Gedanken zur Predigtvorbereitung und Inspiration durch die Kinderarbeit
Wenn man weiß, dass man mit der Predigt dran ist, gehen einem natürlich viele Gedanken durch den Kopf. Die Bibel ist sehr umfangreich, und man könnte über viele Themen sprechen. Es ist immer wieder eine Herausforderung, im Gebet nachzudenken und herauszufinden, was gerade dran ist.
Ich hatte zum Beispiel ernsthaft erwogen, heute Morgen über Johannes den Täufer zu sprechen und über die Messias-Erwartung in Israel zur damaligen Zeit. Doch als ich vor einer Woche oben durch die Sonntagsschulräume ging, bekam ich die Inspiration für die heutige Predigt.
Ich bin vor einer Woche hinaufgegangen, nicht weil ich die Predigt von Wolfgang Keiber nicht hören wollte – ich hätte sie sehr gerne gehört – sondern weil es mir am Herzen lag, einmal wieder oben nachzuschauen, was dort geschieht und abläuft. Vor Ort sieht man es einfach viel besser, als wenn man nur darüber berichtet bekommt.
Es war eine große Freude, dort viele Kinder und eine Reihe engagierter Mitarbeiter zu sehen, so wie sie auch jetzt wieder oben in den Räumen die Kinder im Wort Gottes unterrichten.
Darum wollen wir heute Morgen einen Abschnitt im Matthäusevangelium lesen: Matthäus Kapitel 18, die Verse 1 bis 14 (Matthäus 18,1-14). Ich werde besonders auf den letzten Vers eingehen, aber wir wollen den ganzen Zusammenhang hören. Gottes Wort ist ohnehin immer das Wichtigste, was hier gesagt wird.
Das Gleichnis vom Kind und die Bedeutung der Kinder im Himmelreich
In jener Stunde traten die Jünger zu Jesus und fragten: „Wer ist denn der Größte im Reich der Himmel?“
Jesus rief ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: „Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.
Darum, wenn jemand sich selbst erniedrigt wie dieses Kind, der ist der Größte im Reich der Himmel. Und wenn jemand ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, nimmt er mich auf.
Wenn aber jemand einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Anlass zur Sünde gibt, wäre es besser für ihn, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.
Wehe der Welt wegen der Verführungen! Denn es ist notwendig, dass Verführungen kommen. Doch wehe dem Menschen, durch den die Verführung kommt.
Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, lahm oder als Krüppel in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen oder mit zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden.
Und wenn dein Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiß es aus und wirf es von dir. Es ist besser für dich, einäugig in das Leben einzugehen, als mit zwei Augen in die Hölle des Feuers geworfen zu werden.
Seht zu, dass ihr keines dieser Kleinen verachtet! Denn ich sage euch, ihre Engel in den Himmeln schauen allezeit das Angesicht meines Vaters, der in den Himmeln ist.
Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, das Verlorene zu retten. Was meint ihr: Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eines von ihnen sich verirrt, lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen und geht hin und sucht das Verirrte?
Und wenn es geschieht, dass er es findet, wahrlich, ich sage euch, freut er sich mehr über dieses eine als über die neunundneunzig, die nicht verirrt sind.
So ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, dass eines dieser Kleinen verloren gehe.
Gesellschaftliche Prägung und Generationenwandel
Lass mich im ersten Teil heute Morgen etwas sagen über das Kind in unserer Gesellschaft. Wir alle sind Kinder unserer Zeit. Die meisten von uns sind Kinder der Nachkriegs- und Aufbauzeit, die sich dann immer mehr zur Wohlstands- und Konsumgesellschaft entwickelte.
Wenn ich ganz grob die Entwicklung der letzten Jahrzehnte skizzieren darf: Vor etwa dreißig Jahren gab es die sogenannte Achtundsechzigergeneration. Es war eine linke Generation, damals Apo, außerparlamentarische Opposition, Rudi Dutschke und Ähnliches. Man nennt diese Generation, die damals Kinder und Jugendliche waren, die skeptische Generation. Sie waren kritisch gegenüber allem und revolutionär. Man trug Hemden mit Che Guevara und anderen Konterfeis. Es waren die Kinder von Marx und Coca-Cola.
Dreißig Jahre später hatte Marx keine Chance mehr gegen Coca-Cola und die anderen Konsumartikel. Die Siebzigergeneration, die darauf folgte, nennt man die angepasste Generation. Verunsichert durch hohe Arbeitslosigkeit, Weltenergiekrisen und all diese Dinge verzichtete diese Generation auf den Hippie-Look ihrer Vorgänger und passte sich wieder viel mehr dem bürgerlichen Leben an – die angepasste Generation.
Dann kamen die Achtzigerjahre. Diese nennt der Entwicklungspsychologe Günter Henning die verwöhnte Generation. Es ging über „Null Bock“, „No Future“ hin zu Karrieretypen. Die Einstellung „Ich will alles und zwar sofort“ griff um sich – die verwöhnte Generation der Achtzigerjahre.
Jetzt sind wir in den Neunzigern, und diese Generation nennt man die Luxusgeneration. Eine Generation, die in Wohlstand und Überfluss aufgewachsen ist und nicht mehr gelernt hat, Lasten zu tragen.
Das ist, ganz grob gesagt, nicht meine persönliche Meinung, sondern stammt von Günter Henning aus seinem Buch. Ich glaube jedoch, dass er die Tendenz richtig erfasst und beschrieben hat.
Gesellschaftliche Einflüsse auf Kinder heute
Tatsache ist auf jeden Fall, dass unsere Kinder heute ungeheuren Einflüssen ausgesetzt sind. Es ist wichtig, dass wir uns als Eltern, als Großeltern oder auch als Betroffene, ob Kinder oder Jugendliche, diese Dinge einmal bewusst machen.
Ich frage jetzt einmal: Welchen gesellschaftlichen Einflüssen sind unsere Kinder heute ausgesetzt?
Da ist zunächst einmal die Reizflut des Konsums, die vor allem durch die Werbung ausgelöst wird. Die Werbepsychologie weckt ganz bewusst Bedürfnisse bei den Kindern. Ich beobachte das immer wieder, wenn unsere Kinder eine Lego-Packung geschenkt bekommen. Meist ist dann schon der Katalog dabei, damit die Kinder diesen studieren und so neue Wünsche entstehen. Ich habe das auch bei unserem Benjamin beobachtet. Er hat sich kaum über das Geschenk gefreut, weil er im Katalog schon wieder die nächsten Dinge sah und fragte, wann er vielleicht das nächste Lego-Geschenk bekommt.
Die Reizflut des Konsums wird auch durch die Schulkameraden verstärkt. Das Ansehen in der Gruppe steigt mit dem Besitz bestimmter Markenkonsumartikel. Es muss eine bestimmte Jeansmarke sein, bestimmte Turnschuhe sind gefragt, andere zählen nicht. Teilweise wird diese Haltung auch von den Eltern vorgelebt. Sie zeigen den Kindern oft eine Konsumhaltung, indem sofort der neueste CD-Player angeschafft wird oder immer die neueste Damen- oder Herrenmode gekauft wird – immer das Neueste, was gerade „up to date“ ist.
Neben der Reizflut des Konsums sind unsere Kinder heute einem visuellen Medienkonsum ausgesetzt, wie nie zuvor. In den USA verbringen Kinder und Jugendliche bis zum achtzehnten Lebensjahr durchschnittlich einundzwanzigtausend Stunden vor dem Bildschirm. In dieser Zeit haben sie mehr als zehntausend Morde gesehen. Glaubt man, dass das ohne Folgen für die Seele der Kinder bleibt? Zum Vergleich: In der gleichen Zeit saßen sie nur zwölf- tausend Stunden in der Schule, aber einundzwanzigtausend Stunden vor dem Fernseher.
Ich möchte keine Diskussion darüber entfachen, ob Fernsehen gut oder schlecht ist. Ich will nur betonen, dass zu häufiges und unreflektiertes Fernsehen bei Kindern mit Sicherheit negative Folgen hat. Dazu gehören Reizüberflutung, Überforderung, Betäubung, Abstumpfung, verflachtes Denken, verringerte Erlebnisfähigkeit, Wertverschiebungen und sicherlich noch vieles mehr.
Als dritten gesellschaftlichen Faktor, der auf unsere Kinder wirkt, möchte ich die Verkümmerung der emotionalen Beziehungen in Schule und Familie nennen. Untersuchungen zeigen ganz klar, dass das Gefühlsleben bei vielen Kindern verkümmert ist. Eltern und Erzieher verstehen es heute manchmal nicht mehr, das Emotionale im Kind zu wecken und zu steuern. Vielleicht sind Sie auch schon in Familien gekommen, in denen Sie sehr schnell gemerkt haben, dass emotionale Wärme fehlt. Dort läuft alles sehr kalt und nüchtern ab, manchmal sogar technisch.
Wir merken auch als Eltern sehr schnell, wenn unsere Kinder zu wenig bewusste Zuwendung und konzentrierte Aufmerksamkeit bekommen haben. Ich meine damit nicht, dass sie so nebenher laufen, während der Vater Zeitung liest und sagt: „Ja, mach mal“. Sondern ich meine konzentrierte Aufmerksamkeit. Wenn wir das bei unseren Kindern feststellen, sagen wir oft: Der emotionale Tank ist leer. Dieser sollte eigentlich nie leer werden. Es ist schade, wenn es so weit kommt, aber in unserer Welt passiert das eben. Dann ist höchste Eisenbahn, den Kindern wieder wirkliche Zuwendung und konzentrierte Aufmerksamkeit zu geben.
Ich möchte damit nicht sagen, dass wir immer warten sollen, bis der Tank leer ist, um dann nur ein bisschen nachzufüllen. Nein, es sollte gar nicht so weit kommen.
Ein weiterer Einfluss ist der große Leistungsdruck in der Schule. Das kennen wir vielleicht auch schon aus unserer eigenen Zeit, aber ich denke, das hat sich heute noch verstärkt. Kinder, die die geforderte Leistung in der Schule nicht bringen können, erfahren in der Regel wenig Hilfe und Bestätigung. Dabei ist Bestätigung ein wichtiges seelisches Grundbedürfnis. Bleibt sie aus, können Minderwertigkeitsgefühle und Depressionen auftreten. Es kann sogar noch schlimmer kommen: Kinder, die im Elternhaus und in der Schule nicht bestätigt und ermutigt werden, versuchen manchmal, ihre Bestätigung durch kriminelle Handlungen oder Ähnliches zu erhalten. Das ist ein ganz logischer Mechanismus. Ein Kind sucht und braucht Bestätigung. Wenn es diese auf dem normalen Weg nicht bekommt, holt es sich diese auf anderem Wege.
Als weiteren gesellschaftlichen Einfluss möchte ich die systematische Erziehung zur Emanzipation nennen. Seit etwa dreißig Jahren hat sich das linke Spektrum der sogenannten Frankfurter Schule gezielt den Lehrerberufen angenommen. Die Parole in den Schulen lautet weit verbreitet: Konfliktpädagogik. Isabella nickt, sie musste das in den letzten Jahren studieren. Konfliktpädagogik bedeutet nichts anderes als eine planmäßige Erziehung zum Ungehorsam gegen Eltern und Vorgesetzte sowie eine radikale Einschärfung gleichmachender Emanzipation.
In vielen Schulen müssen Jungen stricken und kochen lernen, während Mädchen mit Metall und Maschinen umgehen müssen. Hier läuft ein systematisches Umerziehungsprogramm ab, ähnlich wie es der babylonische König damals mit Daniel und seinen Freunden durchziehen wollte, wie nachzulesen in Daniel 1.
Dieter Felden schreibt in seinem Buch „Wer erzieht unsere Kinder?“: „Das oberste Ziel der Schule heute ist die Erziehung zur Emanzipation. Die Schüler sollen erkennen, in welchen Abhängigkeiten sie im Elternhaus und in der Schule leben. Sie sollen durchschauen, wie und von wem sie in ihrem Denken und Handeln bestimmt werden. Sie sollen kritisch alle Autoritäten hinterfragen und schließlich die Fähigkeit erwerben, sich selbst bestimmen und verwirklichen zu können.“
Damit dieses Programm der Emanzipation gelingt, wird jegliche Autorität prinzipiell als etwas Böses dargestellt. Autorität im Elternhaus, in der Schule und in der Gesellschaft gilt in der Theorie dieser linken Frankfurter Schule als böse. Diese Theorie hat viele Lehrer beeinflusst, viele Erzieher – nicht alle, aber viele.
Als sechsten Punkt möchte ich fehlende Leitbilder nennen. Kinder brauchen gute Leitbilder. Fehlen diese, verfallen Kinder und Jugendliche automatisch negativen Vorbildern. Ich weiß nicht, ob Arnold Schwarzenegger, Lothar Matthäus und Michael Jackson dafür geeignet sind. Ich kenne diese Personen persönlich nicht, aber ich frage mich, ob sie die Leitbilder einer Generation sein können. Tatsache ist jedoch, dass diese und ähnliche Personen in Umfragen unter Teenagern und Jugendlichen am häufigsten genannt werden.
Was haben wir dem gegenüber aus der Bibel entgegenzusetzen? Wir haben wunderbare Leitbilder in der Bibel – von Männern, die wirklich Männer waren, und von Frauen, die wirklich Frauen waren. Davon könnten wir viel entgegensetzen.
Wir haben also gefragt, welchen gesellschaftlichen Einflüssen unsere Kinder heute ausgesetzt sind. Sicherlich habe ich nicht alles aufzählen können, aber diese sechs Bereiche, die ich genannt habe, sind meiner Meinung nach sehr wesentlich.
Auswirkungen gesellschaftlicher Einflüsse auf Kinder
Nun eine weitere Frage: Was sind die Auswirkungen, wenn Kinder den eben aufgeführten Einflüssen ausgeliefert sind? Wie wirkt sich das aus?
Ich möchte jetzt keine lange Aufzählung machen, sondern nur zwei Punkte nennen, die mir allerdings besonders wichtig erscheinen als Auswirkungen.
Bei vielen Kindern und Jugendlichen ist heute ein starkes Bedürfnis nach sofortiger Befriedigung zu beobachten. Die Wünsche müssen sofort erfüllt werden. Kinder sind immer mehr vom Lustprinzip geprägt. Was sie wünschen, müssen sie haben – und zwar möglichst rasch und ohne großen Aufwand. Die Spannung von der Entstehung des Wunsches bis zur Erfüllung kann kaum noch ausgehalten werden.
Diese Mentalität wird allerdings hauptsächlich im Elternhaus gefördert. In der Überflussgesellschaft werden Wünsche kaum noch versagt. Viele Eltern sind durch die antiautoritäre Welle zutiefst verunsichert. Weil die meisten von ihnen dem Rat gottloser Psychologen und Soziologen mehr vertrauen als der gesunden Lehre der Heiligen Schrift, sind sie einer Verwöhnungspädagogik zum Opfer gefallen.
Darf ich das noch einmal sagen? Eine Verwöhnungspädagogik.
Ihr Lieben, an dieser Stelle möchte ich ein paar ganz ernste Gedanken einfügen. Die Bibel lehrt uns, dass wir unsere Kinder nicht verwöhnen sollen, sondern sie belastbar machen sollen. Die Bibel sagt: Gut ist es für den Mann, wenn er das Joch – das angemessene Joch – in seiner Jugend trägt.
Kinder müssen lernen, in Kindheit und Jugend ein angepasstes Joch zu tragen, damit sie belastbar für das Leben gemacht werden. Wenn wir unsere Kinder verwöhnen, werden sie lebensuntüchtig.
Solche Kinder wachsen mit einem tiefen Gefühl der Unsicherheit auf. Nicht selten flüchten sie später in Alkohol, Drogen oder andere Dinge. Ein paar Jahre Strenge hätten ihnen vielleicht den Rest ihres Lebens ganz bestimmt einfacher gemacht. Ein paar Jahre Strenge in der Kindheit – und sie wären für den Rest ihres Lebens belastbarer und lebensfähiger gewesen.
Wenn ich von Strenge spreche, meine ich immer ein ausgewogenes Verhältnis von Liebe, Zuwendung, Geborgenheit, aber auch Grenzen und Strenge.
Solche verwöhnten Kinder entfernen sich später auch leicht von ihren Eltern und entfremden sich sogar. Die Eltern dachten, sie würden die Kinder mit Liebe auf Dauer gewinnen – mit nur Liebe, wenn sie sie niemals bestrafen, zum Beispiel. Aber oft ist das Gegenteil der Fall: Verwöhnte Kinder spucken ihren Eltern später auf den Kopf.
Wir haben Beispiele in der Bibel. Ich glaube, die Bibel nennt ganz bewusst das Beispiel von Eli, dem Priester. Er erzog seine Söhne nach der Methode: „Nicht doch, meine Söhne, nicht doch, meine Söhne!“ Und ließ sie dann doch gewähren. Fehlende Disziplin und strenge Konsequenz bei Eli – und ihr wisst, wie sich das ausgewirkt hat.
Gott raffte diese Söhne hinweg. Sie waren ruchlose Männer. Das ist nachzulesen in 1. Samuel 2.
Meine Frau hat mich heute noch auf eine Stelle in den Sprüchen aufmerksam gemacht. Wenn ihr die mal gerade mit aufschlagen wollt: Die Sprüche sagen sehr viel zum Thema Erziehung, das ist biblische Pädagogik.
In Sprüche 29,21 steht eine Aussage, die nicht direkt auf Kindererziehung bezogen ist, aber das Prinzip, den Grundsatz erkennen wir darin: „Wenn einer seinen Sklaven von Jugend auf verhätschelt oder verwöhnt, so wird er zuletzt rebellisch.“
Habt ihr das Prinzip verstanden, das hier zugrunde liegt? Verwöhnung und Verhätschelung führen am Ende zu Rebellion. (Sprüche 29,21)
Der zweite Punkt, den ich als Auswirkung sehe, lautet: Kinder, die zu Hause nicht für Ungehorsam bestraft werden, entwickeln auch gegen andere Autoritäten Rebellion. Vielleicht zuerst gegen Lehrer, dann gegen Vorgesetzte, gegen Behörden, am Ende gegen den Staat – unter Umständen aber auch gegen verantwortliche Leiter der Gemeinde und, was am schlimmsten ist, gegen Gott selbst, der die Quelle aller wirklichen Autorität ist.
Rebellion gegen Gott ist das Ergebnis einer negativen Grundeinstellung zu Bibel und Glauben.
William Macdonald schreibt in einer Andacht: „Eltern, die dem Eigenwillen ihres Kindes nicht frühzeitig durch angemessene Strafen Einhalt gebieten, erschweren es ihrem Kind, den Weg zur Errettung zu finden. Denn zur Bekehrung gehört die Aufgabe des Eigenwillens, der gegen Gottes Herrschaft aufbegehrt.“
Und Susanna Wesley, eine Mutter von neunzehn leiblichen Kindern, darunter John und Charles Wesley, die im achtzehnten Jahrhundert England und die ganze anglo-sächsische Welt im positiven Sinne auf den Kopf gestellt haben, wo sie gewirkt haben mussten die Gasthäuser schließen, sagt:
„Eltern, die sich bemühen, den Eigenwillen ihres Kindes zu unterdrücken, arbeiten mit Gott zusammen an der Errettung ihres Kindes. Doch Eltern, die ihre Sprösslinge gewähren lassen, tun damit die Arbeit des Teufels. Sie machen die Religion undurchführbar, die Errettung unerreichbar und tun alles, um ihr Kind mit Leib und Seele für immer zu verdammen.“
Das sind Worte einer Mutter von neunzehn Kindern.
Ich weiß, das ist ein ganz heikles Thema. Ich will ganz bestimmt niemandem in seine Erziehungspraxis hineinreden. Das müssen die unter euch, die in der Erziehung stehen – der eigenen oder fremder Kinder – selbst vor Gott ihren Weg finden.
Aber ich möchte das einfach mit aller Deutlichkeit sagen: Wir haben auch mit unseren beiden Kindern genug zu tun. Ich weiß, dass man immer zuerst vor der eigenen Tür kehren muss.
Kann es sein, dass wir uns hier von der biblischen Linie entfernt haben in unserem Jahrhundert? Ich muss mich da selbst fragen. Meine Frau ist manchmal konsequenter als ich.
Aber wenn es so wäre, dass wir uns da entfernt haben oder sogar weit entfernt haben, dann darf es doch unter keinen Umständen so bleiben.
Ich möchte die Eltern unter uns, aber auch die Alleinerziehenden oder die Großeltern, wen auch immer, bitten: Redet über diese Botschaft, redet über diesen Vortrag heute Nachmittag oder heute Abend. Und wo es sein muss, lasst ganz praktische Konsequenzen folgen.
Gegenmaßnahmen in Elternhaus und Gemeinde
Damit komme ich zum zweiten Teil heute Morgen, der mir noch viel wichtiger ist. Wir stellen jetzt die Frage: Was setzen wir dem entgegen?
Wir haben die Entwicklungen in unserer Gesellschaft gesehen, die wir nicht aufhalten können. Aber die Frage ist, was wir in unserem Bereich, im Elternhaus und auch hier in der Gemeinde als Christen dagegen setzen können. Ich bin überzeugt, dass wir gegensteuern können und dass wir Mittel und Wege haben.
Ich habe bereits gesagt, dass wir mit Gottes Hilfe versuchen sollten, zuhause eine Atmosphäre der Wärme und Geborgenheit zu schaffen. Das ist nicht nur die Aufgabe der Mutter, sondern auch des Vaters. Das häusliche Miteinander soll von Liebe, Offenheit und Rücksicht geprägt sein.
Aber auch klar abgesteckte Grenzen und Strafe bei deren Überschreitung gehören dazu. Hier sind vor allem wir Väter gefragt, als Haupt der Ehe und der Familie.
Ich musste daran denken, als damals die Brunnen der Tiefe aufbrachen: Noah war mit seiner Familie in der Arche vollkommen geborgen. Wie viel mehr brauchen wir heute, wo die geistlichen Brunnen der Tiefe ihre antichristliche Flut verströmen, den Schutzcharakter einer betenden Familie.
Eine Familie, in der Christus im Mittelpunkt steht, in der gebetet wird, in der Gottes Wort seinen Platz hat, wo Andachten zumindest gelesen werden, wenn nicht gehalten, dann aber gelesen, und wo wirklich eine betende und gute Atmosphäre herrscht.
Auch unsere Gemeinde soll ein Stück weit Arche sein – für uns alle, besonders aber für unsere Kinder. Die christliche Gemeinde will den Erziehungsauftrag der Eltern unterstützen. Das Wesentliche muss im Elternhaus geschehen.
Auch dann, wenn die Mutter alleinerziehend ist, oder wenn nur ein Elternteil gläubig ist, muss das Wesentliche der Erziehung im Elternhaus stattfinden. Die Gemeinde will dabei unterstützen.
Genau an dieser Stelle liegt die große Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit einer Gemeinde. Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich war, als ich letzten Sonntag durch die Gruppen ging.
In dem einen Raum hörten die Sieben- bis Achtjährigen die Geschichte von Ananias und Saphira. Sechzehn Kinder hörten diese Geschichte. In einem anderen Raum waren die Vier- bis Sechsjährigen um Susanne versammelt und hörten von Ruth und Boas.
Im vorderen Raum bei den Großen wurde richtig Bibelarbeit gemacht, über Texte aus dem ersten Buch Samuel. Die Kinder hatten ihre Bibel auf dem Tisch, schlugen die Stellen auf und arbeiteten selbst mit der Bibel. Das ist doch etwas Großartiges!
Das ist es, was wir wollen: Zuhause und in der Gemeinde sollen die Kinder Gottes Wort liebgewinnen. Gesunde Gottesfurcht soll in ihre jungen Herzen gepflanzt werden, und sie sollen den Herrn Jesus kennenlernen, damit sie so früh wie möglich den Bund mit ihm schließen.
Dazu sollen natürlich auch die Wegfindergruppe, der Teen-Treff – der total geniale Teen-Treff am Montagabend – und der junge Erwachsenenkreis dienen, der nächstes Jahr beginnen soll.
Das alles soll zusammenwirken. Wir würden uns auch sehr freuen, wenn nächstes Jahr eine evangelistische Kinderstunde beginnen könnte. Gespräche dafür sind schon im Gang.
Vielleicht könnten wir auch nächstes Jahr zum ersten Mal eine richtige Kinderwoche haben, mit einem ausgebildeten, von Gott beschenkten Kindermissionar. Ich denke da schon an jemanden, aber vielleicht können wir noch darüber reden.
Das wäre ein Ziel für nächstes Jahr: eine richtig gute missionarische Kinderwoche. Wir glauben an echte Kinderbekehrungen. Glaubst du das auch? Dass es echte Kinderbekehrungen gibt.
Wir waren auf der KfG-Konferenz, und einige waren in der Gruppe bei Friedbert Godelius, dem alten KEB-Haudegen. Ja, Fred war auch in der Gruppe. Er sagte: 86 Prozent aller Bekehrungen geschehen bis zum vierzehnten Lebensjahr.
Stellt euch das mal vor, wie wichtig Kinderarbeit ist – sechsundachtzig Prozent! Die Bekehrungen geschehen nicht unbedingt bei Kinderwochen und so weiter, auch im Elternhaus kann das passieren.
Das ist ja das Schönste, wenn Kinder zu den Eltern kommen und sagen: Wir möchten den Herrn Jesus in unser Herz aufnehmen.
Die Prägung der Kinderseele und die Verantwortung der Eltern
Wisst ihr, das Herz eines Kindes ist wie Wachs: Alles hinterlässt seinen Abdruck. Junge Kinderseelen sind sehr aufnahmefähig für das Göttliche. Deshalb sollten sie im Elternhaus einen fröhlichen und persönlichen Umgang mit Jesus und der Bibel erleben.
Martin Luther hat einmal gesagt: Eine Kinderseele ist wie ein Fass, das man füllt. Es riecht immer nach dem ersten Inhalt, der hineingetan wurde. Man muss ihm große Mühe bereiten, es auszuräuchern und auszuschwefeln, wenn man den ersten Geruch wieder herausbringen will. So merkt man, ob zuerst Essig oder Bier im Fass war – das bekommt man nur schwer wieder heraus. Wie er sagt, muss man es dann ausräuchern und ausschwefeln.
Jetzt stellt sich die Frage an uns Eltern: Welchen Geruch, welche Prägung bekommen unsere Kinder zu Hause und hier in der Gemeinde mit auf ihren Lebensweg? Glauben wir, wir können ihnen etwas vormachen? Sie werden herausfinden, was uns wirklich wichtig ist. Sie werden spüren, ob Jesus Christus wirklich unser Leben ist oder ob es doch der Beruf, die Karriere, das Hobby oder gar das Geld ist. Sie werden es uns abspüren – ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.
Wenn sie jedoch in unseren Elternhäusern und hier in der Gemeinde einen echten, fröhlichen und zugleich ernsten Umgang mit Jesus erleben, wird das ganz gewiss Eindruck auf sie machen.
Darum lasst uns, das will ich zum Schluss noch sagen, die Kinder unter uns noch wichtiger nehmen. Ich glaube, wir sollten sie alle noch wichtiger nehmen. Es ist nicht der Wille unseres Vaters im Himmel, dass eines dieser Kleinen verloren geht. Auch Kinder können verloren gehen, aber es ist nicht der Wille unseres Vaters im Himmel, dass eines dieser Kleinen verloren geht.
Jesus sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht, denn solcher ist das Reich der Himmel.“ Das gilt nicht automatisch, nur weil sie Kinder sind, sondern weil auch sie das Evangelium hören und annehmen sollen. Das ist der Auftrag an uns: Kinderarbeit zu tun, Arbeit an den Kindern.
Dank und Ermutigung zum Dienst an Kindern und Gebet für sie
Braucht es noch mehr Motivation für den Dienst an den Kindern? Ich möchte heute Morgen all jenen von ganzem Herzen Danke sagen, die den Dienst an unseren Kindern hier in der Gemeinde tun.
Es ist nicht immer ein leichter Dienst. Er erfordert viel Vorbereitung. Wenn Menschen, die im Beruf stehen, abends zuhause sitzen und Sonntagschulstunden vorbereiten, ist das ein Opfer und ein Dienst. Doch Gott wird diesen Dienst reichlich lohnen. Wenn im Himmel Kinder sagen: „Bei dem Onkel so und so“ oder „der Tante so und so“ in der Kinderstunde, in der Sonntagsschule oder in der Wegfindergruppe habe ich den Herrn Jesus gefunden, dann wird sich dieser Dienst gelohnt haben.
Ich möchte auch anderen Mut machen, sich in der Kinderarbeit zu engagieren. Wer noch keine Aufgabe hat, aber in dieser Richtung eine Gabe besitzt und es ernst meint, darf sich gerne melden. Wir brauchen immer wieder Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit.
Uns allen möchte ich ans Herz legen, dass wir vielleicht noch viel ernster und öfter für unsere Kinder beten. Sie sollten in jeder Gebetstunde eines der Hauptthemen sein.
Es kam einmal ein Mann zu Armin Mauerhofer in der Schweiz und sagte: „Ich habe immer so starke Rückenschmerzen und kann oft nachts nicht schlafen. Dann nehme ich die Liste aus der Bibel, auf die ich die Namen vieler Kinder geschrieben habe – inzwischen sind es über sechzig geworden – und bete diese Namen immer wieder durch.“
Auch ohne schlaflose Nächte sollten wir eine Liste in unserer Bibel haben, mit den Namen einiger Kinder. Das wäre doch großartig! Dann schreibt Armin Mauerhofer weiter: „Darum geht es doch, eine betende Gemeinde hinter die Kinder zu bringen.“
Stellt euch einmal vor, wie es wäre, wenn für jedes Kind jeden Tag zehn Personen beteten. Kinder sind vielen Gefahren ausgesetzt, wie wir im ersten Teil gehört haben. Deshalb brauchen wir eine betende Gemeinde hinter der Arbeit mit den Kindern.
Darf ich uns allen, auch mir selbst, aufs Herz legen, noch intensiver für unsere Kinder zu beten? Und wir, denen Kinder in der Familie anvertraut sind, wollen unsere Verantwortung noch ernster nehmen und inbrünstiger für die Seelen unserer Nachkommen flehen. So können wir eines Tages vor dem Thron Gottes sagen, wie der Prophet Jesaja: „Siehe, hier bin ich und die Kinder, die du mir gegeben hast.“
Es gibt für Eltern nichts Größeres und Schöneres, als wenn wir erleben dürfen, dass die Kinder einmal mit uns vor Gottes Thron stehen werden.
Lasst uns über das, was wir gehört haben, jetzt zusammen beten. Wir wollen zum Gebet aufstehen.
Herr, unser Gott und Vater, wir danken Dir, dass Dein Wort so viel über die Kinder aussagt. Da steht geschrieben, dass Kinder eine Gabe Gottes sind – eine Gabe von Dir. Dafür wollen wir Dir danken, für jedes Kind, das Du uns anvertraut hast, in den Familien und auch hier in der Gemeinde. Wir wollen es bewusst als Gabe von Dir sehen, aber auch als Aufgabe, in die Du uns stellst.
Herr, wir wollen uns heute Morgen vor Dir beugen, wo wir diese Gabe oder Aufgabe zu gering eingeschätzt haben, wo wir versäumt oder vernachlässigt haben. Herr, wir alle sind an diesem Punkt schuldig geworden.
Wir bitten Dich, dass wir wieder ganz neu den Blick für die Kinder bekommen. Dass Kinder nicht nur so nebenherlaufen – weder in der Familie noch in der Gemeinde. Dass Kinder ganz, ganz wichtig genommen werden.
Herr, schenke uns neu den Blick, den Du für die Kinder hattest, als Du hier auf der Erde warst, Herr Jesus. Wir bitten Dich, lass uns Kinder ganz, ganz wichtig nehmen. Lass sie hier in der Gemeinde die frohe Botschaft hören, auch jetzt oben in der Sonntagsschule. Lass wieder Saat in ihre Herzen gelegt werden, die eines Tages aufgehen darf – zu Deiner Ehre und wirklich zur Frucht wird.
Wir bitten Dich, segne alle, die in der Kinder- und Jugendarbeit mitarbeiten. Gib ihnen Freude und Kraft. Schenke ihnen Zugang zu den Herzen der Kinder. Lass dort wirkliche Freundschaften entstehen und wachsen. Lass uns erleben, dass sich Kinder schon früh bekehren, ihr junges Leben Dir weihen und Deine Zeugen in dieser Welt werden.
Vater im Himmel, bitte segne uns neu mit unseren Kindern – in den Familien und auch hier in der Gemeinde. Amen.
