Einführung und Kontext der Predigt
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 62: Johannes der Täufer, Teil 4
Gestern haben wir uns hauptsächlich mit der Frage beschäftigt, wie Johannes der Täufer die Prophezeiungen aus Jesaja 40 erfüllt hat. Im Mittelpunkt dieser Erfüllung steht sein Auftrag, die Herzen der Menschen darauf vorzubereiten, dass der König selbst darin einziehen kann.
Gott hielt es für notwendig, das Volk Israel vorzuwarnen, weil er um die Gefahr weiß, dass die Predigt des Evangeliums abgelehnt werden könnte. Dabei steht auch die Erfüllung einer ganz anderen, durchaus problematischen Prophezeiung über das Volk Israel im Raum. Diese Prophezeiung zitiert der Herr Jesus selbst als Warnung im Rahmen des Sämannsgleichnisses.
Die Warnung Jesu an das Volk Israel
Matthäus 13, Verse 14 und 15:
„Und es wird an ihnen, das sind seine Zuhörer, die Weissagung Jesajas erfüllt, die lautet: 'Mit Gehör werdet ihr hören und doch nicht verstehen, und sehend werdet ihr sehen und doch nicht wahrnehmen.' Denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden, und mit den Ohren haben sie schwer gehört. Ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen, mit den Ohren hören, mit dem Herzen verstehen, sich bekehren und ich sie heile.“
Dies ist eine Prophezeiung von Jesaja über die Zuhörer des Herrn Jesus, deren Herz nicht vorbereitet war. Das Herz ist hier „dick“ genannt, was bedeutet, dass es unverständlich oder verschlossen ist. Ebenso sind die Augen und Ohren so, dass sie nicht sehen und nicht hören.
Was Jesus hier beschreibt, scheint trotz des Dienstes von Johannes dem Täufer in Israel weit verbreitet gewesen zu sein. Es gab Juden, die auf die Predigten ihres Messias nicht mit Interesse reagierten, sich nicht bekehrten und somit nicht gerettet wurden.
Wenn dies Jahre nach Johannes im Angesicht der erstaunlichen Zeichen und Wunder, die Jesus getan hatte, noch möglich war, dann ist gut verständlich, warum es Gott notwendig erschien, das Volk auf die Begegnung mit ihrem Messias so gut wie möglich vorzubereiten.
Vor Johannes dem Täufer gab es einfach nicht mehr viel geistlichen Tiefgang und nicht viel Interesse an Gott. Es gab kein Volk, das mit offenen Augen darauf wartete, den Messias zu begrüßen und auf seine Predigten zu hören.
Johannes der Täufer und sein Auftreten
Also kommt Johannes, Matthäus Kapitel 3 Vers 4: Er aber hatte seine Kleidung aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden. Seine Speise aber waren Heuschrecken und wilder Honig.
Fangen wir bei der Kleidung aus Kamelhaaren an. Was heute exotisch und teuer klingt, war damals das Einfachste vom Einfachen – etwas für arme Leute. Ein grobes Gewebe, etwa mit dem Tragekomfort eines Kartoffelsacks. Und seine Kleidung passte zu seiner Botschaft: „Tut Buße!“ In der Bibel wird ernsthafte Buße äußerlich oft dadurch begleitet, dass die Buße Tuenden Sacktuch trugen. Also statt normaler Kleidung ein grobes, raues Gewebe. Durch den Verzicht auf Komfort wurde die Ernsthaftigkeit der Buße unterstrichen.
Was wäre für einen Bußprediger ein besseres Outfit als genau solch ein grober Stoff? Also Kleidung aus Kamelhaaren und ein lederner Gürtel um seine Lenden. Der Ledergürtel ist markant und deutet auf seine Verbindung mit Elija hin. Dieser ist nämlich der einzige in der Bibel mit einem Ledergürtel. Für uns klingt das heute vielleicht komisch, weil irgendwie jeder einen Ledergürtel besitzt. Aber damals trug man eher Stricke um die Hüften.
Nur Elija wird von den Boten des Königs Ahasja so beschrieben: 2. Könige 1,8 – „Sie antworteten, er trug einen Mantel aus Ziegenhaaren und einen ledernen Gürtel.“ „Dann war es Elija“, sagte der König. Also grobes Gewebe, Ziegenhaar und Kamelhaar nahmen sich nichts – grobes Gewebe und ein lederner Gürtel. Und sofort ist klar: Das ist Elija.
Johannes der Täufer, der im Geist und in der Kraft des Elija auftritt, macht schon rein äußerlich klar, dass es zwischen ihm und dem Propheten Elija einen Zusammenhang gibt. Hier sind zwei Männer mit derselben Leidenschaft: Buße. Sie wollen, dass ein Volk Buße tut, und sie sind bereit, sich selbst mit Haut und Haar dieser Aufgabe zu verschreiben.
Seine Speise aber waren Heuschrecken und wilder Honig, eben genau die Dinge, die man in der Wüste finden konnte. Wobei das mosaische Gesetz eigentlich das Essen von Insekten verbot – Ausnahme: vier Heuschreckenarten. Von denen ernährte sich Johannes.
Die Wirkung von Johannes’ Predigt und die Herausforderung zur Umkehr
Lesen wir weiter in Matthäus Kapitel 3, die Verse 5 und 6: Da gingen zu ihm hinaus Jerusalem, ganz Judäa und die ganze Gegend am Jordan. Sie wurden von ihm im Jordanfluss getauft, indem sie ihre Sünden bekannten.
Johannes war die große Attraktion. Tatsächlich sind es viele Menschen, die er herausfordert, und viele, die sich von ihm taufen lassen. Weil sie ihre Sünden bekennen, wirkt ihre Buße zunächst echt. Es gibt keinen Grund zu zweifeln, dass diejenigen, die getauft wurden, es im Moment ihrer Taufe ernst meinten.
Johannes bringt eine Erweckung. Doch bei jeder Erweckung ist nicht der Moment der Buße der entscheidende Punkt, sondern das, was man aus diesem Moment macht. In der Wüste einen Prediger hören, von der Ernsthaftigkeit der Botschaft berührt werden, sich taufen lassen und seine Sünden bekennen – das ist eine Sache. Aber wie geht es jetzt weiter?
Die Forderung nach echten Früchten der Buße
Und da lesen wir in Lukas Kapitel 3, Verse 7 und 8:
Er sprach nun zu den Volksmengen, die hinausgingen, um von ihm getauft zu werden: „Otternbrot, wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Bringt nun der Buße würdige Früchte und beginnt nicht bei euch selbst zu sagen: ‚Wir haben Abraham zum Vater.‘ Denn ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag.“
Man kann Johannes dem Täufer jedenfalls nicht vorwerfen, dass er ein Blatt vor den Mund nimmt. „Otternbrot“, würden wir sagen, „ihr seid Kinder des Teufels, ihr seid Nachfahren der Schlange. Alles, was euch erwartet, ist der Zorn Gottes.“
„Otternbrot, wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?“ Das ist anklagend, nicht nett und, wie mir scheint, auch nicht wirklich gewinnend, sondern einfach auf den Punkt gebracht.
Wenn ihr Gottes Zorn entgehen wollt, dann müsst ihr der Buße würdige Frucht bringen. Ihr müsst Buße tun, euch taufen lassen, eure Sünden bekennen und dann ein Leben beginnen, das die Echtheit eurer Umkehr zu Gott, eures Neuanfangs mit Gott, unterstreicht – und zwar durch der Buße würdige Frucht.
Und wehe, wenn ihr diesen Fokus nach eurer Bekehrung nicht habt! Wehe, wenn ihr anfangt, euch einzureden, es würde reichen, auf Abraham zu vertrauen, und beginnt bei euch selbst zu sagen: „Wir haben Abraham zum Vater.“
Vorsicht! Wenn ihr denkt, es reicht, ein Nachfahre Abrahams zu sein, also ein Israelit, dann irrt ihr euch. Nein, das reicht nicht. Ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag.
Es kommt bei Gott immer auf das Leben an, auf das, was ich wirklich bin. Deshalb müssen auch wir uns der Versuchung bewusst sein, die darin besteht, nach der Bekehrung zu Gott wieder auf einen Status zu vertrauen. Das kann natürlich auch der Status einer Gemeindemitgliedschaft, eines Rituals, eines theologischen Bekenntnisses oder eines Dienstes sein.
Vorsicht! Wir sind dazu berufen, ein Leben lang der Buße würdige Frucht zu bringen und dadurch zu zeigen, dass wir wahrhaftige Kinder Gottes sind und Gott unser Vater ist.
Abschluss und persönliche Herausforderung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, ob andere Menschen an deinem Lebensstil – bis hin zu deiner Kleidung – erkennen können, dass du ein Kind Gottes bist.
War das alles für heute? Wenn du noch nicht damit begonnen hast, jede Woche neue Bibelverse auswendig zu lernen, dann ändere das jetzt!
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden! Amen!
