Wie ihr hier vorne lesen könnt, ist unser Thema erneut die Heilige Schrift.
Es reißt nicht ab, es hört nicht auf. Das Thema ist breit angelegt, und das ist notwendig. Denn hier wird eine große Grundlage gelegt für alles, was darauf aufbaut – für die ganzen spannenden und interessanten Lehrstücke, nach denen ihr euch sehnt.
Aber dafür muss erst einmal die Grundlage gut gelegt werden, und das ist nun einmal in der Heiligen Schrift. Heute schauen wir uns das Thema an: die Notwendigkeit der Heiligen Schrift.
Wir haben schon miteinander gehört und gelernt, dass die Heilige Schrift Autorität über unser Leben hat. Außerdem ist die Heilige Schrift irrtumslos, also glaubwürdig und zuverlässig. Wir haben uns auch schon einige Grundlagen angeschaut, was überhaupt in die Bibel gehört – nämlich der ganze Kanon, Altes und Neues Testament.
Heute betrachten wir die Frage: Wofür haben wir sie überhaupt?
Dass sie Autorität in meinem Leben hat und auch wahr in sich ist, ist schön und gut. Aber es wird erst dann zur Entfaltung kommen, wenn ich selbst erkenne, welche Relevanz sie überhaupt hat. Denn ich kann durchaus neben einer Autorität leben und sagen, das sei alles schön und gut und auch alles wahr. Wenn ich aber gar nicht weiß, wofür mir das gegeben ist, werde ich es vielleicht auch nicht in der entsprechenden Art und Weise nutzen.
Deswegen wird diese Einheit die Frage klären, wofür wir die Bibel überhaupt brauchen, was fehlen würde, wenn wir sie nicht hätten, und was fehlt, wenn wir sie nicht lesen.
Wayne Grudem geht in dem Kapitel wie folgt vor: Er legt erst einmal dar, wofür wir die Bibel brauchen und wofür sie notwendig ist. Gegen Ende des Kapitels erklärt er auch, dass es Dinge gibt, die der Mensch erkennen kann – zum Beispiel göttliche Wahrheit – auch ohne die Bibel.
Es geht also darum, wofür die Bibel notwendig ist und wofür sie nicht zwangsläufig notwendig ist. Was kann man auch verstehen und erkennen, selbst wenn man die Bibel nicht hat?
Das Allererste und vielleicht auch das Wichtigste, was er anführt, behandelt er unter der Überschrift: Die Bibel ist für die Kenntnis des Evangeliums notwendig.
Die Bibel als Grundlage für das Evangelium
Die Bibel ist für die Kenntnis des Evangeliums notwendig. Er zitiert dazu das bekannte Wort aus dem Römerbrief, Römer 10,13-14 und 17, wo es heißt: „Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne einen Verkündiger? Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort.“
Wenn man sich das anschaut, merkt man, dass Paulus hier eine Kette aufbaut. Er verbindet kleine unterschiedliche Glieder, die voneinander abhängen und aneinandergereiht sind. Als Christen wissen wir, dass es wichtig ist, Errettung zu erfahren und Frieden mit Gott zu haben. Aber wie kommt man eigentlich dazu? Ist das einfach etwas, das einem plötzlich aufleuchtet, und zack, ist Frieden mit Gott, Errettung der Seele und Vergebung der Schuld da? Oder was muss dem vorausgehen?
Jeder, der mal eine Evangelisationsschule gemacht hat, kennt diese Verse sehr gut. Jeder Missionar, der hinausgeht, weiß oder kennt diese Passage. Der Argumentationsgang, den Wayne Grudem hier bei Paulus erkennt – und ich denke, wir alle sehen ihn – ist folgender: Um errettet zu werden, muss man den Herrn anrufen. Um ihn anzurufen, muss man glauben. Um zu glauben, muss man hören. Um zu hören, muss verkündigt werden. Und um zu verkündigen, braucht man das Wort Gottes.
In einigen Übersetzungen heißt es „das Wort Christi“. So entsteht hier eine Kette. Der Verkündiger kann nicht einfach aus sich heraus irgendetwas verkündigen, damit es zur Errettung kommt und jemand Hoffnung in Christus findet. Damit es zur Errettung kommt, geht er die ganze Kette entlang und kommt schließlich beim Wort an. Hiermit beginnt alles. Wenn wir dieses Element herausnehmen, funktioniert der Rest nicht mehr.
Jetzt verstehen wir vielleicht, warum Wayne Grudem in dieser Einheit die Notwendigkeit der Heiligen Schrift gerade an dieser Passage festmacht: Die Bibel ist für die Kenntnis des Evangeliums notwendig. Wenn wir die Bibel nicht haben, wenn wir sie vernachlässigen oder uns nicht mehr auf das Wort Gottes stützen und uns dort nicht mehr hineinbegeben, hat das Konsequenzen für unser Leben. Es wird auch Auswirkungen auf die Menschen um uns herum haben, weil sie das Evangelium dann nicht mehr kennen.
Sie kennen vielleicht allerlei religiöse Ideen, religiöse oder philosophische Gedankengänge, aber es kommt nicht mehr dazu, dass Menschen Frieden mit Gott finden oder des Heiligen Geistes teilhaftig werden als Kinder Gottes. Warum? Weil vielleicht in einer Kirche nicht mehr auf das Wort gehört wird, weil das Wort nicht mehr gepredigt wird oder vielleicht nur noch in homöopathischen Dosen.
„Danke, das Wort hat mir gefehlt“, so ein kleines Kalenderblatt, und das ist dann sozusagen die Predigt für den Sonntag. Danach hört man allerlei Gedanken vom Prediger über alles Mögliche, über Felder und Wiesen. Was dann als kirchliches Programm abgeliefert wird, wird auch eine gewisse Konsequenz haben und eine gewisse Frucht bringen.
Paulus zeigt hier: Wenn wir uns danach sehnen, dass Jesus Christus Herr im Leben von Menschen wird, dann ist es absolut notwendig, dass das Wort Gottes unter uns lebt, eine Bedeutung hat und auch zur Anwendung kommt.
Wayne Grudem geht von diesem Vers weiter und listet einige klassische Bibelverse auf, die zeigen, dass Jesus Christus der einzige Weg zum Vater ist und dass wir allein durch den Glauben an Jesus Christus ewiges Leben haben. Das wird in der Bibel dargelegt.
Dann stellt sich auch eine Frage, die ich gerne kurz besprechen möchte, weil ich nicht weiß, wer sich im Selbststudium diese Literatur selbst zu Gemüte führt. Ich möchte gleich ein Zitat lesen, aber bevor ich es einblende, lese ich den ersten Satz vor, ohne dass ihr weiterlesen könnt.
Dort schreibt er: „Wenn Menschen aber allein durch den Glauben an Christus errettet werden können, so mag jemand fragen, wie Gläubige unter dem Alten Bund errettet werden konnten.“ Ist die Frage klar? Wenn allein durch den Glauben an Jesus Christus Errettung für die Seele möglich ist, wie sind dann Menschen im Alten Bund, also im Alten Testament, zur Errettung gelangt? Wie konnten sie sagen: „Ich habe Frieden mit Gott“? Wie ist das möglich?
Was ist eure erste Idee? Oder etwas, das ihr häufig hört? Man kann das ja auch schön verpacken. Ich habe mal gehört – das muss ja nicht die eigene Position sein –, erst einmal gucken, ob das auch irgendwie stimmt, was ich da gerade sage.
Der Glaube im Alten Bund und die Verheißung des Messias
Das ist deswegen interessant, weil das erste Mose Kapitel 3 Bibelkennerwissen ist. Ganz am Anfang der Bibel, im dritten Kapitel, sehen wir, wie die Welt gerade den Bach runtergeht, in Sünde fällt. Und zack – Gott kommt in diesem Fall hinein und platziert ein Versprechen, eine Hoffnung, eine Verheißung: Ein Nachkomme wird kommen, und zwar von Eva.
Interessanterweise ist das im jüdischen Denken ungewöhnlich, denn dort werden immer die Generationslisten aufgeführt, in denen der Mann als Vater der Kinder genannt wird. Doch in den Generationslisten von Jesus Christus wird das durchbrochen: Maria gebar Jesus. Und dieser Jesus ist dann der Schlangenzertreter, der das erfüllt, was Gott ganz zu Anfang in das Stammbuch der Juden, in das Stammbuch des Alten Bundes, hineingeschrieben hat.
Hierin liegt Hoffnung. Man weiß noch nicht genau, wer es sein wird oder wie es geschehen wird, aber man weiß, dass in diesem Versprechen Hoffnung zu finden ist. So erhielten die Propheten nach und nach ein immer klareres Bild davon, wie dieser Schlangenzertreter aussehen wird und was ihn kennzeichnen wird.
Ganz deutlich wurde dies vorhergesagt. Weiß das jemand? Einfach mal reinrufen! Ganz genau: Jesaja, im Kapitel 53, liefert ein detailliertes Bild. Man könnte fast denken, Jesaja stand neben Golgatha und hat abgeschrieben, was dort gerade passiert: wie Jesus dahin gerichtet wird, wie ein Lamm geschlachtet und durchbohrt wird. Genau so wird es beschrieben.
Das hat zwar noch nicht direkt mit unserem Thema zu tun, aber es ist eine wichtige Fragestellung. Ich hätte nämlich eher gedacht, dass einige sich melden und sagen: „Ich habe mal gehört, dass die Menschen im Alten Testament errettet wurden, wenn sie die Gebote gehalten haben.“ Das denken sehr viele Christen. Sie glauben, früher sei man durch die Gesetze gerecht geworden, aber heute bräuchten wir das nicht mehr. Jesus habe uns all diese Last abgenommen, und jetzt sei es einfacher als für die Gläubigen im Alten Testament.
Sicherlich gibt es eine Veränderung in unserem Verhältnis zum Gesetz. Aber die Art und Weise, wie ein Mensch errettet wurde – im Alten und im Neuen Testament – ist immer dieselbe: durch den Glauben an das, was Gott an Verheißung gibt.
Deshalb lese ich jetzt mit euch ein längeres Zitat aus der Dogmatik auf den Seiten 128 bis 129. Dort heißt es:
„Wenn Menschen aber allein durch den Glauben an Christus errettet werden können, so mag jemand fragen, wie Gläubige unter dem Alten Bund errettet werden konnten. Die Antwort muss sein, dass jene, die unter dem Alten Bund gerettet wurden, ebenfalls durch das Vertrauen auf Christus gerettet wurden. Ihr Glaube war allerdings ein vorausschauender Glaube, der sich auf Gottes Verheißungswort gründete, dass ein Messias oder ein Erlöser kommen würde.“
Als er von alttestamentlichen Gläubigen wie Abel, Henoch, Noah, Abraham und Sarah spricht, sagt der Schreiber des Hebräerbriefes: „Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne das Verheißene, also das, was versprochen wurde, empfangen zu haben, sondern sie haben es nur von ferne gesehen, waren davon überzeugt und haben es willkommen geheißen.“
Dasselbe Kapitel sagt weiter, dass Mose die Schmach des Christus oder des Messias für größeren Reichtum hielt als die Schätze, die in Ägypten waren, „denn er sah die Belohnung an“. Und Jesus kann von Abraham sagen: „Abraham, euer Vater, frohlockte“ – das ist auch ein schönes deutsches, altes Wort – „frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.“
Dies bezieht sich anscheinend wiederum auf Abrahams Freude in der Vorausschau auf den Tag des verheißenden Messias. Also hatten sogar die alttestamentlichen Gläubigen einen rettenden Glauben an Christus, auf den sie vorausblickten. Sie kannten nicht die genauen historischen Details des Lebens Christi, aber sie hatten großen Glauben an die absolute Verlässlichkeit des Verheißungswortes Gottes.
Niemand, der später mit dir im Himmelreich sein wird, ist an Jesus Christus vorbei ins Himmelreich gekommen. Er ist der Weg zum Vater, er ist die Tür zum ewigen Leben. Jeder muss durch ihn hindurchgehen.
Die einen haben vorausgeschaut, und wir sind ja auch nicht live dabei. Aber wir schauen zurück. Das ist jetzt vielleicht ein Vergleich, der hinkt, aber so wie die alttestamentlichen Gläubigen in ihren Opferungen immer wieder darüber nachgedacht haben, wer sie komplett befreien wird – ein für alle Mal – und wie diese Opferungen wie ein Schatten wirkten von dem, was noch kommen sollte, so feiern wir heute zum Beispiel das Abendmahl.
Nein, wir kreuzigen Jesus nicht jedes Mal neu, wenn wir Abendmahl feiern. Aber wir gedenken jedes Mal daran, was bereits geschehen ist. Die alttestamentlichen Gläubigen haben nach vorne geschaut, und wir schauen zurück. Alle schauen auf den einen Christus.
Sie wussten weniger, wir wissen mehr. Das Maß an Wissen ist aber nicht entscheidend, sondern ob du zu der Zeit, in der Gott zu dir spricht, das glaubst, was er dir sagt. Man kann nicht von jemandem etwas erwarten, was Gott ihm nicht offenbart hat. Aber das, was Gott offenlegt, wünscht er sich Vertrauen dafür. Das fordert er auch ein: „Vertrau mir! Ich bin vertrauenswürdig, ich bin zuverlässig, ich halte, was ich verspreche.“
So sind wir auch, wenn wir auf unsere Rettung schauen und in die Zukunft blicken, nicht allwissend. Wir wissen nicht alles, was dann auch kommen wird. Später, dereinst, werden wir zurückblicken und denken: „Das wusste ich ja alles noch gar nicht, dass das und das und das mich auch im Himmelreich erwarten wird und dass diese Dinge dann so funktionieren werden.“
Aber das ist nicht schlimm. Warum? Weil wir jetzt im Glauben und nicht im Schauen leben.
Insofern gibt es eine gewisse Parallele zu den alttestamentlichen Gläubigen, die auch noch weniger gesehen haben und vielleicht noch mehr geglaubt haben. Keine Ahnung, ich würde das jetzt nicht ins Verhältnis setzen, aber auf jeden Fall wussten sie weniger. Von ihnen wurde aber verlangt zu glauben.
Wir sind auch in dieser Situation. Du bist manchmal in Situationen, in denen du nichts zum Schauen und nichts zum Greifen hast. Und trotzdem ist da ein fester, tiefer Glaube in einem Gläubigen zu finden. Wie kann das sein? Weil er nicht im Schauen lebt, sondern im Glauben.
Die Bedeutung der mündlichen Überlieferung und Tradition
Okay, warum dieses Zitat, warum diese Thematik? Wie können Menschen zur Errettung kommen? Indem sie auf die Verheißung Gottes glauben, die ihnen vermittelt wurde, die ihnen gesagt wurde. So ist es auch bei den alttestamentlichen Gläubigen. Obwohl sie nicht das Neue Testament hatten, hatten sie – wie Andreas es richtig gesagt hat – das Proto-Evangelium, das Ur-Evangelium in 1. Mose 3,15.
Dort platziert Gott bei der schlechten Nachricht gleich eine gute dazu und sagt: „Ihr denkt, es ist alles verloren, ich werde die Dinge neu machen. Bitte schön.“ Bis Mose das dann verfasste, wurde es tatsächlich mündlich weitergegeben, von Generation zu Generation tradiert. So ist das ganz genau.
Es sind nicht immer Augenzeugenberichte, von denen wir lesen. Das ganze Lukasevangelium funktioniert zum Beispiel so: Lukas selbst war nicht dabei. Er hat gesagt, er mache sich mal ran an die journalistische Arbeit. Und Gott hat das gebraucht, um uns dann das Evangelium zu überliefern.
Es sind also nicht immer Augenzeugenberichte, sondern es wurde durch Mund-zu-Mund-Propaganda sozusagen weitergegeben. Das stellt natürlich eine Herausforderung dar. Aber wir müssen uns auch vergegenwärtigen, dass die mündliche Tradierung – also das Weitergeben von heiligen Inhalten – in unserer Zeit und in unserer Generation überhaupt keine Relevanz mehr hat oder einfach nicht mehr passiert.
Wer kann von uns – ich kann es leider nicht, weil ich schlecht auswendig lernen kann – tatsächlich ein ganzes Bibelbuch auswendig? Hat das jemand mal probiert? Niemand? Schaut mal: Geh mal in die muslimische Community. Die haben vielleicht keine Ahnung, was sie da gerade zitieren, aber sie können, obwohl sie selber gar nicht muttersprachlich Arabisch sprechen, den Koran auf Arabisch rezitieren.
Das war übrigens jetzt kein Arabisch, was ich gerade gemacht habe. Aber sie hauen das so raus. Und dann kannst du mitgehen, und dann machen die das alle gemeinsam. Es wird eingeübt, es wird auswendig gelernt.
Du kannst dir vorstellen, wenn es zu solchen heiligen Dingen kommt und du in einer Gesellschaft bist, in der man nicht schreibt und nicht liest, wo man das noch nicht konnte, dass man sehr genau dann diese Dinge miteinander tradiert hat, miteinander auswendig gelernt hat, damit sie nicht verloren gehen.
Und wenn viele das miteinander machen und auf einmal jemand einen Fehler macht, dann wird das sofort korrigiert. Du weißt, du hast gerade einen Fehler gemacht, wir wissen es ganz genau. Das kennen wir ja auch in den Gottesdiensten. Wenn ich jetzt sage: „So sehr hat Gott die Welt gehasst“ – Moment mal, jeder weiß hier Johannes 3,16, und der Prediger ist falsch. Jeder kennt das Wort laut, das ist jetzt halt ein berühmter Vers: „So sehr hat Gott die Welt geliebt.“
Aber wenn du in einer Gesellschaft bist, in der man davon lebt, nicht zu lesen, sondern wie sagt man? Durch Erzählung genau weiterzugeben, dann werden auch die Sinne geschärft. Deswegen heißt es auch in den Mosebüchern: „Schärfe das deinen Kindern ein.“
Ihr wisst, wenn man kleinen Kindern schon vorgelesen hat, ist es ganz witzig: Wenn du ein Buch ein paar Mal liest, kannst du nur das erste Wort sagen und alles andere runterblubbern. Aber was danach kommt, ist richtig wild. Ich bin viel älter, eigentlich viel klüger, aber ich muss jedes Wort noch mal neu lesen, weil ich es nicht hier reinkriege.
Aber die Kinder haben das so schnell drauf, dass sie nur den ersten Buchstaben wissen müssen – und dann geht’s los. Ist das nicht großartig? Welche Fähigkeit Gott Kindern gegeben hat!
Deswegen ist es wichtig, dass im Judentum oder bei Menschen im Alten Bund, wenn sie ihren Kindern diese Dinge weitergegeben haben, sie damit auch eine zuverlässige Tradition weitergegeben haben.
Okay, dann kommen wir zurück zu unserem Thema: Die Bibel ist für die Kenntnis des Evangeliums notwendig. Ach, diese ganzen Seitenstraßen sind so interessant. Ihr wollt mich einfach aufs Glatteis führen.
Kennt ihr das? Früher hat man dem Lehrer einfach ein Stichwort gegeben, damit er ins Erzählen kommt und die Stunde rum ist. Ihr wollt das auch alle mit mir machen. Ich war ein katastrophaler Lehrer in der Schule. Genau.
Wayne Grudem sagt: Egal ob Altes oder Neues Testament, alle gründen sich auf die Verheißung, die Gott uns gegeben hat und die uns überliefert wurde. Zugang zu diesen Verheißungen bekommen wir nicht dadurch, dass wir sie uns irgendwie ausdenken oder einfach erhoffen, sondern Zugang zu diesen Verheißungen haben wir allein durch die Bibel.
Er zitiert einige Verse. Ich habe noch andere dazu herausgesucht, wo das noch mal sehr schön deutlich wird.
Jesus sagt in Johannes 5,39: „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen.“ Schrift, ewiges Leben – deswegen tut ihr das, weil ihr diese Verheißung empfangen wollt.
Römer 15,4: „Denn alles, was früher geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften Hoffnung haben.“ Das schreibt Paulus zu den Römern über das Alte Testament.
Dinge sind geschrieben, sind geschrieben, sind geschrieben. Warum? Damit wir Hoffnung haben. Warum ist die Bibel notwendig? Damit wir von der Hoffnung wissen. Ohne sie haben wir sie nicht, haben wir keinen Zugang dazu.
2. Timotheus 3,14-15: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast, und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“
Die heiligen Schriften, von denen Paulus hier schreibt, sind zu der Zeit im allergrößten Teil das Alte Testament. Er sagt: Diese Schriften haben die Kraft, dich zur Rettung weise zu machen in Jesus Christus – und das durch Glauben. Das konnten sie allein durch das Alte Testament klar machen.
Die Bibel ist für die Kenntnis des Evangeliums notwendig, das sehen wir hier.
Und Jesus selbst sagt es nach seiner Auferstehung den Emmausjüngern in Lukas 24,25-27: „Und er sprach zu ihnen: ‚Ihr Unverständigen und im Herzen zu träge, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?‘ Und von Mose und von allen Propheten anfangend erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.“
Jesus ist nicht eine neue Erfindung des Neuen Testaments, sondern er ist ewig, er ist Gott, er hat schon im Alten Testament gesprochen und hat sich dort voraus angekündigt.
Praktische Konsequenzen für die Evangelisation
Ich habe eine Frage an euch: Wenn wir überzeugt sind davon, was hier dargelegt ist, nämlich dass die Bibel notwendig ist, um das Evangelium überhaupt zu kennen – welchen Einfluss sollte dann diese Lektion auf unsere Evangelisation haben?
Wenn wir davon überzeugt sind, dass es notwendig ist, die Inhalte der Bibel zu kennen, um Errettung zu bekommen, welchen Einfluss hat diese Erkenntnis dann auf unsere Praxis der Evangelisation? Es fragt ja auch niemand, wer von euch hier schon jemanden evangelisiert hat. Hast du schon mal jemandem von Jesus erzählt?
Ich frage Katharina, denn das ist ein sehr, sehr schöner Gedanke, auf den ich jetzt so gar nicht gekommen bin, aber er ist hundertprozentig wahr: Wenn wir das selber nicht kultivieren, dann ist unser Herz auch nicht voll davon, sodass es überhaupt übersprudelt. Guter Punkt, guter Punkt.
Es ist auch eine Frage, wenn wir feststellen, dass wir in einer Gemeinde oder als Christen in Deutschland merken, dass das Evangelium nicht läuft – was meine ich damit? Wir geben wenig Zeugnis davon. Liegt es vielleicht daran, dass wir eine bibelarme Christenheit sind, um auf den Punkt zu kommen? Liegt es vielleicht daran, dass wir selber nicht kultiviert haben, in der Bibel zu lesen, zu forschen und uns von den Verheißungen begeistern zu lassen, damit wir sie dann auch anderen weitergeben können?
Vielleicht sind wir treue Gottesdienstbesucher, vielleicht auch treue Spendengeber und machen all die Dinge richtig. Aber vielleicht sind wir bibelarm geworden, sodass wir gar nicht erst zum Verkündigen kommen.
Okay, ich sage mal: Der Zugang zu dem Kämmerer oder Äthiopier in Apostelgeschichte 8 ist natürlich einfach. Er hat selbst Jesaja 53 gelesen. Ich weiß nicht, wie oft dir das schon passiert ist, dass einfach ein Kollege auf der Straße sagt: „Hey, ich lese gerade Jesaja 53, kannst du mir mal helfen?“ Das ist ein Sechser im Lotto, die Flanke mache ich rein. Philippus, das kann jeder.
Aber mal anders gefragt: Wenn die Bibel nicht elementarer Bestandteil in unserer Evangelisation ist, womit füllen wir das denn dann? Ich glaube, viele denken, dass sie evangelisieren, ohne dass sie in Wahrheit evangelisieren. Also sie sprechen über andere, melden sich, sprechen über Glaubensinhalte, sprechen auch irgendwie über Jesus – sie denken, sie haben gerade evangelisiert, aber in Wahrheit haben sie es nicht.
Das heißt nicht, dass sie etwas Falsches gemacht haben, aber sie wissen vielleicht noch gar nicht so richtig, was das eigentlich ist.
Was mich da beschäftigt: Ich bin jedes Jahr als Dozent an einer Bibelschule und unterrichte Studenten im Fach Evangelisation. Am Anfang besprechen wir, was das Evangelium ist und was es nicht ist, was Evangelisation ist und was sie nicht ist.
Das ist immer spannend zu hören von diesen Studenten, die von ihrem Lehrplan jede Woche auf die Straße müssen, um zu evangelisieren. Wenn sie dann ein halbes Jahr im Studium sind und in meine Vorlesung kommen, sagen sie oft: „Das hätte ich gerne am Anfang gewusst, bevor ich mit Lustgewinn auf Leute zugegangen bin und evangelisiert habe.“
Ich habe das eben so plakativ gesagt: Einige evangelisieren, aber evangelisieren vielleicht gar nicht. Es gibt folgendes Phänomen, das du gerade eben genannt hast und das oft anzutreffen ist: Ich habe gemerkt, dass ich irgendwann mal als Jugendlicher voller Eifer war und Menschen von mir erzählt habe. Ich habe ihnen die ganze Zeit von meinen Glaubenserfahrungen berichtet.
Ist das interessant? Ja, Pastor, natürlich sind deine Glaubenserfahrungen immer interessant. Natürlich ist es interessant, zu erleben, wie Gott wirkt, was Gott macht und so weiter. Die hören, dass es einen Gott gibt, der lebt und auf Gebet hört. Das kann ein wunderbarer Einstieg sein, um tiefer einzusteigen.
Aber nur weil jemand gehört hat, was Gott durch meine Gebete schon bewirkt hat, heißt das nicht, dass diese Person am Ende des Gesprächs weggeht und sagt: „Jetzt habe ich Frieden mit Gott“, nur weil dieser Gott bei Waldemar ganz wunderbare Dinge tut. Ich habe ihm nicht das Evangelium erzählt. Ich habe ihm nur erzählt, was für einen tollen Gott ich habe und dass ich mit ihm in Beziehung stehe.
Ich überspitze jetzt, um das Prinzip herauszustellen, aber manchmal sind wir mehr mit Storytelling beschäftigt. Wir erzählen Geschichten, die wir mit Gott erlebt haben. Diese sind nicht unwichtig in der Evangelisation, sie wecken Interesse, Leute schenken uns ihr Ohr, sie können vielleicht connecten.
Aber was mache ich, wenn diese Verbindung da ist? Das würde man in der Literatur als Pre-Evangelism bezeichnen, als Vorevangelisation. Das ist die Vorspeise für das Buffet. Jetzt könnt ihr vielleicht besser mitgehen.
Aber wenn du sagst, das ist die Vorspeise und jetzt bist du satt, dann wird jemand sagen: „Die Vorspeise war gut, aber wo ist das Fleisch?“ Amen, Fleischesser, ja genau.
Paulus sagt: „Der Schwache isst Gemüse.“ Nein, Spaß. Aber er sagt das wirklich. Und dann muss ich erst mal merken: Wenn ich ihnen nicht die Verheißung gebe, wenn ich ihnen nicht das Evangelium gebe, werden sie nicht in die Lage kommen, selbst den Genuss der Errettung zu erleben.
Das bedeutet: Wenn ich von mir erzählt habe und von den tollen Dingen, die ich erlebt habe, und die Person weiter Interesse hat, mit mir zu sprechen, dann ist es wichtig, dass ich ihr die Verheißungen Gottes weitererzähle. Dass ich von dem berichte, was Gott in Jesus Christus getan hat: dass Jesus gestorben und auferstanden ist.
Wenn du umkehrst und glaubst, dass er dein Retter ist, kannst du ewiges Leben haben und so weiter. Jetzt habe ich das Evangelium platziert.
Ob ich das mit Bibelzitaten mache oder mich an biblische Inhalte anlehne, ist nicht das Entscheidende. Aber die biblische Verheißung kommt ins Gespräch. Das Gespräch verlagert seinen Fokus von „Waldemar erlebt coole Sachen mit Jesus“ hin zu „Wer ist dieser Jesus und was hat er für dich getan?“
Versteht ihr? Die persönliche Gotteserfahrung ist in der Evangelisation sehr wichtig, ein wunderbares Zeugnis. Aber sie ist noch nicht die Evangelisation an sich. Es ist nicht das Zentrum, sondern nur ein Output davon.
Ich muss jemandem das Filet geben, damit er erkennt, was daraus werden kann.
Ich hoffe, wir merken, dass die Bibel nicht einfach nur ein wahres Buch über Gott und die Welt ist, sondern dass sie notwendig zur Errettung ist und dass man das Evangelium überhaupt kennt. Das wird uns vielleicht dazu motivieren, wie Katharina gesagt hat, dass wir erst einmal kultivieren, selbst zu lesen und uns zu nähren, damit unser Herz voll wird von diesen Worten.
Damit es auch überfließt, wenn es darauf ankommt und wenn ich mit Menschen spreche und ihnen etwas von Jesus wissen lassen möchte: Habe ich ihnen biblische Verheißungen, die Versprechen Gottes weitergegeben oder nur interessante Aspekte über Glauben und Erfahrungen, die ich gemacht habe?
Wir werden vielleicht irgendwann hier auch diese Vorlesung über Evangelisation machen, aber jetzt habt ihr erst einmal so einen kleinen Happen bekommen.
Lass uns weitermachen – oder gibt es hierzu noch etwas? Eine Wortmeldung? Ihr seid alle noch dabei? Amen.
Die Bibel als Grundlage für geistliches Wachstum
Genau. Kommen wir zum nächsten Punkt: Die Bibel ist zur Aufrechterhaltung geistlichen Lebens notwendig.
Um geistlich zu wachsen, ist es notwendig, sich dem Wort Gottes auszusetzen. Dabei geht es nicht darum, ob du errettet bist oder nicht. Du kannst auch errettet sein und trotzdem nie in der Bibel lesen. Aber wenn du wachsen willst, willst du das im Glauben.
War das ketzerisch, was ich gerade gesagt habe? Es gibt Menschen, die haben nie in der Bibel gelesen. Genau, der Mann am Kreuz hat nie die Bibel gelesen. Er hat sich nicht einmal taufen lassen. Schlechter Baptist. Aber wenn ich geistig wachsen möchte, wenn ich aus meinem Babystatus herauskommen und in die Reife gelangen möchte, die Tiefe Gottes kennenlernen will, dann ist es wichtig, dass ich mich dem Wort Gottes aussetze.
Psalm 1, Verse 1 bis 3 geben dazu ein wunderbares Wort:
„Glücklich der Mann, der nicht dem Rat der Gottlosen folgt, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz nachsinnt, Tag und Nacht. Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Laub nicht verwelkt. Alles, was er tut, gelingt.“
Wenn wir Frucht bringen wollen, ist es wichtig, die Bibel als einen integralen Bestandteil unseres Lebens zu betrachten und entsprechend damit umzugehen. Wenn ich jedoch bibelarm unterwegs bin, werde ich nicht die Verheißung erleben, die in Psalm 1 zum Ausdruck kommt. Das Potenzial, das Gott durch mein Leben wirken möchte, wird einfach nicht geschehen.
Dinge sind von unserer Reaktion abhängig, so wie Jakobus auch sagt: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Es ist manchmal schwer zu fassen, wie ein souveräner König, der die Welt erhält und alles macht, wie es ihm gefällt, mit uns in Partnerschaft und Kooperation geht. Er sagt: „So, und jetzt betrachte ich dich als mündiges Wesen. Du hast Ohren zum Hören bekommen, Augen zum Sehen, handle entsprechend.“
Wir sind in der Lage, entgegen dieses Gebots und Rates zu handeln und fruchtarme Christen zu sein. Aber wer die Bibel zum Teil seines Lebens macht, wird sehen, dass es Frucht gibt.
Natürlich ist hier die Sprache „Alles, was er tut, gelingt ihm“. Manche, ich sage mal, sehr unbeholfene oder einfältige Leser kommen an den Text und denken, es gäbe nur Schwarz oder Weiß, nur Eins oder Null. Das ist poetische Literatur, die häufig mit Kontrasten spielt.
Ihr wisst es, wenn ihr eine Rede hört, auch in meinen Predigten sage ich manchmal: „Ich übertreibe jetzt, also mit Ansage, ja, ich übertreibe etwas, um mein Prinzip deutlich zu machen.“ Die biblische Poesie in diesem Psalm funktioniert ganz häufig so: Mit überzogenen Beispielen wird ein Prinzip verdeutlicht.
Das bedeutet nicht, dass jemand, der wirklich Tag und Nacht über dieses Wort nachsinnt, nie Fehler macht. Das ist nicht das, was Psalm 1 sagen möchte.
Die Vernachlässigung der Bibel wird jedoch Auswirkungen auf unsere Seele haben, auf die Gesundheit unserer Seele.
Ich finde es sehr schön, wie es in Matthäus 4, Vers 4 heißt, wo Jesus antwortet und spricht:
„Es steht geschrieben: Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.“
Das Wort Gottes wird hier als elementarer Bestandteil unserer Ernährung und Versorgung mit der natürlichen Versorgung verglichen.
Es ist auch für mich immer demütigend, wenn ich mir Ausreden einfallen lasse, warum ich keine Zeit habe zum Lesen. Nur weil man Pastor ist, heißt das nicht, dass man den ganzen Tag Bibel liest. Trotzdem ist es für jeden eine Herausforderung, Prioritäten zu setzen.
Tobi ist gerade vom Glauben abgefallen, aber wir holen ihn wieder zurück.
Wenn ich mir dann Ausreden zurechtlege, warum es legitim und verständlich ist, keine Zeit dafür zu haben, würde ich niemals auf die Idee kommen, zu sagen: Waldemar hatte keine Zeit, Fleisch zu essen.
Wenn ich esse, vergesse ich das nicht. Abends denke ich mir: Ich bin müde, außerdem bin ich gar nicht so aufnahmefähig. Aber ich kann essen, was das Zeug hält. Ich kann den Kühlschrank leeren, weil ich Hunger habe und Lust darauf.
Aber bei der Bibel? Es ist ja auch schon spät. Aber mir einen Mitternachtssnack zu gönnen, ist das eine gute Essgewohnheit? Lassen wir das mal.
Fünftes Mose 32, Vers 47 sagt:
„Denn es ist nicht ein leeres Wort für euch, sondern es ist euer Leben. Und durch dieses Wort werdet ihr eure Tage verlängern in dem Land, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.“
Erste Petrus 2, Vers 2:
„Seid wie neugeborene Kinder begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch sie wachst zur Errettung.“
Hier sehen wir den Effekt des Ernährens und des Wachsens durch die Bibel.
Die Bibel ist zur Aufrechterhaltung geistlichen Lebens notwendig.
Die Bibel als sichere Orientierung für den Willen Gottes
Dann lasst uns in den Punkt C hineingehen. Die Bibel ist für eine sichere Erkenntnis des Willens Gottes notwendig. Wayne Grudem schreibt auf Seite 130 folgendes Zitat: Tatsächlich könnten wir, wenn es kein geschriebenes Wort Gottes gäbe, durch andere Mittel wie das Gewissen, den Rat von anderen, ein inwendiges Zeugnis des Heiligen Geistes, veränderte Umstände und den Gebrauch der geheiligten Vernunft sowie des gesunden Menschenverstandes keine Gewissheit über Gottes Willen erlangen.
Diese Mittel können uns zwar auf mehr oder weniger verlässliche Weise eine Annäherung an Gottes Willen geben. Doch allein aus diesen Mitteln, die wir gerade gelesen haben, könnte keine Sicherheit über den Willen Gottes erlangt werden – zumindest nicht in einer gefallenen Welt. In einer Welt, in der die Sünde unsere Wahrnehmung von Recht und Unrecht verzerrt, falsche Argumentationsweisen in unseren Denkprozessen hineinbringt und uns von Zeit zu Zeit das Zeugnis unseres Gewissens unterdrücken lässt.
Jeder von uns kennt die Situation: Was soll ich tun? Was soll ich machen? Ich habe hier irgendwie eine Option – was ist richtig, was ist falsch? Wie soll ich mich entscheiden? Jeder kennt diese Situation. Und dann fragst du dich: Wie komme ich zu dem absoluten Willen Gottes?
Nun zählt Grudem hier einige Dinge auf, die auch in der Bibel als Ratgeber dargestellt werden, als Dinge, die unseren Weg begleiten: Seelsorger, Ratgeber, Freunde. Unser Gewissen kann uns manchmal auch einen Hinweis geben, in welche Richtung wir gehen sollen. Auch das Wirken des Heiligen Geistes ist ein Faktor in unserem Leben. Den gesunden Menschenverstand sollten Christen nach ihrer Taufe nicht über Bord werfen oder im Wasser lassen – er darf schön in dir bleiben.
All diese Dinge sind gut und hilfreich. Aber wenn es darum geht, absolut zuverlässig zu wissen, was der Wille Gottes ist, wenn ich mir komplett sicher sein möchte, dann ist das allein möglich, wenn ich weiß, was Gottes Wille ist und wie er ihn mir offenbart hat – in der Bibel und in der Schrift.
Und genau so ist Jesus auch vorgegangen, indem er in zweifelhaften Situationen darauf zurückgegriffen hat: "Es steht geschrieben, es steht geschrieben." Wenn er versucht wurde, in eine Richtung zu gehen, wusste er, was der Wille ist, und darauf konnte er sich verlassen. Die Umstände mögen sich verändern, aber das bleibt.
Deshalb Vorsicht vor Predigern, die bei fundamentalen Fragen vorwiegend mit Sätzen argumentieren, die anfangen mit „Ich finde“, „Ich denke“, „Ich glaube“. Gerade letztens habe ich ein Video von einem Pfarrer gesehen, der gefragt wurde, ob Jesus wirklich von den Toten auferstanden ist. Er hat sich dann gewunden und gesagt: "Ich überlasse euch die Vollendung des Satzes." Die ganze Zeit ging es nur darum: "Ich finde", "Ich denke" und "Ich glaube".
Wenn es um fundamentale Dinge geht – was Gott will, wie er sich uns zeigt, was wir über ihn denken sollen und über dieses Leben –, dann interessiert mich nicht, was ein Prediger denkt oder fühlt. Was ich fühle, kann dir wirklich egal sein. Bei fundamentalen Fragen geht es darum, was sicher ist. Aber der Pfarrer fühlt so, der Pastor denkt so, und der Priester glaubt das. Das kann unmöglich Sicherheit geben.
Wenn wir wissen wollen: Herr, was willst du? Herr, was sagst du? Herr, wie stellst du dir das vor? – dann sagt Jeremia in Kapitel 17, Vers 9: "Trügerisch ist das Herz mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm aus?" Vielmehr ist es bei fundamentalen Dingen nicht relevant, was ich empfinde, sondern was die Bibel zu diesen Dingen zuverlässig weitergibt.
Wenn ich erkennen möchte, was Gott wohlgefällig ist und was ihm Freude bereitet, dann helfen folgende Bibelstellen:
Psalm 119, Vers 100: "Einsichtiger als Greise bin ich, denn deine Vorschriften habe ich gehalten."
Psalm 119, Vers 104: "Aus deinen Vorschriften empfange ich Einsicht, darum hasse ich jeden Lügenpfad."
Psalm 119, Vers 130: "Die Eröffnung deiner Worte leuchtet, sie gibt Einsicht den Einfältigen."
Sprüche 2, Vers 6: "Denn der Herr gibt Weisheit, aus seinem Mund kommen Erkenntnis und Verständnis."
Hier wird immer wieder die Grundlage gelegt, woher man eine zuverlässige Quelle haben kann, um zu wissen, was ich tun soll, was ich tun kann oder was ich auch lassen sollte, worauf ich mich nicht einlassen sollte.
Ich überlege jetzt, wie tief wir hier hineingehen. Das streifen wir nur ganz kurz. In dieser Abhandlung über den Willen Gottes, dass ich mit Zuverlässigkeit weiß, was richtig und was nicht richtig ist, behandelt Grudem einen philosophischen Einwand, den ich ganz interessant finde.
Der Einwand lautet so: Wir können eigentlich niemals etwas mit vollkommener Sicherheit wissen, weil es sein kann, dass uns Informationen verborgen geblieben sind und unsere Sichtweise sich ändert, wenn neue Informationen dazukommen. So funktioniert auch Wissenschaft. Man sagt: Das haben wir erkannt, aber morgen kann es schon wieder ganz anders aussehen, wenn wir neue Informationen haben. Also, wer kann sagen, etwas ist komplett wirklich sicher?
Darauf antwortet Grudem folgendermaßen: Letztlich gibt es nur zwei mögliche Lösungen für dieses Problem. Erstens: Wir müssen alle Fakten des Universums erfahren, um sicherzugehen, dass keine später entdeckte Tatsache unsere gegenwärtigen Vorstellungen als falsch erweisen wird. Also du musst allwissend sein. Oder zweitens: Jemand, der alle Fakten im Universum kennt und der niemals lügt, könnte uns einige wahre Tatsachen mitteilen, von denen wir dann sicher sein können, dass ihnen nie widersprechende Fakten herausgefunden werden können.
Das Gute ist, dass wir als Christen Zugang zu der Person haben, die alles weiß, alles kennt und uns gesagt hat: "Das sollst du wissen, das sollst du wissen, das sollst du wissen." Und einige Dinge auch nicht. In einigen Dingen lässt er uns Freiheit und legt sie nicht fest. Er gewährt uns eine gewisse Unterschiedlichkeit, sodass wir in dieser Unterschiedlichkeit auch agieren können.
Wir wissen, es ist Gottes Wille, in einigen Dingen unterschiedlich zu handeln und unterschiedlich zu denken. Nicht alle müssen gleich aussehen, gleich reden oder gleich handeln. Es gibt eine gewisse Vielfalt, die Gott liebt und fordert.
Wir werden diesen Punkt jetzt verlassen. Bevor wir das tun, möchte ich gerne in die Runde fragen: Wie erlebst du dich selbst oder auch andere, wenn es darum geht, Gottes Willen herauszufinden? Welche Rolle spielt die Bibel, wenn Menschen herausgefordert sind, den Willen Gottes für sich zu erkennen? Was erlebt ihr da in Gesprächen? Natürlich sind wir selbst nie ganz frei davon, aber welche Dynamiken erlebt ihr, wenn Menschen mit der Frage des Willens Gottes konfrontiert sind und welche Rolle die Bibel dabei einnimmt?
Wer mag, kann gerne antworten. Wir hatten ja letztes Mal auch über die Klarheit der Heiligen Schrift gesprochen, über die Rolle der Gelehrten, der Lehrer in den Gemeinden. Sich Predigten anzuhören ist nicht falsch, denn wenn ich weiß, dass jemand sich bemüht, nah am Wort zu bleiben, dann beschäftige ich mich auch mit dem Wort, wenn ich eine Predigt höre.
Es ist überhaupt nicht verkehrt, dass ich selbst in der Bibel lese und andere höre, wie sie die Bibel lesen und verstehen. Ein entscheidendes Kriterium ist hier, dass das, was du beschreibst, ein Herz zeigt, das sagt: "Ich möchte nicht einfach meinen ersten Impulsen folgen, sondern ich will Gott unterordnen, egal was das für mich bedeutet."
Die Erkenntnis, die ich dann zu diesem Augenblick habe, werde ich nach bestem Wissen und Gewissen umsetzen, es sei denn, Gott selbst überzeugt mich in eine andere Richtung. Das zeugt von Gottesfurcht in einem Herzen, das sagt: Die Bibel ist das, was wir hier auch lesen.
Die Bibel ist für eine sichere Erkenntnis des Willens Gottes notwendig. Sie ist nicht nur ein Faktor unter vielen in meinen Fragestellungen, sondern sie ist essentiell. Zum Beispiel, wenn es um Fragen wie Scheidung und Wiederheirat geht.
Das, was ihr beschreibt, habt ihr so schön gesagt: Die fundamentalen Fragen sind ja klar, und sinngemäß handelt man auch danach – wenn das immer so wäre. Schaut euch mal die Briefe im Neuen Testament an, wie die Apostel in die Gemeinden geschrieben haben. Da geht es drunter und drüber.
Schaut, was Jesus in den Sendschreiben an die Gemeinden sagt. Es sind keine verborgenen Dinge, die er da offenlegt, sondern das Einmaleins der christlichen Nachfolge. Aber wie geht es in Gemeinden teilweise drunter und drüber, wo man eigentlich sagen sollte: "Hey, das ist doch eigentlich sonnenklar."
Doch wir machen unsere Hausaufgaben nicht, und zu häufig leben wir nicht in Gottes Furcht. Wir geben Gottes Wort nicht den Raum in unserem Leben, sondern treffen Entscheidungen nach unserem Gutdünken und ziehen unser Ding durch – auch in der Gemeinde.
Wie häufig passiert das? Wenn du das für dein Leben so sagen kannst: "Ja, es ist klar, ich lebe danach, und das ist alles Standard" – preist den Herrn, halleluja, wenn wir alle so in der Geistesfülle und Wortesfülle leben.
Aber das ist genau meine Fragestellung: Inwieweit erleben wir vielleicht auch, dass selbst bei sehr klaren Dingen, die die Schrift anspricht, Christen so denken, wie Andreas sagt: "Es fühlt sich für mich gerade einfach nicht richtig an." Okay, aber interessiert dich, was hier steht? Ja, aber nicht jetzt, nicht heute, nicht für mich, für dich.
Und auf einmal denkst du: "Hey, wir haben doch dieselbe Nachfolge, wir sind doch gemeinsam unterwegs schon jahrelang. Was ist in dich gefahren, dass du jetzt plötzlich diese Biege machst? Eben standen wir noch gemeinsam auf demselben Fundament, was ist los?"
Wir können nicht so tun, als ob das in der Gemeinde nicht vorkommt. Ich habe zu tiefe Einblicke in das Gemeindegeschehen, als dass ich sagen könnte: "Was interessiert uns das? Wir wissen doch, dass die Bibel für eine sichere Erkenntnis des Willens Gottes notwendig ist."
Aber ja, es gibt viele Dinge, die nicht offenbart sind, viele Fragen, weil eben – wie gesagt – die Bibel zu vielen Dingen gar nichts sagt. Zukunft ist oft still. Darf man das so sagen? Ja, in vielen Dingen. Viele subjektive Dinge sind nicht im Wort offenbart.
Das bedeutet, dass wir viel Freiheit haben. Und die Dinge, die Wayne Grudem am Anfang auflistet – das Gewissen, der Rat von anderen, das Zeugnis des Heiligen Geistes, Umstände, Vernunft, Menschenverstand –, all das sind Dinge, zu denen die Bibel sagt, dass wir sie gebrauchen sollen, dass wir sie nutzen sollen.
Das heißt nicht, dass diese Dinge völlig obsolet werden oder nicht mehr relevant sind. Sie sind relevant. Aber bei den fundamentalen Dingen, von denen wir eben gesprochen haben, die für alle klar sind, können wir uns nicht auf den Rat eines Einzelnen oder auf mein subjektives Gewissen verlassen.
Doch dort, wo ich Freiheit habe, darf ich mir die ganze Palette gerne zu Gemüte führen. Natürlich kann ich auf das Wirken des Heiligen Geistes bauen und setzen, dass Türen geöffnet oder geschlossen werden, dass ich mir weise Ratgeber suche, die in mein Leben hineinsprechen dürfen, und dass ich wachsam bleibe auf meinem Weg.
Das ist im Prinzip der Punkt dieser Einheit: Um herauszufinden, wie wir Jesus ähnlicher werden, können wir nicht von subjektiven Empfindungen ausgehen, was ich gerade fühle, sondern müssen uns an das halten, was Gott uns gezeigt und erklärt hat.
Ich möchte gleich ein kurzes Beispiel geben. Tobi, als Fahrradfahrer, kannst du das beurteilen: Wir haben manchmal so eine determinierte Vorstellung, dass es eine Sünde gewesen wäre, ein anderes Fahrrad zu kaufen als das, das ich jetzt gekauft habe.
Verstehst du, was ich meine? Du weißt, was dein Budget ist, hast Weisheit und Verstand, dann noch einen Kenner dabei, der auch draufschaut, und dann machst du es. Aber manche Christen setzen sich so unter Druck, dass sie meinen, sie müssten in einem einzigen Willen Gottes unterwegs sein – zum Beispiel bei der Wahl ihres Fahrrads.
Okay, es ist sicherlich nicht Gottes Wille, wenn ich fünf Euro auf dem Konto habe und mir dann ein Fahrrad für zehn Euro kaufe. Das ist wahrscheinlich nicht der Wille Gottes. Aber ich möchte euch sagen: Die Dinge sind manchmal so einfach, aber sie werden nicht umgesetzt.
Das kann in ganz kleinen Momenten passieren. Weil die Zeit fortgeschritten ist und ihr wach seid, wenn es um persönliche Geschichten geht, aus dem Nähkästchen, das ist es, was interessiert, möchte ich nur kurz die Überschriften überfliegen, wie Wayne Grudem diese Einheit abschließt. Dann werden wir den Abend beenden, weil es spät ist.
Er bringt ganz zum Schluss noch das, wofür die Bibel nicht notwendig ist.
Grenzen der Notwendigkeit der Bibel
Die Bibel ist nicht notwendig, um zu erkennen, dass Gott existiert. Es gibt eine Form der Offenbarung Gottes, die nicht auf besondere oder ganz spezifische Weise erfolgt, sondern allgemein funktioniert und für jeden Menschen ersichtlich ist. Jeder Mensch kann durch die Beobachtung der Natur zum Beispiel die Schlussfolgerung ziehen, dass das, was geschieht, nicht einfach nur zufällig ist. Vielmehr gibt es ein intelligentes Wesen, das einen Plan gemacht hat. An der Schöpfung kann man also Gott erkennen.
Wir wollen jetzt nicht zu tief in dieses Thema eintauchen. Wichtig ist jedoch zu beachten, dass nur weil man diese Erkenntnis haben kann, es nicht automatisch bedeutet, dass man sie auch tatsächlich erkennt. So wie Jesus als Licht in die Welt gekommen ist und für alle sichtbar war, hat die Finsternis nicht automatisch das Licht angenommen.
In Johannes 1,10-11 heißt es: Er war in der Welt, und die Welt wurde durch ihn, und die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an. Nur weil etwas vorhanden ist, heißt das also nicht, dass man es auch in Überzeugung annimmt und danach lebt. Dennoch kann man an der Schöpfung Gott erkennen, und dafür ist die Bibel als solche nicht notwendig.
Ein weiterer Punkt ist, dass die Bibel nicht notwendig ist, um etwas über den Charakter Gottes und Sittengesetze zu erkennen. Worum geht es hier? Es wäre schön gewesen, noch tiefer darauf einzugehen, aber das Wesentliche ist: Menschen haben ein angeborenes Gewissen. Wenn wir Menschen fragen, ob es falsch war, Juden zu ermorden, wissen alle, dass das falsch ist. Aber warum ist das eigentlich falsch? Es gibt eine Moral, die in unser Herz geschrieben ist und uns Auskunft darüber gibt, dass es Übertretungen moralischer Natur gibt. Diese sind bei uns Menschen anders als bei Tieren.
Wir merken zum Beispiel, dass es moralisch kein Problem ist, wenn ein Fuchs unsere zwei süßen Kaninchen reißt. Für meine Kinder ist das vor allem ein emotionales Problem, aber wir bewerten es nicht moralisch. Wenn ich jedoch meine Kinder reiße, wie ein Fuchs die Hasen reißt, wird das moralisch ganz anders bewertet – auch von Menschen, die keine Christen sind. Warum? Weil die grundlegende Moral Gottes in unser Herz geschrieben ist.
Paulus spricht davon und zeigt, dass dafür die Bibel alleine nicht notwendig ist. Gott arbeitet durch das Gewissen, um dies darzulegen. Dafür brauchen wir nicht unbedingt die Bibel.
Hätten wir mehr Zeit, könnten wir noch tiefer darauf eingehen. Es gibt ein wunderbares Zitat in der Dogmatik von Wayne Grudem, das fragt: Wie kann es sein, dass Kannibalfölker Menschen töten und dabei kein Unrecht empfinden? Oder dass in unserem Land viele abtreiben und kein Unrecht empfinden? Das Gewissen ist kein absoluter Gradmesser, es kann korrumpiert, unterdrückt und zerstört werden.
Ähnlich wie bei der Erkenntnis durch die Schöpfung, dass es Gott gibt, ist das Gewissen kein absoluter Gradmesser im Sinne davon, dass jeder automatisch zu dieser Schlussfolgerung kommt. Dennoch ist es eine begründete, nachvollziehbare und allgemein verfügbare Wahrheit.
Das zeigen wir auch daran, dass diese beiden Dinge – die Erkenntnis Gottes durch die Schöpfung und das Gewissen – ohne Bibel relevant sind. Egal, in welche Kultur man schaut: In jeder Kultur findet man Religion. Warum ist das so? Weil der Gottesbezug, der Glaube an die Existenz Gottes und die Erkenntnis, dass es ein moralisches Problem gibt und wir mit Gott ins Reine kommen müssen, in jeder Kultur vorhanden sind. Man findet überall religiöse Bemühungen, dieses Problem zu überwinden.
Woher kommt das? Das ist etwas, das auch ohne Bibel funktioniert. Aber die Bibel ist der entscheidende Faktor, damit Menschen wirklich in den Frieden mit Gott kommen und nicht eigene Modelle aufbauen, um diese Hürde zu überwinden. Denn wir selbst können diese Hürde aus uns heraus nicht überwinden. Christus muss kommen, um diese Hürde zu überwinden und die Brücke zu bauen.
Amen.
Schlussgebet
Vater im Himmel, wir haben heute viel über die Notwendigkeit der Heiligen Schrift gehört. Auch zeugnishaft wurde in den Beiträgen deutlich, wie wichtig es ist, dass der Heilige Geist uns führt.
Heiliger Geist, wir bitten dich, unsere Sinne zu sensibilisieren und in uns weiten Raum zu haben. Jesus Christus, tränke uns mit dem Geist Gottes, damit wir ganz und gar von ihm eingenommen sind. Schärfe unsere Sinne, wenn wir die Bibel lesen, damit wir hören, was du zu uns sagst. Denn wenn wir die Bibel lesen, hören wir, was Gott zu uns spricht und was er von uns will.
Gib uns das Verständnis, das wir für unsere Fragen und Entscheidungen brauchen, besonders dort, wo du uns deinen Willen nicht offenbart hast und wir vor Fragen stehen. Gib uns durch den Heiligen Geist Hinweise, was zu tun ist.
Herr, wir haben auch darüber gesprochen, dass viele Dinge klar sind, aber dennoch nicht umgesetzt werden. Ich habe gerade ein Beispiel genannt. Herr, verzeih uns, dass unser Herz oft so träge ist, an alles zu glauben, was dein Wort sagt, wie du es in Lukas 24 bei den Emmaus-Jüngern gesagt hast.
Verzeih uns, dass wir zu häufig nicht in Übereinstimmung mit deinem Willen leben und dass wir sogar die klaren Dinge oft übersehen. Das zeigt uns, wie dringend wir einen Retter brauchen. Es macht mich dankbar, dass du, Jesus, all unsere Verfehlungen, unseren Egoismus und unsere Selbstsucht mit deinem Opfer bezahlt und die Strafe getragen hast, damit wir frei sein können.
Hilf uns, dir ähnlicher zu werden und aus Dankbarkeit, dass du uns so sehr geliebt hast, dich zurückzulieben und dir zu folgen, Herr – in jeder Hinsicht, wie du es dir von uns wünschst. So wird auch unsere Freude vollkommen sein.
Segne uns und gib uns eine ruhige Nacht. Amen. Tschüss.