Der geistliche Kampf in der Gemeinde
Um welchen Kampf geht es jetzt? Warum wird gestritten? Wenn wir das Wort „Kampf“ hören, sind wir alle schon abgestoßen. Man kann ja die Bilder im Fernsehen kaum noch ansehen. Und wir sind doch alle so friedfertig, sei es in Bosnien oder in Somalia.
In der Bibel wird immer wieder gesagt, dass man in Glaubensdingen kämpfen muss. Aber gegen wen kämpfen wir jetzt eigentlich? Damit wir das richtig verstehen: Wir kämpfen niemals gegen Menschen.
Ich habe auch liebe Briefe bekommen, in denen Leute mir geschrieben haben, wann die Ludwig-Hofacker-Vereinigung endlich aufhört, der armen Frau Jutta Voss so Böses zu tun. Darauf habe ich immer gesagt: „Beschäftigt euch doch gar nicht mit der armen Frau Jutta Voss. Ich kenne sie gut. Sie ist eine arme Seele, aber eine verführte Seele.“
Wenn jemand eine so schreckliche Verdrehung des Evangeliums verbreitet und so scheußliche Lästerworte ausspricht, dann möchte ich vor allem für diesen Menschen beten. Man muss auch immer wieder betonen, dass nicht der Eindruck entstehen soll, wir würden Menschen angreifen. Es ist ein Gebetskampf – ein Gebetskampf gegen die dunklen Verführungsgeister.
Mir tun auch heute in unserer Zeit junge Menschen leid. Es sind doch vor allem die jungen Leute, die in eine Welt geraten, in der es nur noch radikale Gewalt gibt. Das sind verführte junge Menschen. Christen sollen nicht gleichgültig bleiben, sondern ein Herz haben und beten, dass Gott sich in unserer Zeit erbarmt.
Vor ein paar Tagen habe ich meinen Schwiegersohn zu einem Krankenbesuch im Diakonissenkrankenhaus mitgenommen. Dabei habe ich ihm gesagt: „Komm, ich zeige dir noch einmal die schönen Gräber auf dem Hoppenlauffriedhof, die von Gustav Schwab, vom Hauf und anderen.“
Doch ich war schockiert, wie dort unten Drogen verkauft werden – ganz ungeniert, mit Geldbeuteln in der Hand. Dort sitzen sie auf den Bänken des Hoppenlauffriedhofs. Da habe ich gedacht: Was ist das heute für eine Welt für unsere Jugend?
Ein junger Mann kam mit seinem Auto vorbei. Ich wäre am liebsten zu ihm gegangen und hätte gefragt: „Kann man Ihnen nicht helfen? Können wir Ihnen nicht beistehen? In welche Abhängigkeiten rennen Sie da hinein?“
Das ist eine Welt, in der wir Christen doch nur noch im Herzen für die Liebe zu dieser Welt brennen wollen. Wir wollen niemanden verdammen oder verurteilen. Wir sehen doch, wie Menschen in unserer Welt nicht mehr fähig sind, ihr Leben zu begreifen.
Der Kampf um das Evangelium in der Gemeinde
Und jetzt geht es um einen Kampf um eine Gemeinde. Und was für ein Kampf tobt da? Er tobt um falsche Einflüsse in der Gemeinde Gottes.
Gibt es das wirklich? Viele sagen: Ja, in der Kirche ist alles in Ordnung. Das ist nicht nur dumm, sondern auch leichtfertig. Von Anfang an war es der Trick des Teufels, die Gemeinde Jesu zu vernichten, um den Weg zum Heil zu verdunkeln – und zwar schon in der Urchristengemeinde.
Sie wissen ja, es gibt keinen neutestamentlichen Brief, der nicht im Kampf mit der Irrlehre geschrieben wurde. Man könnte sagen, das ist ja alles kompliziert. Das ist es überhaupt nicht. Wenn man beim apostolischen Fundament bleibt, ist es überhaupt nicht schwierig. Selbst Kinder können sich dann sicher sein: Es ist ein Kampf der Toten, ein schwerer Kampf.
Wie heftig dieser Kampf tobt, zeigt sich darin, dass Paulus im Galaterbrief zu so harten Worten greifen musste. Er sagte: „Wer hat euch verführt? Wer hat euch bezaubert?“ Und selbst wenn ein Engel vom Himmel käme, dürfe nichts am Fundament des Evangeliums verändert werden.
Entschuldigung, sehen Sie, jetzt wird es richtig am Fundament des Evangeliums. Am Sonntag habe ich schon gesagt: Mit der Faust auf den Tisch zu schlagen, das will ich so gern. Am Fundament des Evangeliums darf sich nichts verändern. Was ist das Fundament? Christus, der am Kreuz für meine Sünde gestorben ist. Ich, ein verlorener Mensch, werde durch seine Gnade gerettet – das ist das Fundament.
In der Bibelstunde darf ich auch ein paar aktuelle Bezüge nennen. Man wird richtig schwermütig, wenn man die Kirchentagsberichte anschaut. Ich möchte manches noch zugutehalten, vielleicht wird im Fernsehen auch viel verzerrt. Aber wenn überhaupt nichts mehr vom Evangelium rüberkommt, gar nichts mehr, dann heißt es nur noch: „Nehmt einander an.“ Ja, wie denn? „Wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob“ – das ist doch eine Verheißung.
Vom Evangelium hört man nichts mehr, nur noch das, was man an jeder Kneipe auch hören kann. Mit all den verzweifelten Gruppen um Homosexualität, politischen Verführungen und vielem mehr – und mittendrin Ratlosigkeit. Wenn man die Mitte herausnimmt, das Evangelium von Jesus, der für Sünder stirbt, dann muss der Lama der Hauptgast werden, denn der sagt: „Alle Menschen sind gut.“ Das ist doch prima, endlich!
Ich habe Ihnen ja schon am Sonntag gesagt, dass das Evangelium von der Sündenvergebung nicht mehr attraktiv ist. Solche Sätze will ich im Gottesdienst nicht sagen. Ich sage sie in der Bibelstunde, weil wir darunter stehen und an dieser ganzen Not mitleiden – weil sie uns mitbedrückt.
In diesem Kampf hat es überhaupt keinen Wert, wenn wir fleischlich kämpfen. Es geht nicht um die Frage, wer lacht, sondern es ist ein geistlicher Kampf. Wir müssen beten und sagen: Herr, nimm doch diese Blindheit weg. Gib deinem Evangelium wieder offene Türen in deiner Gemeinde.
Zieh deine Hand nicht ab. Lass dein Licht nicht bei uns erlöschen.
Paulus’ Einsatz für die Gemeinde
Paulus führte einen Kampf um die Gemeinde in Laodizea. Auch um die Gemeinde von Kolossä hat er gekämpft. Besonders in Laodizea war das wichtig, weil er den Brief auch den Gemeinden dort mitlesen lassen wollte. Er betonte, wie wichtig es ist, in der richtigen Spur zu bleiben und fest auf dem Fundament des Evangeliums zu stehen.
Wenn der Teufel verführt und die Augen blendet, kann man nichts mehr verstehen. Dann ist alles verloren. Was war geschehen? Es geht hier nicht so sehr darum, die damaligen Umstände im Detail zu erklären – das langweilt oft. Ich könnte es erläutern: Damals gab es eine Form der Anthroposophie, die diese Gemeinden verzaubert hatte. Doch ich kann sagen, dass es zu allen Zeiten die Not der christlichen Gemeinden war, dass sie in kurzer Zeit aus dem Evangelium einen Religionskult machten.
Was meine ich mit Religionskult? Es ist ein Weg, auf dem der Mensch sich langsam zu Gott hocharbeitet. Er wird ein bisschen besser und ein bisschen frömmer. Wenn er noch mehr tut, noch mehr Wallfahrten macht, die Gebote hält, Verordnungen befolgt und noch Schulungen besucht, dann glaubt er, näher bei Gott zu sein. Doch es wird nicht mehr so verkündet, wie Jesus es getan hat.
Jesus sagte: „Heute ist diesem Hause Heil widerfahren.“ Menschen, die zu Christus kommen, sind eine neue Schöpfung. Wer Christus hat, hat das Leben. Wer Jesus ergreift, erhält das Leben. Es geht nicht um all die anderen Fragen, sondern nur um diese Mitte.
Das ist immer wieder das Befreiende. Es gab immer wieder Erneuerungen und Reformen, wenn das Evangelium in der Kirche durchbrach – sei es bei den Waldensern, den Hugenotten, in der Reformation, bei Johannes Hus in Prag, bei Wycliffe in England oder im Pietismus. Auch in Erweckungsbewegungen oder bei Charles Haddon Spurgeon war das so. Immer wieder stand das Evangelium im Mittelpunkt.
Da sind Menschen aufgestanden, und es kam Leben in die Kirche. Es geht nicht um Kirchenmitgliedschaft, Ordnungen oder Frömmigkeitsstile. Es geht darum, ob ich Christus heute ergreife und ob Christus in meinem Leben Wohnung nimmt. Darum geht es.
Deshalb wollen wir uns nicht in Streitigkeiten verlieren, besonders nicht in leeren Streitigkeiten. Das ist meine große Sorge: dass man denkt, man sei besser als andere. Wir sind die verlorenen Menschen, aber wir haben erkannt, dass Christus das Heil ist – sonst nichts. Und das wollen wir verkünden.
Christus als Zentrum der Gemeinde
Und deshalb sagt er hier, dass es ihm so wichtig ist, wie in Vers 2 beschrieben. Es geht darum, warum die Herzen gemeint sind. Mit Herzen meinen wir nicht nur die Gefühle, sondern immer die ganze Person – den Willen und das Innerste. Wenn von Herzen etwas kommt, ist es das Innerste der Person. Zum Beispiel heißt es: Christus wohne in euren Herzen, oder: Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, gib mir einen neuen gewissen Geist. Auch wird gesagt, dass der Friede Gottes in unseren Herzen regieren soll.
Das ist das Innerste in uns. Und diese Herzen müssen in einer Gemeinde zusammengehören – nicht auf der Gefühlsebene, sondern auf der Ebene des inneren Wissens. Wir sind eins, zusammengefügt in der Liebe, um das Geheimnis Gottes zu erkennen. Das Geheimnis Gottes heißt Christus: Jesus ist für mich gestorben, mein Heiland. Wer an ihn glaubt, ist gerettet – mehr ist nicht nötig.
Das Geheimnis Gottes, das Mysterium, war wahrscheinlich damals ein vielbesprochenes Thema. Die Menschen redeten viel von Mysterien. In der damaligen Zeit des Altertums gab es sogar einen regelrechten Mysterien-Fimmel. Man führte ganze religiöse Zeremonien durch: Legte sich in Gräber, ließ Ochsen schlachten, ließ warmes Blut über sich laufen und hoffte, dadurch übersinnliche Erfahrungen zu machen.
Der Apostel Paulus sagt jedoch, dass das einzige Mysterium, das er kennt, darin besteht, dass Gott uns in Christus zugeneigt ist. Gott offenbart sich dort, wo er seinen Sohn sterben lässt – in unserer Welt.
Am Sonntag haben wir noch einmal anhand der Geschichte von Josef versucht zu verdeutlichen, wie Josef an seine Brüder Gericht und Gnade verkündet. Das ist eine Offenbarung Jesu: Wie Gott richtet und heilt, straft und vergibt. Dieses Geheimnis ist in Jesus offenbar – da ist Gott gegenwärtig.
Man kann über Gott reden, wie man will, aber in Jesus habt ihr ihn. Er ist nahe, und wo Menschen den Namen Jesu anrufen, wie es das Kennzeichen der ersten Christen war, da ist er gegenwärtig.
In einer Gemeinde ist das ein Zusammenkommen, bei dem alle anderen Fragen unwichtig werden. Ich freue mich immer wieder, wenn das auch etwa in der Allianz so erlebt wird: Man fragt nicht, aus welcher Tradition jemand kommt oder nach seinen politischen Ansichten. Viele Dinge interessieren uns nicht. Uns interessiert, dass wir uns stärken in der Liebe zu Jesus, in der Nachfolge Jesu und in der Treue zu seinem Wort.
Das ist das, was Gemeinde ausmacht. Wenn wir so zusammenstehen, hat falsche Lehre keinen Raum mehr bei uns – dann ist sie weg. Christus soll nun auch in unserem Leben Gestalt gewinnen. Das heißt, er soll immer mehr unser Denken und Tun beherrschen.
Paulus kann dann auch ganz konkret sagen, was das bedeutet. Er spricht zum Beispiel Eltern an, die ihre Kinder erziehen, Ehemänner und Ehefrauen, oder Sklaven, die einen schwierigen, wunderlichen Chef haben. Doch das Wichtigste ist, dass Christus in unserem Leben wohnt. Und wo das der Fall ist, dass Menschen ihn aufnehmen, das ist das Entscheidende.
Die persönliche Entscheidung für Christus
Für alle persönlichen Begegnungen, die Sie haben, ist es immer wieder wichtig, auch unseren Freunden bekannt zu machen, dass sie mithelfen dürfen, damit ein Mensch den Schritt tut, Jesus Christus aufzunehmen.
Können Sie das? Ja, ich kann das einem anderen erklären. Ich bekenne Schuld, erkenne Jesus als meinen Heiland an, der für meine Schuld starb, und sage: Herr, ich will dich aufnehmen. Ich freue mich immer wieder, wenn ich das in einem Gespräch am Ende einem Menschen anbieten kann. Dann sage ich: Ja, ich würde gerne den Schritt jetzt machen.
Man braucht dafür keine Veranstaltung. Ich glaube, die meisten Menschen treffen diese Entscheidung in einem Gespräch. Ich möchte Sie auch immer wieder bitten: Schauen Sie sich die Menschen um sich herum an. Viele kennen das Evangelium nicht. Vielleicht wartet jemand darauf, dass Sie ihn mitnehmen und ihm zeigen, wie man Christus in sein Leben aufnimmt.
Man muss nicht alle Fragen vorher beantwortet haben. Wir haben heute noch viele Fragen. Ich weiß viele Dinge auch nicht. Ich weiß nicht, wie lange die Ewigkeit dauert und wie manche Aussagen Gottes verstanden werden können. Mit meinem Verstand verstehe ich sie oft nicht. Das macht aber nichts.
Ich kann Christus aufnehmen. An dieser Stelle sehe ich klar: Wer Christus hat, der hat alles. In ihm ist die ganze Fülle Gottes. Manche Rätsel im Leben bleiben sicher. Ich weiß nicht, warum der eine krank wurde und der andere starb. Das weiß Gott auch nicht immer. Aber ich habe Zugang zu Gott, und mir ist das Leben gegeben.
In Christus habe ich alles. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Hier heißt es: „In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ (Kolosser 2,3)
Wir kennen das auch aus der Gemeinde von Kolossä. Damals gab es falsche, verführerische Irrlehren, bei denen die Leute immer sagten: „Wir haben eine ganz besondere Erkenntnis.“ Das ist ein Betrug, der sich durch die Jahrhunderte zieht. Immer wieder behaupten Menschen: „Du musst in unsere Versammlung kommen, wir geben dir etwas ganz Besonderes.“
Dabei geht es nicht darum, ob es Versiegelung, tiefere Erkenntnis, Worterklärung, Frieden, eine Erfahrung oder ein höheres Leben ist. Ich bestreite nicht, dass es viele Gemeinden gibt, die tiefere Erlebnisse und höhere Erkenntnisse haben.
Deshalb liebe ich bei uns die besondere Schlichtheit unserer Kirche. Wir sagen von vornherein: In Stuttgart gibt es sicher viele Orgeln, die mehr Geld gekostet haben, und vielleicht die beste Organistin. Andere Kirchen haben andere Gebäude, Liturgien und bessere Bänke. Aber um Christus geht es. Das war der Schrei von Hofacker. In ihm liegen alle Schätze.
Ich kann nur von Christus her meine Berufsschwierigkeiten durchdenken. Am Sonntag wurde mir das besonders deutlich, auch im Leidensweg. An Christus sehe ich, dass es nicht stimmt, dass ich immer nur Gesundheit habe. Wer Christus nachfolgt, geht auch durch Tränentäler.
Durch Christus erkenne ich alles. Alle Erkenntnis, auch die Gotteserkenntnis, geht durch Christus. Wenn jemand mit mir streiten will und sagt: „Ich möchte mit dir über den allmächtigen Gott diskutieren“, dann erkennen Sie diese sinnlose Diskussion, aus der nichts herauskommt.
Man kann nicht über Gott reden, ohne es durch Christus hindurch zu tun. Gott ist mir durch Christus offenbar. Wenn Sie über das Kreuz Jesu reden, sprechen Sie anders vom Vater, von seiner Liebe und von seiner Heiligkeit. Abstrakt über Gott zu reden führt immer in eine Sackgasse.
In Christus liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Sie müssen es ernst nehmen, dass Sie alle Gedanken über Gott, auch alle theologischen Gedanken, nur über Christus denken. So nennt man auch das Nachdenken über Gott und seine Offenbarung.
Sie werden entdecken, dass Sie alle Lebensfragen nur von Christus her beleuchten können. Wenn Sie fragen: „Wie ist diese Situation?“, dann fragen Sie durch Christus: „Wie ist sie?“ Dann wissen Sie, was richtig ist. Durch Christus sind alle Erkenntnis und alle Weisheit da!
Wer etwas anderes sagt, irrt. Es gibt kein Lehramt, auch kein päpstliches Lehramt, keine Sonderprophetie. Nirgendwo gibt es etwas über Christus hinaus. In Christus ist alles vollgültig. Es kann nichts mehr hinzugefügt werden.
Das, was Christus in seinem Wort geoffenbart hat, ist uns gegeben. Jetzt können wir nur noch darüber nachdenken. Das ist für eine Gemeinde eine Basis. Wir haben den apostolischen Grund, und ich möchte mich darin vertiefen und immer mehr entdecken.
Mir tut es leid, wie wenig ich davon bisher entdeckt habe. Nicht, dass ich zufrieden wäre. Aber das ist die einzige Basis, auf die ich mich stellen kann.
Warnung vor falschen Lehren und Ordnung in der Gemeinde
Der Vers 4 sagt: Es soll euch niemand betrüben oder betrügen mit verführerischen Reden. Es soll euch niemand mit falscher Rede oder Sonderlehren verkümmern lassen. Niemand soll euch mit verfälschenden Worten beschwatzen, die etwas anderes einreden.
Plötzlich bringt das eine ganze Gemeinde durcheinander. Wenn jemand kommt und sagt, man dürfe jetzt plötzlich keine Blutwurst mehr essen – ich finde es nicht sehr appetitlich, Blutwurst zu essen –, kann das die Gemeinde völlig durcheinanderwirbeln. Plötzlich taucht die Frage des Gesetzes wieder auf. Man kann gern darüber streiten, aber man sollte aufpassen!
In Gemeinden tauchen oft solche Randfragen auf, die hemmen und festlegen. Irgendwo wird etwas gefunden, das zuerst raus muss, irgendwo gibt es Unreinheit. Aber ich rede doch von Christus und möchte von dort ausgehen und das loslassen.
Es war für mich schwer, bei der Hofacker-Konferenz in der Liederhalle zu sehen, dass dort arme Seelen herumlaufen müssen. Man kann das Heftchen von Schafranek ja mehrfach anschauen, weil es so klein ist. Doch auf dem Gemeindetag war die ganze Leidenschaft da: Ich muss Schafraneks Botschaft an den Mann bringen. Was für eine furchtbare Verblendung!
Es geht doch immer besser, weil irgendjemand einmal gekrüppelt ist und sagt: „Ich kenne den ja noch, wie der Prediger in Stuttgart war.“ Ich war mal in der freien evangelischen Gemeinde ein lieber Bruder, der aber sehr extrem in seinen Ansichten wurde und jede bruderschaftliche Verbindung zu anderen verlor.
Dann sieht man die Gefolgsleute, die auf dem Killesberg sind, und sie sagen, sie bräuchten hier nichts zu verteilen, weil es um Christus geht. Aber zuerst müssen sie das Büchlein von Schafranek lesen. Es geht gar nicht um diesen oder jenen, sondern darum, dass man von solchen Dingen frei wird.
Wenn jemand kommt und sagt: „Ja, ich nehme es und werfe es in den Papierkorb“, dann dürfen Sie darin blättern, vorwärts und rückwärts. Es steht wirklich nichts Aufregendes drin.
In der Gemeinde Jesu ziehen solche Dinge immer wieder Menschen an. Das hat Paulus ja gesagt: Auch Evangelisten ziehen an, sodass Personen plötzlich wichtig werden. Um diese Personen kann es aber nicht gehen. Es geht um die Erkenntnis Christi allein, durch alle Gruppen hinweg.
Es ist nicht schlimm, dass es verschiedene Gruppen gibt. Aber wenn wir uns nicht gegenseitig in Christus stärken können und in Christus verwurzelt sind, dann ist das problematisch.
Jetzt sagt Paulus noch einmal die Verse, die so wichtig sind – Vers 5 und Vers 6 –, was sein soll: „Ich freue mich, wenn ich eure Ordnung sehe.“ Anarchie und Chaos sind keine Sache Gottes. Deshalb braucht man keinen Kadavergehorsam zu pflegen.
Ich freue mich so auf unseren Urlaub. Meine Frau hat ein schönes Büchlein zur Pflanzenbestimmung gekauft. Da habe ich gesagt: Es ist einfach toll, wenn man liest, wie selbst bei jeder Brennnessel alles ordentlich ist. Wie Gott in der Schöpfung alles gemacht hat, wenn man es sich anschaut.
Wir sind ja alle schöpferisch in unserer Handschrift – lassen Sie mal meine beobachten –, das ist das Gegenteil von Ordnung. Aber man lernt bei Gott, wie bei Gott alles ordentlich zugeht. Gott ist ein Gott der Ordnung.
Es ist auch mal schön zu sehen: Ich bin gewiss kein Ordnungsfanatiker, aber es ist einfach schön, dass in der Ordnung Gottes alles so gut läuft.
Mich hat auch beeindruckt, dass Chaosforscher herausgefunden haben, dass in jedem Chaos der Natur eine wunderbare Harmonie liegt. Unglaublich!
Gott fügt uns zusammen, und es kann keine totale Unordnung auch in Glaubensdingen geben, keine totale Wirrheit. Manchmal sieht das wieder ganz interessant aus, aber wenn ich eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus sehe, dann sehe ich, dass nichts anderes hinzugefügt wird.
Wie Paulus Mut hatte: Nur Christus allein. Das war damals, als es noch kaum Schrift gab, niedergeschrieben. Da liegt alles drin, und das braucht ihr. Daran müsst ihr festhalten.
Ich bin immer wieder betroffen, wenn heute Leute zu mir sagen: „Du musst zuerst etwas erleben oder fühlen.“ Das glaube ich nicht.
Wäre ich dagegen, wäre es genau die gleiche Argumentationskette, bei der jemand sagt: „Du musst zuerst einmal lügen oder einen Diebstahl begehen, um mitreden zu können oder um das Gefühl zu haben.“ Das muss ich nicht.
Ich muss Dinge auch beurteilen können, ohne selbst dort gewesen zu sein. Glauben lernt man nicht durch irgendein Gefühl, sondern durch ein Vertrauen, das ich auf Christus setze, dem ich folge und mit dem ich gehe.
Leben in Christus und praktische Anweisungen
Was heißt das, „Ich bin im Geist bei euch“? Das bedeutet, er betet für sie und begleitet sie, auch wenn er nicht persönlich anwesend ist. Er freut sich, steht bei ihnen und es bewegt ihn, was aus ihnen wird.
Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus, den Messias, angenommen habt, so lebt auch in ihm. Das heißt, setzt das im Gehorsam ganz praktisch in eurem Tun um.
Fast vier waren noch von den verführerischen Reden beeinflusst, die aber wie luftig oben weg sind. Wo? Also verführerisch – das ist mir gar nicht aufgefallen. Ja, aber es geht wirklich um sehr zweifelhafte Überredungsversuche. Es sind Schwatzversuche, die gar nicht logisch sind. Einer nimmt einen mit und sagt: „Komm mal, dann wirst du sehen.“ So wird man in etwas hineingezogen.
Lasst euch nicht hineinziehen in etwas, bleibt bei Christus allein! Man muss auch ein Urteilsvermögen entwickeln und sagen: Darum bleibe ich dabei. Wo Christus ist, da ist mein Platz. Da gehöre ich hin, und da sind mein Bruder und meine Schwester. Da will ich verbunden sein.
So will ich auch leben, so dass Christus mein Leben durchleuchtet. Ich habe dafür genaue Anweisungen für all mein Verhalten, bei denen es keine Unklarheiten geben darf – und in unserer Zeit ist das Messer scharf. Es geht um absoluten Gehorsam, absolute Wahrhaftigkeit und absolute Liebe. Da kann es keine unklaren Verhältnisse geben.
Ich kann nicht in zwielichtigen Verhältnissen leben. Ich muss mit Jesus klar leben – wenn ich Wahrheit rede, wenn ich mit Geld umgehe, wenn ich Geschäftsdinge mache. Mein persönliches und mein Privatleben müssen von Jesus durchleuchtet sein, damit ich in ihm lebe. Alles in Christus.
Es ist schwer, wenn man allein lebt. Viele von ihnen haben das schwere Schicksal, dass sie heimkommen und niemand da ist. Leben sie in ihm! Das hat mich sehr beeindruckt. Ich habe es ein paar Mal erzählt, als dieser Pfarrer aus Gelsenkirchen sagte: Wenn ich, der auch Junggeselle war, oft schwer habe, dann sage ich direkt, wenn ich durch meine Haustür gehe: „Guten Abend, Herr Jesus, jetzt bin ich wieder da.“ Und abends: „Gute Nacht, Herr Jesus.“
Es ist so schön, in ihm zu leben, damit auch die Wohnung richtig „hineingenommen“ wird. Sonst leben wir ja immer in einem fremden Land. Wir müssen in ihm leben – und all unser Tun und unseren Beruf, der uns manchmal schwerfällt, lege ich in seine Hand. Da sage ich: Herr, jetzt nehme ich ihn wieder einmal aus deiner Hand.
Der Montag wird uns oft schwer, der Sonntag hört auf. Herr, jetzt gehe ich mit dir wieder rein. Ich will in dir leben und mit dir leben.
Seid in ihm verwurzelt und gegründet! Ich beziehe von ihm auch meine Kraft und meine Stärkung, damit ich immer abhängiger von ihm werde. Das ist nicht schlimm. Ich kann ohne ihn nichts. Ich bin ohne ihn so schwach wie eine Rebe, die nicht im Weinstock verwurzelt ist.
Da gibt es so viele biblische Bilder, von dem Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist und sein Wasser von dort bezieht. Ich werde immer abhängiger von ihm und brauche immer mehr ihn.
Manche sagen, das sei ein bisschen einfältig: „Die predigen immer bloß Jesus, Jesus, Jesus.“ Aber was soll ich denn sonst predigen? Was wollen Sie denn sonst hören?
Vielleicht ist das schon ein Kennzeichen, wo es bei uns falsch liegt. Ich kann nichts anderes mehr haben. Ich kenne auch viele, die sagen: „Jetzt gehören noch andere Erkenntnisse dazu.“ Welche denn? Über die Alterssöhne oder so? Dann hätte uns Paulus doch klare Auskunft darüber gegeben.
Ich interessiere mich nicht für Dinge, die in der Schrift nicht klar ausgesagt sind. Sie sind nicht klar ausgesagt, das ist alles Philosophie, was jemand bringt. Das kam mir heute wieder in Vers 8 in den Sinn: „Seid euch bewusst, dass euch niemand einfach durch Philosophie und Lehren täuscht.“ Auch durch alle menschlichen Kombinationen von Gedanken brauche ich nicht.
Ich habe genug an dem, was mir in der Schrift verständlich ist, und dabei will ich bleiben. Es klingt so einfältig und primitiv, aber mir ist es wichtig: Ich möchte nichts anderes haben als das, was die Generation vor uns hatte.
Neulich, als ich ein wenig Zeit hatte, habe ich wieder versucht, in dem großen Schatz früherer Prediger und Schriftausleger zu lesen. Ich habe von Johann Arndt gelesen, 1630, in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Arndts „Wahres Christentum“ ist so bodenständig, von der Heiligkeit Gottes, vom Zorn Gottes, von der Buße. Das ist so großartig.
Ich will keine andere Schrifterkenntnis haben als die von Johann Arndt. Da war noch Jakob Spener, der gesagt hat: „Ich will nur die Lehre von Arndt wiederbringen.“ Das ist eines der größten Erbauungsbücher.
Nehmen Sie John Bunyans „Pilgerreise“ zur Hand! Das war ein Buch, das vielen Menschen den Weg zur Ewigkeit gezeigt hat.
Ich will von den alten Büchern lesen, vom Christentum und von Humburg. Sie haben auch so Bücher, da steht Philipp Friedrich Hiller, und ich will nur hören, was Christus ihm bedeutet hat. Auf diesem Fundament will ich stehen.
Lutherschriften können Sie lesen, Calvin, Augustin oder wen Sie wollen – es gibt so viel. Ich lese sogar Thomas von Kempen, wie ich Ihnen immer gesagt habe. Ich finde nur keine gute, preiswerte Ausgabe. Aber was er von Christus erkannt hat und wie alles auf Christus hinzielt, ist beeindruckend.
Er lebte im 14. Jahrhundert, mitten im katholischen Mittelalter, aber sein Evangelium ist durch und durch auf Christus gegründet. Und er kann das so umsetzen, dass es im Alltag bewährt wird.
Davon leben wir doch, und ich möchte aus diesem reichen Schatz leben. Ich brauche nichts Neues. Warum unsere Zeit immer etwas Neues will, verstehe ich nicht.
Ich will in diesem Glauben bleiben und vielmehr noch verwurzelt sein – wie ihr gelehrt worden seid. Warum nicht so? Auch unsere Väter waren so. Das Alte war nicht schlecht, da war Leben drin, und seid reichlich dankbar!
Sorge um die evangelikale Bewegung
Ich habe gegenwärtig eine große Sorge: Wir leben in einem Ausverkauf der evangelikalen Bewegung. Vielleicht ist das nur noch der Nachklang einer herrlichen Zeit, die uns Gott zwanzig Jahre lang geschenkt hat – mit großen Aufbrüchen. Am Ende verliert sich jedoch alles wieder in eine Vielzahl kleiner Sektengemeinden, Sonderlehren und eigener Gedanken.
Es war in den letzten zwanzig Jahren eigentlich herrlich, wie man das Gemeinsame gesucht hat. Wie man einen Gemeindetag veranstaltet hat. Alle sagten: Uns geht es nicht um unsere eigenen Interessen, wir müssen nicht unsere Blättchen verteilen, sondern wir wollen Christus in unserem Volk noch einmal groß machen, damit Menschen umkehren. Wer miteinander evangelisieren konnte, hat das uns geeint.
Ich sehe mit großer Sorge, wie das immer weniger wichtig wird. Stattdessen entstehen wieder neue Gemeinden, neue Gruppen, neue Kreise. Sie dürfen das machen, und ich werde niemanden daran hindern können. Aber ich glaube nicht, dass es um die eigenen Gruppen geht. Es geht vielmehr darum, dass wir miteinander in Christus verwurzelt sind und allein in ihm bleiben.
An dieser Stelle machen wir beim nächsten Mal noch einmal weiter. Denn wir gehen immer nur ein Stück weit entlang, sodass das immer wieder neu erkannt wird. Wenn man sich meinen Zettel anschaut, kann man natürlich immer noch viel sagen. Aber einige Dinge sind jetzt auch deutlich geworden, über die wir weiter nachdenken können.
Ich finde das enorm am Kolosserbrief. Wir hatten ihn im Jahr 1981 das letzte Mal hier in unserer Bibelstunde ausgelegt – das ist zwölf Jahre her. Es ist höchste Zeit, dass wir ihn noch einmal für uns nachbereiten und merken, wie klar Paulus das durch den ganzen Brief hindurch so eindeutig zeigt und sagt.