
Jetzt möchte ich den nächsten Vortrag ankündigen: Evangelium für Menschen in Not – Seelsorge. Der Referent heißt Michael Martens.
Michael, ich darf dich bitten, nach vorn zu kommen. Ja, Michael, ich würde dir jetzt gerne sehr viele Fragen stellen. Du führst ein interessantes Leben. Du bist Familienvater, ihr habt gemeinsam vier Kinder. Du hast am Westminster Theological Seminary Seelsorge studiert und bist Pastor einer ziemlich großen Gemeinde.
Da gibt es viele, viele Fragen, die ich gerne stellen würde, aber uns fehlt die Zeit. Ich möchte dir deshalb nur eine Frage stellen: Du bist jetzt Dozent für Seelsorgelehre an der Bibelschule Brake und bald auch, worüber ich mich sehr freue, am Martin-Busser-Seminar. Warum bist du eigentlich bei der Seelsorge gelandet?
Aus Unvermögen. Ich habe studiert, und ich glaube, das war ein gutes Studium in Gießen an der FTA. Damals bin ich 1992 fertig geworden und wurde dann eingeladen, an einer Gemeindegründungsarbeit mitzuwirken. Das habe ich getan.
In dieser Gemeindegründungsarbeit sind wir dankbar, dass Gott das gesegnet hat, dass Leute dazukamen und dass die Gemeinde gewachsen ist. Doch mit den vielen Menschen, die hinzukamen, sind mir zahlreiche Probleme begegnet – seelsorgliche Fragen und Herausforderungen, bei denen ich mich ziemlich überfordert gefühlt habe, also unvermögend.
Dann hatte ich die Sehnsucht, mehr zu lernen, und zwar von Gottes Wort. Ich habe mich umgeschaut, denn es war mir ein Anliegen, wirklich bei der Pike zu beginnen, bei Gottes Wort. Ich wollte überlegen, was Jesus selbst dazu sagt und wie wir Seelsorge tun können. Von diesem Ausgangspunkt aus wollte ich weitere Dinge betrachten.
Ich habe mich umgesehen und bin dann für ein Jahr – das war mein Vorrecht – nach Philadelphia gegangen, um dort Seelsorge zu studieren. Die Gemeinde, in der ich jetzt bin, in der Nähe von Bremen, erlaubt mir auch, eine gewisse Zeit diesen Dienst außerhalb der Gemeinde an Männer und Frauen weiterzugeben.
Ja, vielen Dank, das macht neugierig. Ich wünsche dir Gottes Segen und uns allen offene Herzen.
Ich bin im Moment, beziehungsweise in den letzten Tagen, auch ein bisschen in Not. Ich habe überlegt, wie ich anfangen soll und worum es eigentlich geht. Wird das ein Plädoyer für etwas? Werden wir praktisch etwas machen?
In den letzten Stunden und Tagen haben wir viel gehört, wobei der Fokus sehr stark auf Pastoren und Ältesten liegt. Das Thema Seelsorge ist sicherlich für viele Menschen eine ganz konkrete Frage, quer durch die Mitarbeiterschaft in der Gemeinde.
Ich habe überlegt, wie ich damit hinkomme, dass wir nicht viel Zeit haben. Deshalb möchte ich auch kein langes Vorgeplänkel bringen. Aber ich möchte sagen, dass ich euch bitte, euch gleich ein bisschen anzuschnallen, weil mir schon einiges am Herzen liegt. Ich möchte mit euch einige Dinge durchgehen. Dabei habe ich nicht die Illusion, dass man sich alles merken kann.
Mein Hauptanliegen ist, dass ihr neugierig werdet und sagt: Das interessiert mich mehr. Damit ich das nachher nicht vergesse oder die Zeit hinten runterfällt, möchte ich einige Sachen ansprechen. Manche Dinge werde ich sehr verkürzt darstellen. Ihr werdet vielleicht denken, dass man das eigentlich besser herleiten oder erklären müsste. Diese Themen findet ihr aber in einigen Büchern in kurzer Form, eher in Heftchen.
Es geht um Motivation – darum, was euch gleich wieder begegnen wird. Dann habe ich zwei Bücher, die ich vorstellen möchte: Eines beschäftigt sich mit der Frage, wie Menschen sich verändern und was die Bibel dazu sagt. Alles anders – aber wie? Das ist eine Grundsatzgeschichte, die meiner Meinung nach jeder Christ lesen sollte.
Das zweite Buch heißt „Werkzeuge in Gottes Hand“ und beschreibt die Aufgaben und die Art und Weise, wie wir in der Seelsorge tätig sein können. Ich habe diese Bücher eben kurz vorgestellt, ihr habt sie gesehen. Falls Fragen aufkommen, die ich nicht beantworte, denke ich, dass ihr dort gute Antworten findet – zumindest zum Weiterdenken und zum Prüfen. Denn darum geht es ja.
Diese Bücher sind nicht die Bibel, sie sind nicht inspiriert, aber sie sind eine gute Hilfe, um in der Bibel zu wühlen.
So, jetzt also zum eigentlichen Thema. Ich habe gegen den Trend der Zeit meinen Computer mitgebracht und möchte damit etwas zeigen. Ich hoffe, das funktioniert. Das war schon einer zu weit.
Das Evangelium für Menschen in Not und Seelsorge – dazu möchte ich vier Punkte ansprechen, die mir in der nächsten Stunde wichtig sind.
Der erste Punkt ist eine Herausforderung, die ich anhand eines erfundenen, aber meiner Meinung nach realistischen Fallbeispiels darstelle. Die Beispiele sind aus der Praxis zusammengesetzt.
Der zweite Punkt, um den es gleich geht, betrifft die Frage nach unserer Aufgabe. Wenn wir in der Gemeinde sind und Seelsorge mit dem Evangelium im Zentrum leisten wollen, stellt sich die Frage: Wie tun wir das im Umfeld unterschiedlicher Ideen? Das ist eher ein Plädoyer. An diesen beiden Punkten werde ich mich ziemlich strikt an mein Manuskript halten – anders als ich es sonst gewohnt bin. Mal sehen, wie das klappt, damit wir gut durchkommen.
Der dritte Punkt enthält etwas, das ich euch bitte mit nach Hause zu nehmen: vier Fragen zur Seelsorge. Ich möchte euch herausfordern, diese Fragen dort zu stellen und zu beantworten, wo ihr selbst Seelsorge tut, also in eurer Gemeinde. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir das vor unserem Herrn tun.
Der vierte Punkt ist nur ein Einstieg in Antworten auf diese Fragen.
Also, bitte anschnallen! Ich sitze gerade und möchte euch mitnehmen. Ich hoffe, ihr kommt mit nach diesem Tag, der ja schon einiges an Fülle hatte.
Der erste Punkt: die Herausforderung
Es geht mir jetzt um ein Fallbeispiel. Ich habe überlegt, welcher Name nicht vorkommt. Ich weiß es schlichtweg nicht, deshalb habe ich ihn Oskar genannt. Später kommt sein Sohn vor, der Wilhelm heißt.
Oskar, ein Mann aus der Gemeinde, sucht ein Gespräch mit dir. Manches weißt du schon länger von ihm, doch das vollständigere Bild entsteht bei seiner Erzählung.
Seit er denken kann, war sein Vater, also Oskars Vater, Alkoholiker. Das hat Oskars Lebensgeschichte und die seiner ganzen Familie leidvoll geprägt. Oskars Mutter hat ihr ganzes Eheleben an der Seite ihres Mannes ausgehalten. Im Alter wurde sie immer stärker dement und nörgelt nun an allem herum.
Die Eltern wohnen in der Nachbarschaft und sehen Oskars regelmäßige Hilfe als selbstverständlich an.
Oskars Tochter hat in den letzten Jahren, etwa seit ihrem siebzehnten Geburtstag, nichts mehr von Jesus wissen wollen, obwohl sie ihm früher scheinbar mit ganzem Herzen nachgefolgt ist. Sein pubertierender Sohn nutzt gefühlt jede Möglichkeit zur Konfrontation und Respektlosigkeit.
Seine Frau hat vor fünf Monaten eine Krebsdiagnose bekommen. Sie verträgt die Chemotherapie überhaupt nicht und kommt nicht damit zurecht, dass sie vielleicht ihren 45. Geburtstag nicht mehr erlebt. In den letzten Monaten ist sie sehr depressiv geworden.
Oskars Eltern sind keine gläubigen Christen. Aber er, seine Frau und seine Kinder haben früher als ganze Familie bewusst als Christen in der Gemeinde gelebt – bis die Tochter die Kurve genommen hat.
Und nun kommst du, sitzt Oskar gegenüber bei einer Tasse Kaffee, und er fragt dich: Wo ist Gott in dieser Situation? Warum lässt er das zu? Darf er hoffen? Also darf Oskar hoffen oder hat er sogar eine Verheißung, dass Jesus bei seiner Frau eingreift und sie gesund macht? Dass seine Tochter wieder zurück zu Jesus kommt? Dass die Beziehung zu seinem Sohn nicht noch schlechter wird? Dass die Familie nicht auseinanderfällt? Und dass er selbst das Innerliche durchsteht?
Er weiß nicht, wer in der Situation durchhalten soll – nach den Eltern schauen, seine Frau pflegen und trösten, mit den Kindern klarkommen und den Job dabei nicht vernachlässigen. Dazu kommen all die Fragen und das Aufgewühltsein.
Er sagt, dass er im Moment mit all dem nicht mehr klarkommt. Und wie passt das überhaupt zu dem Gott, den er zu kennen glaubte?
Und zu allem kommt noch hinzu, dass er in der letzten Woche bei Facebook von einer alten Freundin aus Studienzeiten kontaktiert wurde, die gerade geschieden ist. Er hat sich vor zwei Tagen mit ihr getroffen, nur zum Reden, aber es hat ihm gutgetan. Sie haben sich für nächste Woche verabredet, und er merkt, dass in dem Chaos zu Hause die Gefühle von vor 25 Jahren wieder hochkommen. Er fühlt sich zu ihr hingezogen und hätte am liebsten das Bedürfnis, von zu Hause auszureißen.
Soweit zu Oskar.
Klingt das extrem? Die Menge?
Ich bin ziemlich behütet aufgewachsen und hätte mir so etwas nicht vorstellen können. Aber ich habe in den letzten Jahren so allerlei Gespräche geführt, und das ist nicht unrealistisch. Leider ist es nicht unrealistisch.
Und dann ist da das Evangelium, von dem wir die ganze Zeit sprechen. Das Evangelium ist nicht nur die gute Botschaft darüber, wie wir gerettet werden.
Heute Morgen ging es darum, dass das Evangelium von vorne bis hinten in der Bibel zu finden ist. Es ist aber auch von vorne bis hinten in unserem Leben präsent. Es geht nicht nur um Rettung und Bekehrung, sondern auch um die gute Botschaft darüber, wie wir als Gerettete leben können und sollen.
Es ist die gute Botschaft davon, wie wir nicht nur irgendwie überleben, sondern wie wir im Vertrauen auf Jesus, durch die Kraft des Heiligen Geistes und mit Freude, unseren Vater im Himmel anbeten und zu seiner Verherrlichung echt und erfüllt leben. Glaubst du das oder nicht? Ist das ein schöner theologischer Satz?
Reichen die Sätze unserer Glaubensbekenntnisse und der Sonntagslieder nicht bis in den Alltag? Also, was glaubst du, und was würdest du diesem Mann für seelsorgerlichen Rat geben – über der Tasse Kaffee?
Von Seelsorge sprechen wir hier als den Rat, den wir als Christen untereinander geben, um uns gegenseitig weiterzuhelfen. Es geht nicht nur um professionelle Sitzungen oder dergleichen, sondern um ganz alltägliche Gespräche.
Was sagt Gott in Oskars Leben? Und ist das, was Gott sagt, wirklich eine gute Botschaft für diesen Menschen in Not? Denn in Not ist der Kerl, oder?
Wenn wir als Glaubensgeschwister – ob als Freunde, Hauskreiskollegen oder Älteste in den Gemeinden – um Rat und Hilfe gefragt werden, haben wir dann wirklich eine gute Nachricht für die Menschen in Not? Oder bleibt das nur Theorie?
Wie sieht diese gute Nachricht aus? Wie wird sie gelebt? Wie hört sie sich an? Und wie können wir sicher sein, dass wir zwar keine gottlosen und hirnlosen, aber auch nicht evangeliumslose Antworten geben?
Das war der erste Gedanke.
Unsere Aufgabe im Umfeld vieler Ideen
Eine persönliche, beratende und helfende Begleitung von Menschen nennen wir im christlichen Umfeld meist Seelsorge. Nun wollen wir an dieser Stelle etwas genauer nachhaken.
Wenn das Evangelium im Zentrum der Gemeinde und unseres persönlichen Lebens stehen soll, bedeutet das auch, dass die seelsorgliche Begleitung biblisch sein muss. Dabei handelt es sich nicht um einen Schlachtruf von engstirnigen Fundamentalisten, sondern um die einfache Tatsache, dass wir die Bibel als Gottes Autorität ansehen. Wir halten sie für zuverlässig und vertrauenswürdig. Wenn Gott etwas sagt, glauben wir das und wollen es auch leben.
Das heißt, unser Leben soll dem entsprechen, was Gott uns gesagt hat – also biblisch sein.
Mit biblischer Seelsorge meine ich nicht ein bestimmtes Modell von bestimmten Personen oder Institutionen, sondern grundsätzlich eine Seelsorge, die der Bibel und damit dem Willen Gottes entspricht. Eine Seelsorge, die Jesus von uns erwartet.
Solche biblische Seelsorge ist nicht unser Anspruch im Sinne von: Wir wissen schon alles richtig und die anderen haben Unrecht. Es geht vielmehr darum, dass wir lernen wollen, wie man biblische Seelsorge macht. Nicht, dass wir es schon haben, sondern dass Christus es hat und wir daran teilhaben wollen. Das ist der Punkt.
Ich hoffe, dass deutlich wird, dass es die Sehnsucht ist, das zu tun, was Jesus von uns möchte, und nicht die Arroganz, zu meinen, wir wüssten schon genau, was zu tun ist.
Biblische Seelsorge ist also nicht unser Anspruch im Sinne von Perfektion. Wir können nicht behaupten, sie genau so zu tun, wie Jesus es gewollt hat, denn unsere Erkenntnis ist Stückwerk. Deshalb wird auch unsere Seelsorge unvollkommen sein und von unserer Sündhaftigkeit geprägt.
Dennoch ist biblische Seelsorge ein Anspruch – nämlich der Anspruch Jesu. Das heißt, wir sollen immer mehr darin wachsen, unsere Glaubensgeschwister so zu begleiten, dass es Jesu Willen entspricht. Wir sollen immer mehr den Rat und Beistand geben, den Jesus von uns erwartet.
Ich glaube, wir dürfen diesen Anspruch Jesu nicht einfach ignorieren oder nur beiläufig betrachten.
Biblische Seelsorge ist auch keine von mehreren theologisch möglichen Alternativen. Das mag für manche engstirnig klingen, aber wenn Jesus diesen Anspruch hat, müssen wir dem nachkommen.
Ich glaube, niemand kann ehrlich behaupten, dass es möglich ist, evangeliumsgemäß und christusgemäß zu leben, ohne das ernst zu nehmen, was Jesus sagt. Also sollen wir das leben, und es ist spannend, das im Bereich der Seelsorge umzusetzen.
Vielleicht ein Zwischensatz: Wir hören heute viel darüber, wie wir als Gemeinde leben, wie Gemeindeleitung funktioniert und wie gepredigt wird. Mein Eindruck ist, dass die Theologie oft genauso stark von dem geprägt wird, was an Seelsorge in der Gemeinde geschieht, wie von der Predigt.
Ich weiß nicht, wie es bei euch in den Gemeinden ist, aber es passiert viel in dem, was gesagt wird, wofür wir leben und wozu wir da sind. Die Frage ist, ob das mit dem übereinstimmt, was Jesus sagt und wie es zu dem passt, was vielleicht von der Kanzel verkündet wird.
Biblische Seelsorge ist also nicht nur eine von mehreren theologischen Möglichkeiten für die Gemeinde Jesu, sondern eine Verpflichtung für jeden Christen, der die Bibel als Gottes zuverlässige und autoritative Offenbarung anerkennt.
Wenn die Bibel wirklich maßgeblich für uns ist, dann muss sich auch jeder seelsorgliche Dienst von Christen an Gottes Wort messen lassen. Das gilt auch für jedes konkrete Beratungs- oder Seelsorgemodell. Das ist eine Herausforderung.
Darum ist es wichtig, dass wir nicht mit menschlichen Ideen und Deutungen anfangen, wenn wir nach einer Seelsorge suchen, wie wir sie in der Gemeinde praktizieren können, sondern mit Gottes Wort selbst.
Ich bin überzeugt, dass Jesus von uns erwartet, die Bibel intensiv zu studieren und daraus ein Verständnis für Seelsorge im Sinne Jesu zu entwickeln. Anhand dieses Verständnisses können wir dann andere Gedanken prüfen.
Gottes Wort zu vertrauen heißt nicht, sich darauf auszuruhen, sondern damit zu arbeiten. Es geht nicht um einen bloßen Schlachtruf „die Bibel allein“, sondern darum, das Leben – und das bedeutet manchmal mühsame Arbeit – nicht nur mit Vertrauen und Gebet, sondern auch mit Einsatz zu gestalten.
Wir leben als Gemeinde in einem Umfeld, das meist anders geprägt ist. Ich möchte nur kurz darauf eingehen.
Die allgemeine Forschung zeigt, dass viele gelehrte Menschen bei ihrer Suche nach Hilfe zur Veränderung des Menschen den Fokus auf den Menschen selbst legen. Sie fragen: Wie kann sich der Mensch verändern? Wie entsteht Veränderung?
Das Normale ist, dass sie den Menschen beobachten und erforschen. Sie deuten ihre Beobachtungen entsprechend ihrer Überzeugungen und Prämissen. Sie suchen Zusammenhänge und Unterschiede, versuchen Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten zu entdecken und zu verstehen. Darauf aufbauend entwickeln sie Theorien und Methoden für praktische Therapien.
Dabei investieren sie viel Zeit, Arbeit und Sorgfalt und bringen manches interessante Ergebnis hervor.
Die kritische Nuance dabei ist: Die meisten dieser Gelehrten verzichten auf die verlässliche und wichtige Information, die der Schöpfer selbst über den Menschen gegeben hat. Sie beziehen Gott, seine Offenbarung und sein Wirken nicht in ihre Überlegungen und den praktischen Veränderungsprozess ein.
Jetzt sage ich etwas vielleicht Provokantes: Zu gründlicher Arbeit gehört, dass man keine wichtigen Faktoren bei einer Untersuchung ausschließt. Deshalb können wir Gott nicht einfach ausschließen.
Für Christen sind solche Ergebnisse daher kritisch zu betrachten. Es geht nicht um Verwerfen, sondern um eine kritische Prüfung, denn wir sollen alles an Gottes Wort messen.
Das sagen die Gelehrten.
Dann gibt es viele Christen, die anderen helfen wollen und versuchen, solche säkular entwickelten Modelle – also Modelle, die Gott nicht einbeziehen – mit christlichen Gedanken zu kombinieren. Sie fügen die Bibel hinzu, variieren einiges und nutzen diese Modelle in der Gemeinde.
Das kennt ihr sicher gut, oder? Manch einer empfindet das als Hilfe.
Wenn das Evangelium im Zentrum der Gemeinde stehen soll und folglich unsere Seelsorge biblisch sein soll, dann scheint es unverzichtbar, dass die Bibel Grundlage und Maßstab aller Lehren zur Veränderung und aller Seelsorge ist.
Das heißt nicht, dass es keine hilfreichen außerbiblischen Erkenntnisse gibt. Aber es heißt, dass wir mit der Bibel anfangen. Wie gesagt: gründlich, fleißig, exegetisch und systematisch arbeiten, kritische Argumente ehrlich prüfen und dann Gottes Konzept zur Veränderung formulieren, darlegen, selbst leben und anderen weitergeben.
Wir sollen Menschen begleiten und ihnen helfen, dieses Konzept im Leben umzusetzen.
Das war ziemlich grundsätzlich, vielleicht ein bisschen anstrengend, aber wir kriegen das schon hin.
Jetzt kommen wir zu unserem dritten Punkt. Mir war es wichtig, vielleicht war das einfach ein Plädoyer, aber ich möchte euch dazu herausfordern, darüber nachzudenken, was Jesu Anspruch an uns ist. Dabei soll das nicht einfach unbeachtet bleiben.
Es gibt vier Grundfragen, die ich gleichstellen möchte. Zuvor ein Versuch, eine Aussage zu formulieren – wie ihr seht, vielleicht eine These, an der man arbeiten kann. Mir geht es nicht darum zu sagen: Hier ist die endgültige Antwort. Vielmehr möchte ich euch anregen, mitzudenken. Wir sind ja ein Netzwerk oder wollen eins werden, und ihr seid eingeladen, mitzumachen.
Dazu gehört auch, dass wir solche Themen bearbeiten, weiterentwickeln und schauen, was Jesus dazu sagt. Jedes psychologisch-psychotherapeutische und jedes theologisch-seelsorgliche Konzept beziehungsweise Modell ist ein Versuch, den Menschen in seinem Leben und Erleben zu verstehen.
Es geht darum, zu verstehen, wie der Mensch funktioniert, und Prinzipien der Veränderung zu entdecken. Wenn ich verstanden habe, wie das Ganze funktioniert, kann ich auch herausfinden, wo und wie Veränderung stattfindet. Außerdem stellt sich die Frage, wo man ansetzen muss, damit sich etwas verändert.
Schließlich geht es darum, mit einer bestimmten Zielsetzung – also wozu soll die Veränderung führen – helfend mitzuwirken.
Ist das soweit nachvollziehbar? Könnt ihr mitkommen? Ich habe schon gemerkt, dass Nicken nicht so gut klappt, wenn man Mezzo vorhin gehört hat. Aber ich glaube, wir lernen das noch. Bis nächstes Jahr kriegen wir das hin.
Aus diesem Satz, ihr seht da hinten schon ein paar Zahlen stehen, ergeben sich vier Grundfragen. Die erste Grundfrage lautet: Wozu leben wir?
Ein kurzer Überblick oder eine Erklärung: Wozu sind wir entstanden, würde man allgemein fragen, oder wozu sind wir als Christen geschaffen? Unsere Überzeugung vom Sinn unseres Lebens bestimmt auch, inwieweit wir uns Veränderung wünschen.
Das sollte man sich gut überlegen. Unsere Überzeugung vom Sinn unseres Lebens beeinflusst, wie sehr wir Veränderungen anstreben. Darauf werden wir gleich noch näher eingehen.
Daraus ergibt sich auch der Zweck und das Ziel von Seelsorge. Wenn es immer nur um das Wohlbefinden geht, also wenn der Sinn darin besteht, sich gut zu fühlen, dann wird auch das Ziel von Seelsorge zumindest unterschwellig sein, dass es uns gut geht.
Die zweite Frage lautet: Wie funktionieren wir?
Hier wird nach unserem Verständnis gefragt, wie der Mensch funktioniert, was ihn motiviert und welche Rolle Umstände im Leben spielen. Es geht darum, warum wir tun, was wir tun.
Dabei handelt es sich um die Anthropologie, die Lehre vom Menschen. Für die Seelsorge brauchen wir eine Anthropologie – und jeder hat eine, auch du. Jeder besitzt ein Verständnis davon, wie der Mensch „tickt“ und warum er handelt, wie er handelt. Dieses Verständnis ist mehr oder weniger reflektiert, durchdacht und geprüft, aber es existiert bei jedem.
Die dritte Frage lautet: Wie geschieht echte Veränderung?
Die Antwort auf diese Frage hängt direkt von der vorherigen ab und baut auf der Antwort auf Frage zwei auf.
Wenn du dir ein Auto vorstellst, wenn du etwas reparieren oder verändern willst, musst du wissen, wozu die einzelnen Teile da sind. Du musst verstehen, wie das ganze System funktioniert. Erst dann kannst du sagen: Jetzt weiß ich, wo ich schrauben muss.
Die Prinzipien der Veränderung ergeben sich aus dem Verständnis des Menschen. Wer Antworten auf diese Frage gibt – und das tun viele Menschen – sollte zuvor gründliche Antworten auf die zweite Frage geben.
Die vierte Frage lautet: Wie kann ich ein Werkzeug zur Veränderung im Leben des anderen sein?
Das ist jetzt schon relativ fromm formuliert; man kann es auch allgemeiner sagen, aber darum geht es hier. Wie kann ich, als Christ gesprochen, mich im Leben des Anderen gebrauchen lassen, damit Veränderung geschieht?
Das ist das, was Seelsorge bedeutet. Und ihr merkt, Seelsorge ist nicht irgendetwas, das in einer bestimmten Anzahl von Sitzungen oder irgendwo passiert, wo man sich verabredet, um über etwas zu sprechen. Das kann sehr wohl dazugehören. Es kann nötig sein, sich regelmäßig zu treffen, damit man miteinander vorankommt und Rechenschaft abgibt.
Aber Seelsorge ist auch das Gespräch über eine Tasse Kaffee. Aus diesen Fragen resultiert das jeweilige Seelsorgemodell, und davon gibt es in unseren Kreisen eine ganze Menge, schätze ich. Je biblischer die Antworten auf diese Fragen sind, desto biblischer ist das Seelsorgemodell.
Wenn wir also biblische Seelsorge tun wollen, müssen wir zu Beginn biblische Antworten auf solche Fragen finden. So können wir wirklich etwas entwickeln, das Gott entspricht, oder entdecken, was Gott schon längst gesagt hat.
Seelsorge ist nur dann biblische Seelsorge, wenn unsere Antworten auf alle Fragen biblisch sind. Sie ist nur so weit biblische Seelsorge, wie unsere Antworten biblisch sind. Seelsorge wird nicht dadurch biblisch, dass wir sagen, wir haben hier irgendwie eine Idee, wie etwas passiert, aber wir bitten Jesus, dass er uns hilft und uns die Kraft zur Veränderung schenkt.
Das hat etwas Christliches, aber das ist damit noch keine biblische Seelsorge. Ich bin überzeugt, dass es Jesu Anspruch an uns ist, seine Antworten auf diese Fragen zu suchen, zu finden, zu leben und weiterzugehen.
Wir müssen uns nicht einbilden, dass wir von vorne anfangen müssen. Wir sollten aber bei der Bibel anfangen. Für mich gibt es manches – ich habe eben ein paar Bücher vorgestellt –, von dem wir bei anderen lernen können. Aber in der Gemeinde haben wir Verantwortung für das, was in der Gemeinde gelehrt wird. Deshalb sollen wir das prüfen und anschauen, auch das, was schon gelebt wird.
Ich lade dich ein, dir deine aktuellen Antworten auf diese Fragen bewusst zu machen. Das ist jetzt kein rhetorischer Satz, ich meine das ganz ehrlich. Keine Ahnung, wo du im Moment stehst, welche Schulungen oder Seminare du gemacht hast – egal.
Die Frage ist: Was sind Jesu Antworten auf diese Fragen? Und die Fragen sind für alle gleich, für jedes Beratungsmodell. Es ist eigentlich egal, ob du von Therapie, Psychologie oder Seelsorge redest. Wo sich das alles unterscheidet, ist bei der Antwort, nicht bei der Frage.
Okay, der vierte Punkt: Auf der Suche nach biblischen Antworten.
Die ersten beiden Fragen wollen wir uns kurz anschauen. Dabei werden wir, wie gesagt, ein wenig „durchschweben“ und uns umsehen. Ich möchte euch neugierig machen, euch selbst damit zu beschäftigen. Manches wird euch bekannt vorkommen, das habe ich gestern gemerkt, als wir zusammen saßen.
Die erste Frage lautete: Wozu leben wir? Ich hatte mir aufgeschrieben, dass wir – ähnlich wie Matthias es heute Morgen gemacht hat – nicht gemeinsam darüber sprechen, sondern jeder für sich einen Moment darüber nachdenkt. Wir machen das jetzt trotzdem einmal in der Stille. Zwanzig Sekunden, wir toppen das. Wozu leben wir? Überlege kurz, was Jesus sagt, was der Sinn unseres Lebens ist.
Okay, keine Uhr, die langsam tickt, also schätze ich mal, die zwanzig Sekunden sind um. Wozu leben wir, wozu sind wir geschaffen? Das sind bekannte Dinge, fiel mir gestern auf. Ihr werdet sie wiederentdecken. Wir sind geschaffen im Bild Gottes – das war der Anfang. Ich lese das jetzt nicht alles vor, wir kennen das aus 1. Mose 1,26-27.
Das Ziel, das Gott mit uns hat, ist, dass wir Jesus wieder spiegeln – in diesem Sinne Ebenbildlichkeit. Gott will das Bild wieder in uns herstellen, damit wir ihn widerspiegeln und uns dahin verändern. Es gibt eine Reihe von Beispielen, die wir in der Bibel finden können. Die Bibelstellen stehen hier, vielleicht kann man sie noch irgendwo mit dazu schreiben oder kopieren.
Das hatten wir gestern schon, das kann ich kurz zusammenfassen. Der Sinn – darum ging es gestern auch schon – ist, dass wir dafür geschaffen sind, Gott anzubeten und ihn zu verherrlichen. Wir hatten das gestern, Matthias hat das noch mit Lobpreis übersetzt. Das wird oft auf die musikalische Ebene gezogen, genauso wie „Worship“ an sich.
Wenn wir schon davon sprechen, verstehen heutzutage viele unter Anbetung, dass man etwas singen muss. Aber in der Bibel ist Anbetung nicht nur das Singen. Das ist eine Art, Anbetung auszudrücken, Gott zu loben und ihn zu preisen. Es geht darum, dass unser ganzes Leben Gott anbetet. Dass wir mit unserem ganzen Leben Gott anbeten und ihn verherrlichen.
Das ist es, was Gott von uns möchte. Der Sinn unseres Lebens ist, Gott zu verherrlichen. Wir kennen Philipper 2. Dort geht es darum, dass Jesus sich erniedrigt hat, bis zum Tod am Kreuz gehorsam war. Dann wurde er erhoben über alles. Das kann man im Detail nachlesen.
Und was wird dann gesagt? „Und jedes Knie wird sich vor ihm beugen“ – das ist das Wort dafür, dass man anbetet. Und „jede Zunge wird bekennen, dass er der Herr ist“. Die Geschichte Jesu, das, was er auf sich genommen hat, hat diese Zielsetzung. Es gibt viele Stellen dazu, ich möchte sie jetzt nicht alle vorlesen.
Ein weiterer Punkt, den wir kennen, ist: Zur Ehre Gottes. Selbst das fast Profane, oder? Ob du nun isst oder trinkst, tue alles zur Ehre Gottes. Hast du das eben gemacht? Wie macht man so etwas? Reden wir jetzt nicht weiter darüber. Aber so spricht Paulus hier zu den Korinthern: Alles, was wir tun, soll zur Ehre Gottes sein – auch alles, was Oskar in seiner Situation tut.
Ein vierter Gedanke zum Sinn unseres Lebens: Wir sind dazu da, Gott zu leben und zu lieben. Epheser 1, Vers 4 beschreibt, dass wir auserwählt sind, um heilig und tadellos in Liebe vor ihm dazustehen. Und in Matthäus 22 lesen wir, dass wir Gott von ganzem Herzen lieben sollen. Das fasst letztlich alles zusammen, was Gott von uns erwartet.
Also sind es verschiedene Begriffe, aber es dreht sich – und das ist der Punkt – alles um Gott. Wenn wir jetzt überlegen, wenn das so stimmt und wir das in der Bibel sehen, was bedeutet das dann für das Ziel von Seelsorge? Was bedeutet das?
Der Sinn unseres Lebens ist nicht in erster Linie, leidfrei zu sein, um mit erfüllten menschlichen Bedürfnissen und dadurch gefühlt glücklich zu leben. Oder was denkst du? Ist das nicht trotzdem das Ziel? Wenn viele Menschen sagen: „Ich brauche Hilfe, mir geht es nicht gut“, dann ist das Gefühl in allen Ehren. Die Frage ist absolut verständlich.
Wir gehen ja nicht davon aus – oder sagen nicht: „Wie kannst du nur?“ Wir merken nur, wie wir ticken, wie wir „gegiert“ sind, also wie wir grundsätzlich eingestellt sind. Also: Das Ziel der Seelsorge ist entsprechend auch nicht in erster Linie die Minimierung von Leid, nicht das Erfüllen unserer gefühlten Bedürfnisse und schon gar nicht die Selbstverwirklichung des Menschen.
Denn der Mensch steht nicht im Zentrum, sondern Gott. Wir sind nicht dazu da, uns um uns selbst zu drehen, sondern um unseren Schöpfer und Erlöser. Das kann man leicht nicken, oder? Aber kriegst du das morgen gelebt?
Da geht einer nach vorne zum Predigen. Warum predige ich denn? Ich kann mich fleißig vorbereiten. Was ist der Sinn? Damit ich noch ein Jahr länger da arbeiten darf? Damit die Leute mir auf die Schulter klopfen? Oder damit Gott Ehre hat? Wir kommen gleich noch darauf.
Was heißt das für die Seelsorge? Es geht darum, Menschen zu helfen, in der Liebe zu Gott zu wachsen und Christus ähnlicher zu werden. Dabei reagieren sie dann in den Herausforderungen des Lebens im Sinne Jesu.
Es geht darum, einem Oskar zu helfen, so mit Gott zu leben, dass das, was er tut, wie er reagiert, wenn seine Frau etwas sagt, wenn sein Sohn etwas sagt, wie er mit seiner Tochter redet, wie er mit dem Leid in der Familie umgeht, wie er mit seinen Eltern umgeht – dass das eigentlich Anbetung ist und dass Gott dadurch verherrlicht wird.
Das ist meistens nicht auf unserem Schirm, oder? Theologisch schon, wenn wir abends darüber nachdenken, nach einer Bibelarbeit bekommen wir das vielleicht zusammengezimmert – die Logik. Aber ist das das, was im Moment in uns passiert, wenn wir nachdenken?
Geht es darum, in Jesu Sinn zu reagieren, egal wo wir gerade sind und was uns passiert? Und dadurch den Vater im Himmel anzubeten und ihn immer mehr zu verherrlichen? Das ist dann auch Glaubenswachstum, und darum geht es.
Das hängt direkt zusammen mit dem, was wir über Gemeinde insgesamt gesprochen haben. Denn die Gemeinde insgesamt wird Christus nur so weit reflektieren, wie die Einzelnen in der Gemeinde für sich mit Christus leben und dann im Miteinander handeln. Davon reden wir ja die ganze Zeit.
Das Spannende ist, dass das genau auch erfülltes Leben ist. Erfülltes Leben – was ist das? Nun, ich würde sagen: Erfülltes Leben ist, wenn es den Willen Gottes erfüllt und das Ziel unseres Daseins, mit dem wir geschaffen wurden. Wenn du genau das lebst, was Gott für dich gedacht hat.
Spannend ist, mit Oskar zusammen zu überlegen: Was hat Gott denn für dich gedacht? Da würde eher der Gedanke kommen, irgendwo hat Gott die Kontrolle verloren. Oder? Zumindest in der Menge – ein paar Sachen hätte mein Kumpel in der Kirchenbank auch abkriegen können. Warum immer ich?
Nun denn, also die nächste Frage: Wozu leben wir, wozu ist Seelsorge da? Und jetzt kommen wir zum letzten Gedanken. Dazu gibt es ein paar Bildchen, darum ist das Ding auch so aufgebaut. Ich habe ein bisschen Zeit, wir sind später angefangen, nur damit wir das nicht vergessen.
Wer gehen will, kann gehen und mir einen Kaffee bringen, aber sonst bitte nicht.
Also, versteht mich bitte richtig: Wie funktionieren wir? Wenn wir nicht mit Ideen von irgendetwas anfangen, könnten wir da lange drüber reden. Das wollen wir aber nicht, sondern einfach mal in der Bibel schauen, wie sie überhaupt über Motivation spricht.
Dann stoßen wir auf solche Verse: „Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor: Unzucht, Dieberei, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut.“ Alle diese Dinge kommen von innen heraus und verunreinigen den Menschen. Das ist ein Satz.
Wir merken hier eine wichtige Sache: Die Bibel spricht vom inneren und vom äußeren Menschen. Das muss man besonders betrachten. Im Moment geht es uns hauptsächlich um den inneren Menschen. Aber jetzt halte ich mich zurück und gehe nicht weiter darauf ein.
Also: Alle diese bösen Dinge kommen von innen heraus und verunreinigen den Menschen.
Noch ein Vers, direkt von Jesus, ein Gleichnis. Ich bleibe mal da stehen. Denn es gibt keinen guten Baum, der faule Frucht bringt, und auch keinen faulen Baum, der gute Frucht bringt. Jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Denn von Dornen sammelt man keine Feigen, und von einem Dornbusch liest man keine Trauben.
Das war das Bild. Jetzt kommt das, was Jesus als Anwendung dazu sagt, wie er das herleitet: Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der Böse bringt aus dem bösen Schatz des Herzens das Böse hervor. Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund.
Ein paar Ältere von uns kennen das noch: „Denn wes des Herz voll ist, des fließt der Mund über.“ Ist das Luther oder so? Es pulst aus deinem Mund heraus, was in deinem Herzen ist. Und das ist eine ganz spannende Geschichte.
Was Jesus hier sagt, ist etwas, was wir vielleicht so beschreiben könnten: Wenn das Herz da ist, hell und gut, dann wird es Frucht bringen. Und wenn das Herz böse ist, dann gibt es Dornen.
Was Jesus deutlich gesagt hat, ist, dass das Herz zwar böse ist, aber es doch irgendwie Frucht hervorbringt. Das läuft nicht. Was er gesagt hat: Hast du schon mal einen Orangenbaum gesehen? Gibt es das als Baum? Oder einen Apfelbaum, auf dem Mandarinen wachsen? Da muss man aufpassen, Bananen sind Sträucher, glaube ich. Aber da lasse ich mich jetzt nicht drauf ein. Ihr wisst, was gemeint ist.
Ein paar Sätze, das ist jetzt ein bisschen knackig und schnell gemacht, aber wir ziehen das mal so durch.
Die Bibel sagt als Fazit davon, dass das Herz aktiv ist: Es bewirkt, bestimmt, formt und prägt unser Verhalten. Jesus hat gesagt, es hängt total vom Herzen ab, wie du handelst.
Also, wie Oskar reagiert, hängt von seinem Herzen ab. Es besteht eine Wurzel-Frucht-Beziehung zwischen unserem Herzen und unserem Verhalten. Das Herz kontrolliert und bestimmt alles, was ich tue. Nicht dein Ehepartner, nicht deine Eltern, nicht die Umstände deines Lebens, nicht die Krankheit, nicht der Erfolg, sondern dein Herz.
Klingt banal? Das ist eine ganz gravierende Wahrheit, die wir uns verinnerlichen müssen.
Echte, bleibende Veränderung – also wenn wir wissen, so funktionieren wir, das hat Jesus ja gesagt – dann ist die Frage: Wie findet Veränderung statt? Wenn sich am Verhalten etwas ändern soll, dann muss notwendigerweise an der Wurzel etwas passieren. Das bedeutet, dass am Herzen etwas passieren muss.
Echte und bleibende Veränderung findet immer nur über das Herz statt. Darum ist bei der Seelsorge immer die Veränderung des Herzens unser Ziel – und zwar in der Richtung, von der wir eben gesprochen haben, dass wir Gott mehr anbeten, dass er total überfrontet.
Ey, wir wollen den Menschen doch helfen. Und jetzt ist die Frage, ob wir Gott wirklich vertrauen. Glauben wir, dass es Hilfe für den Menschen in Not ist, dass genau das in seinem Herzen passiert? Dass das gute Nachricht für ihn ist? Oder glauben wir, das ist Theologie für Sonntagnachmittag, aber nicht Montagabend, wenn du Stress hast zu Hause?
Ihr merkt, es geht darum, ob wir das wirklich nach Hause nehmen und zu Hause leben.
Es geht hier um gutes Herz, böses Herz. Und wir wissen und sind dankbar für Jakobus, dass er uns das noch ein bisschen mehr aufschlüsselt. Er bringt nämlich ein ganz ähnliches Bild und sagt etwas dazu.
Da heißt es: „Mit der Zunge“, also habe ich eingefügt, das sieht man im Vers vorher, „preisen wir den Herrn und Vater und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bild Gottes geschaffen worden sind. Aus demselben Mund geht Segen und Fluch hervor.“ Dies, meine Brüder, das geht die Schwestern genauso an, sollte nicht so sein.
Also, was schreibt Jakobus? Dass das bei uns als Christen beides vorkommt. Wir sind zwar eine neue Kreatur in Christus, und trotzdem erleben wir das noch. Die Quelle sprudelt doch nicht aus derselben Öffnung, das Süße und das Bittere hervor.
„Kann etwa mein Bruder ein Feigenbaum Oliven hervorbringen oder ein Weinstock Feigen? Auch kann salziges Wasser nicht süßes Wasser hervorbringen.“ Er sagt, Leute, eigentlich ist das absurd, was wir hier leben. Das sollte nicht so sein.
Hey, du bist in Christus, du bist Christ, du bist von Christus neu gemacht – jetzt lebt das bitte auch.
Aber Seelsorge bedeutet, dass wir einander helfen auf dem Weg, dass das, was nicht so sein sollte, auch dann eben nicht mehr ist. Sondern dass Christus in uns so Gestalt gewinnt, dass wir ihn so widerspiegeln, dass du immer weniger dornig bist und dein Herz immer mehr Christus anbetet und sich das dann eben in deinem Leben widerspiegelt.
Ich lasse ein paar Dinge weg und komme einfach auf zwei Bibelverse, die das noch ganz deutlich machen.
Wenn es um Seelsorge geht, geht es um Anbetung.
Wir sehen in Römer 1, Vers 25, was mit der Welt passiert ist: Sie hat die Wahrheit Gottes in Lüge verwandelt und den Geschöpfen Ehrung und Dienst dargebracht statt dem Schöpfer.
Hier wird der Mensch angebetet und nicht mehr der Schöpfer. Und das passiert, wenn wir uns um uns drehen. Wir sollen uns um Gott drehen, und Gott kümmert sich um den Rest.
Das ist das Evangelium.
Wer oder was ist meine erste Liebe? Den Vers hatten wir eben. Das ist das, was Gott auf dem Herzen hat, wenn er mit Typen wie Oskar zu tun hat. Und das hat er jeden Tag, immer und die ganze Zeit.
Und jetzt kommt Jesus und sagt was. Und jetzt ein paar Schaubilder oder ein Schaubild dazu mit dem Beispiel eins.
Ich habe mir einfach eine Sache rausgesucht. Ich nehme mal Oskar wieder.
Es ist Freitagabend, 19:32 Uhr. Oskar ist stinkesauer und brüllt seinen pubertierenden Sohn Wilhelm an, dass der gefälligst aufhören soll, immer gegen seine Anweisungen anzugehen.
Er soll mal nicht an sich denken, oder er soll mal nicht nur an sich denken, so.
Er als Vater habe schließlich neben der Arbeit noch die Hausarbeit von der Mutter am Hals, und Wilhelm sei ein fauler Sack und soll ja nicht denken, dass er sich vor der Arbeit am Samstag zu Hause drücken kann.
Schon mal sowas rausgerutscht?
Normalerweise nehme ich Beispiele von zu Hause, aber ich habe gehört, das wird aufgenommen und ins Internet gestellt, da habe ich es gelassen.
Jetzt ist aber die Frage: Warum tut Oskar das? Warum reagiert Oskar so?
Ist die Reaktion sündhaft? Sie spiegelt jedenfalls nicht die Liebe wider, die Väter ihren Söhnen unabhängig von der Situation entgegenbringen sollen.
Also, Oskar hat definitiv etwas falsch gemacht, das ist ein Dorn-Ding.
Wenn du jetzt Oskar fragen würdest, warum er so geantwortet hat, so würde er sagen – was sagen wir meistens? Fängt bei den Kindern schon an, kleine Kurve: Warum hast du deinen Bruder gehauen? Der hat mich gekniffen.
Eigentlich ist es dann andersrum, Schwester und Bruder wahrscheinlich, aber egal.
Warum tue ich das? Weil der mir das gemacht hat.
Oscars Antwort – was würde er antworten? Weil Wilhelm seine Schmutzwäsche mir vor die Füße geschmissen hat mit dem Hinweis, dass er sie morgen Abend sauber wieder braucht. Und dass die Mutter das wegen der Chemo ja nicht schafft, dann soll es der Vater halt tun.
Denn die Aufgabe von ihm als Sohn ist es ja nicht. Und er hätte auch keine Zeit, weil er heute Abend lang weg ist und er morgen schließlich ausschlafen muss.
Würdet ihr sagen, es ist berechtigt, dass Oskar so reagiert? Warum schnauzt der Vater seinen Sohn an, wenn ich das mal kurz so salopp sagen darf? Wir würden leicht sagen, weil der so total respektlos mit ihm geredet hat.
Und was sagt Jesus? Nichts da. Denn was aus deinem Mund kam, kam nicht von deinem Sohnemann, sondern aus deinem Herzen.
Was reitet ihn? Wie passt das?
Wilhelm ist nicht der wirkliche Grund für Oscars Reaktion. Er war der Anlass, die Anfechtung, aber nicht der Grund.
Oscars deftige Worte sind bei aller berechtigten Kritik am Verhalten von Wilhelm so lieblos, dass sie sündhaft sind.
Da kann Oskar erzählen, was er will, was ihm alles widerfahren ist.
Was bei ihm passiert ist, ist, dass die Situation, die Umstände auf sein Herz getroffen sind. Und je nachdem, wie sein Herz drauf ist – klingt vielleicht komisch –, ob er jetzt im Moment Christus mehr liebt als alles andere oder sich um sich selbst redet oder sonst was, wird seine Reaktion sein.
Es macht deutlich, dass Oskar in diesem Moment nicht Gott angebetet hat mit seinem Verhalten und in seinem Herzen – das wissen wir.
Jesus sagt, dass die Situationen unseres Lebens auf unser Herz treffen, und abhängig von dem, was im Herzen ist, erfolgt unsere Reaktion.
Wenn ich in der Bibelschule unterrichte, habe ich meistens einen Becher, ich habe heute Morgen keinen gemacht, da ist Wasser drin. Dann haue ich dagegen, und dann springt Wasser raus. Das hat mein Professor mir gezeigt.
Dann kommt die Frage: Warum ist da Wasser rausgeflogen? Soweit ist das Bild klar? Ich haue dagegen, Wasser drin, Wasser raus.
Warum fliegt das Wasser raus?
Nach dem Vortrag sollte klar sein: Weil Wasser drin war.
Die Anfechtungen unseres Lebens sind das Rütteln am Becher unseres Herzens. Und aus unseren Bechern kloppt nur das raus, fällt nur das raus, rutscht nur das raus, was in unserem Herzen war.
Wenn in unserem Herzen nur Anbetung Gottes ist, dann wird auch das, was wir tun, Gott anbeten und ihn verherrlichen.
Also machen wir nicht die anderen verantwortlich dafür.
Wachsen heißt, dass wir dahin kommen, dass Jesus uns hilft, dass er das rausnimmt aus unserem Herzen, dass er uns so wachsen lässt im Glauben, dass der Mist in unserem Herzen rauskommt.
Wir wachsen, auch wenn es sich immer wieder reinschleicht.
Und darum geht es.
Jetzt können wir auch gut verstehen, wenn Römer 8,28 sagt, dass alle Dinge zum Besten dienen.
Wenn du Anfechtung erlebst und du tickst aus und rappelt sie jemanden so richtig an, was sagst du dann? Warum musst du hierher? Oder sagst du: Jesus, vergib mir, dass ich so reagiert habe, aber danke, dass ich gemerkt habe, was an meinem Herzen ist? Danke, dass du die Anfechtung dazu dienst, dass ich im Glauben wachsen darf?
Das klingt jetzt richtig fromm, oder? Aber darum geht es.
Die Situationen in unserem Leben bringen hervor, was im Herzen ist. Sie zeigen Anbetung und Liebe und verherrlichen so den Vater im Himmel oder etwas anderes.
Es sind viele Situationen, die eintreffen, viele Sachen gleichzeitig: Seine Frau, die krank ist bei Oskar, sein Sohn, der rebellisch ist, seine Tochter, um die er Angst hat, was mit ihr weiter ist, und die Anfechtung von der Facebook-Tante und all solche Sachen.
Was ist in meinem Herzen?
Egal, wie viele Dinge auf Oskar einprasseln – das erhöht vielleicht das Maß der Anfechtung –, aber es wird immer noch auf unser Herz ankommen.
Und jetzt nehme ich mir noch fünf Minuten, wir sind um Viertel vor angefangen, frage jetzt nicht, warum ich mich rechtfertige.
Was geht in seinem Herzen vor?
Ich habe mal ein paar Beispiele genommen.
Dieses kleine Heftchen, das ich vorhin vorgestellt habe, ist eins, das ihr zur Hand nehmen könnt, wo das ausführlicher erklärt ist.
Hier geht es um ein paar bestimmte Dinge, die wir alle haben, als Bekannte zumindest.
Vieles von den Sachen sind Wünsche.
Normalerweise wäre es jetzt spannend zu sagen: Wir nehmen uns noch mal ein Minütchen und sagen, was sind deine Top drei, was ist dir am wichtigsten im Leben?
Manche sind eng verwandt, aber vielleicht kannst du das mal irgendwann machen.
Was sind deine Top drei? Welche von diesen Werten oder Dingen oder wie du es nennen willst, sind dir persönlich wichtig?
Mancher sagt Sicherheit und spart wie blöd, dass er meint, ich bin später im Alter sicher. Der andere sagt Genuss und haut’s raus.
Der Unterschied ist im Herzen. Die Tat verwirklicht nur das. Ich versuche mein Ziel zu erreichen.
Viele von diesen Dingen sind Wünsche, die okay sind, können als Wunsch okay sein.
Vieles von denen sind Dinge, mit denen Gott uns segnet und in der Ewigkeit erst recht segnen wird.
Aber wir haben ein Problem.
Da hatte ich vorhin kurz was ausgelassen: Hesekiel 14, das könnt ihr nachlesen.
Dort wird beschrieben, wie die Dinge in unserem Herzen zu Götzen werden können.
Und jetzt geht es um folgenden Punkt: Was ist uns so wichtig, dass wir bereit sind zu sündigen, um es zu bekommen, oder bereit sind zu sündigen, weil wir es nicht bekommen?
Also im Sinne von Oskar jetzt oder im Blick auf Oskar:
Vielleicht war ihm Respekt wichtig, und er hat ihn nicht gekriegt.
Vielleicht war es wichtig, dass er ein Stück Erholung hat, und er hat sich gedacht, und jetzt kommt sein Sohn um einen und stellt noch wieder Ansprüche, und er soll wieder ran.
Vielleicht hat er sich angepickt gefühlt, weil seine Autorität nicht ernst genommen wird.
Das können ganz unterschiedliche Sachen sein.
Das ist jetzt nur angedeutet, was ich weiß, aber ich hatte den Verweis gegeben.
Ich möchte euch neugierig machen auf diese Dinge.
Ich glaube, dass das Dinge sind, die Jesus uns mit auf den Weg gibt.
Wenn wir in der Bibel mehr nachforschen, kann man das sehr gut begründen.
Nicht überzeugt, auch wenn es jetzt vielleicht ein bisschen schnell geht.
Wenn der Wunsch nach diesen Dingen so gravierend ist, dass ich bereit bin zu sündigen, weil er nicht erfüllt wird oder um ihn zu erfüllen, dann ist der Wunsch ein Götze geworden.
Und das ist Gottes Programm.
Da geht es wieder um Anbetung, oder?
Dass wir Gott anbeten und nicht irgendwas anderes.
Das Spannende dabei ist noch, dass viele von diesen Dingen heutzutage als Bedürfnisse verstanden werden.
Wenn du in Psychologiebüchern liest, wirst du merken, dass in der Psychologie häufig genau das so gesagt wird: Bedürfnisse sind das, was uns motiviert, uns Energie und Richtung gibt.
Manchmal heißt es sogar, wir haben ja ein Recht darauf, denn wir haben ja ein Recht darauf, glücklich zu sein.
Und wenn wir das brauchen, um glücklich zu sein, haben wir also auch das Recht, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden.
Und wir werden stinkig, wenn andere uns im Weg stehen.
Und manchmal gibt es sogar Beratung, wo wir sagen: Wie kriegen wir das hin, dass wir unsere Bedürfnisse mehr erfüllt kriegen?
Aber eigentlich geht es um etwas anderes.
Die Welt tickt anders als Jesus.
Jesus sagt in der Bergpredigt: „Trachtet zuerst nach Gottes Reich, und alles andere wird euch zuteil werden.“
Trachten ist eine Gesinnung, es ist meine Ausrichtung.
Und Jesus sagt: Kümmer du dich um mich und um mein Reich, und ich kümmere mich um den Rest.
Was machen wir?
Wir wollen erst mal den Rest erledigen und sagen: Wenn ich dann noch fit genug bin, bist du dran, Herr Jesus.
Nicht immer, aber das ist unser Problem mit der Spannung, in der wir leben.
Was Jesus uns nicht gibt, brauchen wir nicht.
Noch so ein frommer Satz.
Jesus wird dir alles geben, was du in diesem Moment brauchst, um ihn anzubeten, sodass er widergespiegelt wird.
Jesus wird dir nicht in jedem Moment geben, was du meinst zu brauchen, damit du dich gut fühlst.
Die Frage ist: Sind wir damit zufrieden, wenn Gott angebetet wird, oder sind wir erst dann zufrieden, wenn wir haben, was wir meinen zu brauchen?
Es gibt Grundbedürfnisse: Essen, Nahrung und solche Sachen.
Ist das ein Bedürfnis, das wir brauchen?
In dem Zusammenhang „Trachtet zuerst“ – in dem Kapitel redet Jesus davon: Hey, ich werde euch schon versorgen, Kleidung und so.
Hat er das immer getan?
Glaube ich nicht.
Da, wo die Menschen das brauchten, um ihn zu verherrlichen, ja.
Es gibt eine Menge Leute, auch Christen, die sind verhungert.
Manche im Kerker.
Weil sie nicht Essen brauchten, um Christus zu verherrlichen, weil Christus sie nach Hause holen wollte.
Wenn in der Situation von Oskar Gott entscheiden würde, dass seine Frau zu ihm nach Hause kommt, ist das ganz schwer, das Anbeten zu leben für Oskar und seine Frau.
Aber durch Jesus geht es.
Das ist das, was Paulus sagt im Philippabrief, wenn er sagt: „Ich vermag alles durch den, der mich kräftigt.“
Da geht es nicht um alles, was mir gerade einfällt, sondern alles, was Jesus von mir erwartet.
Und wir dürfen wissen, dass Jesus in jedem Moment unseres Lebens uns genau das gibt, was wir brauchen, um ihn anzubeten, nicht um uns doll zu fühlen.
Und jetzt ist die Frage: Worum dreht sich unsere Seelsorge?
Ich kann hier viel weitergehen und das viel weiter vertiefen.
Ich möchte euch zum Abschluss noch ein Gebet von Paulus zitieren, das er selbst zitiert, was er tut.
Darum bete ich, dass eure Liebe – von der haben wir gesprochen – noch mehr und mehr überreich werde in Erkenntnis und aller Einsicht.
Jetzt wird es spannend in der Anthropologie: Was hat das Denken für eine Sache?
Die Erkenntnis und die Einsicht, wie wir mit der Welt umgehen, wie wir die Sachen sehen, wie wir verstehen, was passiert, auch für Oskar, und wie er umgehen soll in seiner Situation.
Die Weisheit, die er braucht von Gott, um zu wissen, was Gottes Wille ist, hängt im Grunde genommen von dem Zentrum im Herzen ab: Wen wir lieben und wen wir anbeten.
Und das soll überströmen in die Einsicht, die von Gott kommt.
Einsicht und Erkenntnis sind nicht eine Frage von Information und Intelligenz, sondern eine Frage von Anbetung und Liebe zu Gott.
In der Welt ist das anders, aber wir ticken hoffentlich wie Jesus.
Jetzt sehen wir genau das, was da oben auch steht: „Damit ihr prüft, worauf es ankommt, damit ihr lauter und unanstoßig seid auf den Tag Christi.“
Nicht damit es euch gut geht – wünschen wir uns vielleicht – aber es gilt auch für Oskar: „Damit ihr lauter und unanstoßig seid auf den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit.“
Die, wie wir es die ganze Zeit haben, durch Jesus gewirkt wird.
Das schafft man nicht allein, das kann nur Jesus in uns. Es ist Gnade Gottes.
Und wozu?
Zum Lobpreis und zur Herrlichkeit Gottes – das alte Ding.
Darum geht es, und darum sollte sich unsere Seelsorge drehen.
Und dazu möchte ich euch herausfordern, nachzudenken.
Danke für eure Geduld.