Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 29: Maria freut sich.
Einführung in die Haltung der Dienerschaft
Unser letzter Gedanke gestern war, dass wir als Mägde und Knechte Gottes eigentlich nur das tun, was wir zu tun schuldig sind. Vielleicht war der ein oder die andere auch ein wenig über den Text aus Lukas 17 verwirrt. Sollen wir uns wirklich für unnütze Sklaven halten? Die Antwort lautet: Ja.
Geh einfach mal davon aus, dass du nicht so wichtig bist. Es ist befreiend und gut, wenn wir uns als das sehen, was wir sind – als Geschöpfe, als Gottes Dienerinnen und Diener.
Warum ist das so befreiend? Weil nicht die Last der Verantwortung für das Schicksal dieser Welt auf unseren Schultern liegt. Den Überblick hat Gott. Oder wie es beim Apostel Paulus heißt: Wir müssen nur die guten Werke tun, die Gott vorbereitet hat.
Also lasst uns fleißig sein, demütig und geborgen in dem Wissen, dass Gott keine Fehler macht. Lasst uns in dieser Sicherheit unser Leben gestalten.
Gottes Pläne und die Rolle des Menschen
Und sollte uns dann ein Engel besuchen und unsere Träume als Teenager-Mädchen über den Haufen werfen, ist das in Ordnung. Dann darf ich mich daran freuen, dass Gott mich braucht, mich für seine Ziele einsetzen will und mich zum Segen machen möchte – auch wenn mein Leben dadurch komplizierter wird und ich Gottes Pläne nicht vollständig durchschaue.
Es reicht, wenn ich genug weiß, um meine Rolle zu spielen. Der Herr Jesus verlangt von uns übrigens nichts, was er nicht selbst bereit ist zu leben. Er wird erst zum Knecht, übernimmt den unangenehmsten Job und gibt hundert Prozent von sich – sich selbst, einfach alles.
Wenn Gott uns deshalb mit seinen Aufträgen das Leben ein wenig erschwert, zumindest den Moment, den wir ganz anders geplant hatten, dann hat er das im Fall seines Sohnes auch getan. Wir haben nie ein schlimmeres Schicksal als den Gesalbten des Herrn.
Maria als Vorbild der Demut und Freude
Und deshalb ist die Haltung von Maria auch so vorbildlich. Sie hatte verstanden, was das Besondere daran ist, wenn Gott auf die Niedrigkeit seiner Magd schaut.
In Lukas 1,48 heißt es: „Denn er hat hingeblickt auf die Niedrigkeit seiner Magd; denn siehe, von nun an werden mich alle Geschlechter glückselig preisen.“ Maria ist gläubig und demütig. Sie kann sich von Herzen darüber freuen, dass Gott ihr diese Aufgabe anvertraut hat.
Sie wirkt nicht nur demütig, sie ist es wirklich. Es gibt Menschen, denen es eigentlich darum geht, gefeiert zu werden, aber die tun so, als seien sie demütig. Maria ist da ganz anders.
Der erste Schock liegt hinter ihr. Die Worte der Elisabeth haben ihr die nötige Stärke gegeben. Jetzt kann sie sich freuen. Die Freude am Dienst für Gott ist eine sehr wichtige Sache.
Man kann entweder auf das schauen, was Angst macht, was einengt und überfordert. Oder man schaut auf einen Gott, der seine Geschichte schreibt und einem darin eine Rolle zuweist.
Nicht umsonst heißt es in der Bibel immer wieder: „Freut euch!“ Hier drei Beispiele:
Psalm 32,11: „Freut euch an dem Herrn und jauchzt, ihr Gerechten; und jubelt alle, ihr von Herzen Aufrichtigen!“
Philipper 4,4: „Freut euch im Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!“
1. Thessalonicher 5,16: „Freut euch allezeit!“
Vertrauen auf Gottes Weisheit trotz menschlicher Unverständnis
Es gibt noch viele solche Stellen in einem Universum, über dem ein guter Gott steht. Dieser Gott mag mir manchmal vielleicht wunderlich vorkommen, doch er weiß ganz genau, was er tut. Er macht keine Fehler. Selbst ein Hiob kann am Ende nur sagen: „So habe ich denn meine Meinung mitgeteilt und verstand doch nichts.“
Genau, wir Menschen verstehen oft nichts, aber Gott versteht alles. Wir stehen da und haben keinen Plan, doch er hat einen. Er weiß, warum die Dinge geschehen, die aus unserer Perspektive so sinnlos und falsch erscheinen.
Deshalb darf uns Maria auf doppelte Weise zum Vorbild werden. Punkt eins: ihre Demut, ihr mutiges Magdsein, ihr Glaube und ihr Ja zu zerplatzten Träumen. Punkt zwei: ihre Freude an Gott, wenn sie ihn feiert.
Marias Lobpreis und Gottes Treue
Hören wir noch einmal Lukas 1, Verse 49 bis 55:
Denn Großes hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name. Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht über die, welche ihn fürchten.
Er hat Macht geübt mit seinem Arm. Er hat zerstreut, die in ihrer Gesinnung ihres Herzens hochmütig sind. Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoßen und Niedrige erhöht.
Hungrige hat er mit Gütern erfüllt und Reiche leer fortgeschickt.
Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen, um der Barmherzigkeit zu gedenken, wie er zu unseren Vätern geredet hat, gegenüber Abraham und seinen Nachkommen in Ewigkeit.
Seht ihr, was sie alles feiert? Gott ist der Mächtige, er ist heilig, und es ist seine Barmherzigkeit. Er ist gegen die Hochmütigen und erhöht die Niedrigen. Er kümmert sich um sein Volk, weil er ein treuer Gott ist.
Historischer Kontext und Gottes Verheißung
Maria sieht ihr Volk, das seinen früheren Glanz verloren hat. Man lebt zwar noch im Land, doch auf dem Thron sitzt mit Herodes dem Großen ein Idumäer, ein Fremder, ein Klientelkönig. Das bedeutet, er war ein König, der von Rom abhängig war. Israel war zu einer unbedeutenden Größe in der Weltpolitik geworden.
Gott hatte seit Jahrhunderten geschwiegen. Seit dem letzten Propheten Malachi durchlebte das Volk sehr schwierige Zeiten. Man musste sogar erleben, wie Antiochus Epiphanes den Tempel in Jerusalem plünderte, heidnische Opfer einführte und den Sabbat, die Beschneidung sowie die jüdischen Feste und Ordnungen verbot. Ganz schwierige Zeiten.
Man hätte denken können, dass Gott sein Volk aus den Augen verloren hat. Doch wir treffen auf eine junge Frau, die sich freut: Maria. Sie weiß, dass Gott alles möglich ist. Ein Gott, der die Hochmütigen zerstreut, die Mächtigen von Thronen hinabstößt und Hungrige satt macht. Ein Gott, der sich Israels wieder annehmen würde, weil er es mit Abraham angefangen versprochen hat.
Gott ist treu, er hat seinen Zeitplan, aber er ist treu. Maria wusste sich an der Schwelle einer neuen Zeit. Ihr Sohn war dazu berufen, den Thron Davids zu besteigen.
Die menschliche Perspektive auf das Königtum Jesu
Kein Wunder, dass sie Gott so feiert. Wenn Jungfrauen schwanger werden, dann ist alles möglich.
Aber könnten wir jetzt fragen: Hat sie das alles nicht ein wenig falsch verstanden? Ist ihr ganzes Denken – wie übrigens auch das des restlichen Volkes – beim Thema Messias und Thron Davids nicht zu irdisch, zu politisch, zu nationalistisch?
Ja, sicherlich. Aber wenn Gabriel sagt, dieser wird groß sein und der Herrgott wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und seines Königtums wird kein Ende sein, ist es dann verwunderlich, dass eine junge jüdische Frau eben nicht an ein Königreich denkt, das, wie Jesus ihr Sohn es später sagen wird, nicht von dieser Welt ist?
Oder dass der Engel mit der Formulierung „Haus Jakobs“ eben nicht das Volk Israel meint, sondern die Gläubigen als geistliche Nachfahren Abrahams?
Wir wissen das. Wir wissen, dass das Königtum Jesu eine Herrschaft über Herzen ist. Wir wissen das. Aber wer kann es einer Maria verdenken, dass sie das womöglich nicht gleich versteht, dass sie in den Denkmustern und Formulierungen des Alten Testaments verhaftet bleibt? Niemand kann ihr das verdenken.
Es brauchte nach der Auferstehung Jesu Jahre, bis sich das Christentum völlig vom Judentum emanzipiert hatte. Niemand kann Maria hier einen Vorwurf machen. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Kind ihrer Zeit.
Lernen von Maria: Demut und Freude im Glauben
Und deshalb reicht es völlig aus, wenn wir von ihr die zwei Dinge lernen, die sie uns mitgeben kann: glaubensstarke Demut und die Freude an einem Gott, der zur rechten Zeit sein Reich baut.
Manchmal baut er es eben auch mit uns, mit dir und mit mir.
Praktische Anregung zum Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest heute deine Freude über Gott dadurch ausdrücken, dass du ihm ein Lied schreibst. Überlege dir, mit welchen Worten du ihn feiern würdest und was er in den letzten Wochen Gutes in deinem Leben getan hat.
Das war es für heute.
Eine Bitte: Wenn du die Frogwords-App und den Podcast auf Apple Podcasts bewerten würdest, wäre das für andere eine große Hilfe. Bitte schreibe dazu einen kurzen Satz.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden! Amen.