Einführung in Psalm 84 und seine musikalische Tradition
Wir haben gerade Psalm 84 vor uns. Es ist ein Psalm, der den Söhnen Korach zum Vorsingen auf der Gidit gewidmet ist. Die Söhne Korach waren eine Chorgruppe, und die Gidit muss ein Instrument gewesen sein.
Ich habe bereits angedeutet, dass wir nicht ganz sicher sind, was genau diese Instrumente waren.
Ich bin jedoch überzeugt, dass sich im jüdischen Tempelgottesdienst vieles erhalten hat. Wenn man beobachtet, wie Traditionen über lange Zeiträume bestehen bleiben, sieht man das in vielen Bereichen. Bei den Juden ist das ganz bestimmt der Fall.
Ich könnte mir vorstellen, dass man noch viel mehr aus dem Synagogengottesdienst erkennen kann, wie früher in Israel gesungen wurde. Für uns ist das jedoch fremd und auch ungewohnt.
Die Sehnsucht nach Gottes Gegenwart im Psalm 84
Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden, und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen, deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott.
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen und dich immer loben! Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln. Wenn sie durchs Dürretal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen.
Sie gehen von einer Kraft zur anderen und schauen den wahren Gott in Zion.
Herr Gott Zebaoth, höre mein Gebet und vernimm es, Gott Jakobs! Gott, unser Schild, schaue doch, sieh das Antlitz deines Gesalbten an. Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.
Ich will lieber die Türhüter in meines Gottes Haus sein als wohnen in der gottlosen Hütte. Denn Gott, der Herr, ist Sonne und Schild; der Herr gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den frommen Herzen.
Wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!
Persönliche Erlebnisse und die Suche nach Heimat
Ein Wort aus diesem Psalm ist bei uns in der Kirche angebracht. Wissen Sie, wo? Ja, das ist beim Eingang hier vorne. Jetzt erinnere ich mich an die Grundsteinlegung oder an die Einweihung hier. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen die Geschichte schon einmal erzählt habe, aber sie ist mir immer besonders eindrücklich.
Wir waren so gerne mit den Kindern in den Ferien auf der Schwäbischen Alb. Die Kinder haben es genossen, ein bisschen mit Langlaufskiern auf dem wenigen Schnee in den Wintertagen herumzurutschen. Doch einmal hatten wir einen Winter mit massivem Schnee. Alles war dick und weiß bedeckt, vielleicht dreißig bis vierzig Zentimeter hoch. Wir haben das sehr genossen. Die Kinder haben Schneemänner gebaut, sind Skifahren gegangen und haben allerlei gemacht.
Wir waren so begeistert, als plötzlich ein Hubschrauber vom Truppenübungsplatz über uns hinwegflog. Wir haben gewunken, und der Pilot hat gemeint, wir seien in Not. Er hat zur Landung angesetzt. Das war ganz toll, denn so haben wir gemerkt, wie die Bundeswehr auf Draht ist.
Als wir fertig waren, haben wir alles wieder im Auto verstaut. Es war richtig unheimlich kalt in diesem netten Häuschen, in dem wir waren. Während wir die Ski aufs Auto schnallten, kamen zwei Damen vorbei, stiegen aus und gingen auf uns zu. Sie fragten: „Haben Sie unseren Waldi gesehen?“
„Aber Ihren Waldi? Was ist da los?“ Es war so ein Häuschen ganz vor dem Ort, von dem aus man den Donaudurchbruch bei Irndorf gut sehen kann, oben bei der Irndorfer Harth. Waldi war vor ein paar Tagen verloren gegangen. Und jetzt suchten sie ihren Waldi bei so viel Schnee.
Es musste ein Dackel gewesen sein, aber sicher ein intelligentes Tier, ganz ohne Zweifel. Das hat mich so gerührt und lässt mir seitdem keine Ruhe mehr. So ein armes, armes Tier! Da liegen vierzig Zentimeter Schnee, und nachts sinken die Temperaturen auf minus zehn Grad. Der arme Waldi irrt über die Schwäbische Alb und findet seine Herrin oder seine Dämchen nicht mehr. Tierfreunde können da ja nicht mehr schlafen.
Das Bild des Menschen als suchendes Wesen
Wenn Sie an die Geschichte denken, wird das der Schmerz Ihres Lebens sein. Sie wollen wissen, wie die Geschichte ausging – ich weiß es nicht. Aber mich hat sie auch sehr berührt.
Ich bin sogar so ein Tierfreund, dass ich gar keine Tiere zu Hause halte. Das ist vielleicht das Tierfreundlichste, was man tun kann. Dennoch bin ich in diesem Punkt anderer Meinung als Sie, und deshalb sage ich es auch.
Auf jeden Fall kann ich keine Vögel in einen Käfig stecken. Da bricht mir das Herz. Im Grunde ist das ja in der Bibel ein Bild für den Menschen. Irgendwo läuft man, irrt man über die Berge und sucht. Man ist nicht gerüstet für die harten Gefahren, die einem hier drohen. Irgendwo wird man erdrückt, irgendwo erfriert man, irgendwo kommt man um.
Der Schmerz ist so groß, die Einsamkeit ist so groß. Deshalb heißt es in diesem Psalm so wunderschön, dass wir unser Nest gefunden haben in der Gegenwart des lebendigen Gottes.
Augustinus hat ja diesen berühmten Satz geprägt: Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir, oh Gott.
Ich meine, ich kann das in der Geschichte von Waldi ganz klar zeigen: Wir sind Menschen, wir brauchen eine Heimat, wir brauchen Nestwärme. Und alles, was wir sonst noch an Nestwärme haben – wenn einer an seinem Auto hängt, ich wette schwäbisch, und du auch, das verstehe ich – das ist schon schön. Wenn man irgendwo in Bangkok ins Flugzeug steigt und wieder ein paar Schwäbische Reden hört, dann ist das schon Heimatluft.
Aber das ist ja nur ein Zeichen dafür, dass wir so ungeborgen sind, so heimatlos und oft den Frieden nicht haben.
Die Suche junger Menschen nach Heimat und Geborgenheit
Doch schmerzt es uns und berührt uns, wenn liebe Menschen sterben, die uns viel bedeutet haben. Plötzlich sind wir allein gelassen, weil wir heimatlose Menschen sind.
Vielleicht wird das in unseren Tagen besonders deutlich hinter vielen Bemühungen junger Menschen, sich etwas in der Welt zu suchen. Sie sind heimatlose junge Leute. Sie brechen aus den alten Beziehungen aus, suchen irgendetwas und wissen nicht genau, was sie suchen. Sie suchen Heimat und Geborgenheit.
Wenn wir diese Worte nun nehmen – Geborgenheit –, dann spotten manche Leute schon und sagen, das sei typische Sprache Kanaans. Doch das Wort Geborgenheit ist eines der schönsten Wörter.
Warum ist das so? Wie heißt diese Plastik, diese christliche Plastik mit der Hand? Wie heißt die Frau? Steigenberger? Steigenwald? Steigenberger ist etwas anderes, ja. Aber da sieht man doch wieder, wie das zum Ausdruck kommt. Das sucht jeder, auch als Symbol auf der Postkarte. Das ist etwas Schönes, wenn man das vermitteln kann.
Ich meine, man darf darüber mit anderen Menschen sprechen, gerade wenn Menschen suchend sind.
Heute gibt es eine große Wanderbewegung. Erinnern Sie sich noch an unsere Urlaubspredigten, die wir früher hatten? „Unstet und flüchtig sollst du sein“ war ein Fluch beim Keinen. Und jetzt ist es das höchste Ziel, dass die Menschen irgendwohin in die Erde gehen.
Dort suchen sie den Strand. Doch dann merken sie, dass wieder ein Öltanker ausgelaufen ist, das Bier so teuer ist und vieles mehr.
Sie suchen irgendwo ein Stück, wo es schön ist, und wollen bloß weg von zuhause. Dabei wäre zuhause eigentlich am schönsten. Man sucht eine neue Heimat und findet doch keine Heimat mehr.
Die wahre Heimat in Gott finden
Wenn die Menschen es sich wieder zugestehen würden – vielleicht haben die Fischerköre dann Recht, wenn sie sagen, dass es eigentlich das Schönste ist, in den alten, schönen Volksliedern wieder zu leben.
Aber man kann es ja nicht zugeben, dass das Alte einem irgendwo auch Geborgenheit und Heimat gibt. Doch all das ist nur vorläufig. Der Mensch findet keine Ruhe und Geborgenheit, bis er heimfindet zu Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen. Das Lied „Schönster Herr Jesu“ ist deshalb so eindrücklich, wahrscheinlich auch wegen des Verses: „Schön sind die Wälder, schöner sind die Felder in der schönen Frühlingszeit, Jesus ist schöner, Jesus ist reiner, der unser traurig Herz erfreut.“
Die tiefe Sehnsucht nach Gott als Lebensquelle
In dem Psalm wird dies verschiedentlich angesprochen – mit der Sehnsucht. Sie kennen dieses Bild etwa vom Hirsch, der nach frischem Wasser schreit. Das ist ein anderes Bild, das uns in dieser Form nicht geläufig ist, weil wir kaum noch erleben, was Durst bedeutet.
Erst im Orient müssen die Menschen drei bis sechs Liter frisches Wasser pro Tag trinken, besonders wenn sie in der Sonne arbeiten. Dann wissen Sie, wie es ist, wenn man Durst hat.
Vielleicht haben Sie auch Hunger erlebt. In diesem Bild wird ausgesagt, dass der Mensch „hungrig nach Gott“ ist. Wenn wir dieses Wort verwenden, spotten natürlich wieder die Ungläubigen und Nichtchristen. Das ist so typisch, dass man es kaum noch in Publikationen verwenden darf, etwa in Zeitungen.
Der Hunger nach Gott ist in der Welt so groß, dass man ihn immer wieder streicht, wenn wir irgendwo bei einem Vortrag von Hilfe Brüder oder ähnlichen Organisationen davon sprechen. Dabei ist das Bild völlig klar: Die Menschen hungern nach Gott.
Sie hungern mehr nach Gott als nach leiblicher Speise – selbst in Hungergebieten. Denn die Fragen werden viel größer. Wenn der Hunger den Muskutt aufbrechen lässt, wie es beim Amos heißt, dann laufen die Menschen von einem Meer zum anderen, von einer Küste zur anderen, und suchen ein Wort Gottes, bis sie es finden.
Ich glaube, bei uns ist das heute nur verdeckt. Wir leben in einer Zeit, und das ist das große Schwierige auch beim Missionieren hier: Die Leute bekommen überall Kirche und Christentum. Doch sie erhalten es in einer so vertretenen Form, dass sie oft gar nicht Gott darin finden.
Sie stoßen sich an den irdischen Darstellungen, und es ist kaum noch möglich, den Menschen zu sagen, dass uns dieses Surrogat, diese Ersatzdroge, die da geboten wird, gar nicht interessiert. Sondern es geht um ein Wort Gottes, in dem Menschen oft Trost finden und erquickt werden.
Gerade vorhin kam jemand von Ihnen von einer Beerdigung und sagte, das war so wunderbar. Dort hat jemand das Evangelium gepredigt. Es braucht doch gar nicht viel – das Grab der Toten –, damit jemand die großen Zusagen Jesu verkündet und von ihm redet, der den Tod besiegt hat.
Das ist es, was der Mensch sucht. Auch wenn wir beobachten, dass viele um sie herum schon abwinken, weil sie das gar nicht verstehen, dass wir das wirklich glauben. Sie meinen, es gehe nur um eine Organisation, die einen frommen Fimmel hat.
Aber der Mensch hungert nach Gott – nach einer persönlichen Beziehung.
Die unmittelbare Gottesbeziehung als Weg zur Erfüllung
Und bitte seien Sie so vernünftig und sagen Sie den Leuten nicht einfach: Kommen Sie einmal in die Kirche. Stattdessen sollten Sie den Menschen unmittelbar sagen: Gott ist bei Ihnen, und Sie dürfen beten. Sollen wir miteinander beten? Möchten Sie Ihr Leben nicht auch Jesus anvertrauen?
Sie sollten viel direkter die Menschen in die unmittelbare Gottesbeziehung hineinführen und sagen: Wenn Sie die Bibel lesen, dann hören Sie die Stimme Gottes. Und wenn Sie beten, dann hört Gott Sie. Da braucht es gar nichts Dazwischen.
Die Menschen haben Hunger und Heimweh nach dem lebendigen Gott, so wie die Tiere. Wie der Waldkauz, wie die Schwalbe – wie sie ihre Jungen versorgen, so ist das ein Bild des ruhelosen Menschen auch heute. Die Leute suchen nicht Organisationen, sie suchen nicht Backsteine, sie suchen nicht Kirchenbänke und sie suchen nicht Talare.
Natürlich ist es auf der Flucht der Menschen wichtig, dass sie sagen: Ja, wir wollen auch unsere Kinder konfirmieren lassen, uns ist die Kirche so wichtig. Immer wenn sie von solchen Dingen reden, zeigt das, dass sie auf der Flucht sind.
Es kann manchmal sein, dass Menschen auf der Flucht sind. Das müssen Sie seelsorgerlich immer schnell erkennen, wenn sie über äußere Dinge sprechen, wenn formelle oder organisatorische Aspekte so wichtig erscheinen.
Wir wollen den Menschen Jesus bringen und ihnen sagen: Dein Herr, der gute Hirte, ist da und kennt dich.
Praktische Hinweise für den Glaubensalltag und Seelsorge
Es ist ganz toll. Bei Krankenbesuchen mache ich das immer wieder so: Ich sage zum Beispiel „Rede anweichen“ oder Ähnliches. Jeder muss seinen eigenen Stil finden, aber eine Überleitung versuche ich gar nicht mehr.
Bethesda ist ganz einfach. Man sagt: „Sie haben ein wunderbares Wort an der Wand. Wissen Sie, was das heißt? Befehle deine Wege!“ Tun Sie das auch, wenn Sie nachts nicht schlafen können. Dann legen Sie das doch einfach hin. Sie dürfen mit Gott reden, und Gott kennen Sie. Gott will Sie nicht strafen, sondern beschenken.
Ein paar Worte genügen, um dem Menschen wieder zu zeigen, dass da eine Du-Beziehung besteht. Eine Beziehung, die die meisten Menschen auch in ihrer Kindheit irgendwann einmal hatten.
Oder im 23. Psalm. Vor 28 Konfirmanden und vom Neuen Kurs hatten wir das noch nie gemacht. Ich habe gesagt: „Wir haben den 23. Psalm. Wer kennt ihn?“ Drei Viertel kannten ihn nicht. Die meisten sind dann rausgegangen und sagten: „Ja, was mache ich jetzt? Den finde ich nicht.“ Denn die erste Bibelübergabe war schon erfolgt. Da muss doch bei euch zu Hause irgendwo eine Bibel sein.
Wir wissen nicht, ob wir eine Bibel haben. Aber toll, dann geht es zum Nachbarn, und man fragt, ob man eine Bibel leihen könnte. Für den Kaufmann ist das nur noch etwas Auswendiglernen.
Aber das ist doch so ein Psalm, von dem so viel Friede, Ruhe und Geborgenheit ausgeht, dass wir das wieder sagen müssen. Die Menschen suchen das. Sie dürfen Menschen das einfach zusprechen.
Und da bricht etwas vom Hunger, von der Sehnsucht auf.
Die Bedeutung der Altäre im Psalm und im Glauben
Was ist denn das, wonach die Menschen Sehnsucht haben? Hier sind die Altäre. Ich habe immer keinen Bezug zu unseren Altären. Ich will nicht bestreiten, dass sie sehr schön sind, wo Steine gehauen wurden. Aber in unseren Kirchen bräuchten wir eigentlich gar keine Altäre. Ein Tisch würde für die Abendmahlsfeier ausreichen. Im Übrigen könnte es auch eine freie Bühne sein.
Aber was ist mit den Altären gemeint? Sind es die Altäre, die wir haben, oder was ist damit gemeint? Das wird doch vom Alten Bund gesprochen, und die Sehnsucht dieser Väter richtet sich auf die Altäre. Dort standen sie und erlebten, wie ein armes kleines Lämmchen geschlachtet und verbrannt wurde. Während dieses Fleisch verbrannt wurde, bewegte sie das: „Um meiner Sünde willen“, dagegen das arme, arme Tierlein.
Darum kommt das in der Bibel so vor. Das Bild ist ungemein sprechend, wenn man sich das einmal vorstellt. Das hat jedes Kind fortwährend erlebt. Es hat auch gefragt: Warum muss das arme Tier sterben? Weil wir sündige Menschen sind. Nie kam den Menschen mehr in den Sinn zu sagen, wir sind tolle Leute und gestalten die Welt. Sie wussten, dass wir schwache, fehlbare, sündige Menschen sind.
Das Wunder der göttlichen Gnade, Güte und Vergebung wird uns über diesem Altar zugesprochen. Dann brachten sie das Brandopfer und das Dankopfer dar: Gott ist uns gnädig. Wir brauchen keine Altäre mehr, weil wir keine Widder und keine Ochsen mehr opfern.
Für uns ist der Altar das Kreuz Jesu. Dort schauen wir hin, und das ist für uns der Ort, an dem wir sagen: Jetzt weiß ich, dass zwischen Gott und mir alles in Ordnung ist. Ich benutze das auch gerne bei Kranken. Immer wieder sage ich: Bei Kranken weiß ich, dass die meisten Menschen in der Unruhe ihres Herzens sagen, das kommt sicher daher, weil Gott mich straft.
Darum sagen sie so oft: Ich habe es nicht verdient. Sie wägen ab und sagen: Es stimmt, es gibt dunkle Punkte in meinem Leben, im Krieg und so vieles wurde nicht bewältigt. Aber ich habe ja auch gute Seiten, ich habe manches Nette getan. Dann sagen sie: Das habe ich doch eigentlich nicht verdient, im Rückblick.
Man muss gerade den kranken Menschen immer sagen: Die Güte und Liebe Gottes gilt dir, weil Jesus, der Sohn Gottes, für dich sein Leben gelassen hat. Darum ist es verpfändet, dass er dich nicht loslässt.
Deine Altäre, Herr Zebaud, das ist das Kreuz Jesu, an dem ich Trost finde. Dort bin ich daheim und weiß: Gott hat mich lieb, er kann nichts mehr gegen mich tun. Also haben Sie diesen Frieden. Den müssen Sie aus diesem Vers beziehen: Deine Altäre, Herr Zebaud.
Es geht nicht um unsere Altäre, die sind, meiner Meinung nach, von der Kirchenbautechnik her nicht mehr sinnvoll. Die reformierten Kirchen der Schweiz haben Abendmahlstische. Viele freie evangelikale Gemeinden haben auch keinen Altar mehr. Er ist bei uns ein Überbleibsel aus den katholischen Kirchen, von den altehrwürdigen Kirchen her.
Dort wurde natürlich in diesem Altar auch etwas Falsches demonstriert. Sie wissen ja, dass die Vorstellung in der mittelalterlichen Kirche war, als ob wir Gott Opfer darbringen in der Messe. Das ist so ein Quatsch: Gott bringt uns ein Opfer dar, er versöhnt uns.
Darum war es Luther so wichtig, dass die Einsetzungsworte des Abendmahls zur Gemeinde gesprochen werden. Das ist jetzt ja die Reform der katholischen Kirche, dass sie das tun. Früher sprachen sie zum Altar. Die Wandlungsworte wurden meist hinter dem Altar gesprochen, wo es technisch möglich war. Dann sprachen sie zum Altar und doch zur Gemeinde.
Es ist interessant, wie das auch hier erkannt wurde als eine wichtige Sache. Aber wir wollen doch merken, dass für uns auch die Traditionen zwar gewürdigt werden können, aber es geht nicht um das Festhalten an alten Altären. Unser Altar ist der Platz, wo Jesus für uns sein Leben gelassen hat, damit wir mit Gott versöhnt sind. Das ist die Heimat, das ist die Nestwärme.
Die zentrale Botschaft der Vergebung und des Friedens
Das ist der Grund, warum wir in der Verkündigung genau hinhören wollen. Sicher, wir wollen nicht kleinlich sein oder pedantisch zählen. Aber jede Verkündigung muss doch auf den Punkt kommen.
Es fehlt etwas, wenn jemand nur die Gebote Gottes verkündet, ohne gleichzeitig die Vergebung durch Jesus zuzusagen. So jemand macht uns kaputt. Egal wie viel er sonst verkündet, wenn er uns nicht auf den Ort hinweist, wo wir Frieden finden, dann fehlt das Herz der Verkündigung. Sie muss immer wieder auf das Kreuz zielen.
Hofacker war das sehr wichtig, als er sagte: Das zieht die Geister, das zieht die Menschen, das zieht die Menschen. Wenn wir so verkünden – Jesus, der für uns dahingegeben wurde –, dann ist das genau das, wonach Menschen hungern.
Man braucht nicht zu denken, dass dieses Wort heute nicht mehr verständlich ist oder für moderne Menschen nicht passt. Und trotzdem verkünden sie es, sagen es weiter. Dort entsteht Glaube, dort findet der Mensch Gott.
Der Wallfahrtscharakter des Psalms und die Bedeutung der Gemeinschaft
Jetzt haben wir noch gar nicht erwähnt, dass es sich um ein Wallfahrtslied handelt. Die Leute sind zum Tempel gewandert. Von Galiläa aus brauchten sie dafür etwa vier bis fünf Tage.
Man weiß auch, wie der zwölfjährige Jesus nach Jerusalem wanderte, wahrscheinlich zur Erwachsenenfeier. Dort durften sie dann am Tempelgottesdienst teilnehmen. Jesus blieb dort oben zurück.
Die Wanderung war sehr lang. Oft musste man einen Umweg wählen, wenn man nicht durch Samaria gehen wollte. Auf diesen langen Wanderwegen wurde viel gesungen – vor allem die schönen Wallfahrtslieder.
Diese Wallfahrtslieder findet man zum Beispiel in den Psalmen 120 bis 134. Psalm 121 zum Beispiel ist ein Wallfahrtslied. Auch Psalm 124 bis 127, 128, 109, 130, 131 und 132 gehören dazu. Tatsächlich erstrecken sich diese Lieder von Psalm 120 bis Psalm 134.
Ein bekanntes Beispiel ist Psalm 121: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.“ Das ist ein typisches Wallfahrtslied. Man kann sich gut vorstellen, wie diese Lieder auf den Wanderungen gesungen wurden.
Später wurden sie auch bei der Paschafeier gesungen, nachdem der Lobgesang gesprochen worden war. Nun wird gesagt, wie wunderbar es ist, im Hause Gottes verweilen zu können.
Die besondere Bedeutung des Ortes Gottes und der Traditionen
Nochmal: Was ist das Besondere am Hause Gottes? Ich möchte die schönen Kirchbauten nicht gering achten. Es ist wunderbar, welche Architektur es gibt. Trotzdem habe ich es immer ungemein genossen, in diesem schlichten Notkirchlein zu sein. Es war mir immer angemessen und bleibt mir angemessen, weil ich eine Sorge habe: Oft wird der Blick durch das Äußere weg gelenkt.
Es ist so schön, dass es Orte gibt, an denen Gott besonders zu uns redet. Nun sind das nicht unbedingt die äußeren Orte. Es könnte ein Saal sein oder Ihr Platz, an dem Sie Ihre stille Zeit haben. Doch es sind Orte, an denen Gott zu Ihnen redet, und Orte, an denen Gott sich bindet und Wohnung macht – gesegnete Orte. Der Tempel in Jerusalem ist so ein Ort, wo Gott sagt: „Ich möchte hier wohnen.“ Ich habe mich da einmal festgelegt, und das will ich tun.
Darum sind die Traditionen nicht gering zu achten. Gott hat sich auch festgelegt und segnet uns um der Väter willen. Es ist ganz wunderbar, wie das auch durch Generationen von Vorfahren weitergeht, und man darf das auch wissen. Gott bindet sich auch an Gruppen und Vereine und segnet sie. Deshalb ist es so schön, im Hause Gottes zu sein.
Ich habe mir vorher noch überlegt, das Lied von Siebald zu singen: „In deinem Haus bin ich gerne.“ Wer es kennt, der sollte es sich noch einmal zu Gemüte führen. Siebald hat ja auch ein anderes humorvolles Lied über die Kirchenfenster gemacht. Diese beiden Lieder hat Siebald immer gern zusammen gesungen: „In deinem Haus bin ich gerne.“ Aber eben deshalb will ich ihn dort finden, wo er seine ganze Liebe für mich verströmt.
Die persönliche Abhängigkeit von Gottes Gnade
Und warum freut er sich denn so an Gott? Weil er ihn braucht. Er braucht Gott. Ich weiß nicht, ob ich es am Sonntag beim Weinstock genügend sagen konnte. Darf ich es noch einmal wiederholen?
War ich ein ganz böser Gedanke, ein Gedanke, über den man sich ärgert, ein streitbarer Gedanke? Ich habe gesagt: Alle wollen ein Tatchristentum. Ich will doch etwas tun für meinen Herrn. Und ich wollte auch tausend Arme haben, um für Gott alles in dieser Welt zu lösen.
Aber ich muss doch einfach sehen: Ich bin und bleibe in vielem ein Versager. Ich kann ja nicht mal mein eigenes Haus in Ordnung halten. Ich enttäusche viele Menschen, ich vergesse viel, ich verletze viele. Damit möchte ich gar nichts entschuldigen.
Das Christenleben ist immer auch von der Bibel her so, dass ich mich in meiner Schwachheit an Gott hinhängen darf. Es ist interessant, dass man heute im modernen Christentum so etwas predigt und sagt: Wir brauchen doch keinen Jesus mehr, der für uns stirbt usw., sondern ich brauche heute nur noch in der Kirche die politischen Anweisungen für mein Tun.
Und da wird dann gesagt, wie groß die Kirche ist und wie mächtig sie wirkt. Aber wir Menschen sind doch, wenn wir ehrlich sind, dauernd Versager, die jeden Sonntag den Zuspruch brauchen: Seine Gnade hält mich. Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Es hat uns doch immer erquickt.
Und je mehr wir für Gott tun, umso mehr brauchen wir das Wort. Charles Haddon Spurgeon hat im Alter, vor seinem Sterben, gesagt, er wollte eigentlich nur noch predigen über das Wort „Jesus starb für mich“ – seine ganze Erkenntnis.
Es ist also nie so, dass wir meinen, etwas Wunderbares gewirkt zu haben. Gerade die, die tätig sind im Dienst der Liebe, werden sagen: Das ist meine frohe Botschaft. Ich habe es Ihnen doch erzählt, wie eine unserer Entwicklungshelferinnen schrieb, dass ihr letzter Halt noch stark ist: die Hand meines Jesus.
Und das ist so schön, wenn man da bleibt und sagt: Deshalb mache ich weiter, weil er mich nicht loslässt.
Die wahre Stärke im Glauben und die Gefahr der Selbstüberschätzung
Wohl dem Menschen, dem man gratulieren kann – das heißt eigentlich: Wohl dem, selig sind die, denen man gratulieren kann, die Gott für ihre Stärke haben. Diejenigen, die sich nicht selbst für stark halten.
Es ist so schlimm, dass in jeder Generation eine Verdrehung des christlichen Glaubens stattfindet. Man will sich selbst stärken, obwohl doch der Hahn auf der Kirche oben uns an Petrus und seine Verleugnung erinnert.
Aus dem Neuen Testament muss uns klar sein, dass schon die Jünger diesem Trug erlegen sind. Immer wieder wollen wir stark und mächtig sein und meinen, wir müssten Jesus Ehre erweisen. Doch er will von uns nur Treue.
Ich bin gar nicht dagegen, wenn Menschen wirklich viel können und vermögen. Aber wir sind heute eine Generation, die das Erbe der Väter verspielt. Die Kirchen werden zu Lehrern und Lehrerinnen, und wir machen immer wieder Sprüche, die uns zeigen sollen, dass wir wieder das sein wollen, was wir allein sein können: Leute, die Gott für ihre Stärke halten und von Herzen ihm nachfolgen.
Wenn wir das tun, dann kann der Herr uns segnen und uns gebrauchen.
Die Freude an Gott als Quelle von Kraft und Leben
Und darum steht es so schön hier: Meine Seele freut sich an dem lebendigen Gott, mein Leib. Vers 3: Mein Leib und meine Seele freuen sich an dem lebendigen Gott.
Dass sich die Seele freut, haben wir oft vergessen. Ich glaube, es ist immer ein Stück Hygiene für die Seele, wenn wir das zulassen. Viele sind bedrückt und belastet, weil Leute sie kritisiert haben. Dann sagen sie: „Ich kann gar nicht mehr fröhlich sein.“ Aber gerade dann müssen sie ihren Leib und ihre Seele wieder fröhlich ausatmen lassen. So werden sie wieder heiter und können sagen: „Du, Herr, du deckst meine Versäumnisse zu, und du bist mein Herr und Heil.“
Mein Leib und meine Seele, ja, mein ganzer Körper freut sich mit – meine Galle, meine Leber, mein Hirn. So schön, lassen Sie doch auch den Leib einmal sich freuen. Leben Sie das bewusst! Wir leben immer bewusst mit dem Leib. Die Juden haben noch mit ihrem Leib gelebt als eine Gottesgabe. Sie sagen: „Ich freue mich in Gott, du hast meinen Leib gemacht.“
Ich glaube nicht, dass wir Yoga machen sollten, aber wir sollten eine Gebetsversenkung pflegen, in der wir sagen: „Lieber Herr, ich will mich jetzt mit meinem Körper freuen, auch mit meinem kranken Körper, mit meinem schmerzenden Körper. Ich will mich in dir freuen und darüber nachsinnen, wie wunderbar du ihn bereitet hast.“ Wir leben das viel zu selten bewusst.
Mein Leib und meine Seele freuen sich an dem lebendigen Gott. Gott hat mich schön gemacht, und Gott hat mich gut gemacht. Auch der alte Mensch ist wunderbar von Gott bereitet und darf sich in Gott freuen, weil das etwas ist, das erhält. Wenn dann unser Leib einmal verwest, ist das natürlich traurig. Dieser Leib, der uns so viel bedeutet hat – man kann sich kaum vorstellen, dass alles einmal wieder zu Erde wird.
Aber ich darf mich freuen, so wie ich meine Körpergaben benutze, um Gott zu preisen – meine Stimme, die Gott rühmt, und meine Finger, mit denen ich vielleicht ein Instrument spiele. Ich darf mich aber auch bis in meine inneren Organe hinein freuen. Es ist doch schön, wenn jeder meiner Pulse ein Dank ist.
Wenn wir so leben, glaube ich, wird manches der inneren Verklemmung wieder frei. Ich freue mich in dem lebendigen Gott.
Das Tränental und die Hoffnung auf Gottes Segen
Jetzt beginnt ab Vers 6 der zweite Teil vom Tränental. Dabei gab es ein kleines Problem mit der neuen Übersetzung. Bei Luther heißt es „wenn sie durchs Tränental ziehen“. In der neuen Übersetzung steht „durch das Dürretal ziehen“, doch es gibt noch eine Erinnerung an das Tränental.
Wie man es auch übersetzt, spielt keine große Rolle. Es steht fest, dass das Steppental ein Tal der Tränen ist und dass auch die Welt ein Tal der Tränen ist. Daran zweifle ich nicht.
Ich denke an Vers 7 – Entschuldigung, Vers 7, diese kleinen Verszahlen können verwirrend sein, besonders wenn ich die Brille nicht aufsetze. Als ich mich auf Israel vorbereitete, war ich sehr bedrückt. Man weiß ja vieles und hat schon vielfach Yad Vashem gesehen, die Gedenkstätte für die Vernichtung der Juden. Doch wenn man es noch einmal liest, ist es unbeschreiblich, welches Unrecht, welches maßlose Leid und welche sinnlose Bosheit allein hier in Stuttgart geschehen sind.
Der ganze Krieg – wenn hier unter uns Kriegerwitwen sitzen, dann weiß man, was zerstört wurde und wie viele Söhne nie mehr zurückgekehrt sind. Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Was wird heute gemordet und gelitten? Die Welt ist wirklich ein Tränental.
Der Mensch ist des Menschen Feind, und jeder Sünder wird dem anderen Leid zufügen. Selbst in Familien und Ehen herrscht oft großer Streit. Die Welt ist ein Tränental. Die Bibel verweilt nicht lange bei diesem Bild, aber man darf es ruhig wiederholen.
In diesem Tal, in diesem Steppental – das Bild der heißen Sonne, die herunterscheint –, da kann man Brunnen bohren. Plötzlich ist Wasser da: frisches, plätscherndes Wasser, mit dem man seinen Durst stillen kann. Frühregen und Spätregen sind ein Segen. In Israel ist es so schön, dass die Versuchung groß ist, eine Israelreise zu machen, wenn der Regen gefallen ist. Doch dann kann es sehr kalt sein.
Wir hatten noch einmal viele Kranke, sodass ich nicht mehr in den schönen Jahren dorthin fahren möchte. Aber dort unten im Wadi, in der Wüste vor Jericho, blüht es prächtig. Das können Sie bei mir im Treppenhaus an einem der dort aufgehängten Bilder sehen: eine Blütenfülle, wie wir sie auf unseren Wiesen kaum noch haben.
Wenn der Herr Wasser gibt, wird plötzlich hinter der Wüste und Einöde alles fröhlich. Das dürfen glaubende Menschen erleben, die mit Gott in ihrem problemreichen Leben rechnen. Der Psalm ist so herrlich, wenn man das im Steppental erfahren darf.
Die Stärkung durch Gottes Kraft auf dem Lebensweg
Die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt. Das waren Stellen, die einfach schwierig zu übersetzen waren. Luther hat sie manchmal mutig aus anderen Worten übersetzt. Das war immer auch ein schönes Wort.
Die Lehrer haben es auch nötig, denn sie haben eine große Aufgabe. Kinder werden sie begleiten – sie gehen von einer Kraft zur anderen, von einer Kraft zur anderen. Das ist immer wieder eine Stärkung, die Gott gibt, noch einmal eine und noch einmal eine schenkende Kraft, von einer zur nächsten.
Die Schwäche ist nie eine Schande. Starkes Christentum gibt es gar nicht. Ich will stark sein, ja, ich will es, aber ich kann nur stark sein in dem Herrn, der meine Stärke ist. Das ist immer und immer wieder der alte Punkt. Man braucht ein ganz langes Leben in der Nachfolge Jesu, um immer wieder zu merken: Da liegt der Fehler heute drin, da liegt der Fehler in der Verkündigung, wenn wir immer meinen, man könne stark sein.
Wir sind nur stark, weil wir die Wunder Gottes erleben, weil wir beten können, weil wir mit seiner Kraft rechnen. Wir klammern uns in unserer Schwäche an ihn, schauen auf ihn und sagen: „Der Herr wird für euch streiten, ihr werdet still sein.“ Es war immer die Sache, dass der Herr die Siege schenkt. Sie gehen von einer Kraft zur anderen.
Darum ist das auch oft ein Bild unseres Weges mit Gott: dass wir manchmal angeschlagen sind, manchmal matt und müde, und auch immer wieder anstoßen. Erinnern Sie sich noch, warum ich es am Sonntag gesagt habe? Weil Leute hier auch richtig sagen: „Ich habe nie verstanden, warum nimmt mir Gott nicht das weg, dass ich mich immer noch an den alten Ecken meines Charakters stoße?“
Da muss Gott sie doch halten, sonst würden sie ja schon mit ihrem heiligen Schein davonlaufen. Wenn man täglich merkt: „Was bin ich doch für ein alter Hammel!“ – und das habe ich gemeint –, seitdem ich mit Jesus gehe, wird es besser? Wird es überhaupt nicht. Ich brauche den Heiland, ich brauche ihn, und er muss heute wirken, sonst wird es nichts.
Und das soll unser ganzes Reden sein, dass sie schauen: Den wahren Gott in Zion, Gott unser Schild. Schauen Sie doch – ein Vers, dann zwei Verse, dieser zehnte Vers, der sich auf den König bezieht, den Gesalbten, den Messias. Schauen Sie doch das Antlitz seines Gesalbten an.
Es war ja die große Sehnsucht in diesen Gottesdiensten, wenn dieser Psalm gebetet wurde: „Ach, schau doch den König an!“ Jetzt haben wir doch mal die Königsgeschichte durchgemacht. Was waren das für komische Figuren, für gottlose Burschen! Und dass du die Sehnsucht nach dem richtigen Messias so groß hast.
Anders ausgedrückt: Wir können den Psalm erst richtig beten. Für die Juden war es ja bitter, jetzt haben sie gar keinen Gesalbten. Nun warten sie: Wann kommt er? Wir wissen, er kommt.
Und so schön: „Einen Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.“ Muss man in die Kirche? Muss man in die Versammlung? Ich hoffe, das lohnt sich für Sie auch immer. In Hauskreisen ist die Gemeinschaft besser als sonst zu Hause.
„Ich will lieber die Türhüter in meines Gottes Hause sein als wohnen in den gottlosen Hütten.“ Wir sind ja so dankbar, dass bei uns Damen und Herren diesen Dienst tun, immer wieder die Türhüter. Ich bin ihnen so unheimlich dankbar. Sonst wäre unser Gottesdienst ein Taubenschlag, und man könnte auch keine Musik mehr machen.
Ich bin so dankbar. Das ist ein schwieriges Geschäft, die Türhüter. Das ist kein schöner Dienst. Deshalb sagt der Psalmist hier: „Ich will lieber den unangenehmsten Dienst machen.“ Ich will auch denen danken, die diesen Dienst tun und manchmal fast geschimpft werden.
Manche hatten so richtig Angst, sie würden ermordet, wenn sie manchmal sagen mussten: „Sie können gerade nicht rein, der Chor singt.“ „Was erlauben Sie sich?“ Aber das ist manchmal gar nicht so leicht.
„Ich will lieber der Türhüter in meines Gotteshauses sein als wohnen in den gottlosen Hütten.“ Da ist es nicht schön. Selbst in den schicksten Villen ist es nicht schön, wenn nicht die Gegenwart Gottes da ist.
Gottes Schutz und Segen als Lebensquelle
Nun wird Folgendes beschrieben: Der Herr ist Sonne und Schild – die Sonne, die Leben schenkt, die Sonne, die plötzlich die Pflanzen zum Grünen bringt.
Jetzt hoffe ich, dass der Frühling wiederkehrt. Dann denken Sie daran, wenn die kalte Nacht besiegt ist. Heute Nacht ist noch einmal eine Frustnacht. Doch danach wird es warm, dann kommt die Sonne heraus, und plötzlich ist es da.
Da war doch die Schwestertochter Eidlinger, die so früh in Freudenstadt am Krebs starb. Sie hat uns das Lied geschenkt: „Jesus, die Sonne, das strahlende Licht, Jesus, die Freude, die Mauern durchbricht.“
Als um mich herum ein Gefängnis aus Angst und Traurigkeit war, führte mich Gottes Freundlichkeit aus der Bedrängnis. Jesus, die Sonne, das strahlende Licht.
Es ist schön, wenn man so singen kann und weiß, dass er mir wieder vor die Augen treten muss. Und genau das macht alles hell.
Ich bezweifle nicht, dass Ihr Leben voller Dunkelheit ist. Nun verstehen Sie auch, warum Gott uns manches Leid nicht nimmt. Es geht nicht darum, dass wir seine Wunderkraft oder Macht bezweifeln. Vielmehr erkennen wir ihn erst im Leid, in der Dunkelheit.
Und er ist Schild, unter dem man sich bergen kann. Viele Psalmen beschreiben den Wanderweg nach Jerusalem im Bild einer Burg. Die dicken Mauern, die Hermonburg und so weiter. Wenn man hinaufstieg, sah man oben die Festungsmauern von Jerusalem. Hier ist Gott nur mit dem Tempel beschrieben, dem Ort seiner Gegenwart.
Er wird dem Frommen kein Gutes mangeln lassen. Was gut ist, weiß er. Er wird uns nichts vom Guten entziehen. Der Herr gibt Gnade und Ehre. Er legt seine Hand auf uns, segnet uns und ehrt uns als seine Leute. Und er ist bei uns.
Ach, Sie haben jetzt nur Randbemerkungen gehört, es gäbe noch viel zu sagen. Ich will hier abbrechen. Die anderen Entdeckungen können Sie selbst noch machen.