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Plagen zur Ehre Gottes

30.01.20222. Mose 7,1-10,29

Einführung: Das Gefühl der Wiederholung und seine Bedeutung

Und täglich grüßt das Murmeltier. So lautet der Titel eines Films aus den Neunzigerjahren, den sicher viele von uns schon gesehen haben. In diesem Film gerät ein Wettermann bei einer Berichterstattung über ein besonderes Klimaphänomen am Murmeltiertag in eine Zeitschleife. Er erlebt denselben Tag immer und immer wieder.

Ich weiß nicht, wie es euch mit dem Film ging. Ich habe mit Matthias Mogler darüber gesprochen und ihm gesagt, dass ich den Film total nervtötend finde – immer das Gleiche. Man fragt sich: Hat das irgendeinen Sinn? Soll das für irgendetwas gut sein? Matthias Mogler meinte, er fand den Film toll. Na ja, das soll jeder für sich entscheiden. Ihr müsst euch da nicht nach Pastoren gruppieren.

Aber ich glaube, so ähnlich wie dieser Film auf mich wirkt, und ich denke auch auf manche andere, kann auch unser heutiger Predigttext auf uns wirken: immer das Gleiche, immer wieder das Gleiche. Wie in einer Zeitschleife durchlaufen wir dieselbe Geschichte immer und immer wieder. Und man fragt sich: Wozu? Was soll das? Was hat es damit auf sich?

Unser Predigttext heute, den wir gerade schon gehört haben, findet sich im zweiten Buch Mose in den Kapiteln sieben bis zehn. Das ist der längste Abschnitt, den wir in dieser Predigtserie betrachten wollen. Wir haben bewusst einen so langen Abschnitt gewählt, weil ich denke, dass es wirklich eine Erzähleinheit ist. Wir tun gut daran, nicht jede Plage, die dort beschrieben wird, einzeln in einer Predigt zu betrachten, sondern das große Ganze zu sehen.

Das wollen wir in vier Abschnitten tun. Zuerst betrachten wir die ersten sieben Verse von Kapitel sieben, die wir gerade noch nicht gehört haben. Das ist die Ankündigung der Plagen. Wir werden sehen, dass selbst diese Ankündigung beim Lesen schwierig ist, weil sie immer wieder das wiederholt, was wir schon vier Kapitel lang gehört haben – in den Kapiteln drei bis sechs.

Dann folgt in den Versen acht bis dreizehn von Kapitel sieben eine Vorschau auf die Plagen. Diese wird sich für euch auch wie ein Déjà-vu anhören, nachdem wir gerade die Lesung der ersten vier Plagen gehört haben.

Der Hauptteil ist der dritte Punkt: die ersten neun der zehn Plagen, die sich über dreieinhalb Kapitel erstrecken. Ich denke, spätestens dann werdet ihr das Gefühl haben, wir sind am Murmeltiertag angelangt.

Schließlich wollen wir darüber nachdenken, warum Gott diesen seltsamen, diesen ewig langen Weg wählt, um sein Volk zu erretten. Und was uns das hier und heute lehren soll.

Das sind die vier Punkte der heutigen Predigt. Bevor wir sie Stück für Stück betrachten, möchte ich mit uns beten:

Himmlischer Vater, wir bitten dich, dass du uns hilfst, dein Wort nicht nur zu hören, sondern auch zu verstehen. Ja, und nicht nur zu verstehen, sondern dadurch auch verändert zu werden. Herr, führe uns hin zu einem Leben des lebendigen, heiligen Gottesdienstes. Führe uns hin zu einem Leben, das dich, diesen allmächtigen Gott, El Shaddai, im Blick hat und dir mit Freuden dient. So gebrauche die Verkündigung deines Wortes, um dich selbst darin zu verherrlichen. Amen.

Die Ankündigung der Plagen und die Rolle von Mose und Aaron

Lasst uns zuerst die ersten sieben Verse von Kapitel sieben betrachten.

Hier spricht der Herr zu Mose und wiederholt viele Dinge, die er bereits zuvor gesagt hatte. Ich lese diese sieben Verse vor:

Der Herr sprach zu Mose: „Siehe, ich habe dich zum Gott gesetzt für den Pharao, und Aaron, dein Bruder, soll dein Prophet sein. Du sollst alles reden, was ich dir gebieten werde; aber Aaron, dein Bruder, soll es vor dem Pharao reden, damit er die Israeliten aus seinem Lande ziehen lasse. Aber ich will das Herz des Pharao verhärten und viele Zeichen und Wunder tun im Land Ägypten. Der Pharao wird nicht auf euch hören. Dann werde ich meine Hand auf Ägypten legen und durch große Gerichte meine Herrscher und mein Volk Israel aus Ägyptenland führen. Und die Ägypter sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Hand über Ägypten ausstrecke und die Israeliten aus ihrer Mitte wegführe.“

Mose und Aaron taten, wie ihnen der Herr geboten hatte. Mose war achtzig Jahre und Aaron dreiundachtzig Jahre alt, als sie mit dem Pharao redeten.

Wenn ihr in den letzten Wochen bei den Predigten über Kapitel drei, vier, fünf und sechs zugehört habt, dann wisst ihr: Das ist hier nicht neu. Wir haben all das schon gehört. Der Herr spricht zu Mose und sagt ihm, er solle quasi an seiner Stelle gottgleich vor den Pharao treten. Er werde ihm seinen Bruder Aaron zur Seite stellen. Gott werde das Herz des Pharao verhärten, Zeichen und Wunder tun und schließlich sein Volk Israel aus Ägypten führen.

All das ist nur eine weitere Wiederholung. Es ist fast so, als müsse Gott Mose immer wieder dasselbe sagen.

Das Einzige, was hier anders ist und erstaunlich erscheint, ist Vers 6. Vielleicht ist es euch aufgefallen. Dort heißt es ganz kurz und knapp: „Mose und Aaron taten, wie ihnen der Herr geboten hatte.“ Das ist neu und erstaunlich. Tatsächlich wird genau dieser Satz in Vers 10 noch einmal wiederholt.

Endlich, nach all den Ausreden und dem Zögern, sind Mose und Aaron bereit, das zu tun, was der Herr ihnen sagt. Sie scheinen nun zu verstehen, dass sie einfach nur treu sein sollen. Sie sollen einfach tun, was der Herr ihnen sagt, und darauf vertrauen, dass der Herr selbst handeln wird.

Wenn wir gerade die Verse gehört haben, fällt auf: Der einzig Handelnde darin ist Gott. Mose soll reden, aber dann sagt Gott: „Ich will“, „ich werde“, „ich will“, „ich werde“. Gott handelt. Moses Aufgabe ist es, den Mund aufzumachen und zu reden – und dann zu sehen, was Gott tun wird.

Bisher hat Mose immer auf sich selbst geschaut und gesagt: „Ich kann das nicht, das ist zu viel, sie werden nicht hören, ich werde keinen Erfolg haben.“ Jetzt fängt er langsam an zu verstehen: Es geht nicht um dich. Du bist nur mein Sprachrohr. Ich handle hier.

Um diesen Punkt noch weiter zu verdeutlichen, wird in Vers 7 deutlich gemacht, dass Mose und Aaron alte Männer sind. Dort heißt es: „Mose war achtzig Jahre und Aaron dreiundachtzig Jahre alt.“

Diese Aussage ist bemerkenswert. Es geht nicht darum, dass sie jetzt noch voller Kraft sind oder Mächtiges tun können. Es geht um Gott. Und Mose und Aaron haben das scheinbar endlich verstanden.

Ich denke, hier steckt eine kleine Lektion für uns drin. Oft sind wir wie Mose: Wir schauen auf uns, auf unsere Fähigkeiten und Begrenzungen. Dann werden wir unsicher.

Wir tun gut daran, von uns selbst wegzuschauen und auf unseren Gott zu blicken. Auf den Allmächtigen, dem nichts unmöglich ist. Er wird gewiss tun, was er verheißen hat.

Wir dürfen uns ihm einfach zur Verfügung stellen. Dann werden wir erleben, wie der Herr auch Menschen mit all ihren Begrenzungen und Schwächen gebrauchen wird, um seinen guten Plan auszuführen.

Das dürfen Mose und Aaron nun erleben.

Die Vorschau auf die Plagen und die Konfrontation mit dem Pharao

Und damit kommen wir schon zum zweiten Punkt, der Vorschau auf die Plagen. Wir sehen hier, wie der Herr dem Pharao und letztlich auch uns durch Mose und Aaron wirklich eine Vorschau gibt – einen ersten Blick auf das, was ihm bevorsteht.

Ich lese uns die Verse 8 bis 13 aus dem Zweiten Mose Kapitel 7 vor:

Und der Herr sprach zu Mose und Aaron: „Wenn der Pharao zu euch sagen wird: ‚Weist euch aus durch ein Wunder‘, so sollst du zu Aaron sagen: Nimm deinen Stab und wirf ihn vor den Pharao, dass er zur Schlange werde.“ Da gingen Mose und Aaron hinein zum Pharao und taten, wie ihnen der Herr geboten hatte. Und Aaron warf seinen Stab hin vor den Pharao und vor seine Großen, und er wurde zur Schlange. Da ließ der Pharao die Weisen und Zauberer rufen, und die ägyptischen Zauberer taten ebenso mit ihren Künsten. Jeder warf seinen Stab hin, da wurden Schlangen daraus. Aber Aarons Stab verschlang ihre Stäbe. Doch das Herz des Pharao wurde verstockt, und er hörte nicht auf sie, wie der Herr gesagt hatte.

Dieser Abschnitt beginnt genauso wie der vorherige. Wiederum spricht der Herr zu Mose und Aaron. Wiederum sagt der Herr, was geschehen wird. Er weiß genau, was bevorsteht, und bereitet Mose und Aaron darauf vor. Hier geht es ins Detail.

Eben haben wir eine allgemeine Vorbereitung gehört, jetzt folgen die Details. Er sagt ihnen genau, was geschehen wird: Wenn der Pharao das sagt, dann soll Aaron so handeln. Und dann beginnt die große Konfrontation zwischen Mose und Aaron auf der einen Seite und dem mächtigen ägyptischen Herrscher, dem Pharao, auf der anderen Seite.

Hier wird sicher einiges ausgelassen. Wir lesen nicht genau, wie der Pharao mit Mose und Aaron ins Gespräch kommt oder dass sie ihm wahrscheinlich im Namen Gottes erst einmal gesagt haben, dass er das Volk ziehen lassen soll. Aber davon können wir ausgehen. Dann fordert der Pharao ein Wunder, genau wie Gott es gesagt hat – ein Wunder, um zu beweisen, dass Mose und Aaron wirklich im Namen Gottes sprechen.

Aaron tut genau das, was der Herr gesagt hat. Das ist eigentlich eine spektakuläre Sache: Er wirft seinen Stab hin, und aus diesem Holzstab wird eine Schlange. Interessant ist, dass die ägyptischen Zauberer das auch irgendwie hinbekommen haben – wie auch immer wir das genau interpretieren sollen.

Aber wir sehen die Ironie in der ganzen Geschichte: Das ist nur Schlangenfutter, eine kleine Zwischenmahlzeit für Aarons Stab. Die ägyptischen Zauberer gehen ohne ihre Stäbe nach Hause. Doch der Pharao ist nicht beeindruckt. Er staunt nicht über die Macht des Gottes, in dessen Namen Mose und Aaron sprechen und in dessen Namen sie ein Wunder getan haben. Nein, sein Herz wird verstockt, genau wie Gott es schon in Vers 3 angekündigt hatte: „Ich will das Herz des Pharao verhärten.“

In gewisser Weise war das, was wir hier erleben – die Verwandlung von Aarons Stab zur Schlange – schon das erste Wunder, das Gott hier angekündigt hat. Auf dieses erste Wunder sollten noch zehn weitere folgen. Diese zehn weiteren Wunder sollten in Form von Plagen über das Volk der Ägypter kommen.

Wir werden sehen: Die ersten neun dieser Plagen werden genauso wenig Erfolg haben. Ja, sie werden tatsächlich ganz ähnlich ablaufen wie das, was wir hier in dieser kurzen Vorschau gesehen haben.

Überblick über die neun Plagen und das Muster der Wiederholung

Damit kommen wir schon zum dritten Punkt. Wenn ihr denkt, die Predigt geht heute aber schnell voran – na ja, der dritte Punkt ist lang. Wenn ich ihn lesen würde, wäre er so umfangreich, dass ich wahrscheinlich gar keine Zeit mehr zum Predigen hätte. Es sind dreieinhalb Kapitel mit hundertacht Versen.

Ich werde darauf verzichten, diesen Abschnitt über die neun Plagen vorzulesen. Wir haben eben die ersten vier Plagen gelesen, und das war der kürzere Teil. Danach folgen noch fünf weitere. Ich möchte diese neun Plagen einfach kurz zusammenfassen. So bekommen wir einen großen Überblick und ein gewisses Gefühl dafür, was hier genau erklärt wird. Abschließend wollen wir im vierten Punkt darüber nachdenken, was uns das zu sagen hat und was wir daraus lernen sollen.

Die neun Plagen, die jetzt hier kommen – Blut, Frösche, Stechmücken, Stechfliegen, Viehpest, Blattern oder Geschwüre, Hagel, Heuschrecken und Finsternis – repräsentieren in gewisser Weise jeweils auf unterschiedliche Art und Weise Götter in Ägypten. Gott erweist sich als mächtig über diese Götter. Er zeigt sich als derjenige, der alles im Griff hat. Er lässt diese Dinge kommen und auch wieder verschwinden.

Darauf werde ich nicht weiter eingehen. Wenn wir jede Plage individuell betrachten würden, könnte man mehr zu diesen Göttern sagen und was hier genau gezeigt wird. Aber ich glaube, das ist nicht der wesentliche Punkt. Der wesentliche Punkt ist vielmehr, dass wir sehen, wie ähnlich diese Plagen sind.

Alle neun Berichte sind ganz ähnlich aufgebaut. Sie beginnen jeweils mit der Formulierung „Und der Herr sprach zu Mose“ beziehungsweise „Da sprach der Herr zu Mose“. Jeder Bericht endet damit, dass das Herz des Pharaos verstockt oder verhärtet wird, sodass er nicht auf Mose hört, letztendlich nicht auf Gott hört und Israel nicht ziehen lässt.

Fast immer heißt es dann: „So, wie der Herr gesagt hatte.“ Wir lesen von dieser Verhärtung des Herzens schon bei der ersten Plage in Kapitel 7, Vers 22: „So wurde das Herz des Pharao verstockt, und er hörte nicht auf Mose und Aaron, wie der Herr gesagt hat.“ Nach der zweiten Plage in Kapitel 8, Vers 11 heißt es: „Als aber der Pharao merkte, dass er Luft gekriegt hatte, verhärtete er sein Herz und hörte nicht auf sie, wie der Herr gesagt hat.“

Wir sehen hier Unterschiede: Das Herz des Pharaos wurde verstockt, der Pharao verhärtete sein Herz. Bei der ersten, dritten, fünften und siebten Plage heißt es immer, das Herz des Pharao wurde verstockt. Bei der zweiten und vierten heißt es, dass der Pharao sein Herz verhärtete. An anderen Stellen wird auch gesagt, dass das Herz des Pharao verhärtet wird, weil Gott das will. So war das in der Ankündigung in Kapitel 7, Vers 3, und das sehen wir auch noch bei einigen anderen Formulierungen.

Ich spreche das hier nur an, weil das immer mal wieder von Theologen gesagt wird, dass hier eine gewisse Ordnung zu sehen ist. Da wird oft gesagt: Ja, wir sehen ja, der Pharao hat zuerst sein Herz verhärtet, und dann hat Gott es auch verstockt. Einfach mal eine Frage in den Raum: Wer hat das schon mal so gehört? Also erst hat der Pharao und dann hat Gott. Immerhin ein paar von euch. Könnt ihr wieder vergessen, das ist nämlich Blödsinn.

Wenn wir genau hinschauen, sagt der Text das nicht. Tatsächlich geht es durcheinander. Schon im Vorlauf, in den Kapiteln vorher, heißt es, der Herr will das tun. Dann heißt es, der Pharao tut es. Und am Ende heißt es wieder, der Herr wird es tun. Das geht kreuz und quer.

Ganz offensichtlich handeln hier also sowohl Gott als auch der Pharao. Das Herz des Pharaos ist ganz eindeutig in Gottes Hand. Der Herr tut mit dem Herz des Pharaos etwas, und zugleich ist der Pharao selbst verantwortlich für sein Herz.

Wir Menschen wollen das immer gerne auseinander sortieren und hätten gerne eine gewisse Ordnung oder sagen: Ja, das ist so, weil das so ist. Aber ich denke, wir tun gut daran, beide Wahrheiten einfach nebeneinander stehen zu lassen.

Tatsächlich ist das etwas, was wir in der ganzen Bibel immer wieder sehen – vielleicht am deutlichsten bei der Kreuzigung Jesu. Da handeln böse Menschen mit harten Herzen. Sie sind wirklich verantwortlich für das Böse, das Grausame, das Brutale, was sie bei der Kreuzigung Jesu tun. Zugleich lehrt uns die Bibel, dass sie das ausführen, was Gott in seinem Ratschluss und seiner Vorsehung lange zuvor beschlossen hatte. Sie handeln und Gott handelt. Beide sind verantwortlich, und das lässt sich nicht gegeneinander ausspielen.

Aber in allem dürfen wir wissen, dass Gott immer tun wird, was er sich vorgenommen hat. Er lässt sich nicht ins Handwerk pfuschen, er lässt sich seine Pläne nicht durcheinanderbringen. Das ist das Erste, was wir hier sehen. Immer wieder das Gleiche: Der Herr spricht, und der Pharao verhärtet sein Herz oder es wird verhärtet.

Wir sehen weiterhin, dass die neuen Plagen wirklich in drei Dreiergruppen zu erkennen sind. Die ersten drei Plagen zeichnen sich dadurch aus, dass die Plagen jeweils kommen, wenn Aaron mit seinem Stab aktiv wird. Aarons Stab gegen Pharaos Zauberer – das ist immer der Konflikt.

Wir haben gerade gelesen, dass der Stab Aarons erhoben wurde und dann Wasser zu Blut wurde. Danach kommen die Zauberer und machen auch Wasser zu Blut. Bei der zweiten Plage haben wir gesehen, dass durch Aarons Stab die Frösche kommen. Dann kommen die Zauberer und machen auch Frösche.

Das klingt erst einmal sehr beeindruckend, dass die Zauberer das auch können. Aber was sind das für Zauberer? Ein guter Zauberer im Auftrag des ägyptischen Pharaos hätte dafür sorgen sollen, dass das Blut wieder zu Wasser wird und dass die Frösche verschwinden. Aber sie konnten alles nur noch schlimmer machen.

Es tut fast ein bisschen weh, das mit anzuschauen, wie diese Männer in ihrer Verblendung noch mehr Unheil über das Volk bringen. Bei der dritten Aktion, als Aaron seinen Stab hebt, können die Zauberer auch nichts mehr tun. Sie sind dem nicht mehr gewachsen. Sie kapitulieren und sagen zum Pharao angesichts der Stechmückenplage: „Das ist Gottes Finger.“

Also dreimal: Aaron steht dem Zauberer-Team gegenüber.

In der zweiten Dreierserie, bei den Plagen vier bis sechs, sehen wir nun nicht mehr das Duell Aaron und sein Stab gegen die Zauberer. Jetzt sehen wir einfach, dass Mose spricht und Gott handelt. Immer: Mose spricht, Gott handelt. Mose spricht, Gott handelt.

Bei den letzten drei Plagen, sieben, acht und neun, lesen wir davon, dass Mose seine Hand gen Himmel reckt und Gott dadurch Wunder wirkt. Mose reckt seine Hand gen Himmel, und Gott wirkt Wunder. Mose reckt seine Hand gen Himmel, und Gott wirkt Wunder.

Wir sehen auch in diesen Dreierzyklen, dass sie alle gleich beginnen. Bei der ersten, vierten und siebten Plage heißt es jeweils am Anfang des Zyklus, dass der Herr zu Mose spricht und sagt: „Morgen früh geh hin und tu!“ Bei der zweiten, fünften und achten Plage heißt es jeweils einfach: „Geh zum Pharao!“ Und bei der dritten, sechsten und neunten Plage wird niemand zum Pharao geschickt. Gott sendet die Plagen ohne Vorankündigung, ohne Vorwarnung.

Wir sehen, da sind Muster zu erkennen. Und wir kommen wieder – das hatten wir doch schon mal, das hatten wir doch schon mal. Das haben wir auch schon mal gehört. Wir haben eben nur die ersten vier Plagen gehört.

Ich kann euch versprechen: Wenn ihr den ganzen Abschnitt heute Nachmittag mal lest, werdet ihr fast verrückt werden. Täglich grüßt das Murmeltier. Mehrmals denkt man, endlich hat er es kapiert, endlich kommen wir hier an ein Ende.

Mehrfach sagt der Pharao, dass er jetzt nachgibt und Israel ziehen lässt. Wir haben das am Ende der zweiten Plage gehört, wie er sagt: „Okay, dann geht halt.“ Da heißt es: Da liest der Pharao, Mose und Aaron rufen und sprechen: „Bittet den Herrn für mich, dass er die Frösche von mir und von meinem Volk nehme, so will ich das Volk ziehen lassen, dass es dem Herrn opfere.“

Dann betet Mose, und die Froschplage hört auf. Der Pharao verhärtet sein Herz und lässt sie doch nicht ziehen. Das Gleiche haben wir dann noch mal gehört nach der vierten Plage. Wenn wir weiterlesen, erleben wir das nochmal nach der siebten, nach der achten und nach der neunten Plage.

Ich höre schon auf mit meiner Zusammenfassung. Ich glaube, es ist wirklich zum Verrücktwerden. Es ist zum Verrücktwerden. Es geht einfach nicht voran. Immer wieder: Wiederholung, Wiederholung, Wiederholung, immer das Gleiche. Der Herr spricht zu Mose, dieser geht zum Pharao, er fordert ihn auf, sein Volk ziehen zu lassen. Der Pharao tut es aber nicht. Dann kommen die Plagen.

Aber sie bewirken nichts, weil der Pharao sein Herz verstockt und Israel nicht ziehen lässt, wie der Herr es gesagt hat.

Wir wissen, wie viele Plagen es gibt. Mose wusste das nicht. Überleg mal, wie es dir gegangen wäre nach der dritten, nach der fünften, nach der achten, nach der neunten Plage. Und du fragst dich: Was soll das? Warum all das? Was hat Gott damit vor? Kann er nicht endlich mal eingreifen? Kann er nicht einfach den Pharao umfallen lassen? Kann er nicht einfach die Ägypter dazu bringen, dass sie die Schnauze voll haben und sagen: „Geht einfach!“?

Warum macht Gott hier nicht kurzen Prozess? Bei der Flut hat er kurzen Prozess gemacht, bei Sodom und Gomorra hat er kurzen Prozess gemacht. Warum nicht hier? Schlagt doch die Ägypter mit Blindheit für die Israeliten raus und dann Pech und Schwefel. Kann man sicher auch in Ägypten machen, was in Sodom und Gomorra funktioniert hat. Warum nicht?

Warum dieser ewig lange Vorspann – Kapitel drei, vier, fünf und sechs – dann die Ankündigung in sieben, dann noch so ein Vorspann – und dann Plage und Plage und Plage und Plage und Plage und Plage und Plage und Plage und Plage? Was soll das? Was will Gott uns damit sagen?

Die zwei grossen Lektionen aus den Plagen

Und damit sind wir beim vierten Punkt. Bisher war der Bericht interessant, aber wie ist er relevant? Ich denke, der Text will uns zwei große Lektionen lehren. Wir tun gut daran, genau hinzuhören, diese Dinge zu durchdenken und zu erkennen.

Beide Lektionen sind in diesem Text immer wieder enthalten. Sie sind nicht versteckt, sondern eigentlich offensichtlich.

Die wichtigste Lektion, die Gott uns durch all diese Plagen lehren will, finden wir tatsächlich schon in der Ankündigung gleich am Anfang von Kapitel 7, ab Vers 4. Dort lesen wir folgende Worte, die Gott zu Mose spricht: „Dann werde ich meine Hand auf Ägypten legen und durch große Gerichte meine Herrscharen, mein Volk Israel, aus Ägyptenland führen, und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Hand ausstrecke und die Israeliten aus ihrer Mitte wegführe.“

Tatsächlich sehen wir diese Worte in ähnlicher Form immer wieder. Bei der ersten Plage, Kapitel 7, Vers 17 heißt es: „Darum spricht der Herr, daran sollst du erfahren, dass ich der Herr bin.“ Dann bei der zweiten Plage, Kapitel 8, Vers 6: „Auf dass du erfahrest, dass niemand ist wie der Herr, unser Gott.“ Später, in Kapitel 8, Vers 18, heißt es: „Damit du inne wirst, dass ich der Herr bin.“ Am deutlichsten ist es bei der siebten Plage, in Kapitel 9, Vers 14: „Damit du inne wirst, dass meinesgleichen nicht ist in allen Landen.“

Dort heißt es weiter: „Denn ich hätte schon meine Hand ausstrecken und dich und dein Volk mit Pest schlagen können, dass du von der Erde vertilgt würdest.“ Nicht so, dass Gott es nicht könnte – hätte er längst machen können. Aber dazu habe ich dich erhalten, dass meine Kraft an dir erscheine und mein Name verkündigt werde in allen Landen.

Ihr Lieben, deshalb haben wir auch heute noch diesen Bericht von den Plagen in Ägypten, damit auch heute noch allen Landen verkündigt werde, dass dieser große und mächtige Gott der Herr ist. Damit Menschen innewerden und erkennen, dass niemand ist wie der Herr, unser Gott.

Alle anderen angeblichen Götter, alle Mächtigen dieser Welt können gegen ihn nichts ausrichten. Darf ich fragen: Kennst du diesen einen wahren und mächtigen Gott? Ist dieser Gott dein Herr?

Immer wieder sagen Menschen: „Also, damit ich an diesen Gott glauben kann, muss er Wunder tun, dann muss er es mir beweisen.“ Ja, das hat der Pharao gesagt, und Gott hat es getan. Er hat große Wunder gebracht. Aber wisst ihr was? Die Wunder haben nichts gebracht. Der Pharao hat ihn nicht anerkannt.

Später kam Jesus Christus, einer, der größer und wichtiger war als Mose, tatsächlich ein Prophet wie Mose, nur besser. Er hat Zeichen und Wunder getan. Und nachdem er viele Zeichen und Wunder vollbracht hatte, war es den Menschen immer noch nicht genug. Sie sagten: „Zeig uns ein Wunder!“

Was hat Jesus zu diesen Menschen gesagt? Menschen, wie wir sie heute auch noch oft haben, die sagen: „Ich muss ein Wunder sehen, sonst glaube ich nicht an Gott.“ Jesus antwortete: „Ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.“

Dieses Zeichen ist das letzte große Wunder, das Gott uns zeigt – ein Wunder, mit dem er beweist, dass er eine Rettung vollbringen wird, die noch viel größer ist als die Rettung Israels aus Ägypten.

Denn letztendlich hat nicht nur der Pharao ein verhärtetes Herz. Das Problem, das wir in unserem Bibeltext sehen – das harte Herz des Pharao, das verstockte Herz des Pharao – ist ein universelles Problem. Wir alle haben harte Herzen von Natur aus. Deshalb wollen wir alle Gott nicht erkennen, egal was er tut.

Von Natur aus sagt die Bibel, sind unsere Herzen steinern. Das nenne ich verhärtet – steinerne Herzen. Und der Pharao ist auch nicht der Einzige, der falschen Göttern nachgeht und vor allem auf seine eigene Macht vertraut. Von Natur aus tun wir das alle.

Wir sind oft viel mehr auf unsere eigenen Möglichkeiten bedacht. Wir hängen unsere Herzen an irgendwelche Götzen, anstatt Gottes Allmacht anzuerkennen und zu lernen, einfach nur ihm zu vertrauen.

Das ist das Problem aller Menschen. Deshalb brauchen wir eine größere Rettung als nur eine territoriale Rettung aus der Umklammerung Ägyptens in ein gelobtes Land. Wir brauchen die Rettung aus unseren falschen Herzen heraus, damit wir Menschen sind, an denen Gott Gefallen hat.

Wir hätten ein größeres Gericht verdient als nur diese Plagen. Diese Plagen hier sind tatsächlich nur ein Vorspiel, eine schattenhafte Darstellung des Gerichts, das wir alle verdient haben. Aber Gott will nicht, dass wir verloren gehen. Gott hat keine Freude daran.

Deshalb hat er einen großen Rettungsplan gemacht, eine große Rettungsmission geplant. Der Exodus Israels aus Ägypten war dabei nur eine schattenhafte, bildliche Darstellung einer viel größeren Rettung.

Das verkündet die Bibel an vielen Stellen. Wir sollen von diesem Exodus lernen. Dazu würde eben nicht ein Mann wie Mose gebraucht, der zum Pharao als seinen Repräsentanten sprechen sollte. Nein, Gott selbst würde zu uns Menschen kommen.

Deshalb kam Gott in Jesus Christus, er wurde Mensch. Anders als Mose war er Gott in allem gehorsam. Jesus Christus tat immer den Willen des Vaters. Er brauchte keine langen Diskussionen und Überzeugungen, denn sein Herz war allein Gott zugewandt.

Dann tat er den Gehorsam, den wir nicht tun, und nahm das Gericht auf sich, so dass jeder, der sich ihm im Glauben zuwendet, nicht ewige Plagen und ewige Pein erleben muss, sondern gerettet werden darf hinein in ein besseres Land.

Nicht ein gelobtes Land, das mit Milch und Honig fließt, sondern eine ewige Herrlichkeit, die noch viel besser sein wird. Auch dort ist das gelobte Land nur eine schattenhafte, bildliche Darstellung der größeren Realität, die auf alle wartet, die herausgerettet werden aus der Sklaverei, aus der Knechtschaft – nicht durch eine fremde Macht, sondern durch unsere eigenen bösen Herzen.

So starb Jesus am Kreuz den Tod, den wir alle verdient hätten. Das ist das Zeichen des Jona. Drei Tage, so wie Jona drei Tage im Fisch war, lag Jesus drei Tage im Grab. Am dritten Tag, so wie Jona vom Fisch ausgespuckt wurde und der Fisch ihn nicht mehr hielt, so kam Jesus aus dem Grab. Er ist der lebendige Herr.

Viele Menschen durften dieses letzte große Wunder sehen, bevor er dann in den Himmel aufgefahren ist. Von dort wird er kommen – zum Gericht.

So ist die Frage für uns nicht: „Zeig uns noch ein Wunder, dann glaube ich.“ Die Frage ist: Glaubst du dem Wunder, das er uns gezeigt hat? Vertraust du auf das große Wunder, das der Herr getan hat?

Die Wunder in Ägypten ja, sie zeigen seine Allmacht und seine Retterkraft. Und das Wunder, dass er, der allmächtige, vollkommen gute Gott, Mensch wird, zu uns sündigen, rebellischen Menschen kommt und bereit ist, sich von uns ans Kreuz schlagen zu lassen, um dort am Kreuz die Strafe auf sich zu nehmen, die wir verdient hätten.

Vertraust du diesem Wunder? Das ist die große Frage. Denn nur wenn wir diesen einen wahren Gott als unseren Retter ergreifen, werden wir gerettet.

All das, was wir heute betrachtet haben, all diese Plagen sind uns gegeben, damit wir erkennen, dass niemand ist wie der Herr, unser Gott. Das ist das erste große Echo, das wir in unserem Predigttext finden: Damit wir erkennen, damit wir innewerden, dass der Herr allein Gott ist.

Mögest du diesen mächtigen Gott erkennen und ihn ergreifen – und ihn dann allen Landen verkünden.

Die zweite große Lehre, warum der Herr diesen Weg geht, um sein Volk zu retten, finden wir immer wieder bei den Aufforderungen, die Mose dem Pharao gibt, wenn er sagt, er soll das Volk ziehen lassen. Dahinter steckt ein Ziel. Wir sollen es immer wieder hören.

Warum soll der Pharao das Volk ziehen lassen? Warum will Gott sein Volk retten? Über zehnmal taucht diese Aussage auf in den Ankündigungen, der Vorschau und dann in den Plagen: „Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene.“

Mehrfach wird auch noch erklärt, dass Gott sein Volk retten wird, damit sie ihn anbeten. Das ist wirklich der Grund für die Rettung. Das ist der große Wandel, den Gott vollbringen will in uns Menschen.

Durch die Sünde sind unsere Herzen nicht nur hart, sondern sie wenden sich auch anderen Dingen zu. Wir streben nach falschen Dingen, wir vertrauen auf falsche Dinge, und all das kann uns nicht wirklich erfüllen oder froh machen.

Der letztendliche Grund, warum Gott uns rettet, ist, damit wir ihn anbeten und ihm dienen.

Tatsächlich lesen wir das nicht nur hier bei den Plagen, sondern auch im Neuen Testament, wenn erklärt wird, wozu Gott rettet. Im Epheser 1 lesen wir dreimal, dass Gott uns gerettet hat, damit wir zum Lobpreis seiner Herrlichkeit sind, zum Lob seiner herrlichen Gnade.

In Römer 12, Vers 1 beschreibt Paulus, nachdem er ausführlich das Evangelium erklärt hat, dass wir nun in Anbetracht seiner Barmherzigkeit uns hingeben sollen als heilige, lebendige, gottwohlgefällige Opfer.

Dabei muss uns klar sein, dass all das keine große Last ist. Wir sind jetzt nicht von einem Dienst an irgendwelchen Götzen zum Dienst an irgendeinem anderen Gott gerettet. Nein.

Unsere Herzen werden befreit von dem Nachjagen nach Dingen, die nicht erfüllen können, die nicht wirklich gut sind und uns immer wieder leer zurücklassen.

Du kannst mit deinem ganzen Leben Dingen nachjagen: Partys, Beziehungen, Alkohol, Drogen oder was auch immer. Für einen Moment mag das funktionieren, es gibt dir einen Kick und du denkst: „Boah, ist das cool!“ Aber es lässt dich leer zurück.

Dieses Monster wird nie satt, es braucht immer mehr und es macht dich kaputt.

Das war das Problem des Pharao. Sein hartes Herz führte ihn ins Verderben. Und das ist bis heute so.

In seiner großen Gnade hat Gott uns gerettet, damit wir ihm dienen. Denn der Dienst an Gott, das Leben für Gott, ist der Weg des Segens. Dort ist wahre Erfüllung, wahre Freude, ein wirklicher Sinn und ein großartiges Ziel.

Die Frage für uns ist: Haben wir erkannt, was uns unser Text immer wieder verkündet?

Lieber Christ, der Herr hat dich gerettet, damit du ihm dienst und darin deine Freude und Erfüllung findest. Alles andere führt letztendlich ins Verderben.

So ist es mein Gebet, dass dieser Text mit seinen immer wiederkehrenden Berichten, mit diesen ewigen Schleifen dazu führt, dass wir dieses Echo in unserem Ohr haben: „Ich will sie retten, damit sie mir dienen. Ich will sie retten, damit sie mich anbeten.“

Der Herr, der niemand ist wie unser Gott, möge uns so in Staunen versetzen, dass wir ihn, den Herrn, unseren Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit ganzem Gemüt und mit allen unseren Kräften.

Denn ihm gebührt alle Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Schlussgebet: Dankbarkeit und Erkenntnis

Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort, Herr. Wir bekennen, dass dein Wort uns manchmal anstrengt, besonders wenn wir das Gefühl haben, in Endlosschleifen festzuhängen. Dabei übersehen wir oft, dass all diese Wiederholungen einen Sinn und einen Zweck haben.

Herr, danke, dass wir durch all diese Herausforderungen erkennen dürfen, dass du allein der Mächtige bist, der Allmächtige. Dir ist nichts und niemand gewachsen. Wir dürfen erkennen, dass du ein Rettergott bist, ein guter und gnädiger Gott, der sich erbarmt und ein Volk rettet.

So dürfen wir unsere Erfüllung und Freude finden in dem Leben, für das wir ursprünglich geschaffen wurden – ein Leben zu deiner Ehre. Amen.