Wir sind als Gemeinde immer noch im Römerbrief unterwegs, und heute Morgen erreichen wir den letzten Teil von Römer 12. Dieses Kapitel ist sehr wichtig. Manchmal ist es gut, auch einmal zurückzuschauen und zu überlegen, was wir bisher im Römerbrief gelernt haben.
Paulus macht in Römer 1 bis 3 deutlich: Als Mensch bin ich aufgrund meiner Sünde von Gott getrennt, weil ich mich selbst zum Zentrum meines Lebens gemacht habe. Das ist das Thema der ersten drei Kapitel. Er zeigt auf, dass ich mich herrlich über Gottes Wort hinweggesetzt habe. Gott war nicht der Herr in meinem Leben, ich habe mich ihm nicht unterstellt.
Trotz aller Anstrengungen meinerseits, was immer das auch sein mag, habe ich keine Chance, die verlorengegangene Beziehung zu Gott wiederherzustellen.
Ab dem zweiten Teil von Römer 3 macht Paulus dann deutlich, dass das Unglaubliche geschehen ist. Wir haben das auch in den Gebeten heute Morgen schon mehrfach gehört: Der Herr Jesus ist für meine Sünde gestorben. Er hat mit seinem Leben für meine Sünde bezahlt und ist mit seinem Leben in den Tod gegangen. Das muss ich glauben und für mich persönlich in Anspruch nehmen. Dann nimmt Gott mich als sein Kind an und schenkt mir Heilsgewissheit. Davon spricht Paulus in Römer 5.
Gott gibt mir außerdem durch seinen Geist die Kraft, anders leben zu können. Das erfahren wir in Römer 6 bis 8. Diese Kapitel enden mit dem triumphalen Satz: Wer wird mich scheiden oder wer wird uns scheiden von der Liebe Gottes?
In den nächsten drei Kapiteln, also Römer 9 bis 11, macht Paulus deutlich, dass nicht einmal Israel von dieser Liebe Gottes geschieden ist. Gott bleibt weiterhin mit seinem Volk verbunden.
Ab Römer 12 stellt Paulus uns nun einen neuen Lebensstil vor, der auf dem Fundament eines veränderten Denkens steht. Davon spricht Paulus bereits in Römer 12, Verse 1 und 2. Er sagt: Wenn ich Jesus kennenlerne und Gottes Wort kennenlerne, dann wird dieses Wort Gottes zum Maßstab meines Lebens. Dadurch verändert sich mein Denken, und dadurch verändert sich mein Leben.
So weit sind wir im Römerbrief gekommen.
Ich habe versucht – oder ich versuche – heute Morgen das vielleicht noch einmal ein bisschen deutlicher zu machen, und zwar mit einem Beispiel aus der Musik. Das ist für mich immer ziemlich schwierig. Ich habe mal so ein Metronom mitgebracht. Ich weiß nicht viel von Musik, aber ich weiß, dass es einen Takt gibt, und ich muss die Noten in diesem Takt spielen.
Dieses Metronom hat einen bestimmten Takt, den ihr hört. Es schlägt in diesem bestimmten Takt. Im Grunde genommen ist das, was Paulus in Römer 12 sagt: Menschen ohne Jesus sind in einem bestimmten Takt unterwegs. Das ist der Takt, in dem diese Welt einfach schlägt und in dem sie steht. Zum Beispiel: Jesus ist nicht der Herr meines Lebens, ich drehe mich nur um mich selbst.
Wenn Menschen jetzt Jesus kennenlernen, verändert Gottes Geist, ich sage mal, den Takt im Leben. Das heißt also: Hier sind die Tausenden von roten Metronomen – oder wie auch immer die Mehrzahl heißt, Erwald, du weißt es bestimmt. Ah, ich habe es ganz gut gemacht, okay. Wenn man die Metronome dann einfach loslässt, merkt man, dass da jemand anders schlägt.
Das führt dann auch zur Disharmonie. Da denkt ja jemand plötzlich anders, das fällt auf. Deswegen kann man das immer wieder in der Presse nachlesen: Es wird einfach gesagt, Christen denken ja ganz komisch. Zum Beispiel denken sie, dass Gott sie geschaffen hat und nicht die Evolution. Das ist so ein Missklang, der dazwischenkommt.
Mein Denken ist also anders. Aber es ist normal, vom Wort Gottes her, dass mein Denken anders ist, dass ich in einem anderen Takt schlage. Man würde vielleicht sagen, dass ich anders ticke. Das ist das, was Paulus in Römer 12 sagt. Und wenn du anders tickst, wirst du auch anders leben.
Das sind die Verse, um die es jetzt geht. Paulus macht deutlich, wie mein Leben mit Jesus aussieht, wenn mein Denken verändert ist. Darum geht es in Römer 12, Verse 9 bis 21.
Lest diese Verse zunächst einmal: Da heißt es, die Liebe sei ungeheuchelt, verabscheut das Böse und haltet fest am Guten. In der Bruderliebe seid herzlich zueinander. In Ehrerbietung soll ein jeder dem anderen vorangehen.
Seid im Fleiß nicht säumig, brennt im Geist und dient dem Herrn. In der Hoffnung freut euch, in Bedrängnis haltet stand, im Gebet seid beharrlich. Nehmt Anteil an den Bedürfnissen der Heiligen und strebt nach Gastfreundschaft.
Segnet diejenigen, die euch verfolgen; segnet und verflucht nicht. Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Seid gleichgesinnt untereinander, denkt nicht hochmütig, sondern haltet euch zu den Niedrigen. Seid nicht klug bei euch selbst.
Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid bedacht auf das, was vor allen Menschen ehrbar ist. Wenn möglich, lebt mit allen Menschen in Frieden. Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes.
Denn es steht geschrieben: »Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr.« Wenn nun dein Feind hungert, so speise ihn; wenn er durstet, gib ihm zu trinken. Denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten.
Diese sehr herausfordernden Verse machen deutlich, wie es praktisch aussieht, wenn mein Lebensmetronom anders tickt. Ich habe diese Verse überschrieben mit dem Satz: »Ein anderes Lebensziel verändert meinen Lebensstil.« Vielleicht habt ihr das als Brücke, dass diesem anderen Ticken etwas zugrunde liegt.
Kommen wir zu dem Text zurück. Mein Ziel, das hinter all dem steht, was Paulus hier schreibt, ist, Jesus zu gefallen. Ich möchte zu seiner Ehre leben. Das wirkt sich, wie schon gesagt, auch auf meinen Lebensstil aus.
Gott schafft es durch seinen Geist – das ist das Faszinierende –, dass ich anders „ticke“. Ich beginne, anders zu denken aufgrund des Wortes Gottes, und ich beginne, anders zu leben, so wie bei einem Metronom. Ein Metronom kann den Takt nicht selbst einstellen, es kann nur den Takt leben, der eingestellt worden ist. Paulus hat zu Beginn von Römer 12 gesagt, dass Gottes Geist in meinem Leben diesen Takt verändert, damit ich ein Leben führen kann, das Gott ehrt.
Das Besondere an diesem neuen Lebensstil lesen wir dort: Die Liebe ist ungeheuchelt. Das findet man im wirklichen Leben nicht so häufig. Es liegt uns Menschen, dem anderen etwas vorzuspielen, ihm vorzugaukeln, ich suche dein Bestes – vielleicht als Versicherungsvertreter oder so –, aber in Wirklichkeit geht es um mein Bestes, um meine Provision. Das könnte man auf viele verschiedene Bereiche übertragen.
Das ist der Unterschied zwischen meiner Liebe und Gottes Liebe: Ich suche mein Bestes, aber Gott sucht nicht sein Bestes, er will für mich das Beste. Wenn Paulus hier schreibt „die Liebe“, dann nimmt er Maß an der Liebe Gottes. Gott hat die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, das heißt, ihn für uns sterben ließ. Gott selbst hat dadurch gar nichts gewonnen, aber es hat ihn alles gekostet.
Wir Menschen sind ganz anders unterwegs als Gott. In der Volkswirtschaft spricht man vom homo oeconomicus, dem Wirtschaftsmenschen, der immer fragt: Was bringt mir das? Einer dieser Grundsätze ist, dass dieser Wirtschaftsmensch seinen Nutzen maximieren will. Dieser Egoismus ist so berechenbar, dass man ihn fest in Konsumtheorien und Gleichungen einbauen kann. So weiß man, wenn wir das und das tun, dann wird der Mensch, weil er egoistisch ist, so und so reagieren.
Auch die Bibel sagt mir: Ich spiele meine Liebe oft nur vor, und hinter meinen liebevollen Kulissen geht es um meinen Egoismus. Wenn Jesus in Matthäus 22 sagt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, dann setzt das voraus, dass ich vor allem mich selbst liebe. Man versucht, diesen Vers manchmal auch so auszulegen, dass man sagt: Na ja, um die Nächsten wirklich lieben zu können, muss ich zunächst mal mich selbst lieben. Aber dann würde der Satz heißen: „Liebe deine Nächsten und dich selbst.“ So heißt er aber nicht. Hier steht „wie dich selbst“. Das setzt meine Eigenliebe voraus.
Gott will uns diese Liebe schenken. Das fand ich faszinierend an diesem Text: Wir können diese Liebe ungeheuchelt leben. Dazu will der Herr Jesus uns freimachen. Er will uns freimachen von diesem ständigen Drehen um uns selbst. Er will uns seine Liebe schenken, die wirklich das Beste für den anderen sucht.
Diese Liebe ist kein Gefühl. Diese Liebe ist in erster Linie eine Entscheidung. Ich lasse mich von dem Anderen nicht bestimmen, sondern ich entscheide mich dazu, dem Anderen etwas Gutes zu tun. Ich suche sein Bestes, egal wie ich mich dabei fühle.
Die Frage ist: Ist das nicht Heuchelei? Wenn ich dabei schlechte Gefühle habe, muss ich denn nicht erst auf meine Empfindungen warten, bevor ich handeln kann?
Nein, das muss ich nicht. Ich glaube, ich habe dieses Beispiel schon einmal verwendet: Wenn morgens um 4:30 Uhr dein Wecker klingelt und dich aus deinen schönsten Träumen reißt, dann würde ich mal sagen, hast du keine tollen Gefühle. Du denkst nicht: "Wow, auf diesen Wecker habe ich nur gewartet, dieser schrille Ton bringt mein Herz zum Hüpfen." Aber trotzdem stehst du auf.
Ist das nicht Heuchelei? Denn dein Gefühl sagt dir eigentlich etwas ganz anderes. Dein Gefühl sagt dir: "Ich möchte gerne liegen bleiben." Es ist keine Heuchelei. Du nimmst Verantwortung in deinem Leben wahr. Und genau so ist es mit der Liebe Gottes.
Gott hat seine Liebe in dein Herz ausgegossen, so lesen wir es in Römer 5. Und du darfst diese Liebe leben. Wenn ich etwas habe, was andere nicht haben, dann ist damit sehr oft auch eine Verantwortung verbunden.
Stell dir vor, du hast ein Handy – musst du dir nicht vorstellen, hast du sowieso. Aber du kommst jetzt zu einem Unfall, bei dem keiner außer dir ein Handy hat. Dann ist es deine Verantwortung, Hilfe zu rufen, weil du etwas hast, was die anderen nicht haben. Und das macht es möglich, in diesem Fall Hilfe zu rufen.
Wenn Gott dir seine Liebe geschenkt hat, dann hast du damit eine Verantwortung. Du sollst sie nicht nur in die Vitrine stellen, sondern sie im Alltag einsetzen.
Paulus beschreibt hier sehr konkret, wie es aussieht, Gottes Liebe zu leben. Er beginnt damit, dass er sagt: Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten. Ich muss es nicht lernen, böse zu sein.
Ab Markus 7,21 – die meisten von euch kennen diese Passage aus dem Markus-Evangelium – werden wir mit unserer Realität konfrontiert. Der Herr Jesus konfrontiert uns und sagt: „Aus dem Herzen des Menschen kommen böse Gedanken, Unzucht, Dieberei, Mord“ und so weiter. Das steckt alles in mir.
Aber wenn Jesus mein Lebensziel verändert hat, dann beginne ich, diesen alten Lebensstil der Sünde zu verabscheuen. So sollte es sein. Manchmal ist es nicht so. Und vielleicht geht es euch auch so: Manchmal fällt es schwer, sich von sündigen Wünschen zu verabschieden und sie nicht zuzulassen.
Wie gehe ich damit um, wenn ich merke, dass es bei mir nicht so ist, wenn ich das Böse nicht verabscheue? Für mich war es einmal sehr eindrücklich, als ich mich während meiner Ausbildung – das ist schon lange her – in eine Arbeitskollegin verliebt hatte. Die Frau war alles andere als gläubig. Jesus war ihr völlig egal. Und ich wusste: Gott sagt Nein zu dieser Beziehung.
Ich habe damals lange Spaziergänge unternommen und mich selbst angepredigt. Ich kannte das Wort Gottes und sagte zu mir: „Thomas, das ist nicht möglich.“ Am Ende solcher inneren Strafpredigten habe ich von meinem Verstand her gesagt, dass alles richtig ist. Aber in meinem Herzen sagte ich: „Aber ich will es doch.“
Wie gehe ich damit um, wenn ich die Sünde eben nicht verabscheue, wenn ich sage, ich würde doch eine solche Beziehung zulassen? Dann ist es wichtig, dass ich auf das höre, was Paulus hier sagt: Verabscheue das Böse.
Auch wenn du positive Gedanken und Gefühle gegenüber einem Weg hast, von dem du ganz klar weißt, dass es nicht Gottes Weg ist, dann folge nicht deinen Gefühlen, sondern dem Wort Gottes. Tu nichts, was diesen sündigen Wunsch fördert. Und wenn es geht, halte Abstand von der Sünde. Lenke deine Gedanken bewusst in eine andere Richtung.
Bitte den Herrn Jesus immer wieder: „Herr, gib mir die Kraft, am Guten festzuhalten, auch wenn es mir schwerfällt.“ Es ist völlig egal, ob es mir schwerfällt oder nicht – besser einen schweren Weg gehen als einen falschen.
Das ist das, was Paulus hier sagt. Und wenn Paulus diesen Satz in den Zusammenhang der Liebe stellt – das ist ja das große Thema hier –, dann meint er zuerst die Liebe zu Gott. Dass ich Gott liebe, ist nicht nur etwas, das über meine Lippen geht, sondern das wird in meinem Leben sichtbar.
Das zeigt sich daran, dass ich immer mehr begreife, wie Gott denkt, fühlt und handelt, und meine Sehnsucht wächst, genau das Gleiche zu tun. Es muss deutlich sein: Mein Leben schlägt einen anderen Takt, so wie dieses Metronom.
Ich will alles hassen, was Gott hasst, auch wenn ein nicht-christliches Umfeld das anders sieht. Übrigens ist das nicht neu. Schon der Prophet Jesaja sagt zu seiner Zeit: „Weh denen, die das Böse gut nennen und das Gute böse.“ Das war damals schon so, und das ist auch in unserer Zeit nicht anders.
Die Bibel sagt zum Beispiel: Verleugne dich selbst. Die Gesellschaft sagt: Verwirkliche dich selbst! Die Bibel sagt: Familie ist dort, wo Kinder möglich sind. Die Gesellschaft diskutiert ganz heiß über die Frage: Familie ist dort, wo Kinder sind, egal ob Frau und Frau oder Mann und Mann zusammenleben.
Hier werden Dinge ganz stark verschoben. Wer Gott liebt, der hält am Guten fest. Das Gute ist Gottes Wille, und deshalb lese, lese und lese ich Gottes Wort immer wieder.
Denn Hebräer 5 verrät uns: Nur durch die Gewöhnung, dass ich Gottes Wort ständig lese, habe ich geübte Sinne, um etwas zu tun, das Gute und das Böse zu unterscheiden. Und wenn ich am Guten festhalten will, ist die Voraussetzung, dass ich Gutes und Böses überhaupt erst unterscheiden kann.
Paulus kehrt dann zur zwischenmenschlichen Ebene zurück. Es heißt dort: „In der Bruderliebe seid herzlich zueinander.“ Christen unterscheiden sich von anderen Menschen durch ein Dreierpaket, das bei ihnen grundsätzlich anders ist. Dieses Dreierpaket heißt Glaube, Liebe, Hoffnung.
Deshalb ist es keine Option, den Bruder zu lieben, sondern ein Auftrag, zu dem ich auch die Ausrüstung habe. Ich darf herzlich mit dem anderen umgehen, das will Gott mir schenken. Ist das nicht großartig? Ich muss nicht ständig um mich selbst kreisen, sondern darf mich damit beschäftigen, worüber sich der andere freut und was ihm hilft.
Wenn jeder von uns mit der Frage beschäftigt ist: „Wie kann ich dem anderen eine Freude machen?“, dann wird herzliche Bruder- und Schwesterliebe in der Gemeinde sichtbar. Das dürfen wir in kleinen Schritten leben.
Deswegen ist es wichtig, dass du dir nicht von vornherein zu hohe Ziele setzt. Nach dem Motto: „Ich kann gerade so schwimmen, und jetzt will ich in den nächsten zwei Wochen bei den Olympischen Spielen gewinnen.“ Es ist gut, erst einmal zu sagen: „Wenn ich 25 Meter schaffe, dann reicht das.“
Ich glaube, unser Problem ist, dass wir uns zu große Ziele setzen, anstatt Lernziele zu definieren. Wir sollten sagen: „Ich mache den nächsten Schritt.“ Was bedeutet das vielleicht? Zum Beispiel, über jemanden nachzudenken, dem ich Liebe erweisen kann, und das dann auch im Alltag umzusetzen.
So macht Paulus es hier. Er sagt, ein praktischer Schritt, ein ganz kleiner, ist, dem anderen in Ehrerbietung voranzugehen. Das heißt: Wenn du merkst, dass eine intensive Beziehung zu jemandem abkühlt, musst du nicht denken: „Dann soll der doch kommen.“ Stattdessen kannst du hingehen und sagen: „Du, ich habe den Eindruck, unsere Beziehung kühlt ab. Ist da irgendetwas zwischen uns?“
Dann gehst du dem anderen in Ehrerbietung voran. Da bricht dir doch kein Zacken aus der Krone. Du musst nicht warten, bis der andere kommt. Ehrerbietung ist gelebte Demut.
Das haben wir ja auch am letzten Sonntag gehört: Gelebte Demut ist die Voraussetzung für eine innere Einheit und auch für die herzliche Bruderliebe, von der Paulus hier spricht.
Eine andere Übersetzung für „Geht in Ehrerbietung voran“ lautet: „Übertrefft euch in gegenseitiger Achtung.“ Wow, habe ich gedacht, das ist auch eine starke Übersetzung. „Übertrefft euch in gegenseitiger Achtung.“
Das wirkt sich zum Beispiel auf Gespräche aus. Wenn ich nach diesem Grundsatz lebe, versuche ich, den anderen zu verstehen und ihm nicht ständig das Wort abzuschneiden.
Paulus ermahnt in Vers 11: „Seid im Fleiß nicht säumig, brennend im Geist dem Herrn dienend.“ Damit nennt er die Energiequelle. Gottes Liebe zu leben kostet Kraft, und es ist auch Training.
Aber ich darf vom Brennen des Heiligen Geistes immer wieder das Licht nehmen, das ich in mein Umfeld hineingeben darf. So haben wir es ja am letzten Sonntag gesungen: „Von deinem Brennen nehme unser Licht den Schein, also wird die Welt erkennen, dass wir deine Jünger sind.“
Ich kann das Brennen nicht selbst erzeugen, aber ich darf dafür beten. Ich darf sagen: „Herr Jesus, schenk mir dieses Brennen für deine Sache. Gib mir die Sehnsucht, diese Liebe, von der Paulus hier redet, zu leben.“
Das Geheimnis, diese Liebe zu leben, ist, nahe bei Jesus zu bleiben und im Gespräch mit ihm zu bleiben. Ich finde es bei den Jüngern, die nach Emmaus gingen, so eindrücklich, dass sie gesagt haben: „Als wir mit Jesus im Gespräch waren, brannte unser Herz in uns.“
Brennend im Geist. Und als sie dann von Jesus redeten, hat man dieses Brennen in ihrem Leben gemerkt. Sie waren erfasst von Jesus. Man wird an meinem Lebensstil erkennen, dass ich ein Nachfolger des Herrn Jesus bin.
Diese Liebe zu leben hat natürlich, so sagt Paulus es hier, auch mit Fleiß zu tun, weil dieser Lebensstil mich etwas kosten wird.
Paulus beschreibt in Vers zwölf diesen anderen Lebensstil mit den Worten: „In Hoffnung freut euch, in Bedrängnis haltet aus, im Gebet seid beharrlich.“ Ein ganz wesentliches Merkmal dieses Lebensstils ist die Freude.
Kann man das befehlen? Freut euch, wenn ihr in Schwierigkeiten steckt, und jemand klopft dir auf die Schulter und sagt: „Du weißt ja, Paulus sagt in Römer, freut euch, also tu es!“ Denkst du dann nicht: Wer hat den denn gebissen oder so etwas in der Art? Aber anscheinend ist es möglich, dass Paulus das hier sagt.
Paulus fordert jedoch nicht, sich an der Situation zu freuen, so als würde man sagen: „Ah ja, da hätte ich gern auch ein paar mehr davon.“ Stattdessen sagt er: Freut euch an der Hoffnung. Hier wird das Lebensziel ganz stark in den Fokus gerückt. Diese Hoffnung ist: Ich werde einmal bei Jesus sein. Diese Hoffnung bedeutet auch, dass er meine Situation in seiner Hand hat, selbst wenn ich Lust habe, alles hinzuwerfen.
Das Entscheidende bei einem Fußballspiel ist nicht der Zwischenstand, sondern der Endstand. Es hat schon genug Spiele gegeben, bei denen es zu Beginn der zweiten Halbzeit 0 zu 3 stand und das Spiel am Ende 4 zu 3 ausging. Das hat niemand für möglich gehalten. Und wenn du das Endergebnis liest, wirst du nicht immer wieder betonen, wie der Zwischenstand war.
Wenn du Christ bist, hast du diese große Hoffnung. Auch wenn dein Leben zurzeit wie ein 0 zu 3 aussieht, am Ende wird es mindestens 4 zu 3 stehen. Ich werde bei Jesus sein, und er wird alle Tränen abwischen. Ich vertröste mich nicht billig auf den Himmel. Als Christ werde ich aus dem Himmel getröstet, weil ich eine Hoffnung habe, und auf diese Hoffnung lebe ich zu.
Im Moment kann ich sie nur glauben, ich sehe sie nicht, aber ich werde Jesus sehen, und ich werde ewig bei ihm sein. Das ist es, was Paulus hier deutlich machen will. Das Besondere an diesem Lebensstil ist also: Ich bin ewigkeitsorientiert.
Und weil ich diese Hoffnung habe, kann ich auch Bedrängnis aushalten – so macht Paulus es hier deutlich. Das Mittel dazu, Bedrängnis auszuhalten, ist schlicht und ergreifend das Gebet. Das sehen wir beim Herrn Jesus selbst in Lukas 22. Dort lesen wir von ihm, dass er Angst hatte, das heißt, er war in Bedrängnis.
Und was tut er dort? Das interessiert mich sehr. Was macht der Herr Jesus, der in Bedrängnis ist? Es heißt dort schlicht und ergreifend: „Er betete heftiger.“ Sogar dieselben Worte betete er, genau das Gleiche, was er immer wieder auch im Gebet ausgedrückt hat.
In der Nähe Gottes bekomme ich einen Blick für die Situation aus Gottes Sicht. Ich sehe Dinge nicht nur aus meiner menschlichen Sicht. Und ich begreife: Viel wichtiger als eine gute Lösung dieses Problems ist die Erkenntnis, dass mein Name im Himmel geschrieben ist. Das ist Hoffnung pur.
Das sagt der Herr Jesus selbst seinen Jüngern. Als sie kommen und ihn beeindrucken wollen – so sind wir Menschen ja, wir brauchen immer etwas Beeindruckendes – sagt er: „Wisst ihr, es gibt einen wirklichen Grund zur Freude, und das ist der, dass sein Name im Himmel geschrieben ist.“
Das soll dich motivieren, nicht lebensmüde machen, sondern dir Kraft fürs Leben geben. Das ist sein Schwerpunkt hier. Natürlich wird es uns auch wichtig sein, das Problem zu lösen. Es wäre ja dumm, wenn wir es nicht versuchen würden.
Aber wenn ich von der Hoffnung bestimmt bin, verliert das Problem seine Dominanz, seine Größe in meinem Leben. Die Hoffnung auf den Himmel und das Wissen, dass Gott alles in der Hand hat und keinen Fehler macht, hilft mir also, Bedrängnisse und Schwierigkeiten auszuhalten. Das ist ein neuer Lebensstil.
Und dieser neue Lebensstil beinhaltet nach Vers 13 auch: An den Bedürfnissen der Heiligen nehmt teil, nach Gastfreundschaft trachtet.
Es ist beeindruckend, dass hier jemand trotz eigener großer Nöte den Blick für andere hat – das ist Liebe. Ich lasse mich nicht fesseln vom Blick auf mich selbst. Ich habe verstanden: Situationen verändern sich nicht, auch wenn ich sie das dreißigste Mal an einem Tag durchgesprochen habe.
Es ist ein Geheimnis: Wenn ich bewusst den Blick auf andere lenke, dann verlieren meine Probleme oft an Größe. Oder der Blick auf andere hilft mir zu verstehen, dass ich auch nicht wirklich alleine bin – weder mit Menschen noch als Mensch, der Probleme hat.
Ich will Gottes Liebe nicht erst dann leben, wenn mein Leben eine problemfreie Zone ist. Da kann ich dann bis zur Entrückung warten. Dann werde ich mein Leben mit Vorsätzen vergeuden, die ich niemals umsetze.
Paulus geht hier wieder einen kleinen Schritt. Er setzt ein Lernziel, kein Könnerziel. Er erwähnt die Gastfreundschaft. Er sagt, dass sie wichtig ist, wenn du Gottes Liebe leben willst. Gastfreundschaft löst nicht die Probleme deiner Gäste.
Ich weiß nicht, ob du vielleicht so jemand bist, der Leute einlädt und sie gehen alle nach Hause und sagen: „Alle meine Probleme sind gelöst.“ Das ist super, dann würde ich mich auch gern bei dir einladen wollen. Aber Gastfreundschaft bietet den Raum, über das zu reden, was mich zurzeit an die Wand drückt.
Sie erinnert uns gegenseitig ganz wesentlich daran: Der Herr ist immer noch größer. Ich muss nicht beim Problem stehen bleiben, sondern ich darf beim Herrn stehen bleiben. Gastfreundschaft ist praktisch gelebte Liebe.
Ich wünsche uns das als Gemeinde, dass Besucher uns als eine gastfreundliche Gemeinde kennenlernen. Und dass sie nicht erst, wenn sie sechs Monate da sind, mal eingeladen werden. Wenn jeder sagt: „Ich will es leben, was Paulus hier in Vers 13 schreibt“, dann muss ich mich auch nicht mehr aufregen, dass ich nicht eingeladen werde.
Dann kommt mir tatsächlich die Idee, andere einzuladen. Oder, wenn ich nicht die Räumlichkeiten habe, mich an Einladungen zu beteiligen und mitzuhelfen, dass woanders eingeladen wird.
Ich bleibe nicht bei jedem Textteil so lange stehen wie jetzt. Keine Angst, ich bleibe in der Zeit.
In Vers 14 spricht Paulus etwas ganz Unmenschliches an: Er sagt, segnet die, die euch verfolgen. Ich weiß nicht, ob du das kannst. Menschlich ist das nicht möglich, das kann nur Gottes Geist in mir bewirken.
Das heißt, ich lasse mich von denen, die mich mobben, gedanklich nicht lähmen, weil ich weiß, dass Gott mein Leben in seiner Hand hat. Außerdem begreife ich, dass Gott mir die Möglichkeit geben will, in dieser nicht so einfachen Situation ihn zu erleben. Ich will es als Privileg ansehen, dass ich anders reagieren darf, als ich normalerweise veranlagt wäre.
Paulus sagt hier einen spannenden Satz: „Freut euch mit den Freunden.“ Auch daran wird der neue Lebensstil deutlich und sichtbar. Denkst du, das ist ja einfach? Ist das wirklich einfach?
Stell dir mal vor, du fährst mit einer Klapperkiste durch die Gegend, die du auf keinen Fall waschen darfst, weil der Rost nämlich die entsprechenden Stellen zusammenhält. Die Stoßdämpfer sind auch schon hin. Wenn du über eine kleine Bodenwelle fährst – die kennst du schon alle in deiner Stadt – dann klebst du mit dem Kopf an der Decke des Autos, um dann wieder auf deinem durchgesessenen Sitz zu landen.
Und dann nimmt dich jemand mit. Du fährst mit ihm zusammen über deine bekannten Bodenwellen. Du bist schon auf alles vorbereitet, und nichts passiert. Er gleitet einfach darüber, und du hörst genau hin und denkst: „Hey, ich höre seinen Motor nicht.“ Wenn ich meine Klapperkiste anschmeiße, dann schaut der Nachbar vom übernächsten Haus wieder ärgerlich durchs Fenster.
Und dann zu sagen: „Bruder, ich freue mich mit dir von Herzen über dein tolles Auto“ – das liegt uns eigentlich gar nicht so nahe. Wir würden eher sagen: „Sag mal, was habe ich verbrochen, dass ich nicht so ein Auto habe wie er? Dass ich mit so einer Klapperkiste durch die Gegend fahren muss?“
Ein Lebensstil der Liebe macht deutlich: „Ich freue mich mit den Freunden.“ Es gibt natürlich noch viel ernstere Themen. Wenn ich zum Beispiel als Lediger auf eine Hochzeit eingeladen bin, wünsche ich mir natürlich auch einen Partner. Das ist doch verständlich. Aber kann ich mich mitfreuen? Manchmal sage ich auch zu Jesus: „Schenk mir, dass ich das leben darf: Freut euch mit den Freunden!“
Das andere, wenn es heißt „Weint mit den Weinenden“, bedeutet, dass ich auch die Not der anderen an mein Herz heranlasse. Das ist wichtig für einen liebevollen Lebensstil.
Paulus sagt hier: Seid nicht auf hohe Dinge aus, sondern haltet euch zu den Niedrigen. Seid nicht klug bei euch selbst.
Wenn ich immer glaube, ich sei der Schlauste, dann werde ich logischerweise Beziehungen vergiften. Ich werde Menschen aus dem Weg gehen, die mir in Gesprächen nichts bringen – so denke ich zumindest.
Unser Text fordert mich jedoch heraus: Halte dich zu den Niedrigen und halte dich selbst nicht für zu wichtig. Es ist gut, wenn ich mich an Menschen orientiere, die mehr wissen als ich. So begreife ich, wie wenig ich selbst weiß, und halte mich nicht für klug.
Ich sollte nicht stolz darauf sein, was ich alles weiß. Denn wenn ich stolz darauf bin, werde ich mir von anderen nichts sagen lassen. Das verrät uns Jakobus, der sagt, die Weisheit von oben lässt sich sagen. Er weiß, dass er diese Weisheit braucht. Wenn ich sie nicht habe, denke ich immer, ich wüsste alles besser.
So durch den Alltag zu gehen, ist einfach dumm. Es ist viel klüger, mich zu fragen: Was kann ich von dem anderen lernen? Mit dieser Haltung werde ich eine Gemeinschaft fördern, weil ich dann plötzlich Interesse an dem anderen habe.
Der andere wird so zu einem gleichberechtigten Partner und nicht nur zu meinem Zuhörer oder Bewunderer, der meine Weisheit ertragen muss.
Paulus biegt dann in die Schlusskurve ein, wenn er sagt: Vergeltet niemand Böses mit Bösem. So ist es ja in Vers 17: Gott wird sich darum kümmern, wenn du ungerecht behandelt wirst.
Es gibt eine Spirale der Rache. Ich versuche, es jemandem heimzuzahlen, wenn er mir etwas Böses getan hat, und damit ist es nicht zu Ende. Er wird nämlich auch versuchen, mir etwas heimzuzahlen. Ihr wisst, wie das Spiel weitergeht: Ich werde es wieder versuchen. Das heißt, es ist eine Spirale, die nach unten führt. So tickt das Lebensmetronom normalerweise.
Aber ich darf anders leben. Ich muss nicht nach dem Motto leben: Wie du mir, so ich dir. Sondern ich darf nach dem Motto leben: Wie Jesus mir, so ich dir. Ich darf dir vergeben, weil Gott mir vergeben hat. Vergebung durchbricht diese Spirale.
Ich lebe Vergebung praktisch, indem ich genau das tue, was Paulus hier sagt: Ich vergelte nicht Böses mit Bösem. Ich weiß, ich muss nicht um ein Recht kämpfen, wenn Leute mir das Leben schwer machen, weil ich mit Jesus unterwegs bin. Ich weiß, diese Leute werden es mit meinem Gott zu tun bekommen. Deshalb ist es mir wichtig, dass sie zu dem lebendigen Gott umkehren.
Wenn ich diesen Blick habe, dann kann ich meine Situation auch ein Stück weit von außen sehen. Dann weiß ich, mein Recht ist bei Gott in guten Händen. Ich muss mich jetzt nicht innerlich aufreiben und immer wieder darüber nachdenken, wie ungerecht ich behandelt worden bin.
Ich kann anders handeln, in diesem Fall sogar meinem Feind zu essen geben – das sagt Paulus ja hier am Schluss. Er hat mich schlecht behandelt, und ich behandle ihn gut. Ich will meine Gedanken bewusst in diese Richtung lenken: Was kann ich Gutes tun?
Dieser Lebensstil ist nicht menschlich, aber für Gott ist dieser Lebensstil realistisch. Ich habe vor einiger Zeit mit jemandem gesprochen, der in einer Gemeindearbeit steht und aus einer Quelle finanzielle Unterstützung bekommt. Dabei war ich überrascht, wie gering das ist, was er bekommt. Er sagte zu mir: „Weißt du, dafür sorgt mein Feind, dass ich nicht mehr bekomme.“
Aber wisst ihr, was mir gefallen hat? Ich habe bei ihm keine Bitterkeit gespürt. Er hat den Blick dafür gehabt: „Weißt du, mein Feind kann sich anstrengen, wie immer er will, mein Vater im Himmel versorgt mich doch. Wir haben genug, egal wie er sich anstrengt.“
Da hat jemand kapiert, was Paulus in diesen Versen sagt. Es gibt ihm Souveränität, seinem Feind wirklich von Herzen ganz freundlich zu begegnen. Paulus sagt hier: Feurige Kohlen auf sein Haupt zu sammeln – das ist nicht mal ein bewusstes „Ich sammle feurige Kohlen auf dein Haupt“, sondern ein „Ich lasse mich nicht vom Bösen überwinden“, weil man weiß, der Vater im Himmel passt schon auf mich auf.
Ich habe in Jerusalem einen interessanten Mann kennengelernt. Er ist Christ und Palästinenser, wohnt in der Nähe von Bethlehem und wurde von den Israelis eingesperrt. Die Israelis hatten ihn nämlich verwechselt und dachten, er sei ein Terrorist.
Im Gefängnis ging es ihm die paar Tage nicht gut. Irgendwann fiel den Verantwortlichen auf: „Hey, das ist eigentlich gar nicht der Mann, den wir suchen.“ Daraufhin kam der Verantwortliche und sagte: „Die Tür ist auf, du kannst gehen.“ Er ging.
Normalerweise, so habe ich es schon von anderen gehört, ist das der Stoff, aus dem terroristische Karrieren werden. Man denkt dann: „Ihr habt mir so viel Böses getan, jetzt sollt ihr wenigstens einen Grund haben, mich einzusperren.“ Aber sein erster Gang war zum Obststand. Er kaufte eine Menge Jaffa-Orangen und ging zurück ins Gefängnis. Dort sagte er: „Du, die wollte ich euch schenken. Wir haben so viel Gutes von euch Israelis bekommen.“
Das Staunen auf der anderen Seite war groß. Der Offizier sagte: „Ihr habt Gutes von uns bekommen?“ Das war dann sein Anknüpfungspunkt. Er antwortete: „Ja, zum Beispiel kommt der Messias von euch, an den ich glaube.“ Hier lässt sich jemand also wirklich nicht vom Bösen überwinden.
Ich habe einmal ein starkes Beispiel zu diesem Wort erlebt: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden.“ Es war ein Vater aus der Gemeinde, der einem Sohn erzählte, dass Jesus sagt: „Liebe deine Feinde.“ Die Reaktion des Sohnes war relativ klein, aber von Herzen: Er lachte und sagte, das könne man ja gar nicht, das sei ein guter Witz, den Jesus da mache.
Der Vater erwiderte: „Du, das meint Jesus ernst. Liebe deine Feinde, das ist kein Witz.“ Die Zeit verging, und dann schrieb der Vater eine Karte. Der Sohn kam vorbei und fragte: „An wen schreibst du diese Karte?“ Der Vater antwortete: „Okay, ich schreibe hier eine Geburtstagskarte an die und die Person.“
Der Sohn hatte keine gute Beziehung zu dieser Person. Es lag eher an einem Missverständnis. Trotzdem sagte er immer wieder, diese Person sei sein Feind. Nun schrieb der Vater eine Geburtstagskarte an seinen Feind. Der Sohn machte keinen Kommentar, überlegte aber.
Dann kam er mit einem weißen Blatt Papier und ein paar Stiften und begann, ein Bild zu malen. Der Vater fragte: „Für wen malst du denn dieses Bild?“ Der Sohn antwortete: „Ich male dieses Bild für meinen Feind zum Geburtstag.“
Da hatte jemand wirklich etwas verstanden von dem, was hier steht: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Soweit ich weiß, ging die Geschichte auch weiter. Heute haben dieser Feind und dieser Sohn eine gute Beziehung. Aber es war ein erster Schritt, ganz bewusst das zu leben, was Paulus hier sagt.
Es ging heute Morgen um dieses Thema: Ein anderes Lebensziel verändert meinen Lebensstil.
Wir haben uns angeschaut, dass du als Christ anders ticken kannst, weil Gott dein Lebensmetronom verstellt hat. Paulus hat uns hier viele praktische Beispiele gegeben.
Vielleicht schaut ihr euch diesen Text noch einmal für euch selbst an, nehmt euch ein Beispiel heraus und überlegt, wie ihr das in der nächsten Woche in eurem Alltag umsetzen könnt. Betet einfach dafür und rechnet damit, dass Gott uns helfen will, anders zu ticken und einen anderen Lebensstil zu leben, weil wir ein anderes Lebensziel haben.
Amen.
Ich bete noch zum Schluss:
Herr Jesus, wir wollen dir von Herzen Danke sagen dafür, dass du in deinem Wort so klar bist und Paulus benutzt, um praktisch in unser Leben hineinzureden und uns zu zeigen, wie wir Liebe leben können.
Herr, die Dinge, von denen wir hier gelesen haben, passen nicht zu unserem Grundkonzept. Aber danke, dass deine Kraft da ist, uns zu verändern. Wir wollen uns von dir verändern lassen. Hilf uns persönlich und als Gemeinde, diesen Lebensstil zu leben.
Amen.