Herr Präsident, liebe Geschwister,
ich möchte Sie heute Abend herzlich begrüßen und mich auch herzlich bedanken, dass Sie für meine Gesundheit gebetet haben. Das ist ein Geschenk, denn der Herr greift immer wieder ein, wenn wir am Boden liegen.
Meine Frau und ich haben einen dreiwöchigen Kampf mit einem Virus hinter uns. Doch der Herr hat uns Gnade geschenkt. Vielen Dank dafür!
Ich freue mich, dass ich wieder hier sein kann und dass wir in diesen Tagen ein wenig Zeit miteinander verbringen dürfen.
Einführung in das Buch Daniel und historischer Hintergrund
Heute Abend soll es um den Propheten Daniel gehen. Wir wollen eine Einführung geben und uns einige Gedanken zu Kapitel 1 ansehen. Wir schlagen das Buch Daniel auf, Kapitel 1, und lesen die ersten zwei Verse.
Daniel 1,1:
Im dritten Jahr der Regierung Joachims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es. Der Herr gab Joachim, den König von Juda, in seine Hand und einen Teil der Geräte des Hauses Gottes. Diese brachte er in das Land Sinear, in das Haus seines Gottes. Die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes.
Das ist interessant, wie das Buch Daniel beginnt. Ich weiß nicht, wie sehr Sie sich schon Gedanken über diese Einleitung gemacht haben. Es beginnt mit einem Bericht über die Geschichte und dann über die Tempelgeräte. Diese Geräte kommen öfter im Buch Daniel vor, hier in Kapitel 1 und später noch einmal in Kapitel 5.
Zuerst wollen wir uns ein wenig die Geschichte anschauen. Es heißt hier, der Herr gab den Babyloniern den Sieg in die Hand. Alles, was wir hier lesen, geschah im Jahr 605 v. Chr. Dieses Jahr war ein ganz besonderes Jahr. Es war ein Wendepunkt in der Geschichte des gesamten Nahen Ostens.
Im Frühsommer, von April bis Juni 605 v. Chr., führte der babylonische Kronprinz und Feldherr Nebukadnezar eine sehr wichtige Schlacht. Ich habe sie hier notiert: April bis Juni 605 v. Chr., Schlacht bei Karkemisch. Karkemisch können Sie auf der Landkarte finden, im Norden, im hohen Norden von Israel, am Euphratstrom. Dort gab es eine Schlacht zwischen den Babyloniern und den Ägyptern. Die Babylonier besiegten den Pharao Necho von Ägypten.
Dieser Sieg war folgenschwer. Es gibt manche Schlachten in der Geschichte, die die gesamte Welt verändern, und hier ist eine davon. Mit diesem Kriegszug von April bis Juni 605 hat sich das ganze Bild im Orient verändert. Ägypten war bis zu diesem Zeitpunkt die vorherrschende Macht und die stärkste Kraft. Es gab auch noch das assyrische Reich im Norden und das babylonische Reich im Osten.
Das assyrische Reich fiel im Jahr 612 v. Chr. in die Hände der Babylonier. 612 wurde die Stadt Ninive erobert, und das babylonische Reich dehnte sich aus. Dann kam es zu dem Zusammenstoß zwischen Ägypten und den Babyloniern. Tatsächlich besiegte Nebukadnezar, der Feldherr, den König von Ägypten.
Ägypten wurde zu einem Vasallenstaat, also zu einem Knechtsstaat von Babylonien. Die Israeliten – um das geht es uns ja ganz besonders – lebten im Land Israel, das damals geteilt war in ein Nordreich Israel und ein Südreich Juda. Das Nordreich Israel gab es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr, denn es war von den Assyrern verschleppt worden und hatte sich aufgelöst.
Es gab aber noch das Südreich Juda zu jener Zeit. Dieses Reich war lange Zeit selbständig geblieben. Der König Josia, einer der besten Könige des Südreichs Juda, wagte es, im Jahr 609 v. Chr. einen Krieg gegen Pharao Necho von Ägypten zu führen. Also vier Jahre vor der großen Schlacht, von der ich gerade gesprochen habe.
Im Jahr 609 gab es also einen Krieg zwischen Juda und Ägypten. Josia, der König, wurde getötet. Ägypten siegte und nahm Juda ein. So wurde Juda ein Vasallenstaat Ägyptens. Die Ägypter beherrschten Juda.
Doch im Jahr 605 besiegte Nebukadnezar die Ägypter. Folglich lag nun alles in seiner Hand. Nebukadnezar selbst kam im Sommer desselben Jahres nach Jerusalem, belagerte die Stadt und nahm sie ein. Er führte einen Teil der Bevölkerung weg – 3000 Adelige, also die vornehmsten Leute der Stadt, wurden in Gefangenschaft nach Babylonien gebracht.
Ich habe hier eine Übersicht: Im Sommer 605 eroberte Nebukadnezar Jerusalem. Dies war die erste Deportation oder Wegführung. Juda wurde ein Vasallenstaat von Babylonien. Dies markiert den Beginn des Neubabylonischen Weltreiches.
Wegführung bedeutet, dass ein Teil der Bevölkerung in den Osten, nach Babylonien, gebracht wurde. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass im August desselben Jahres der König von Babylonien, Nabu Polassar, starb. Er hatte lange regiert.
Sein Sohn Nebukadnezar erfuhr davon und musste schnell zurückkehren, um die Krone in Empfang zu nehmen. Am 7. September 605 wurde Nebukadnezar König von Babylonien. Er wurde der längste und bekannteste König Babylons. Er regierte von 605 bis 562, also 43 Jahre lang.
Alles änderte sich in diesem Jahr 605 – ein sehr wichtiges Jahr in der Geschichte Israels, Babyloniens und Ägyptens. Ein entscheidendes Jahr.
Es war auch ein entscheidendes Jahr im Leben von Daniel. Denn Daniel war einer der 3000, die in diesem Jahr nach Babylonien weggeführt wurden.
Die babylonische Zeitrechnung und Sprachgebrauch im Buch Daniel
Wir lesen hier: Im dritten Jahr der Regierung Joachims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezer, der König von Babel, vor Jerusalem und belagerte die Stadt. Dasselbe können Sie in der Parallelstelle Jeremia 25,1 nachlesen. Wenn Sie möchten, können Sie das gerne aufschlagen. Dort heißt es: Im vierten Jahr der Regierung Joachims, des Königs von Juda.
Hier steht also „im dritten Jahr der Regierung Joachims“, während es in Jeremia „im vierten Jahr der Regierung Joachims“ heißt. Wenn man das liest, denkt man zunächst, dass etwas nicht stimmt. War es nun im dritten oder im vierten Jahr? Nun, beides ist richtig. Warum? Weil die Babylonier anders zählen als die Juden.
Die Juden zählen das Regierungsjahr, also das Jahr, in dem der König die Regierung antritt, dazu. Die Babylonier hingegen zählen das Jahr, in dem der König die Regierung antritt, nicht dazu. Auf babylonische Weise gezählt war es also das dritte Jahr Joachims. Auf jüdische Weise gezählt war es das vierte Jahr Joachims. Es handelt sich immer um dasselbe Jahr, nämlich das Jahr 605 v. Chr.
Was für uns jetzt interessant ist: In einem jüdischen Buch, das von einem jüdischen Mann geschrieben wurde, wird babylonisch gezählt. Das heißt, es wird babylonisch gerechnet und auf babylonische Weise gesprochen. Später wird sogar auf babylonische Weise geschrieben. Ab Kapitel 2, Vers 4 im Danielbuch ist der Text babylonisch, nicht hebräisch.
Das gehört zu den wenigen Stellen in der Bibel, die nicht auf Hebräisch verfasst sind. Sie wissen ja, dass das Alte Testament überwiegend auf Hebräisch geschrieben wurde. Ein Teil davon jedoch ist auf Babylonisch geschrieben. Das ist das Buch Daniel, Kapitel 2, Vers 4 bis Kapitel 7. Dieser Abschnitt ist komplett babylonisch geschrieben.
Babylonisch ist übrigens dasselbe wie Aramäisch. Ob man also von babylonisch oder aramäisch spricht, ist im Grunde dasselbe. Ich habe in der Schule Aramäisch lernen müssen. Wir hatten einen Hebräischkurs und einen Aramäischkurs. Dabei merkte man, dass es sich um zwei verschiedene Sprachen handelt, die sich aber nicht allzu stark unterscheiden. Vielleicht ist das vergleichbar mit Plattdeutsch und Hochdeutsch.
Zum Beispiel heißt „König“ auf Hebräisch „Melech“ und auf Babylonisch „Malak“ oder eigentlich „Malka“. Das ist sehr ähnlich. Jedenfalls wird hier Hebräisch gezählt. Es ist, als ob hier gezeigt wird: Jetzt rechnet Gott nicht mehr jüdisch, sondern babylonisch. Israel beziehungsweise Juda steht unter fremder Herrschaft.
Ein Teil der Bevölkerung, die führenden Personen Jerusalems und Judäas, wurden nach Babylon deportiert. Es heißt hier: Der Herr der Herr gab den Babyloniern den Sieg in die Hand. Das ist der Schlüssel: Es ist der Herr, der die Geschichte lenkt. Er gibt den Babyloniern den Sieg über den jüdischen König. Es ist der Herr, der alles in der Hand hat.
Joachim war dieser König, der zehn Jahre lang regiert hatte. Sein Name bedeutet auf Deutsch „Der Herr richtet auf“, also „Jahwe richtet auf“. Aber hier, weil die Israeliten so gesündigt hatten, hat der Herr ihn nicht aufgerichtet, sondern gebeugt.
Nebukadnezer, das ist der babylonische Name, ausgesprochen „Nabu Kuduri Uzzur“, bedeutet „Nebo schütze die Krone“, also den König. Wer ist Nebo? Nebo ist einer der höchsten Götter Babyloniens. Die Babylonier hatten mehrere Götter, einer davon war Nebo, der den König beschützen sollte. So hieß dieser Mann Nebukadnezer.
In Jesaja 46 finden wir eine Stelle, die das thematisiert. Ich suche sie gerade heraus und gebe Ihnen den Vers später. Schauen Sie mit mir auf die Folie, dann zeigen wir das.
Sehen wir uns nun den geschichtlichen Zusammenhang an, damit Sie das Danielbuch besser verstehen. Das babylonische Weltreich dauerte vom Jahr 605 bis zum Jahr 539 v. Chr. Es war das neue babylonische Weltreich, das erste wirklich große Weltreich im Nahen Osten.
Die Assyrer hatten ebenfalls ein großes Reich, aber nicht so groß wie das babylonische. Nach den Babyloniern kamen die Medoperser an die Macht. Das medopersische Weltreich bestand vom Jahr 539 bis zum Jahr 333 v. Chr.
Wenn wir uns an den Zeitstrahl erinnern, sehen wir Nebukadnezer, der von 605 bis 562 v. Chr. regierte. Nach ihm gab es weitere Könige, unter anderem Nabonid, ein Schwiegersohn Nebukadnezers, und dessen Sohn Belsazar, der bis 539 v. Chr. regierte. Belsazar kommt auch im Danielbuch vor. Das sind drei sehr bekannte babylonische Könige.
Nach ihnen kamen die Perser an die Macht. Vielleicht erinnern Sie sich beim Bibellesen an Kyros, den ersten persischen König, der in Jesaja 45 erwähnt wird, und an Darius den Meda, der ebenfalls im Danielbuch vorkommt.
Zu dieser Zeit war Israel gefangen genommen worden. Zuerst, wie bereits erwähnt, im Jahr 605 v. Chr. wurden etwa 3.000 Menschen deportiert. Später gab es weitere Deportationen: Im Jahr 597 v. Chr. wurde ein weiterer Teil der Bevölkerung weggeführt, und im Jahr 587 v. Chr. wurde die Stadt Jerusalem zerstört, ebenso der Tempel. Ich zeige Ihnen das gleich auf einer Folie.
Dann wurde noch einmal ein Teil der Bevölkerung deportiert. Insgesamt wurden mehr als 50.000 Menschen nach Babylon gebracht. Wir wissen nicht genau, wie viele es wirklich waren, aber es war eine relativ große Zahl. In der Gefangenschaft vermehrten sich die Juden, sodass sie in Babylonien eine bedeutende Gemeinschaft bildeten.
Man spricht von der siebzigjährigen babylonischen Gefangenschaft. Während dieser Zeit gab es Propheten. Einer davon war Jeremia, der von der ersten Ankunft Nebukadnezers bis zu dessen zweiten und dritten Feldzügen bis 587 v. Chr. prophezeite, als die Stadt zerstört wurde.
Nach Jeremia prophezeite Hesekiel. Er wirkte teilweise parallel zu Jeremia, jedoch nicht in Israel, sondern bei den jüdischen Gefangenen in Babylonien.
Dann gab es noch einen Mann namens Serubbabel. Er war kein Prophet, sondern ein Führer. Unter seiner Leitung kehrten die Israeliten im Jahr 538 v. Chr. aus der babylonischen Gefangenschaft zurück. Serubbabel war Fürst, Joshua der Hohepriester, und später kam auch der Priester Esra mit weiteren Israeliten zurück.
Esra wurde einer der geistlichen Führer des zurückgekehrten Volkes. Das zeigt uns, wie wir die Propheten richtig einordnen können, ebenso die Namen Serubbabel und Esra. Esra lebte allerdings deutlich später, etwa achtzig Jahre nach der Rückkehr.
Für uns ist wichtig, diese Zeit von 605 bis 538 v. Chr. als die sogenannte siebzigjährige babylonische Gefangenschaft des jüdischen Volkes zu verstehen. Wenn man genau zählt, sind es nicht genau siebzig Jahre, sondern eher siebenundsechzig.
Das ist jedoch typisch für die jüdische Zählweise: Man rechnet hier nicht immer exakt, sondern eher symbolisch. Die Zahl siebzig hat eine besondere Bedeutung. In Jeremia und auch im Danielbuch wird siebzig genannt, obwohl es tatsächlich siebenundsechzig Jahre waren.
Dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. Das ist also ein Überblick über die damalige Zeit.
Die Deportationen nach Babylonien und ihre Bedeutung
Jetzt zeige ich Ihnen noch die Wegführungen. Hier haben Sie eine Karte, auf der Sie ganz links unten Jerusalem sehen. Dort sind rote Wege eingezeichnet. Diese führen nach Norden hinauf, dann über die Wüste, weiter zum Euphrat und anschließend den Euphrat entlang wieder hinunter Richtung Südosten. Rechts von dem weißen Kästchen steht Babylon, also die Stadt Babylon oder Babylonia. Das ist das Land Babylonien, gelegen zwischen dem Euphrat und dem Tigris, das sogenannte Zwei-Strom-Land.
Dorthin wurden die Israeliten verfrachtet. Zunächst im Jahr 605 v. Chr., dann im Jahr 597, danach im Jahr 587 und sogar noch im Jahr 582 gab es eine weitere Wegführung. Hier sehen Sie die Deportationen im Überblick.
Die erste Deportation, also die erste Wegführung, fand 605 v. Chr. statt. Wie ich bereits sagte, wurden etwa 3.000 vornehme Juden weggeführt. Darunter waren auch Daniel und seine Freunde.
Die zweite Wegführung erfolgte im Jahr 597 v. Chr. Dabei wurden circa 10.000 Personen deportiert. Dazu gehörten Offiziere, Soldaten, Handwerker und weitere 3.023 Juden. Von dieser Deportation berichtet Jeremia in Jeremia 52,28. Außerdem wurde der Tempelschatz weggenommen und ebenfalls mitgeführt. Das lesen wir in 2. Könige 24,12-16.
Die dritte Wegführung fand im Jahr 587 v. Chr. statt. Dabei wurde das allgemeine Volk deportiert. Die genaue Zahl ist ungewiss, aber viele Menschen wurden weggeführt. Sie können dies in 2. Könige 25 und auch in Jeremia 39,9 nachlesen. Damals kam Nebusardan und zerstörte Jerusalem vollständig.
Die vierte Deportation erfolgte im Jahr 582 v. Chr. Unter dem Feldherrn Nebusardan wurden nochmals 745 Juden weggeführt. Diese Ereignisse zogen sich über einen längeren Zeitraum hin, nämlich von 605 bis 582 v. Chr., also fast dreißig Jahre.
Nun zurück zu unserem Text. Wir waren in Daniel 1. Erinnern Sie sich: Joachim Jachwe richtet auf, Nebukadnezar, Nebo schütze die Krone. Nebo war ein babylonischer Gott, einer von vielen babylonischen Götzen. Von ihm liest man in Jesaja 46,1. Ich zitiere Ihnen den Vers kurz: „Beel krümmt sich.“ Beel war ein babylonischer Gott, der oberste Götze.
Der höchste Gott der Babylonier hieß Bel, auch Bel Marduk genannt. Ein anderer Gott war Nebo. In Jesaja 46,1 heißt es: „Bel krümmt sich, Nebo sinkt zusammen.“ Sie sind zusammen gesunken, haben sich alle gekrümmt und konnten die Last nicht tragen. Sie selbst wurden in die Gefangenschaft geführt.
Hier wird das Gericht über Babylonien angekündigt, in Jesaja 46. Die babylonischen Götzen muss man auf den Schultern tragen und wegtragen, weil die Feinde kommen. Dann müssen die Götzen schnell weggeräumt werden. Es wäre furchtbar, wenn die Götzen in die Hände der Feinde fielen. Deshalb müssen sie getragen werden. Doch die Last wurde ihnen zu schwer, und so sind sie zusammengebrochen, diese armen Götzen.
Gottes Treue im Gegensatz zu babylonischen Götzen
Hört mir zu, sagt Gott, ihr vom Hause Jakob und alle, die ihr übrig seid vom Hause Israel, die ihr von Mutterleibe an aufgeladen und von Mutterschoß an getragen worden seid. Bis in euer Greisenalter bin ich der, und bis zu euren grauen Haaren werde ich tragen. Ich habe es getan, ich werde heben, tragen und retten.
Da zeigt Gott: Die babylonischen Götter muss man tragen, aber mich muss man nicht tragen. Ich bin der, der euch trägt. Also Behl und Nebo, hier zwei babylonische Götzen.
Gehen wir weiter zurück zu unserem Text, Daniel Kapitel 1. Es heißt hier in Vers 2: Der Herr gab Joachim, dem König von Juda, in seine Hand einen Teil der Geräte des Hauses Gottes. Er brachte sie in das Land Sinja, in das Haus seines Gottes. Die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes.
Das waren Gefäße, goldene und silberne Gefäße, das Besteck vom Tempel und verschiedene Geräte, die man im Tempel brauchte. Sie waren aus Gold und Silber. Das zeigt, dass sie großen Wert hatten. Gold ist in der Bibel immer von hohem Wert, und auch bei uns ist Gold bis zum heutigen Tag von höchstem Wert, ebenso Silber.
Das Gold und der ganze Tempel sprechen von dem hohen Wert. Und dann kommt Nebukadnezar und nimmt die Symbole der Herrlichkeit Gottes und der Kostbarkeit Gottes. Er nimmt sie und bringt sie in das Haus seines Gottes, dort in Babylonien, und stellt sie ins Museum.
Damit hat er den einzigartigen Gott Israels einfach heruntergenommen und ihn seinen Götzen gleichgestellt. Er hatte eine Statue – es gab keine Statue von Yahweh – aber er hatte eine Statue von Behl und von Nebo usw. Dazu kamen dann die Gefäße, die goldenen Gefäße vom Tempel, das Geschirr und was es sonst alles gab. Das hat er dort im Museum aufgestellt.
Auf diese Weise hat er gezeigt: Euer jüdischer Gott ist auf der gleichen Ebene wie meine babylonischen Götzen. Er hat diesen absoluten Gott relativiert, das heißt, er hat ihn auf die Stufe der vielen Götzen herabgestuft.
Das ist ein Frevel, das darf man nicht tun. Es heißt: Dein Name werde geheiligt. Wenn man Gottes unvergänglichen Namen nicht für heilig hält, wird man vergängliche Dinge dieser Schöpfung zum Götzen machen.
Wer das Absolute relativ macht, der wird das Relative absolut machen. Wer den absoluten Gott zu einem Götzen macht, der wird die Welt zu einem Götzen machen, der wird alles vergötzen.
Das ist eine große Sünde, ein großer Frevel. Aber so war es bei den Babyloniern.
Die babylonische Religion und ihre Theologie
Ich muss zunächst etwas zur babylonischen Religion erklären, damit das Danielbuch besser verständlich wird.
Die Babylonier glaubten an eine Theogonie. Was ist eine Theogonie? Das ist die Entstehung der Götter. Die Götter sind demnach nicht ewig, sondern sie sind aus einer Ursuppe entstanden. Anders gesagt: Die Götter haben sich irgendwann aus einem Urstoff entwickelt. Die Babylonier verstanden diesen Urstoff als Materie und Energie, die die schöpferische Kraft besitzen, alles hervorzubringen.
Das bedeutet, sie vergötterten die Materie. Sie verehrten die Sonne, den Mond, die Sterne, die Berge und andere Dinge der Welt als Götter. Sie glaubten, dass die Kräfte der Schöpfung in sich die Fähigkeit haben, sich immer weiter zu entwickeln und höher zu werden – zu Göttern.
Kennen Sie eine solche These? Das klingt sehr modern. Viele, die in der Schule Biologieunterricht hatten und sich mit Evolution beschäftigen, denken vielleicht: Das ist ja fast wie heute. Die heutige Evolutionstheorie ist eigentlich nicht neu, sondern sehr alt.
Die Babylonier hatten eine Art antike Evolutionslehre. Materie, Kraft und Energie waren für sie der eigentliche Gott. Diese entwickelten sich immer weiter zu Göttern. Das heißt, sie machten einen Teil der Schöpfung zu Gott. Die Energien in der Schöpfung, die Gott hineingelegt hatte, wurden zu Göttern gemacht. So entstanden neue Götter.
Beispiele dafür sind die babylonische Göttin Ishtar, der Götze Marduk, der Mondgott Aku und der Gott Bel.
Übrigens, da ich gerade beim Mondgott bin: Kennen Sie den arabischen Mondgott? Auch die Araber hatten einen Mondgott. Wissen Sie, wie er hieß? Er ist sehr bekannt: Allah. Allah war einer von 360 Göttern der arabischen Kaaba. Mohammed nahm diesen einen Mondgott und machte ihn zum höchsten Gott. Er machte den Götzen zum höchsten Götzen.
Das hat natürlich nichts mit dem Gott der Bibel zu tun. Aber man muss wissen: Dieser Allah ist ein Mondgott, ein Mondgötze der Araber.
Nun, bevor wir uns den Text weiter anschauen, habe ich viel über Geschichte, Religion und alles drumherum gesprochen. Jetzt raucht uns der Kopf. Deshalb machen wir eine kurze Pause, singen ein Lied und schauen uns danach einige Dinge im Bibeltext genauer an.
Die Erziehung der jüdischen Jugendlichen am babylonischen Hof
Wir lesen in Kapitel 1, Vers 3: Der König befahl Aspeners, dem Obersten seiner Kämmerer, von den Söhnen Israels sowohl von den königlichen Nachkommen als auch von den vornehmen Jünglingen solche zu bringen, an denen keinerlei Mangel sei. Sie sollten schön von Aussehen sein, unterwiesen in aller Weisheit, kenntnisreich und mit Einsicht begabt sowie tüchtig, im Palast des Königs zu stehen.
Er ordnete an, dass man sie die Schrift und Sprache der Chaldäer lehren solle. Der König verordnete ihnen außerdem ein tägliches Essen von der Tafelkost des Königs und vom Wein, den er trank. Diese Erziehung sollte drei Jahre dauern. Am Ende dieser Zeit sollten sie vor dem König stehen und ihm Dienste leisten.
Hier sehen wir die dreifache Taktik des Königs: Er sucht sich die besten jungen Leute aus Israel, denn er weiß, dass die Israeliten kluge Menschen sind, und er erzieht sie für seine Zwecke.
Das Erste ist, dass sie die Schrift und Sprache sprechen müssen, die in Chaldäa, also in Babylonien, üblich ist. Das bedeutet, sie sollen die Redeweise der Welt übernehmen. Diese neue Welt, in der sie jetzt leben, heißt Babylonien, und sie sprechen nun babylonisch.
Das Zweite ist, dass sie die Nahrung des Königs zu sich nehmen sollen. Das heißt, sie sollen sich anders ernähren als früher, nämlich die Speise des Fürsten der Welt, in der sie jetzt leben, essen.
Das Dritte ist, dass sie babylonische Namen erhalten. Vers 7 sagt: Unter ihnen waren von den Kindern Judas Daniel, Hananja, Misael und Asarja. Der Oberste der Kämmerer gab ihnen neue Namen: Daniel wurde Beltschazar genannt, Hananja wurde Sadrach, Misael wurde Mesach und Asarja wurde Abednego genannt.
Diese dreifache Taktik war damals sehr wirksam. Hat der Feind der heutigen Zeit sie ebenfalls übernommen? Die erste Taktik lautet: Übernimm die Sprache der Welt und rede so, wie die Menschen um dich herum sprechen. Die Welt, in der wir heute leben, ist natürlich nicht Chaldäa, aber es ist die Welt des Fürsten dieser Welt. Dieses System wird von einem Feind Gottes beherrscht, der das Ziel verfolgt, dass Gläubige anfangen, so zu sprechen wie die Welt.
Die zweite Taktik ist, die Nahrung des Fürsten dieser Welt zu sich zu nehmen. Die Speise, die der Fürst dieser Welt auftischt. Der Feind Gottes will uns dahin bringen, dass wir unsere Kraftquellen nicht mehr von Gott beziehen, sondern von ihm, vom Feind und von der Welt dieses Feindes. So dienen wir ihm.
Doch Gott hat uns begabt, ihm zu dienen, und er würde uns alle Energien gerne geben. Hier sehen wir also ein Prinzip, wie der Fürst dieser Welt vorgeht – ähnlich wie der König von Babylonien mit den jüdischen Freunden.
Die dritte Taktik ist, einen anderen Namen zu bekommen. Was bedeutet das? Ein Name ist eine Identität. Du bist, wie du heißt. Früher war das sehr stark ausgeprägt: Der Schuster wurde einfach Schuster genannt. Heute heißen viele Menschen Schuster, obwohl sie keinen Beruf als Schuster ausüben. Aber früher galt: Du bist, was du heißt, und du heißt so, wie du bist.
Die Tatsache, dass wir überhaupt einen Namen tragen, bedeutet, dass wir wertvoll sind. Die Idee stammt von Gott. Als Gott den ersten Menschen schuf, gab er ihm einen Namen und sagte: Du heißt so, wie du bist.
Was bist du? Du bist aus der Erde genommen, irdisch. Die Erde, der Erdboden, hieß Adamah, daher der Name des ersten Menschen: Adam – von der Erde genommen, irdisch.
Die erste Frau hieß Eva, auf Hebräisch Chawa, die Mutter der Lebendigen, denn sie wurde die Mutter aller Menschen, die in der Zukunft lebten.
Der Name ist also sehr wichtig. Die Idee von Namen kommt von Gott. Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, geben wir ihm einen Namen, um auszudrücken, dass dieser Mensch viel wert ist und eine Identität hat. Das heißt, der Name gehört nur dir, und wenn wir dich mit deinem Namen rufen, meinen wir dich persönlich.
Du hast einen Vor- und Nachnamen, die nur für dich gelten. Das ist deine Identität.
Diese jungen Leute aber erhalten eine neue Identität. Sie sollen ihre Vergangenheit vergessen und wissen: Wir sind jetzt das, was unsere neuen Namen bedeuten.
Was bedeuten aber die alten Namen? Daniel bedeutet: Gott wird Recht verschaffen. „Dan“ heißt Recht, „El“ heißt Gott. „Dan“ ist ein Verb, das heißt „er verschafft Recht“. Also bedeutet Daniel: Gott wird Recht verschaffen.
Hananja bedeutet: Yahweh ist gnädig. Darin steckt der Gottesname Jah, eine Kurzform von Yahweh. Hanan heißt „er ist gnädig“ und Jah heißt Yahweh. Also: Yahweh ist gnädig.
Misael oder Mishael heißt: Wer ist wie Gott? „Mi“ heißt wer, „sha“ heißt wie, und „El“ heißt Gott. Es gibt niemanden, der wie Gott ist. Das ist ein wunderschöner Name.
Azarja bedeutet: Yahweh hilft. „Azar“ heißt helfen, und „Yah“ ist Yahweh. Also: Yahweh ist ein Helfer.
Diese vier Freunde tragen also Namen mit einer wunderschönen Botschaft: Gott wird Recht verschaffen, weil Yahweh gnädig ist; wer ist wie Gott? Yahweh ist der Helfer.
Nun bekommen sie neue Namen. Daniel heißt jetzt Beltschazar oder Belet Schar Uzzur auf Babylonisch. „Belet“ bedeutet „die Frau des Bel“, also die Frau des Marduk, des obersten Gottes. Die babylonischen Götter waren verheiratet, sehr menschlich. Die Frau des Bel schützte das Leben des Königs.
Hananja wird Sadrach genannt, was bedeutet: „Ich fürchte Aku, den Mondgott.“ Misael wird Meshach genannt, was heißt: „Wer ist wie Aku, der Mondgott?“ Azarja wird Abednego genannt. „Abed“ heißt Knecht, „Nego“ ist eine Variation von Nebo, dem zweitwichtigsten Gott der Babylonier. Also: Knecht des Nebo.
Sie werden also umfunktioniert zu Dienern der babylonischen Götter. Nicht mehr „Gott ist meine Hilfe“, sondern „Ich diene dem Nebo“. Das Interessante ist jedoch, dass Sadrach nie den Mondgott Aku fürchtete, Abednego nie ein Diener des Nebo wurde, und Meschach ebenfalls den Mondgott nicht fürchtete. Sie blieben dem Herrn treu, dem Herrn der Herrlichkeit, und Gott stellte sich zu ihnen.
Sie wussten eins: Wir bleiben Träger des Gottesnamens. Wir tragen alle den Namen Gottes in unseren Namen, und das soll eine wichtige Lehre sein.
Diese drei Freunde waren bereit, in Kapitel 3 ins Feuer zu gehen für den Herrn. Daniel war bereit, in die Löwengrube zu gehen und auch in den Turm für den Herrn. Er wird nie Beltschazar genannt, sondern immer Daniel – im ganzen Buch Daniel. Obwohl er offiziell einen neuen Namen bekommen hatte, nennt ihn sogar Nebukadnezar später Daniel, nicht Beltschazar. Wir werden das beim Weiterlesen des Buches Daniel bemerken.
Diese vier jungen Männer blieben Gott treu. Der offizielle König Jojakim versagte und unterlag dem babylonischen Götzen. Aber diese vier Knechte ehrten Gott.
Und weil sie Gott ehrten, ehrte Gott sie: „Die mich ehren, will ich ehren.“
Daniels Entschluss zur Treue und der Test der Ernährung
Vers 8: Daniel legte in seinem Herzen fest, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den dieser trank, zu verunreinigen. Er bat den Obersten der Kämmerer darum, dass er sich nicht verunreinigen müsse.
Daniel hatte mehrere Gründe, warum er die Speise des Königs nicht essen wollte. Der erste Grund war, dass Gott gesagt hatte, es gibt bestimmte Speisen, die unrein sind. Das Volk Gottes sollte zwischen reiner und unreiner Speise unterscheiden. Es ist nicht alles gleichgültig, es ist nicht alles egal.
Gott hatte verboten, Blut zu essen. Das Blut gehört auf den Opferaltar und ist nicht zum Trinken bestimmt. Außerdem war es den Israeliten verboten, Götzenopferfleisch zu essen. Das Volk Gottes sollte dadurch zeigen, dass es dem Herrn treu ist und kein Götzenfleisch isst.
Zudem bedeutete es, wenn man mit jemandem zusammen am Tisch sitzt und dieselbe Speise isst wie er, dass man sich mit ihm verbindet. Wenn sie also die gleiche Speise wie der König gegessen hätten, hätten sie sich mit ihm verbunden und seine Moral akzeptiert. Das wollte Daniel nicht.
Es gab also gute Gründe, Nein zu sagen zu dem Gebot des Königs, bestimmte Speisen zu essen.
Was sollten diese vier jungen Männer tun? Sie sollten in die Schule gehen, eine Art Universität in Babel. Dort gab es viele Fragen, zum Beispiel: Wer hat den ganzen Kosmos erschaffen? Wer ist der Schöpfer? Die Lehrer sagten, alles sei von selbst irgendwie entstanden. Sie vergötterten die Urkräfte der Natur.
Diese drei oder vier Freunde sollten erzogen werden, die Kräfte der Natur anzubeten. Wie würden sie darauf reagieren?
Daniel machte vom ersten Tag an keinen Kompromiss, als er in die Schule kam. Er protestierte und sagte, er würde diese Speise nicht essen. Aber wie tat er das? Er rebellierte nicht einfach, sondern zeigte klar, auf wessen Seite er stand. Das ist wichtig: Wenn man an einem neuen Ort ist, sollte man vom ersten Tag an Farbe bekennen. Die anderen müssen wissen, welche Haltung man hat. Daniel zeigte, dass seine Farbe Christus ist.
Wenn ich im Zug sitze, habe ich immer meinen Computer dabei. Ich wollte nicht einfach Werbung für eine Computerfirma machen. Deshalb habe ich ein Zeichen auf meinen Computer geklebt, das zeigt, dass ich an den Sohn Gottes glaube. Wenn die Leute mich ansehen, wissen sie: Das ist jemand, der helfen kann. So kann man ins Gespräch kommen.
Einmal sprach mich jemand im Zug an, als ich meine dicke Bibel aufgeschlagen hatte. Er sprach laut, obwohl zwanzig oder sogar vierzig Leute im Abteil waren. Er fragte: "Glauben Sie an die Bibel?" Ich antwortete: "Ja, ich glaube an die Bibel." Er fragte weiter: "Glauben Sie an alles, was in der Bibel steht?" Ich sagte: "Ja, ich glaube an alles." Dann begann er, mit mir zu diskutieren, sehr laut. Einige Leute schüttelten wahrscheinlich den Kopf, aber ich schaute nur meinen Gesprächspartner an.
Ich konnte ihm etwas vom Evangelium erklären. Anfangs sagte er, er glaube auch, doch als ich ihn weiter fragte, gestand er: "Ich glaube nicht alles in der Bibel. Ich glaube nicht, dass es eine Hölle gibt." Wir kamen auf das Thema Hölle zu sprechen. Die Leute schauten neugierig zu, doch es war eine gute Gelegenheit, Zeugnis für den Herrn Jesus zu geben.
Daniel stellte sich vom ersten Tag an auf Gottes Seite. Es heißt, er setzte es in seinem Herzen fest – ganz wörtlich: Er legte es in seinem Herzen fest.
Bitte denken Sie nicht, dass Daniel ein 30- oder 40-jähriger Mann war. Wahrscheinlich war er ein 15- oder 16-jähriger Junge. Doch er hatte einen festen Vorsatz in seinem Herzen: Ich werde Gott gehorchen, koste es, was es wolle.
Wir können nicht aus dieser Welt fliehen. Die Frage ist: Wo ist mein Herz? Wo ist mein Herz? Wodurch bewahrt ein Jüngling seinen Weg rein? Ihr Kinder kennt den Spruch: Wodurch hält ein Jüngling seinen Weg rein? Indem er sich bewahrt nach dem Wort des Herrn (Psalm 119,9).
Ich muss mir von Anfang an die Frage stellen: Bin ich bereit, kompromisslos für den Herrn Jesus zu leben? Ich darf keine neue Identität annehmen, nur weil die anderen es tun. Ich darf nicht sagen: Ich passe mich jetzt an, damit ich nicht auffalle.
Es ist gut, mal aufzufallen – denn wir fallen für den Herrn Jesus Christus auf. Daniel traf hier eine sehr, sehr wichtige Entscheidung in seinem Leben.
Gottes Hilfe und der zehn Tage Test
Vers 9: Und Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem Obersten der Kämmerer. Dieser sagte zu Daniel: „Ich fürchte meinen Herrn, den König, der eure Speise und euer Getränk verordnet hat. Warum sollte er sehen, dass eure Gesichter verfallener sind als die der jungen Männer eures Alters, sodass ihr meinen Kopf beim König verwirkt?“
Daniel hatte ganz einfach und demütig darum gebeten, sich nicht zu verunreinigen, und der Herr half ihm. Das Ganze war ein Test. Der Herr prüfte Daniel. Er war gespannt darauf, wie der junge Mensch Daniel, der in Babel studierte, reagieren würde. Ob er am Studententisch in der Mensa saß oder wo auch immer in Babylonien – Gott beobachtete ihn.
Gott wollte ihn testen. Auch uns möchte der Herr manchmal testen. Nun bittet Daniel darum, dass der Oberste der Kämmerer ebenfalls einen Test durchführt. Er sagt: „Teste uns doch zehn Tage!“ Das ist der kleine Test hier.
Vers 11: Daniel sagte zu einem Aufseher, den der Oberste der Kämmerer über Daniel, Chananja, Misael und Asarja bestellt hatte: „Bitte versuche es mit deinen Knechten zehn Tage und gib uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken. Dann prüfe unser Aussehen und das Aussehen der Jünglinge, die die Tafelkost des Königs essen. Und handle mit deinen Knechten nach dem, was du sehen wirst.“
Höflich, ruhig und freundlich bittet er um diesen Test. „Mach doch bitte einen Test mit uns. Es kostet dich nichts, wenn du einfach nur zehn Tage so handelst.“
Vers 14: Der Aufseher hörte auf sie und versuchte es zehn Tage mit ihnen. Dieser zehntägige Test bedeutete für Daniel: „Ich werde dem Herrn vertrauen, dass er uns in den nächsten zehn Tagen gesund und kräftig macht, sodass wir gut aussehen mit roten Backen.“ Und der Herr sah dies und freute sich. „Solche Leute wie Daniel brauche ich. Solche Menschen vertrauen mir, sodass ich etwas Übernatürliches tun kann.“
Bitte denken Sie nicht, dies sei Werbung für biologische Kost. Das ist nicht das Thema. Hier geht es um ein Wunder Gottes. Daniel vertraute dem Herrn, dass Gott ein Wunder an ihm und seinen drei Freunden tun würde.
Vers 15: Am Ende der zehn Tage zeigte sich ihr Aussehen besser und voller an Fleisch als das aller Jünglinge, die die Tafelkost des Königs aßen. Es stand viel auf dem Spiel, doch sie vertrauten Gott, und Gott griff ein. Gott stellte sich zu denen, die ihm vertrauten.
Vers 16: Da tat der Aufseher ihre Tafelkost und den Wein, den sie trinken sollten, weg und gab ihnen Gemüse. Der Test funktionierte, weil sie Gott vertrauten.
Was hat Daniel gelernt? Wenn ich Gott zehn Tage lang vertrauen kann, dann kann ich es auch zwanzig, zweihundert, vierhundert Tage und sogar drei Jahre lang tun – während meiner Zeit an der Universität in Babel. Ich kann Gott vertrauen, dass er mich geistlich und innerlich gut versorgen wird.
Das war der kleine Test. Nun kommt der große Test.
Vers 17: Diesen vier Jünglingen gab Gott Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit. Daniel hatte Verständnis für alle Gesichter und Träume.
Am Ende der Tage, nach denen der König sie zu bringen befohlen hatte, brachte sie der Oberste der Kämmerer vor Nebukadnezar. Ho, ho, jetzt kam die mündliche Prüfung vor dem König! So etwas hatte Babylon noch nie gesehen: Universitätsstudenten, die vom König persönlich geprüft wurden.
Der Test mit den zehn Tagen war eine Sache, der Test mit den drei Jahren eine andere. Sie waren mit weltlicher Weisheit gefüttert worden. Sie waren gezwungen, babylonische Weisheit, Schrift, Sprache, Astrologie und allerlei Unsinn der Babylonier zu lernen. Nicht alles war Unsinn, aber vieles.
Sie waren gefüttert worden. Würden sie Gott vergessen? Würde das Wort Gottes immer noch ihr Denken beherrschen, obwohl sie so stark mit babylonischem Denken konfrontiert wurden?
Manchmal denken wir an unsere Kinder und fragen uns: Werden sie das überhaupt überstehen? Einer sagte sogar: „Ich traue mich gar nicht mehr, Kinder in die Welt zu setzen.“ Ein Christ berichtete, er und seine Frau hätten entschieden, keine Kinder zu bekommen, weil die Welt so böse sei und die Kinder nur schlecht werden würden.
Haben Daniel und seine Freunde so gehandelt? Kann man Gott nicht zutrauen, auch in einer bösen Welt Kinder zu bewahren, wenn sie gezwungen sind, weltliche Kost aufzunehmen?
Die Freunde Daniels wussten: Unser Auftrag hier ist, Zeuge des lebendigen Gottes zu sein. Sie entschieden sich, Gottes Wort nicht zu vergessen. Sie hielten an Gott fest. In den ganzen drei Jahren bewahrte Gott ihnen das Wort Gottes im Herzen.
Darf ich hier kurz Apostelgeschichte 20,32 hineinschieben? Dort heißt es: „Und nun, Brüder, übergebe ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das Kraft hat, euch aufzubauen und ein Erbe zu geben unter allen Geheiligten.“ Dieses Wort hat Kraft, uns aufzubauen.
Glauben wir daran, wenn wir unsere Kinder mit Gottes Wort „füttern“? Jakobus 1,21 sagt: „Das eingepflanzte Wort hat Kraft, eure Seelen zu retten.“
Wenn wir gezwungen sind, Ungöttliches zu lernen, dann sollen wir es so lernen, dass wir es nicht annehmen, sondern dazwischen viel Portionen Gottes Wort aufnehmen. Gott wird uns bewahren.
Das heißt nicht, dass Christen von vornherein Studienrichtungen wählen sollten, die voll mit weltlicher oder okkulter Kost sind, wie zum Beispiel Psychologie. Das würde ich keinem Christen raten. Es gibt niemanden, der uns zwingt, so etwas zu studieren.
Das waren Jakobus 1,21 und Apostelgeschichte 20,32.
Heute gibt es viele verlockende Angebote, und der Feind will den Kindern Gottes ihre Identität rauben, indem er sie mit weltlicher Weisheit füllt. Wir müssen uns fragen: Wem wollen wir dienen?
„Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen“, sagt Josua. Wem wollen wir dienen? Wählt euch selbst!
Daniels Weisheit und Dienst am babylonischen Hof
Vers 19: Und der König sprach mit ihnen, und unter allen wurde keiner gefunden wie Daniel, Hananja, Misael und Azarja. Sie standen vor dem König, das heißt, sie dienten dem König. In allen Angelegenheiten, die der König von ihnen erfragte, fand er sie zehnmal klüger als alle Gelehrten und Beschwörer, die in seinem ganzen Königreich waren.
Diese jungen Absolventen der Universität waren also zehnmal gescheiter als die ehrwürdigen Beschwörer, Wahrsager und sonstigen Weisen von Babylon. Nebukadnezar bemerkte, wie überlegen diese jungen Männer in Weisheit waren. Woher hatten sie das? Sicher nicht von der babylonischen Astrologie. Er erkannte, dass hier etwas Besonderes an diesen Männern war. Deshalb wollte er sie in seiner Gegenwart haben. Sie dienten dem König, das heißt, sie standen in seiner Nähe und waren seine persönlichen Diener geworden.
Vers 21: Daniel blieb bis zum ersten Jahr des Königs Kyros. Was haben wir gelesen? Erinnern Sie sich an Jesaja 46, Vers 1: Beel krümmt sich, Nebo krümmt sich oder Nebo sinkt zusammen – die Götzen von Babylon, sie vergehen. Aber Daniel bleibt. Er überlebt Nebukadnezar, den Zweiten, Evilmerodach, Nergal, Abonidus und Belsazar. Er überlebt alle babylonischen Könige.
Als das babylonische Reich gefallen war, in Kapitel 5, wer blieb übrig? Daniel. Daniel blieb bis zum ersten Jahr des Königs Kyros. Später erfahren wir, dass er sogar noch das dritte Jahr des Königs Kyros erlebt hat. Daniel blieb. Er wurde nicht mit dem Strom weggeschwemmt, er wurde nicht mit Babylonien zerstört.
Jetzt ist die Frage ganz zum Schluss: Wirst du bleiben? Werden wir bleiben? Werden sie bleiben? Wir werden nur bleiben, wenn es einen Gott gibt, der sich offenbart. Wir werden nur bleiben, wenn wir einen Gott haben, der sich offenbart.
Gibt es einen Gott, der sich offenbart? In Daniel Kapitel 2 ist das die große Frage. Aber Sie dürfen das gerne selbst lesen. Gott ist ein wunderbarer Gott, und die, die ihn ehren, will er ehren.
Daniel blieb, und am Ende des Buches Daniel, ganz zum Schluss, im letzten Vers, heißt es: „Du aber geh hin bis zum Ende, und du wirst ruhen, und du wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage.“ Du wirst auch nach deinem Tod bleiben, du wirst auferstehen.
Das ist eine herrliche Botschaft dieses Buches. Es gibt zwei Bücher in der Bibel, die am meisten von der Bibelkritik angefochten wurden: das erste Buch Mose, das Buch der Anfänge, und das Buch Daniel, das Buch vom Ende, vom Ziel, von der Hoffnung, vom ewigen Ziel – das Buch, das im Alten Testament die Auferstehung predigt.
Das Buch schlechthin wollten die Menschen nicht haben. Sie wollten nicht wissen, woher der Mensch kommt – das erste Buch Mose. Und sie wollten nicht wissen, wohin der Mensch geht und ob es eine Hoffnung gibt für Menschen, die an Gott glauben. Das sind die zwei wichtigsten Bücher im Alten Testament: das erste Buch Mose und das Buch Daniel.
Der Herr möge uns segnen beim Lesen dieses Buches. Amen.
Wollen wir zum Gebet aufstehen? Herr, wir wollen dir die Ehre geben. Wir wollen lernen, wie diese Freunde und wie Daniel selbst, Gott zu ehren und an die erste Stelle zu setzen. Wir wollen dir unser Herz vorlegen und sagen: Nein, ich werde mich nicht verunreinigen lassen von den Dingen dieser Welt.
Es ist so gut zu wissen, dass du sagst: „Die mich ehren, will ich ehren.“ Danke, Herr, für diese strahlenden Vorbilder, die wir hier in der Schrift haben und die uns eine Ermutigung für unser Leben sind. Amen.