Kampf zwischen Fleisch und Geist
Paulus sagt: „In mir, das ist in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes.“ Er meint damit, dass in ihm etwas ist, das zur Sünde neigt. Doch er kann jetzt Nein sagen. Er kann der Versuchung widerstehen, wenn sie kommt, weil Jesus Christus ihn erlöst hat. Er muss nicht sündigen.
Er muss nicht zornig werden und auch nicht ungeduldig, wenn ihn jemand zur Ungeduld herausfordert. Er darf geduldig bleiben – aber nicht aus eigener Kraft, sondern durch die Kraft des Herrn Jesus.
In der Beschneidung Christi, das heißt, Jesus Christus hat ihn abgeschnitten. Was bedeutet das? Früher war er verwurzelt im Fleisch. Er musste das tun, was das Fleisch wollte. Jetzt aber hat Jesus Christus ihn abgeschnitten von diesem Verwurzeltsein im Fleisch.
Das heißt, im diesseitigen Leben, das nach den Lüsten und Launen lebt, nach der eigenen Kraft. Von diesem Leben hat Jesus Christus ihn losgeschnitten, freigeschnitten. Wie hat er das gemacht? Indem er für ihn gestorben ist.
Das steht genau in Kolosser 2, dort, wo wir es gelesen haben.
Leben in Christus durch Taufe und Auferstehung
Lesen wir weiter im Kolosserbrief: Ihr wurdet ja zusammen mit ihm begraben, in der Taufe, in ihm, in Christus, indem ihr auch zusammen mit ihm auferweckt worden seid. Nicht in der Taufe, sondern in Christus.
Also noch einmal Vers 12: Ihr wurdet ja zusammen mit Christus begraben. Ja, begraben werden normalerweise nur Tote. Man begräbt nicht jemanden, damit er stirbt, sondern man begräbt jemanden, der bereits gestorben ist.
Und jetzt sagt Paulus: Christus ist gestorben und dann wurde er beerdigt. Ihr seid mit Christus gestorben und wurdet mit Christus beerdigt. Öffentlich habt ihr das durch die Taufe dargestellt. Wenn jemand nicht getauft ist, dann hat er das noch nie dargestellt. Dann sollte er das nachholen.
Die Taufe ist ein symbolischer Akt, der zeigt, dass ich mit Jesus Christus begraben bin. Und bevor ich begraben werde, bin ich gestorben. Wann bin ich gestorben? Vor zweitausend Jahren. Und wisst ihr, wie ich gestorben bin? Durch Kreuzigung, mit Christus zusammen. Vor fast zweitausend Jahren wurde ich mit Christus zusammen gekreuzigt und mit ihm begraben.
Ich lebe nicht mehr ich. Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden. Der Körper, der Leib nicht, aber es geht um das Andere, das Innere – alles ist neu geworden. Er wurde zusammen mit ihm begraben, in der Taufe.
Jetzt geht es weiter mit dem Satz: „mit Christus, in ihm“, also in Christus, indem ihr auch zusammen mit ihm erweckt wurdet. Wir sind mit Christus zusammen auferweckt worden, so könnte man das übersetzen. In Christus wurden wir mit auferweckt. Das heißt: Als Christus auferweckt wurde, war das die Grundlage dafür, dass ich heute neues Leben bekommen konnte.
Ich bin in Christus hineinversetzt worden. Wann wurde ich in Christus hineinversetzt? Als ich mich bekehrte. In dem Moment, als ich mich bekehrte, bekam ich das Leben Jesu Christi. Der Herr Jesus Christus kam in mich hinein und ich kam in Christus hinein. Es ist beides: Ich kam in Christus und Christus kam in mich.
Seitdem das so ist, bin ich mit Christus verwachsen. Jetzt gilt: Seine Geschichte ist meine Geschichte, seine Vergangenheit gilt als meine Vergangenheit. Christus ist für mich gestorben an meiner Stelle. Das heißt, ich bin mit ihm gestorben, ich bin jetzt tot.
Die neue Identität in Christus
Meine Tochter wurde vor zwei Jahren Schweizerin. Vorher war sie Österreicherin. Vor zwei Jahren hätte sie nicht sagen können: „Wir Schweizer.“ Doch es gab einen Zeitpunkt in ihrem Leben, an dem sie eingetropft wurde, zusammenwuchs mit den Schweizern.
Sie ist jetzt Schweizerin und kann nicht mehr sagen, sie sei Österreicherin. Sie kann nicht mehr sagen: „Wir Österreicher haben mit den Schweizern Krieg geführt und verloren.“ Nein, jetzt sagt sie: „Wir Schweizer“, weil sie Schweizerin ist. Das heißt, sie hat gewechselt, und damit gilt auch ihre Geschichte, ihre nationale Geschichte, als gewechselt.
Jetzt gilt für sie die Vergangenheit der Schweiz. Sie sagt: „Wir Schweizer haben im Jahre, was war es noch, zwölfhundert irgendwas, einundachtzig, die Schweiz gegründet, die Eidgenossenschaft, die haben wir gegründet.“ „Wir Schweizer“, sagt sie, seit sie vor zwei Jahren Schweizerin geworden ist. Die Geschichte der Schweiz ist jetzt ihre Geschichte.
Genauso ist es mit uns in Christus. Meine Vergangenheit ist jetzt die Vergangenheit Christi, meine Geschichte ist jetzt die Geschichte Christi. Deshalb bin ich gestorben, vor zweitausend Jahren, denn ich bin mit Christus verwurzelt. Das ist jetzt mein Los.
Es gibt ein wunderschönes Buch mit dem Titel „Jesus unser Schicksal“. Das ist total treffend. Ich liebe diesen Titel: Jesus unser Schicksal. Er kennt das Buch, das liegt, glaube ich, sogar hinten. Jesus ist mein Schicksal, mein Los. Seine Vergangenheit ist meine Vergangenheit, und seine Zukunft wird meine Zukunft.
Ich werde mit ihm regieren in alle Ewigkeit. Solange Christus in der neuen Schöpfung regieren wird, solange werde ich regieren. Stellen wir uns das mal vor. Und das darf jeder Gläubige sagen: Ich bin jetzt in ihm.
Jetzt zurück zur Beschneidung: Er hat mich losgeschnitten vom Müssen, vom Leben müssen nach dem Fleisch. Er hat mich losgeschnitten. Ich muss nicht mehr verwurzelt sein in den Dingen des Fleisches. Ich muss nicht mehr nach den diesseitigen Kräften, Wünschen, Weisheiten und Lüsten leben. Ich muss nicht mehr, weil Christus jetzt in mir ist und für mich gestorben ist. Das Alte ist abgestorben.
Kolosser 2 lesen wir: „Zusammen mit ihm seid ihr begraben worden, indem ihr auch zusammen mit ihm erweckt wurdet durch den Glauben an das Wirken Gottes.“ Ah, durch den Glauben geschah es. All das ist durch den Glauben geschehen.
Merken wir uns wieder, wie wir gestern gesehen haben: Der Schlüssel für mein geistliches Leben, der Schlüssel für meine Beziehung zu Gott ist der Glaube. So kam ich hinein. Durch den Glauben, durch den Glauben an das Wirken Gottes, der Jesus von den Toten auferweckt hat.
Jetzt glaube ich an einen auferstandenen Herrn, Jesus Christus, der heute hier lebt, und ich lebe mit ihm, ich bin in ihm, und er ist in mir. Ich darf jeden Tag am Morgen aufstehen, mich auf den Bettrand setzen und sagen: „Herr Jesus, ich danke dir, dass ich in dir bin und du in mir bist, dass dieser neue Tag jetzt mit dir begonnen werden darf und dass ich aus deiner Kraft leben darf.“
Und jetzt stärke mein inneres Leben und gib mir ein gutes Frühstück, wenn ich die Bibel aufschlage, damit ich mir Kraft holen darf aus dem Wort Gottes und mich wieder nach dir ausrichte.
Geistliche Beschneidung im Neuen Bund
Das ist der Sinn der Beschneidung. Es ist etwas Gewaltiges.
Im Alten Bund hat Gott dieses Zeichen gesetzt: die Beschneidung. Im Neuen Bund beschneiden wir jedoch nicht mehr mit der Hand, sondern Christus beschneidet uns. Denn in dem Moment, in dem wir zum Glauben kommen, ändert sich alles. Früher setzten wir unser Vertrauen auf das Fleisch, auf die eigenen Vorzüge, auf diesseitige Kräfte und auf die eigenen Werke. Nun haben wir all das abgelegt und setzen unser Vertrauen auf Jesus Christus.
Ein Beispiel dafür finden wir in Philipper 3, insbesondere Vers 2. Es ist interessant, wie oft im Neuen Testament über dieses Thema gesprochen wird. Dort warnt der Apostel Paulus: „Seht auf die Hunde, seht auf die bösen Arbeiter!“ Damit meint er die jüdischen, judaistischen Leute, die sich gegen das Christentum gestellt haben. Er sagt weiter: „Seht auf die Zerschneidung!“ So nennt er die Beschneidung der Juden – eine Zerschneidung.
Diese Leute machen alles kaputt, sagt Paulus. Denn wir sind die wahre Beschneidung, die echte, richtige Beschneidung Gottes. Wir sind die Beschneidung, die im Geist Gott in Verehrung dient und sich in Christus Jesus rühmt. Dabei verlassen wir uns nicht auf das Fleisch.
Wir vertrauen nicht auf das Fleisch und haben auch nicht auf das Fleisch vertraut, sagt Paulus. Obwohl er es könnte, zählt er auf, worauf er sich alles verlassen könnte. Doch er erklärt: „Das alles habe ich für Dreck geachtet, für Kur, um Christi willen, damit ich in ihm erfunden werde und seine Gerechtigkeit aufgerichtet wird – die Gerechtigkeit des Glaubens und nicht die Gerechtigkeit der Werke.“
Wir vertrauen nur auf Christus.
Die Bedeutung der Beschneidung im Alten Bund
Wir gehen jetzt zurück zur Beschneidung in 1. Mose Kapitel 17.
In Vers 12 heißt es: „Jeder männliche von euch in jeder Generation soll bei euch beschnitten werden, wenn er acht Tage alt ist, sei er im Hause geboren oder von irgendwelchen Fremden gekauft, die nicht von deinem Samen sind.“
Beschnitten werden soll dein hausgeborener Knecht und der, der gekauft ist. Mein Bund soll an eurem Fleisch ein ewiger Bund sein.
Wenn aber ein Männlicher im Fleisch seiner Vorhaut nicht beschnitten wird, wird seine Seele ausgerottet werden aus seinem Volk, weil er meinen Bund gebrochen hat. Dann ist er ausgetreten aus dem Bund. Wenn der Nachkomme, der nächste Nachkomme, nicht beschnitten wird, zählt er nicht dazu zum Volk. Er ist weg, ausgerottet aus dem Volk. Gott nimmt die Sache ernst. Es geht darum: Bist du beschnitten oder nicht?
Bei uns geht es auch darum, ob du beschnitten bist oder nicht. Aber hier geht es um eine geistliche Beschneidung bei uns. Bist du geistlich beschnitten oder bist du es nicht? Wenn du nicht geistlich beschnitten bist, dann heißt das, du bist nicht in Christus. Das bedeutet, du hast dein Vertrauen noch nicht auf Christus gesetzt. Du bist nicht in ihm. Dann zählst du nicht zum Volk Gottes. Und wenn du noch so oft in die Versammlung kommst, bist du nicht wiedergeboren, bist nicht in Christus, Christus wohnt nicht in dir, du bist nicht geistlich beschnitten.
Ja, die Beschneidung geschieht bei der Bekehrung. Die Wiedergeburt geschieht zum gleichen Augenblick. Danke für die Frage! Die Wiedergeburt geschieht haargenau im gleichen Augenblick wie die Umkehr. Man kommt zu Christus, und bei der Wende gibt es zwei Dinge, die wir tun müssen.
Das eine ist Buße, das andere ist Glaube. Das müssen wir tun. Wir müssen zwei Dinge tun: Buße und Glaube. Das heißt, wir müssen umkehren. Wir müssen Nein sagen zur Sünde, Nein sagen zu dem vergangenen Leben und so weiter. Wir kehren um und sagen Ja zu Christus. Wir wenden uns Christus zu, wir vertrauen auf den Auferstandenen, der für mich gestorben ist.
Das ist das, was wir tun: die zwei Dinge. Und wenn wir diese zwei Dinge tun, dann tut Gott mit uns vieles. Dann vergibt er uns die Sünden und gibt uns ein neues Leben. Und wenn wir ein neues Leben bekommen, dann haben wir die neue Geburt, dann sind wir von Neuem geboren.
Auferstehung durch Glauben und neues Leben
Was wir vorher gelesen haben, zeigt Kolosser 2 ganz klar. Dort heißt es, dass wir zusammen mit Christus in der Taufe begraben sind.
Dann steht da, dass wir mit ihm auferweckt wurden durch den Glauben an die Kraft Gottes. Durch den Glauben wurden wir also auferweckt.
Was bedeutet Auferweckung? Es bedeutet neues Leben. In dem Moment, in dem ein Mensch glaubt, erhält er neues Leben.
Der Mensch glaubt in dem Moment, in dem er umkehrt. Das sind die zwei Dinge, die er tut: Er kehrt um und glaubt.
In dem Moment, in dem er glaubt und umkehrt, gibt Gott ihm neues Leben. Gott versetzt den Menschen in Christus. Für ihn gilt nun der Tod Christi.
Christus ist für ihn gestorben, und er ist mit Christus gestorben. Ebenso gilt die Auferstehung Christi für ihn. Christus lebt jetzt in ihm.
Das Leben Jesu Christi wird ihm vermittelt. Durch den Glauben erhält man ewiges Leben.
Ewiges Leben in Christus
Erster Johannesbrief, Kapitel 5, Vers 11: Dies ist das Zeugnis, dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn.
Merken wir uns das: Das ewige Leben ist eine Person. Das ewige Leben ist eine Person. Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Christus ist das Leben. Wenn ich Christus habe, dann habe ich das Leben.
Dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat nicht das Leben. Dies habe ich euch geschrieben, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt. Glaube!
Wie bekomme ich ewiges Leben? Durch den Glauben. Damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, und damit ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.
Ein weiteres Beispiel finden wir in Johannes Kapitel 6. Dort sagt der Herr Jesus Christus, dass er das Leben ist: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Johannes 6: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird gewiss nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird gewiss niemals dürsten.“
Er ist das Brot des Lebens. In dem Moment, in dem ich glaube, empfange ich Nahrung. Diese Nahrung ist Jesus Christus, das Brot des Lebens, lebendiges Brot. Ich darf also Jesus Christus essen, das heißt, er wird mein Leben.
Damit ihr glaubt und ewiges Leben habt – wo haben wir das? Johannes 6, Vers 40: „Dies ist der Wille dessen, der mich gesandt hat: dass jeder, der den Sohn Gottes sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe.“
Jeder, der glaubt, hat ewiges Leben. In dem Moment, in dem der Mensch glaubt – was der Mensch tut –, schenkt Gott ewiges Leben. In dem Moment, in dem der Mensch sich bekehrt, gibt Gott ewiges Leben. In dem Moment, in dem der Mensch umkehrt und sich bekehrt, geschieht die Wiedergeburt.
Man kann das nicht trennen. Es ist unmöglich, es zu trennen.
Die Bedingung des Bundes und Mose’ Beschneidung
Gut, wir gehen zurück zu 1. Mose 17, Vers 14, den wir gelesen hatten: Wenn ein männlicher Nachkomme nicht beschnitten wird, wird er ausgerottet und gehört nicht dazu.
Der Verheißungsbund hat also eine einzige Bedingung. Diese Bedingung lautet, dass man Ja sagen muss, dass man es annimmt und eintreten muss. Das Zeichen dafür, dass man eintritt, ist die Beschneidung.
Was passierte mit Mose, als er in Ägypten war? Er zog aus und hatte eine Frau namens Zipporah geheiratet. Sie kamen von Midian in der Wüste nach Ägypten. Da kommt der Herr und will Mose töten. Kennt ihr die Geschichte? Warum will Gott Mose töten? Weil er nicht beschnitten war.
Schnell nimmt Zipporah ein Messer und beschneidet Mose. Danach war alles wieder in Ordnung – in letzter Sekunde.
Genauso ist es im Neuen Bund: Es gibt eine einzige Bedingung. Man muss eintreten durch Buße und Glauben, und Gott gibt das ewige Leben.
Gottes Verheissung an Abraham und Sarah
Vers 15
Gott sprach abermals zu Abraham: Du sollst Sarai, deine Frau, nicht mehr Sarai nennen. Sarai bedeutet „die Fürstliche“. Stattdessen soll ihr Name Sara sein, was „die Fürstin“ bedeutet. Das ist eigentlich fast dasselbe; der Sinn der beiden Namen scheint gleich zu sein. Es wird nur ein kleines „H“ bei Sara hinzugefügt. Vielleicht wollte Gott damit etwas Besonderes ausdrücken.
Dieses „H“ bedeutet im Hebräischen manchmal „die Schwangere“. Das Wort für „schwanger“ heißt im Hebräischen „hara“ und enthält ebenfalls ein „H“. Wenn Sara also mit einem „H“ geschrieben wird, könnte Gott damit auf die Schwangerschaft hinweisen. Ob das wirklich so gemeint ist, weiß man nicht; das ist nur Spekulation.
Wichtig ist, dass Gott ihr einen neuen Namen gibt. Dann fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte. Er sprach in seinem Herzen: „Soll mir, einem Hundertjährigen, ein Kind geboren werden?“ So sollte Sarah als Neunzigjährige gebären. Gott tadelte ihn nicht für das Lachen. Es war offensichtlich kein Lachen des Unglaubens. Das müssen wir einfach akzeptieren. Abraham hat gelacht, und Gott hat es akzeptiert. Er sagte nichts Schlechtes darüber.
Vers 18
Abraham sprach zu Gott: „Ach, dass Ismael vor dir leben möchte!“ Nun ist Abraham besorgt um Ismael. Er fürchtet, dass Ismael leer ausgehen könnte, wenn doch noch ein Kind von Sarah geboren wird. Ismael ist der geliebte Sohn, auf den Abraham inzwischen seine Hoffnung gesetzt hat.
Gott antwortete: „Fürwahr, Sarah, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären. Den sollst du Isaak nennen.“ Isaak bedeutet „er lacht“ oder „man lacht“. Gott fügte hinzu: „Ich werde meinen Bund mit ihm aufrichten, einen ewigen Bund für seine Nachkommen.“
Vers 23
Da nahm Abraham seinen Sohn Ismael und alle Knechte im Hause und beschnitt sie. Er war schnell im Gehorsam. Gott hatte gesagt, die Beschneidung sei angesagt, und Abraham führte sie sofort durch – noch am gleichen Tag.
Der Beschneidungsbund ist kein anderer Bund. Die Beschneidung ist lediglich das Siegel, die Bestätigung, dass diese nun in den Bund eingetreten sind.
Begegnung Abrahams mit Gott und die Ankündigung der Geburt Isaaks
Und dann gehen wir in Kapitel 18, das wollen wir noch kurz betrachten. Ich werde nicht alles besprechen, sondern nur einige Gedanken dazu.
In Kapitel 18 erscheint Jahwe ihm bei der Terbinten Mamres, während er am Eingang des Zeltes sitzt, da der Tag am heißesten war. Er hebt seine Augen auf und sieht: Drei Männer stehen vor ihm. Einer ist der Herr, die anderen zwei sind Engel.
Er geht schnell hin, holt etwas zu essen und setzt es ihnen vor. Er freut sich, sie bewirten zu dürfen, so wie es damals üblich war. Wanderer, die des Weges kamen, wurden sofort versorgt – das war nicht alltäglich.
Dann folgt eine interessante Szene. In Vers 9 setzen sich die Leute zum Essen, und das Erste, was berichtet wird, ist eine Frage: „Wo ist Sarah?“ Sie fragen ihn: „Wo ist Sarah, deine Frau?“ Er antwortet: „Siehe, im Zelt.“ Gott zeigt also Interesse an Sarah.
Dann spricht er: „Im nächsten Jahr werde ich wieder zu dir kommen, und siehe, dann wird Sarah, deine Frau, einen Sohn haben.“ Abraham und Sarah waren alt, hochbetagt. Sarah war bereits jenseits des Alters, in dem Frauen Kinder bekommen können. Es war nicht mehr zu erwarten, dass sie schwanger wird.
Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: „Nun, da ich aufgebraucht bin, soll ich noch Liebeslust pflegen? Und auch mein Herr ist alt.“ Ihr Lachen wird hier als ein Lachen des Unglaubens und Zweifelns beschrieben.
Als sie das abstreitet, wird ihr gesagt: „Nein, du hast gelacht.“ Da dämmert es ihr. Gott hat Abraham gesagt, dass er einen Sohn bekommen wird. Und nun ringt sie sich zum Glauben durch.
So lesen wir im Hebräerbrief, Hebräer 11,11: „Durch Glauben empfing Sarah Kraft zur Samenempfängnis.“ Es geschah durch Glauben. In den folgenden drei Monaten hat sie sich zum Glauben durchgerungen, und Gott hat ihr den Nachkommen gegeben. Sie empfing und gebar den Nachkommen.
Hebräer 11,11 bestätigt also ganz klar die Verheißung.
Abraham begleitet die Engel und erfährt Gottes Pläne
Und dann geht es weiter, Vers 16. Ich gehe hier ein bisschen zügiger, denn ich möchte nur die wichtigen Punkte dieser sechs Begebenheiten darstellen.
Vers 16: Da brachen die Männer von dort auf, und sie blickten hinab über die Fläche von Sodom. Abraham ging mit ihnen, um sie zu begleiten. Er geht gerne mit ihnen und genießt die Gemeinschaft mit diesen dreien, vor allem mit dem Herrn. Und Gott genießt auch die Gemeinschaft mit Abraham.
Vers 17: Da sprach Yahweh: Soll ich Abraham verbergen, was ich tue? Abraham soll gewisslich ein großes und mächtiges Volk werden, und alle Völker der Erde werden in ihm gesegnet werden. Wie sollte Gott einem Erwählten, den er im Begriff ist zu segnen, jetzt etwas vorenthalten? Gott will ihn einweihen in seine Pläne. Abraham, du bist jetzt mein, und ich bin dein.
Und wie ist es mit uns? Ja, wir denken, Abraham hatte ein besonderes Vorrecht, er durfte so eng mit Gott leben, und Gott hat ihm sogar seine Pläne kundgetan. Ja, der schöne Abraham, der gute Herzschön gehabt, der Abraham. Die Schrift sagt uns, dass wir in genau derselben Situation sind. Wir dürfen in ganz enger Gemeinschaft mit Gott leben. Gott sagt: Ich bin dein Gott, ich bin in dir, und du bist in mir.
Der Herr weiht uns ein in seine Pläne. Er will seinen Erwählten zeigen, was er vorhat. Im Neuen Testament werden die Gläubigen Erwählte genannt. Erwählt heißt kostbar; es ist ein Ausdruck der Liebe. Zur Frau sagt man manchmal, unter gewissen Umständen: Schau, das ist meine Erwählte, meine kostbare Frau.
Wie wurde sie die Erwählte? Indem sie Ja gesagt hat. Hätte sie Nein gesagt, wäre sie nicht die Erwählte geworden. Jemand anderer wäre die Erwählte geworden. Durch ihre Antwort, durch ihr Ja-Sagen, ist sie die Erwählte geworden.
Abraham ist der Erwählte des Herrn, und das Volk, das aus ihm hervorgehen wird, ist ein erwähltes Volk des Herrn. Er zieht ins Vertrauen, die ihn fürchten (Psalm 25,14). Der Herr zieht ins Vertrauen, die ihn fürchten, und er lässt ihnen seinen Bund wissen. Er lässt ihnen seine Pläne wissen.
Abraham erfährt Gottes Absichten mit Sodom
So erfährt Abraham nun die Absichten Gottes mit der bösen Welt Sodom, was Gott mit Sodom vorhat. Abraham hatte sich von Sodom getrennt und erfährt jetzt, was Gott tun wird. Lot hingegen hatte keine Ahnung. Er blieb völlig im Dunkeln und wusste nicht, was Gott mit Sodom vorhatte.
Vielleicht hat Lot jeden Tag die Sodomer Tageszeitung, das Sodomer Tagblatt, gelesen. Doch er wusste nichts von der Zukunft Sodoms.
Gottes Absichten mit dieser bösen Welt erfahren wir nicht durch Verbindung mit der Welt, sondern durch Trennung von der Welt. Abraham erfuhr Gottes Absicht mit Sodom nicht durch Verbindung mit Sodom, sondern durch Trennung von Sodom und durch Verbindung mit Gott.
Gottes Absicht mit dieser Welt erfahren wir durch Trennung von der Welt, sozusagen von außen. Durch Gott erfahren wir das. Ich muss nicht alles wissen, ich muss nicht alles wissen, was in der Politik vorgeht. Es geht sowieso viel Böses vor.
Seien wir froh, dass wir nicht wissen, was alles hinter den Kulissen läuft. Seien wir froh. Aber wir sollen die Schrift kennen.
Hätten wir die Stadträte von Sodom gefragt oder hätte jemand die Stadträte von Sodom gefragt über die Zukunftsaussichten der Stadt, dann hätten sie vielleicht irgendetwas erzählt. Aber sicher nicht: „Morgen wird die Stadt untergehen.“
In Vers 21 heißt es: „Darum will ich hinabgehen“, sagt der Herr. „Darum will ich hinabgehen und sehen, ob sie das getan haben. Ich habe gehört, dass da irgendetwas Böses geschieht in Sodom. Es ist vor meine Ohren gekommen“, sagt der Herr.
„Jetzt will ich hinabgehen und schauen, ob das stimmt, ob das Geschrei, das vor mich gekommen ist, ob das stimmt oder ob es nicht so ist. Ich will es wissen.“
Gottes Reden als menschliche Begegnung
Es ist interessant, wie der Herr hier spricht. Weiß er es nicht? Hat er es nicht gewusst? Gott weiß doch alles. Nun, er spricht hier als ein echtes Gegenüber. Obwohl er allwissend ist, spricht er so, als ob er es nicht wüsste, weil er auf unserer Ebene mit uns kommuniziert.
Gott will, dass wir auch so mit ihm sprechen. Er möchte, dass wir ihm Dinge erzählen. Gott will, dass wir so mit ihm reden: „Herr, hast du schon gehört? Hast du schon gelesen? In der Zeitung steht das oder der Hiskir bekommt einen Brief.“ Oder: „Der Hiskir bekommt einen ganz bösen Brief.“ Da kommt der Hiskir in den Tempel und sagt: „Herr, jetzt lies das, schau dir das an, was mir der da schreibt.“ Und er zeigte, er breitete – so heißt es im Text – er breitete den Brief, den bösen Brief, vor dem Herrn aus. Ich denke mir, er hat ihn vorgelesen.
Da sagt er: „Herr, der Sanherib meint es wirklich böse mit uns. Was soll ich jetzt tun?“ Wir dürfen mit dem Herrn sprechen, so wie mit einem echten Gegenüber. Nicht sagen: „Ach Herr, du weißt ja ohnehin alles, was ich mir wünsche und was ich gern habe, und weil du alles weißt, brauche ich dir gar nichts zu erzählen, Amen.“ Nein, er will ein Gespräch. Ja, aber er weiß es schon, ja und?
Manchmal erzählt mir meine Frau auch Dinge, die ich schon weiß. Höre ich deshalb nicht zu? Sage ich: „Hör auf!“? Nein. Liebe hört aufeinander, Liebe spricht miteinander! Gott geht auf den Menschen ein. Gott sagt ihm hier: „Schau, ich möchte mir das jetzt mal anschauen, was da unten los ist. Ich möchte mich einfach vergewissern.“ Und dann geht er runter.
Die Männer, Vers 22: Die Männer wandten ihr Angesicht und gingen Richtung Sodom, aber Abraham blieb noch vor dem Herrn stehen. Als ob der Herr noch – als ob jetzt noch ein Gespräch stattfinden soll. Abraham, jetzt sind wir alleine. Abraham bleibt stehen beim Herrn, der Herr bleibt stehen beim Abraham. Und jetzt ist es wie eine Aufforderung: Reden wir noch ein bisschen, gibt es noch etwas zu sagen?
Und Abraham sagt: Ja, es gibt noch etwas zu sagen. Vers 23: Willst du denn den Gerechten mit den Ehrfurchtslosen wegraffen?
Abraham setzt sich für die Gerechten ein
Wer war denn der Gerechte? Nun, wir wissen aus dem Neuen Testament und auch von hier, dass Lot der Gerechte ist. Der Gerechte wohnt mitten unter den Ehrfurchtslosen. Vielleicht steht bei eurem Text „Gottlosen“ oder „Frevler“. „Gottlos“ sollte nicht stehen. „Frevler“ ist in Ordnung, das geht, aber „gottlos“ sollte nicht dort stehen.
Das Wort, das hier im Hebräischen verwendet wird, heißt entweder „Ehrfurchtsloser“ oder „Frevler“. Willst du denn den Gerechten mit den Ehrfurchtslosen wegraffen? Abraham ist nicht dagegen, dass die Gottlosen, also die Frevler, weggerafft werden. Er ist nicht dagegen, aber er setzt sich ein für die Gerechten. Er betet für die Gläubigen, die dort irgendwelche Schwierigkeiten haben.
Abraham denkt nicht: Wenn ein paar Gerechte in der Stadt sind, dann könnte es sein, dass der Herr die anderen auch verschont. Dann könnte man noch evangelisieren, dann könnten sie vielleicht noch zum Glauben kommen. Aber Abraham sagt nicht: „Da geschieht ihnen Recht, diese bösen Sünder, jetzt habt ihr es, jetzt soll es euch richtig böse ergehen.“ Nein, er möchte, dass noch viele gerettet werden.
Es könnten vielleicht fünfzig Gerechte in der Stadt sein. Willst du sie dann wegraffen und dem Ort nicht vergeben um der fünfzig Gerechten willen, die darin sind? Das sei ferner von dir, dass du eine solche Sache tust und den Gerechten tötest mit den Ehrfurchtslosen, so dass der Gerechte gleich sei wie der Ehrfurchtslose. Das sei ferner von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht gerecht richten?
Er sagt: „Gott, du bist ja gerecht. Du kannst doch jetzt nicht einfach die einen mit den anderen alle umbringen und in dasselbe Gericht werfen.“ Der Herr sprach: „Finde ich fünfzig Gerechte in Sodom, in der Stadt, werde ich um ihretwillen dem ganzen Ort vergeben.“ So geht es dann weiter: fünfundvierzig, vierzig, dreißig, zwanzig – und Abraham wagt es kaum noch, weiterzufragen.
„Und was ist, wenn nur zehn Gerechte in der Stadt sind? Wirst du dann trotzdem die ganze Stadt umbringen, zusammen mit den Gerechten?“ Und der Herr sagt: „Wenn ich zehn finde, werde ich der ganzen Stadt vergeben.“ Manche fragen: Warum hat Abraham nicht weitergemacht? Fünf, vier, drei, zwei, eins? Das wissen wir nicht. Aber Gott hat schließlich gesagt, dass er jetzt richten wird.
In Jeremia findet sich ein interessanter Vers. In Jeremia 5,1 heißt es: „Streift durch die Gassen Jerusalems, schaut nach und erkundigt euch, forscht nach auf ihren Plätzen, ob ihr einen Mann findet, der Recht tut und sich der Wahrhaftigkeit befleißigt; so will ich ihr gnädig sein.“ Wenn ich einen finde in Jerusalem, einen, werde ich der ganzen Stadt gnädig sein.
Da ist ein Unterschied: Bei Abraham war es eine gottlose Stadt, und hier ist es Jerusalem, die Stadt Gottes und das Volk Gottes. Ja, ich müsste mal Abraham selbst fragen, ich weiß es nicht. Aber es ist wohl eine gewisse Ehrfurcht da. Eine Ehrfurcht, die ihn fast erschreckt, für solche gottlosen Leute zu beten und für so eine Stadt zu bitten, dass Gott wegen Lot vergeben sollte.
Er weiß auch, dass Lot ein Kompromissmensch ist, der gar nicht als Vorbild gilt. Ich weiß es nicht, aber es könnte sein, dass Abraham sich einfach schämt, hier ganz konkrete Namen zu nennen.
Das Interessante ist dann, dass Lot tatsächlich gerettet wird. Das heißt, Gott hat nicht den Gerechten mit den Ungerechten dahingerafft. Das hat er nicht. Er hat die Stadt bestraft, aber die Gerechten herausgeführt.
Fragen zur Gottesrede und Abrahams Weg
Ja, jetzt, ich weiß nicht, es sind noch Fragen. Wir hätten jetzt noch ein bisschen Zeit für Fragen, ja bitte.
Also die erste Frage: Warum sagt er das so? Warum spricht er so? Weil er auf die gleiche Ebene wie Abraham hinabsteigt. Er begegnet den Menschen so, als ob er selbst ein Mensch wäre. Der Herr will uns auf unserer Ebene begegnen. Er möchte, dass wir ihm auch so begegnen. Wir Menschen wissen gar nicht, was Gottsein bedeutet. Wir haben keine Ahnung, niemand von uns war jemals Gott. Wir wissen also nicht, was es heißt, Gott zu sein.
Deshalb steigt Gott herunter auf unsere menschliche Ebene und spricht mit uns so, als wäre er ein Mensch. Deshalb sagt er: „Ich muss mir das anschauen.“ Und er will das wirklich. Er will sich das genau ansehen. Er will Abraham zeigen, dass er ein gerechter Gott ist, der nicht einfach richtet, sondern auch gründlich untersucht, ob das so ist.
Das ist die Art, wie Gott mit uns Menschen umgeht. Der Herr geht immer auf uns ein, auf unsere Art, auf unser Menschsein. Er kommt auf unsere Ebene. Das ist etwas Wunderbares. Deshalb dürfen wir auch so mit ihm sprechen.
Und jetzt muss ich die Frage nochmals wiederholen: Wie war das? Wohin geht Abraham? Es heißt einfach, er ging weg. Ja, wohin geht Gott? Wohin geht der Herr? Und die zwei? Danke. Wohin geht der Herr? Ich weiß es nicht, dorthin, wo er immer ist, in die unsichtbare Welt.
Interessant ist, dass der Herr in Kapitel 19 plötzlich, ich nehme an aus der Unsichtbarkeit heraus, mit Lot spricht. Das ist mir gestern aufgefallen. Ich lese Kapitel 19 und plötzlich merke ich: Ja, Moment, hier spricht ja Gott.
Zuerst sprechen die zwei Engel zu Lot, führen ihn aus der Stadt heraus, und dann verschwinden die Engel. Danach heißt es: „Und er…“ Ich muss die Stelle suchen, Kapitel 19, Vers 17. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen übersetzt ist. Ich habe es jetzt im Hebräischen nicht nachgeschaut.
„Als Sie ihn hinausgebracht hatten, sprach er…“ Steht das bei Ihnen auch so? „sprach der eine“? Na ja, das ist schon etwas hineingelegt, was nicht so im Text steht. Da haben die Übersetzer hier eigentlich nicht ganz fair gehandelt beim Übersetzen, denn von „einem“ ist ja gar nicht die Rede im Text.
„Sprach einer“, „sprach er“ – ja, Luther 84, oder? „84 sprach er.“ Ja, ich schaue mir das noch an. Ich möchte jetzt nicht vorschnell urteilen, aber ich werde mir das notieren und morgen dazu noch Stellung nehmen.
Jedenfalls, wenn hier so steht „sprach er“, dann muss Gott gemeint sein.
Rettung aus Sodom und Lots Zögern
Rettet deine Seele und sie nicht hinter dich, bleib auch nicht stehen in der ganzen Ebene, rette dich ins Bergland, damit du nicht weggerafft wirst.
Aber Lot sprach zu ihnen: Da sind es wieder die beiden. „Ach nein, mein Herr, na, ich werde es mir ansehen. Ich weiß es, ich habe überhaupt jetzt keine. Gut, sind Fragen noch weiter, ja? Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe vergessen, die Frage für die Übersetzer zu wiederholen. Also die Frage ist: Es geht um die Wiedergeburt und die Bekehrung. Das ist ein Ereignis, und es geschieht zum gleichen Zeitpunkt. Die Frage ist, wenn jetzt jemand abfällt, was dann geschieht. Ist es wieder eine Bekehrung und Wiedergeburt oder nicht?
Die Schrift lehrt klar, dass es einen Punkt geben kann in einem Menschen, an dem er sich restlos von Gott abwendet. Im Hebräerbrief wird einmal ganz klar diese Warnung ausgesprochen. Von daher müssen wir annehmen, dass es so etwas gibt.
Es gibt Christen, die sagen, das gibt es nicht. Ich habe Christen kennengelernt und habe selbst früher so geglaubt, dass man gar nicht abfallen kann. Aber dann musste ich mich vom Hebräerbrief und auch von anderen Stellen her klar geschlagen geben, also die Argumente waren zu stark von der Schrift her, und ich musste meine Auffassung ändern.
Dann habe ich gesehen, dass es tatsächlich Lehre der Schrift ist, dass es die Möglichkeit gibt, dass sich jemand von Gott wieder abwendet – und zwar restlos abwendet. Ich spreche hier von einem Schlussstrich. Es geht nicht darum, dass jemand ein bisschen abseits driftet und dann wieder zurückkommt. Darum geht es nicht.
Es gibt einen absoluten Abfall, bei dem man wirklich Christus verleugnet. Normalerweise ist es ja so, dass wir Menschen – in den meisten Fällen – Gläubige sind, die irgendwie abdriften oder weggehen in die Welt. Aber sie haben immer noch ein schlechtes Gewissen oder wissen eigentlich, dass das nicht ihr Platz ist, und sie kommen dann wieder zurück.
Die waren wahrscheinlich gar nie wirklich abgefallen, so wie die Schrift es sagt. Das ist schwer zu sagen, denn wir können ja nicht ins Herz hineinsehen. Wir können das gar nicht beurteilen, aber der Herr kann es beurteilen.
Aber wenn es tatsächlich solche Menschen gibt, die wirklich dem Herrn abgesagt haben – und es gibt solche offensichtlich – was ist mit denen? Haben die jetzt nie mehr die Möglichkeit oder wollen sie sowieso nicht? Das ist die Frage hier.
Nun, die Schrift sagt eines ganz klar: Eine Umkehr zu Gott ist grundsätzlich immer möglich. Eine Bekehrung, eine echte Bekehrung, auch wenn man den Herrn verlassen hat, ist immer möglich. Auch wenn man sozusagen schon einen Schlussstrich gezogen hat, aber jetzt doch wieder umkehren will, dann ist es möglich, wieder umzukehren. Das wäre dann sozusagen eine zweite Bekehrung.
Aber was heißt das? In dem Moment, in dem ein Mensch zu Christus kommt, wird er in Christus hineingesetzt. Das heißt, das Leben ist ja das Leben Christi. Es ist nicht mein neues Leben, es ist das Leben Christi. Natürlich erfahre ich es als ein neues Leben.
Das Leben, das ich jetzt bei der Wiedergeburt habe, ist für mich ein neues Leben, richtig. Aber die Bibel sagt, es ist doch nichts anderes als das Leben von Jesus Christus, denn er ist auferstanden, und ich bin jetzt verwachsen und verwurzelt mit Jesus Christus. Er selber ist mein Leben.
1. Johannes 5,12 sagt: Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben, weil der Sohn Gottes das Leben ist.
Wenn ich mich jetzt von diesem Leben wieder restlos abwende, dann bin ich natürlich wieder im Tod. Ich bin nicht im Leben, denn ich habe mich ja abgewandt von dem.
Und wenn ich mich wieder zuwenden würde mit einer zweiten Bekehrung – so etwas gibt es sehr selten, aber es soll sie geben – dann wäre ich wieder im Leben in Christus.
Aber es ist nicht so, das möchte ich ganz klar betonen: Es ist nicht so, dass ein Christ, wenn er ein bisschen sündigt, dann draußen ist, wenn er wieder umkehrt, wieder drinnen ist, dann wieder sündigt, wieder draußen ist und dann wieder drinnen. Das ist ganz, ganz verkehrt.
Die Schrift sagt: Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, wird er ein Kind Gottes. Ein Kind Gottes ist ein Kind – und ein Kind bleibt es auch dann, wenn es einmal ungehorsam ist. Ich spreche jetzt nicht von grundsätzlichem Ungehorsam, sondern von einem Fallen.
Ich nehme ein Beispiel: Es gibt eine grundsätzliche Treue und eine gelegentliche. Ich nehme ein Beispiel aus der Ehe.
Ich habe zu meiner Frau gesagt, dass ich ihr treu sein werde und treu bleiben werde. Das grundsätzliche Treueversprechen betrifft unsere Ehebeziehung.
Wenn ich zuhause sitze und sie mich bittet, den Mülleimer herauszustellen, damit er nicht von der Müllabfuhr vergessen wird, und ich sage: Ja, ich mache das. Dann mache ich meine Arbeiten und bin mit meinen Gedanken ganz woanders. Der Mülleimer bleibt im Haus.
Meine Frau kommt heim, sieht das und sagt: Jetzt hast du den Mülleimer nicht rausgestellt. Ich sage: Ja, stimmt, ich war untreu, ich habe dir etwas versprochen und es nicht gehalten.
Frage: Bin ich jetzt noch ihr Ehemann? Natürlich bin ich ihr Ehemann, obwohl ich untreu war. Aber die Untreue betrifft nicht unsere grundsätzliche Ehebeziehung.
Wenn ich aber eine andere Frau nehme und mit ihr verschwinde und sie jetzt heirate, dann ist das eine grundsätzliche Untreue. Das heißt, ich habe die Treue gebrochen, und unsere Ehebeziehung ist dahin.
Es gibt zwei Arten von Untreue.
Bei David war es auch so. Grundsätzlich war David dem Herrn treu, sogar so, dass der Herr sagte: Das ist ein Mann nach meinem Herzen (Apostelgeschichte 13). Aber trotzdem gab es Fälle, in denen David dem Herrn untreu war, zum Beispiel in der Geschichte mit Bathseba.
Diese Untreue war nicht grundsätzliche Untreue gegenüber dem Herrn, obwohl es etwas Gravierendes war. Er hat den Herrn nicht grundsätzlich verlassen und keinen Schlussstrich unter seine Beziehung mit dem Herrn gezogen. Das hat seine Beziehung zu Gott nicht verändert.
Bei Wiedergeborenen oder Kindern Gottes ist es auch so: Kinder Gottes werden nicht dadurch ausgestoßen aus der Familie Gottes, dass sie ungehorsam sind.
Ich stoße auch nicht meine Kinder aus der Familie Gottes aus. Ich habe meine Kinder adoptiert, und zu meiner dritten Tochter habe ich gesagt: Weißt du, ich liebe dich bedingungslos und werde dich immer lieben, egal was du tust, egal wo du bist. Ich werde immer für dich da sein.
Das war ihr sehr wichtig. Würde sie sich ärgern, mir ungehorsam sein, die Tür zuknallen und rausrennen und sagen: Ich mag nicht mehr, und so weiter? Dann kommt sie am Abend wieder zurück und fragt: Bin ich jetzt noch dein Kind?
Sie ist immer mein Kind gewesen, auch die ganze Zeit, als sie davongelaufen war. Sie hat keinen wirklichen Schlussstrich gezogen. Einen Schlussstrich würde sie ziehen, wenn sie sich das Leben nähme oder etwas Ähnliches tun würde. Das wäre dann wirklich nicht mehr zu reparieren.
Aber die Beziehung zu meinem Vater wird nicht dadurch anders, dass ich sündige.
Wenn wir sündigen, haben wir einen Fürsprecher. Wir sollen deshalb kommen und unsere Sünde bekennen. Das Sündenbekenntnis stellt nicht die Beziehung wieder her, sondern die Gemeinschaft.
Das Verhältnis, das Verwandtschaftsverhältnis, stellt das Bekenntnis wieder her. Wenn ein Kind gegen den Vater sündigt, wird nicht das Verwandtschaftsverhältnis gebrochen. Das Kind bleibt Kind, auch wenn es ungehorsam ist.
Durch das Bekenntnis der Sünde, durch das „Es tut mir leid“ und so weiter, wird die Gemeinschaft wiederhergestellt.
Es gibt also sehr wohl eine Gemeinschaftstrennung, aber das Verwandtschaftsverhältnis besteht weiterhin. Genauso ist es mit uns als Kinder Gottes.
Wir sind angenommen, und angenommen ist angenommen in Christus. Wenn wir jetzt sündigen, eigene Wege gehen und sündigen, aber nicht grundsätzlich Nein zu Jesus Christus sagen, dann bedeutet das, dass wir trotzdem Kinder Gottes bleiben und dann in Sünde leben.
Umgang mit Sündern in der Gemeinde
Die Frage ist also: Was passiert, wenn jemand in Sünde lebt? Bedeutet das, dass jemand die Möglichkeit, zu sündigen und trotzdem Kind Gottes zu bleiben, ausnutzt und sagt: „Na gut, dann lebe ich einfach weiter in Sünde, ich bin ja sowieso Kind Gottes“? Dazu gibt es einige wichtige Überlegungen.
Erstens könnte es sein, dass derjenige gar nicht verstanden hat, was Christsein wirklich bedeutet. Paulus schreibt dazu in Römer 6,1: „Wir, die bei der Sünde gestorben sind, wie sollen wir noch in der Sünde leben?“ Das ist für Paulus undenkbar. Wenn jemand so denkt, stimmt etwas mit seinem Verständnis nicht.
Ein Vergleich: Wenn ich verheiratet bin, mich aber nicht mehr für meine Frau interessiere, obwohl ich keine andere heirate, dann habe ich nicht verstanden, was Ehe bedeutet. Da ist etwas in meinem Denken völlig kaputt. Ebenso ist es, wenn jemand behauptet, Christ zu sein, aber in der Sünde lebt. Das zeigt, dass das Verständnis von Christsein fehlt.
Die zweite Möglichkeit ist, dass jemand tatsächlich mit dem Feuer spielt. Wer fortwährend in der Sünde lebt, zeigt damit, dass er sich von Christus abgewandt hat. Paulus sagt dazu: Wenn jemand sich Bruder nennen lässt, aber in Sünde lebt – zum Beispiel Unzucht, Habsucht, Trunkenheit –, dann ist das kein einmaliger Fehltritt, sondern ein beständiges Leben in der Sünde.
Paulus nennt Beispiele: Trunkenbold, Räuber, Homosexueller. Ich kenne jemanden, der Christ ist, homosexuell lebt und sein Verhalten offen auslebt. Paulus sagt, man soll nicht einmal mit solchen Menschen essen, sondern die Gemeinschaft mit ihnen abbrechen. Denn solche Menschen werden das Reich Gottes nicht ererben (1. Korinther 5,13 und 1. Korinther 6,10). Das bedeutet, sie sind draußen.
Dieser Schritt, sich wirklich von Christus abzuwenden, geschieht also, wenn man beständig in der Sünde lebt. Doch zum Glück gibt es noch eine andere Möglichkeit.
Für solche Menschen gibt es die Chance, dass sie durch den Rückzug der Christen merken, was passiert ist. Sie stehen plötzlich allein da und wenden sich wieder zu Gott, weil sie merken: „Ich bin allein, ich bin verlassen.“
Wir haben das schon erlebt, zum Beispiel in Österreich. Die ganze Gemeinde zog sich von einem Menschen zurück, der sich schämte. Schließlich kam er zurück, bat um Vergebung. Er hatte schlecht über die Gläubigen geredet, war Trinker und vieles mehr.
Der große Fehler, der heute oft gemacht wird, ist, solche Menschen fallen zu lassen. Das ist falsch! Nicht mit ihnen zu essen oder Gemeinschaft zu haben bedeutet nicht, sie für immer zu verstoßen. Es heißt vielmehr, dass ich sie besuche und frage: „Willst du nicht Buße tun? Wir beten noch für dich.“
Ich sage nicht: „Bist du lieber Bruder, lass uns jetzt schöne Gemeinschaft haben.“ Nein, wir reden über die Sünde. Wenn ich ihn wiedersehe, schaue ich ihn an und sage: „Tu Buße! Du gehst dem ewigen Verderben entgegen, wenn du mit dem Feuer spielst. Lass es!“
Was passiert heute? „Der lebt in Sünde, weg, weg, weg!“ Hauptsächlich sieht man ihn nicht mehr, und man lässt ihn weiter in der Sünde laufen, ohne sich um ihn zu kümmern. Dann kommt es oft so weit, dass er sich völlig abwendet.
Das ist ein großer Fehler, der heute oft aus Unbarmherzigkeit der Geschwister geschieht, die solchen Menschen nicht nachgehen. Paulus aber ging ihnen nach. Er sagt, die Gemeinde soll Leid tragen um solche Menschen, fasten und beten. Es soll ihr Anliegen sein.
Wenn solche Menschen dann wieder in die Versammlung kommen, ist das wunderbar. Dann kann man mit ihnen reden: „Ich freue mich, dass du kommst. Möchtest du jetzt nicht klare Sache machen mit dem Herrn?“ Oder: „Komm, ich besuche dich, und wir reden über das, was noch in Ordnung gebracht werden muss.“
Nicht einfach stehen lassen und laufen lassen! Jetzt wollen wir schließen. Ich denke, wir können noch aufstehen zur Gebetsgemeinschaft.
Wir danken dir für das große Vorrecht, dass wir mit dir so eng verbunden sind und nicht nach dem Fleisch leben müssen.
Dank und Gebet für geistliche Bewahrung
Wir danken dir für die große Gnade in Jesus Christus. Danke für die geistliche Beschneidung, dass du uns losgeschnitten hast von diesem Verwurzeltsein und Verwachsensein mit diesem Fleisch, dieser Dynamik des diesseitigen Lebens.
Danke, dass wir auf dich ausgerichtet sein dürfen. Wir beten, dass du uns auch heute bewahrst und segnest. Schenke uns Gnade beim Nachhausefahren und auch in den Gesprächen, die wir untereinander führen.
Leite uns weiterhin. Danke, dass wir alles mit dir und in dir tun dürfen. Amen.
Überblick über die Kapitel 16 bis 19
Wir sind mittlerweile in Kapitel 19 angelangt. Gestern haben wir die Kapitel 16, 17 und 18 betrachtet.
Kapitel 16 handelt von Abrams fleischlichem Weg, um zu dem Samen zu kommen, dem verheißenden Samen. Dann folgte Kapitel 17, in dem die Einsetzung der Beschneidung beschrieben wird. Die Beschneidung steht hier für das Gericht über das Fleisch.
In Kapitel 18 wird die Verheißung Gottes noch einmal ganz detailliert dargestellt. Es wird gesagt, dass Sarah in einem Jahr einen Sohn haben wird, der Isaak heißen soll. Soll dem Herrn etwas unmöglich sein? Gott ist der El Shaddai, der Mächtige, unter diesem Namen hat er sich in Kapitel 17, Vers 1 offenbart.
In der zweiten Hälfte von Kapitel 18, vor allem in den Versen 17 und 18, wird erneut betont, dass in Abraham und durch Abraham alle Völker der Erde gesegnet werden sollen. Dort heißt es: "Sollte ich Abraham verbergen, was ich tun will?" Und weiter: "Abraham soll gewisslich ein großes, mächtiges Volk werden, und alle Völker der Erde werden in ihm gesegnet werden."
Anschließend kam die Bitte für Sodom. Nun sind wir bei Kapitel 19, Vers 1 bis 29, wo das Gericht über Sodom und die Befreiung Lots aus Sodom beschrieben wird.
Weiterhin werden wir in Kapitel 19 auch noch betrachten, wie Lots Töchter den fleischlichen Weg gehen, um zu ihrem Samen, zu ihrer Nachkommenschaft, zu kommen.
Soweit dieser Überblick. Nun lesen wir Kapitel 19, Vers 1: Die zwei Engel kamen am Abend nach Sodom. Lot saß in Sodom unter dem Tor. Das Tor war die Stätte der öffentlichen Rechtsprechung. Vielleicht hatte Lot es schon recht weit gebracht in Sodom, dass er hier einen besonderen Platz hatte. Er saß beim Tor, dort, wo die Ältesten der Stadt saßen.
Als er die Engel sah, stand er auf, ging ihnen entgegen und verneigte sich mit seinem Angesicht zur Erde. Er sprach: "Siehe, meine Herren, kehrt doch ein zum Hause eures Knechtes und bleibt über Nacht. Lasst eure Füße waschen, und früh morgens mögt ihr aufstehen und eures Weges ziehen."
Aber sie antworteten: "Nein, wir wollen über Nacht im Freien bleiben."
Lot wohnt also mittlerweile in Sodom. Das wurde uns bisher nicht berichtet. Es hieß nur, dass er sich in der Nähe von Sodom, in der fruchtbaren Jordangegend, niedergelassen hatte. Mittlerweile hat er sich vielleicht gedacht, die Kinder brauchen ja eine Schule oder aus anderen Gründen, die Kinder waren ja schon älter. Jedenfalls gab es Vorteile für ihn, in Sodom zu wohnen.
Dabei begab er sich jedoch in sehr große Gefahr. Er hatte aber auch kein schönes Leben. Im 2. Petrusbrief erfahren wir, dass er von dem gottlosen Wandel der Sodomiter gequält wurde.
Das muss man ihm zugutehalten: Lot hat Gott nicht losgelassen, und Gott hat Lot nicht losgelassen. Er ist ein Beispiel für einen Mann, der sich in Gefahr begibt. Ein gläubiger Mann, der ein fleischliches Leben führt und sich dennoch an Gott hält.
Sein Onkel Abraham betete für ihn. Im Folgenden sehen wir, wie Gott einen Menschen bewahren kann, der sich selbstverschuldet in Gefahr begibt, der aber dennoch an Gott festhält und nicht mitmacht bei den Sünden der Umgebung.
Lot hat sich jedoch viel zu nahe an diese Menschen begeben und große Fehler gemacht. Doch Abraham betete für ihn. Das ist ermutigend, denn auch wir beten vielleicht für manche Gläubige, die nicht mehr so wandeln oder sich in gefährlicher Umgebung befinden.
Der Herr hat viele Mittel, um zu bewahren. Das bedeutet aber nicht, dass der Gläubige selbst nicht aufpassen und sich bewahren soll. Im 1. Timotheusbrief wird davon gesprochen: "Bewahre dich, bewahre dich rein!"
In 1. Timotheus 4, Vers 16 heißt es: "Habe stets Acht auf dich selbst und auf die Lehre. Bleibe beharrlich bei diesen Dingen, denn indem du dies tust, wirst du sowohl dich selbst bewahren als auch die, die dich hören."
Timotheus soll sich also selbst bewahren und retten im Sinne des ewigen Heils.
Lots Begegnung mit den Engeln und die Bedrohung durch die Stadt
Gut, zurück zu Lot: Als er die Männer sah, stand er auf, ging ihnen entgegen, verneigte sich zur Erde und dann „er nötigte sie“, heißt es in Vers 3. Er nötigte sie sehr, und sie kehrten bei ihm ein, kamen in sein Haus. Er machte ihnen ein Mahl und backte ungesäuerten Brotkuchen, und sie aßen.
Aber ehe sie sich hinlegten, kamen die Männer der Stadt und umringten das Haus – die Männer von Sodom, jung und alt, das ganze Volk bis auf den letzten Mann. Sie riefen Lot und sprachen zu ihm: „Wo sind die Männer, die zu dir gekommen sind diese Nacht? Führe sie heraus zu uns, damit wir sie erkennen.“
Interessant ist, wie er reagiert: Er geht hinaus und sagt: „Tut doch nichts Böses, meine Brüder!“ Meine Brüder? Waren das seine Brüder? Er nennt die Sodomiter seine Brüder. So hat er sich schon angeglichen beziehungsweise an sie gewöhnt.
Sie waren natürlich nicht seine Brüder, sie waren in keinster Weise seine Genossen, Freunde oder Verwandte. Es ist gefährlich, wenn man keine geistlichen Verwandten hat. Ich meine jetzt geistliche Verwandte, nicht leibliche. Vielleicht hatte er Töchter, vielleicht sogar mehrere Kinder aus zwei Frauen, das wissen wir nicht genau. Verwandte im leiblichen Sinne, aber wenn er „Brüder“ sagt, meint er die Männer, die dort standen, und das waren sicher nicht seine wirklichen Verwandten.
Es gab vielleicht schon zwei, jedenfalls ganz sicher, die seine Töchter heiraten wollten, also Verlobte, von denen erfahren wir später. Ob er weitere Kinder hatte oder ob diese schon fest verheiratet waren, wissen wir nicht.
Für uns ist wichtig, dass er selbst nicht von den Sodomitern akzeptiert wird. Siehe Vers 8: „Ich habe zwei Töchter, sie sind noch zu Hause, sie haben noch nicht geheiratet.“ Aber sie sind schon verlobt, oder zumindest hat er schon zwei Verlobte für sie, zwei Männer, zu denen Daniel noch spricht, was wir später lesen.
In Vers 9 sprechen die Männer: „Geh zur Seite!“ Dann sagen sie: „Der ist gekommen, als Fremdling hier zu weilen, und will den Richter spielen.“ Sie nennen ihn Fremdling, er nennt sie Brüder – er ist noch nicht akzeptiert bei den Sodomitern.
Man sieht, dass er wahrscheinlich schon versucht hat, sich von diesen Leuten abzusondern. Einerseits wollte er ein Zeugnis sein, andererseits wollte er auch Nutzen von den Leuten der Stadt Sodom haben. Sonst wäre er nicht dorthin gezogen.
Er fährt zweigleisig, und das ist das Problem. Er kann kein Zeugnis sein, weil er sich auch dort seinen Vorteil holen will, aber nicht wirklich echt absondern möchte – so scheint es jedenfalls. Seine Frau beweist das. Von ihr erfahren wir, dass sie viel zu sehr an dieser Stadt hängt. Sonst hätte sie nicht zurückgeblickt und sehnsüchtig zurückgeschaut.
Der einzige Weg, die Welt zu verurteilen, so wie Noah das tat, besteht darin, dass man sich von ihr trennt – herzensmäßig trennt, nicht wie die Katholiken meinen, indem man einfach ins Kloster geht. Nicht geografisch, denn wir können uns nicht geografisch von der Welt trennen.
Im Alten Testament hatten wir hier eine Gruppe, eine Stadt, die in sich geschlossen böse war. Gott sagt, sie sei eine böse Stadt. Er sollte sich absondern, er hätte dort nicht hinziehen sollen. Doch er hat sich nicht abgesondert.
Für uns heute heißt das: Wir dürfen uns nicht vermischen mit dem Denken dieser Welt. Wir sollen uns absondern, einen Unterschied ziehen, einen Strich mit dieser Welt ziehen – eine innere Trennung von der Welt.
Jedenfalls, ich gehe hier nicht auf jedes Detail ein: Sie dringen hart in das Haus ein und wollen die Männer greifen. In Vers 10 heißt es: „Sie griffen die Männer hinaus und zogen Lot zu sich. Sie drangen hart ein auf den Mann Lot.“ Doch als sie hinzuliefen und die Tür aufbrechen wollten, griffen die Männer – die Engel – hinaus, zogen Lot hinein zu sich ins Haus und schlossen die Tür zu.
Sie schlugen die Männer vor der Tür des Hauses – klein und groß – mit Blindheit. Die Engel greifen jetzt mit göttlicher Kraft ein, holen Lot zurück ins Haus und schlagen die Leute mit Blindheit.
Die Männer sprachen zu Lot: „Hast du noch irgendjemanden hier – Schwiegersohn, Söhne und Töchter oder wen dir angehört in der Stadt – den führe hinaus aus diesem Ort. Denn wir werden diesen Ort verderben, weil das Geschrei über sie groß geworden ist vor Jahwe, und Jahwe hat uns gesandt, sie zu verderben.“
Da ging Lot hinaus und redete mit seinen Schwiegersöhnen, die seine Töchter nehmen sollten. Hier erfahren wir, dass die Töchter verlobt waren. Sobald man verlobt ist, gilt derjenige schon als Schwiegersohn.
Bei Josef und Maria war das auch so: Sie waren verlobt, und er nennt sie schon seine Frau, obwohl sie noch nicht verheiratet waren. Die Verlobung war ein ganz wichtiger Schritt.
Im Judentum sollte die Verlobung auch ein wichtiger Schritt sein. Die Verlobte gilt als Braut, der Verlobte als Bräutigam. Die Verlobung ist ein Versprechen der Heirat – so war das im Alten Testament.
Die Männer galten schon als Schwiegersöhne, obwohl die Töchter noch zu Hause wohnten und deshalb noch nicht verheiratet waren. Sonst wären sie schon ausgezogen.
Lot redet zu den Schwiegersöhnen, aber sie nehmen ihn nicht ernst.
Interessant ist, dass Lot keine Bedenken hat, seine Töchter mit Kanaaniter zu verheiraten. Die Sodomiter waren Kanaaniter, Söhne Kanaans, und es scheint ihm egal zu sein oder er hat nichts dagegen getan.
Abraham hingegen hat seinem Sohn gesagt, er würde keine Kanaaniterin heiraten. Er schickte seinen Knecht weit weg, um eine Frau für Isaak in der Heimat zu suchen – dorthin, wo die Verwandtschaft Abrahams wohnte, wo man andere Sitten kannte als die verdorbenen Sitten der Kanaaniter.
Flucht aus Sodom und Gottes Schutz
Als nun die Morgenröte aufging, etwa um Vers fünfzehn, drängten die Enkel Lots zur Eile. Sie sagten: „Mache dich auf und nimm deine Frau und deine zwei Töchter, die hier sind, damit du nicht auch weggerafft wirst in der Missetat dieser Stadt.“
Da Lot jedoch zögerte, griffen die Männer ihn, seine Frau und seine zwei Töchter bei der Hand – also an vier Händen, jeder an einer Hand. Weil Jahwe ihn verschonen wollte, führten sie ihn hinaus und ließen ihn draußen vor der Stadt zurück.
Hier sehen wir deutlich, wie groß das Anliegen des Herrn ist, Lot und seine Familie herauszuholen.
