Die Bedeutung des Lobgesangs im Gottesdienst
Wenn wir singen, klingt das schön. Doch das Wichtigste am Singen ist nicht der Klang, sondern dass es Gott zur Ehre dient und sein Lob verkündet wird.
Ich möchte Sie heute am Sonntag Kantate zu unserem Gottesdienst grüßen. Dabei möchte ich Sie mit dem Wort grüßen: „Du, Herr, lässt mich fröhlich singen von Deinen Werken“ und „Ich rühme die Taten deiner Hände“.
Wir wollen unseren Gottesdienst in der Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus beginnen und das Lied „Wie groß ist es allmächtigen Güte“ singen. Dieses Lied wollen wir als Lobreich singen und dabei die Verse 1, 2, 4 und 5 aus Lied 485 singen.
Lasst uns beten: Lieber Herr, unser Lob ist oft brüchig und zu irdisch, mit all seinen Mängeln behaftet. Jetzt machen wir uns bewusst, dass vor deinem ewigen Thron die Heerscharen dir ihr vollkommenes Lob singen. Wir wissen, dass du uns rufst, auch in diese Schar aufgenommen zu werden. Wir sollen eines Tages dabei sein.
Heute danken wir dir bereits in Vorfreude für die Güte und Liebe, die du uns schenkst. Für diesen herrlichen Frühlingstag, an dem wir deine Macht spüren. Für die Kraft, mit der du uns bis heute erhalten und durchgetragen hast.
Es ist uns jetzt sehr wichtig, heute mehr von deiner Güte und Liebe zu entdecken. Rede zu jedem von uns. Gib uns Verständnis und Aufmerksamkeit, damit wir verstehen, was du uns sagen willst.
Wir wollen dir jetzt in der Stille all das bringen, was uns persönlich bekümmert und beschwert. Wir beten in der Stille.
„Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft!“ Amen!
Psalm 34 als Ausdruck persönlicher Erfahrung
Lese aus Psalm 34, dem schönen Danklied Davids, als er wunderbar aus einer Haft bei den Philistern befreit wurde.
Psalm 34
Ich will den Herrn allezeit loben; sein Lob soll immer in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preist mit mir den Herrn und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen.
Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir und rettete mich aus aller meiner Furcht.
Es gefällt mir immer so bei den biblischen Lobliedern: Das sind keine abstrakten Lehren, sondern Erfahrungen, die Menschen in der Not gemacht haben. Sie bezeugen selbst und sagen: So habe ich es entdeckt, so ist es wahr, und so könnt ihr es erleben.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht wird nicht schamrot werden.
Als einer im Elend rief, hörte der Herr und half ihm aus allen seinen Nöten.
Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist; wohl dem, der auf ihn traut.
Nun wollen wir miteinander singen:
Jauchzt alle Lande, Gott zu ehren (181), die Verse 1 und dann 3 bis 5.
Das Lied heißt „Jauchzt alle Lande, Gott zu ehren“. Ob Sie noch wissen, was Jauchzen ist?
Wie der Bub, der in der Kinderkirche gefragt wurde: „Was ist denn Jauchzen?“ Dann hat er gesagt: „Wenn man sich ganz saumäßig freut.“
Und wir haben es auch heute von den Kindern, die oft mehr begriffen haben von der Freude und vom Gotteslob.
Jesu Heilungen und das Lob der Kinder
Matthäus 21,14 und 17 – Es geht voran
Nach der Tempelreinigung, bei der Jesus die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel vertrieb, geschieht nun Folgendes: Ab Vers 14 kommen Blinde und Lahme zum Tempel zu Jesus, und er heilt sie.
Als die hohen Priester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die Jesus vollbrachte, und die Kinder im Tempel riefen: „Hosianna dem Sohn Davids!“, wurden sie zornig. Sie sprachen zu Jesus: „Hörst du, was diese sagen?“
Jesus antwortete ihnen: „Ja, habt ihr nie gelesen: ‚Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet‘?“ Das ist ein Zitat aus Psalm 8.
Danach ließ Jesus sie stehen und ging hinaus aus der Stadt nach Bethanien, wo er über Nacht blieb.
Liebe Gemeinde, es gibt oft schwere Konflikte zwischen den Generationen, Alten und Jungen. Sie könnten jetzt viele Geschichten darüber erzählen. Mir wurde einmal sehr eindrücklich geschildert, woran solche Spannungen manchmal liegen können.
Ein Vater, der verantwortlich für einen großen Industriebetrieb war, erzählte mir freimütig von den Schwierigkeiten mit seinem Sohn, der im Betrieb mitarbeitete. Über Monate, ja fast Jahre hinweg, wurden die Spannungen immer stärker. Der Sohn war missmutig, ging nicht richtig mit, sperrte sich, war kritisch, feindlich und manchmal richtig bösartig eingestellt.
Es ging so weit, dass der Sohn sogar den Glauben seines Vaters unter sein kritisches Feuer nahm. Der Vater berichtete, dass sich an einem Abend alles richtig entlud. Draußen tobte ein schweres Gewitter, Blitze zuckten, Donner rollte. In diesem Moment sprach der Sohn aus seiner Seele, was ihn bedrückte und belastete.
Dann schrie er den Vater an und sagte: „Nie mache ich dir’s recht. Ich arbeite bis tief in die Nacht hinein, aber du hast nie Lob für mich, nie Anerkennung.“
Der Vater erzählte etwas, das vielleicht wenige Eltern so begreifen: In diesem Augenblick erkannte er, dass der Sohn Recht hatte. Über all die Monate hinweg hatte er aus großer Angst versucht, alles in seinen Händen zu halten. Er dachte, nur so, wie er es machte, sei es richtig.
Er konnte das Andere nicht anerkennen. Damals lernte er, loszulassen.
Und bei ihnen geschah das Wunder, sagt der Vater: Sie konnten ihr Verhältnis ganz neu aufbauen. Er fand einen Freund in seinem Sohn, den er ehrte und lobte.
Die Bedeutung von Ehre im zwischenmenschlichen Umgang
Ach, wissen Sie, hier geht es nicht um ein paar Schmalzworte oder um eine Lobhudelei, um irgendein großes Wort. Es geht vielmehr darum, ob ich dem anderen den Raum zugestehen kann, der ihm gebührt.
Das Thema Ehre kommt ja oft in der Bibel vor, besonders dass einer dem anderen mit Ehrerbietung zuvorkommen soll. Dieses Wort hat auch heute noch Geltung. Vor allem in unserer Gemeinde sollte es so sein, dass wir uns um diejenigen kümmern, um die sich sonst niemand kümmert. Wir sollen ein Auge haben für die, an denen sonst jeder vorübergeht. Einer soll dem anderen mit Ehrerbietung zuvorkommen.
Aber das ist so schwer. Geht es Ihnen auch so empfindsam mit Ihrer eigenen Ehre? Dass man nichts hergeben will, weil man selbst so wenig hat? Dass man darunter leidet und klagen kann, wie wenig die anderen uns Ehre geben? Oder denken Sie an das Wort „Ehre Vater und Mutter“, das auch im zwanzigsten Jahrhundert bleibende Gültigkeit hat. Es bedeutet nicht nur, die Eltern zu ertragen, sondern sie zu ehren.
Das ist schwer, weil in unserer Welt ein Machtkampf stattfindet und jeder seinen Raum verteidigt. Aber heute will ich nicht von unserer Ehre reden. Ich möchte zuerst davon sprechen, dass wir Gott die Ehre rauben – von der gottgeraubten Ehre.
Die Geschichte heute führt uns mitten auf den Tempelplatz. Dort sind Jugendliche, junge Buben und Mädchen, die oben herumhüpfen und plötzlich anfangen, ihr „Hosanna, dem Sohne Davids“ zu singen und zu schreien. Wahrscheinlich waren es eher laute Stimmen, und es klang nicht sehr harmonisch.
Was ist daran eigentlich besonders? Bei biblischen Erzählungen ist es immer so, dass man erst durch den Widerspruch merkt, was eigentlich los ist. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten – was war da nur in ihnen vorgegangen? Ach, Sie wissen doch, wie das mit Kindergeschrei ist. Es kann einem schon manchmal auf die Nerven gehen, wenn man gerade Mittagsruhe machen will und es hört gar nicht auf.
Aber warum ging es denen auf die Nerven? Es ist interessant, dass in unserer Welt, sogar in den Tempeln Gottes, das Lob Gottes nur zaghaft und zögernd erklingt. Und dass gleich welche aufstehen und sagen: „Was soll denn die ewige Singerei? Hört mal auf, es gibt Wichtigeres zu tun!“ Dann setzen sie sich wieder hinter ihre Bücher, ziehen die Stirn in Falten, grübeln und diskutieren. Sie wälzen ihre großen, schweren theologischen Probleme.
Ist es wirklich so, dass das Lob Gottes eine seltene Sache ist? Jetzt müssen Sie selbst wissen, wie das bei Ihnen aussieht. Mit dem Lob Gottes ist heute Morgen schon das Lob Gottes gesungen worden.
Vielleicht wohnen Sie in einem hellhörigen Mietshaus. Dann ist es am Sonntagmorgen kritisch. Nicht jeder hat ein Pfarrhaus zur Verfügung, wo er Hausrecht hat. Und das Lob Gottes erklingt – geschieht das bei Ihnen in Ihren Büroräumen, da, wo Sie arbeiten, in Ihrer Küche, wo Sie stehen, wo Sie tagtäglich leben? Klingt das Lob Gottes so laut und hell, dass die Menschen es hören und sich daran freuen?
Hat Gott überhaupt nötig, dass wir das singen? Wenn wir vorhin diese beiden Chöre gesungen haben, ist es wirklich so, dass sich Gott daran freut – an unserem so zurückhaltenden, vorsichtigen Lied, das wir da singen?
Es ist so, dass jetzt die Heerscharen im Himmel den vollendeten Lobgesang Gott singen. Wie muss es da wohl klingen? Mir ist wichtig, dass wir einstimmen in diesen ewigen Lobgesang.
Aber auch jetzt heißt es: Alle Lande sind seiner Ehre voll, die ganze Natur singt das Lied der Ehre Gottes und preist den Schöpfer. Vielleicht haben wir in unserer Zeit kein Auge mehr dafür. Wir empfinden es gar nicht mehr, wenn wir heute hinausgehen in die Schönheit der Welt.
„Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ heißt es in einem anderen Psalm. Die einzige Stelle, wo das Lob Gottes verstummt, ist tatsächlich dort, wo Menschen leben. Wo Menschen leben, da kann es Wochen und Jahre geben, in denen kein Lob Gottes über unsere Lippen kommt.
Und jetzt denken Sie nicht an andere Menschen, sondern denken Sie einmal an sich selbst und prüfen Sie sich kritisch: Wie ist das bei Ihnen mit dem Loben? Wir können klagen, wir können anderen stundenlang immer wieder die alte Geschichte von dem schweren Leid und dem Schmerz erzählen, der uns getroffen hat. Aber das Lob Gottes kommt nicht mehr über unsere Lippen, obwohl wir doch gerade das Lied aus dem Leid heraus und aus der Not singen könnten, die wir durchlitten haben.
Die Vielfalt christlicher Gemeinschaften und das gemeinsame Lob
Als wir kürzlich in Israel waren, hat es uns immer wieder erschüttert, wenn man in Jerusalem sieht, wie viele kirchliche, christliche Konfessionen dort ihre Anbetungsstätten gebaut haben. Dabei fällt auf, dass an all diesen Orten oft mehr von menschlichen Kirchenorganisationen gesprochen wird als von Gott.
Es wäre so schön, wenn wir gar nicht mehr unsere Namen nennen würden. Ich habe nichts dagegen, dass Christen sich in vielen Konfessionen treffen. Das ist eben so in unserer Welt, und wir können es nur aus unseren Erfahrungen heraus verstehen. Doch es wäre wichtig, dass wir alle nur das laut werden lassen, was das Lob Gottes ist. Dieses Lob sollte von allen zusammenklingen – in einem vielstimmigen, großen Loblied zur Ehre Gottes.
Dann braucht man gar nicht mehr von uns und unseren Einrichtungen zu reden, sondern nur noch von ihm und dem, was wir mit ihm erlebt haben. Es ist doch der eine Herr, der uns erhält.
Ich möchte noch auf einige Geschichten im Alten Testament hinweisen, die zeigen, wie es mit der fehlenden Ehre Gottes aussah. Ein Beispiel ist der Pfarrer Eli, der Priester an der Stiftshütte. Er hatte zwei Söhne, die in sein Amt nachgewachsen waren. Doch Gott hielt Eli vor: „Du ehrst deine Söhne mehr als mich.“
Es gibt sogar den umgekehrten Fall, dass Eltern ihre Kinder vergöttern und ihnen nicht wehren, wenn sie sündigen. Dann muss Gott über diese Familie Gericht bringen. So kam es auch bei Eli und seinen Söhnen, die elend umkamen. Gott sagte: „Wer mich ehrt, den will ich ehren, und wer mich verachtet, den will ich verachten.“
Das ist ganz merkwürdig: Das Lob Gottes, das Sie singen, ist nicht uneigennützig. Je mehr Sie Gott loben und ehren, desto mehr lobt Gott Sie und macht Sie groß. Sie kommen nicht zur Ehre, indem Sie um eitle Anerkennung streiten, sich mit Menschen zanken oder um Ihren Ruf kämpfen. Ehren Sie Gott, und dann kann Gott Ihren Ruf auch bei den Menschen wieder in Ordnung bringen. „Wer mich ehrt, den will ich ehren.“
In der Bibel steht auch die Geschichte vom ersten König Israels, Saul. Er war ein demütiger Mann, der Gott von Herzen diente. Doch bald korrumpierte ihn die Macht innerlich. Es ist gefährlich, dass man bis ins Innerste versucht werden kann. Als Saul schuldig wurde vor Gott, sagte Samuel: „Gott kann dich nicht mehr brauchen.“
Saul antwortete: „Ja, das ist alles recht, aber ehre mich vor dem Volk. Lass nicht die Leute merken, dass ich ein sündiger Mensch bin. Ehre mich vor dem Volk.“ Ihm war wichtig, wie er vor den Menschen erscheint.
Immer wenn ich diese Geschichte lese, denke ich, dass wir hier alle in großer Offenheit sagen sollten: Wir brauchen täglich und stündlich die Gnade Jesu. Denn die Sünde schreit aus unserem Leben – das Unrecht, der Ungehorsam. Vor Gott können wir nur bestehen durch das große Wunder, dass er sich unser erbarmt.
Ach Saul, warum hast du es nicht offen vor den Leuten gesagt und das Loblied des Erbarmens Gottes gesungen? Ihm stand doch auch die Gnade und Vergebung offen.
Das war mein erster Punkt: die gottgeraubte Ehre. Die Alten haben es nicht gesungen, nur die Kinder auf dem Tempelplatz.
Die Unschuld und Ehrlichkeit der Kinder im Lob Gottes
Jetzt bin ich beim zweiten Punkt. Ausgerechnet Halbwüchsige erkennen das. Wie alt diese Kinder waren, weiß ich nicht genau, aber ich lasse meiner Fantasie dabei immer ein wenig freien Lauf. Einige ärgern sich vielleicht darüber und sagen, es stimmt nicht ganz, es waren doch wirklich Babys im Kinderwagen. Ich glaube, es waren eher Acht- bis Zehnjährige. Diese sehe ich vor meinem inneren Auge, wie sie dort kicken.
In der Ecke da drüben, an der Stitzenburgstraße, sind junge Leute, die ihr Idol im FC Bayern München haben und aus Rumänien stammen. Das verstehen Sie: Der schießt Tore und kann laufen, an ihm kommt keiner vorbei. Diese Jugendlichen haben einen realistischen Blick und erkennen das.
Und diese Halbwüchsigen da oben, diese Jungscharbuben, kräftig und fröhlich, standen auf dem Tempelplatz und haben miterlebt, was Jesus tat. Die Lahmen und Blinden kamen zu ihm. Die anderen waren das vielleicht schon gewohnt und hatten den Blick darauf verdrängt. Aber diese Kinder, die Jesus immer den Erwachsenen vorgezogen hat und die er schon wegen ihrer Jugend glücklich gepriesen hat, nicht weil sie fehlerlos sind, sondern weil sie ehrlicher sind, riefen begeistert „Hosanna dem Sohn Davids“, als sie erlebten, wie Jesus die Kranken gesund machte.
Wie der blinde Mann plötzlich sehen konnte – Jesus brachte ihm die Freude über das Ende des Leids in der Welt. Das können wir von den Kindern lernen: Sie erleben viel mehr mit Jesus und erwarten viel mehr von ihm.
Wir hatten es schön in Israel auf unserer Reise, aber ich habe sie doch beneidet, dass sie am letzten Sonntag das miterleben durften, als die Kinder der Kinderkirche hier waren. Es ist ja bald der Höhepunkt des Jahres, wenn diese große Schar vorne kommt. Mich beeindruckt es immer wieder, wie diese Kinder von Herzen Jesus lieb haben und uns mit all dem, was sie beten und glauben, ein Vorbild sind.
Bei Kindern ist das gar kein großes Problem. Kennen Sie Kinder, die freimütig zugeben, wo sie Fehler gemacht haben? Dann kommen sie mit tränenden Augen und sagen: „Es tut mir leid.“ Schön wäre es, wenn wir die Vergebung Jesu so empfangen könnten wie die Kinder.
Und wenn sie sich dann wieder an den Rucksack der Mutter drücken, ist die Freude da, wenn die Mutter zurückkommt. Wenn die Kinder hinfallen, brüllen sie einfach und wissen, die Hilfe kommt gleich. Das ist bei ihnen ganz einfach. Darum kommt auch das Loben so von innen heraus, so echt und überzeugend.
Die Kritik der Bibelfesten und die Warnung Jesu
Ja, aber was war jetzt mit denen, die da kritisiert haben? Das waren ja bibelfeste Männer. Man könnte sagen: Die Bibelfesten sind die Bösen, die gegen das Gotteslob sind. Aber das wäre Quatsch. Ohne die Bibel können wir nicht glauben. Ohne das Wort Gottes gibt es keinen Weg zu Jesus.
Umgekehrt können wir sagen: Es ist interessant, dass auch ein Bibelglaube uns nicht automatisch zum Lob Gottes führt. Man kann die Bibel kennen und dennoch das Wichtigste übersehen. Das ist uns zur Warnung geschrieben.
Jesus hat diesen gescheiten, grundgescheiten Leuten gesagt: Die Kinder haben euch viel voraus. Sie sind unmündig. Und genau das ist am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts entscheidend. Wir legen so großen Wert darauf, mündig zu sein. Der moderne Mensch kann alles, emanzipiert sich und befreit sich von jeder Vormundschaft.
Als Christen wollen wir sagen: Wir können ohne Jesus nichts, genauso wie die Kinder heute nicht. Wir können uns nicht am Sonnenschein freuen, nicht schlafen ohne ihn, nicht aufwachen ohne ihn, nicht arbeiten ohne ihn. Wir können im Ruhestand nicht leben ohne ihn, nicht zur Operation gehen ohne ihn, nicht an Gräbern stehen ohne ihn, nicht sterben ohne ihn.
Wie die Kinder wollen wir uns an den Rucksack Jesu hängen. Darum hat Jesus die Unmündigen selig gepriesen.
Es ist schwer zu denken, welche vollendeten Tempelchöre damals wohl gesungen haben. Es muss unheimlich schön geklungen haben. Doch Jesus hält das Gebrüll der Meute der Halbwüchsigen – oder, wenn man will, das Babygeschrei der Kinder im Kinderwagen – für toller und für ein größeres Gotteslob.
Es könnte sein, dass unsere Oratorien in den Kirchen verhallen und das Ohr Gottes nicht erreichen, auch wenn sie von Hochprofi-Künstlern vorgetragen werden. Dann aber kommt das Gotteslob wieder aus den Teestuben und Schülerzellen.
Da sitzt abends einer auf seiner Bude, klampft ein bisschen und singt aus seinem Jesuname-Buch seine Lieder. Gott zur Ehre, von Herzen, weil er die Rettung empfunden hat und erlebt hat, wie Jesus im Leben seines Freundes von Hoffnungslosigkeit und Schuld freimacht.
Wenn man dann etwas über diese bibelfesten Männer sagen darf, dann könnte das heute über uns Theologen sein. Wir studieren, lesen Bücher, und am Ende kommt kein Gotteslob heraus. Die Kirchen werden leerer, das Ärgernis in der Gemeinde wächst, und Menschen werden verunsichert.
Das ist doch der Prüfstein: Ob Menschen anfangen, Jesus zu preisen, ihn zu loben und ihm zu danken für all das, was sie mit ihm erlebt haben.
Der Dienst des Lobpreises und seine Bedeutung
Noch ein letztes Wort über unseren Dienst: Ja, das ist unser Dienst – Gott zu loben, das ist unser Amt.
Warum sollen wir denn singen? Was kommt denn da Produktives heraus? Heute sind wir so sehr von Nützlichkeit und Effektivität geprägt, dass wir uns fragen, was das schon bringen soll. Wenn ich Geld spende, weiß ich, was man dafür machen kann. Wenn ich meine Arbeitskraft gebe, kann ich das berechnen.
Aber aus dem Gotteslob kommt eigentlich das Größte hervor: Dass in dieser gottlosen Welt Menschen, die etwas von der Größe Gottes erfahren und von der Herrlichkeit Jesu, das so schön finden. Wenn wir in den Krankenzimmern singen, ist das schön. Wenn sie in ihren Häusern singen, auch mit ihrer brüchigen Stimme, wenn sie beim Autofahren singen, und das alles tun, um Gott zur Ehre zu singen.
Wir wollen dabei betonen, dass es nicht um ein Halleluja-Gebrüllelei geht, denn Jesus kann das auch angreifen. Es ist nicht nur das Singen mit den Lippen, auch wenn man es noch so begeistert und laut tut, aber das Herz ist fern von mir. Nein, dort, wo das Lob aus dem Herzen kommt, aus großer Dankbarkeit, wird das Lob Gottes wirklich gesungen.
Wo Herz und Mund miteinander einstimmen in das, was sie erfahren haben, da tun sie das auch dort, wo sie sonst wortlos sitzen – in den Krankenstuben, bei den Schwermütigen, wenn die Depressionen so groß sind. Es gibt ja so viele Lieder, nicht nur die Loblieder. Eigentlich sind alle Lieder Loblieder, auch die, die in schwerer Not gedichtet wurden.
Welche Lieder sind eigentlich in unserem Gesangbuch nicht in großem Leid entstanden? Zum Beispiel die von Philipp Friedrich Hiller, der den schönen Vers geschrieben hat: „So wein ich, wenn ich wein, doch noch mit Loben, noch im Weinen lobe ich ihn.“
Und dann wollen wir das weitertragen. Es ist heute üblich geworden, dass man an Gräbern nicht mehr singt. Aber es war schön, wenn man bei Christengräbern wieder singt, wenn man laute Osterlieder singt – die Lieder der Hoffnung, die Ewigkeitslieder der Freude –, sodass wir durch die Trauer und die Vergänglichkeit dieser Welt hindurchsehen können.
Gebet und Segen für die Gemeinde und die Welt
Doktor Heiko Grimmer erzählt, wie sie mit Studenten am Bett eines schwer kranken jungen Mannes standen und Gott baten, er möge doch das Wunder wirken und diesem so schrecklich kranken jungen Mann Heilung geben. Am Ende betete der junge Mann nur: „Herr, du weißt, wie ich leben will, aber ich habe nur eine Bitte, dass mein ganzes Leben dir zum Lobe diene. Lebend oder sterbend. Amen!“
Nun singen wir vom Lied „Oh, dass ich tausend Zungen hätte“, Nummer 238, die Verse 4 A, B und C. Das sind die Verse, die nur im württembergischen Gesangbuch vorkommen und nicht im gesamtdeutschen Teil. Deshalb haben sie eine eigene Nummerierung: 238, Verse 4 A, B und C.
Und beten Unser Herr Jesus Christus. Da schämen wir uns, weil wir das so schlecht können, mit dem Loben, gerade dort, wo du uns durch die Tiefen hindurchführst. Doch haben wir deine Hand alle da erfahren. Du warst uns nah und hast uns umgeben von allen Seiten.
Wir wollen dich auch jetzt bitten für alle, die noch mittendrin stehen in den schweren Prüfungen ihres Glaubens und Lebens. Sei ihnen besonders nahe und lass sie erfahren, wie das wahr ist. Und wie auch durch die Loblieder der früheren Generationen sie getröstet werden in den schweren Lebensführungen.
Wir möchten jetzt auch für die bitten, die über die Kassetten in den Krankenbetten teilnehmen, dass du zu ihnen redest und ihnen das groß machst. Nicht nur die leibliche Genesung, die du wunderbar schenken kannst, sondern dass wir geborgen sind in dir, in Zeit und Ewigkeit.
Sie macht uns dies zur wichtigsten Sache: dass wir unser Leben mit dir bereinigen, dass wir eine klare Entscheidung für dich treffen und dir von Herzen nachfolgen. Und dann wollen wir dir danken, danken für alle deine Güte, dass dein Wort wahr und gewiss ist, dass du es uns gegeben hast und dass du es vor unseren Augen erfüllst und bestätigst, auch in unseren Tagen.
Wir wollen dich auch bitten für unsere Welt, in der wir leben, für unsere Stadt, wo so viele Menschen dich nicht kennen und schier zusammenbrechen unter der Sinnlosigkeit ihres Lebens und unter der Lehre, die sie so deutlich empfinden. Gib doch uns das Geschick und das Vermögen, dass wir ihnen so von dir sagen, dass sie zum Glauben an dich kommen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Hinweise zum Gemeindeleben und organisatorische Informationen
Singen wir noch den Vers "Ach, nimm das arme Lob auf Erden" 238, den letzten Vers.
Am nächsten Sonntag haben wir Konfirmation. Der Gottesdienst beginnt um 9:30 Uhr. Wir freuen uns sehr auf dieses Fest mit unseren Konfirmanden.
Ich habe die Angewohnheit, niemanden auszuladen, weil ich es nicht schön finde, wenn man jemanden vom Gottesdienst ausschließt. Allerdings haben wir 24 Konfirmanden, und ich möchte Ihnen an diesem Sonntag auch Mut machen, den Gottesdienst um 10:45 Uhr zu besuchen.
Wir haben extra einen zweiten Gottesdienst eingerichtet, damit die Familien der Konfirmanden hier auch Platz finden. Niemand ist also ausgeladen. Wer es aber ermöglichen kann, tut uns einen Gefallen, wenn er zum zweiten Gottesdienst um 10:45 Uhr kommt. Oder wenn Sie Rücksicht nehmen und sagen, dann kann ich ja die Übertragung nutzen, damit die Angehörigen hier Platz finden. Vielen Dank, wenn das so ein wenig klappt, ohne dass man jemanden zwanghaft ausladen muss.
Die Kinderkirche findet am nächsten Sonntag ausnahmsweise nur um 10:45 Uhr statt. Ich denke, die Familien können das mal umstellen und statt Frühstück ein Spätstück machen oder etwas Ähnliches. Dann wird das ganz interessant.
Ich habe noch einmal die Freizeitprospekte der Jugend hinten aufgelegt, auf dem Fenstersims im Gang. Es gibt Angebote für Jungen in Korsika, Mädchen in England und junge Erwachsene irgendwo in Südtirol. Die Prospekte liegen dort, damit sich Interessierte bedienen können. Auch wenn Sie Verwandte haben, dürfen Sie diese gerne dazu einladen.
Vor einigen Wochen hatten wir ein kleines Problem mit den Kassetten. Manche fragten, was da los sei, denn die Musik klingt auf den Kassetten manchmal so grausam. In Wirklichkeit singen wir viel schöner. Das liegt an den Kopien. Wir haben eine neue Anlage für fast 20.000 Mark gekauft. Aber diese Schnellkopierer haben bei der Musik eine kleine Tücke.
Es gab eine besondere Schwierigkeit: Unsere Aufnahmekassette lief durch einen technischen Produktionsfehler nicht richtig und blieb mittendrin stecken. Ich nenne keinen Firmennamen. Unser Waldemar Ludwig hat in einer Superleistung in kürzester Zeit den Ton von der Videokassette heruntergenommen. Dabei war manches nicht ideal, weil die kaputte Kassette hängengeblieben war.
Sie wissen, es liegt einfach an der technischen Unvollkommenheit. Wir wollen Ihnen nur so gut wie möglich etwas bieten. Wir hören die Kassetten teilweise an. Es gab einen technischen Fehler am Gerät, sodass die Rückseite nicht bespielt war. Solche technischen Pannen passieren. Bis wir das merkten, waren einige Kassetten schon ausgegeben.
Bitte bringen Sie die Kassetten zurück, wir tauschen alles um in einwandfreie Exemplare, soweit es möglich ist.
Ich möchte auch daran erinnern, dass wir die blauen Kassetten hinten kostenlos verleihen. Diese dürfen Sie kostenlos mitnehmen, aber immer erst acht Tage später zurückgeben. In den ersten drei Monaten soll man sie nur acht Tage behalten. Ältere dürfen sie auch mal länger ausleihen, zum Beispiel, wenn Sie in Urlaub fahren. Sie bekommen sie kostenlos mit auf Treu und Glauben. Vielen Dank!
Die Mappen des Gemeindedienstes liegen drüben. Wir möchten den neuen Notizzettel, der auf Ihren Plätzen liegt, in die Häuser tragen. Es gibt auch ein missionarisches Blatt, mit dem wir die Leute in diesem Bezirk wieder in unsere Gemeinde einladen wollen.
Ich bin dankbar, wenn die Gemeindediensthelfer die Mappen mitnehmen und in den kommenden Tagen in unseren Häusern einladen. Wir stehen hier in einem Missionsfeld mitten in der Stadt und sind dankbar für jeden, der uns dabei helfen kann.
Zum Opfer noch etwas: Da ist der letzte Rundbrief von unserem Willi Ehret, der aus Ditzingen stammt und als Student in Hohenheim in unserer Gemeinde war. Er hat von seiner Arbeit in Nigeria berichtet, einer Landwirtschaftsarbeit.
Diese gelblichen Zettel liegen hinten aus und wurden auch vorhin schon verteilt. Nehmen Sie diese mit, denn dafür ist heute das Opfer bestimmt. Die Arbeit wird jetzt eindrücklich in einheimische Hände übergeben.
Willi Ehret soll in diesen Tagen zurückkehren. Ein Afrikaner der Evangelischen Allianz Afrikas, der Leiter Doktor Togunbe Adeyemo, hat mir neulich gesagt: „Das ist eigentlich eine komische Sache bei euch Europäern. Ihr unterstützt Missionare, solange ihr sie aussendet. Aber ab dem Tag, an dem Einheimische an ihre Stelle kommen, zahlt ihr keinen Pfennig mehr. Und dann wundert ihr euch, wenn nachher alles zusammenbricht.“
Deshalb ist es wichtig, dass wir heute noch einmal ein Opfer für die Übergabe dieser Arbeit geben, die dort unten weitergehen soll. Diese Arbeit in Nordnigeria, an die wir schon oft gedacht haben. Nehmen Sie auch die Berichte mit, wenn Sie daran interessiert sind.
Getraut werden am kommenden Samstag um 14 Uhr in der Hospitalkirche Hans Griechbaum, CVJM-Jugendsekretär, Hofeldstraße 45 in Stuttgart 70, und Christine Brenner, Mitarbeiterin bei Hilfe für Brüder, wohnhaft in der Alexanderstraße 146. Die Trauung findet am kommenden Samstag um 14:00 Uhr in der Hospitalkirche statt.
Abschlusssegen
Und nun wollen wir um den Segen Gottes bitten.
Herr, segne uns und behüte uns. Erhelle dein Angesicht über uns und sei uns gnädig. Herr, richte dein Angesicht auf uns und schenke uns deinen Frieden.
Wie?
