Ich freue mich, dass Sie heute Morgen mit uns den Gottesdienst feiern. Wir wollen den Herrn suchen, denn in seinem Namen sind wir zusammen.
Der Herr sagt: „Mein Volk tut eine zweifache Sünde. Sie verlassen mich, die lebendige Quelle, und machen sich hier und da Zisternen, die doch rissig sind und kein Wasser geben.“
Wir wollen miteinander das Lied singen: „Treuer Heiland, wir sind hier“, alle fünf Verse, Liednummer 434.
Anschließend wollen wir beten:
Lieber Herr, du willst uns heute Morgen begegnen. Wir danken dir, dass du uns diese Gelegenheit schenkst, alles, was uns belastet, auf dich werfen zu können. Dann wollen wir hören, was dein Wort heute ganz konkret für uns bereithält.
Mach es für uns aktuell, wichtig und bedeutsam. Du kannst die Traurigen fröhlich machen und die Angefochtenen fest und sicher.
Gottesdienstbeginn und Gebet
Aber Herr, wir wollen heute Morgen nicht, dass unser Leben nur um uns selbst kreist. Vielmehr möchten wir Dich anbeten und Dir dienen. Dein Lob verkünden und Dir danken für Deine Wunder, die wir nicht nur in unserem eigenen Leben erfahren haben, sondern auch für die großen Wunder Deiner überwältigenden Liebe.
Du bist uns nachgegangen und hast uns gerufen. Mit Deiner Geduld trägst Du uns, und vor uns liegt das Ziel, dass Du uns bis zu Deiner Ewigkeit durchbringen willst. Dort werden wir bei Dir sein, so wie Du uns gerufen hast. Herr, gib, dass keiner von uns zurückbleibt und dass niemand dieses Ziel aus den Augen verliert.
Jetzt wollen wir Dir in der Stille all das bringen, was uns bewegt. Bei Dir, Herr, ist die Quelle des Lebens, und in Deinem Licht sehen wir das Licht. Amen.
Wir sind uns durch die Zeit verbunden. Wir bekümmern uns nicht, denn die Freude am Herrn ist unsere Stärke. Wir bekümmern uns nicht, denn die Freude am Herrn ist unsere Kraft. Es gibt viele Dinge, über die man sich freuen kann. Ich hoffe, dass Sie heute schon Gelegenheit hatten, sich zu freuen.
Doch heute hat uns der Chor auf die Freude am Herrn aufmerksam gemacht, die unsere Stärke sein soll. Ich weiß nicht genau, ob das bei Ihnen nur ein leeres Wort ist oder ob Sie diese Freude heute schon erlebt haben.
Einführung in das Predigtthema anhand Jesaja 43
Um unseren Gottesdienst kreist dieser Text, und ich möchte aus Jesaja 43, Vers 8 bis 13 lesen. In unseren ausgelegten Bibeln findet sich dieser Abschnitt auf Seite 684 im Alten Testament.
Wer klagt Gott an, weil wir immer wieder andere Gottesbilder suchen als den lebendigen Gott, der sich uns bekannt gemacht hat und offenbart hat? Es soll das blinde Volk hervortreten, das doch Augen hat. Und die Tauben, die doch Ohren haben – das sind wir. Wir haben Ohren, wir hören doch nur die Stimme Gottes, wollen sie aber nicht hören. Dabei sind wir so schwierig und kompliziert.
Alle Heiden sollen zusammenkommen und die Völker sich versammeln. Wer ist unter ihnen, der dies verkündigen kann und uns hören lässt, was früher geweissagt wurde? Sie sollen ihre Zeugen aufstellen und beweisen. So wird man es hören und sagen: Es ist die Wahrheit.
„Ihr seid meine Zeugen“, spricht der Herr, „und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr wisst, mir glaubt und erkennt, dass ich es bin.“ Gott hat sich seinem Volk so bekannt gemacht. Er hat zu uns vielfältig gesprochen, noch viel mehr als zu dem Volk Israel, an das damals diese Worte gerichtet sind. Gott hat sich uns bekannt gemacht: Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland.
Ich habe es verkündigt, ich habe auch geholfen und es euch sagen lassen. Es war kein fremder Gott unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott. Ich bin, ehe denn ein Tag war, und niemand ist da, der aus meiner Hand erretten kann. Ich wirke – wer will es wenden? – an jedem Ort, durch alle Zeiten, gestern und heute. Er gibt uns ein gutes Wort.
Er ist der König der ganzen Welt, auch wenn sich jemand gegen ihn stellt. Er ist ja größer als das Licht, er verweist die Herrlichkeit und sein gutes Wort. Er hält die Hand über Groß und Klein und wird für alle Vater sein. Auch deine Sohlen sieht er.
Heute wird der Herr an jedem Ort durch alle Zeiten, gestern und heute, ein gutes Wort geben. Seine Verheißung gilt auch dir, wenn er dir sagt: Komm her zu mir! Er will ein guter Hirte sein – gestern, durch alle Zeiten, gestern und heute.
Nun singen wir „Ich will dich lieben, meine Stärke“, Lied 254, die Verse 1 bis 4.
Gedanken zum Predigttext Johannes 15 und persönliche Anmerkungen
Der Predigttext steht im Johannes 15. Manchmal weiche ich von den Predigttexten ab, die in unserer Kirche als Ordnung vorgegeben sind. Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund.
Ich habe immer wieder Leute getroffen, die herausgefunden haben, wie geschickt das sein kann. Sie sagten: „Pfarrer sein ist ideal, 50 Predigten einmal halten und dann jedes Jahr wiederholen.“
Doch das Schöne ist, dass es viel wunderbarer ist, die ganze Weite des Glaubens auslegen zu dürfen.
Vor sechs Jahren war der Predigttext, der eigentlich heute dran wäre, der vom Hauptmann von Kapernaum. An solchen Sonntagen, und manche von Ihnen haben vielleicht noch die Kassette von damals, nehme ich gern einen neuen Text, über den ich so noch nicht gepredigt habe.
Heute möchte ich Ihnen eine Grundwahrheit des Evangeliums einprägen. Ich habe an die Weisen aus dem Morgenland gedacht, die dem Stern nachgegangen sind. Dabei dachte ich daran, wie so ein Licht leuchtet.
Darum ist es nur ein Bruchteil von einem Vers, über den ich heute predigen möchte: Johannes 15, Vers 5, der letzte Satzteil, in dem Jesus sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Die Herausforderung des Wortes „Ohne mich könnt ihr nichts tun“
Mit Leuten zu diskutieren, die nicht viel vom christlichen Glauben halten, ist manchmal eine Herausforderung. Ich hoffe, dass Sie alle immer wieder im Gespräch bleiben. Oft geht es dabei hoch her, wenn einige ihre Argumente auf den Tisch legen.
Ich denke gerne zurück an ein Gespräch, bei dem jemand meinen evangelistischen Eifer etwas dämpfen wollte. Er sagte: „Na ja, lassen Sie mal das. Sie reden dauernd von Jesus. Wissen Sie, das, was Sie da so sagen und glauben von Jesus, das glaube ich alles nicht. Aber ich möchte Ihnen gerne zugestehen, dass Jesus ein edler, vornehmer, hilfreicher Mensch war.“
In der Runde haben einige ganz begeistert genickt. „Jawohl, Jesus ist ein edler und ein großer Mensch, größer als wir.“
Daraufhin sagte ich: „Das ist er bestimmt nicht – ein edler, hilfreicher und vornehmer Mensch. Wenn er sagt: ‚Ohne mich könnt ihr nichts tun‘, dann war das unverschämt und anmaßend. Welcher Mensch darf so reden? Stellen Sie sich mal vor, nicht einmal ein Wahlkandidat kann das heute sagen. Denken Sie an den Jahr 2600, da sagt vielleicht noch jemand: ‚Wenn ihr mich nicht wählt, geht die Welt unter.‘ Aber die anderen lachen doch. Welcher Mensch kann sagen: ‚Ohne mich läuft nichts‘?“
Wenn Jesus ein edler, großer Humanist war und er hat solche Sätze gesprochen, dann ist das eine Lüge von A bis Z. Da kann ich mit Ihnen nicht mitgehen. Dann müssen Sie so ehrlich sein und alles wegwerfen, was uns im christlichen Glauben je angeboten wurde.
Aber nun sagt Jesus: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Wir wissen, dass Jesus die Wahrheit spricht und dass seine Worte sich erfüllen. Von all dem, was er gesprochen hat, fällt nichts hin.
Die Verletzung und Wahrheit des Wortes „Ihr könnt nichts ohne mich“
Ich möchte zuerst über ein sehr verletzendes Wort sprechen. Es ist das Wort: „Ihr könnt nichts ohne mich.“ Dieses Wort ist so verletzend, dass man verstehen kann, warum manche Menschen sagen: „Ich will nichts mehr von Jesus wissen, wenn er so spricht.“
Denken Sie einmal darüber nach: Was ist in der Welt alles ohne Jesus geschaffen worden? Über Jahrtausende lebten Millionen, ja Abermillionen von Menschen, die nichts von Jesus wussten und nicht nach ihm fragten. Sie haben so viel vollbracht – Pyramiden gebaut, Weltwunder der Menschheit errichtet. Unsere heutige Wissenschaft, Technik und Forschung haben sich doch ohne Jesus entwickelt. Die ganze Welt läuft doch zu einem großen Teil ohne Jesus. Wie kann man also ein solches Wort überhaupt aussprechen: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“? Die Menschen beweisen doch fortwährend, dass es prima funktioniert ohne Jesus. Genau, wir sehen eine Welt ohne Jesus.
Ich möchte mich heute Morgen nicht länger darüber ausbreiten. Es ist ein sensibles Thema, wenn man überall in unserer Welt spürt, dass ohne Jesus nichts hinter all dem Schaffen und Forschen der Menschheit steht. Nichts hinter dem Planen, hinter der Kunst, hinter all dem.
Ich möchte heute Morgen nur darüber sprechen, dass Jesus dieses Wort vor allem zu seinen Jüngern gesagt hat, obwohl es auch für die Welt gilt. Er schaute sie alle an – Markus, Johannes, Lukas, Matthäus und Petrus – und sagte: „Ohne mich könnt ihr nichts tun!“
Ist das eine Gefahr? Ist es möglich, dass diese treuen Menschen, die Jesus so zur Seite standen und auch in dunklen Stunden bei ihm blieben, etwas ohne Jesus tun? Sie sind doch eingeschworen auf ihn, seine Jünger, ihm wie aus dem Holz geschnitzt.
Sie werden es nicht glauben, aber wir wollen diese Wahrheit wahrscheinlich oft bei uns selbst gar nicht wahrhaben: Die treuesten Jesusleute stehen am meisten in Gefahr, etwas ohne Jesus zu tun. Warum? Das ist eigentlich schwer zu verstehen.
Ich muss daran denken, wie wir junge Burschen waren und schwere Baumstämme abladen mussten, die schon vorgesägt waren, so wie sie aus dem Wald kamen – mehrere Meter lang. Einer von uns hatte unheimliche Kraft und konnte die schwersten Stämme allein anpacken. Für uns wäre es ganz leicht gewesen, die Stämme liegen zu lassen, bis er kam. Aber es hat uns irgendwo gereizt, und so haben wir gesagt: „Jetzt probieren wir es.“ Obwohl wir es ein paarmal versucht haben, haben wir es jedes Mal wieder probiert, ob wir nicht doch so einen schweren Stamm auch alleine stemmen können. Wir haben es nicht geschafft. Aber es war so in uns drin: Wir wollten es ohne den Starken probieren.
Und das sitzt bei den Jesusjüngern ganz tief drin, das sitzt auch bei uns ganz tief drin. Niemand ist so bedroht wie die Jesusleute, dass sie es ohne Jesus probieren und wagen. Ob sie eine Beziehung anfangen, ein Haus bauen, einen Beruf ergreifen, eine Prüfung ablegen, Kinder erziehen oder mit Geld umgehen – wir denken: „Wir können das doch!“
Wenn Jesus uns nun das verletzende Wort sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ und damit unsere große Schwäche und Ohnmacht anspricht, dann ist das von ihm sehr barmherzig. Er will uns das ersparen, dass wir immer wieder jene Fehler erleben, jene schrecklichen Stunden, in denen wir wirklich total versagen und scheitern. Das wird ja kommen. Warum wollen wir immer den peinlichen Moment erleben, in dem wir die schweren Aufgaben allein anpacken und uns dann wundern, wenn wir so kläglich dastehen?
Die tägliche Realität des Lebens ohne Jesus und die Barmherzigkeit Jesu
Ich möchte heute Morgen nicht davon reden, dass das Ausnahmen sind, sondern dass es die Tagesordnung ist – das, was uns auf Schritt und Tritt begegnet. Es werden viel, viel frommere Worte gemacht, Worte, Worte, und Jesus kommt nicht vor.
Die größten Kirchen werden erbaut, und Jesus kommt nicht vor. Missionswerke entstehen, die der ganzen Welt helfen wollen, und doch wird das Wort von Jesus verschwiegen. Das Gleiche gilt für unser eigenes Glaubensleben. Wir wagen so viele Dinge und sagen: „Wir gehören doch zu Jesus“, und im praktischen Leben beginnen wir so viele Dinge ohne ihn.
Darum will uns Jesus verletzen, wenn er sagt: „Ihr könnt es nicht, nichts könnt ihr ohne mich.“
Aber jetzt muss ich doch noch einmal zurück zum Anfang unserer Predigt. Ist es wirklich so, dass das, was Jesus da sagt, ganz unverschämt und anmaßend ist? Wenn Jesus ein Mensch wäre, ein Wohltäter wie Gandhi oder Albert Schweitzer, dann wäre das sogar eine Lüge, weil kein Mensch so etwas sagen kann.
Aber es sagt Jesus, der Sohn Gottes, der die Enden der Welt geschaffen hat, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gehört.
Und jetzt ist es gut, dass Sie eine Bibel dabei haben. Schlagen Sie mal auf Johannes 5, Vers 19 auf. Dort können Sie die Demut Jesu kennenlernen, als er unser menschliches Fleisch und Blut annahm und in der Familie von Josef in Nazaret aufwuchs.
Da hatte Jesus nichts von äußerem Glanz, obwohl er die große Macht Gottes in sich trug. Trotzdem sagt er: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts von sich aus tun.“ Ja, auch Jesus kann nichts von sich aus tun.
Er könnte es theoretisch, aber bei Jesus gibt es keine graue Theorie. Er hat all seine Macht, die ihm der Vater verliehen hat, dem Gehorsam des ewigen himmlischen Vaters untergeordnet.
Das war die Größe Jesu: Er tut nicht, was er will, sondern nur, was er den Vater tun sieht. Denn nur das, was der Vater tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.
Die Not des Lebens und die Abhängigkeit von Jesus
Das ist doch die ganze Not unseres Lebens. Daraus kommt der ganze Jammer.
Ich könnte jetzt mit Ihnen im seelsorgerlichen Gespräch unter vier Augen all die wunden Punkte Ihres Lebens durchgehen. Denken Sie daran: Es war doch immer der Punkt, dass wir selbst etwas wollten – ohne den Vater, ohne Jesus!
Dann schreien wir: Wo ist Gott? Dabei haben wir Jesus vor Augen, der nur das tut, was der Vater tut. Deshalb kann unser Leben nur dort Sinn haben, wo wir alles mit Jesus tun.
Am liebsten hätte ich jetzt mit Ihnen das schöne Lied gesungen, das Sie alle kennen. Man hat es aus unseren Kirchenmauern hinausgebannt, und doch drückt es für uns viel schöner aus als manches andere Lied, das uns schwerer über die Lippen geht:
„Ohne dich, wo käme Kraft und Mut mir her?
Ohne dich, wer nähme meine Bürde, wer?
Ohne dich zerstieben würde mir im Nu
Glauben, Hoffen, Lieben.
Alles, Herr, bist du!“
Ein mutmachendes Wort: Taten mit Jesus
Zweitens ein mutmachendes Wort – zuerst war es ein verletzendes Wort, das unsere Ohnmacht aufzeigt. Ein mutmachendes Wort: Ja, wir haben heute mal wieder angefangen, uns daran zu erinnern, dass wir oft in Auseinandersetzungen um unseren Glauben stehen, dass Leute uns widersprechen. Gut so! Denn dadurch kommen die leuchtenden Grundwahrheiten unseres Glaubens erst richtig zum Tragen.
Das ist auch heute so, wenn man auf Schritt und Tritt lieben Mitchristen begegnet, die sagen: „Ach, das ist doch gar nicht so wichtig, was man im Einzelnen glaubt, ob man da Herrgott oder Jesus sagt oder was man darunter versteht und was dann in der Bibel drinsteht. Es kommt doch bloß auf die Taten an. Man muss doch bloß etwas tun!“
Und die, die so munter daherreden, sind ja alles Leute, die wahnsinnig stolz darauf sind, dass sie das tun. Mal demonstrieren sie für dies und jenes, und das ist der Ausweis ihres Charakters, ihrer Frömmigkeit, ihres Tuns. Es ist ja schön, dass sie einiges an Wohltaten verbreiten, einiges Liebes tun. Wir wollen das nicht in Angriff nehmen, aber wir wollen hören, dass Jesus sagt: Es geht wirklich um Taten – niemand kann das bestreiten. Es geht wirklich um Taten, um Werke, wir sollen etwas tun.
Aber Jesus sagt: Ohne mich wird es nichts. Gerade bei den Taten. Ohne mich wird es nichts, gerade wenn er euch der Not der Welt stellt.
Und jetzt wollte ich Ihnen heute Morgen nur ein wenig erzählen, aber die Zeit wird nicht sein. Sie haben ja die Gelegenheit, selbst ein wenig ihre Gedanken schweifen zu lassen bei Menschen, die sich der Not stellen.
Ich sage manchmal in den Diskussionen, wenn dann manche so munter reden und sagen, was sie alles tun: Wir entdecken etwa in der Arbeit der Entwicklungshilfe, die wir tun, in der Hungerkatastrophe von Äthiopien, in der wir so viel getan haben, dass alles ein Tropfen auf den heißen Stein ist, wenn Jesus nicht ein Wunder tut. Ohne Jesus nichts.
Wir saßen neulich um ein Krankenbett, dann sind wir zum Arzt hergekommen, und er konnte nichts tun. Seht doch das Grausame, die Schmerzen und all das Schwere – er kann nichts tun. Und wir konnten bloß noch Jesus das sagen. Es sind doch Taten. Die größten Taten werden mit Jesus vollbracht.
Die Kraft des Glaubens und das Wirken Jesu im Alltag
Es soll niemals ein Zweifel daran bestehen, dass unser Glaube und unsere Bindung an Jesus uns niemals untätig lassen. Ob es das Klingeln an der Tür ist, der Wunsch, mit einem Menschen zu sprechen oder ihn zu besuchen – wir wissen, wie oft gerade unsere Älteren in Bitterkeit versinken, wie sie in ihrer Einsamkeit verharren und nur noch klagen.
Ich möchte mit meinen Worten diese Menschen erreichen. Herr, öffne du die Türen, sprenge du die Mauern, ich will reden. Welchen Dienst sie auch tun – ohne Jesus können sie keine wirklichen Taten vollbringen. Sie können viel hin und her bewegen, aber daraus entstehen keine echten Taten. Sie können Papier vollschreiben, doch das sind noch keine Taten.
Wir wissen, dass allein Jesus die Macht hat, das Böse in dieser Welt zu besiegen. Das ist der Anfang: Taten zu vollbringen. Damals haben die Menschen, die um Jesus standen, ihre Augen weit geöffnet und die Ohren gespitzt, weil sie hörten, dass etwas geschah, etwas anderes als sonst. Etwas, das von Gott kommt, etwas, das eigentlich erst in der Ewigkeit zu finden ist.
Ihr Leben soll erfüllt sein, Großes soll in ihrem Leben geschehen, und sie sollen Großes erwarten – große Taten. Ich weiß nicht, wie viele Jahre Gott ihnen noch gibt, aber diese Jahre sollen erfüllt sein mit Taten. Nicht nach dem Urteil der Menschen, sondern nach dem Urteil Gottes. Taten, die weitreichend wirken.
Auch die kleinste Spende wollen wir geben, denn sie wirkt Großes vor Gott durch Jesus. Ihr könnt nichts, so wollte uns Jesus Mut machen, aber mit ihm könnt ihr viel. Er spricht vom Glauben, der Berge versetzt. Er sandte seine Jünger aus und sagte ihnen, sie sollten vor nichts zurückweichen.
Da war der Apostel Paulus, der ins Römische Reich ging, auf den Areopag in Athen, wo die gesamte griechische Weisheit und Philosophie versammelt war. Sie lachten über ihn, doch er wusste: Mit Jesus kann ich etwas bewirken. Und darf ich etwas tun!
Euer Leben ist mit Jesus so bedeutsam, so groß, so wichtig und einflussreich. Das gilt für die kleinsten Kinder, die mit Jesus rechnen. Sie erleben Bedeutendes und Großes. Das gilt auch für Menschen, die nur noch halb so viel Kraft haben und schwach sind.
Beispiel aus dem Leben: Georg Müller und sein Glaubensleben
Vor einigen Tagen erzählte ich die Geschichte von Doktor Bethiker, einem bekannten Evangelisten im letzten Jahrhundert in Russland. Die Ärzte warnten ihn stets, er solle vorsichtig sein, da er nur noch einen funktionierenden Lungenflügel hatte. Doch seine Leidenschaft für den Herrn Jesus war so groß, dass er nur Traktate verteilte.
Obwohl er seine Lunge schonen sollte, legte er mit sechzig Jahren seine Vorsicht und Rücksicht ab. Er reiste durch die Weiten Sibiriens bis zur Halbinsel Sachalin und besuchte die Kriminellen in den Straflagern des Zarenreichs. Er scheute keine Mühen und war Tag und Nacht unterwegs, weil er wusste: Mit Jesus kann ich etwas bewirken. Selbst wenn ich nur noch einen halben Lungenflügel habe und mein Körper zerbricht, kann ich mit Jesus etwas tun, und ich will viel wagen.
Noch ein letztes, das bestätigte Wort: Es ist ein verletzendes Wort, ein mutmachendes Wort, ein bestätigtes Wort. Viele Menschen waren schon vor Ihnen da, die zuerst gelacht haben, dann vielleicht gezögert, dann gezweifelt und schließlich gefragt haben: Kann man das so wörtlich nehmen? Schließlich kam der Punkt, an dem sie sagten: Nun, ich traue Jesus alles zu.
Das Entscheidende war, dass sie begannen, ihre Lebensentscheidungen mit Jesus zu planen. Paulus sagt: Alles, was ihr tut, das tut im Namen Jesu. Es gibt nun viele Dinge, die wir nicht mehr tun können, weil wir sie nicht mit Jesus tun. Wir müssen mit angestammten Gewohnheiten brechen und sagen: Jesus, nur noch mit dir.
Gerade im Jugendbibelkreis haben wir das Kapitel Apostelgeschichte 15 besprochen. Es ist eigentlich ein trockener Stoff, der im Glaubensleben vielleicht nicht immer wichtig erscheint. Paulus und Barnabas gingen nach Jerusalem, um sich mit den Aposteln zu beraten, ob die zum Glauben gekommenen Heiden das gesamte jüdische Zeremonialgesetz halten müssen.
Doch darin steckt etwas Eindrückliches. Paulus erzählt, was er bei seiner Missionsarbeit erlebt hat. In 15 Versen erwähnt er 20 Mal, was der Herr tat. Können Sie in Ihrem Leben auch so oft erzählen, was der Herr tut? Wir erzählen oft von unseren Schwierigkeiten und Bedürfnissen. Doch Paulus berichtet ständig: Der Herr tat, der Herr wirkte, der Herr war mächtig.
Das ist das Geheimnis eines Lebens, von dem wir nur noch reden wollen: Der Herr wirkt!
Beispiel Georg Müller: Vertrauen und Gebet
Im letzten Jahrhundert lebte ein Theologiestudent in Halle. Wie viele seiner Kommilitonen war er beeindruckt von seinem umfangreichen Wissen und seinem scharfen Verstand, mit dem er alles prüfen konnte.
Eines Tages wurde er zu einer Gebetsstunde bei einem Sattler eingeladen. Er zögerte lange, dorthin zu gehen, denn damals gab es bereits ein Wort, mit dem man einem suchenden Menschen die Freude verderben konnte: „Pass auf, das ist ein Pietist.“ Trotzdem ging Georg Müller hin. Und Sie glauben kaum, was den zwanzigjährigen Theologiestudenten so beeindruckte: Wie die Menschen dort knieten und beteten.
Daran hat er sich ganz bekehrt – daran, so abhängig von Jesus zu sein. Georg Müller, der später nach Bristol in England ging und der große Waisenhausvater wurde, versorgte Zehntausende von Kindern. Er sprach nie mit einem Menschen über finanzielle Probleme, nicht einmal mit seinen Mitarbeitern. Das gesamte Werk führte er allein aus dem Gebet heraus.
Den Namen Georg Müller haben Sie sicher schon einmal gehört. Seine beeindruckende Biografie erzählt von einem Mann aus Bristol, der dem Herrn so sehr vertraute, dass er buchstäblich die Wunder Gottes auf Schritt und Tritt erlebte.
Ich habe gestern noch einmal seine Biografie in die Hand genommen. Dort steht ein Satz über seine Schwäche. Es wird erzählt, dass er einen sehr labilen Charakter hatte und auch menschlich sehr schwach war. Er war ein maunziger Typ, der sich über Kleinigkeiten ärgern konnte. Weil er so schwach war, lehnte er sich fest an den Arm dessen, dessen Kraft sich in unserer Schwachheit nicht nur offenbart, sondern auch vollendet.
Georg Müller rechnete mit Jesus, gerade weil er so ein schwacher Typ war. Und dennoch wurde er ein Großer des Glaubens.
Ermutigung zum Glauben in der heutigen Zeit
Ich möchte nicht abschließen, ohne Sie noch einmal darauf hinzuweisen: Wenn Sie heute anderen erzählen, was wir im Gottesdienst durchgenommen haben, dann werden bei einigen, wie Paul Deidenbeck sagt, die Haare durch den Stahlhelm gehen – also so zu Berge stehen, dass sie erschrocken sind. Sie sagen dann vielleicht: „Mensch, kann man denn heute in unserer Zeit noch so von Jesus reden?“
Vielleicht werden Sie dann auch gleich ein Firmenschild haben und sagen, wie Sie das in kirchengeschichtliche Begriffe einordnen, was Ihr Glaube ist. Das macht doch nichts.
Auch wenn in unserer Zeit die Zahl der Jesus-Treuen oft sehr klein scheint, wenn man schon den Kindern sagt: „So darfst du nicht mehr an Jesus glauben, das war dein Kinderglaube, du darfst so nicht die Bibel lesen.“ Ich bin davon überzeugt, dass aufstehen kann, wer will, und gegen Jesus stehen kann. Er wird verlieren.
Ohne Jesus kann niemand etwas. Und niemand kann die Werke Jesu zerstören. Die Gemeinde Jesu wird nicht untergehen, und die Sache Jesu wird nicht untergehen. Da bin ich ganz sicher: Sein Reich steht.
Die Frage ist nur, wie die Sache Jesu bei Ihnen steht.
Und jetzt will ich nicht einfach Amen dazu sagen, sondern wir wollen miteinander singen: Bei dir, Jesu, will ich bleiben, Lied 279. Wir müssen darauf das Amen sagen, Lied 279, die Verse 1 bis 3.
Schlussgebet und Fürbitte
Wir wollen beten.
Lieber Herr, für deine Güte wollen wir dir danken. Wir brauchen vor dir nicht dauernd etwas vormachen. Du hast uns gerufen, weil du unsere große Not kennst, unsere Schwäche und unsere labile Persönlichkeit.
Wir müssen vor dir auch nicht die vielen Mängel in der Heiligung unseres Lebens verschweigen. Es ist uns leid, Herr, und wir wollen ganz anders als bisher mit dir rechnen, auf dich schauen und dir vertrauen.
Ich danke dir sehr für die große Zusage, dass du dich so an uns binden willst, wie du dich an deine Jünger und Apostel gebunden hast. Deine Kraft wurde in ihrer Schwachheit, in ihrer schrecklichen Unvollkommenheit und in ihren Fehlern erst richtig spürbar.
Herr, so lass es doch auch bei uns sein, dass du in unserem Leben wirken kannst.
Herr, wir bitten dich um all unsere Aufgaben, die du uns aufgetragen hast, um all unser Tun, um die Kreise und Veranstaltungen unserer Gemeinde. Wir bitten dich für alle Besuche, die wir machen, auch in den nächsten Tagen, für alle Gespräche, die wir beginnen, dass es dort Taten gibt, die du wirkst, und Frucht, die von dir kommt.
Wir wollen dir auch an diesem Tag heute herzlich danken für die große Freiheit, die du uns in unserem Land schenkst, dass wir die Möglichkeit haben, öffentliche Verantwortung wahrzunehmen. Erleuchte du unsere Gedanken, damit wir richtige Entscheidungen fällen können.
Wir möchten dich bitten, dass durch diese Wahl Menschen berufen werden, die sich von deinem Wort leiten lassen und deine Gebote achten.
Es ist ein unverdientes Vorrecht, das du uns bis heute schenkst. Entzieh uns deine Güte nicht.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Mitteilungen und Einladungen
Nehmen Sie bitte noch einmal Platz, ich habe noch einiges mitzuteilen und anzukündigen.
Am nächsten Sonntag findet eine Missionsmatinee statt. Es ist schön, dass wir so viele Möglichkeiten haben, uns mit den Spuren Gottes in allen Teilen der Welt zu beschäftigen. Ich finde immer wieder, dass dabei in ganz besonderer Anschaulichkeit sichtbar wird, was Gott heute tut.
Doktor Hans Martin Kilgus ist seit 15 Jahren in Pakistan tätig. In den letzten vier Jahren hat er Zugang zu einem Gebiet bekommen, das bisher von der Mission überhaupt noch nie erreicht wurde. In Pakistan gibt es viele Stämme, die sehr autonom leben, also ohne Einmischung der Regierung. Das interessiert uns besonders, wie eine solche ärztliche Arbeit dort funktioniert.
Es ist faszinierend, wenn in zwei bis drei Minuten eine Staroperation durchgeführt wird. Und was in dieser großen Anspannung alles geleistet wird, ist beeindruckend. Ich lade Sie ein, nach dem ersten Gottesdienst am nächsten Sonntag noch dabei zu sein, um den Bericht zu hören und gemeinsam Mittag zu essen. Das fördert auch die Gemeinschaft und macht Ihnen, liebe Gemeindemitglieder, die Gelegenheit, sich besser kennenzulernen.
Sie haben ja den gelben Notizzettel bekommen. Wenn Sie einander beim Rausgehen helfen, geben Sie diesen bitte auch an diejenigen weiter, die neu sind, damit sie informiert sind über unsere Gottesdienste. Gerade den Neuen muss man immer etwas helfen, damit sie Bescheid wissen.
Heute, im Anschluss an den ersten Gottesdienst, findet ein Frühschoppen statt – alkoholfrei – bei unserem Günter Bayach, der Vorsitzender unseres Kirchengemeinderats ist. Die Adresse ist Sonnenbergstraße 9, und dieser Frühschoppen ist nur für Männer. Das heißt nicht, dass Frauen ausgeschlossen werden sollen, sondern weil in der Gemeinde schon viel für Frauen angeboten wird, gibt es nun auch mal etwas speziell für Männer. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben.
Vor allem ist es schön, dass man Zeit zum Reden hat. Ich möchte alle einladen, die ganz neu und unbekannt hier sind: Nehmen Sie die Gelegenheit wahr, jetzt haben Sie noch ein bisschen Zeit und können dort hingehen. So lernt man auch gleich neue Freunde kennen. Dazu lade ich Sie herzlich ein: Sonnenbergstraße 9, um die Ecke. Ihr Nachbar erklärt Ihnen gern den Weg.
Dann möchte ich Sie noch auf die Gemeindefreizeit hinweisen. Das steht auf dem Notizzettel. Hinten finden Sie die Anmeldezettel und ein grünes, vervielfältigtes Schreiben. Dazu ein Wort: Für uns gibt es keine Grenzen – egal, ob Sie auf dieser Straßenseite wohnen oder auf der anderen. Gemeindebezirke gibt es für uns nicht. Für uns gibt es nur die Gemeinde Jesu weltweit. Das haben Sie ja bereits gemerkt. Wir freuen uns über jeden, der am Gottesdienst teilnimmt.
Auf Michelsberg ist es genauso: Jeder ist eingeladen. Allerdings machen wir eine kleine Einschränkung. Diejenigen, die bereits in einem Kreis, einer Bibelgruppe, einem Hauskreis oder einer Gemeinschaft sind, mögen bitte die Teilnahme für diejenigen freilassen, die noch keinen Anschluss an eine Gemeinschaft haben.
Wenn jemand also beim ZVÖ oder in der altpietistischen Gemeinschaft seine Heimat hat, möge er bitte den anderen den Vortritt lassen, egal wo sie wohnen. Wir wollen Menschen in die Gemeinschaft hineinführen, und dazu laden wir ein.
Ich hoffe, dass das verständlich ist. Es steht noch einmal auf dem grünen Zettel. Wer es nicht versteht, darf mich gern noch einmal anrufen. Wir haben viel Platz auf Michelsberg, freuen uns aber, dass der Andrang so groß ist. Wir können nur diejenigen mitnehmen, die die ganze Zeit dabei sind, um den Platz optimal zu nutzen.
Trotzdem möchte ich alle einladen, egal wo sie wohnen, diese Gelegenheit wahrzunehmen – besonders auch die, die neu gekommen sind oder vielleicht nur ein bisschen bei uns reinschauen. Sie dürfen gleich richtig dabei sein! Es sind unvergesslich schöne Tage, das merkt man auch daran, dass der Andrang so groß ist.
Unser heutiges Opfer ist für die Jugendarbeit von Cesar Molibazi in Soweto bestimmt. Immer wieder, wenn wir in den Nachrichten etwas über Südafrika hören, berührt uns das. Wir fragen uns, was wir tun können. Wir wollen dort aktiv werden, damit Menschen aus dem Glauben heraus handeln und Christen vor Ort wirken.
Wir haben zwei schwarze Jugendsekretäre finanziert, die evangelistische Jugendarbeit in Soweto betreiben. Dafür wollen wir um den Segen des Herrn bitten.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
