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Die offene Tür

10.12.1995Offenbarung 3,7-12

Einführung und historischer Hintergrund der Gemeinde Philadelphia

Wir haben uns für diese Adventszeit die Zeitschreiben der Offenbarung ausgesucht, also vier ausgewählt. Heute ist Offenbarung 3,7-13 an die Gemeinde von Philadelphia dran. Diese Gemeinde lag in Kleinasien.

Ich sage „lag“, weil sie von der Macht des Islam in dessen erstem Sturm ausgelöscht wurde. Es ist bedrückend, dass der Herr diese Gemeinde nicht bewahrt hat. Hier sagt der Herr zwar Bewahrung zu, wenn man bei seinem Wort bleibt. Offenbar hat die Gemeinde aber die Grundlage verloren, die man allein in der ungestümen Weltzeit behalten und bewahren kann.

An den Vorsteher der Gemeinde in Philadelphia schreibe ich, so sagt der Heilige, der Wahrhaftige:
„Der da hat den Schlüssel Davids, der auftut und niemand schließt zu, der zuschließt und niemand tut auf. Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen. Denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.

Siehe, ich werde einige aus der Synagoge des Satans schicken, die sagen, sie seien Juden, sind es aber nicht, sondern lügen. Ich will sie dazu bringen, dass sie kommen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich, der Herr, dich geliebt habe. Weil du mein Wort der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Erdkreis, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen.

Siehe, ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme. Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler im Tempel meines Gottes. Er soll nicht mehr hinausgehen. Ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt, sowie meinen neuen Namen.

Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

Adventszeit und das Zeugnis in der Welt

Man freut sich ja immer in der Adventszeit so drunten am Weihnachtsmarkt. Aber ich finde, das Schönste am ganzen Weihnachtsmarkt ist doch der Stand der Eidlinger Schwestern.

Letzte Woche hatten wir den Besuch eines amerikanischen Doktors, der in der Zentralafrikanischen Republik arbeitet. Die waren da unten über den Weihnachtsmarkt geschlendert. Dann hat man ganz begeistert erzählt und gesagt: Wissen Sie, was wir gesehen haben? Es ist ja toll, dass mittendrin ein Stand ist, an dem christliche Bücher verkauft werden.

Es hat ihn begeistert, ihn, den Missionar, dass es dort Leute gibt, die das nutzen. Das ist ein Bild für uns alle: So wie die dort mitten auf dem Weihnachtsmarkt stehen, so sollten wir ein Licht sein in der Welt, in der wir leben.

Die Welt, in der wir sind, ist ja auch ein Jahrmarkt. Dort wird Glühwein, Lebkuchen, Christbaumschmuck und Souvenirs verkauft – der Markt der Eitelkeiten. Aber wir sollen mittendrin Licht sein. Wir sollen anderen Menschen davon erzählen, von der großen Freude: Euch ist der Heiland geboren.

Ich hoffe, dass Sie das in diesen Advents- und Weihnachtstagen recht tun. Dass Sie in diesen Tagen den Menschen, mit denen Sie zusammenkommen, irgendwo auch so charmant, so unaufdringlich, mit Liebe und Freundlichkeit und mit Geduld einfach bezeugen.

Ich habe Ihnen sicher schon einmal erzählt in den letzten Sonntagen – das ist mir gerade ganz wichtig: Die meisten Menschen, die aus der Gottesferne zum Glauben an Jesus Christus kommen, die allermeisten, das sind sicher über achtzig Prozent, sind dazu geführt worden von Menschen, mit denen sie im täglichen Leben zusammenleben.

Und das auf eine ganz freundliche und gütige Weise, auch ohne viele Worte, sondern eben durch das kleine alltägliche Bekennen, das Zusammenleben in der Familie, im Kollegenkreis oder so, wie man sich in der Nachbarschaft kennt, vorgelebt haben.

Die großen Aktionen, die oft auch so viel Geld kosten, sind oft gar nicht so effektiv. Wir wollen sie auch tun, aber das Entscheidende ist dieses persönliche Leuchten und Weitergeben in der Umgebung, wo wir leben und sind.

Da wollen wir ein Licht sein und das Weitergeben. Für diesen Dienst nun, den wir gerade in diesen Adventstagen auch ganz besonders wahrnehmen wollen, gibt uns dieses Wort des erhöhten Herrn Jesus Christus aus der Herrlichkeit, der zur Gemeinde spricht, eine ganz große Hilfe.

Die Schlüsselgewalt Jesu und ihre Bedeutung

Und jetzt habe ich viermal etwas unterstrichen. Man könnte noch viel mehr über den Heiligen und über den Wahrhaftigen reden.

Das Erste, was ich unterstreichen will, ist: Jesus hat den Schlüssel! Jesus hat den Schlüssel! Wissen Sie, was das heißt? Er hat den Schlüssel!

Im Mittelalter trugen die ehrbaren Frauen, im Bürgertum oder an den Höfen, den Schlüssel ganz sichtbar an ihrem Gürtel. Das war ein Zeichen ihrer Würde und ihrer Größe. Sie waren über das Gesinde gesetzt und hatten den Schlüssel für die Truhen, in denen die Arbeitskleidung lag, und für die Speisekammer. Es war ein Zeichen ihrer Macht: „Wir haben den Schlüssel.“ Mit der Verheiratung wurde ihnen der Schlüssel übergeben. Nun hatten sie Macht über das Haus.

So ist es auch heute noch: Wenn unsere Kinder geheiratet haben, sagen wir zu ihnen, sie sollen bloß den Wohnungsschlüssel behalten. Warum? Sie dürfen jederzeit kommen, bei Tag und bei Nacht. Unser Haus ist ihr Haus. Das ist ein Schritt des Vertrauens, sie haben Zugang.

Wenn hier gesagt wird, Jesus hat den Schlüssel – ja, von wem denn? Von Gott, dem Vater, wurde ihm dieser anvertraut. Jesus hat alle Gewalt, alle Macht. Jetzt müssen wir uns ganz neu überlegen, was das bedeutet. Jesus hat den Schlüssel. Er ist die Schlüsselfigur der Weltgeschichte.

Vielleicht bedrückt Sie heute morgen eine große Not in Ihrem Leben. Sie wissen nicht mehr ein noch aus. Wissen Sie, dass Jesus einen Schlüssel hat? Nichts ist ihm unmöglich. Und selbst wenn es ganz schwierige Menschen sind, Jesus hat den Schlüssel. Jesus kommt dahin, ihm ist nichts unmöglich.

Es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen. Er hat den Schlüssel, er hat ungeheure Macht. Und das geht noch weiter, denn es heißt in der Offenbarung, er hat den Schlüssel der Hölle und des Todes.

Jesus kann Menschen aus der Verdammnis herausholen. Ist das nicht schön? Er kann mir heute felsenfest das Himmelreich zusprechen. Er macht mich gewiss, dass ich sein Eigentum bin. Er kann mich aus dem Tod erlösen. Der Tod hat nichts mehr zu sagen, wenn Jesus mich aus der Dunkelheit des Todes herausholt und zum Leben führt.

Jesus hat die Schlüsselgewalt mit seinem Tod am Kreuz erworben. Er hat festgemacht, dass er über uns absolut das Sagen hat – jeden Tag.

Wenn Sie oft schon am Morgen des Tages voller Bedrückung und Angst sind, wie alles gehen mag, dann nehmen Sie sich doch zuerst einmal ein paar stille 15 Minuten mit dem Herrn, der den Schlüssel hat. Beten Sie über die schwierigen Besprechungen des Tages, über die Probleme, die Sie mit anderen Leuten haben. Er hat den Schlüssel.

Jesus hat Gewalt, ist stark und groß und hat die Macht. Es ist auch wichtig, dass wir dieses Wissen als Gemeinde haben. Es gibt keine Macht der Welt, die Jesus entgegentreten kann – überhaupt keine Macht.

Wir erleben immer wieder, wie irdische Mächte sehr stark sein können. Das können die Großmächte der Welt sein, selbst die unheimlich dunkle Macht des Teufels. Doch Jesus hat den Schlüssel. Er kann sie überwinden und wegnehmen.

Welche Freude – Jesus hat den Schlüssel!

Die geöffnete Tür als Zeichen der Hoffnung und Herausforderung

Und jetzt das Zweite: Er schließt uns die Türe auf. Da geht es gerade weiter: Siehe, ich habe vor dir eine Türe aufgetan.

Auf welche Situation bezog sich das damals in der Gemeinde von Philadelphia? Damals war Christenverfolgung bereits im Anbrechen. Ich bin ja so froh, dass wir in einem Land der Freiheit leben. Wir sollten jeden Morgen dafür danken.

Was ist das, wenn man um Jesu Willen gefoltert oder bedrängt wird? Ist das nicht schön in unserem Land der Freiheit? Damals – welche Gräuel spielten sich da ab, als das römische Imperium diese kleinen Christengemeinden auslöschen wollte? Und schlimm war ja noch mehr: Nicht nur der Feind von außen, sondern auch in der Gemeinde.

Ich habe es Ihnen letztes Mal gesagt: War das so schlimm, dass die Irrlehre, die falsche Lehre, alles verwirrte? Warum das sein darf, das verstehen wir ja nicht. Warum das schon unter den ersten Christen so war, ist ja heute nicht anders: falsche Lehre, die alle Köpfe verwirrt. Das war damals diese Gnosis, eine anthroposophisch-esoterische Lehre, die alles in der Bibel umdeutete und umfunktionierte. Und da standen die Apostel in einem schweren Kampf der Auseinandersetzung.

Und wie schwach ist deine Gemeinde? Was kann man denn tun? Man kann ja gar nichts tun. Man redet sich den Mund fusselig, und da sind ja oft Zeitgeister, die die Köpfe der Menschen beherrschen. Sie spüren, es ist wie eine Bewegung, die durch die Menschen hinweggeht und alle erfasst. Man ist direkt ohnmächtig. Und da will man schließlich müde werden und schweigen und sagen: Du kannst gar nichts tun, lass das eben. Man erträgt das schließlich und sagt: So ist es eben, jetzt leben wir in so schwierigen Zeiten.

Betrügt das? Welche gotteslästerlichen Reden heute im Raum der evangelischen Christenheit ohne zu erröten im Mund geführt werden – gotteslästerliche Dinge. Und das war doch damals genauso.

Und dann sagt der Herr: Ich habe vor dir eine offene Tür gegeben. Mach doch du deinen Mund ganz ruhig auf! Dein Wort wird nicht verhallen. Es wird Frucht tragen, es wird wirksam sein.

Ich beobachte, dass wir – oder ich – in einer freiheitlichen Welt der Menschenrechte, in der wir leben, oft feige bin. Ich geniere mich, Jesus zu bekennen in einer gottlosen Umgebung. Wie schwer fällt es mir, auch auf der Königstraße irgendwo in einem missionarischen Einsatz mitzumachen. Wir sind ja alle so feige.

Und da vergessen wir das, wenn Jesus sagt: Geh doch, geh doch an die Türen der Menschen, geh doch! Ich habe die Türe aufgeschlossen, ich, der den Schlüssel hat. Und du hast eine unschlagbare Kraft.

Nicht in den Untergrund abtauchen, nicht feige zurückweichen und nicht erschrecken – auch vor allem Widerspruch und vor allem Widerstand. Jetzt will man was sagen. Und wenn Sie ganz allein stehen, wenn Sie auf den Herrn Jesus blicken, können Sie ganz viel machen.

Probieren Sie es doch: fangen Sie den Hauskreis an, laden Sie Menschen ein, machen Sie eine Kindergruppe! Da sagen Sie, das kann ich nicht. Warum sagen Sie denn das? Wenn der Herr sagt: Ich mache die Tür auf, ich habe dir eine offene Tür gegeben, eine Tür, die niemand mehr zuschließen kann, eine Tür zu den Menschen.

Also ich möchte Sie ganz dringend anhalten: Erwarten Sie Großes von Gott, ganz Großes, jetzt in diesen schlimmen Tagen! Dass Gott noch einmal uns, auch in einer Kirche und in einer Christenheit, die so erstarrt und träge geworden ist, neues Leben schenkt.

Wir wollen auf den Herrn blicken, weil Jesus lebt und den Schlüssel hat.

Beispiel aus der Missionsgeschichte als Ermutigung

Darf ich einmal eine Geschichte erzählen? Vielleicht können wir dadurch Dinge besser verstehen.

Im letzten Jahrhundert lebte in Berlin – nicht jener, von dem ich beim letzten Mal am ersten Advent erzählt habe, sondern in einer anderen Gegend – Johannes Gosner. Er hatte ein hochinteressantes Leben. Lange Zeit war er katholischer Priester und hatte große Schwierigkeiten wegen der Evangeliumsverkündung. Später war er Pfarrer in Sankt Petersburg und kam schließlich im Alter nach Berlin. Dort war er evangelisch geworden.

Ein Gemeindeglied schrieb ihm einen Brief. Es ist bemerkenswert, wie solche Dinge sich fügen. Johannes Gosner war sehr sozial engagiert. Er hatte das schöne Andachtsbuch „Das Schatzkästlein“ geschrieben, gründete Kinderbewahranstalten und Krankenpflegevereine, aus denen später ganze Krankenhäuser entstanden. Doch dieses Gemeindeglied schrieb ihm einen Brief, in dem stand: „Das ist doch nicht recht.“ Übrigens war es ein Gemeindeglied, das ein halbes Jahr später aus der Kirche austrat. Man hätte also kaum gedacht, dass dieser Brief eine wichtige Spur sein würde.

In dem Brief stand: „Lieber Pfarrer, Sie müssen noch etwas tun. Es gibt sechs junge Leute, die in den Missionsdienst wollen. Aber die Missionsgesellschaft hat sie alle abgelehnt, weil sie schlechte Schulzeugnisse haben.“ Das konnte doch nicht wahr sein! Schulzeugnisse hin oder her, vielleicht sind sie nicht so begabt im Kopf, aber für die Mission des Herrn können sie doch hoffentlich gebraucht werden. Und wenn sie nur Handwerker sind, dann gebe ich ihnen eben ein bisschen Bibelunterricht.

Geld hatte er keines, und die jungen Leute mussten ihr Geld selbst verdienen. Er schickte sie nach Indien, so einfach, unvorbereitet, und es gab keine weitere Unterstützung. Doch in Kalkutta trafen sie zufällig einen engagierten Basler Missionar, Doktor Häberlin. Dort entdeckten sie auf den Straßen von Kalkutta Menschen, die halbnackt in den Kloaken die Abwasserröhren reinigten.

Wer waren diese Menschen? Es waren dunkelhäutige Menschen, die ihnen erzählten: „Wir sind die Outcast, die Ausgestoßenen, die Hindus.“ Der Hinduismus ist eine sehr rassistische Religion. Sie hatten diese Menschen als kastenlose Bergstämme, als Ureinwohner, ausgestoßen und in die Berge zurückgedrängt. Sie wurden ausgebeutet und geplündert.

Diese schlichten Boten aus Berlin wurden schließlich Missionare. Es war eine Gosner-Mission. Im letzten Jahrhundert entstand so eine der schönsten Missionsgemeinden Indiens unter dem Stamm der Kohls. Gleich am Anfang ließen sich 15 Menschen taufen. Das ganze Volk erlebte eine Erneuerung, eine totale Veränderung durch das Evangelium – eine offene Tür. Niemand hatte daran gedacht, dass es so gehen könnte. Die einen hatten gesagt: „Wir können euch nicht brauchen.“ Doch daraus wurde eine offene Tür.

Jetzt möchte ich sensibel werden: Wo will der Herr mit mir durch eine offene Tür gehen, wenn ich daran vorbeigehe? Wir mühen uns oft mit vielen Werken ab und sehen gar nicht, wo Gott uns eine Tür öffnet, durch die wir hindurchgehen können. So dass wir morgen und übermorgen den wichtigen Besuch empfangen und das Gespräch führen, das jetzt vorrangig ist.

Meine Kraft ist doch so klein, Herr, schließe mir doch die Tür auf!

Bewahrung in der Stunde der Versuchung

Das Dritte, was ich unterstreichen will, ist: Wir werden bewahrt. Ich will dich bewahren in der Stunde der Versuchung.

Also, ich sage es noch einmal: Wir leben nicht in Verfolgungszeiten, und deshalb möchte ich jetzt auch nicht über Verfolgung sprechen. Hat Bewahrung für uns in dieser Situation noch eine Bedeutung? Ja, denn gerade in Zeiten wie heute, in denen es uns sehr gut geht und wir alles haben, sind die gefährlichsten Zeiten.

In solchen Zeiten fallen Menschen in großer Zahl vom Glauben an Jesus Christus ab – mehr als in jeder Verfolgungszeit. Der Betrug des Reichtums und der Besitz von Gütern machen uns blind für Gott. Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe. Wissen Sie, wie die Versuchungen Ihres Lebens sein können? Wenn Sie denken, der Sonntag werde auch schön vorübergehen, wissen Sie überhaupt, was heute noch auf Sie zukommen kann? Wie können Sie überhaupt sagen, dass Sie standhaft bleiben werden?

Ich denke an Christen, die uns einst Vorbild waren, auf die man bauen konnte. Doch dann wurden sie gleichgültig oder gerieten in Sünde, und ihr Leben wurde zum Spott. Haben Sie das nicht erlebt? Wie viele von denen, von denen wir einst große Stücke gehalten haben, sind einst mit Jesus gegangen, doch heute gehen sie andere Wege. Sie haben diese Welt liebgewonnen.

Herr, bewahre uns in der Stunde der Versuchung! Ich denke, es ist eine Zeit, in der man manchmal den Atem anhält. Wie lange kann unsere evangelische Christenheit überhaupt noch bestehen? Wo sind die Gotteshäuser, die sich entleeren? An vielen Orten müssen sie verkauft werden, weil es keinen Bedarf mehr gibt. Die Menschen interessieren sich kaum noch.

In der Stunde der Versuchung ist alles so geworden: unnütz und leer. Wie kann uns der Herr bewahren, dass wir festbleiben? Wie kann die Gemeinde, die Kirche bewahrt bleiben? Es gibt nur ein Mittel. Wir gehen einfach dem Wort nach: "Du hast mein Wort bewahrt."

In der Urchristenheit war es genauso wie heute: Alle haben am Wort Gottes herumgeschnipfelt. Sie wollten es umdeuten, interpretieren und neu schreiben – nach ihrem Kopf und um es den modernen Menschen anzupassen. Sie wollten eine Ideologie für ihre Zeit daraus machen. Andere nutzten es als Sprungbrett für ihre eigenen Gedanken. Doch der Herr sagt: Eine Gemeinde, die beim Wort bleibt, ist ein Licht in der Nacht. Sie kann nicht ausgelöscht werden von keiner Macht der Welt, von keiner noch so brutalen Verfolgung und von keinem noch so heftig daherblasenden Zeitgeist.

Wenn wir beim Wort bleiben – nichts weiter als beim Wort –, dann sind wir bewahrt.

Darf ich etwas zur Erheiterung sagen? Ich habe gestern eine schöne Post bekommen. In vielen Gemeinden wird nach neuen Formen der Verkündigung gesucht. Darf ich meine Hilfestellung im Tanzbereich anbieten? Über die begrenzte, aus der Esoterik gespeiste Form des meditativen und sakralen Tanzes hinaus bieten wir einen Kurs an, theologisch und tänzerisch fundiert, für die Verkündigung des Evangeliums. Das findet ganz toll in einer Stuttgarter Freikirche statt, mit der wir herzlich verbunden sind. Der Kurs kostet 240 Mark.

Ob ich so nett wäre, das der Gemeinde empfehlend bekannt zu geben? Ich tue dies hiermit. Wir können den letzten Schwachsinn mitmachen, um die Gemeinde dort zu haben, wo sie den Formen der Zeit entspricht. Aber wir können genauso gut nach Toronto chatten.

Wenn Sie nicht wissen, dass das Bewahren des Wortes das Kennzeichen ist, das der erhöhte Herr der Heiligen und Wahrhaftigen nennt, wie steht es dann mit Ihrem Umgang mit dem Wort? Und nicht nur mit dem Wort, das Sie zur Stille lesen, sondern auch mit seinem Gebot, mit seinen heiligen Ordnungen und mit der Liebe zum Herrn?

"Du hast meinen Namen nicht verleugnet." Was bedeutet das? Ganz schlicht: In meinem Leben ist am Anfang und am Ende nur Jesus allein. Sonst nichts. Er hat mich erlöst, hat mich durch den Tod hindurchgeführt und mir meine Schuld vergeben. Da kann man es nicht anders sagen. Es gibt sonst nichts zu sagen.

Vor der Welt zu bekennen: Ohne Jesus nichts, mit ihm alles. "Du hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet." Dann werden wir bewahrt.

Ich kann Ihnen sagen: Dann kann kommen, was will. Da können die Ideologen und die Sekten toben, da kann die Kirchensteuer ausbleiben – das ist alles gar nicht schlimm. Da kann es sein, dass keine Prediger mehr da sind – das macht überhaupt nichts aus. Wenn sie das Wort bewahren, wird ungeheuer viel Frucht kommen. Dann ist die Tür aufgeschlossen, und sie haben Zugang zu Menschen, auch in unserer Zeit.

Dann dürfen wir auch für unsere verwirrte und schwierige Zeit Orientierung geben.

Die Bedeutung der Gemeinde und der Auftrag heute

Wir werden bedeutsam und wichtig. Da stehe ich nun, und von der unschlagbaren Kraft müsste man eigentlich sprechen. Unser Dienst wird plötzlich so wichtig.

Die Gemeinde von Philadelphia war so klitzeklein und unbedeutend, dass sie nirgendwo sonst im Neuen Testament erwähnt wird. Auch in der Apostelgeschichte kommt sie nicht vor. Wo war sie? Sie war nicht der Rede wert. Die Leute schauten darüber hinweg, es gab keine Notiz in den Zeitungen, und auch die anderen sprachen nicht darüber. Selbst im Apostelkreis redete man kaum davon. Es war eben irgendwo eine Gemeinde, so wie man heute sagt: Da gibt es ein paar Christen, die vielleicht einen Hauskreis haben – sehr rührend.

Aber der erhöhte Herr sagt: „Die sind es.“ Und er nimmt sie und macht sie zum Pfeiler. Warum ein Pfeiler? Weil auf ihm das ganze Gewölbe seiner Gemeinde ruht. So herrlich ist es, wenn man mit seinem kurzen Leben eine Wirkung für die Sache Gottes in dieser Welt erzielen kann.

Ein Pfeiler sein – wir sind es nicht wert, wir sind schwache Leute. Man erschrickt, ob das hält. Doch weil der Herr uns hält, können wir auch Pfeiler sein, obwohl wir voller Fehler und Mängel sind. Wir können Pfeiler sein, wenn der Herr uns einsetzt und seinen Namen, den neuen Namen, auf uns schreibt. Wir haben das Bürgerrecht im Himmel und werden gebraucht.

Jetzt steht noch etwas da von der „Synagoge Satans“. Das lese ich vor, damit es keine Missdeutung gibt. Das habe ich noch nie gemacht. Da steht ein ganz schweres Wort von der Synagoge Satans. Ich kann nicht darüber reden, denn wir Deutschen tragen große Schuld an der Synagoge. Redet lieber von der Kirche Satans. Es könnte ja sein, dass unsere Kirche Kirche Satans ist, meine Kirche hier, dass wir es sind, unser Kreis. Ach Herr, bewahre mich doch davor.

Aber das ist hier nicht erzählt, damit wir über andere richten oder erschrecken. Es ist eines der dunkelsten und unheimlichsten Worte. Die schwierigste Aufgabe der Weltmission ist – allen Zeitungsartikeln zum Trotz – das Zeugnis von Jesus, dem Messias, an Israel.

Ich bin froh, dass bei der Jugendkonferenz von Weltmission am 4. Februar, ohne dass wir wussten, dass es so viel Trubel geben würde, ein Judenchrist aus Jerusalem in einer Halle auf dem Kielerberg spricht. Juden von Jesus sagen – und der Herr sagt: „Ich habe dir die offene Tür gegeben.“ Damit sie erkennen, wer der Heiland Jesus ist.

Wir wollen keinen Streit heraufbeschwören. Wir bedauern das, wir bedauern auch alle Missverständnisse. Und so schlicht ist das Zeugnis. Der Herr sagt, da wird die offene Tür auch sein.

Und bei vielem anderen: Wir haben einen großen Auftrag. Das stimmt auch bei den gottlosen Menschen unserer Stadt. Wir haben eine offene Tür bei unseren Kindern und Enkeln, bei den Menschen, mit denen wir zusammentreffen.

Was muss ich tun? Das Wort bewahren und Jesus nicht verleugnen – nichts sonst. „Halte, was du hast, damit niemand deine Krone nehme.“ Mir ist es ganz schwergefallen, dass die Gemeinde von Philadelphia nach ein paar Generationen das verloren hat. Der Sturm des Islam hat sie weggefegt.

Wie schnell kann das Gericht Gottes auch über unser Europa kommen, wenn wir nicht heute das ergreifen: „Halte, was du hast, damit niemand deine Krone nehme.“

Wir sind nicht von Vorgestern, wir sind Leute von Übermorgen. Wir sind schon Leute, die sich an dem neuen Namen vom himmlischen Jerusalem freuen. Wir freuen uns, wenn wir einmal vor dem Thron Gottes stehen.

Jetzt wollen wir heute nur unsere Zeit recht nutzen, damit wir ein Licht und Salz sein können von unserem Herrn. Wer Ohren hat zu hören, der höre! Amen.