Die Lehre der Apostel – Der zweite Korintherbrief Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch
Dein geistlicher Impuls für den Tag
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich bin immer noch erkältet, und heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 1, die Verse 5 bis 9.
In der letzten Episode sind wir bei der Frage stehen geblieben: Was können wir im Blick auf Bedrängnisse von Paulus lernen?
Der erste Punkt war, dass Paulus Bedrängnisse nicht als etwas Fremdes ansieht.
Der zweite Punkt: Der Trost, den wir brauchen, kommt immer von Gott, wenn er brauchbarer Trost sein soll.
Drittens sehen wir, dass bei Paulus die Bedrängnisse seinen Glauben an die Macht Gottes gestärkt haben.
Und viertens: Der Trost, den wir empfangen, ist ein Trost, den wir weitergeben sollen.
An dieser Stelle sind wir stehen geblieben und machen jetzt weiter mit 2. Korinther 1,5.
Gottes Trost als Ausgleich zum Leiden
Denn wie die Leiden des Christus überreich auf uns kommen, so ist auch durch den Christus unser Trost überreich. Gott schafft den Ausgleich. Wo das Leid zunimmt, nimmt auch der Trost zu.
Ich will nicht sagen, dass es im Leben eines Gläubigen nicht tief verzweifelte Golgatha-Erfahrungen geben darf. Aber der Gläubige darf auch wissen, dass Gott genug Trost besitzt, um ihm die Kraft zum Durchhalten zu schenken.
Es ist nicht nur der Trost, der im Hier und Jetzt eine Rolle spielt. Lasst uns nie vergessen, dass der Trost Gottes immer mit einer Verheißung einhergeht.
Römer 8,18: „Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“
Dieser Vers ist keine billige Vertröstung auf das nächste Leben, sondern eine realistische Beschreibung der Verhältnisse. Das Leid, das wir jetzt erfahren, wird in der Ewigkeit, angesichts der zukünftigen Herrlichkeit, einfach nicht mehr ins Gewicht fallen.
Ja, das gilt es zu glauben. Aber dadurch wird es nicht weniger wahr.
Die Bedeutung der Leiden Christi für die Nachfolger
Und dann lesen wir, dass die Leiden des Christus überreich auf uns kommen. Die Frage ist: Was sind die Leiden des Christus?
Ich denke, es sind die Leiden Christi, die wir als seine Nachfolger teilen. Jesus verheißt seinen Jüngern im Hinblick auf die Leidenstaufe in Markus 8,38 folgendes:
Jesus aber sprach zu ihnen: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werde?“ Sie aber sprachen zu ihm: „Wir können es.“ Jesus aber sprach zu ihnen: „Den Kelch, den ich trinke, werdet ihr trinken, und mit der Taufe, mit der ich getauft werde, werdet ihr getauft werden.“
Hier spricht Jesus von der Leidenstaufe.
Oder in Römer 8,16-17 heißt es: „Der Geist selbst bezeugt zusammen mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Wenn aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir wirklich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.“
Christus musste leiden. Und wir, die wir in seine Berufung eingetreten sind, die wir sein Leib sind, seine Botschafter, werden auch leiden.
Wir werden erleben, wie Paulus schreibt, dass die Leiden des Christus manchmal überreich auf uns kommen. Aber wir werden dann auch in gleicher Weise überreich seinen Trost erfahren.
Trost und Bedrängnis als gegenseitige Kraftquelle
2. Korinther 1,6: Sei es aber, dass wir bedrängt werden, so ist es zu eurem Trost und Heil; sei es, dass wir getröstet werden, so ist es zu eurem Trost, der wirksam wird im geduldigen Ertragen derselben Leiden, die auch wir leiden.
Der Vers erklärt, wie Paulus mitten im Leid andere trösten kann. Wie wird sein Trost zu ihrem Trost? Zuerst ist da: Seine Bedrängnis ist zu ihrem Trost und Heil. Der Apostel leidet, weil er das Evangelium predigt. Wenn er sich aus Angst vor den Gefahren zurückziehen würde, wäre das für viele Heiden eine Katastrophe, weil sie das Evangelium nicht hören würden.
Das ist etwas, das die Korinther nicht so richtig verstehen und den Wert seines Leidens nicht richtig einschätzen können. Wahrscheinlich dachten sie, dass die Erlösung in Christus uns vom Leid erlöst, aber genau das tut sie nicht. Es sind die Boten Gottes, die Leid erdulden – und zwar damit andere Menschen das Evangelium hören können.
So wird das Leiden von Paulus zu ihrem Trost und Heil. Dann sagt Paulus weiter: „Sei es, dass wir getröstet werden, so ist es zu eurem Trost, der wirksam wird im geduldigen Ertragen derselben Leiden, die auch wir leiden.“ Gott tröstet Paulus, und das Wissen um den Trost, den Paulus erfahren hat, bewirkt etwas im Leben der Korinther. Es lässt sie dieselben Leiden geduldig ertragen.
Geduldiges Ertragen als Ausdruck des Glaubens
Und jetzt muss ich sagen: Vorsicht! Ertragen bedeutet in der Bibel viel mehr als nur eine menschliche Fähigkeit, in schweren Zeiten nicht aufzugeben, obwohl keine Hilfe von anderen zu erwarten ist. Das wäre die Definition der griechischen Philosophen.
Hypomone, das griechische Wort für Ertragen, wird in der Septuaginta mit einem hebräischen Wort übersetzt, das etwas mit Ausharren und der Sehnsucht nach Gott zu tun hat. Psalm 39,8 sagt: „Und nun, worauf harre ich? Herr, meine Hoffnung gilt dir.“
Biblisches Ertragen ist also im Kern ein intensives Warten auf Gott. Es geht nicht um eine Stärke, die sich in meiner Persönlichkeit findet, es geht nicht um Resilienz. Sondern darum, dass wir Gott im Leben von anderen am Werk sehen und davon ausgehen, dass wir dasselbe mit Gott an Rettung erleben können, wie sie es erlebt haben.
Das steckt hinter dem Satz: „So ist es zu eurem Trost, der wirksam wird im geduldigen Ertragen derselben Leiden, die auch wir leiden.“ Dieses Prinzip, dass wir bei anderen etwas sehen und von dem lernen, was sie im Leid mit Gott erleben, findet sich auch an anderer Stelle in der Bibel.
Zum Beispiel in Jakobus 5,11: „Seht, wir preisen die Glückseligen, die ausgeharrt haben. Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen: dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.“
Oder in Römer 15,4: „Denn alles, was früher geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben.“
Das ist ein Grund, warum wir uns viel mit der Bibel beschäftigen sollten – um dort zu lesen, wie Gott als ein Gott des Ausharrens und der Ermunterung anderen Menschen geholfen hat. Wie sie ausgeharrt haben und am Ende Rettung gefunden haben. Von ihnen können wir lernen.
Die feste Hoffnung auf Trost trotz Leiden
Aber machen wir weiter mit 2. Korinther 1,7: Unsere Hoffnung für euch steht fest, da wir wissen, dass ihr, wie wir, an den Leiden teilhabt und ebenso am Trost.
Das ist eine ganz einfache Gleichung. Weil die Korinther zu Christus gehören, teilen sie die Leiden Christi. Und weil sie die Leiden Christi auf sich nehmen, erfahren sie auch durch Christus göttlichen Trost.
Das ist eine Hoffnung, die wir für Christen haben dürfen, besonders für solche, die belastet sind. Wo Leid ist, da ist auch Trost. Und wo viel Leid ist, da ist auch viel Trost.
Die Realität schwerer Bedrängnis im Leben des Paulus
2. Korinther 1,8 macht deutlich, wie viel Leid manchmal in das Leben eines Christen kommen kann. Paulus schreibt: „Denn wir wollen euch nicht in Unkenntnis lassen, Brüder, über unsere Bedrängnis, die uns in Asien widerfahren ist, dass wir übermäßig beschwert wurden, über Vermögen, so dass wir sogar am Leben verzweifelten.“
Asien meint hier die römische Provinz Asien, das ist heute die Westtürkei. Ephesus war das Verwaltungszentrum dieser Provinz. Interessant ist, dass Paulus uns nicht verrät, worin die Bedrängnis genau bestand. Er beschreibt ihre Qualität, die Beschwernis, die damit verbunden war, aber nicht, worum es ging.
Das ist auch gar nicht nötig, denn Paulus will ja nicht primär informieren. Vielmehr geht es ihm darum, die Beziehung zu den Korinthern zu vertiefen und ihren Dank zu vermehren – Dank für ihn wohlgemerkt. Natürlich könnten wir hier an den Aufstand in Ephesus denken. Davon lesen wir in Apostelgeschichte 19. Doch es steht nicht hier, und die Frage bleibt, warum nicht „in Ephesus“ ergänzt wird.
Vielleicht geht es um ganz andere Schwierigkeiten, die Paulus so sehr zugesetzt haben, dass er und andere bei ihm, Zitat, „sogar am Leben verzweifelten“. Das ist für mich eine immer wieder interessante Formulierung. Wir denken ja schnell, dass ein Leben für Gott schon ein Leben im Sieg sein sollte.
Und wenn es schon nicht ein Leben in Reichtum und Gesundheit ist – den Zahn lassen wir uns vielleicht noch ziehen – dann doch wenigstens ein Leben in Sicherheit, oder? Auch da wollen wir gar nicht zu viel fordern, aber doch Sicherheit vor den wenigstens schlimmsten Erfahrungen, die diese gefallene Welt zu bieten hat. Das ist, was wir uns wünschen. Das ist das, was wir manchmal denken.
Und dann kommt dieser Vers. Wir ahnen: Wenn es schon Paulus so getroffen hat, dann müssen wir wohl davon ausgehen, dass es auch uns über Vermögen treffen kann, sodass wir sogar am Leben verzweifeln.
Warum schreibt Paulus das hier so ehrlich? Die Antwort ist nicht schwer. Er muss sich nicht als Superheld hinstellen – der er ja eh nicht ist –, wenn er stattdessen auf den Gott hinweisen kann, der ihn stärkt und rettet.
Das Vertrauen auf Gott trotz Todesnähe
2. Korinther 1,9: Wir selbst aber hatten in uns schon das Urteil des Todes erhalten, damit wir nicht auf uns selbst vertrauten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt.
Wenn Paulus hier von einem Urteil des Todes spricht, dürfen wir nicht an ein Gerichtsurteil denken. Er wurde nicht zum Tode verurteilt, sondern beschreibt eine zutiefst subjektive Erfahrung. Er sagt: „Wir selbst hatten in uns schon das Urteil des Todes erhalten.“ Das bedeutet, er war an dem Punkt, an dem er für sich keine Rettung mehr sehen konnte. Für ihn war klar: Ich werde sterben.
Warum lässt Gott so einen Tiefpunkt zu? Bei Paulus und auch bei uns? Die Antwort lautet: Damit wir lernen, vollständig auf Gott zu vertrauen – auf einen Gott, der die Toten auferweckt. Für ihn stellt nicht einmal der Tod ein echtes Problem dar.
Hört genau zu: Gott vertrauen lernt man durch Hilflosigkeit. Es ist gut – schmerzhaft, aber gut. Manchmal führt Gott uns in Situationen, die uns restlos überfordern und in denen kein Selbstvertrauen mehr übrig bleibt. Nicht, weil wir uns das wünschen, sondern weil die Situation uns wirklich überfordert.
Doch genau in diesen Momenten lernen wir, dass es nicht darauf ankommt, wer wir sind, wie stark wir sind oder ob wir in uns irgendwelche Ressourcen haben. Wir begreifen, dass es völlig reicht, eine Sache zu wissen: Gott ist da.
Das ist die Lektion, die Mose am brennenden Dornbusch gelernt hat. Konfrontiert mit einer Aufgabe, die ihn völlig überfordert, fragt Mose: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Söhne Israels aus Ägypten herausführen soll?“ Und wie antwortet Gott? „Ich werde ja mit dir sein.“ Darauf kommt es an.
Wenn wir am Ende sind, sind wir am offensten dafür, etwas über Gottes Kraft in uns zu lernen – einen Gott, der die Toten auferweckt. Die Formulierung ist interessant, denn hier steht nicht „der die Toten auferwecken wird“. Gott ist ein Totenauferwecker – das zeichnet ihn aus.
Nicht erst irgendwann, sondern heute. Er hat es bei Jesus getan, wird es bei uns tun und tut es heute bei denen, die mit ihren Möglichkeiten am Ende sind und ganz auf ihn vertrauen.
Das war's für heute. Morgen geht es mit dem 2. Korintherbrief weiter. Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.