Herr Präsident, liebe Freunde,
zunächst herzlichen Dank für die Einladung zu einem eher leidvollen Thema. Mir geht es eigentlich, wie es im Judasbrief heißt: „Ihr Lieben, da es mir sehr am Herzen lag, euch zu schreiben, von uns allen heil.“ Also eigentlich das, woran wir uns alle erfreuen könnten.
Ich hielt es doch für nötig, euch mit meinen Briefen zu ermahnen, dass ihr für den Glauben kämpft, der ein für allemal den Heiligen übergeben ist.
Vielleicht vorweg Folgendes: Es sagt mal jemand in Österreich, ich bin Wiener, der zu einem ähnlichen Thema sprach. Er sagte, die Leute ziehen einen warmen Irrtum einer kalten Wahrheit vor. Besonders diese nachrückende Generation, die ja immer mehr vom Bild und damit vom Gefühl geprägt ist. Man beurteilt immer weniger nach Lehrinhalten, sondern nach persönlichen, gefühlsmäßigen Eindrücken.
Früher sagte man noch: „Es steht geschrieben.“ Heute sagt man: „Ich habe erlebt.“ Früher sagte man: „Ich behalte Worte in meinem Herzen, damit ich nicht wieder sündige.“ Heute hört man Zeugnisse: „Ich rede mehr in Zungen als ihr alle, damit mein Herz reinbleibt.“
Es findet also eine gewisse Verlagerung statt, und man hat den Eindruck, als würde gerade der Begriff „Geistestaufe“ sehr oft in der Bibel vorkommen. Er steht siebenmal im Neuen Testament, wörtlich „in den Geist getauft“. Das Wort „Lehren“ steht dagegen 98-mal im Neuen Testament. Heute hat man manchmal den Eindruck, es ist genau umgekehrt.
Und es sagte der Gründer einer Visionsgesellschaft, Gretten Guinnes: Er sagte, die raffinierteste Strategie Satans am Ende der Tage werde darin bestehen, den Gläubigen das in die Seele zu geben, was uns Gott in den Geist geben möchte.
Wir leben in der Zeit, in der man die machbare Berauschung der Sinne und des Gefühls als Wirkung des Heiligen Geistes ausgibt. Der Heilige Geist bewirkt zweifellos Gefühle, aber Gefühle bewirken nicht den Heiligen Geist.
Der Gründer einer Bibelschule sagte: Der Heilige Geist ist die wunderbarste Gabe an die Gemeinde, wenn sie gehorchen, und die gefährlichste, wenn sie versuchen, ihn zu manipulieren – und heute muss man sagen, ihn zu managen.
Persönliche Einführung und Erfahrungen
Ganz kurz zu meiner eigenen Biografie: Ihr merkt es an meiner Aussprache, ich bin also kein Urdeutscher, sondern eher ein Urwiener. Ich kam durch Operation Mobilisation zum Glauben. Noch als Student habe ich mich für Jesus entschieden und mein Studium abgeschlossen. Meine Ausbildung ist naturwissenschaftlich.
Ich habe ein Buch geschrieben mit dem brennenden Wunsch, Menschen für Jesus zu gewinnen. Es behandelt Themen wie Glaube, Denken und Apologetik. Dieses Buch hat mir viele Freunde gebracht. Ein weiteres Buch von mir, das inzwischen nicht mehr erhältlich ist, trägt den Titel "Die sanfte Verführung der Gemeinde". Darin kann man vieles nachlesen von dem, was ich heute Abend darlegen möchte. Für dieses zweite Buch habe ich auch manche Kritik erhalten.
Als junger Gläubiger bin ich durch das Buch von David Wilkerson, "Kreuz und Messerhelden", voller Eifer in die charismatische Bewegung hineingeraten, besonders durch die sogenannte Jesusbibelwelle. Am Rande möchte ich erwähnen, dass David Wilkerson heute so weit ist, dass er öffentlich kein Zungenreden mehr duldet. Auf die Frage, warum, antwortete er: „Es ist immer so störend oder unterbrechend.“
Insofern muss ich hier ein mehr als leidvolles Thema ansprechen. Ich zitiere einen unverdächtigen Zeugen, der selbst Zungenredner ist: George Malone, ein Engländer und Autor des Buches „Those Controversial Gifts“ („Diese umstrittenen Gaben“). Er sagte: „Zungenredner sind der größte Zerstörer christlicher Einheit und Freundschaft unseres Jahrhunderts.“ Damit ihr nicht meint, das sei eine besondere Engführung von mir, habe ich versucht, das zu dokumentieren.
Als die Bekenntnisbewegung vor der charismatischen Bewegung warnte, schrieb Der Gärtner, das Blatt der Freien Evangelischen Gemeinde, einen Artikel mit dem Titel „Bruderkrieg und kein Ende“. Man hatte sich geöffnet für diese Strömung. Das Ergebnis war eine solche Verwirrung, dass Der Gärtner Stellung nehmen musste – ein Wort der Bundesleitung zu Einflüssen aus sogenannten charismatischen Gruppen auf unsere Gemeinden.
Er schrieb, und das kann ich fast weltweit so beobachten, als Quintessenz: Es führte „zu ständigen Auseinandersetzungen, zu Austritten und Spaltungen“. Man bat die Vertreter dieses Frömmigkeitsstils, die anderen in Ruhe zu lassen.
Die Baptisten haben sich eigentlich schon von Anfang an, besonders durch Kraheim, wo ein ökumenisches Lebenszentrum praktiziert wurde, der Charismatik geöffnet. In der ehemaligen DDR, im Raum Berlin, haben sie so viele Spaltungen erlebt, dass in ihrer Zeitschrift „Die Gemeinde“ im Juni 1990 ein Artikel vom damaligen Seminardirektor Pastor Edwin Peter Brand erschien. Er schreibt: „Kaum zu verstehen ist die Tatsache, dass es unter Berufung auf den Heiligen Geist und seine Wirkungen häufig zu Spaltungen in den Gemeinden kommt.“
Es ist ein globales Phänomen: Die Zungenbewegung wird in die Geschichte eingehen als die Bewegung mit dem größten Wachstum. Das wollen wir offen zugeben. Gleichzeitig ist sie aber auch die Bewegung, die in unserem Jahrhundert die meisten Gemeinden gespalten hat.
Wir wollen jetzt nicht einseitige Schuldzuweisungen verteilen. Gemeinden haben sich oft genug aus anderen Gründen gespalten. Doch dieses Phänomen ist hier das hervorstechendste.
Globale Auswirkungen und Beispiele
Ich habe einen Artikel aus Ideaspektrum, Nummer 49 von 89, mit der Überschrift „Spaltungen in China“ gelesen. Darin heißt es, einige Missionare, die aus dem Westen über Hongkong nach China kommen, bestehen darauf, dass chinesische Christen die höheren Gaben des Heiligen Geistes praktizieren. Dazu zählt, dass sie in Zungen reden und im Geist tanzen sollen.
Weiter heißt es, wer die chinesischen Christen dazu zwingen wolle, solle lieber zu Hause bleiben, schrieben die Hauskirchenleiter. Sie brachten ihre Sorge darüber zum Ausdruck, dass solche missionarischen Spaltungen Uneinigkeit unter chinesischen Christen hervorrufen könnten. Wer beispielsweise die Zungenrede zur Doktrin erhebe, lege damit den Grundstein für Irrlehren. In China hätten Christen ohnehin genügend Probleme, und es befremde sie sehr, wenn man ihnen sage, dass ihnen zu einem erfüllten Christenleben noch das Tanzen im Heiligen Geist fehle. Ich fasse zusammen: Die Hauskirchenleiter lehnen es ab, dass ihnen solche Formen des Glaubens aufgezwungen werden.
Theodor Williams ist Präsident der weltweiten Evangelischen Allianz. Er ist Inder und von Natur aus ein sehr toleranter Mann. Er hat mich gebeten, Vorträge zum Thema „Zeichen und Wunder in Indien“ zu halten. Dabei erzählte er mir, dass der Mann, der damals sein Ausbildungsprogramm leitete, ein gewisser Mohendos war – das sollte ich ausdrücklich erwähnen. Williams sagte mir, dass er überrascht war, weil er die indische Toleranz kennt. Er meinte: „Unsere Arbeit wird in Indien durch die Pfingstler zerstört.“
Eigene Erfahrungen und Warnungen
Kurz noch zu meiner eigenen Biografie: Durch Wilkersens Buch öffnete ich mich dieser charismatischen Strömung – und ich beging einen Fehler. Die Bibel sagt: Prüft die Geister. Ich jedoch habe die Menschen geprüft. Früher dachte ich in Schwarz-Weiß-Kategorien, und ich kann von Herzen nachvollziehen, wenn es euch genauso geht.
Ich dachte, wenn jemand Kind Gottes ist, dann kann doch kein fremder Geist mitmischen. Das war ein Irrtum. Liebe Freunde, obwohl das ein Thema für den ganzen Abend wäre: Wenn wir nicht begreifen, dass Kinder Gottes gleichzeitig auch unter der Leitung verführerischer Mächte stehen können, dann verstehen wir nicht, was heute läuft.
Ich ließ mir die Hände auflegen, um die Geistestaufe und das Zungenreden zu empfangen. Innerlich hatte ich jedoch eine Bremse. Dann war es mir fast wie eine Erleuchtung im Moment: Er ist Kind Gottes, ich bin Kind Gottes, da kann mir ja nichts passieren.
Ich möchte das hier einfügen, damit ich es nicht vergesse: Ein Kennzeichen dieser Strömung ist ein vorschnelles Handauflegen. Dazu könnte ich bis Mitternacht von den Auswirkungen dieser forschenden Handlungen erzählen.
Ein Arzt, ein Chirurg aus einer Klinik in der Schweiz, fragte mich in meiner Gegenwart: „Herr Doktor, was halten Sie von der Pfingst- und charismatischen Bewegung?“ Seine Antwort werde ich nicht vergessen. Er zeigte auf einen Aktenordner und sagte: „Ich habe die Unterlagen gesammelt. Ich kann Ihnen belegen, wie es dem Patienten nach jeder Handauflegung schlechter geht.“
Ich glaube nicht, dass er die Handauflegung generell ablehnte, ich auch nicht. Aber die einzige Befehlsform, die ihr euch merken solltet im Neuen Testament in Verbindung mit Handauflegung, ist keine Ermutigung, sondern eine Warnung: „Die Hände lege niemandem zu bald oder plötzlich auf“ (1. Timotheus 5,22).
Als ich vor vielen Jahren in Marokko bei Jungen mit einer Mission übernachtete, schlich sich der Leiter von hinten an – gut gemeint – und legte mir gegen meinen Willen plötzlich die Hände auf. Paulus sagt: „Warum machst du dich nicht teilhaftig fremder Sünden? Halte dich selbst rein.“ Es ist vor Gott einzig eins, was zählt: die Identifikation.
Insofern passt das in das Gefälle unserer Zeit. Denn das macht die Welt heute: Man lernt sich am Vormittag kennen und feiert am Abend Hochzeit. Ein Prediger hat gesagt: „Wenn Gott den Westen schont, müsste er sich bei Sodom und Gomorra entschuldigen.“ Wir sind schlimmer geworden als Sodom und Gomorra.
Das macht die Welt. Man macht sich vorschnell eins – auch in gläubigen Kreisen. Es ist dann nur etwas anders getan, mit zum Teil ähnlichen Phänomenen.
Persönliches Zeugnis und Erkenntnisse
Ein Beispiel noch: Wir hatten in Wien einen Prediger. Das hatte nichts mit der Pfingstbewegung zu tun; er gehörte einer anderen Gemeinde an. Er verführte wahllos alle Frauen, ob verheiratet oder nicht. Wenn eine Frau zögerte, legte er ihr die Hände auf.
Ich ließ mir die Hände auflegen und machte in der ersten Zeit ganz wunderbare Erfahrungen. Deshalb konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass es ein fremder Geist sein könnte. Erst nach relativ langer Zeit, nach Monaten, wurde ich allmählich misstrauisch.
Der Herr brauchte mehr als ein Jahr, um mir zu zeigen, dass ich mich einem fremden Geist geöffnet hatte. Ich war Kind Gottes und hatte damals schon andere für Jesus gewonnen. Über diese Erkenntnis war ich erschüttert.
Bitte nehmt diesen einen Vers mit, denn es ist Gottes Wort, nicht meine Weisheit. Paulus schreibt bezeichnenderweise an die Korinther, die sich solchen falschen Aposteln geöffnet hatten, im 2. Korintherbrief. Er sagt: Wenn jemand zu euch kommt und einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben...
Paulus hatte die Korinther selbst zum Herrn geführt. Es geht hier nicht um die Frage der Gotteskindschaft. Er nennt sie geheiligt durch Christus Jesus, ihrer Stellung nach. Es gibt diese Spannung zwischen Stellung und Zustand, zwischen Stellung und Wandel.
Wenn jemand zu euch kommt und einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist, im Griechischen heteron pneuma, das heißt einen fremden Geist, empfangt – er schreibt das an Gläubige –, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr gern ertragt, ja, ihr ertragt es prächtig.
Liebe Freunde, jetzt darf ich mich über niemand anderen erheben, denn das war ich selbst. Und ich fürchte, seid mir nicht böse, es ist ein Großteil unserer Christenheit, jedenfalls im Westen, geworden. Sie erträgt einen anderen Geist prächtig und einen anderen Jesus.
Das Wort „begeistert“ kommt davon, dass man manchmal von den Geistern begeistert ist. Wir wollen nicht über die Motive richten, denn ich habe beobachtet, dass es oft die brennendsten, eifrigsten und besten sind, die da hineingezogen werden.
Wir sollen auch nicht richten, aber wir sollen prüfen. Die Bibel sagt sogar: Prüfet alles, prüft die Geister, ermahnt Johannes. Und der Herr Jesus sagt der Gemeinde zu Ephesus in Offenbarung 2,2 lobend: „Du hast geprüft, die da sagen, sie sind Apostel, und sind es nicht, und hast sie als Lügner erkannt.“
Das merkt er positiv an. Viele fürchten hier, sich am Heiligen Geist zu versündigen oder den Geist zu dämpfen. Das ist wahrlich nicht die biblische Linie.
Die Bedeutung der Geistestaufe und Einheit in der Gemeinde
Warum beobachten wir weltweit in diesen Strömungen als herausragendes Kennzeichen immer wieder Spaltungen? Nach allen Denkgesetzen muss es eigentlich so kommen. Das Wort „im Geist getauft“ steht, wie ich schon sagte, siebenmal im Neuen Testament. Viermal findet es sich in den Evangelien, jeweils immer an der gleichen Stelle wiederholt: „Ich darf euch mit Wasser taufen“, sagt Johannes, „der nach mir kommt, wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen.“
Diese Aussage erscheint zweimal in der Apostelgeschichte und einmal in einem Lehrbrief, nämlich in Epheser 12, Vers 13. Liebe Freunde, das ist eine biblische Grundlegung, die heute jedoch oft ignoriert wird.
Wir müssen Lehraussagen nicht primär aus den Geschichtsbüchern ableiten, also nicht aus den Evangelien und der Apostelgeschichte, sondern dort, wo der Ratschluss für die Gemeinde offenbart ist – und das sind die Briefe der Apostel, vom Römerbrief bis zum Judasbrief. Das Wort Ekklesia, also Gemeinde, steht in den vier Evangelien nur dreimal: einmal in Matthäus 16 und zweimal in Matthäus 18. Dort sind nur Ansätze vorhanden. Der wahre Ratschluss wird erst viel später durch die Briefe, vor allem die des Paulus, offenbart.
Hier setzt sich Paulus mit dem Durcheinander in Korinth auseinander – ein Brief, der heute sehr aktuell ist. Der erste Korintherbrief musste geschrieben werden, weil keine Gemeindezucht vorlag, wie in Kapitel 5 beschrieben. Deshalb ist er sehr aktuell, denn wir leben heute im Zeitalter der neunten Seligpreisung: „Selig sind, die alles tolerieren, denn sie werden für nichts zur Verantwortung gezogen“, sagte einmal ein Verkündiger.
Er erklärt anhand von Epheser 12 die Gemeinde als den Leib Christi, einen Organismus. Dort heißt es in Epheser 12, Vers 13: „Denn ihr seid alle durch einen Geist in einen Leib getauft.“ Hier steht ein Aorist, eine Vergangenheitsform, und Paulus sagt: „Ihr seid alle durch einen Geist in einen Leib getauft.“
Ohne dass ich es damals wusste, habe ich mich für Jesus entschieden und kapituliert am 4. August 1968. An diesem Tag wurde ich mit dem Heiligen Geist getauft, allerdings wusste ich das damals nicht, weil ich lehrmäßig nicht gefestigt war. Danach suchte ich stunden-, tage- und man kann fast sagen wochenlang nach der Erfahrung der Geistestaufe.
Wir dürfen uns nicht wundern, wenn wir Gott ständig um etwas bitten, was er uns längst gegeben hat, beziehungsweise wenn wir etwas erbitten, das nicht in seinem ursprünglichen Plan liegt und sich womöglich etwas anderes einschleichen kann.
Im Psalm 78 verlangt das Volk Gottes, Israel, Fleisch, weil ihnen das Manna zu langweilig war. Manna ist ein Bild für die Speise Gottes, für das Wort. Unsere Seele ist sterbensmatt, wenn sie immer nur Manna bekommt. Leute heute sagen: „Ach, ihr mit der Bibel und dem Buchstaben, wir wollen etwas fürs Fleisch.“
Psalm 78, ab Vers 8 bis 29, enthält erschreckende Verse: Da aßen sie und wurden sehr satt, und was sie verlangten, gewährte Gott ihnen. Sie hatten ihr Verlangen noch nicht gestillt, ihre Speise war noch im Munde, da kam der Zorn Gottes über sie und brachte ihre Vornehmsten um und schlug die Besten in Israel nieder. Sie hatten das, was sie verlangten, bekommen – zum Gericht.
Was für Paulus in den Argumentationen des Leibes Christi die Basis der Einheit ist – „Ihr seid alle durch einen Geist in einen Leib getauft“ – ist für die schnellst wachsende Strömung unseres Jahrhunderts, von wenigen Ausnahmen abgesehen, eine zweite Erfahrung. Ja, du hast die Geistestaufe, aber du hast sie noch nicht.
Liebe Freunde, liebe Geschwister, wenn ich das als Grundlage für eine zweite Erfahrung nehme – was für die Bibel die Basis der Einheit ist, nämlich „Ihr seid alle Glieder am Leib“, „Ihr seid alle durch einen Geist in einen Leib getauft“ –, dann muss es nach allen logischen Denkgesetzen den Leib Christi in der Mitte zerreißen.
Und genau das kann man weltweit beobachten. Es ist interessant, dass Paulus gerade den Korinthern Folgendes vorhält, weil diese Spaltung die Christenheit in eine Zweiklassengesellschaft teilt: solche mit besonderen Charismen und solche ohne, solche, die geistgetauft sind, und solche, die es nicht sind.
Paulus erklärt den Korinthern – und das nicht zufällig – die drei Arten von Menschen, die es in Gottes Augen gibt. Laut 1. Korinther 2, Vers 14 ist der Psychikos der natürliche Mensch, der nichts vom Geist Gottes vernimmt. Laut Vers 15 ist der geistliche Christ gemeint, und laut Kapitel 3, Verse 1-3 die fleischlichen Christen.
Paulus sagt mit anderen Worten zu den Korinthern, die er Kinder nennt und die er zehnmal fragt: „Wisset ihr nicht?“ In seinem Brief beklagt er Spaltungen und Zank (Kapitel 1, Vers 10). Er sagt ihnen, dass es tatsächlich zwei Arten von Christen gibt – aber nicht, wie sie meinen, geistgetauft und nicht geistgetauft oder besondere Gabenträger und solche mit weniger Gaben, oder Zungenredner und Nichtzungenredner –, sondern fleischliche und geistliche Christen.
Die Korinther sind die einzige Gemeinde, die ausdrücklich als fleischlich bezeichnet wird, obwohl sie laut Kapitel 1, Vers 7 alle Gaben hatten. „Ihr mangelt an keiner Gabe“, sagt Paulus im ersten Kapitel, nennt sie aber im dritten Kapitel fleischlich.
Als ich ein junger Gläubiger war – und ich kann mir vorstellen, dass es manchen von euch auch so geht –, dachte ich, je mehr Charismen ich habe, desto geistlicher bin ich. Liebe Freunde, Gaben und Geistlichkeit sind jedoch nicht miteinander korreliert, sondern Gaben und Frucht.
Korinth beweist das erneut: Sie hatten keinen Mangel an einer Gabe, aber Paulus nennt sie fleischlich. Korinth hatte Sünden, die schlimmer waren als bei den Heiden (1. Korinther 5). Korinth war eine völlig vermischte Gemeinde: Sie hatte Unzucht, Götzendienst, und Paulus muss fragen, nachdem sie sich gegenseitig vor weltliche Richter geschleift hatten: „Ist so gar kein Weiser unter euch, nicht einmal einer?“ (1. Korinther 6, Vers 5).
Sie saßen über ihn zu Gericht (1. Korinther 9, Vers 3). Das war keine erfreuliche Gemeinde, sondern ein erschütternder Zustand. Paulus fragt dann in 1. Korinther 12, in den anschließenden Versen, wo er die Gaben am Bild des Leibes erklärt, ab Vers 27: „Ihr seid der Leib Christi.“ Dann fragt er in Vers 29: „Sind sie alle Apostel? Sind sie alle Propheten? Reden sie alle in Zungen? Haben sie alle die Gabe auszulegen?“ (1. Korinther 12, Vers 30).
Er sagt: „Ihr seid alle durch einen Geist in einen Leib getauft. Reden sie alle in Zungen?“
Ich habe das Zeugnis eines Mannes auf Kassette gehört, der 20 Jahre in der Pfingstbewegung war, zehn Jahre Prediger einer Pfingstgemeinde. Dieser Mann trat nach 20 Jahren vor die Kanzel seiner Gemeinde und sagte, es sei ihm nicht leicht gefallen: „Liebe Geschwister, es ist alles falsch.“
Er sagte, es habe keinen Sinn, einem Gabenträger zu sagen: „Deine Gabe ist falsch, tue Buße.“ Dann würde derjenige sagen: „So spricht der Herr, deine Gabe ist falsch, tue Buße.“ Deshalb bat er darum, dass man mit Verstand erkennen könne, was mit diesen Weissagungen los sei.
Er berichtete weiter: „Seit dieser Zeit kamen die Weissagungen in meiner Gemeinde falsch.“ Er hatte sie aufgeschrieben und den Gemeindegliedern vorgehalten: „Schaut her, das hast du letzte Woche geweissagt und das weissage du heute.“ Die Leute fragten: „Was?“
Dann bat er den Herrn, ihm zu zeigen, was mit seiner prophetischen Gabe los sei. Er sagte: „Seit dieser Zeit kamen meine Weissagungen falsch.“ Dann begann er an Gott zu verzweifeln, denn er merkte, dass er sich einem fremden Geist geöffnet hatte.
Er sagte: „Ja, Gott, du sagst doch in deinem Wort: Wenn wir dich um Brot bitten, wirst du uns keinen Stein geben. Bist du denn schlimmer als ein irdischer Vater?“ Er kam in Todesängste.
Dann merkte er: „Es geht hier nicht um Lehrfragen, es geht hier um Geister.“ Er bat Gott: „Ich kenne diese Stellen von Epheser 12 bis 14 alle auswendig. Wo ist der Einstieg?“
Er sagte: „Herr, ich habe jetzt lange genug, jahrzehntelang die Bibel mit der Pfingstbrille gelesen.“ Der Mann war eindeutig ein Kind im Herrn.
Nochmals: Es geht nicht um die Frage der Gotteskindschaft, denn da würden wir uns an teuren Seelen vergreifen. Es geht um die beängstigende Frage: Können wir uns als Kinder Gottes dennoch vor feurischen Mächten öffnen?
Eigentlich ist die Frage ganz klar. Sonst hätte Paulus keine Briefe schreiben müssen. Er hätte nur schreiben müssen: „Seid bekehrt, alles in Ordnung, viele Grüße, euer Paulus, Amen!“ Doch lest nur den Brief. Man kann den Wahnsinn darin erkennen, welch ein Durcheinander herrscht!
Dann sagt der Herr: „Zeige mir, was dein Wort wirklich sagt.“ Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, als er wiederum Epheser 12, Vers 13 las, eine Stelle, die er schon dutzend- oder hundertfach gelesen hatte: „Ihr seid alle durch einen Geist in einen Leib getauft.“
Der Empfang des Heiligen Geistes und biblische Lehre
Von daher, liebe Freunde, möchte ich das kurz noch beleuchten: Wie bekommen wir den Heiligen Geist? Die ausdrückliche Lehre der Bibel lautet, dass wer den Heiligen Geist nicht hat, nicht Kind Gottes ist (Römer 8,9). Paulus sagt: Wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein.
Nochmals eine kurze Nachblendung zu dieser Einteilung in fleischlich und geistlich: Der Übergang von fleischlich zu geistlich, liebe Freunde – und das trifft mich voll, auch hier mit eingeschlossen – ist nicht erst mit 12 oder 14 Jahren, sondern schon in Römer 6, 7 und 8. Es ist kein Erlebnis, das man leidenschaftlich sucht und das einen in einen Quantensprung hochkatapultiert, sondern es ist Buße.
Wir lesen in Epheser 1,13, wo Paulus sagt: „Als ihr gläubig wurdet, wurdet ihr versiegelt mit dem Heiligen Geist.“ Der Heilige Geist ist Gott. Der Heilige Geist lässt sich nicht von Menschenhänden bedienen.
In Apostelgeschichte 17,23-24 heißt es: „Gott, der die Erde gemacht hat, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhänden gemacht sind, und lässt sich auch nicht von Menschenhänden dienen, als bedürfe er etwas.“ Paulus nennt im Galaterbrief die Vorstellung, man könne den Heiligen Geist anders als durch Glauben erhalten, Zauberei: „O ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert? Habt ihr den Geist empfangen durch Werke des Gesetzes oder durch die Predigt des Glaubens?“
Nun wird dem entgegengehalten, dass es in der Apostelgeschichte gewisse Mitteilungen gibt. Hier müssen wir unterscheiden zwischen Lehre und Mitteilung. Die Apostelgeschichte ist primär ein Geschichtsbuch. Es heißt dort in Apostelgeschichte 4: „Als sie beteten, erbebte die Stätte.“ Ich bringe es jetzt etwas überzeichnet: Wenn ich daraus eine Lehre mache, dann frage ich euch, wann ihr das letzte Mal bei eurer Gebetsversammlung ein Erdbeben erlebt habt. Wenn das nicht geschehen ist – nun, es sehnt sich niemand nach Erdbeben, denke ich – dann seid ihr nicht voll geistlich.
Es wird auch aus Apostelgeschichte 8 herausgegriffen, wo Philippus in Samarien predigt und viele Samariter gläubig werden, aber den Heiligen Geist nicht empfangen. Ebenso wird aus Apostelgeschichte 19 herausgegriffen, wo die Jünger in Ephesus eine Art Zweistufenlehre erfahren. Damit wird diese gerechtfertigt und allen anderen eindeutigen Lehraussagen der Schrift entgegengestellt. Man sagt uns dann gewöhnlich nicht, dass das besondere historische Zusammenhänge hat.
Auch in Apostelgeschichte 19, der Stelle, die immer wieder für die Zweistufenlehre herangezogen wird, fragt Paulus in Vers 2: „Habt ihr den Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“ Das war das Normale. Nun, diese Leute hatten überhaupt noch nie vom Heiligen Geist gehört und waren durch Johannes den Täufer oder Apollos zum Glauben gekommen. Diese außergewöhnliche Situation wird uns als Normalfall erklärt. Das ist die Ursünde der Schwärmerei: das Außergewöhnliche zum Normalen zu erklären.
Liebe Freunde, das Wort Zauberei steht sehr oft im letzten Buch der Bibel, im Buch der Offenbarung. Die Bibel sagt uns, dass in den letzten Tagen gräuliche Zeiten kommen werden. Ich glaube, dass wir in dieser Zeit leben, die der Wiederkunft Jesu vorausgeht. Das merken sogar die Weltmenschen. Das Wort Apokalypse hat fast eine Inflation erlebt durch den Golfkrieg.
Und wer weiß, wie der Herr Jesus das Thema seiner Wiederkunft einleitet? Was ist die erste Antwort des Herrn auf die Frage seiner Jünger: „Was sind die Zeichen deines Kommens?“ Denn mit dem Ersten sage ich das Allerwichtigste: Die erste Antwort in allen drei Evangelien, in denen der Herr über seine Wiederkunft redet (Matthäus 24, Markus 13, Lukas 21), lautet: „Seht zu, dass euch nicht jemand verführe.“ Wir leben im Zeitalter der Verführung.
Der Kommentator Gerhard Meyer, den ich in meinem Buch zitiert habe, sagt in seinem Matthäuskommentar Folgendes: Es fällt auf, dass Jesus die Warnung vor der Verführung an die Spitze stellt. Verführung ist für die Gemeinde gefährlicher als Verfolgung. Verfolgung eint die Gemeinde, Verführung spaltet sie. Verfolgung lässt das Echte hervortreten, Verführung das Unechte triumphieren.
Liebe Freunde, man sollte es mit bekümmerten Herzen sagen: Wir leben in einer Zeit, in der das Falsche triumphiert, in der das Falsche Erweckungen feiert.
Und dann ein paar Zeilen weiter: Aber was ist das Furchtbarste in jener Zeit? Körperliche Leiden? Nein. Katastrophen, Kriege? Nein. Verfolgung? Nein. Die Verse 23 bis 27 geben die Antwort: Es ist die Verführung.
Von daher versteht man, wie notwendig der Kampf gegen die Irrlehre ist.
Und, liebe Freunde, wenn ich das hier kurz einblenden darf: Wenn wir etwas nüchtern in die Welt schauen, dann sehen wir leider – und das ist wahrlich nicht positiv, was ich hier sage – einen Dammbruch des Okkultismus.
Ein Amerikaner namens Steve Hunt hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Siddaks of Christianity – die Verführung der Christenheit“. Das schlug ein wie eine Bombe. Man hat bereits acht Bücher dagegen geschrieben. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass wir unmittelbar vor der Wiederkunft Jesu stehen, wegen eines Hinweises, den die meisten Evangelikalen nicht beachtet haben: nämlich dass der Herr Jesus das Thema der Wiederkunft immer mit Verführung einleitet.
Dann zeigt er auf, was an Verführung läuft, besonders in der Electronic-Kirche, der Fernsehkirche Amerikas und der charismatischen Strömung.
Ich hörte ihn auf einer Kassette zu diesem Thema. Am Ende seines Vortrags war der Mann so erschüttert, dass er sagte: „We only show the tip of the iceberg“ – wir haben nur die Spitze des Eisbergs gezeigt. Er sagt, es geht hier um ewige Seelen, er ringt um Fassung, ist fast dabei zu weinen.
Dann hat man ihm vorgeworfen, er sei negativ, und er sagt etwas doch Erinnerungswürdiges: Wir können die dickste Konkordanz nehmen und nachschauen, die Begriffe „positiv“ und „negativ“ gibt es nicht in der Bibel. Es geht um die Frage: Ist es die Wahrheit oder nicht?
Denn die Wiederkunftsrede unseres Herrn, wo er sagt, es kommt mit Trübsal, wie sie nie war und auch nie mehr sein wird seit Anbeginn der Welt, und wenn diese Tage nicht verkürzt werden, wird kein Mensch selig, und wir hören von Kriegen und Kriegsgeschrei. Das ist doch nicht positiv.
Oder gar Offenbarung 9, von diesen Plagen wird ein Drittel der Menschheit getötet – ist das positiv?
Wir sehen eine Drogen- und Okkultwelle. Ich habe das aus weltlichen Zeitschriften zusammengestellt und habe auch einige Kopien noch übrig.
Im Hamburger Abendblatt vom 29. November 1990 steht: Jeder Zweite hat Kontakt zu Drogen. Ein Weltmensch sagt: „Väter, Mütter, Lehrer, Chefs, sie alle wollten es nicht wahrhaben, und doch stimmt es: Jedes Zweite ihrer Kinder, ihrer Schüler, ihrer Lehrlinge nimmt Drogen, schluckt Tabletten, kippt harte Drinks. Es ist alles viel schlimmer.“
Ein Gespenst geht um in Deutschland: der Okkultismus. Eine Mitteilung aus der Zeitschrift „Die Welt“ vom 7. März dieses Jahres: Die Geister werden immer zudringlicher. Sie breiten sich vor allem an den Schulen aus. Der mittelalterliche Dämonen- und Geisterglaube feiert im Zuge des neuen Zeitalters überall seine Wiederkehr.
Sogar die Studenten an den Universitäten, die eigentlich kritisch-rational denken, lauschen neuerdings Vorträgen über Hexenkulte und afrikanischen Voodoo-Zauber.
Wir haben es amtlich, dass das Schreien der Geister angeblich der Heilige Geist ist, jetzt bei der siebten Vollversammlung des Weltkirchenrats in Canberra. Es sprach eine koreanische Theologin, die einen rituellen Tanz aufführte und achtzehn verstorbene Geister und Personen anrief. Bei einem öffentlichen Vortrag, bei dem die kirchliche Elite weltweit versammelt war, sagte sie wörtlich: „Wenn wir das Schreien dieser Geister nicht hören, können wir auch die Stimme des Heiligen Geistes nicht hören.“
Es wurde berichtet von dem Geist der Chandak, dem Martin Luther King, dem betrübten Geist der Regenwälder im Amazonas – also ein totaler Animismus. Sie hofft, wörtliches Zitat, „dass die Gegenwart der Geister all unserer Vorfahren ihnen kein Unbehagen verursacht.“
Hier Leute mit Leitbildfunktion: Patrick Swayze, dessen Namen ich erst kürzlich aussprechen gelernt habe, weil ich keine Zeit fürs Kino habe. Er ist Hauptdarsteller von „Dirty Dancing“. Inzwischen ist er mit seinem angeblich verstorbenen Vater in Verbindung. Frage: Auf welche Weise geschieht das? Er sagt: „Ich schließe meine Augen, stelle mir vor, dass weißes Licht mich umgibt, und lasse die Figur meines Vaters erscheinen. Sofort fühle ich mich beschützt.“ Uralte Okkulttechniken – und der Mann hat ja eben Vorbildfunktion.
Dave Hunt zeigt in seinem Buch „Verführung der Christenheit“, wie die gleichen Techniken der Visualisierung jetzt nicht mit Verstorbenen, sondern angeblich mit Jesus in der Christenheit epidemisch sich ausbreiten.
Der Mann, den er fast am meisten zitiert, ist der Leiter der größten Kirche der Welt, Doktor Paul Yonggi Cho, der genau diese Visualisierungstechniken anwendet. Ihm erschien Jesus, es steht schwarz auf weiß im „Dictionary of the Pentecostal Charismatic Movement“ – angezogen als Feuerwehrmann, wörtliches Zitat: „Dress des Feuerwehrmanns.“
Er zeigt auf, wie die Techniken von Cho, die Visualisierung, das Incubation, bei der man durch lebendige Fantasie Resultate herstellt, uralter Schamanismus sind, Hexentum. Er nennt es „sorcery“, also Zauberei, und mentale Alchemie.
Das ist natürlich nicht positiv. Wiederum wollen wir nicht über die Motive der Leute richten – das steht uns nicht zu –, aber wir müssen die Geister prüfen.
Liebe Freunde, ich fürchte, es läuft auch in den Gemeinden parallel ein Einbruch der Geisterwelt.
Der schnellstwachsende Flügel der Charismatik in den Achtzigerjahren war die Positive Confession Movement, auch Faith Movement genannt, von Kenneth Hagin. Bei uns heißt sie Rima-Gemeinden oder „Wort des Glaubens“, in der Schweiz Zoe.
Kenneth Hagin hat seine Lehren von dem Spiritisten E. W. Kenyon übernommen. Hagin lehrt, dass Jesus nach der Kreuzigung, obwohl er sagte „Es ist vollbracht“ und „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“, als hilfloses Wesen in die Hölle sank und dort vom Teufel drei Tage und drei Nächte lang gequält wurde, und damit unsere Erlösung bewirkt habe.
Das war der größte Streitpunkt in der Charismatik in den Achtzigerjahren: Jesus starb angeblich nicht nur physisch, sondern auch geistlich. Und wie Defant sagte: Wenn er nicht lange genug gequält wurde, sind wir dann überhaupt erlöst? Und wenn er lange genug vom Teufel gequält wurde, soll ihm dann noch als Co-Redeemer, als Miterlöser gedankt werden?
Für mich sind das lupenreine Dämonenlehren, und auch das ist eine Erfüllung der letzten Tage (1. Timotheus 4,1): „Der Geist zeigt deutlich, dass in den letzten Tagen etliche vom Glauben abfallen, Anhänger verführerischer Geister und Lehren der Dämonen.“
Und wie Defant beklagte, hätte mindestens jemand aufstehen müssen und sagen: „Enough is enough – es ist jetzt genug, hier wird das Kreuz derartig durchgestrichen, hier sollten wir einen Doppelpunkt setzen.“
Sein engster Mitarbeiter, Kenneth Copeland, sagt: „Der Mensch ist Gott, but spelled with a little g“ – aber mit kleinem g geschrieben.
Es ist unglaublich, was an New-Age-Denken und Dämonenlehren in die Christenheit eingebrochen ist.
Und, liebe Freunde, seid nicht böse, wiederum wollen wir nicht über die Motive richten, aber das war ja der Einladungszettel für so ein Treffen mit einem amerikanischen Evangelisten namens Christa, das erst gestern zu Ende ging: „Jesus live“, und da wird er vorgestellt als die Gelegenheit, Jesus so kennenzulernen, wie er wirklich ist – begeisternd, stark, aufregend, einfach überwältigend.
Wir wollen es nicht richtend sagen, aber es ist zum Weinen, denn ich glaube, vor zwanzig Jahren hätte fast jeder noch erkannt: Das ist nicht der biblische Jesus.
Paulus sagt: „Ich wüsste nichts unter euch außer Christus, den Gekreuzigten.“ Das schreibt er bezeichnenderweise den Korinthern. Er sagt: „Ich kam zu euch mit Furcht und Zittern.“ Paulus rühmt sich seiner Schwachheit. Die falschen Apostel rühmten sich ihrer Vollmacht.
Paulus fragt in 1. Korinther 4,10: „Wir sind Narren um Christi willen, ihr aber seid klug; ihr schwach, ihr aber seid stark; ihr herrlich, wir aber verachtet; wir sind jedermanns Knechte.“
Und er erhält diesen falschen Aposteln, die diesen anderen Jesus haben – das ist die typische Theologie des Triumphs, nicht mehr die Theologie des Kreuzes – entgegen mit einem Satz: „Ich habe auch die Zeichen des Apostels“ (2. Korinther 12,12): „Ihr lieben Korinther, ich habe viel mehr Zeichen und Wunder als diese arglistigen Arbeiter und falschen Apostel, wie ich sie nenne, diese Superapostel, wie sie im Griechischen genannt werden. Nur ich rede nicht darüber, ich war sogar im Paradies, aber ich habe vierzehn Jahre lang darüber geschwiegen.“
Dann belegt er seine Apostelschaft mit der Fülle seiner Leiden (2. Korinther 11). Als Gott den Paulus berief, sagte er dem Ananias: „Ich will dir zeigen, wie viel er um meines Namens willen wird leiden müssen.“ Diese Verse kennt man heute offensichtlich nicht mehr.
Man hat ein Erfolgschristentum: Wenn du richtig glaubst, dann bist du gesund. Worte sind Kraft, der Glaube ist eine Kraft, laut Kenneth Hagin. Wenn du jetzt aussprichst: „Ich bin gesund“, dann wirst du gesund. Wenn du sagst: „Ich könnte krank werden“, dann machst du eine negative Konfession, ein negatives Bekenntnis – dann könntest du krank werden.
Er hat ein Büchlein geschrieben: „Have Faith in Your Faith“ – habe Glauben an deinen Glauben –, also reine Suggestivtechniken.
Das war die Theologie der Freunde Hiobs: Lieber Hiob, du musst gesündigt haben, mit dir muss etwas nicht stimmen. Denn wärst du Gott immer gehorsam gewesen, dann wärst du immer erfolgreich, immer wohlhabend, immer gesund.
Und Gott nennt die Freunde Hiobs schlechte Ratgeber: „Sie haben töricht geredet“, sagt Gott in Hiob 40. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass es Unglück, Versuchung und Leid auch für Menschen gibt, die im Willen Gottes sind.
Und das ist das Evangelium, das Wohlstandsevangelium, zum Teil jedenfalls, unser Tage geworden.
Damit verbunden ist ein Phänomen, das man eigentlich nur am Rande kannte, dann durch Kathryn Kuhlman, die berühmteste Figur der Heilungsbewegung in der charismatischen Strömung der siebziger Jahre: dass sie mit einem geschiedenen Pfingstprediger verharrte – das wusste man nicht, es kam erst durch ihre Biografie ans Licht –, dass sie die Leute ständig deswegen angelogen hat. Das steht auch in ihrer Biografie, die von pfingstlicher Seite herausgegeben wurde. Nachzulesen in dem Buch von Jamie Buckingham, „Kathryn Kuhlman“, im Pfingst-Verlag erschienen.
Das Phänomen, dass Menschen im Geist erschlagen werden, möchte ich hier noch kurz beleuchten, weil das so aktuell geworden ist.
Paulus eröffnet in 1. Korinther 12,1-3 die Diskussion um die Gaben. Damit er nicht meint, dass Korinth eine vorbildliche Gemeinde war, sagt er ihnen in Kapitel 11, Vers 20: „Bei euch hält man nicht das Mahl des Herrn.“ Vers 17: „Ihr kommt nicht zum Guten, sondern zum Schlimmen zusammen.“
Stellt euch vor, ich würde einer Gemeinde hier in Metzingen oder Reutlingen sagen: „Ihr kommt nicht zum Guten, sondern zum Schlimmen zusammen. Bei euch hält man nicht das Mahl des Herrn.“ Das wäre so ziemlich das negativste Urteil. Das war Korinth – lest es nach –, erst könnte er helfen.
Er eröffnet dann in Kapitel 12 die Gabendiskussion und gibt in den ersten drei Versen das Kennzeichen oder zeigt, wie man echte und falsche Gaben unterscheiden kann.
Und jetzt kommt etwas Wichtiges: Er sagt in Vers 2, nachdem er erklärt hat: „Ich will euch nicht in Unkenntnis lassen. Ihr wisst, als ihr Heiden wart, zog es euch unwiderstehlich zu den stummen Götzen; ihr wurdet unwiderstehlich hinweggerissen, wie ihr eben geführt wurdet.“
Im Griechischen steht hier das Wort „apagomai“ in einer anderen Form. „Apago“ heißt wegführen, und im Passiv heißt es wegreißen. Das war ein Kennzeichen der heidnischen Mysterienkulte des Dionysoskultes, bei denen die Menschen zu Boden geworfen wurden, wenn diese Geister kamen.
Paulus sagt in Vers 2: „Ihr wisst doch, als ihr Heiden wart, hat es euch unwiderstehlich hinweggerissen.“ Die Mengeübersetzung sagt wörtlich „hinweggerissen“ – das griechische Wort bedeutet tatsächlich so.
Und er sagt in Kapitel 14, Vers 32: „Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan.“
Schauen wir auf den vielleicht jetzt attraktivsten und ansprechendsten Mann der ganzen Heilungsbewegung, John Wimber. Ich hörte einen Vortrag von ihm auf Kassette, den ich wörtlich mitgetippt habe. Er berichtet, dass da in Yorba Linda, Kalifornien, der Heilige Geist fiel. Er ging auf eine Frau zu, um mit ihr zu beten, hob seine Hand, und sie flog davon: „Bam, against the wall“, sauste gegen die Mauer.
Er bringt das so ansprechend, und er ist ein sehr sympathischer Mann, das Publikum lacht. Dann erzählt er, dass sie mit einer anderen Person beteten, und diese schlug sich dreimal den Kopf: „Bam bam bam“ – am Tisch, am Stuhl, am Boden. „When we were looking for catches“ – dann suchten sie nach Auffängen.
Wer Englisch kann, ich habe davon mindestens eine Kopie, er berichtet auch in seinem Buch „Die dritte Welle des Heiligen Geistes“, dass da der Geist in einer Turnhalle kam. Dann geht er nach Hause, sagt zu seiner Frau Carol, öffnet den Kühlschrank und sagt: „Wenn wir das Wort Gottes genauer nehmen“, und holt ein Glas Milch heraus, wird der Heilige Geist – also das Wort „Heiliger Geist“ – sagen: „Sausen in die Beine weg.“ Das Milchglas fliegt in der Luft herum. Er kann sich gerade noch an der Theke anhalten und lächelt seine Frau an. Auf der Kassette sagt er: „I think we're in for something, Carol Key.“ – Ich denke, es wird jetzt noch einiges auf uns zukommen.
Liebe Freunde, liebe Geschwister, das sind die klassischen Phänomene des Spuks. Das macht nicht der Heilige Geist, dass er uns die Beine wegzieht, wenn wir das Wort „Heiliger Geist“ in den Mund nehmen.
Wir sind hier nicht auf neutraler Ebene, und wir sehen in der Welt einen Dammbruch des Spiritismus.
Darf ich es so deutlich sagen, liebe Freunde: Der Gradmesser der Vollmacht und der Gottesfurcht ist immer auf ethischem Gebiet.
Wenn eine Generation die Furcht Gottes verliert, beginnt sie zu huren. Da können wir von Zeichen und Wundern reden, was wir wollen, der Gradmesser der Vollmacht wird auf ethischem Gebiet erkannt.
Wie sieht es da aus im Westen? Zeigt mir das Pärchen, das noch heute rein zum Traualter kommt. Ich lege für kein Pärchen aus unseren Kirchen und Freikirchen die Hand ins Feuer, dass sie noch rein zum Traualter kommen. Es mag sie geben, aber sie sind langsam im Aussterben, sage ich etwas überspitzt. Man muss sie fast in den Spiritus setzen als lebende Fossile – das ist jetzt etwas karikiert gezeichnet.
Daran erkennen wir den ganzen Dammbruch, das ist der Gradmesser.
John Wimber sagte wiederum auf Kassette, das wurde teilweise im Januar dieses Jahres zitiert: Er sagt, es wird Heilung so selbstverständlich werden, dass sogar kleine Kinder das handhaben werden. Es werden sich in großen Stadien Heilungsevangelisten versammeln, man wird Särge hineinführen, und die Toten werden dann nur so auferstehen.
Dann sagt er: „You see healing evangelists holding up their hands.“ – Du wirst Heilungsevangelisten sehen, die ihre Hände hochheben, und Licht wird aus den Handflächen hervorgehen. Wenn jemand von diesem Licht getroffen wird, wird er sofort geheilt.
Liebe Freunde, das ist Spiritismus.
Wimber hat alle Phänomene eines Geistheilers, und wir haben die Geistheiler in der Welt.
Er sagt wörtlich: „Ich bekomme an bestimmten Stellen meines Körpers Schmerzen, dann weiß ich, welche Krankheit Gott bei den Anwesenden heilt.“ Er bekommt zum Beispiel Kopfschmerzen, dann weiß er, Gott heilt den Kopfschmerz. Er bekommt einen Schmerz im Backenzahn rechts oben – so war es bei der Heilungskonferenz in Frankfurt, nein, nicht Heilungskonferenz in Frankfurt – dann wusste er, Gott heilt seinen Backenzahn.
Mir hat das Doktor Fritz Laubach, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, der dort selber war, erzählt: Liebe Freunde, diese Phänomene kennt die Bibel nicht, aber das sind die klassischen Phänomene der Geistheiler und Spiritisten.
Ich sage das nicht leichtfertig. In Brasilien ist die Speerspitze des Spiritismus. Man schätzt 40 Millionen praktizierende Spiritisten.
Wir haben alle Missionare dort. Es waren ungefähr zwanzig verschiedene Missionare, die Parallelen zwischen der charismatischen Bewegung und dem Spiritismus bestätigt haben.
Ich sage das nicht leichtfertig. Ich wäre dankbar, wenn es nicht zuträfe. Wer freut sich nicht über Weckung? Wir glauben auch, dass Gott in gewissen Orten der Welt noch Großes tut. Wir denken an China.
In der Sowjetunion ist eine Offenheit. Mir sagte Werner Gitter, er war gerade vor vierzehn Tagen in Moskau. Er sagte: „Ich musste meine ganzen vorgefassten Predigten in den Aktenkoffer stecken. Da braucht man nicht so eine lange Rampe bauen wie bei uns, damit man mal mit einem Bibelfest kommen kann. Die Leute wollen nur die Bibel und das Evangelium hören. Ich konnte immer direkt einsteigen, und nach meinem Vortrag an der Uni in Moskau wurde für Fragen eröffnet. Er sagte: ‚Alexander, wirst du es nicht glauben, es wurde keine wissenschaftliche Frage gestellt, es ging nur um Gott und Jesus Christus‘ – so ein Hunger.“
Aber die westliche Welt ist Sodom und Gomorra geworden.
Das biblische Wort für Erweckung lautet: „Das Wort des Herrn breitet sich aus“ oder „das Wort des Herrn nahm überhand“. Was breitet sich heute aus? Videokassetten. Nicht, dass jede Videokassette schlecht ist, aber was sich unsere Jugend heute ansieht, das wüsste man wirklich besser als ich.
Wir versuchen jetzt allmählich zur Landung anzusetzen, also keine Angst, es kann sich nur noch um Stunden handeln.
Man sagt uns: „Ja, das ist nur in Deutschland so, eure Probleme mit der Charismatik, diese deutschen Betonköpfe mit ihrer Berliner Erklärung von 1909, wo erklärt wurde, dass in der Pfingstbewegung ein Geist von unten ist, und anders sei das kein Problem gewesen.“
Torrance wurde von den Pfingstlern vereinnahmt. Torrance war Nachfolger des größten Evangelisten des vorigen Jahrhunderts, Dwight L. Moody. Royben Archer Torrance war dann der Leiter des Moody Bible Institutes und ging 1912 nach Kalifornien.
Er gilt als Johannes der Täufer der Pfingstbewegung auf deutschem Boden. Er sprach 1905 bei der Blankenburger Tagung und hat dort eine Zweistufenlehre vertreten: Bekehrt sein ist eine Sache, geistgetauft sein eine andere.
Dann kam die Pfingstbewegung, und sie haben an die Lehre der Geistestaufe als Zweiterfahrung das Zungenreden angeknüpft. Da bestand große Offenheit.
Es hat die Gemeinschaftsbewegung zertrümmert; 15.000 traten aus. Die Erweckung war vorbei, und es wurde die Berliner Erklärung verfasst: „In der Pfingstbewegung ist ein Geist von unten.“
Torrance’s Bücher wurden von Pfingstverlagen veröffentlicht über das Gebet und den Heiligen Geist. Man hätte also meinen können, Torrance war auch ein Anhänger dieser Strömung.
Wir fanden letztes Jahr ein Traktat von Torrance in der von ihm gegründeten Bibelschule oder Bible Seminary in Los Angeles (Biola, Bible Institute of Los Angeles) mit dem Titel: „Is the present tongue movement of God?“ – „Ist die gegenwärtige Zungenbewegung von Gott?“ Wahrscheinlich 1912 geschrieben.
Es ist das Schärfste, was ich jemals gelesen habe. Im Vergleich dazu ist die Berliner Erklärung ausgesprochen pfingstfreundlich. Von kirchengeschichtlichem Standpunkt hochinteressant.
Wir haben, ich schätze, wie viel, Charlie, hundert Kopien mitgebracht. Sie liegen kostenlos auf – nehmt sie euch mit, es kostet nur einen Griff.
Die gegenwärtige Zungenbewegung ist es nicht.
Aus folgendem Grund: Die gegenwärtige Zungenbewegung erhebt das Zungenreden zum einzigen und entscheidenden Beweis, dass jemand die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen hat.
Zweitens: Ich mache jetzt eine Kurzfassung: Die praktische Auswirkung der Lehre der Zungenbewegung besteht darin, das Zungenreden zur wichtigsten Manifestation der Gegenwart und Kraft des Geistes zu machen.
Drittens: Die Zungenbewegung führt ihre Anhänger dazu, das Zungenreden mehr als jede andere Gabe zu suchen, während uns die Bibel klar lehrt, dass wir eher nach einer anderen Gabe als dieser streben sollten.
Viertens: Die Leiter der Zungenbewegung sind ständig ungehorsam gegenüber der offenbaren Lehre des Wortes Gottes in Bezug auf Zungenreden in öffentlichen Versammlungen.
Das Wort Gottes lehrt klar in 1. Korinther 14, dass Zungenreden eher privat als öffentlich praktiziert werden sollte.
Paulus sagt in 1. Korinther 14,19: „Ich will, dass in der Gemeinde in der öffentlichen Versammlung über fünf Worte mit meinem Verstand geredet wird, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend in Zungen.“
Er sagt dann zwei, aufs meiste drei, und nacheinander. Und wenn kein Ausleger da ist, soll er schweigen.
Es mag sie geben: Zeigt mir eine Pfingst- oder charismatische Gemeinde, die sich an die paulinische Regel hält, wo zwei, maximal drei in Zungen reden – gewöhnlich durcheinander, gewöhnlich alle oder viele.
In diesem Kapitel steht der umstrittene Satz: „Die Frau soll schweigen.“ Frauen werden gewöhnlich im Zungenreden in dieser Strömung geführt.
Dann schreibt er hier, fünfter Punkt: „Die Zungenbewegung ist von schwerwiegender Unordnung und schlimmster Unmoral begleitet.“
Das ist jetzt eine schwerwiegende Aussage. Wir wollen keine einseitige Schuldzuweisung machen, aber wir haben das ebenfalls von Missionaren weltweit bestätigt bekommen.
Es gibt drei Kennzeichen dieser Strömung: Erstens Spaltung, zweitens Unzucht – besonders häufig in diesen Kreisen, weil sie ja gerade auf der Gefühlsebene so angesprochen werden – und drittens oft ein Geist der Unwahrhaftigkeit.
Geistliche Wahrheit, liebe Freunde, geht über den Verstand, nicht über das Gefühl.
Wer Ohren hat, der höre.
Wer meine Worte hört und versteht, ist ein guter Boden. Der Glaube kommt aus der Predigt.
Gott hat nie verheißt, sich mit einem Bild zu verbinden, wohl aber mit seinem Wort.
Sechstens: Mit der Ausbreitung der Zungenbewegung wurde es in zahlreichen Fällen offenbar, dass sie dämonisch war.
Siebtens: Die Zungenbewegung ist in all ihren wesentlichen Kennzeichen nichts Neues.
Und er zeigt hier schon auf die Parallelen zum Spiritismus.
Kirchengeschichtlich hochinteressant. Nehmt euch das mit.
Ich möchte Folgendes noch erwähnen: Wenn man mit Anhängern dieser Strömung zusammenkommt, schlagen sie einen gewöhnlich auf Markus 16 auf, die Zeichen, die Folgen werden denen, die da glauben, folgen.
Man beruft sich auf Johannes mit Apostelgeschichte 2: „Ich will ausgießen meinen Geist in den letzten Tagen.“ War alles Fleisch.
Man schlägt die Apostelgeschichte auf, und da sage ich den Leuten: Ja, Moment, das ist ja der Beginn der Gemeinde. Wir leben nicht am Anfang und versammeln uns auch nicht mehr in der Halle Salomos wie die Urgemeinde.
Wir leben am Ende, und da müssen wir nach allen Denksätzen dort nachlesen, wo die Bibel über das Ende etwas aussagt, also die Abschnitte über die Wiederkunft, und das ist ja nach der Botschaft des Kreuzes die häufigste Botschaft der Bibel.
Liebe Freunde, seid „Berührer Christen“, von denen es heißt, sie nahmen das Wort auf ganz willig und forschten täglich in der Schrift, ob sich so verhielte.
Prüft diese Aussage von mir: Die Worte „Zeichen und Wunder“ stehen in den Parousie-Passagen, das heißt in den Abschnitten über die Wiederkunft Jesu (Matthäus 24, 2. Thessalonicher, Offenbarung) nie positiv, nie neutral, sondern ohne Ausnahme immer in Verbindung mit Verführung.
So dass, wenn ich glaube, dass wir in den letzten Tagen leben, wir auch erwarten müssen, dass am Ende der Tage eine Strömung kommen wird, die Zeichen und Wunder in noch nie dagewesener Weise betonen wird.
Der Jesus sagt in seiner Wiederkunftsrede nicht, dass Gläubige Zeichen und Wunder tun werden oder tun können, sondern: „Wenn es möglich ist, durch Zeichen und Wunder verführt zu werden.“ Sie werden solch große Zeichen und Wunder tun.
Der Herr spricht hier von „megan semaion“ – großen Zeichen –, so dass, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden.
Ich habe hier folgenden Bericht:
In den sechziger Jahren gab es einen Heilungsfeldzug von einem gewissen Dr. Price von der Four Square Gospel, der ebenfalls aus Kalifornien stammt, und da wurden 350 Fälle von Heilungen proklamiert.
Verschiedene Christen taten sich zusammen, um die Wahrheit dieser Behauptung zu überprüfen.
Die Resultate waren: 39 Fälle starben innerhalb von sechs Monaten an der Krankheit, von der sie angeblich geheilt worden waren.
Fünf der Fälle wurden geisteskrank.
Bei unter 301 Fällen stellte sich nach sechs Monaten heraus, dass sie keinen Nutzen empfangen hatten; viele gaben dies unumwunden zu.
Von fünf wurde berichtet, dass sie tatsächlich geheilt wurden, doch litten sie an psychosomatischen Beschwerden, die auf psychiatrische Behandlungen ansprachen.
Dann hat man dort eine Gegenüberstellung gemacht: biblische Wunder versus moderne Wunder.
Biblische Wunder: Immer erfolgreich.
Moderne Wunder: Gewöhnlich nicht erfolgreich.
Keine bekannten Rückfälle bei biblischen Wundern.
Moderne Wunder: Zugegebene Rückfälle.
Vielleicht noch ein Bonus: Lasst mich das einfügen.
Ich habe darüber auch in meinem Büchlein ein eigenes Kapitel gemacht.
Bei diesem Phänomen des „Slain in the Spirit“ – des „im Geist Erschlagenwerdens“ – fallen die Leute nicht immer, aber meistens auf den Rücken.
Es begann mit Kathryn Kuhlman und dann besonders bei Bunke und auch bei Wimber.
Der Mensch in der Gegenwart Gottes fällt, wenn er überhaupt hinfällt, immer aufs Angesicht.
Der Mensch, der aufs Angesicht fällt, bedeckt seine Blöße.
Der Mensch, der auf den Rücken fällt, deckt sie auf.
Deswegen durfte der Altar im Alten Testament nicht auf Stufen errichtet werden, damit, wenn man hinaufsteigt, nicht seine Blöße aufgedeckt wird.
Liebe Freunde, was erleben wir denn in der Welt?
Wir sind nackt in jeder Hinsicht.
Wir haben eine Zwangssexualisierung.
Wir sind nackt in unserem Leib, der Jesus sagt: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt wandelt und man seine Blöße nicht sieht.“
Wir sind nackt in der Seele dank der Gruppendynamik.
Und wir sind nackt in unseren frommen Gemeinden durch diese grauenhaften Rückenstürze.
Das ist Gericht Gottes.
Die Fälle, wo das in der Bibel vorkommt, waren immer Gericht.
Paulus sagt ausdrücklich in 1. Korinther 14,25, dass er auf sein „prosopon“ – im Griechischen „Angesicht“ – fallen würde.
Wenn ihr glaubt, dass es das für Gläubige nicht gibt, lest doch nach Laodizea.
Keine Taufschein-Christen, keine Namenschristen, ein goldener Leuchter in der Hand Jesu.
Und der Herr Jesus sagt dieser Gemeinde, es waren echte Gläubige: „Du sagst: Ich bin reich, ich bin satt und bedarf nichts und weiß nicht, dass du blind, arm, jämmerlich, nackt und elend bist.“
Wenn ihr meint, dass Gläubige über ihren Zustand nicht betrogen sein könnten, lest die Bibel.
Hier ist ein goldener Leuchter in der Hand des Herrn, und über ihren wahren Zustand sind sie restlos betrogen.
Und der Westen, liebe Freunde, ich schließe mich mit ein, ist Laodizea geworden.
Wollen wir uns bitte nichts vormachen.
Heilung war fast immer sofort oder beinahe sogleich zur Zeit der biblischen Wunder.
Gewöhnlich nicht sogleich, oft sehr allmählich.
Auferweckung von Toten zur biblischen Zeit: keine Auferweckungen.
Alle Arten von Krankheiten waren die biblischen Wunder.
Gewöhnlich nur psychosomatische Beschwerden.
Keine beobachtbare Abhängigkeit von psychologischen Techniken.
Auffällige Abhängigkeit von psychologischen Techniken.
Techniken, die die Seele ansprechen, das Gefühl durch eine Überbetonung der Musik, des Auges, gewisse Beleuchtungseffekte.
Die Leute werden wie in einen Trancekessel versetzt.
Jetzt kann man sagen: Ja, Alexander, das ist ja eine schwerwiegende Behauptung.
Ich möchte das zum Schluss noch dokumentieren.
Das war eine Korrespondenz: Ein Heilungsbericht in der Zeitschrift „Charisma“ von einem Mädchen, das angeblich bei Reinhard Bonke geheilt wurde: Claudia Sintz aus Essen – vor Bonke, Claudia Sintz nach Bonke.
Dann hat Pastor Helmut Weidemann von der Freien Evangelischen Gemeinde in Gießen, ein Mann mit begnadeter Verkündigung, der am Sonntagvormittag fast tausend Leute in seiner Gemeinde hat, mit Bonke beziehungsweise mit „Charisma“ und „Christus für alle Nationen“ – dem Missionswerk von Bonke – wegen dieses Heilungswunders korrespondiert.
Es ging lange hin und her, und es dauerte sehr lange, bis er die Anschrift von Claudia Sintz bekam.
Er schrieb hin – keine Antwort.
Er schrieb wieder hin – keine Antwort.
Er schrieb nochmals hin – keine Antwort.
Dann schrieb er „Christus für alle Nationen“ an und fragte: „Was ist da eigentlich los? Ihr habt doch versprochen, ihr werdet medizinisch bezeugte Heilungswunder bringen.“
Dann schreibt der damalige Sekretär von Reinhard Bonke, Rolf Zilwig, zurück, am 8. Dezember 1988: „Die bezeugten Heilungswunder – nein, Heilungen sind Spontanzeugnisse, für die ‚Christus für alle Nationen‘ nicht verantwortlich zeichnet, sondern die betreffenden Personen.“
In Afrika war eine Mitarbeiterin nur zum Zweck beschäftigt, diese Zeugnisse nachzugehen, sie zu prüfen und aufzulisten.
Das war mühsam, und im Nachhinein müssen wir sagen: Die Ergebnisse – Menschen, die dadurch zum Glauben kommen, stehen in keinem Verhältnis zum Aufwand.
Das schreibt der Sekretär von Bonke.
Wer es nicht glaubt, wir haben schwarzen Brief da.
Dann schrieb Helmut Weidemann zurück, am 16. Dezember 1988: „Auf der Feuerkonferenz in Frankfurt war ich selbst und erlebte, wie von Reinhard Bonke nicht wenige deutsche Personen mit großen Halleluja-Rufen als gerade geheilt der Menschenmenge vorgestellt wurden.“
Ich möchte hier noch kurz sagen: Es ist für mich keine Frage, dass Gott heilen kann.
Wir haben nach Jakobus 5 erlebt, bis hin zu Krebs.
Aber das ist eine der Irrlehren der Pfingstbewegung: Heilung ist nicht, wie sie sagen, im Kreuzesopfer eingeschlossen.
Mit Berufung auf Jesaja 53,4 und Matthäus 8 sagt man: Heilung ist im Kreuzesopfer eingeschlossen. Deswegen musst du, wenn du richtig glaubst, gesund sein.
Paulus sagt in Römer 8,23: „Wir warten auf unseres Leibes Erlösung.“ Der Leib ist nicht erlöst.
Deswegen werden du und ich alt und gehen uns die Haare aus – hinderlich wie überall ist hier der eigene Haarausfall.
Und wir müssen auch normalerweise sterben.
Man stirbt gewöhnlich an einer Krankheit.
Wie Dave Hunt sagte: Wenn das stimmte, dann sollte es wenigstens ein solcher Heilungsevangelist durch Glauben in zweitausendjähriger Kirchengeschichte einmal geschafft haben, jahrhundertelang alt zu werden.
Nein, auch die Gläubigen wären gewöhnlich nicht viel älter als die Ungläubigen.
Man stirbt gewöhnlich an seiner Krankheit.
Damit will ich nicht falsch verstanden werden.
Aber in Ihrer Zeitschrift ist trotz ihres Versprechens nicht einmal ein einziger von Ärzten attestierter Heilungsbericht einer Person aus der Bundesrepublik Deutschland erschienen.
Wie soll man das noch mit dem Wahrheitsgebot vereinbaren können?
In Ihrem Brief schreiben Sie, dass das wohl ein Hinweis darauf sei, dass Golgatha wichtiger als die Heilung sei.
Das glaube ich allemal.
Aber warum spricht Reinhard Bonke mehr von Zeichen und Wundern als von Golgatha?
Ähnlich verhält es sich mit dieser Einladung zu „Erfahrungen mit der Kraft Gottes“: „Zauberer Simon, gib mir auch die Kraft, die Macht, dass, wenn ich jemandem die Hände auflege, derselbe den Heiligen Geist empfängt.“
Dahinter stand Zauberei.
Aber in Ihrer Zeitschrift, in Ihrem Brief schreiben Sie, dass das wohl ein Hinweis sei, dass Golgatha wichtiger als Heilung sei.
Das glaube ich allemal.
Aber warum spricht Reinhard Bonke mehr von Zeichen und Wundern als von Golgatha?
Vier Videokassetten habe ich von ihrem Missionswerk, aber auf allen nimmt die Heilung und der damit verbundene Rummel – es tut mir wirklich in der Seele weh, dass man das nicht anders bezeichnen kann – mindestens neunzig Prozent des Inhalts ein.
Will man die angeblichen Wunder nachprüfen, dann ist plötzlich ihr Auftrag die Verkündigung, obwohl sie in ihrer Werbung zu den Veranstaltungen ständig von Evangelisation mit Zeichen und Wundern sprechen.
Was für eine Verdrehung biblischer Prioritäten, verbunden mit Heilungsberichten, die meist keine sind.
Ich glaube wirklich an die Macht und Kraft Gottes, auch hinsichtlich körperlicher Heilungen, aber so geht es nicht.
Abschließende Gedanken und Zeugnis
Ich schließe mit folgenden Worten, liebe Freunde: Der Missionar Ralf Schallis, Autor dieses Buches „Kurswechsel – Das Leben beginnt“, hat immer wieder Zeugnisse gehört, wie Menschen berichten, dass durch dieses Buch ihre Nachfolge und ihr Gebetsleben verändert wurden. Er war ein Mann, aus dessen Leib Ströme lebendigen Wassers flossen.
Er sagte: „Ich habe mir das Leben der Diener angeschaut, die eine Segensspur hinterlassen haben. So unterschiedlich sie auch waren, sie haben einmal im Jahr die Bibel gelesen.“ Ich werde nicht vergessen, wie mir Ralf Schallis sagte: „Ich bin vierzig Jahre lang Christ, ich habe die Bibel vierzig Mal gelesen.“
Der Mann schrieb mir in einem privaten Brief: „Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass die charismatische Bewegung das Gericht Gottes über die Gemeinden ist. Und das Gericht Gottes beginnt ja gewöhnlich am Hause Gottes, laut 1. Petrus 4,17. Es ist Zeit, dass das Gericht am Hause Gottes anfängt.“
Das ist eine schwerwiegende Aussage. Denn ich glaube, dass die Diagnose, die in diesen Strömungen von uns gestellt wird, oft genug zutrifft. Denn, liebe Freunde, wenn jemand zu uns kommt – und ich rede jetzt nur von mir und unseren Kreisen, die natürlich immer Ausnahmen haben – und sagt: „Euch fehlt Vollmacht, euch fehlt Kraft, bei euch ist doch nicht das Leben der Urgemeinde.“ Ja, wer kann dann sagen, bei mir ist alles in Ordnung? Vielleicht dieser Mann Ralf Schallis, obwohl er es sicherlich auch nicht gesagt hätte.
Dann sehnt man sich nach mehr, und dann wird uns diese Schnellmethode angeboten. Ja, es ist ja ganz klar, warum euch Vollmacht fehlt, euch fehlen diese besonderen Kräfte. Ihr müsst Zungen reden, ihr müsst die Geistestaufe haben. Und ich weiß ja, wie es mir selber ging.
Dann kommen diese Schnellmethoden, man wird im Geist erschlagen, und dann ist man angeblich voll Geist. Und dann sage ich diesen Leuten: Ich habe nur eine Schnellmethode in der Bibel. Ich lese nur einmal in der Bibel, dass der Vater läuft, dass der Schöpfer seinem Geschöpf in Riesenschritten entgegeneilt, dass uns also die Gegenwart, der Segen, die Kraft Gottes in Windeseile zuteilwerden. Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn.
Ich werde nicht vergessen, wie Wilhelm Busch fragte: Wem läuft der Vater entgegen? Den Großen dieser Welt, den Heiligen, den Frommen, den Kirchenchristen oder, aktualisiert für unsere Thematik, den Leuten, die mehr Charismen oder Erfahrungen oder Geistestaufe machen wollen? So sehr wir Erfahrungen natürlich mit Gott machen, aber es darf nie die Basis sein. Die Basis ist das Wort.
Nein, dem Sünder, der um Gnade fleht: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.“ Das ist der Weg zu mehr Vollmacht. Und alle Erweckungen haben damit begonnen, dass die Gläubigen Buße getan haben.
In den Sendschreiben haben wir sehr beklagenswerte Zustände. Von diesen sieben Gemeinden im Buch der Offenbarung (Offenbarung 2 und 3) werden ja außer zwei alle getadelt. Keiner Gemeinde sagt Jesus: „Du brauchst die Geistestaufe.“ Keiner Gemeinde sagt Jesus: „Du brauchst Charismen.“ Achtmal sagt er: „Tue Buße.“ Gott erneuert immer über das Kreuz, nicht über Charismen. Diese sind nicht als Wachstumsvitamine für fleischliche oder junge Christen gedacht, sondern als Werkzeuge in der Hand reifer Christen.
Damit ist mein Vortrag am Ende. Ich darf jetzt noch eine Bitte aussprechen. Zunächst herzlichen Dank für Ihr geduldiges Zuhören. Haben wir noch zehn oder fünfzehn Minuten?
Es sitzt unter uns jemand, Charlie. Bist du so lieb und kommst nach vorne? Er war elf Jahre in der Pfingstbewegung, in der Volksmission. Ich habe ihn gebeten, abschließend, hoffentlich nicht länger als 15 Minuten, aus seinen eigenen Erfahrungen zu erzählen. Vielen Dank!
Mein Name ist Karl Hermann Kaufmann, ich komme aus Taifingen, aus Albstadt, und es ist sicher kein Zufall, dass ich heute hier bin. Unter anderem hat Alexander eine große Rolle in meinem Leben gespielt.
Ich möchte Ihnen nur kurz erzählen, wie mein Weg in die Pfingst- und charismatische Bewegung ging und vor allem, wie ich wieder herauskam.
Ich habe mich 1974 durch die Gnade des Herrn bei Jugend für Christus bekehrt. Ich war genau wie Sie oder der Großteil von Ihnen ein CVJler. Wir waren geprägt von den Büchern von Pastor Wilhelm Busch und standen einer altpietistischen Strömung nahe.
Ich war anfangs ein junger Mann aus einem normal behüteten Haus, und es geschah, dass hier eine Erweckung in Taifingen war, bei der plötzlich circa dreißig bis vierzig junge Leute zum Glauben kamen. Es war kein Verstandesglaube, sondern es wurden klare Wiedergeburten erlebt, es gab Vergebung der Sünden, und plötzlich hatte der CVJM eine große Gruppe von wiedergeborenen Leuten.
Hier war aber ein Problem: Die Spitze des CVJM, die zweite Generation der altpietistischen Strömung, war meist nicht bekehrt. Das führte zur Kollision zwischen uns jungen Gläubigen und dieser führenden Generation des CVJM.
Bei allen Fehlern geschah dann doch etwas Erschütterndes: Wir merkten, dass kein geistliches, echtes Leben da war, und dann begann unsere Suche. Junge Gläubige, vollkommen von der biblischen Lehre unbelehrt, mit Illusionen.
Dann kam die Volksmission, eine gemäßigte Pfingstgemeinde, die plötzlich alles hatte, was wir glaubten zu benötigen: Geistestaufe, Zungenreden, Weissagen. Vor allem faszinierend waren ihre Gottesdienste, die so herzlich waren. Wenn ein Gläubiger den Bruder oder die Schwester traf, wurde der Ruf angestimmt „Preist den Herrn“, es wurde sich umarmt. Für uns trockene Schwaben aus dem Zepfardemos und Pietismus war das etwas Faszinierendes.
Dann die Versammlung: das erste Mal Zungenreden, und dann stand jemand auf und sagte: „So spricht der Herr“ in der Ich-Form. In dieser Versammlung gab es Kraftwirkungen, Krankenheilungen, sogar von Krebs wurde berichtet.
Wir waren nach kurzer Zeit überzeugt: Hier ist die wahre Urgemeinde, hier ist das wahre biblische Evangelium. CVJM, Pietismus und das alles könnt ihr vergessen, das ist nur eine Vorstufe. Hier ist das wahre Leben.
Es ging kurze Zeit, und wir waren in der Pfingstbewegung.
Ich kämpfte dann mit meiner Frau zusammen. Wir waren jung verheiratet, circa ein Jahr, und kämpften um die Taufe im Heiligen Geist. Uns wurde erklärt, die Geistestaufe sei eine zweite Erfahrung. In dem Moment, wenn du als Gläubiger dich dem Herrn Jesus öffnest und um die Taufe im Heiligen Geist bittest, dann passiert es: An deiner Stirn oder an deinem Scheitel beginnt eine Kraft zu wirken, die deinen ganzen Körper durchströmt bis zu den Fußsohlen. Und in dem Moment, wenn der Herr dich so mit seiner Kraft erfüllt, brichst du in Zungenrede aus. Du redest in Zungen, das ist das Zeichen. Ab diesem Zeitpunkt hast du Sieg.
Ich hatte keinen größeren Wunsch in meinem Herzen als Sieg. Ich merkte ein Jahr nach der Bekehrung, dass der Sieg nicht da war. Dann lag ich auf den Stühlen in der Versammlung und schrie zu Gott: „Taufe mich mit deinem Geist!“
Dann geschah es 1977. Ich erhielt in einer Pfingstversammlung, in der sehr viel Sünde aufgedeckt wurde – man kann geteilter Meinung sein, ob es biblisch ist, in einer öffentlichen Versammlung Sünden aufzudecken. Ich bin überzeugt, dass es nicht der Fall ist –, dass ich plötzlich in Zungen zu reden begann, sogar noch vor der Handauflegung. Meine Frau neben mir redete plötzlich auch in Zungen, und wir hatten plötzlich diese Gebetssprache.
Die Brüder kamen, hörten zu und sagten: „Ja, das ist Zungenrede, ihr seid jetzt geistgetauft, jetzt seid ihr vollgültig, jetzt seid ihr mit dem Geist erfüllt.“
Nur das Problem war: Bei mir äußerte sich dies nicht. Ich hatte keinen Sieg trotz der Zungenrede. Ich war ein Wrack, psychisch in dieser ganzen Zeit, ich hatte Probleme, war ein Dauersünder trotz Zungenrede.
Dann ging es weiter. Ich strebte weiter nach den Gaben, wurde immer verzweifelter, und dann kam mir der Herr zu Hilfe mit einem sehr einfachen Mittel: Ich hatte plötzlich innerlich ganz klar den Drang, die Bibel zu studieren.
Ich habe die Bibel gefressen, anders kann man es nicht nennen. Ich habe teilweise dreißig Kapitel am Tag gelesen, ich habe Bibel studiert Tag und Nacht, in der Hoffnung, hier endlich den Sieg zu finden.
Trotz Geistestaufe hatte ich ihn nicht.
Ich erwischte mich einmal, wie ich auf der Straße lief und in Zungen sang. Dann merkte ich plötzlich, dass dieses Singen in Zungen nach der Melodie eines Schlagers war. Ich lief dann in die Seelsorge, und die Brüder sagten: „Weißt du, alle alten Erweckungslieder sind so etwas Ähnliches wie Schlager gewesen.“ Da war ich wieder beruhigt.
Ich machte erschütternde Erlebnisse, geriet in die charismatische Bewegung hinein, zu den Geschäftsleuten des vollen Evangeliums. Es gab zu meiner Zeit fünf Chapter in Deutschland, zwischenzeitlich müssten es fünfzig oder hundert sein – eine riesige Bewegung.
Ich kam mit extremen amerikanischen Charismatikern in Kontakt. Ich war bei Dr. Yonggi Cho, bei Mitarbeitern von Catherine Kuhlmann, bei Russell Bixler, bei Bondke, bei diesen großen Predigern. Aber innerlich war ich ein Mensch, der leer war.
Dann geschah etwas Faszinierendes: Gott führte mir eine Kassette in die Hände, und auf dieser Kassette redete ein Mann. Dieser Mann bezeugte, dass er, egal ob er beim Abendmahl ist oder ob er in einem Schwimmbad ist, gleich in Christus sein kann (Johannes 15).
Ich sprang auf vom Sessel und rief: „Das geht nicht!“
Ab diesem Zeitpunkt begann ich, in der Bibel zu studieren, was die Bibel über den Ausdruck „in Christus bleiben“ sagt, was Johannes 15 meint.
Parallel dazu entstand ein Hauskreis in unserer Gemeinde. Ich war damals in der Wortverkündigung tätig, zwischenzeitlich Ältester dieser Pfingstgemeinde. Ich hielt Bibelstunden, sprach in Zungen, habe selbst geweissagt („So spricht der Herr“ in der Ich-Form), hatte in bescheidener Art so etwas Ähnliches wie Heilung.
Ich hatte also alles, was ein Pfingstler brauchte, war aber innerlich ein leerer, zerrütteter Mensch.
Als ich das erkannte, begann ich, die Bibel zu studieren, Tag und Nacht, und trug diese Lehre in den Hauskreis hinein.
Ich stieß auf Bibelstellen wie Epheser 1,3: „Wir sind gesegnet mit jedem geistlichen Segen in Christus.“ Ich sagte mir: Wenn du mit jedem geistlichen Segen gesegnet bist in Christus, warum brauchst du eine Geistestaufe, einen zweiten Segen?
Kolosser 2,9-10: „In ihm, in Jesus, wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid zur Fülle gebracht in ihm.“
Ich wurde immer skeptischer. Ich hatte plötzlich die Erkenntnis von der Schrift her, dass ich in Christus alles besaß, und entfernte mich immer mehr von der Pfingstbewegung. Trotzdem war ich Ältester, war in der Pfingstbewegung als Ausleger, hielt Bibelstunden, war Ältester der Gesamtvolksmission in Stuttgart.
Ich hatte mich von den Extremen der charismatischen Bewegung aufgrund der Bibel abgekehrt, war aber trotzdem Pfingstler.
In dieser Phase sagte zu mir ein Ältester einer befreundeten Gemeinde, die sich von der Pfingstbewegung abgekehrt hatte: „Komm nach Waldmünzingen zu uns. Zu uns kommt Alexander Seibl, er ist Pfingstgegner, du bist ein gemäßigter Pfingstler, wir wissen das, bei dir sind keine Entgleisungen, du bist normal. Komm zu uns, wir möchten sehen, wie ihr euch duelliert.“
Das war so der Wunsch von Sepp, der das Ganze sehen wollte. Ich hatte keine Lust, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen. Ich betete und sagte: „Herr Jesus, wenn es wirklich dein Wille ist, dann gehe ich folgendermaßen vor: Ich übersehe die Einladung, ich werde sie einfach überhören, ich gehe da nicht hin. Dann soll mir der Leiter dieses Kreises noch einmal ganz separat anrufen und mich ausdrücklich einladen.“
Kurz darauf, am nächsten Tag, war es so weit. Ich kam dann nach Waldmünzingen. Das war für mich das Zeichen vom Herrn: Du musst gehen. Ich war ja gewöhnt, als Pfingstler nach Zeichen zu leben, heute lebe ich nach dem Wort, aber damals hat es funktioniert.
In Waldmünzingen traf ich dann auf Alexander. Wir duellierten uns, in Anführungszeichen, bis in die Nacht hinein. Ich hatte ein ganz seltsames Erlebnis: Ich merkte während des Gesprächs plötzlich, der Mann ist ehrlich. Und ich merkte, ich kannte mein Herz, ich bin genauso ehrlich.
Dann wurde es langsam in meinem Kopf klar: Einer von uns beiden ist verführt – er oder ich.
Als er dann ging, ich bekomme das Zitat nicht mehr ganz richtig zusammen, aber es war in der Richtung, dass er sagte: „Den lasst mal ruhig laufen, irgendwann kommt er zu uns, denn er glaubt dem Wort.“
Genau das war es: Das Wort Gottes war mein Ein und Alles.
Nur ein Beispiel dazu: Ich hatte die Gabe der Weissagung. Aber wenn ich weissagte „So spricht der Herr“, dann hatte ich wenig Interesse am Wort Gottes. Aber ich liebte das Wort Gottes.
Dann begann ich noch heftiger, die Bibel zu studieren. Dann geschah etwas Erschütterndes: Die Gabe der Weissagung hörte in dem Maße auf, wie ich mich der Bibel zuwandte.
Dann kam es zu fürchterlichen Kämpfen. Ich schrie Tag und Nacht zu Gott und sagte: „Herr Jesus, entweder ist er verführt oder ich. Ich bete einen Liedvers: ‚Fragst du, was Wahrheit ist, weil du im Zweifel bist, so bitte den um Klarheit, der selbst die Wahrheit ist.‘“
So schrie ich Tag und Nacht zu Gott und bat um Klarheit.
Dann geschah kein Wunder, keine Erleuchtung, sondern etwas ganz Einfaches: Mitten im Bibelstudium erkannte ich plötzlich – heute nenne ich es Heilsgeschichte, Zusammenhänge der Bibel.
Ich erkannte zum Beispiel, was Alexander ausgeführt hat, dass jeder Gläubige geistgetauft ist.
Ich erkannte an den Zeichen, dass es drei zentrale Stellen über Zeichen gibt: Einen Missionsbefehl an Israel – wenn du Israel missionierst (Matthäus 10,5), dann tue es mit Zeichen. Einen Missionsbefehl an die Heiden – wir sind Heiden –, da steht drin: „Missioniert sie, tauft sie, lehrt sie.“ Kein Wort von Zeichen.
Dann studierte ich die Zeichen. Ich sah, dass die Zeichen zur Epoche der Apostel gehörten. Hebräer 2,3-4 sagt, sie haben aufgehört.
Ich sah dann, dass dieselben Zeichen nur noch als Verführung auftauchen.
Also begann ich, mich innerlich gegen diese Bewegung zu stellen.
Ich betete in der Versammlung: „Wer hat die große Prophetin? Wenn diese Geistesgaben von dir sind, Herr Jesus, dann lass sie geschehen. Sind sie aber nicht von dir, dann bitte ich dich, verhindere, dass diese Geistesgaben geschehen.“
Von der Stunde an war keine Weissagung mehr in der Ortsversammlung der Volksmission.
Dann war ich an einem Sonntag krank und lag im Bett. Meine Frau oder ich ging nicht in die Versammlung, ich weiß es nicht mehr genau, krank oder ich wollte nicht, ist egal.
Auf jeden Fall war ich nicht in der Versammlung, und an diesem Morgen kam eine Weissagung.
Ich war dann am Sonntag darauf wieder dort, es kam keine Weissagung mehr.
Ich wurde immer klarer: Du bist verführt.
Ich studierte die Bibel, es ging kurze Zeit, und ich sah die ganze Palette vor mir. Ich konnte fast jede pfingstliche Lehre im Laufe der Zeit als Verführung an mir selbst erkennen.
Im tiefsten Grunde hat mich dann das Wort Gottes überzeugt, dass ich einer absoluten Verführung anheimgefallen bin.
Die fürchterlichen Kämpfe mit meinen persönlichen Freunden und geistigen Vätern sitzen heute noch in der Pfingstbewegung bis zum Hals, teilweise in schwärmerisch extremen Richtungen wie Altensteig.
Trotzdem wurden wir regelrecht herauskatapultiert.
Wir waren nach kurzer Zeit keine Pfingstler mehr, und es entstand bei uns in Taifingen eine kleine freie Brüderversammlung.
Im Nachhinein kann ich nur als persönliches Zeugnis bezeugen: Ich bin tief überzeugt von der Lehre der Bibel.
Für mich war das Wort Gottes der entscheidende Faktor, der mich letztendlich überzeugt hat, dass wir es hier mit einer absoluten Verführung zu tun haben.
Ich stellte vier Dinge fest: Die Pfingstbewegung und auch die charismatische Bewegung vertauschen genau vier Dinge. Sie verwechseln Israel mit der Gemeinde und die Endzeit mit der Apostelzeit.
Diese vier Dinge werden vertauscht, und daraus kommt die ganze Lehre.
Unterscheiden wir das Wort Gottes exakt, bleibt nichts mehr übrig.
Ich habe mit einem der extremsten Pfingstprediger gesprochen, einem Branham-Schüler. Er wusste nichts mehr zu sagen zu dem, was die Bibel hier so klar lehrt.
Als persönliches Zeugnis: Ich bin jetzt fast sechs Jahre weg aus der Pfingstbewegung, nein, also über fünf auf jeden Fall.
Von der Kraft her lernte ich dann hinterher die wahre Kraft des Evangeliums kennen, nämlich das vollkommene Opfer am Kreuz von Golgatha, dass ich mit Christus gekreuzigt bin und dass ich mit einfachen Glaubensakten, indem ich in der Buße und in der richtigen Haltung im Aufblick zum auferstandenen Jesus Christus meine Nachfolge gehe, dass dann der Heilige Geist sein Werk in meinem Herzen tut und dass sich dann der Sieg einstellt, den ich vorher nicht hatte.
Trotz aller Kämpfe kann ich nur eines bezeugen: Elf Jahre Pfingstbewegung, jetzt fünf Jahre weg von der Pfingstbewegung. Ich möchte keinen Tag zurückgehen und bin dem Herrn Jesus sehr dankbar, dass er mich hier herausgeführt hat.
Ich kann nur sagen: Die Bibel verwirft diese Dinge absolut, und es lohnt sich wirklich, das Wort Gottes zu befragen, was Wahrheit ist.