Für all die Christen, die dort sind und aus asiatischen Ländern ihr Christentum leben, ist es ganz arg schwer. Wie viele wurden einfach heimgeschickt und abgeschoben, bloß weil sie sich mit ein paar anderen treffen wollten und Gottesdienst halten – nur in ihren Zimmern. Ganz schwierig in Saudi-Arabien, keine Duldsamkeit, auch im Privatraum.
Die Zahl muss noch voll werden – der Mitnächte und Brüder, die auch noch getötet werden sollen, wie sie.
Die aktuelle Lage der Verkündigung und die Bedeutung des Glaubensbekenntnisses
Heute, wo unsere Verkündigung in Deutschland, in den deutschen evangelischen Kirchen, so inhaltslos, leer und nichtssagend geworden ist, möchte ich die ganzen schrecklichen Vorgänge um Nordelbien und die Segnung der Homosexuellen gar nicht erwähnen. Denn sie sind es nicht wert, erwähnt zu werden.
Warum nicht wert? In einer Zeit, in der sich die meisten Paare überhaupt nicht mehr trauen lassen, ist es doch ein Witz, wenn ausgerechnet Homosexuelle sich trauen lassen wollen, wo doch niemand die Trauung mehr ernst nimmt. Dabei geht es um etwas ganz anderes.
Wir verdammen doch niemanden. Es geht vielmehr darum, diese schreckliche Verkehrtheit zu erkennen. Gerade in einer Zeit, in der es wieder deutlich werden muss, dass wir uns erinnern und vergegenwärtigen, wie Menschen um ihres Glaubens willen ihr Leben gelassen haben. Das sind Leute, die unser Leben auch in Deutschland ganz wesentlich beeinflusst haben.
Wir können doch mit unseren Kindern nicht durch Konstanz gehen, ohne ihnen den mutigen Johann Hus zu schildern. Er wollte nichts anderes sein als ein Armutspriester, der nichts besaß. Er predigte das Lukasevangelium. Sie müssen das mal richtig in einem guten Buch nachlesen, denn es gibt kaum etwas darüber.
Johann Hus hat nichts anderes getan, als das Lukasevangelium zu predigen. Dabei kam natürlich die Frage auf, was Armut und Reichtum in der Kirche bedeuten. Dagegen hat er Protest angemeldet, auch gegen die Gesellschaftsordnung damals. Aber er war kein politisch interessierter Mensch; er war ein Erweckungsprediger.
Das war eine geistliche Bewegung bei den Hussiten. Deshalb mündete sie später sicher bei den Herrnhutern wieder richtig hinein. Es war eine große geistliche Strömung in Böhmen. Aber es ist wichtig, das alles noch zu kennen.
Ja, die Mutter von Zinzendorf hat dann diese Flüchtlinge aufgenommen, die böhmischen Brüder, die um ihr Leben flohen. Durch die Jahrhunderte wurden sie verfolgt. Die Mennoniten haben oft bis heute noch keine Ruhe gefunden und keinen ständigen Platz. Durch die Jahrhunderte sind sie unstet, weil man ihnen den Raum nicht gewähren will, nur wegen der Tauffrage.
Ich habe Wunderbares bei den Mennoniten erlebt. Sie haben einen sofort angenommen, sogar als Prediger eingeladen, weil es ihnen nur um Jesus und das Wort Gottes geht. Was wir in Russland mit ihnen erlebt haben, zeigt: Das ist Fleisch von unserem Fleisch und Bein von unserem Bein. Mit ihnen gehören wir zusammen.
Sie haben keine Sonderlehre, gar keine abstrusen Lehren. Aber es ist kein Fehler, dass sie keine Kindertaufe praktizieren, sondern sagen, dass sich jemand dafür entscheiden muss. Das muss man auch ganz klar wieder herausstellen.
Wir gehören mit all diesen aufrechten Christen ganz zusammen, die ein Bekenntnis der Wahrheit hatten. Aber das genügt zu diesem fünften Siegel.
Das sechste Siegel: Naturkatastrophen und die Angst vor Gott
Das sechste Ereignis ist das Erdbeben, das kommt. Die Sonne wird finster, die Naturkräfte brechen auf, und die Sterne fallen. Die Sterne des Himmels fallen auf die Erde. Die Menschen erschrecken.
Dann wird plötzlich wie ein Tuch weggezogen, und die Berge verändern sich. Es kommt zu großen Erschütterungen, und Inseln werden von ihrem Ort wegbewegt.
Man kann sich vorstellen, welchen Schrecken es auf der Welt gibt. Doch es ist noch nicht das Weltende. Es sind all die Katastrophen, die Jesus zulässt und die auf sein großes Ziel zulaufen – das Heil, das er über die Welt bringen wird.
Die Menschen verstecken sich in den Felsen, spalten sie und rufen zu den Bergen: "Fallt über uns!" Sie bekommen plötzlich Angst vor der Wirklichkeit des lebendigen Gottes. Sie rufen um Schutz und spüren etwas vom Zorn des Lammes.
Ich habe vorhin gesagt, dass das Lamm doch gerade die Liebe Jesu ist. Es gibt eine heilige Liebe Jesu. Wer diese mit Füßen tritt, spürt den Zorn des Lammes.
Ausblick auf das siebte Siegel und die Hoffnung der Gemeinde
Und jetzt springen wir zu Kapitel 8, Vers 1, und ich möchte das nur andeuten am Ende des siebten Siegels.
Als das Lamm das siebte Siegel öffnete, entstand eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang. Man hört das Rauschen nicht mehr und das Tosen der irdischen Katastrophen verstummt. Es ist herrlich, schöner kann man die Ewigkeit kaum beschreiben. Alles ruht vor dem Herrn, dem alle Macht und alle Gewalt gehört.
Dann beginnen die Posaunengerichte im Kapitel 8. Aber bevor all das Schlimme gezeigt wird – man kann es ja kaum verkraften und ich möchte heute Abend nicht, dass Sie damit schlafen gehen und heimschicken – kommt zuerst Kapitel 7, das wir beim nächsten Mal auslegen werden.
Nicht, dass das schon das Ende wäre, sondern es heißt: Wartet mal, ich zeige euch, was währenddessen auf der Erde tobt – das Chaos, die Kriege, das Sterben. Gleichzeitig läuft in der unsichtbaren Welt das ab, die Schar vor dem Thron Gottes.
Und das ist vielleicht der schönste Abschnitt. Man kann auch angesichts des Sterbens nichts Größeres erleben.
Ich sah eine Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Völkern und Nationen, Vers 9, Kapitel 7. Die, die gekommen sind aus der großen Trübsal, haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes.
Er will uns doch nicht die schrecklichen Abläufe im Detail erklären, sondern nur sagen: Wenn das alles passiert, erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung naht. Wir sind doch ganz nah dran.
Wir müssen glücklicherweise nicht alles durchleiden, was diese Welt an Grauen kennt. Ich bin froh, dass ich nicht die Leiden der urchristlichen Verfolgung erlebt habe. Ich bin froh, dass ich nicht in die Not des Dritten Reiches hineingestellt wurde. Ich bin froh, dass ich nicht die Hugenottenverfolgung oder die kommunistische Verfolgung durchmachen muss.
Der Herr hat uns so viel erspart. Aber wir sehen, dass all das, was uns heute geschenkt ist, doch nichts Bleibendes ist, sondern eine kleine Ruhezeit, die er schenkt. Und hinter allem ist die Stille, die große Stille der Ewigkeit.
Und die Schar, die dort jubiliert, und die Gemeinde, die nur danken kann für das Wunder, das der Herr sie durchgebracht hat durch all die Schrecken und dass er sie bewahrt hat.
Er verkürzt auch die Leiden für seine Gemeinde und führt uns dorthin.
Dieses Kapitel 7 können Sie heute Abend für sich lesen. Sie nehmen nichts vorweg, wenn wir es am nächsten Dienstag auslegen. Man steht immer wieder davor und freut sich an dem großen, herrlichen Geheimnis.
Dann hat man wieder Kraft, auch auf die Posaunengerichte zu schauen, wenn sie losgehen, wenn die Erde verbrannt wird und die Umweltkatastrophen geschildert werden.
Aber das ist nicht das Ziel der Offenbarung. Sie will Erlösung zeigen – ein Trostbuch, das hinführt zum Heil.
