Ich erinnere mich wieder ans Gebet und stehe dazu auf.
Vater, wir brauchen auch jetzt deine Hilfe. Wir beten, dass du uns leitest und uns geöffnete Augen schenkst.
Danke für die gemeinsame Zeit. Amen.
Die Bedeutung des Gräuels der Verwüstung im Matthäusevangelium
Dort steht, dass Herr Jesus sagt: Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung seht, von dem durch Daniel den Propheten geredet wurde, dann soll der Lesende es bedenken. Die Frage war, warum das so sein sollte. Ich habe gesagt, dass der Herr Jesus das nur als Parallele verwendet und nicht als Erfüllung.
Grundsätzlich besteht theoretisch eine Chance von fünfzig zu fünfzig: Entweder meint der Herr Jesus, dass genau das, was Daniel gesagt hat, sich jetzt erfüllt – also Daniel hat es prophezeit, und hier erfüllt es sich. Theoretisch, rein vom Wortlaut, wenn man es so liest: „Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung seht, von dem durch Daniel den Propheten geredet wurde.“ Das heißt, Jesus verwendet hier den Ausdruck „Gräuel der Verwüstung“ und sagt, dass von diesem Gräuel durch Daniel der Prophet geredet wurde. Das stimmt, oder?
Jetzt ist die Chance fünfzig zu fünfzig. Entweder ist es die Erfüllung oder es ist eine Parallele, so wie bei Daniel. Was hilft uns dann weiter? Nun, der Kontext von Daniel und der Kontext von Matthäus. Es geht nur so.
Ich muss überlegen, wo bei Daniel das Wort „Gräuel der Verwüstung“ vorkommt. Wenn man das ganz genau nachschlägt, „Gräuel der Verwüstung“, dann kommt man auf Daniel 11, Vers 31. Dort steht es, also nicht Daniel 9, Vers 27, sondern Daniel 11, Vers 31. Dort ist es so deutlich, dass sich auch alle Ausleger einig sind: Es bezieht sich auf Antiochus.
Ich lese noch einmal Daniel 11, Vers 31, dann haben wir die Stelle vor uns. Dort heißt es: Streitkräfte werden entstehen von ihm, also von diesem Antiochus, und das Heiligtum, die Burgfeste, entweihen und das beständige Opfer abschaffen und den Gräuel der Verwüstung aufstellen. Also das haben sie getan: Sie haben den Gräuel der Verwüstung aufgestellt.
Die Parallelstelle ist noch in Kapitel 12, Vers 11, noch einmal. Das ist eine Wiederholung, wie ich vorher schon gelesen habe: Von der Zeit an, da das beständige Opfer abgeschafft wird, um den Gräuel der Verwüstung aufzustellen oder einzusetzen. Auch dort kommt das Wort „Gräuel der Verwüstung“ genau in dieser Form vor.
Bei beiden Stellen ist aber klar, dass es sich um Antiochus handelt. Denn die Stelle in Daniel 12, Vers 11 ist ja nur die Wiederholung von 11,31. Dort wird nur noch gesagt, wie lange das dauert, nämlich die Zeit von 1290 Tagen. Das heißt, die zwei Stellen sind eindeutig und beziehen sich auf Antiochus.
Wenn der Herr Jesus jetzt sagt, dass, wenn die Römer kommen – und die heidnischen römischen Soldaten mit ihren römischen Insignien kommen, um die belagernde Stadt einzunehmen –, dann wird die heilige Stätte, nämlich die Stadt Jerusalem, eine heilige Stätte, weil der Tempel dort war, entweiht. Wenn sie an heiliger Stätte stehen, dann sollen die Christen das als Zeichen sehen und fliehen.
Ich meine wahrscheinlich im Jahr 66 nach Christus, als das erste Mal diese römischen Heere die Stadt belagert haben. Der Herr Jesus sagt also den Christen: Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung stehen seht, dann ist der Gräuel der Verwüstung, dass die heilige Stätte entweiht wird. In diesem Fall von den römischen Soldaten, die gekommen sind, um zu zerstören. Und er sagt, Daniel hat davon gesprochen – Daniel hat von dem Gräuel der Verwüstung gesprochen.
Das heißt, Jesus sagt jetzt: Ich verwende ein Wort, das Daniel verwendet hat, dort bezogen auf Antiochus. Und ich sage euch, so etwas wird noch einmal geschehen, in derselben Weise, wie Antiochus die Stadt entweiht hat und die heilige Stätte dort einen Gräuel aufgerichtet hat. Indem er sogar noch einen Götzendienst einführte und einen Götzen in den Tempel stellte.
So wird hier jetzt in der Parallele die Stadt entweiht, indem die Römer kommen. Es wird dann auch Unheil für den Tempel bedeuten, denn sie werden später auch den Tempel zerstören. Also, wenn ihr seht, dass dieser Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte steht – das sind in Matthäus 24 eindeutig die Soldaten, die die Stadt umzingeln und sich dort breitmachen.
Die Parallelen in den Evangelien und die Auslegung des Gräuels
Woher weiß ich das? Aus der Parallelstelle, das heißt, ich mache ganz normales Bibelstudium. Wenn ich die Bibel studieren will, nehme ich eine Stelle und weiß, dass es eine Parallelstelle gibt. Diese Parallelstelle findet sich bei Lukas 21. Nun suche ich diese Stelle. Es ist ja dieselbe Rede, nämlich Matthäus 24 und Lukas 21, zwei Stellen – dieselbe Rede vom Herrn Jesus.
Lukas berichtet so, dass, wenn ihr Jerusalem von Heeren umzingelt seht, dann wisset, dass seine Verwüstung nahegekommen ist. Und dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge fliehen. Das steht in Lukas 21, Vers 20.
Bei Matthäus steht in Matthäus 24, Vers 15: „Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung stehen seht an heiliger Stätte, dann sollen die, die in der Stadt sind, die in Judäa sind, in die Berge fliehen, und die in der Stadt sind, sollen entweichen“ usw. Das heißt, es ist eine direkte Parallele.
Der „Gräuel der Verwüstung“ – dieses Wort verwendet Matthäus. Das heißt, Jesus hat es verwendet, aber Matthäus berichtet es. Lukas berichtet nur, dass Jesus gesagt hätte, wenn ihr Jerusalem von Heeren umzingelt seht. Was der Herr Jesus wirklich gesagt hat, war wahrscheinlich beides. Der eine hat das eine herausgenommen, der andere das andere, aber der Herr Jesus meinte dasselbe.
Man kann also nicht sagen, bei Lukas meinte der Herr Jesus etwas anderes als bei Matthäus. Was meinte dann der Herr Jesus wirklich? Es ist ja dieselbe Rede. Man kann doch nicht Jesus gegen Jesus ausspielen. Das heißt, die eine Stelle erklärt die andere.
Der „Gräuel der Verwüstung“ wird erklärt durch Lukas 21, Vers 20. Das sind die Römer, die die Stadt umzingeln. Nun sagt der Herr Jesus: Vom „Gräuel der Verwüstung“ hat Daniel gesprochen. Damals, als Antiochus kam, gab es einen „Gräuel der Verwüstung“, der aufgerichtet wurde. Und jetzt soll das, wer Daniel liest, bedenken. Dann bedenkt man, was dort unter Antiochus geschehen ist. So etwas kommt jetzt noch einmal, aber in viel stärkerer Weise.
Und er wird ja im Folgenden sagen, was alles noch kommen wird in Matthäus 24. Von daher können wir nicht behaupten, der Herr Jesus hätte gesagt, Daniel 11 oder Daniel 9 erfüllt sich in Matthäus 24. Das hat er nicht gesagt. Wenn er das so ausgedrückt hätte, ja, aber das hat er nicht gesagt.
Er hat nur gesagt, dass Daniel vom „Gräuel der Verwüstung“ geredet hat. Und wenn ihr den „Gräuel der Verwüstung“ vor Jerusalem stehen seht, vor der heiligen Stätte oder in der heiligen Stätte – Jerusalem als heilige Stätte –, dann müsst ihr fliehen.
Also, von daher, rein exegetisch, rein vom Bibeltext her genommen, kann niemand sagen, der Herr Jesus hätte zwingend gesagt, die Erfüllung von Daniel 9 sei Matthäus 24. Nein, hat er nicht gesagt.
Das heißt, die Regel, die wir hier fürs Bibelstudium lernen, ist: Ganz exakt schauen, was hat er jetzt wirklich gesagt? Dann den Kontext anschauen von Matthäus 24, den Kontext der Parallelstelle Lukas 21 und den Kontext von Daniel 11, Vers 31. Dann hat man die Antwort eigentlich schon auf der Hand. Ist das verständlich?
Die Verheißung aus Haggai und ihre Auslegung im Neuen Testament
Dann gehen wir weiter. Wir machen jetzt einen Sprung. Wir hatten unsere Fragen, die Knoten zur Bibel, und kommen jetzt zu Haggai, Kapitel 2, Verse 6 und 7. Das ist auch ein Thema, das irgendwie die Endzeit betrifft. Heute machen wir ein Endzeitwochenende – mal wieder etwas anderes.
Haggai 2,6: „Noch einmal eine kurze Zeit ist es, da werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene, und ich werde alle Völker erschüttern, und sie werden kommen, das Köstliche aller Völker, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, sagt Yahweh der Heere.“
Die Frage dort ist: Was ist mit diesem neuen Tempel gemeint? Wie gehen wir bei Haggai vor? Wir haben hier wieder einen relativ schwierigen Text, der aber lange nicht so kompliziert ist wie Daniel. Es geht mehr um das Verständnis; der Text selbst ist eigentlich sehr leicht.
Weiter unten, in Vers 21 und 22, heißt es:
„Rede zu Serubabel, dem Statthalter von Juda, und sprich: Ich werde den Himmel und die Erde erschüttern, ich werde den Thron der Königreiche umstürzen und die Macht der Königreiche der Völker vernichten. Ich werde die Streitwagen umstürzen und die, die darauf fahren. Und die Pferde und ihre Reiter sollen ebenfalls hinfallen, jeder durch das Schwert des Anderen. An jenem Tag ist der Ausspruch Yahwes der Heere: Da werde ich dich nehmen, Serubabel, deinen Sohn Shealtiels, meinen Knecht, so ist der Ausspruch des Herrn, und ich werde dich wie einen Siegelring machen, denn ich habe dich erwählt, ist der Ausspruch des Herrn, der Heere.“
Das Buch Haggai ist das Buch über den Tempelbau. Haggai und Sacharja waren die beiden, die das Volk damals ermutigten – gerade als sie aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt waren. Das war im Jahr 520 v. Chr., eigentlich hatten sie 538 oder 536 v. Chr. begonnen, den Tempel mit großem Elan und Freude zu bauen. Doch dann kamen Widerstände, und sie hörten auf zu bauen.
Der Tempel lag 15 Jahre lang brach, in dieser Zeit bauten die Menschen ihre eigenen Häuser, aber der Tempel wurde nicht weitergebaut. Im Jahr 520 v. Chr. begannen Haggai und Sacharja zu weissagen und ermutigten das Volk erneut, den Tempel zu bauen. Sie ermahnten vor allem die Führer: Serubabel und Josua, den Hohenpriester. Die beiden werden hier immer zusammen genannt.
Zum Beispiel heißt es in Kapitel 2, Vers 4:
„Und nun sei stark, Serubabel, sagt Yahwe, und sei stark, Josua, Sohn Josadaks, du Hoherpriester, und sei stark, alles Volk des Landes, und arbeitet, denn ich bin mit euch, ist der Ausspruch der Heere.“
Das Wort, das Gott mit ihnen eingegangen ist, seit sie aus Ägypten gezogen sind, und sein Geist, der in ihrer Mitte besteht, soll sie ermutigen. „Fürchtet euch nicht“, heißt es. So erinnert Gott sie an seine Verheißung:
„Denn so sagt Yahwe der Heere: Noch einmal werde ich Himmel und Erde erschüttern. Und das Meer und das Trockene werden alle Völker erschüttern, und sie werden kommen, das Köstliche aller Völker, und werden dieses Haus mit Herrlichkeit füllen.“
Dieses Haus ist ganz klar der Tempel. Es wird gesagt, dass dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllt wird. Entschuldigung, Vers 9 habe ich vergessen zu lesen:
„Größer wird die spätere Herrlichkeit dieses Hauses werden als die frühere, sagt Yahweh der Heere. Und an diesem Ort will ich Frieden geben, ist der Ausspruch Yahwes der Heere.“
Also gelten hier ganz normale Auslegungsregeln und Bibelstudiumsregeln. Der Zusammenhang ist klar: Es geht um den Tempel, der gebaut wurde. Gott gibt hier die Verheißung, dass die spätere Herrlichkeit dieses Hauses größer sein wird als die frühere.
Die frühere Herrlichkeit war schon groß, oder? Der Salomonische Tempel war herrlich und prächtig. Der Tempel, den sie gebaut haben, war dagegen mickrig und klein – der Tempel zur Zeit Serubabels, der zweite Tempel, war klein. Später wurde er durch Herodes den Großen ausgebaut; er machte ihn größer und schöner.
Aber ursprünglich war er sehr klein und mickrig. Die Menschen weinten, als sie den Tempel im Jahr 515 v. Chr. einweihten. Besonders die alten Leute, die sich noch an den ersten Tempel erinnern konnten, mussten mehr weinen.
Gott gibt ihnen hier die Verheißung, dass die spätere Herrlichkeit dieses Tempels viel größer sein wird als die des ersten, des Salomonischen Tempels. Das heißt, Gott verspricht hier, dass das Haus Gottes eine herrliche Erfüllung haben wird.
Haggai sagt nicht, dass Gott einen ewigen Tempel bauen wird, in dem er ewig wohnen wird – das sagt Hesekiel. Aber es geht um dieselbe Sache: Gott möchte einmal einen ewigen Tempel haben, in dem er immer wohnen wird und in dem sein Gottesvolk mit ihm wohnen wird. Das ist hier das Ziel.
Die Auslegungsregel der Parallelstellen am Beispiel von Haggai
Wie gehen wir nun vor? Was ist dieser neue Tempel mit der größeren Herrlichkeit?
Ich möchte einen Vorschlag machen, eine Auslegungsregel: Wenn es Parallelstellen gibt, dann sollten wir diese nachschlagen. Gibt es hier Parallelstellen? Gibt es ein Zitat oder wird dieser Vers irgendwo anders noch einmal zitiert? Haben die Apostel ihn verwendet? Zum Beispiel im Hebräerbrief.
Wenn im Neuen Testament ein Vers aus dem Alten Testament zitiert wird, ist das für uns besonders interessant. Dann schauen wir uns sofort die Stelle im Neuen Testament an und prüfen, in welchem Zusammenhang sie dort verwendet wird. Das kann uns helfen, die Stelle besser zu verstehen. Unsere Regel lautet: Immer die Apostel fragen, wenn möglich. Denn die Apostel sind vom Herrn Jesus gelehrt worden.
Schauen wir also in den Hebräerbrief, Kapitel 12. Der Hebräerbrief wurde an jüdische Christen geschrieben, die damals eine schwere Zeit durchmachten. Sie waren Versuchungen und Überredungen ausgesetzt, zum Judentum zurückzukehren. Der Brief wurde genau deshalb geschrieben, damit sie nicht zurückgehen.
Der Verfasser des Hebräerbriefs, vielleicht Paulus, das wissen wir nicht genau, bringt gute Argumente. Alle seine Argumente stützt er auf das Alte Testament. Eines davon ist die Stelle aus Haggai.
In Hebräer 12, Vers 25 heißt es: "Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der redet! Denn wen jene nicht entkamen, die den auf Erden abwiesen, der Weisung gab. Wie viel mehr werden wir nicht entkommen, wenn wir uns von dem abwenden, der vom Himmel her redet? Dessen Stimme damals die Erde erschütterte. Nun aber hat er verheißen und gesagt: Noch einmal erschüttere ich nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel."
Das "noch einmal" zeigt die Beseitigung des Erschütterten als eines Gemachten an. Es bedeutet, dass die Dinge, die erschüttert werden können, geschaffene, materielle Dinge sind, die beseitigt werden, damit das Nichterschütterte bleibt. Es gibt ewige Dinge, die nie erschüttert werden, weil sie einer anderen Art angehören. Sie gehören zur neuen Schöpfung.
In Vers 28 heißt es weiter: "Darum, da wir ein unerschütterliches Königreich empfangen, lasst uns Gnade haben, durch die wir Gott dienen."
Dieser Zusammenhang hilft uns weiter. Der Hebräerbrief zitiert Haggai im Zusammenhang mit der neuen Schöpfung. Er sagt: Schaut, es gibt eine neue Schöpfung.
Gott hat damals auf der Erde gesprochen, am Sinai, und dabei wurde alles erschüttert. Als Gott sprach, gab es ein Erdbeben. Wenn man damals schon auf Gottes Wort hören sollte, wie viel mehr sollten wir jetzt hören, wo Gott noch einmal gesprochen hat?
In Hebräer 1, Vers 1 heißt es: "Nachdem Gott früher zu den Vätern geredet hat, hat er jetzt in diesen letzten Tagen zu uns gesprochen im Sohn."
Gott hat also noch einmal gesprochen – im Sohn. Wie hat er das gemacht? Der Sohn war auf der Erde, ist dann aber in den Himmel aufgefahren und spricht von dort weiter.
Wie spricht der Sohn vom Himmel her? Die Apostel haben das Wort weitergegeben. Es heißt, Herr Jesus hat es ihnen anvertraut, und sie haben es weitergegeben (Hebräer 2, Verse 3-4).
Wenn Christus also jetzt vom Himmel her spricht, müssen wir umso mehr auf dieses Wort hören. In Vers 25 sagt der Hebräerbrief: "Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der jetzt vom Himmel spricht. Denn wenn nicht entkamen die, die den auf Erden abwiesen, wie viel mehr werden wir nicht entkommen, wenn wir uns von dem abwenden, der vom Himmel spricht, von Jesus Christus, von Gott, der in Christus spricht durch seine Apostel."
Damals hat seine Stimme alles erschüttert. Jetzt aber hat Gott gesagt, dass er noch einmal ein großes Erschüttern geben wird. Danach wird ein unerschütterliches Königreich kommen.
Das bedeutet, wir wissen jetzt schon mehr: Das Erschüttern, von dem Haggai spricht, steht im Zusammenhang mit der neuen Schöpfung.
Gehen wir zurück zu Haggai, Vers 6: "So spricht der Herr: Noch einmal, eine kurze Zeit, dann werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene."
Nach dem Hebräerbrief ist dies die letzte Erschütterung. Sie bedeutet die Beseitigung des Alten und die Schaffung des Neuen. Das Alte wird beseitigt, das Neue geschaffen, ausgetauscht, verwandelt.
Es geht um eine neue Schöpfung. Im Zusammenhang damit steht: "Und ich werde alle Völker erschüttern, und sie werden kommen, das Kostlichste aller Völker, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen."
Dieses Haus wird also im Zusammenhang mit der neuen Schöpfung mit Herrlichkeit gefüllt.
Was ist dieses Haus? Nachdem wir den Hebräerbrief gelesen haben, stellt sich die Frage: Was könnte das sein?
Die Bibel sagt an mehreren Stellen, dass Gott in seinem Haus wohnt. Zum Beispiel in Hebräer 3, am Anfang, heißt es, wir sind Gottes Haus, wenn wir im Glauben standhaft bleiben.
Das Haus ist also nicht einfach ein Gebäude aus Steinen. Im Alten Testament war das Haus oft ein Steinhaus, aber die Bibel spricht auch vom Haus Mose oder vom Haus Christus, also von einer Familie oder Gemeinschaft.
Gott hat im Alten Testament oft versprochen, mit seinem Volk zusammen zu wohnen. Auch im Neuen Testament hat er das versprochen. In Offenbarung 21, Vers 3-4 steht: "Gott wird mit ihnen sein, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen wohnen."
Wenn Gott sagt, dieses Haus, dann müssen wir nicht unbedingt an ein Gebäude aus Steinen denken.
Jesus sagte: "Zerstört dieses Haus!" Er sprach dabei vom Tempel, und die Leute verstanden ihn so. Sie dachten an den Tempel und sagten: "Er will den Tempel in drei Tagen zerstören und wieder aufrichten." Das hatte er so aber nicht gesagt. Er wollte sie zum Nachdenken bringen.
Er wollte eine Verbindung herstellen: Vom Steinhaus zum ihm selbst, zu seinem Leib, den sie zerstören würden, den er aber in neuer Weise wieder aufrichten würde.
In Sacharja 6, Vers 13 heißt es, dass der Hohepriester, der kommen wird, den Tempel des Herrn bauen wird. Jesus sagte auch: "Ich werde meine Gemeinde bauen."
Die Gläubigen sind wie ein Haus, wie Jesus sagte. In Offenbarung 21 wird von einer ewigen Stadt, einem ewigen Haus gesprochen, einem großen Heiligtum.
Das bedeutet: Wenn wir vom Haus lesen, müssen wir vorsichtig sein. Haus ist nicht immer dasselbe Haus. Das Haus wandelt sich.
In der Wüste bestand es aus Zelten, zur Zeit Salomos aus Steinen, zur Zeit Jesu aus seinem Leib, heute aus Menschen und in der Ewigkeit auch aus Menschen, aber in einer neuen Schöpfung.
Es geht immer um das Thema Haus. Das Material wandelt sich, aber Gott füllt dieses Haus mit Herrlichkeit. Er wird ewig darin wohnen. Diese Herrlichkeit wird viel größer sein als die des salomonischen Tempels.
Wir lernen daraus, dass wir vorsichtig mit alttestamentlichen Texten umgehen müssen. Wir dürfen nicht zu irdisch denken, vor allem wenn die Apostel uns lehren, dass sich diese Zukunftsverheißungen aus dem Alten Testament auf etwas Höheres beziehen, auf eine viel höhere Ebene.
Bildhafte Sprache und die Entwicklung des Tempelbegriffes
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Fahrzeug. Stellen wir uns ein Fahrzeug aus dem Jahr 1870 oder 1880 vor – das spielt keine Rolle. Damals bestand ein Fahrzeug aus Pferden und einer Kutsche. Das war das Fahrzeug.
Der Vater sagt zu seinem Sohn: „Wenn du heiratest, kaufe ich dir die beste Kutsche, die es gibt.“ Der Sohn freut sich riesig. Er war damals noch ein ganz kleiner Bub. Dann wird er älter und älter, doch er heiratet einfach nicht. Endlich ist er fünfzig Jahre alt und heiratet dann doch.
Der Vater ist inzwischen auch schon sehr alt. Wir schreiben das Jahr 1930. Was wird er ihm jetzt kaufen? Eine Kutsche? Die beste Kutsche, die es gibt? Nein, er kauft ihm einen Mercedes-Benz aus dem Jahr 1935 oder 1940, das ist egal. Versteht ihr? Das Fahrzeug hat sich geändert. Die Verheißung, die er damals gegeben hat, war auf die damalige Zeit bezogen – also auf das, was man damals unter dem besten Fahrzeug verstand. Und jetzt bekommt der Sohn das beste Fahrzeug auf diese Weise.
So ist es auch, wenn Gott damals vom Haus spricht, das er mit Herrlichkeit füllen wird. Die Menschen konnten sich nichts anderes vorstellen als einen Steintempel. Aber Gott wusste, dass das letzte Haus, das er baut, kein Steintempel sein wird. Denn Gott wohnt nicht in von Menschenhand erbauten Häusern. Gott geht einen Schritt weiter in der Entwicklung.
Daher müssen wir erkennen: Wir müssen vorsichtig sein mit prophetischen Texten im Alten Testament. Es kann sein, dass der Prophet in einer Sprache spricht, die genau den Menschen seiner Zeit entspricht. Das ist bei uns heute auch so.
Zum Beispiel zur Zeit Jesu, also zur Zeit von Johannes dem Apostel. Er schrieb über die neue Stadt, das neue Jerusalem. Die Herrlichkeit der Braut wird als eine Stadt beschrieben. Er sagt: „Ich will dir die Braut zeigen, das neue Jerusalem.“ Die Braut wird in Form einer Stadt dargestellt, die ein riesengroßes Heiligtum ist.
Wenn die Stadt näher beschrieben wird, entspricht die Beschreibung genau dem, wie man damals Städte beschrieb. Sie war viereckig, hatte drei Tore im Süden, Westen und Norden, und es gab Straßen – eigentlich eine Straße. Das Material war Gold, die Tore waren aus Perlenmaterial, und es werden viele Details beschrieben.
Links und rechts gibt es Bäume, außerdem einen Wasserstrom, der aus dem Thron der Stadt fließt. Links und rechts vom Strom wachsen Bäume des Lebens. So wird diese Stadt beschrieben, wie man sich damals eine Stadt vorstellen konnte.
Das, was in Offenbarung 21 und 22 geschrieben steht, sind Bilder von der wirklichen neuen Schöpfung. Wir können uns die neue Schöpfung gar nicht wirklich vorstellen. Deshalb muss sie mit Gold, Silber und anderen Materialien beschrieben werden. In Wirklichkeit wird man in der Ewigkeit nicht ewiglich auf goldenen Straßen gehen. Könnt ihr euch vorstellen, wie ermüdend das wäre? Kein Gras, nur goldene Straßen, keine Wiese, auf der man sich hinsetzen kann – nur goldene Straßen.
Nein, das ist eine Bildersprache. Aber sie spricht in unserer Sprache, sodass wir uns vorstellen können, was gemeint ist. So gab Gott damals auch Bildersprache, wenn er von dem Haus spricht, das er mit Herrlichkeit füllen wird.
Dieses Hausdenken ist so tief verankert, dass heute noch Kirchen geweiht werden, obwohl es eigentlich heißt, dass Geweihte in die Kirchen gehen. Wir sind ja der Tempel Gottes, Gott lebt in uns. Aber dieses falsche Denken sitzt so tief, dass man es kaum wegkriegt. Das ist eine Entwicklung in der Kirchengeschichte.
Paulus hat klar gelehrt, dass nicht das Gebäude wichtig ist. Im Neuen Testament sieht man, wie wenig Bedeutung Gebäuden beigemessen wird. Schaut mal, wie wichtig Gebäude im Neuen Testament sind. Was schreibt Paulus im Römerbrief, Galaterbrief, Epheserbrief? Wo versammeln sich die Christen in der Apostelgeschichte? In welchen Gebäuden?
Am Anfang natürlich im Tempel in Jerusalem, weil die Gelegenheit klar war und viele Leute dort waren. Aber danach verlässt man den Tempel. Die Christen treffen sich in Häusern. Es wird nie von großartigen Kirchen gesprochen. Das ist nie das Thema.
Solange die Juden es erlaubten, wurden auch Synagogengebäude verwendet. Die Kirchen selbst waren nicht wichtig. Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich die Vorstellung, dass das Gebäude besonders sein muss – mit einem Turm, möglichst auf einem Berg, damit alle es sehen, und mit Glocken, damit alle es hören. Diese Entwicklung ist jedoch keine biblisch gute Entwicklung.
Daher eine sehr wichtige Feststellung: Nicht das Gebäude, in dem wir uns versammeln, ist wichtig, sondern die einzelnen Glieder, die sich versammeln. Sie können sich auch in einer Höhle treffen. Stimmt!
Das Geschlecht in Matthäus 24, Vers 34 und seine Deutung
Bei Endzeitthemen überspringe ich noch ein Thema. Gehen wir zu Matthäus 24, Vers 34, das ist eine sehr wichtige Stelle. Zwei Punkte möchte ich ansprechen: Einen haben wir schon behandelt, den anderen werde ich später noch erläutern.
Matthäus 24, Vers 34 lautet: "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird auf keinen Fall vergehen, bis dies alles geschehen sein wird." Manche Menschen empfinden diese Stelle als Anstoß. Ich lese sie zuerst vor: "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird auf keinen Fall vergehen, bis dies alles geschehen sein wird."
Ich habe viele Kommentare zu dieser Stelle gelesen, weil sie mich sehr interessiert hat. Ich möchte, dass Sie noch einmal darüber nachdenken. Jesus spricht hier im Zusammenhang einer Rede, in der er von der Zerstörung Jerusalems und seiner Wiederkunft spricht, insbesondere in den Versen 29 bis 31.
In diesem Zusammenhang sagt der Herr Jesus, dass dieses Geschlecht auf keinen Fall vergehen wird, bis dies alles geschehen ist. Für manche war das ein Stolperstein. Sie sagten: "Siehst du, wir können die Bibel wegwerfen. Das stimmt alles nicht. Das ist alles gar nicht geschehen. Das Geschlecht ist vergangen damals. Was wollt ihr? Eure Bibel stimmt nicht, wir glauben nicht mehr an die Bibel oder an die Worte Jesu."
Doch gerade im nächsten Vers heißt es: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen." Da sollte man doch vorsichtig sein, einen Vers nicht einfach zu verwerfen.
Wo liegt das Problem bei dieser Stelle? Das Problem werde ich gleich erklären. Die Frage ist: Was meinte Jesus? Meinte er, dass er in der ersten Generation der Christen wiederkommen wird? Dass dieses zeitgenössische Geschlecht nicht vergeht, also dass alles innerhalb einer Generation abgeschlossen wird? Wenn das so ist und er nicht wiedergekommen ist, und nicht alles abgeschlossen wurde, dann hat er sich getäuscht – so sagen es die Ungläubigen.
Andere sagen: Nein, das muss man anders deuten. Das ist einfach das Geschlecht der Juden, das nicht vergeht. Den Beweis sieht man heute: Es gibt noch Juden. Ja, aber man muss sagen, dass die Juden nicht vergehen. Das ist ein Wunder in der Geschichte. Klar ist es interessant, dass es noch Juden gibt und dass sie an ihrem Glauben festhalten, aber ist das etwas Besonderes?
Jesus sagt: "Auf keinen Fall wird dieses Geschlecht vergehen, bis dies alles geschehen sein wird." Hat er wirklich gemeint, dass einfach die Juden nicht vergehen? Dass das Zeichen der Endzeit ist, dass sie so lange bestehen bleiben, bis alles geschehen ist? Das sagen einige. Andere sagen: Nein, es heißt schon Generation, also so wie das ursprüngliche Wort "genea" das meint – die Generation, die 1948 die Staatsgründung Israels erlebt hat, wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist. Rechne von 1948 plus eine Generation, das sind etwa vierzig Jahre, also 1988 wird Jesus wiederkommen. Das ist nicht passiert.
Es gibt ein Buch aus Amerika mit dem Titel "88 Gründe, warum Jesus 1988 wiederkommt". Wir haben dieses Buch damals, im Jahr 1990, gelesen. Es wurde in den 60er oder 70er Jahren geschrieben. Das funktioniert nicht. Deshalb sind die Leute von dieser Deutung wieder abgekommen.
Sie sagen nun: Nein, aber die Generation, die die letzte Entwicklung mitbekommt, wird nicht vergehen. Das ist logisch: Die letzte Generation erlebt die letzten Entwicklungen, das liegt in der Natur der Dinge. Das ist keine besondere Aussage.
Diese Deutung der Schrift ist eigenartig, wenn man so vorgeht, denn Jesus hat nicht von einer zukünftigen Generation gesprochen, sondern von seiner Generation, den Leuten, die damals lebten.
Wie geht man vor? Hast du die Frage verstanden? Ja, nur dass die Menschen nicht vergehen, das ist ja logisch. Das wäre kein besonderes Zeichen. Man muss ja damit rechnen, dass Menschen so lange bestehen bleiben, bis Jesus wiederkommt. Das kann es also nicht sein.
Das Wort "Geschlecht" – "genea" – ist nicht "genos". "Genos" wäre eigentlich Geschlecht, wie wir es auch sagen, es heißt "genea". Das Wort "genea" kommt von "Genealogie". "Genea" bedeutet die Zeitgenossen, das Geschlecht. Ich lese mal aus dem Lexikon Brauer-Danker, was dort steht:
Das Geschlecht: Menschen, die gleiche Charakterzüge oder Interessen aufweisen, eigentlich alle, die von einem Ahnherrn abstammen, also die Sippe, die Sippschaft oder die Rasse.
Die Reihe der gleichzeitig Geborenen: alle, die zu einer bestimmten Zeit leben, die Generation, die Zeitgenossen. Es gibt viele Beispiele aus dem Alten und Neuen Testament, dass das so verwendet wird.
Das Zeitalter: die Zeit einer Generation, das Menschenalter, später sogar nur als Zeitabschnitt verwendet, z. B. "von Geschlecht zu Geschlecht".
Aber nur in diesem Zusammenhang bedeutet "von Geschlecht zu Geschlecht" etwa "von Zeitalter zu Zeitalter" oder "von Zeit einer Generation bis zur Zeit einer nächsten Generation".
- Familienherkunft: die Herkunft einer Familie.
Jetzt stellt sich die Frage: Hat Jesus einfach die Menschen, die jüdischen Menschen, gemeint? Er sagt ja "dieses Geschlecht", da muss man also rechnen, dass er das jüdische Geschlecht meint. Hat er einfach gemeint, das jüdische Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist? Oder hat er tatsächlich gemeint, dieses jüdische Geschlecht, das damals lebte, und zwar dieses böse jüdische Geschlecht, das nicht vergeht, bis alles geschehen ist?
Es kommt eigentlich auf zwei Fragen hinaus. Alle anderen Deutungen passen sowieso nicht. Es spitzt sich auf diese zwei zu:
Entweder meinte er die Generation der bösen Juden, die den Herrn verworfen hat, die so böse und unbußfertig waren, die werden nicht vergehen.
Oder er meinte die Juden überhaupt, das jüdische Geschlecht wird nicht vergehen, also das Judengeschlecht, wie wir sagen.
Diese Deutung ist heute wohl die am meisten verbreitete: dass Jesus gesagt hat, das Judengeschlecht wird nicht vergehen.
Aber jetzt müssen wir biblische Regeln der Auslegung anwenden. Wie ich schon oft gesagt habe: Was ist die wichtigste Regel? Die Prophetenfragen oder die Apostelfragen? Ja, wir werden die Apostelfragen anwenden. Das heißt, wir müssen den Worten nachgehen und den Zusammenhang untersuchen.
Wir müssen alle Vorkommnisse von "genea" im Neuen Testament untersuchen. Das ist nicht so schlimm, es sind etwa 50 bis 100 Stellen, die wir bald durchgehen können.
Zweitens: Eine wichtige Regel beim Bibelstudium – vielleicht die wichtigste – ist die einfachste Lösung: Was passt am besten in den Zusammenhang? Das heißt, wir müssen den Zusammenhang fragen. Wir dürfen nicht einen Vers isoliert nehmen.
Jesus hat sehr viel in Kapitel 23 und 24 über das Geschlecht gesprochen. Wenn man dem nachgeht, zum Beispiel lesen wir ein bisschen vorher und ein bisschen nachher, in Matthäus 23, Vers 36, wo das Wort "Geschlecht" ebenfalls vorkommt:
"Auf euch wird alles Gerechte kommen, das auf der Erde vergossene Blut, vom Blut Abels des Gerechten bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes Barachias, den ihr zwischen dem Heiligtum und dem Altar ermordet habt. Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird über dieses Geschlecht kommen."
Dann heißt es weiter in Matthäus 23, Verse 37-38:
"Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt wurden. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt, und ihr wollt nicht. Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen werden. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von nun an nicht mehr sehen, bis ihr sagt: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn."
Jesus verließ den Tempel, und seine Jünger zeigten ihm die Bauwerke des Tempels. Jesus sagte zu ihnen:
"Seht ihr das alles? Wahrlich, ich sage euch: Kein Stein wird auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird."
Als er auf dem Ölberg saß, kamen die Jünger zu ihm und fragten:
"Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung der Weltzeit?"
Auch in Matthäus 12, Vers 41 und 42 heißt es:
"Männer von Ninive werden im Gericht mit diesem Geschlecht auftreten und es verurteilen. Auch die Königin des Südens wird im Gericht mit diesem Geschlecht auftreten und es verurteilen."
Wer ist dieses Geschlecht? In den Versen 43 bis 45 wird das klarer erklärt:
"Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist und durch wasserlose Stätten wandert, Ruhe sucht und keine findet, dann sagt er: Ich will zu meinem Haus zurückkehren, von dem ich ausgefahren bin. Kommt er, findet er es leer, gefegt und geschmückt. Dann geht er hin, nimmt sieben andere Geister mit sich, die böser sind als er, und sie fahren ein und wohnen dort. So wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen."
Wer ist dieses böse Geschlecht? Sind die Juden böse? Die Juden damals waren böse, nicht die Juden heute. Wir sind keine Antisemiten, Juden sind nicht grundsätzlich böse. Aber hier waren sie böse, weil sie den Messias verworfen haben. Sie waren unbußfertig.
Jesus nennt sie an anderer Stelle sogar "ehebrecherisch", weil sie die Ehe mit Gott gebrochen haben. Sie waren Gottes Volk, Gottes Frau, und wenn man den Ehemann nicht mehr liebt, sondern sich anderen zuwendet und den eigentlichen Ehemann verwirft, ist man eine Ehebrecherin.
Das böse Geschlecht ist hier also das böse Geschlecht der Juden damals.
Die Stelle in Matthäus 23, Vers 36, haben wir gerade gelesen. Übrigens ist das mit dem unreinen Geist interessant: Jesus kam zu dem bösen Geschlecht und trieb viele böse Geister aus.
Überall, wo Jesus wirkte, trieb er böse Geister aus. Doch die Menschen nahmen ihn nicht auf. Die bösen Geister dachten: "Jetzt ist alles sauber." Dann kehren sie zurück, und zwar in siebenfacher Weise – die Zahl sieben steht für Fülle – und füllen das Land mit Dämonen.
Wenn wir die Geschichte kennen, die Geschichte der Juden im ersten Jahrhundert, wissen wir, was geschah: Die Juden haben den Messias verworfen. Die Apostel verkündigten das Evangelium nochmals in ganz Palästina, oder so weit sie konnten. Sie konnten nicht alle Städte erreichen, aber sie versuchten es.
Sie konnten die Israeliten nicht überzeugen, den Messias anzunehmen, nachdem sie ihn gekreuzigt hatten. Einige nahmen ihn an, aber die, die ihn nicht annahmen, verfolgten die Christen bis aufs Blut. Viele Christen wurden getötet, auch Apostel wurden getötet, von Juden oder Römern, die von Juden aufgestachelt wurden.
Herodes tötete Jakobus in Jerusalem. Was war das Ergebnis, als Israel den Messias nicht annahm? Es gab einen moralischen Verfall, der furchtbar war und keinen Vergleich in der Geschichte Israels hat.
Zwischen 66 und 70 nach Christus begann der jüdisch-römische Krieg. Es gab Aufstände gegen die Römer und Bürgerkrieg unter den Juden selbst. Einige wollten Frieden mit den Römern schließen, andere wollten sie töten. Die Zeloten und Herodianer kämpften gegeneinander.
Viele Juden sammelten sich in Jerusalem, weil der Tempel als sicher galt. Beim Passafest kamen normalerweise alle Juden nach Jerusalem. Die Stadt war befestigt und schwer einzunehmen.
Man sagt, bis zu drei Millionen Menschen lebten in Jerusalem und Palästina, von insgesamt etwa vier Millionen Juden weltweit. Bei der Belagerung Jerusalems waren über eine Million Menschen innerhalb der Stadtmauern.
Die Situation verschlechterte sich, als Kaiser Nero gegen die Juden war. Anfangs war die Beziehung gut: Nero war mit einer jüdischen Frau verheiratet, einer Proselytin, die das Judentum schätzte. Daher genossen die Juden um 63/64 n. Chr. großes Ansehen.
Als Rom 64 n. Chr. brannte, blieb das jüdische Viertel verschont. Auch viele Christen lebten dort. Es gab Spekulationen, ob die Juden Brandstifter waren, aber niemand gab ihnen die Schuld.
Nero nutzte die Christen als Sündenböcke und begann eine grausame Verfolgung.
Nach dem Tod seiner jüdischen Frau verschlechterten sich die Beziehungen zu den Juden. Nero konnte sich nun ungehindert austoben. Er hatte zuvor seine Mutter und Berater zum Selbstmord gezwungen.
Ab 65 n. Chr. verschlechterte sich die Lage schnell, und 66 begann der jüdisch-römische Krieg.
Der moralische Verfall im Judentum war so schlimm, dass man von dämonischer Besessenheit sprechen kann. Die bösen Geister kehrten siebenfach zurück.
Josephus Flavius beschreibt diese Zeit ausführlich. Wenn man das weiß, versteht man Jesu Worte: "Es wird schlimmer sein als das erste, so wird es auch bei diesem bösen Geschlecht sein."
Das böse Geschlecht ist das jüdische Geschlecht der damaligen Zeit.
Wenn wir Matthäus 23, Vers 36 nehmen: "Es wird alles über dieses Geschlecht kommen", dann ist nicht das Judengeschlecht schlechthin gemeint. Jesus spricht von einem ganz besonderen bösen Geschlecht.
Die Juden sind nicht grundsätzlich böse, aber hier sind sie böse, weil sie den Messias verwerfen und die Boten des Evangeliums ablehnen.
Darauf folgte das schreckliche Gericht über Jerusalem, von dem Jesus in Matthäus 24 sprach.
Dieses böse Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist.
Nun stellt sich die Frage: Was ist mit "dies alles" gemeint? Matthäus 24, Vers 34 sagt: "Auf keinen Fall wird dieses Geschlecht vergehen, bis dies alles geschehen sein wird."
Jesus kündigt hier das Gericht über Israel an, ein antichristliches und antigöttliches Israel.
Er sagt ihnen auch, dass dieses Gericht bald kommen wird und auf keinen Fall vor dem Geschehen dieses "alles" endet.
Um zu verstehen, was "dies alles" bedeutet, müssen wir den Zusammenhang betrachten.
Einen Vers vorher, in Matthäus 24, Vers 33, steht:
"So merkt auch ihr, wenn ihr dies alles geschehen seht, dass es nahe ist vor den Türen."
Das "dies alles" in Vers 33 und Vers 34 ist wohl dasselbe.
Was aber bedeutet "dies alles" in Vers 33?
Wir gehen noch weiter zurück, zu Vers 32:
"Vom Feigenbaum lernt ein Gleichnis: Wenn sein Zweig weich geworden ist und Blätter hervortreibt, merkt ihr, dass der Sommer nahe ist. So merkt auch ihr, wenn ihr dies alles geschehen seht, dass es nahe ist vor den Türen."
Wovon hat Jesus vorher gesprochen? Was ist nahe vor der Tür?
Die Wiederkunft? Vers 30? Das Reich Gottes, die Wiederkunft, ist eine Möglichkeit.
Doch gehen wir noch weiter zurück.
Die große Bedrängnis wird in Vers 29 erwähnt.
Nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne verfinstert, und der Herr wird kommen mit Macht und Herrlichkeit.
Die Wiederkunft selbst ist punktuell, aber die Bedrängnis ist eine Zeitdauer.
Über die Bedrängnis hat Jesus viel gesprochen, etwa ab Vers 15.
Dort beginnt es mit dem "Greuel der Verwüstung", wenn man fliehen soll in die Berge, in Judäa, auf das Dach, usw.
Die Schwangeren sollen beten, dass es nicht im Winter geschieht, denn in jenen Tagen wird es schlimm sein.
In Vers 21 heißt es: "Denn es wird eine große Bedrängnis sein."
Gott wird diese Zeit abkürzen, denn wenn nicht, würde kein Fleisch gerettet werden (Vers 22).
In dieser Zeit wird es viele falsche Gesalbte und Propheten geben, die die Menschen verführen (Vers 5, 26).
Doch Jesus warnt, dass wenn der Menschensohn kommt, es so sichtbar sein wird wie ein Blitz vom Osten bis zum Westen (Vers 27).
Der Großteil der Rede von Vers 15 bis 28 handelt von der großen Bedrängnis.
Vorher, in Vers 3 bis 14, spricht Jesus von Kriegen, Kriegsgerüchten, Hungersnöten, Erdbeben, Verfolgung der Gläubigen, falschen Propheten, moralischem Verfall und dem Erkalten der Liebe (Vers 12).
Doch wer bis zum Ende ausharrt, wird gerettet werden.
Diese Botschaft vom Königreich wird in der ganzen Welt verkündigt werden.
Wenn Jesus in Vers 32 vom Feigenbaum spricht, ist das ein anschauliches Beispiel.
Damals gab es viele Feigenbäume in Israel, die im März Blätter treiben.
So sollen die Jünger erkennen, wenn all dies geschieht, dass das Ende nahe ist.
Die Juden dachten damals, wenn der Tempel fällt, dann kommt das Reich Gottes. Für die Jünger war klar: Wenn der Tempel zerstört wird, ist das das Ende der Welt, die Zeit der Ankunft Jesu.
Jesus musste in dieser Rede auseinanderziehen, was bei den Jüngern zusammengehörte.
Sie dachten, Tempelzerstörung und Wiederkunft seien dasselbe Ereignis.
Jesus zeigt, dass einerseits der Tempel fallen wird, andererseits die Wiederkunft Jesu nicht zu diesem Zeitpunkt erfolgt.
Er spricht von nahen Dingen.
Ich habe manchmal die Befürchtung, dass wir Matthäus 24 oft missverstehen.
Jesus spricht hier zu den Jüngern von ihrem damaligen Leben und der damaligen Umwelt.
Damals war die Gefahr falscher Verführer sehr real (Vers 5).
Sie hörten von Kriegen und Kriegsgerüchten (Vers 6), was im ersten Jahrhundert in Palästina ein großes Thema war.
Jesus sagte ihnen: Wenn ihr von Kriegen hört, ist das noch nicht das Ende.
Es wird Volk gegen Volk, Königreich gegen Königreich geben, Hunger, Seuchen, Erdbeben (Vers 7-8).
Die Gläubigen werden verfolgt und getötet werden (Vers 9).
Viele werden Anstoß nehmen und einander hassen (Vers 10).
Viele falsche Propheten werden aufstehen (Vers 11).
Wegen der Vermehrung der Gesetzlosigkeit wird die Liebe vieler erkalten (Vers 12).
Das war vor allem in den Jahren 66 bis 70 n. Chr. zu beobachten, als die Juden sich gegenseitig bekämpften.
Der Feldherr Vespasian sagte, die Juden würden sich selbst zerfleischen.
In Jerusalem kämpften die Herodianer gegen die Zeloten.
Die Zeloten spalteten sich in drei Parteien.
Leichen lagen auf den Straßen, Krankheiten und Seuchen verbreiteten sich.
Wer bis zum Ende ausharrt, wird gerettet werden.
Das ist ein Wort Jesu an die Gläubigen.
In all dem dürfen sie sich nicht verführen lassen.
Die gute Botschaft vom Königreich wird in der ganzen Welt verkündet werden.
Das ist nicht nur ein Wort für heute, sondern auch für die damalige Zeit.
Die Botschaft vom Reich wurde tatsächlich in der damaligen Welt verbreitet.
Paulus schreibt in Kolosser 1, Vers 5-6 und 23, dass die Botschaft in der ganzen Schöpfung verkündigt wurde.
Vers 15 bezieht sich auf die damalige Zeit und den Greuel der Verwüstung vor 70 n. Chr.
Das Einzige, was nicht 70 n. Chr. ist, sind die Verse 29-31, in denen Jesus von seiner Wiederkunft spricht.
Nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne verfinstert, und der Herr wird kommen.
Dann kehrt Jesus zurück zu Vers 32 und spricht wieder vom Feigenbaum.
Was ist nahe für diese Leute? Die Bedrängnis, von der sie die ganze Zeit gesprochen haben.
Nicht die Wiederkunft, sondern die Bedrängnis vor der Zerstörung des Tempels.
Ich habe noch eine Frage: Brauchen wir dann nicht das böse Judengeschlecht? Weil selbst die Zerstörung des Tempels reicht, wenn man bedenkt, wie alt die Menschen damals wurden.
Ja, das würde bedeuten, dass Jesus sagt: Die ganze Sache mit der Bedrängnis wird noch in eurer Generation geschehen.
Dieses böse Judengeschlecht wird das erleben.
Also das Geschlecht, das damals lebte, wird all das erleben, von dem Jesus gesprochen hat.
Nicht die Wiederkunft, denn die ist noch nicht da.
Das ist das, was nahe ist.
Die Juden verbanden damals den Fall des Tempels mit der Ankunft des Reiches Gottes.
Jesus muss ihnen sagen, dass das Kommen des Menschensohnes nicht an Zeichen festzumachen ist.
Die Bedrängnis aber ist durch Zeichen erkennbar.
Jesus sagt sogar, dass diese Bedrängnis nahe ist innerhalb einer Generation.
Dieses böse Judengeschlecht wird nicht vergehen, bis Jerusalem zerstört ist und die Bedrängnis vorbei ist.
Das bezieht sich auf alles, was Jesus bis Vers 28 gesagt hat.
Das wäre die einfachste Lösung.
Das ist nur ein Vorschlag, ihr müsst selbst darüber nachdenken.
Jesus schließt seine Wiederkunft hier nicht in "dies alles" ein, sondern meint die Entwicklung bis zur großen Bedrängnis und Zerstörung des Tempels.
Thomas hat noch eine Frage: In Matthäus 24, Vers 29 steht in der Lutherbibel: "Sogleich nach der Bedrängnis jener Zeit wird sich die Sonne verfinstern."
Ist das falsch übersetzt?
Nein, das gehört zu "sogleich".
Jesus kann nicht sagen, dass er zweitausend Jahre nach der Bedrängnis kommt, er weiß es selbst nicht.
Aber in der biblischen Prophetie ist der Abschluss gleich danach.
Vielleicht irre ich mich, ich lasse mich gern korrigieren.
"Sogleich" hier ist im Sinne der Verkürzung zu verstehen.
Petrus sagte: "Das Ende aller Dinge ist nahe herbeigekommen."
Das ist eine Ausdrucksweise, die wir oft finden: gleich, nahe.
Die Bedrängnis kam damals tatsächlich, die Wiederkunft jedoch nicht.
Daher muss "sogleich" im Sinne der Verkürzung verstanden werden.
Die Parallelstelle ist Lukas 21.
Wie überliefert Lukas diese Stelle?
Lukas 21, Vers 23: "Wehe den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen, denn es wird große Not im Land und Zorn über dieses Volk sein."
Vers 20: "Wenn ihr Jerusalem von Heerestruppen umringt seht, wisst, dass die Verwüstung nahe ist."
Vers 21: "Dann sollen die in Judäa in die Berge fliehen."
Vers 22: "Denn das sind die Tage der Vergeltung, damit alles erfüllt wird, was geschrieben steht."
Vers 24: "Sie werden fallen durch das Schwert und weggeführt werden zu allen Völkern. Jerusalem wird von den Heiden zertreten, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind."
Wann ist das? 70 n. Chr.
Es werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen sein.
Die Völker werden in Angst und Ratlosigkeit sein.
Dann werden sie den Sohn des Menschen in einer Wolke sehen.
Lukas spricht hier in einem Guss.
Man fragt sich: Wo ist der Übergang zwischen der Zerstörung Jerusalems und der Wiederkunft Jesu?
Er ist kaum merkbar, genauso wie in Matthäus 24.
Matthäus sagt "sogleich nach der Trübsal", Lukas sagt es ohne "sogleich" und nennt alles nacheinander.
Das zeigt, dass hier prophetisch verkürzt dargestellt wird.
Die Geschichte ist nicht linear, sondern die Wiederkunft wird nahtlos an die Zerstörung Jerusalems angefügt.
Das ist die Art der Prophetie.
Für die Juden umfasst das zwei Ereignisse: die Zerstreuung bis 70 n. Chr. und dann die Wiederkunft.
Wie meinst du das?
Bis 70 n. Chr. wurden sie zerstreut, dann gab es Israel nicht mehr als Nation.
Ich weiß nicht genau.
Um beim Text zu bleiben: Für mich zeigt Lukas, dass Jesus vom einen Ereignis zum anderen übergeht, von der Zerstörung des Tempels zur Wiederkunft.
Das passt zu alttestamentlicher Prophetie, wie in Daniel, wo vom Antiochus zum Königreich übergegangen wird.
Hier geht es von der Zerstörung Jerusalems zur Wiederkunft Jesu.
Dazwischen wird nichts gesagt.
Das ist Prophetie, mit der wir leben müssen.
Herr Erich sagt: Doch, es wird doch etwas gesagt.
Hier steht nämlich: "Sie werden weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird von den Heiden zertreten, bis die Zeit der Heiden erfüllt ist."
Wie lange diese Zeit ist, wird nicht gesagt.
Es könnte ein Jahr, ein Monat, ein Tag, zehn, zwanzig, hundert oder tausend Jahre sein.
Es ist sehr dehnbar.
Wenn das vorbei ist, kommt der Herr.
Das zeigt, dass Gottes Volk in Naherwartung gehalten wird.
Das bedeutet: Wenn wir heute auf die Wiederkunft Jesu warten, wissen wir nicht, wann sie ist.
Es kann noch zehntausend Jahre dauern oder nur zwei Tage.
Niemand weiß es, nur der Vater.
Die Zeichen sind schon gewesen, sie beziehen sich auf die Zerstörung des Tempels und die damalige Zeit.
Das bedeutet, dass wir heute wachsam sein müssen und nicht ausrechnen können, wann Jesus kommt.
Er könnte jederzeit kommen.
Ist das nicht die Lehre der Christen gewesen? "Wachet, denn ihr wisst nicht, wann der Herr kommt."
Das ist biblisch.
Zu anderen Nationen müssen Gläubige vorhanden sein, also müssen auch unerreichte Völker erreicht werden.
Ist das ein Anhaltspunkt?
Ich verstehe die Frage so: In der Offenbarung heißt es, aus allen Völkern, Stämmen und Sprachen.
Jesus ist für alle gestorben.
Alle Völker, Stämme und Sprachen – wissenschaftlich gibt es etwa 6000 Sprachen.
Es gibt Stämme mit nur wenigen Mitgliedern, deren Sprache aussterben könnte.
Sie müssen erreicht werden, bevor sie aussterben.
Das ist wissenschaftliches Denken.
Biblisch betrachtet ist der Ausdruck "alle Völker, Stämme und Sprachen" sehr grob und ungefähr.
Es könnte sich auf die damalige Zeit beziehen.
Mittlerweile ist mehr Zeit vergangen.
Theoretisch hätte Jesus schon einen Tag nach der Zerstörung Jerusalems kommen können.
Das Evangelium war damals in der damaligen Welt verkündet.
In Apostelgeschichte 2, Vers 5 heißt es: "Es waren in Jerusalem gottesfürchtige Männer aus jedem Volk unter dem Himmel."
Wissenschaftlich müssten auch Menschen aus Jakutien, China, Amerika, Azteken und Mayas dabei gewesen sein.
Das waren sie aber nicht.
Man darf den Ausdruck nicht wissenschaftlich nehmen, sondern biblisch.
Biblisch meint "alle Völker" die damals bekannten Völker, vor allem im Römischen Reich.
Paulus zählt in Kolosser 1 verschiedene Völker auf: Kreter, Araber, Phryger, Pamphylier, Kappadozier, Pontier, Asien.
Grundsätzlich war es möglich, dass das erfüllt war.
Wissenschaftlich war es nicht erfüllt, aber biblisch gesehen schon.
Das heißt, Jesus hätte theoretisch schon 71 n. Chr. kommen können.
Wir müssen vorsichtig mit dem Ausdruck "alle Völker" umgehen.
Sonst müssten wir sagen, Jesus kann nicht kommen, solange es noch einen Stamm gibt, dessen Sprache nicht erforscht ist.
Das heißt, wir können uns noch Zeit lassen, Jesus kommt noch lange nicht.
Aber wer hat gesagt, dass Jesus noch lange nicht kommt? War das der gute Knecht? Nein, das kann nicht sein.
Jesus kommt zu einem Zeitpunkt, den niemand kennt.
Daher meine ich, dass Matthäus 24, Vers 34 so verstanden werden kann, dass Jesus sich auf die damalige Generation der bösen Juden bezieht.
Dieses Geschlecht wird nicht vergehen.
Jetzt müssen wir schließen.
Wir sind zwar nicht sehr weit gekommen, aber ich denke, es war gut, einiges anzuschauen.
Ich bin dankbar, wenn ihr mir helft.
Ich habe mir fest vorgenommen, mein ganzes Leben lang mich korrigieren zu lassen.
Gerade bei schwierigen Stellen wie dieser ist es wichtig, dass wir bereit sind, aufeinander zu hören.
Vielleicht machen wir zum Abschluss eine Gebetsgemeinschaft.
Vielleicht beten zwei oder drei von uns, und dann wollen wir schließen.
Wir können wieder dazu aufstehen.