Einführung zur Predigtreihe und zum Hohelied
Vorneweg: Ich werde einen Text lesen, der nicht völlig identisch ist mit dem, was ihr bei euch habt. Ihr werdet euch aber wiederfinden, nur ein paar Worte sind vielleicht anders. Ich beziehe mich auf einen älteren Text, den ich selbst noch ein bisschen abgeändert habe.
Der Hintergrund ist folgender: Das, was ich hier predige, werdet ihr in ungefähr zehn Wochen in Schriftform erhalten. Ich schreibe das Ganze zu einem Büchlein zusammen, in dem auch noch ein bisschen mehr drinsteht. Um das Büchlein zu veröffentlichen, müsste man natürlich die Rechte des Bibeltextes einkaufen. Um das zu umgehen, habe ich meinen eigenen Text geschrieben. Das ist relativ einfach, denn Hebräisch ist jetzt nicht so kompliziert. Deshalb lese ich hier meinen eigenen Text, sodass ihr später, wenn ihr das Heftchen habt und die Predigt noch einmal nachvollziehen wollt, den gleichen Text habt.
Gut. Zum Thema „Lied der Lieder“: Ich habe versucht, euch beim letzten Mal einen Einstieg in das Hohelied zu geben und die Frage zu beantworten, wie es sein kann, dass das beste aller Lieder nicht irgendein Psalm ist, in dem Gott angebetet wird, sondern eine sehr sinnliche Liebeserklärung von Salomo an Sulamit beziehungsweise von Sulamit an Salomo. Wie passt das zusammen? Das haben wir uns beim letzten Mal ein bisschen angeschaut. Ich habe versucht, euch ein wenig neugierig auf dieses Buch zu machen.
Das Thema des Hohelieds lautet: Wie baue und bewahre ich eine leidenschaftliche Beziehung zwischen Mann und Frau? Das ist das große Thema, das wir uns in den nächsten Wochen anschauen werden. Wir werden an verschiedenen Dingen ansetzen.
Vielleicht fragt sich der eine oder die andere: Geht das überhaupt, so etwas im Gottesdienst zu predigen? Sollte man das nicht lieber im Eheseminar machen? Wir haben ja auch Leute dabei, die nicht verheiratet sind. Ja, das ist ein bisschen heikel, das gebe ich offen zu. Dieses FSK 12 ist da so ein bisschen... Ich mache es trotzdem.
Ich mache es, weil ich mit dieser Predigtreihe zum Ersten zeigen möchte, dass das Wort Gottes wirklich praktisch ist. Dass da, wo wir denken, „Mann, das brauchst du doch heutzutage nicht mehr zu lesen“, man doch reinschaut und sagt: „Wow, ja, das ist das Erste!“ Und das muss am Sonntag von hier vorne kommen. Wobei ich das hier vorne gar nicht so mag. Wenn wir irgendwann mal anders sind, hätte ich gerne ein bisschen mehr Platz zum Laufen. Aber im Moment stehe ich halt hier vorne.
Zweitens glaube ich, dass das Hohelied uns eine Antwort gibt, und zwar Gottes Antwort auf die Frage: Ist die Ehe eigentlich ein Auslaufmodell? Das wird ja momentan diskutiert. Immer mehr Leute weigern sich, Ehe zu leben – aus Gründen, die man durchaus nachvollziehen kann.
Gleichzeitig, wenn du die Leute aber fragst, dann ist in ihnen der Wunsch da, Ehe zu leben. Was ist der Traum eines jeden? Na ja, einen Partner zu finden, der so eine Art verwandte Seele ist, mit der man einfach Verbindung aufnehmen kann und ein Leben lang zusammenleben kann. Das wünscht man sich eigentlich.
Gleichzeitig merkt man, dass das immer schwieriger wird. Wir wissen eigentlich gar nicht mehr so genau, wie das geht. Beziehungen zerbrechen an jeder Ecke. Schon als unsere Kinder klein waren, waren sie fast die Letzten in der Klasse, deren Eltern noch zusammen waren. Und ich weiß jetzt gar nicht, manchmal habe ich nachgefragt: Nächste Woche ist es ganz witzig, da haben wir eine Hochzeit, zu der wir eingeladen sind – Kommilitonen von Bärbel. Die sind seit 20 Jahren verheiratet und immer noch glücklich. Wir sind echt die Ausnahme.
Da hast du diese Anfangs-Zwanziger-Studenten, die vor der Frage stehen: Wie soll ich eigentlich dafür sorgen, dass ich in zwanzig Jahren noch glücklich verheiratet bin? Die keine Ahnung haben. Also jetzt nicht sagen, „Ich mache es genauso wie meine Eltern“, denn das hat nicht funktioniert. Das wissen sie schon, sie wissen, wie es nicht geht.
Und die Gefahr ist, dass man sich damit abfindet und sagt: „Okay, es geht halt nicht.“ Wir leben in einer Zeit, in der Beziehungen nicht mehr als Ehen gelebt werden, sondern nur noch als eine Art Lebens-Teilzeit-Partnerschaftsdingsbums. Für eine Weile ist man zusammen, und wenn es dann nicht mehr so ist, dann ist man wieder auseinander.
Wir wissen alle, was das innerlich mit Menschen macht: Es macht Menschen kaputt.
Ein dritter Punkt, warum ich dieses Buch predigen möchte: Ich möchte zeigen, dass die Bibel als Gottes Wort ein Buch ist, das sich, obwohl es alt ist, lohnt, darüber nachzudenken. Und dass das, was die Bibel zum Thema Ehe sagt, uns herausfordern wird, uns prägen wird und uns hoffentlich voranbringen wird.
In dem Moment, wo wir sagen: „Boah, der hat ja wirklich Recht in dem, was er sagt“, Gott, dann trauen wir ihm vielleicht auch an anderen Stellen zu, wo wir nicht ins Alte Testament gehen, sondern ins Neue Testament, wo Gott nicht über Ehe spricht, sondern ganz persönlich zu uns spricht. Über die Frage: Wie geht es dir in deiner Gottesbeziehung?
Dass da, wo wir bei Ehe anfangen und merken: „Boah, das ist toll“, wir Gott Vertrauen schenken und dass er auch an anderen Stellen Recht hat. Ich glaube, das ist ein guter Anfang.
Der Prolog des Hoheliedes: Leidenschaft und Sehnsucht
Hohelied, Kapitel 1, Vers 2 – da sind wir nämlich. Sulamit fängt an zu reden. Sulamit ist die Frau, und sie sagt: „Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist besser als Wein.“ Wir befinden uns im Prolog, dem Teil, der uns bis Kapitel 2, Vers 7 begleiten wird. Wir werden hineingenommen in diese Beziehung zwischen Sulamit und Salomo.
Der Prolog lässt es richtig krachen – und zwar im Sinne von leidenschaftlicher Begeisterung füreinander. Ich finde es so schön zu sehen: Der erste Punkt, dieses Lied fängt an, und wer spricht? Sulamit. Salomo schreibt ein Liebeslied, aber er lässt Sulamit an dieser Stelle den Vortritt. Sie darf mit sinnlichen Worten zum Ausdruck bringen, was sie sich wünscht: „Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist besser als Wein.“ Das hat mich begeistert.
Ihr müsst euch vorstellen, ich sitze in meinem Studierzimmer, lese diesen Satz und denke darüber nach: Was heißt das eigentlich? Mir fällt sofort ein, dass hier im ersten oder zweiten Vers schon ein Grundbedürfnis eines jeden Mannes benannt wird. Wisst ihr, was sich jeder Mann wünscht? Eine Frau, die in der Beziehung, wenn es um Leidenschaft geht, Initiative übernimmt. Die nicht nur passiv darauf wartet, dass etwas passiert, sondern die von sich aus mal sagt: „Hey Schatz, ich hätte jetzt gerne einen Kuss.“ Da kann man nur noch mehr machen. Aber das ist nur ein Beispiel, wo sich wirklich die Frau investiert und zeigt: „Hey, ich habe dich wirklich lieb, ich sehne mich nach dir.“
Ich möchte euch Frauen heute und euch Männer, die ihr verheiratet seid, Fragen stellen. Ihr müsst diese Fragen jetzt nicht beantworten, sondern einfach mitnehmen. Eine Frage wäre zum Beispiel: Gibt es solche emotionalen oder körperlichen Bedürfnisse in eurer Beziehung, bei denen du sagst: „Das habe ich meinem Mann noch nie gesagt“? So lange stellt sich jemand die Frage: „Ich hätte jetzt gern einen Kuss.“ Super, oder? Es ist einfach fantastisch.
Und wann hast du als Ehefrau deinem Mann das letzte Mal so etwas gesagt wie: „Deine Liebe ist besser als Wein“? Wir werden noch über Wein sprechen. Wann hast du das zuletzt formuliert? Oder wann hast du gesagt, Vers 3: „Betörend an Geruch sind deine Salben“? Salben waren im Alten Testament das, was wir heute Parfüm nennen. Da kommt eine Frau und sagt: „Ich mag dein Parfum.“
Als ich das gelesen habe, habe ich mich gefragt, woran sich wohl meine Frau oder deine Frau erinnert, wenn sie an deinen Geruch denkt. Wenn Sulamit an Salomo denkt, dann hat sie da einen Wohlgeruch. Aber ich glaube, viele Frauen erinnern sich eher an eine Mischung aus Schweiß, Maschinenöl und ungewaschenen Achselhöhlen, wenn sie an ihren Mann denken. Hier wird jedoch völlig klar eines dieser kleinen Bedürfnisse: Eine Frau sehnt sich tatsächlich danach, dass ihr Mann gut riecht.
Man kann sagen: Ist das wirklich wichtig? Glaub mir, es ist nicht unwichtig. Du bist nicht schon deshalb ein Schönling, weil du vielleicht ein eigenes Deo hast. Aber lasst uns das mitnehmen: Frauen wünschen sich Männer, die gut riechen. Ihr wisst ja vielleicht, dass man sich am längsten an einen Geruch erinnert. Gerüche aus der Kindheit prägen sich tief ein – wenn sie wiederkommen, sagen die Menschen: „Das riecht wie zuhause, als meine Mutter immer gebacken hat.“
Deshalb die Frage: Was prägt sich tief in die Nase und damit in das Denken deiner Frau ein? Denn Salomo sagt, Sulamit, du bist betörend. Aber sie geht noch einen Schritt weiter und sagt: „Ein ausgegossenes Salböl ist dein Name.“ Das finde ich super. Dazu muss ich etwas erklären: Ein ausgegossenes Salböl – stellt euch vor, du nimmst Coco von Chanel, zerdepperst die Flasche und lässt den Raum sich mit dem besten Parfüm füllen. Das muss man mögen, es gibt Düfte, die man nicht mag. Ich mag das sehr gerne.
Mit „dein Name“ ist in der Bibel der Charakter, die Persönlichkeit, die Art gemeint, wie jemand ist – deine Persönlichkeit, deine Art. „Boah, ich rieche das unglaublich gern.“
Und ihr lieben Frauen, ich möchte euch eins sagen: Männer sehnen sich danach, das zu hören – diese ganzheitliche Form der Annahme: „Dein Charakter, das, was du als Person bist, das gefällt mir, das kann ich gut riechen.“
Wir Männer leben in einer Gesellschaft, in der wir selten als ganze Persönlichkeit wahrgenommen werden. Wir werden oft nur nach dem beurteilt, was wir leisten. Wenn wir in einem Bereich gut sind, sagt man: „Hast du gut gemacht.“ Man meint aber nicht uns, sondern die Leistung, die wir gebracht haben. Männer leben in einer Gesellschaft, die stark von Vergleich und Konkurrenz geprägt ist.
Deshalb brauchen wir es, dass eine Frau uns sagt: „Deine Persönlichkeit, boah, die haut mich einfach um!“ Stell dir mal die Frage: Wann hast du das zuletzt deinem Freund oder deinem Mann gesagt: „Deine Persönlichkeit haut mich einfach um!“?
„Betörend an Geruch sind deine Salben, ein ausgegossenes Salböl ist dein Name, darum lieben dich die Jungfrauen köstlich.“ Salomo ist ein Teenieschwarm. Er wohnt in Jerusalem in seinem Palast. Wenn er durch die Straßen geht, sieht man überall Fensterläden aufgehen, und die Mädchen schauen raus.
Für Sulamit ist das völlig entspannt. Sie hat damit kein Problem, sondern nimmt es gelassen hin, weil sie sich keine Sorgen machen muss. Eine Frau, die ihrem Mann immer wieder sagt, wie sie ihn schätzt und immer sagt: „Du in deiner Art, dich, boah, ich mag dich.“
Und da gibt es noch mehr Worte. Ihr werdet das besser hinkriegen, als ich das hier von der Kanzel kann. Ein Mann, der erlebt, wie eine Frau Initiative übernimmt und ihre Bedürfnisse artikuliert, wartet nicht darauf, dass der Mann hellseherisch erahnt, was sie sich wünscht.
Ich weiß nicht, das kennt wahrscheinlich jeder Mann: Man kommt nach Hause, sitzt mit einer Frau und denkt: Was ist passiert? Dann kommt die Antwort: „Es war Muttertag.“ Und man denkt: „Na und, ich bin Mutter.“ „Ja, und? Ich hatte Blumen erwartet.“ Männer sind keine Hellseher. Gebt uns eine Chance, ihr lieben Frauen, und sagt uns einfach, was ihr euch wünscht.
Wenn du einen Kuss haben willst, dann sag es ihm. Wir sind lernfähig, das ist die gute Nachricht. Wir sind keine Hellseher, aber wir sind lernfähig. Ihr könnt uns zu etwas machen, das ihr euch immer gewünscht habt: euren Traumliebhaber. Aber ihr müsst uns dazu machen – durch Eigeninitiative.
Sie redet weiter: „Ziehe mich, lass uns dir nachlaufen.“ Dieses „uns“ ist ein sogenannter ekstatischer Plural. Dort steht die Mehrzahl, aber gemeint ist nur: Ich bin so begeistert. Was sie eigentlich sagen möchte, ist: „Zieh mich, lass mich dir nachlaufen.“ Ihr müsst das dann immer in die Einzahl umsetzen.
Sie ist einfach hepp: „Komm, komm Schatz, lass uns Zeit miteinander verbringen, komm, komm her.“ Das möchte jeder Mann. Jeder Mann möchte mal am Arm gepackt und ins Schlafzimmer gezogen werden, glaub mir, das möchte er.
Wenn du das machst, gewinnst du sein Herz mit null Komma nichts. Männer sind ganz simpel gestrickt, das werdet ihr am Ende vom Hohelied auch merken. Es ist nicht kompliziert.
„Der König hat mich in seine Gemächer geführt.“ Salomo ist jemand, der auf die Bedürfnisse seiner Frau eingeht. Sie sagt: „Komm“, und sagt: „Na gut, wir wollen frohlocken.“ Oder „Ich will mich freuen“, weil das immer noch dieser ekstatische Plural ist: „Wir wollen uns freuen, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein, mehr als Wein.“
Sulamit lässt sich auf Salomo nicht nur ein bisschen ein. Sie sagt: „Ich möchte dich ganz und gar genießen.“ Deswegen dieser ekstatische Plural. Nicht nur: „Ja, ich habe auch ein bisschen Freude mit dir.“ Nein, das möchtest du nicht. Du möchtest – und wir werden später noch das Bild haben: „Ich bin eine Lilie, und er weidet in den Lilien, und ich will von ihm gefressen werden.“
Und das ist einfach das: Wir reden über Leidenschaft. Wir reden nicht nur ein bisschen darüber, dass wir ein Miteinander gefunden haben, wo wir auskommen. Wir reden über Brennen. Wir reden darüber, dass uns die Worte fehlen für das, was da ist. Wir reden darüber, dass man manches mit Worten gar nicht mehr ausdrücken kann.
„Wir wollen uns freuen, ich möchte mich freuen, ich begehre dich, ich habe Leidenschaft für dich.“
Ich möchte die Frage stellen, jetzt nur an die Verheirateten: Wie hat sich dieser Moment der Begeisterung eigentlich in den letzten Jahren bei euch entwickelt? Es ist ja eine Frage der Entwicklung.
Sulamit, der Prolog am Anfang, stellt dar, was sich in ihrer Ehe getan hat. Das ist nicht: „Na ja, klar, die ersten zwei, drei Wochen waren wir verliebt, und dann hat sich das allmählich eingependelt.“ Wir haben es hier mit einer Ehefrau zu tun, die schon eine Weile verheiratet ist und immer noch auf dem Niveau Leidenschaft lebt, wo du sagst: Huh, das ist ja interessant.
Wie deutlich gibst du deinem Mann zu verstehen, dass du dir von ganzem Herzen wünschst, mit ihm allein zu sein? Ihr Frauen werdet nie verstehen, wie sehr Männer Lob und genau so etwas sich wünschen.
Das ist auch der Grund, warum, wenn es dann heißt: „Über die Mädchen aus Vers 3, sie lieben dich in Aufrichtigkeit“, Sulamit sich überhaupt keine Sorgen machen muss. Eine Frau, die sich in die Ehe engagiert, wird mit Leichtigkeit jede Nebenbuhlerin ausstechen.
Oder wie ein Freund von mir mal gesagt hat – nicht ganz so nett, er ist Österreicher – er sagt: „Die beste Kuh im Stall schlachtet man doch nicht.“ Ja, das ist ein bisschen österreichisch.
Du möchtest eine leidenschaftliche Ehe? Hier fängt es an. Es ist wichtig, dass wir begreifen, dass ein Mann sich eine engagierte Ehefrau wünscht, die ihren Mann kennt, ihren Mann begehrt und ihren Mann lobt.
Denn für einen Mann, der nach Hause kommt und mitkriegt, dass er nur noch Nummer zwei ist nach den Kindern, der mitkriegen muss, wie eheliche Sexualität langsam in der Routine erstarrt oder der von seiner Sekretärin mehr Anerkennung bekommt als von seiner Frau, der steht in großer Gefahr, sich umzuschauen.
Aber wenn du einem Mann das gibst, dann verspreche ich dir – Ausnahmen bestätigen die Regel, aber ich verspreche dir als grobe Linie – du wirst das Herz deines Mannes nie verlieren.
Sulamits Selbstbild und familiäre Verletzungen
Dabei ist Sulamit eine interessante Persönlichkeit. In Vers 5 sagt sie: „Ich bin schwarz.“ Gemeint ist ihr Teint, denn sie hat eine dunkle Hautfarbe, aber dennoch ist sie anmutig.
Mit den „Töchtern Jerusalems“ sind die Frauen am Hof von Salomo gemeint. Sulamit vergleicht sich mit diesen Frauen und sagt: „Ich bin schwarz wie die Zelte Kedahs“, einem Ort in der Wüste, und meint damit die Zeltbehänge Salomos.
Sulamit entspricht mit ihrem Aussehen überhaupt nicht den gesellschaftlichen Konventionen. Man erwartete damals einen hellen Teint, den sie nicht hat. Trotzdem kann sie sagen: „Ich bin schwarz, aber anmutig.“
Es ist interessant, sich zu fragen, ob man selbst so etwas sagen kann. Kann man in den Spiegel schauen und sagen: „Ja, ich habe meine eigene Art. Ich sehe nicht aus wie Heidi Klum oder jemand anderes, der gerade als schön gilt. Aber ich bin ich, und ich bin schön.“
Das ist ein Wunsch, den man sich selbst erfüllen sollte, denn Gott hat jeden auf seine Weise schön gemacht. Genau das drückt Sulamit hier aus: „Ja, ich bin schwarz, wenn es um Hautfarbe geht. Aber ich bin anmutig, ich habe etwas Besonderes, Gott hat mich schön gemacht.“
Deshalb verbietet sie sich in Vers 6 auch die kritischen Blicke am Hof, die von der High Society auf sie gerichtet sind – auf dieses Mädchen vom Land mit dem dunklen Teint. Sie sagt: „Seht mich nicht an, weil ich schwärzlich bin.“
Natürlich zieht sie neugierige Blicke auf sich, weil sie ein bisschen exotisch und anders ist. Sulamit stellt klar: „Das möchte ich nicht, das verbitte ich mir.“
Sie erklärt, wie es dazu gekommen ist: „Seht mich nicht an, weil ich schwärzlich bin, weil die Sonne mich verbrannt hat. Meine Muttersöhne“, also ihre Brüder, „zürnten mir und stellten mich zur Hüterin der Weinberge.“
Was hier beschrieben wird, ist nicht nett. Sulamit lebt in einer Familie, in der es offenbar keinen Vater mehr gibt. Ihre Brüder nutzen sie aus. Sie wissen genau, dass sie, wenn sie sie zur Arbeit in den Weinbergen schicken, ihr das nehmen, was sich eine Frau damals wünschte: ihren hellen Teint zu bewahren.
Das ist eine sehr angespannte Situation. Sulamit ist nicht die Frau, die ohne familiäre Verletzungen aufgewachsen ist. Im Gegenteil: Sie ist verletzt, eine von der Jugend gezeichnete Frau.
Sie konnte, wie sie später sagt, „meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet.“ Sie konnte sich nicht so um ihr Äußeres kümmern, wie sie es sich gewünscht hätte. Sie war ein Stück weit schutzlos in ihrer Familie.
Das Spannende ist, dass wir beim Lesen erkennen, dass eine romantisch leidenschaftliche Ehe keinen gesunden Familienhintergrund braucht.
Aber auf der anderen Seite – und das werden wir in Kapitel 4 sehen, wenn wir erfahren, wie Salomo mit dieser Frau umgeht – zeigt sich, dass Salomo sehr zerbrechlich und einfühlsam mit ihr umgeht.
Sulamit hat erfahren, was es heißt, von Männern ausgenutzt zu werden. Doch Salomo schafft für sie einen Ort, an dem sie in der Ehe gesund und heil werden kann.
Die Verletzungen, die sie mitbringt, manifestieren sich nicht weiter. Stattdessen kann sie durch die Liebe Salomos Stück für Stück Frieden für ihre Seele finden.
Darf ich an dieser Stelle eine Frage an Ehemänner stellen: Kennst du die Verletzungen deiner Frau? Weißt du, wo sie in ihrer Jugend oder vor eurer Beziehung Verletzungen erfahren hat? Kennst du ihre Grenzen und Ängste?
Bist du jemand, der darauf eingeht und eine Atmosphäre schafft, in der deine Frau genau weiß: „Er wird mich niemals ausnutzen. Es wird nie dazu kommen, dass er mit mir umgeht wie die Männer, die ich in meiner Kindheit erlebt habe und die nicht mein Bestes im Blick hatten.“
Kennst du die Grenzen deiner Frau? Wenn nicht, wird es dir sehr schwerfallen, sie wirklich zu lieben.
Die Sehnsucht nach Nähe und Ausdruck der Liebe
Vers 7: Sulamit löst sich jetzt von den Töchtern Jerusalems und wendet sich an Salomo. Sie sagt: „Sage mir, du, den meine Seele liebt.“
Wenn ich das lese, dann denke ich: Ach, ich verachte die Zeit, in der ich lebe. Dieses nüchterne, westliche, poesielos langweilige Leben hier in Berlin. Mann, oh Mann, oh Mann, oh Mann, oh Mann, sind wir ja! Wann hast du das letzte Mal gesagt: „Du, den meine Seele liebt“? Wann haben wir uns aufgerafft, um nur ein bisschen zum Ausdruck zu bringen, wie sehr wir unseren Partner lieben? Wie oft sagen wir es ihm überhaupt?
Wie oft hast du in den letzten 48 Stunden, wenn du verheiratet bist oder eine Freundschaft hast, deinem Partner gesagt: „Ich liebe dich“? Ehrlich gesagt, die Tendenz ist: Wenn du erst ein Jahr verheiratet bist, ist das noch kein Problem. Nach fünf Jahren dünnt das langsam aus, nach zehn Jahren erinnerst du dich schon nicht mehr daran, wann du es ihm das letzte Mal gesagt hast. Die Tendenz sollte hoffentlich besser bei euch sein. Sollte das nicht so sein, dann ist der erste kleine Schritt, sofort wieder anzufangen, „Ich liebe dich“ zu sagen. Das kostet gar nichts. Aber es ist der erste Schritt zu einer leidenschaftlichen Beziehung.
Dann folgt ein Bild: Er fragt sie: „Wo weidest du? Wo lässt du lagern am Mittag?“ Auf gut Deutsch: „Wo verbringst du deine Mittagspause, Schatz?“
Sie antwortet: „Warum sollte ich verschleiert sein bei den Herden deiner Hirten?“ Eine Verschleierte ist nicht eine Prostituierte, wie man manchmal liest. Eine Verschleierte ist einfach eine Frau, die ganz normal herumläuft. Sulamit sagt: „Ich möchte dich nicht lang bei den Hirten suchen müssen, also einfach herumlaufen und schauen: Wo steckst du denn? Dich nicht finden! Ich möchte die Zeit, die wir haben, mit dir verbringen – mit dir!“
Deshalb fragt sie ihn ganz konkret: „Sag mal, wie schaffen wir es, die Mittagspause miteinander zu verbringen?“
Das ist wieder dieser Gedanke: Initiative von der Frau. Ich möchte euch sagen, eine kluge Frau schafft Momente der Zweisamkeit im Arbeitsalltag ihres Mannes. Das kann ein Anruf sein, das kann eine E-Mail sein, das kann natürlich auch etwas ganz anderes sein.
Männer, jetzt müsst ihr kurz weghören: Möchtest du, dass deine Frau das Herz deines Mannes gewinnt? Dann mach Folgendes! Das passt jetzt nicht für jeden, aber die Richtung ist auf jeden Fall richtig: Du nimmst seine Sandwichbox, packst seine Lieblingssandwiches hinein und legst unten drunter einen Zettel, auf dem steht: „Bis später, Schatz!“ Diesen Zettel klebst du an ein Kondom und legst es darunter.
Ich verspreche dir: Machst du das einmal im Jahr, hast du das Herz deines Mannes für immer gewonnen. Das ist einfach so!
Jetzt musst du das in deine eigene Liebessprache und euren Alltag übersetzen. Du machst so etwas – und genau das ist es, was hier steht. Wenn sie sagt: „Hey, ich würde gern Zeit mit dir verbringen. Wo soll ich hingehen?“ und er sagt: „Geh hinaus, den Spuren der Herde nach, und weide deine Zicklein.“
Das ist ein Bild für ihre romantischen Ideen. „Weide deine Zicklein“ – das ist eine Königin. Die wird nicht wirklich Zicklein weiden, okay? Sie will das, was du vorhast, Schatzi Mausi. „Ja klar, weide deine Zicklein bei den Wohnungen da hinten.“ Das wirst du nicht finden. Und dann schauen wir mal, was passiert.
Wahnsinn! Ich finde das einfach klasse!
Die Bedeutung von Wertschätzung und Schönheit in der Ehe
Jetzt muss natürlich auch Salomo etwas sagen. Und so wie der Mann sich wünscht, dass die Frau initiativ ist, so hat eine Frau zwei Grundbedürfnisse, die jetzt kommen.
Das erste Grundbedürfnis ist: Sage ihr immer und immer wieder, wie schön sie ist. Ja, das ist einfach so. Jede Frau steht vor dem Spiegel und stellt sich die Frage: Bin ich schön? Lauter oder leiser, irgendwie ja. Sie sieht etwas und fragt sich: Gefalle ich meinem Mann? Das merkt man nicht direkt, aber es steckt tief drin. Es gibt einen Grund, warum es Pflegeprodukte gibt, die man sich ins Gesicht schmieren kann, und warum man Unsummen dafür ausgeben kann. Der Grund ist, dass Frauen es nie überhören können, wenn ein Mann ihnen sagt: Du bist schön.
Er vergleicht sie mit einer Stute am Prachtwagen des Pharao, meine Geliebte. Okay, das Bild ist schwierig, das würdest du wahrscheinlich nicht verwenden, aber der Inhalt ist toll. Eine Stute am Prachtwagen des Pharao, ein edles Pferd, der unbeschränkte Herrscher über Ägypten hatte das beste Pferdematerial, das man damals überhaupt hatte. Damals gab es noch keine Steigbügel, Pferde wurden noch nicht geritten, sondern als Staatsbesitz vielleicht vor eine Kutsche gespannt oder vor einen Wagen, auf dem die Bogenschützen saßen. Hauptsächlich, wenn der Pharao selbst erschien, bei einer Prozession, war das teuer und edel. Das Wort „Stute“ taucht nur hier in der Bibel auf und steht schon mal für das Alleredelste.
Er stellt sich hin und sagt, er nimmt ein Bild für Kraft, Schönheit, Wert, Würde und Eleganz. Er sagt: Sulamit, du hast Rasse und Ausstrahlung. Ich weiß nicht, wie man das heute rüberbringen soll. Ich bin selbst noch ganz neu auf der Suche nach Begriffen. Aber das möchte eine Frau hören. Wenn ich dich sehe, bleibt mir einfach die Spucke weg. Wenn ich dich erlebe, möchte ich dich mit dem Schönsten, Elegantesten und Rassigsten vergleichen, das mir gerade einfällt. Männer sind vielleicht einfallslos und denken an rote Ferraris, aber wir müssen weiterdenken. Die Richtung ist schon irgendwie richtig. Das ist es, was er hier sagt.
Erinnert ihr euch daran? Sie steht schwärzlich im Gesicht mit der Frage: Bin ich schön genug? Ich entspreche nicht dem Schönheitsideal. Was sagt er ihr in Vers 10? „Anmutig sind deine Wangen zwischen den Ohrringen.“ Da, wo sie sich sieht und denkt: Hm, alles ein bisschen dunkel, da fängt er sofort an. Er geht sofort auf diese Problemzone ein: „Ey, du bist schön, mach dir keinen Kopf.“
Also, wenn du weißt, deine Frau hat irgendwo so ihr kleines Problemzönchen – manchmal ist der Po ein bisschen zu groß, die Brust zu klein, das Haar zu dünn oder irgendwas ist nicht so, wie Mann es in der Gesellschaft erwartet – sage ihr jeden Tag, dass das schön ist, dass es dir gefällt, dass du voll zufrieden bist und dass du es genießt. Sage es ihr! Ja, aber ich habe es ihr doch schon zur Hochzeit gesagt und dann nochmal geschrieben, irgendwie drei Jahre später, das muss sie doch wissen! Außerdem weiß sie doch, dass ich so ein stetiger Typ bin! Sage es ihr trotzdem.
Sag es ihr jeden Tag, morgens, mittags, abends. Glaub mir, sie wird zwar sagen: Nein, ich brauche das nicht. Und du wirst vielleicht auch denken: Meine Frau ist anders. Es stimmt nicht, es stimmt einfach nicht. Sag es ihr einfach. Und wenn du mir nicht glaubst, probiere es mal ein halbes Jahr und schau, wie sich deine Beziehung entwickelt. Probier es einfach mal aus, ein halbes Jahr lang Salomo spielen: Du bist schön, du gefällst mir besser als mein Lieblingsmotorrad.
Ja, das ist eine Entwicklung, wenn ich das so sage. Vorher habe ich gar nichts gesagt, dann sage ich: Du bist schön. Und dann vergleiche ich schon mal. Stellt euch mal vor, man würde diesen Weg weitergehen und sich tatsächlich abends mal hinsetzen und überlegen: Hm, was macht eigentlich meine Frau so aus? Das sind Worte, die plötzlich neu und wertvoll sind. Und jetzt stellt euch mal vor, ihr würdet das in einem Liebesbrief schreiben. Stellt euch das mal vor: Wir würden dahin kommen, dass Männer regelmäßig Liebesbriefe schreiben. Ja, Wahnsinn!
Also gut, Vers 11: „Wir wollen dir goldene Kettchen machen mit Perlen aus Silber.“ Das geht noch einen Schritt weiter. Er sagt dir nicht nur, du bist schön, sondern auch: Hey, ich werde mich um deine Schönheit kümmern. Ich werde dir helfen, dabei schön zu sein. Ich werde schauen, dass deine Schönheit noch ein bisschen schöner wird.
Es ist keine Schande, wenn du für deine Frau mal einen Kosmetiktermin machst und sie damit überraschst. Es ist nicht schlimm, wenn du zu ihr gehst und sagst: „Du Schatz, der Rock, den du da anhattest, der ist echt schön. Willst du dir den nicht kaufen?“ Ach, der ist aber doch nicht mehr im Haushaltstil? Ach komm, Schatz, das geht schon. Das ist nicht schlimm. Du darfst dir auch mal ein paar Ohrringe kaufen, das ist keine Sünde.
Ja, aber ist nicht der Charakter einer Frau wichtiger als ihr Aussehen? Da sage ich: Ja. Die Bibel sagt etwas zum Charakter einer Frau. Frauen sollen glänzen durch gute Werke, durch ein sanftes Wesen und durch Besonnenheit. Und dann gibt es noch einen Begriff, der heißt Schamhaftigkeit und Sitzamkeit. Also, sie soll fleißig sein, keine Zicke, klug und nicht rumlaufen wie eine Schlampe. Das ist richtig, ich bin dafür. Unterstütze deine Frau darin.
Aber bitte, wir reden hier über Ehe, wir reden über den Genuss der Ehe. Und da geht es nicht nur um den Charakter. Ihr Männer seid Augenwesen. Und eure Frauen sind von Gott schöner gemacht als ihr, damit ihr ihnen dabei helft, noch ein bisschen schöner zu sein. Sie sind nämlich eure Herrlichkeit, eure Ausstrahlung.
Deswegen können wir uns zurücknehmen und immer die gleichen alten Pullis anziehen, ja? Aber unsere Frauen dürfen schön sein. Ja, genau jetzt. Genau, er hat mich verstanden.
Wir pflegen unsere Frau, wie Christus die Gemeinde. Wir kümmern uns um ihre Bedürfnisse – rundum, um ihre geistlichen Bedürfnisse, um ihre intellektuellen Bedürfnisse, um ihre körperlichen Bedürfnisse. Wir schaffen zuhause eine Atmosphäre, in der Christsein gelebt wird, wo unsere Frau auch geistlich wachsen kann und Jesus ähnlicher werden kann.
Und jetzt kommt ein Aber. Dieses Aber soll das nur ergänzen. Aber wir kümmern uns genauso auch darum, dass sie bezaubernd hübsch aussehen kann.
Darf ich dich fragen: Wenn du nachdenkst, welche drei Sachen könntest du jetzt tun, um einfach deine Frau darin zu unterstützen? Irgendwie drei Kleinigkeiten. Mach es heute Abend. Und denk jetzt nicht: Meine Frau ist anders. Nein, das ist sie nicht. Sie wird dir sagen, dass sie anders ist, sie wird dir sagen: Nein, das brauchen wir alles nicht und so. Klar, mach es einfach mal und schau mal nach einem halben Jahr, was passiert ist, wenn du es gemacht hast.
Ja, manche Frauen sind ein bisschen knauserig, so nach dem Motto: Ach, das ist alles so teuer mit den Mittelchen und dies und das, ja, und müssen wir wirklich jetzt? Mach es mal. Und ich verspreche dir, es werden sich Dinge entwickeln. Du wirst erstaunt sein, weil deine Frau wird an dem, was du tust, sehen, dass du sie liebst. Und das möchte sie mitkriegen.
Du hast nicht viele Möglichkeiten, ihr zu zeigen, dass du sie liebst. Du hast nicht viele Möglichkeiten, romantisch zu sein. Du bist Mann, du bist sehr begrenzt. Aber nutze die paar Möglichkeiten, die du hast. Also schenke ihr ein paar nette Sachen, bei denen sie merkt: Der kümmert sich um meine Schönheit. Sag ihr, dass sie schön ist.
Es ist schon fast vorbei, merkt ihr das? Also lasst uns wenigstens mit dem kleinen Pfund, das wir haben, halbwegs wuchern, damit da was rüberkommt.
Die Atmosphäre der Zweisamkeit und sinnliche Nähe
Vers 12: Während der König zu Tisch sitzt, gibt meine Narde ihren Duft. Oh, das ist schön.
Narde ist ein wohlriechendes Öl. Ich kann euch das mal mitbringen, ich habe ein bisschen davon oben. Es riecht sehr streng. Ja, das muss ich mal machen. Klar, das Erste, was ich eingekauft habe, Linda, nachdem ich das Hohelied gelesen habe, waren all diese netten Sachen, die hier drinstehen. Logisch, muss man mal probieren.
Die Narde gibt ihren Duft. Das heißt, sie sitzt da mit dem König. Was das bedeutet, ist – und das ist auch ein wichtiger Punkt – sie schafft eine Atmosphäre der Entspannung. Ihr Mann sitzt neben ihr und kommt einfach in ihrer Nähe auf ganz andere Gedanken.
Jeder Mann wünscht sich doch, nach Hause zu kommen und nicht als Erstes zu hören: Übrigens, die Kinder haben das und das angestellt, der Computer ist abgestürzt, der Müll muss raus. Du willst nach Hause kommen und erst mal durchatmen.
Männer wünschen sich genau das. Es gibt einen Vortrag von Bärbel, die drei L’s, womit man einen Mann glücklich machen kann: Lächeln, Loben, Liebesspiel. Lächeln, dieses Atmosphärische, dieses Hinkommen, einen Ort zu haben, wo ich einfach zur Ruhe komme.
Vers 13: Mein Geliebter ist mir ein Beutelchen Myrrhe, das zwischen meinen Brüsten ruht. Ist das nicht klasse? Ja? Schatz, du bist für mich eine sinnliche Versuchung. Du bist für mich ein Beutelchen Myrrhe zwischen den Brüsten.
Da muss man fast nichts mehr dazu sagen, oder? Ich kann dich nicht nur riechen. Wenn ich in deiner Nähe bin, habe ich einfach Lust auf mehr. Da kann ich mich fast nicht an mich halten. Das ist das, was hier steht.
Sag das deinem Mann ab und zu mal, okay? Ab und zu, nicht unbedingt jeden Tag, aber sag es ihm einfach. Er wird dich dafür lieben.
Vers 14: Eine Blütentraube vom Hennerstrauch ist mir mein Geliebter. Du bist mir wie mein Lieblingsparfum, wenn man das übersetzen würde. Diese Blütentraube vom Hennerstrauch ist so eine wohlduftende Sache.
Mann, du bist für mich wirklich eine sinnliche Erfahrung – eine Blütentraube vom Hennerstrauch aus den Weinbergen von Engedi. Engedi war eine Oase, das ist so 1a Qualität. Du bist für mich einfach...
Und da muss natürlich Salomo auch wieder etwas sagen. Wir hören das gerne zu als Männer, aber ab und zu müssen wir den Mund aufkriegen:
„Siehe, du bist schön, meine Freundin.“ Siehst du, Kompis? Du musst nicht viel sagen, aber sag ihr, dass sie schön ist.
„Siehe, du bist schön.“ Und dann fang irgendwie an, schau sie dir an. Wann hast du das letzte Mal deine Frau richtig tief in die Augen angeschaut und nur angeschaut? Einfach nur angeschaut? Wann hast du das das letzte Mal gemacht?
„Siehe, du bist schön, deine Augen sind Tauben.“ Deine Augen sind betörend. Deine Taube steht in der Bibel für das Einfältige – jetzt nicht im Sinn von dumm, sondern für das Reine, das Einfache, das Unschuldige.
„Deine Augen sind Tauben“ bedeutet, sie ziehen mich an. Sie sind tief, sanft, still, friedlich. In deinen Augen kann ich mich verlieren. Ich kann dir ins Gesicht schauen und du nimmst mich einfach mit deinem Blick gefangen.
Ich verspreche dir, deine Frau möchte das hören. Und das geht mit allen Augen, das ist das Schöne. Du kannst das einfach machen, du kannst einfach in die Augen schauen.
Wir müssen das trainieren, glaube ich, weil wir aus einer Zeit kommen, wo das nicht mehr so richtig klar ist, wie das geht. Das ist schon alles, was er sagt.
Dann macht sie wieder weiter: „Siehe, auch du bist schön, mein Geliebter, und gut aussehend.“ Ja, ab 40 wird es echt schwierig, mit den Waschbrettbäuchen aus der Unterwäschewerbung zu konkurrieren. Man kann es probieren, aber man schafft es nicht.
Auch Männer wollen das ab und zu mal hören: „Schatz, du bist schön.“ Ich weiß, dass ich Senk- und Spreizfüße habe, ich weiß, dass ich schiele und ungefähr 15 Kilo Übergewicht habe. Ich weiß das alles.
Aber wenn meine Frau mir sagt: „Du gefällst mir“, dann geht das runter wie Öl. Ich brauche das. Und ich bin sicher, jeder andere Mann auch.
Das ist es, was sie hier tut.
Jetzt kommt sie zu ihrem zweiten großen Hauptbedürfnis. Das eine Bedürfnis, das jede Frau hat, ist, sie möchte wissen, dass du sie schön findest.
Das zweite ist, sie sehnt sich nach Sicherheit. Das bringt sie mit den Worten zum Ausdruck: „Und unser Lager ist frisches Grün.“
Frisches Grün ist ein laubreicher Baum. Sie sagt, wenn wir zusammen sind, wenn ich unsere Beziehung beschreiben müsste, dann wäre das so, als läge ich unter einem Baum, der mich schützt – vor der Sonne.
Und das ist ja genau das Bild, wo die Brüder sie verletzt haben. Bei dir bin ich in Sicherheit. Andere Männer haben mich in die Sonne getrieben, du spendest mir Schatten.
Vers 17: Die Balken unseres Hauses – und das Haus steht für die Ehe – die Balken unseres Hauses, die Balken unserer Beziehung sind Zedern, unsere Dachsparren zu pressen.
Wenn ich unsere Beziehung beschreiben müsste, dann fühle ich mich sicher wie in einem Haus, in dem richtig fette Balken eingezogen sind. Ja, unsere Beziehung ist nicht wie ein Strohdach, bei dem der nächste Wirbelsturm alles zerstört.
Sondern: Schatz, an deiner Seite, an deinen Schultern fühle ich mich wie in einem Atomschutzbunker. Total sicher.
Ich weiß, dass du mich nicht ausnutzen wirst. Ich weiß, dass du Verantwortung übernehmen wirst. Ich weiß, dass du dich um mich kümmern wirst, zu mir stehen wirst.
Ich weiß, dass du einen Unterschied machst.
Glaubt mir, ihr lieben Männer, das wünscht sich jede Frau.
Wenn du diese beiden Grundbedürfnisse stillst – wenn deine Frau mitbekommt, dass du sie wirklich schön findest und du ihr die Sicherheit gibst, nach der sie sich sehnt – dann legst du das Fundament für eine leidenschaftliche, dauerhafte Ehe.
Sulamits Selbstbewusstsein und die gegenseitige Wertschätzung
2,1
Ich bin eine Narzisse von Scharon, eine Lilie aus den Tälern. Ich wünsche jeder Frau so viel Selbstvertrauen, sich hinzustellen und zu sagen: „Ich bin schön.“ Und das gehört sich auch so. Das ist nicht übertrieben, sondern ernst gemeint. Hier hat niemand ein Schönheitsideal, sie sagt einfach zu sich selbst: „Schau, ich denke, ich bin schön.“ Und sie ist schön geworden in einer Beziehung, die davon geprägt ist, dass ihr Mann sagt: „Du bist schön.“
Ich verspreche euch, wenn ihr Männer euren Frauen sagt, dass sie schön sind, werden sie aufblühen. Sie werden schöner. Das passiert ganz von allein. Und das liegt nicht am Make-up oder Ähnlichem, sondern daran, dass Schönheit von innen herausquillt. Schönheit ist eine Frage der Ausstrahlung. An dieser Stelle sind wir verantwortlich dafür, unseren Frauen das zu geben, was sie brauchen.
Salomo greift das auf: „Wie eine Lilie inmitten der Dornen, so ist meine Freundin inmitten der Töchter.“ Ja, du bist eine Außenseiterin, wenn es um Schönheitskonkurrenz geht. Aber in meinem Herzen bist du die Nummer eins. Du bist meine Schönheitskönigin. Keine Frau kann sich mit dir vergleichen. Sag das deiner Frau! Sag deiner Frau: Niemand kann sich mit dir vergleichen, du gefällst mir, du bist meine Frau.
Sie sagt: „Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter inmitten der Söhne.“ Das Bild vom Apfelbaum kennen wir schon. Er gibt ihr nicht nur Schutz, sondern der Apfel steht auch für Genuss. Der Apfel ist nicht nur Nährwert, sondern wenn man ihn verzehrt, schmeckt er, er ist frisch, er duftet. Du bist für mich wie ein Apfelbaum. Wenn ich bei dir bin, fühle ich mich sicher, und in deiner Nähe finde ich Genuss, Erquickung und Ermutigung.
Du bist kein Despot, der nur seinen Spaß haben will, du bist um mich besorgt. „Ich habe mich mit Wonne in seinen Schatten gesetzt, und seine Frucht ist meinem Gaumen süß.“ Damit ist nicht nur das Küssen gemeint, sondern mit der Frucht ist die ganze Art gemeint, wie der Apfelbaum ihr etwas gibt: die Art des Umgangs, sein Reden, sein Respekt, seine Wertschätzung, die kleinen Geschenke, die er ihr macht.
Dann der letzte Vers für heute, 2,4: „Er hat mich in das Haus des Weines geführt.“ Wein steht in der Bibel, vor allem im Hohen Lied, immer für Genuss. Wir werden das noch übernächstes Mal sehen, da ist es sehr deutlich. Das Haus des Weines ist ein Bild für einen Ort, an dem der Genuss überfließt. Sie sagt so viel wie: Wenn ich meine Ehe, wenn ich unsere Beziehung betrachte, dann ist das wie ein Ort, an dem gefeiert wird, wo Wein fließt, wo Entspannung ist, wo man vom Besten des Lebens genießt, schlemmt, wo man einfach den Kopf frei bekommt.
Man muss nicht mehr über das nachdenken, was draußen sonst noch ist, sondern kann eintauchen in pure Freude. Das ist Gottes Idealvorstellung von Ehe. Wenn ich das so lese, kann ich euch nur mit diesen Worten verabschieden und auf das nächste Mal vertrösten, indem ich sage: Lasst diese Idealvorstellung ein bisschen an euch heran! Sagt nicht so schnell: „Das sind halt diese emotionalen Orientalen, na ja, wir sind halt deutsch, Berlin, Spandau, ja danke schön, wir sind halt nicht so.“ Ich glaube, das ist falsch.
Ich glaube, dass Salomo und Sulamit uns tatsächlich eine Richtung vorgeben, einige Ideen zeigen, wohin es laufen kann. Sie zeigen uns eine Ehe, in der wir das eine oder andere an Ideen bekommen, wie in unserer Beziehung Leidenschaft wachsen kann. Natürlich stellt sich jetzt die Frage – und das ist die Aufgabe des Prologs: „Wow, die beiden, das möchte ich auch! Wie kriegt man denn so eine Beziehung? Was muss ich denn machen?“
Deshalb werden wir uns nächsten Sonntag mit dem nächsten Abschnitt beschäftigen. Er wird uns zeigen, wie die beiden die Zeit vor der Ehe verlebt haben und wie sie ein Fundament gelegt haben, auf dem solche Bewunderung und Leidenschaft gedeihen kann. Ich hoffe, ihr seid wieder dabei und lest vielleicht einfach mal bis nächste Woche die ersten vier, fünf Kapitel. Das wäre ganz schick.
Okay, dann bis nächsten Sonntag!
