Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Povileit.
Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Die Bibel fordert uns heraus, Gott mit unseren Gaben zu dienen. Die Frage ist nur: Welche Gaben habe ich von Gott bekommen, und wie setze ich sie für Gott ein?
Thomas, findest du, dass viele Christen nicht wissen, welche Gaben sie haben?
Ja, genau das denke ich. Ich begegne dieser Frage immer wieder: Welche Gabe habe ich eigentlich? Mir ging es selbst so. Ich kann mich noch gut erinnern, als wir als junge Erwachsene ein Lied gesungen haben. Wahrscheinlich kennt das heute kaum noch jemand. Darin heißt es: „Irgendeinen Platz hat Gott, an dem will er dich haben, irgendetwas kann kein anderer Mensch so gut wie du.“
Ich hatte das Lied noch im Hinterkopf. Du bist ja auch schon älter, aber jüngere Leute kennen das wahrscheinlich nicht mehr. Ich weiß noch, dass ich mit meinem Fahrrad nach Hause gefahren bin und sogar wirklich geweint habe, weil ich überzeugt war, dass das für jeden anderen gilt, aber nicht für mich. Ich war sicher, ich habe keine Gaben und schon gar nicht kann ich Dinge, die kein anderer so gut kann wie ich.
Jetzt habe ich das Lied wieder im Ohr. Warum ist es eigentlich so wichtig zu wissen, welche Gaben ich habe? Ich könnte mich doch einfach für Gottes Sache einsetzen und es so machen, ohne großen Wert darauf zu legen.
Jein, jein! Ich freue mich über Christen, die sich einsetzen, auch wenn sie nicht genau wissen, in welchen Bereichen Gott sie begabt hat. Das ist mir sogar lieber als Christen, die viel über ihre Gaben wissen, sie aber nicht einsetzen.
Das ist bestimmt wahr.
Trotzdem finde ich, dass es wichtig ist, zu wissen, womit Gott mich begabt hat. Denn meine Gabe ist ja auch meine Aufgabe. Es gibt so ein Kunstwort: „beaufgabt“. Menschen sind beaufgabt, das heißt, sie haben durch ihre Gabe eine Aufgabe.
Wenn ich meine Gabe nicht kenne, dann bin ich vielleicht in Aufgabenbereichen unterwegs, die überhaupt nicht zu mir passen. Das ist wirklich schade, denn in anderen Aufgabenbereichen könnte ich wahrscheinlich viel besser sein und meinen Mitchristen besser helfen.
Stattdessen bringe ich sie vielleicht zum Seufzen, so nach dem Motto: Jemand denkt, er hat die Gabe zum Predigen, hat sie aber nicht. Und alle anderen denken während seiner Rede: „Oh, lass das Ende werden!“ Das ist doch wirklich schade.
Außerdem spricht Paulus kapitellang über Geistesgaben. Dabei macht er das jedoch nicht, um anschließend zu sagen, es sei egal, wo man sich einsetzt oder ob man die Gaben überhaupt nutzt.
Ich denke auch an Timotheus: Paulus sagt zu ihm einmal, er solle seine Gnadengabe einsetzen. Das bedeutet, Timotheus musste wissen, von welcher Gabe Paulus hier spricht. Wenn wir das nun konkret betrachten, finde ich es überzeugend, dass man sich mit diesem Thema auseinandersetzen sollte, wenn Paulus so viel darüber spricht.
Wo genau redet Paulus denn darüber? Du hast ja gesagt, er spricht kapitellang darüber.
Paulus spricht insgesamt von achtzehn Gaben. Er tut das vor allem in vier Kapiteln der Bibel. Drei dieser Kapitel stammen von Paulus. Diese Kapitel kann man sich gut merken: Zweimal haben die Kapitel die Zahl zwölf, nämlich Römer 12 und 1. Korinther 12. Diese beiden Kapitel stehen sogar hintereinander im Buch.
Dann gibt es noch einen weiteren Teiler von zwölf, nämlich die vier, und das ist Epheser 4. Außerdem gibt es 1. Petrus 4, das natürlich nicht von Paulus stammt. In diesen Kapiteln kann man die Gaben nachlesen. Dort stehen Gaben wie Weisheit, Erkenntnis, Glauben, Krankenheilung, Geistunterscheidung, Lehrer, Hirte, jemand, der Barmherzigkeit übt, und so weiter. Insgesamt sind es also achtzehn Gaben.
Eigentlich redet die Bibel sogar von neunzehn Gaben. In 1. Korinther 7 wendet Paulus es als Gabe an, dass jemand bewusst und freiwillig ledig bleibt. Das ist eine Gabe. Es ist die Fähigkeit, aus Überzeugung allein zu bleiben und mit sexueller Versuchung gut umgehen zu können.
Mir ist tatsächlich mal eine Frau begegnet, die sich schon als Kind sicher war, ledig zu bleiben. Wenn ich mich richtig erinnere, hat sie gesagt, das wusste sie schon als Kind. Als ich sie traf, war sie auf jeden Fall eine freudige, ledige Frau, die Jesus in einem missionarischen Dienst diente. Ich denke, das war wirklich so bei ihr.
Diese Gabe ist ganz speziell, und ich glaube, wir sollten sie im Rahmen dieses Podcasts nicht unbedingt vertiefen. William MacDonald wäre auch so ein Bruder gewesen, der ledig war und so diente.
1. Korinther 7 ist allerdings außerhalb der Gabenkapitel. Insofern hat diese Gabe vielleicht wirklich eine Sonderrolle, auch wenn sie eindeutig eine Begabung von Gott ist. Denn diejenigen, die sie haben, haben wirklich keine Nöte damit und setzen sich bewusst so ein.
Die Andengaben, die du schon teilweise aufgezählt hast, kann man durchaus gruppieren, damit sie leichter im Kopf bleiben. Zum Beispiel sagt 1. Petrus 4,10: Jeder hat eine Gnadengabe empfangen; dient damit als guter Verwalter der verschiedenartigen Gnade Gottes.
Dann fährt Petrus fort: Wenn jemand redet, so rede er es als Aussprüche Gottes; und wenn jemand dient, so tue er es aus der Kraft, die Gott darreicht. Hier unterscheidet er also zwischen Redegaben und Dienstgaben.
Bei der ersten Gruppe, den Redenden, geht es darum, Gottes Wort weiterzusagen. Die zweite Gruppe, die Dienstgaben, betrifft eher die praktische Unterstützung, also den Glauben ganz konkret sichtbar zu machen. Das ist, was Petrus hier meint.
Vielleicht könnte man noch eine dritte Gruppe hinzufügen, die Petrus hier nicht erwähnt, die wir aber in anderen Kapiteln durchaus sehen: die Wundergaben. Besonders in der Apostelgeschichte bestätigt Gott sein Wort sehr oft durch Wunder.
Diese drei Gruppen würde ich also unterscheiden: Redegaben, Dienstgaben und Wundergaben.
Falls jemand mehr über Wundergaben hören möchte, kann er uns gerne schreiben. Ich habe mich früher intensiv mit diesem Thema beschäftigt – aus gegebenem Anlass.
Gut, das war die Aufforderung. Aber wenn niemand danach fragt, warum sollte man sich dann in den Messel setzen?
Okay, gehen wir wieder zurück zu diesen 18 oder 19 Gaben, je nachdem, wie man sie zählt. Gibt es dann keine weiteren Gaben mehr? Ist das eine vollständige Liste? Wie würdest du das sehen?
Nein, ich persönlich glaube nicht, dass die Liste vollständig ist. Diese Gabenlisten decken ohne Frage eine ganze Menge der Gaben ab, die Gott in unser Leben als Christen hineingelegt hat. Diese Gaben erleben wir ja auch in unserem Gemeindealltag.
Aber in der Tat glaube ich, dass sie nicht vollständig sind. Wir lesen zum Beispiel in Lukas 2,37: Die Prophetin Hanna diente Gott, so heißt es dort, mit Fasten und Beten. Da kann man sich natürlich darüber streiten, ob das wirklich Dienstgaben waren. Der Text ist da nicht ganz klar. Aber immerhin dient Hanna Gott mit Begabungen, die nicht in der Gabenliste stehen.
Es sei denn, man würde sagen, das ist die Gabe des Dienstes. Aber das ist, glaube ich, eher praktisch. Ja, das wäre dann so eine allgemeine Überschrift. Die Gaben, die Paulus nennt, sind ja sehr konkrete Gaben, die er dann aufzählt.
Und dann gibt es noch die Gabe des Glaubens. Da könnte man auch sagen, das berührt es hier vielleicht, weil sie im Glauben im Tempel war. Aber sie diente schon mit Fasten und Beten. Okay, das ist auf jeden Fall mal eine andere Ausrichtung als die allgemeinen Begriffe. Ich glaube, das ist unstrittig.
Würdest du auch Fähigkeiten wie ein Gespür für Design oder die Fähigkeit, einen guten Film zu drehen, zu den Gaben für den Herrn zählen? Das sind ja ebenfalls Dinge, die Gott uns schenkt, damit wir dienen können.
Das ist völlig richtig, was du sagst: Es gibt Gott, und wir können mit diesen Begabungen ihm dienen. Das steht außer Frage. Dennoch finde ich es sinnvoll, zwischen Talenten und Gaben zu unterscheiden.
Talente sind das, was ich von meinen Eltern in meinem Genpool mitbekommen habe oder wie meine Eltern mich geprägt haben. Gaben im biblischen Sinne sind hingegen die Gaben, von denen wir hier sprechen – jene, die mir der Geist Gottes gegeben hat. Das sind eher Gaben, die Gott in mein Leben hineingelegt hat, keine Talente im herkömmlichen Sinn.
Vielleicht ist es gar nicht zwingend notwendig, diese beiden Begriffe zu trennen, aber mir hilft diese Unterscheidung. Musik wäre zum Beispiel eindeutig ein Talent. Dieses Talent kann ich dann entsprechend für Gott einsetzen. Es ist also mein Talent, das ich für Gott nutze.
Dabei können auch Gaben eine Rolle spielen, doch in der Regel geht es eher um Talente. Diese Talente bekomme ich praktisch durch den Genpool meiner Eltern, wie du gesagt hast, und durch die Umwelt, in der ich mich entwickle. Die Gaben hingegen stammen eindeutig vom Geist Gottes.
Muss ich etwas Besonderes tun, um diese Gaben zu erhalten, oder wann genau bekomme ich sie? Nur die Heiligen? Nein, Geistesgaben erhalte ich zu dem Zeitpunkt, wenn ich Gottes Kind werde, also bei meiner Wiedergeburt.
Paulus sagt, dass diese Gaben im Paket mit der Wiedergeburt kommen. In 1. Korinther 12,11 heißt es: „Alles wirkt ein und derselbe Geist und erteilt jedem besonders aus, wie er will.“ Das ist ein wichtiger Satz. Es ist der Geist Gottes, der mir hier die Gaben zuteilt – nicht ich selbst, sondern er entscheidet, wie er will.
Das bedeutet, Geistesgaben sind sozusagen Gottes Geschenke an mich. Erst wenn der Geist Gottes in meinem Leben ist, gibt er mir diese Gaben, von denen die Bibel spricht. Davor habe ich sie nicht. Gott gibt mir etwas, das vorher nicht da war.
In 1. Petrus 4 steht außerdem, dass jeder mindestens eine Gabe bekommt. Das heißt, ich kann nicht sagen: „Als ich damals auf meinem Fahrrad war und Christ wurde, hatte ich keine Gabe.“ Das stimmt definitiv nicht.
Aber ich kann auch nicht behaupten, alle Gaben zu haben. Wir werden immer andere Christen als Ergänzung brauchen. So hat Gott es sich gedacht, und deshalb hat er es auch so gemacht.
Ist es dann immer ein Geschenk? Manchmal habe ich den Eindruck, manche Menschen wollen nur bestimmte Gaben haben und hadern ein wenig damit, wie sie tatsächlich begabt sind.
Diese Thematik greift Paulus sehr gut in Römer 12 auf. Er zeigt, dass der Geist Gottes bestimmt hat, welche Gaben er mir gegeben hat und damit auch welchen Auftrag ich habe.
Ich glaube, es ist gut, genau das zu entdecken, dabei zu bleiben und darin Erfüllung zu finden. Es ist nicht sinnvoll zu meinen, ich müsste deine Gaben haben oder du müsstest meine Gaben haben. Stattdessen kann man sich gegenseitig gut ergänzen.
Paulus zeigt damit auch, dass wir als Team gebraucht werden. Das ist mir in letzter Zeit immer wichtiger geworden: Gott will keine Einzelkämpfer. Simson war einmal ein Einzelkämpfer, aber er ist gescheitert – das hatten wir ja auch schon im Podcast besprochen.
Gott hat die Gemeinde als Team gesetzt. Der eine kann wunderbar mit Menschen umgehen, der andere vergräbt sich in Themen, bei denen man schnell sagt: „Nein, keine zehn Minuten!“ Aber es ist doch klasse, dass ich das nicht machen muss, sondern der andere das mit Freude übernimmt. Der Dritte macht es auf seine Weise, und das passt gut zusammen.
Wenn jetzt jeder Christ mit der Wiedergeburt eine Gabe erhält, um sie einzusetzen, und wir als Team gemeinsam vorankommen, dann setzt Gott das so ein, wie er es für richtig hält. Er gibt dem einen das eine und dem anderen das andere – da hat er sicher seine Gedanken dazu.
Aber wie finde ich jetzt heraus, welche Gaben Gott mir gegeben hat? Diese Frage betrifft meiner Meinung nach vor allem Jüngere. Deshalb machen wir ja den Podcast.
Zunächst sollte ich wissen, welche Gaben es überhaupt gibt. Es ist hilfreich, die vier Gabenkapitel zu lesen, von denen ich am Anfang gesprochen habe, und mich damit auseinanderzusetzen, was das Wesen der jeweiligen Gaben ist und worin ich mich wiederfinden kann. Das ist ein wichtiger Schritt, um zu verstehen, worüber ich rede und welche Gaben es gibt.
Eine große Hilfe sind natürlich gute christliche Freunde. Hoffentlich sagen sie mir selbst, welche Gaben sie bei mir entdecken. Wenn nicht, kann ich sie ja fragen. Das hilft sehr, wenn ich höre, welche Gaben andere bei mir sehen. Ich sollte auch dasselbe mit ihnen machen und ihnen sagen, wo ich Begabungen in ihrem Leben entdecke. Vielleicht sage ich auch ehrlich, dass ich glaube, dass sie in einem Bereich nicht besonders begabt sind.
Meine Frau sagt zum Beispiel immer, dass sie die Gabe des Dienens nicht hat. Das ist nicht sehr schmeichelhaft, aber wahrscheinlich stimmt es. Ich habe letztens jemanden gehört, der sagte, seine Mutter, eine sehr begabte Leiterin, habe ihm geraten, keinen Seelsorgekurs zu besuchen, weil das rausgeschmissenes Geld sei. Sehr direkt, aber das ist auch okay.
Ich erinnere mich an einzelne Begegnungen, in denen Leute mir gesagt haben, worin sie mich begabt sehen. Das war für mich eine starke Ermutigung, weil sie das bestätigten, was ich selbst empfand. Deshalb ist es wichtig, gute Freunde zu fragen und im Gespräch zu bleiben.
In unserer Gemeinde nutzen wir sogar einen Gabenfragebogen. Das kann eine Hilfe sein, um mehr Klarheit über die eigenen Gaben zu bekommen. Ich muss aber aufpassen, das Ergebnis nicht sofort für bare Münze zu nehmen, sondern mich zu fragen, ob das Ergebnis wirklich zutreffen kann. Ich merke immer wieder, dass dieser Fragebogen eine Tendenz aufweist, die mit der Realität übereinstimmt.
Der Fragebogen ist natürlich eine Selbstwahrnehmung, bei der man sich selbst beurteilt. Dabei kann es Verzerrungen geben, wenn eine Gabe besonders beliebt ist und eine andere weniger. Man neigt dann dazu, eher die beliebte Gabe anzukreuzen. Ich habe früher mehrere solcher Tests gemacht. In unserer Jugend waren Gabentests total angesagt, mit Seminaren und Wochenenden zu dem Thema. Diese Tests waren schon ziemlich zutreffend.
Dann hat man die Ergebnisse abgestimmt, sich in Dienste hineingefunden und gemerkt: Ja, das passt wirklich. Was ich noch nie gemacht habe, vielleicht auch weil ich mich inzwischen festgelegt habe, ist, den Gabenfragebogen von einem guten Freund ausfüllen zu lassen. So könnte man die Eigenwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung vergleichen. Das ist bestimmt spannend.
Allerdings funktioniert das wohl erst, wenn man schon ein bisschen aktiv gewesen ist. Wie soll der andere sonst wissen, was man innerlich denkt? Wenn man noch nicht in Diensten aktiv ist und sich noch nicht bewiesen hat, ist das schwieriger. Aber wenn man schon erste Schritte gegangen ist, kann das sehr hilfreich sein.
Ein ganz wichtiger Punkt, den du ansprichst, ist, dass ich meine Gaben vor allem dann entdecke, wenn ich mich wirklich in Dienste einbringe. Dann merke ich selbst, ob mir das, was ich tue, liegt oder nicht. Wenn ich zusätzlich Feedback von anderen bekomme, bringt mich das weiter.
Es bringt nichts, am Beckenrand stehenzubleiben und darüber nachzudenken, welche Schwimmdisziplin mir am besten liegt, wenn ich nicht ins Wasser springe. Ich muss springen, schwimmen und so herausfinden, was mir liegt.
Wer meint, die Gabe der Leitung zu haben, aber niemand folgt ihm, der geht nur spazieren, hat jemand mal gesagt. Wer die Gabe der Barmherzigkeit hat, wird Menschen anziehen. Wer seelsorgerisch begabt ist, wird Gespräche führen, die den Menschen wirklich helfen.
Deshalb ist Dienst ganz wichtig. Auch Freunde und die Gemeindeleitung spielen eine Rolle. Ich kenne den Prozess nicht so genau, da bin ich nicht involviert. Das ist nicht mein Aufgabenbereich.
In unserer Gemeinde machen neue Leute einen Orientierungskurs, den wir Kompasskurs nennen. Wenn sie dann Gemeindemitglieder werden, gibt es einen Basismitarbeiterkurs. Dort sprechen wir auch über Gaben.
Im Grunde ist es ein Zweierpack: Der Kurs und das persönliche Gespräch. Die Leute nehmen am Kurs teil, und danach sprechen wir darüber, welchen Platz Gott in der Gemeinde für sie vorbereitet haben könnte. Wir reden über Gaben, und ich finde es gut, wenn man diese Kurse besucht hat.
So kommt man ganz automatisch in den Dienst hinein. Wenn man Fragen hat, kann man auf die Gemeindeleitung zugehen und sagen: „Hilf mir mal! Ich habe keine Ahnung, wofür ich begabt bin.“
Was ist, wenn ich jetzt mal Schritte gehe, zum Beispiel einen Gabentest gemacht habe und vielleicht andere sagen das auch von mir, und ich dann einen Dienst beginne? Nach einer Weile merke ich, dass das nicht wirklich meins ist. Kann ich da wieder rauskommen, oder bin ich dann für immer darin gefangen?
Ja, hoffentlich kannst du wieder raus. Ich wünsche nicht, dass du merkst: „Kinderstunde ist nichts für mich“, und du musst das dann bis sechzig machen oder so. Ich habe mal zwei Kinderstunden gehalten, aber das hat auch für die Kinder gereicht.
Wenn das so ist, ist doch gar nichts kaputt. Dann versuche ich, mich in einem anderen Dienst einzubringen. Dabei muss ich mich natürlich fragen: Warum ist dieser Dienst nichts für mich?
Nehmen wir als Beispiel die Kinderstunde. Wenn ich dort sitze und merke, dass die Kinder immer ein großes Fragezeichen im Gesicht haben, weil sie überhaupt nicht verstehen, was ich von ihnen will, dann muss ich mich vielleicht auch hinterfragen. Ich könnte sagen: Gibt es hier gute Bücher oder Seminare, die mir helfen? Das wäre der erste Schritt.
Das heißt, ich habe vielleicht die Fähigkeiten noch nicht, die mich hindern, obwohl ich begabt bin. Das ist ja beim Turner auch so: Wenn er seine Fähigkeiten nicht entwickelt, wird er auch nicht Weltmeister.
Das kann durchaus sein. Wenn ich aber entsprechende Schulungen gemacht habe oder Leute mich weitergebracht haben und ich trotzdem merke, dass es nicht passt, dann kann es sein, dass ich diese Gabe nicht habe.
Dann gilt: Nur ein fahrendes Schiff kann man lenken. Wer sich nicht bewegt, kann die Gabe nicht richtig einsetzen. Also bewege ich mich in einen anderen Dienstbereich.
Aber vielleicht als Warnung: Es gibt viele Dienste, bei denen man nicht besonders geistbegabt sein muss. Zum Beispiel beim Raumpflegedienst. Der ist anstrengend. Die Leute holt man auch nicht jeden Sonntag nach vorne, um ihnen zu klatschen und zu sagen: „Super, dass ihr die Räume geputzt habt“, obwohl sie das sehr gut machen.
Ich finde das einen ganz wichtigen Dienst. Auch wenn du nicht gesehen wirst, bleib dabei – egal, ob du zum Putzen begabt bist oder nicht. Putzen kann jeder, der eine besser, der andere schlechter.
Wenn ich mich mehr einbringe, müssen andere weniger machen. So verteilen wir die Aufgaben. Das kann nicht nur auf einigen wenigen Schultern liegen.
Bei Putzen habe ich kürzlich eine Geschichte gehört, die ich sehr eindrücklich fand. Sie hat sich mir richtig eingebrannt.
Ein Pastor einer Gemeinde berichtete davon. Diese Gemeinde hält ihre sonntäglichen Veranstaltungen nicht im Gemeindehaus ab, sondern an externen Orten. Daher müssen sie dort aufbauen, abbauen und putzen. Er erzählte von einem sehr anstrengenden Tag, an dem sie nach der Veranstaltung abbauten und putzten. Dabei berichtete er, wie er sein müdes Putzteam motivierte. Das fand ich besonders beeindruckend.
Er schilderte, was an diesem Tag alles geschehen war und wie Gott gewirkt hatte. Gemeinsam dankten sie Gott dafür, wie er in der Gemeinde gewirkt hatte. Der Pastor sagte, dass das Putzteam und die anderen Teams dafür da seien, gastfreundlich zu sein. So sollen die Menschen in die Gemeinde kommen und sich dort wie zu Hause fühlen.
Er erzählte auch von einer Person, der er diese Geschichte ausführlicher schilderte. Diese Person hatte vorher keinen Kontakt zu Christen gehabt. Irgendwie wurde sie in die Gemeinde eingeladen. Als sie dort ankam, war sie total überwältigt von den vielen Eindrücken. Das war einfach zu viel für sie. Dann ging sie auf die Toilette und, wenn ich mich richtig erinnere, bekehrte sie sich dort zum Glauben.
Der Pastor fragte, was passiert wäre, wenn die Toilette schlecht geputzt gewesen wäre. Wäre die Person dann auch so überwältigt gewesen? Damit motivierte er sein Team weiter. Am Ende sangen sie beim Putzen Loblieder.
Dieser Pastor hatte wahrscheinlich die Gabe der Leitung und vielleicht auch die Gabe des Dienstes. Er machte aus einer ganz normalen Tätigkeit etwas Besonderes.
Ich denke, es macht einen Unterschied, ob man zum Beispiel den Kindern sagt: „Geht mal raus, sonst machen die hier alles dreckig in unserem schönen Gemeindesaal“, oder ob man darauf achtet, dass es gar nicht erst dreckig wird. Das Putzen ist eine wichtige Aufgabe, aber man sollte die Menschen dabei als Gäste behandeln – so wie ein Hotelier.
Ein Hotelier hat eine ganz andere Haltung als ein Platzwart, um es mal so zu sagen. Wahrscheinlich würden Platzwarte jetzt entsetzt sein, denn sie sind sicher auch sehr serviceorientiert. Aber bei einem Hotelier weiß man, dass er für die Gäste da ist.
In solchen Tätigkeiten können die Grenzen zwischen „normaler Arbeit“ und geistlichem Dienst verschwimmen, wenn jemand einen Blick dafür hat. Die Gastfreundschaft als Gemeinde wird dadurch auch in alltäglichen Dingen spürbar. Diese Erkenntnis wurde mir durch die Geschichte enorm wichtig.
Ich finde, das ist eine ganz wertvolle Ergänzung. Das Putzteam leistet enorm viel. Ich erlebe das immer wieder im Alltag, auch wenn man sie oft nicht sieht. Es ist sehr viel Arbeit, die sie machen, und sie machen das großartig.
Wenn man dann in Räume kommt und merkt: „Hey, die sind sauber“, dann ist das etwas, das das Evangelium transportiert. Ja, das ist wirklich so. Die Atmosphäre wird dadurch geprägt, und das ist sehr wichtig.
Wenn ich mich jetzt mit den Gaben beschäftige, gibt es da auch Fallen, in die ich tappen kann? Besteht die Gefahr, dass es in die falsche Richtung geht?
Klar, die Gefahr besteht, dass ich mich mehr auf die Gaben konzentriere als auf den Geber. So war es ja in Korinth: Sie veranstalteten eine Art Gaben-Olympiade – wer hat die bessere Gabe? Wer ist besser? Paulus fragt da ganz deutlich: Habt ihr sie noch alle? Es ist doch Gott, der diese Gaben gibt. Wir sollen uns mit unseren Gaben gegenseitig ergänzen und keine Konkurrenz machen oder neidisch aufeinander sein. Paulus führt das sehr ausführlich aus. Du hast vorhin das Thema Leib erwähnt, richtig? Schau mal in 1. Korinther 12 – für alle, die mit Gabenneid zu kämpfen haben, eine unbedingte Leseempfehlung. Paulus macht das dort sehr deutlich.
Ich habe vorhin aus 1. Petrus 4 vorgelesen: „Wenn jemand dient, so soll er in der Kraft dienen, die Gott darreicht.“ Dieser Satz geht noch weiter: „… damit in allem Gott verherrlicht werde, durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit ist und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Ich finde, das ist ein ganz wichtiger zweiter Satz. Mit meiner Geistesgabe mache ich nicht mich groß, sondern den Herrn Jesus. Der Geist Gottes hat mir diese Gabe gegeben, um ihm zu dienen – nicht, um mich bewundern zu lassen. Das ist eine echte Falle: Wenn ich vergesse, dass meine Gabe ein Geschenk ist, um zu dienen – mehr nicht, aber auch nicht weniger.
Eine andere Gefahr ist vielleicht, dass ich weiß, ich habe eine bestimmte Gabe, und dann denke: „Ich habe die Gabe, also muss ich nichts tun. Keine Schulung besuchen, kein Feedback einholen und schon gar nicht viel Zeit investieren.“ Denn ich bin ja begabt.
Aber das sieht man ja auch im normalen Leben: Diejenigen, die nur Talent haben, kommen nicht weit. Alle, die ich kenne – zum Beispiel im Fußball, auch wenn ich kein Fan bin, habe ich doch Biografien gelesen – sind länger am Platz geblieben. Ob es Franz Beckenbauer war oder andere: Sie haben geübt und trainiert.
Ich glaube, das muss man im Hinterkopf behalten: Wenn jemand zum Beispiel gute Musik macht, dann übt er trotzdem. Genauso sollte man es mit einer Gabe sehen, die Gott einem gegeben hat. Man sollte sie entwickeln, indem man sie einsetzt und dazulernt.
Wenn ich zum Beispiel eine Gabe in der Seelsorge habe, dann werden Leute zu mir kommen und mit mir sprechen. Aber ich werde auch auf Probleme stoßen, bei denen ich ziemlich ahnungslos bin. Dann ist es logisch, dass ich mir Bücher besorge, die sich mit diesen Problemen beschäftigen. Oder dass ich mit Leuten rede, die mehr Erfahrung haben als ich. So lerne ich immer weiter dazu und entwickle meine Gabe.
Deshalb heißt es nicht, dass ich faul sein kann, nur weil ich eine Gabe habe. Und umgekehrt heißt es für diejenigen, die keine Gabe haben, nicht, dass sie jetzt nichts mehr tun müssen. Es ist keine Ausrede zu sagen: „Ich habe diese Gabe nicht, also evangelisiere ich nicht mehr, bin nicht barmherzig oder diene nicht.“ Aufgaben haben wir alle – vielleicht im geringeren Maße, aber dennoch.
Nur wenn jemand die Gabe der Evangelisation hat, schafft er es tatsächlich, mit jedem irgendwie ins Gespräch zu kommen. Das ist jetzt nicht meine Gabe. Trotzdem kann ich das Evangelium weitergeben. Mein Anlauf, den ich dafür brauche, ist nur viel, viel länger.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, dieser Podcast hat euch eine Idee gegeben, wie ihr die Gaben entdecken könnt, die Gott euch geschenkt hat.
Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, über die wir sprechen sollen, schreibt uns gerne. Unsere Adresse lautet: podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und viel Freude dabei, eure Gaben in eurem Dienst für Gott einzubringen.