Die Herausforderung religiöser Gewissheiten in der heutigen Zeit
Was treibt uns wirklich an? Wir leben heute und arbeiten hier in Deutschland sowie auf unterschiedliche Weise weltweit in einer Zeit, die von religiösem Fanatismus geprägt ist. Dieser Fanatismus ist oft mit Gewalt verbunden. In einer solchen Zeit sind alle religiösen Gewissheiten verdächtig. Das muss man sich klar machen.
Das betrifft uns als Christen, die wir sagen: Ja, Jesus ist der Retter für diese Welt, für jeden Menschen, und ohne ihn sind wir verloren. Das betrifft uns voll und ganz, denn jeder, der heute mit einer Botschaft auftritt und behauptet, dass diese die Wahrheit für alle sei, macht sich verdächtig. Es wird vermutet, dass eine solche Person bald auch Gewalt einsetzen könnte, um ihre Vorstellungen und Wünsche durchzusetzen.
Was hilft in einer solchen Zeit? Die Menschen erwarten von uns Christen, dass wir von der Botschaft Jesu Abstand nehmen. Sie erwarten von uns Toleranz und den Verzicht auf einen eigenen Wahrheitsanspruch. Gegen diese Kritik und die feindselige Atmosphäre, die wir spüren, helfen keine Argumente.
Dagegen hilft, davon bin ich überzeugt, nur eins: Die Liebe treibt uns. Diese Liebe, von der Paulus im zweiten Korintherbrief schreibt, die ihn drängt (2. Korinther 5), ist unser Antrieb.
Die Kraft der Feindesliebe als Antwort auf Intoleranz
Diese Liebe ist im Kern Feindesliebe, ja, sie ist tiefste Feindesliebe.
Liebet eure Feinde, sagt Jesus in der Bergpredigt. Liebet eure Feinde, segnet die, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen.
In einer Zeit, in der es so brisant zugeht, in der die inneren Auseinandersetzungen so gefährlich werden und in der jeder Wahrheit so widersprochen wird, helfen keine oberflächlichen Motive. Schon gar keine Argumente sind hier ausreichend.
Was wir brauchen, um in dieser Welt vorwärtszukommen, ist Feindesliebe. Eine Feindesliebe, die den anderen nicht nur toleriert. Toleranz ist das Mindestmaß, das wir brauchen.
Toleranz kann auch heißen: Du bist mir scheißegal. Deshalb kannst du denken, was du willst, und ich kümmere mich auch nicht um dich. Es gibt auch ein Klima der Gleichgültigkeit.
In dieser Zeit, in der wir leben, spüren wir ein gefährliches Paradox. Es gibt nichts Intoleranteres als das Dogma, dass es keine Wahrheit gibt. Dem muss man sich beugen, das wird erwartet. Doch das macht keinen Sinn.
Man müsste doch, wenn es schon nicht darum geht, den Glauben aufzugeben, zumindest das Hirn wegschmeißen. Denn jeder, der auch nur halbwegs denkt, kann begreifen, dass es nicht geht, dass die Rechnung nicht aufgeht, dass alles gleichgültig sei.
Und dass das das letzte absolute Dogma sein soll – dass es keine Wahrheit gibt, sondern immer nur das, was ich gerade für wahr halte – das kann keiner leben. Niemand lebt das, und niemand kann das durchhalten.
Nur diese These wird heute als das Dogma vorgestellt, dem sich alle beugen müssen.
Wenn wir Christen ganz locker sagen: Ihr spinnt, Jungs und Mädchen, das kann im Leben und Denken überhaupt nicht angehen, dann bekommen wir Druck. Macht euch darauf gefasst, dass das stärker werden wird.
Dagegen können wir nicht anstehen mit Besserwisserei oder fanatischem Dogmatismus. Jesus hat gesagt: Liebet eure Feinde, tut Gutes denen, die euch beleidigen und verfolgen.
Feindesliebe als praktische Haltung im Alltag
Er hat nicht gesagt, dass wir voller sympathischer Gefühle sein sollen, sondern dass wir etwas Gutes und Hilfreiches tun sollen – voll Respekt und mit Wohltat. Es geht nicht zuerst um das Gefühl, sondern darum, mit der Wohltat, die von Gott kommt, dem anderen Respekt zu bezeugen und ihm zu sagen: Gegen seine vielleicht bösartige Kritik bist du geliebt. Du bist von Gott geschaffen, er gibt dich nicht auf, er sehnt sich nach dir. Ihm dienen, ihm Hingabe, Dienst und Opfer bringen.
Die Liebe treibt uns, sagt Paulus, die Liebe drängt uns.
Weil mein Vater Wasserkraftturbinen gebaut hat, habe ich als Junge schon gelernt, wie das mit den Turbinen funktioniert. Das ist bei euch im Schwabenland ja gut zuhause, da drüben in Heidenheim bei der Firma Voit habe ich das am besten gelernt. Bei uns zuhause stand immer so ein kleines Modell, eine sogenannte Pelton-Turbinenschaufel, im Wohnzimmer. Die hatte mein Vater mal mitgebracht, als so ein kleines Gefäß.
Anhand dieses Modells hat er mir erklärt, wie das Wasser mit unerhörtem Druck durch eine Düse gepresst wird und dann genau auf diese Schaufel gezielt wird. Diese Düse, die das Wasser, den Wasserstrahl, zusammenpresst und nach vorne drückt, ist mir immer im Kopf, wenn ich dieses Wort von Paulus höre: Die Liebe drängt uns.
Denn im Griechischen steht dort das Wort „zusammenhalten“, wie bei einer Düse, die uns kontrolliert und in Form hält. Dort, wo uns die Emotionen durchgehen wollen, wo Bitterkeit, Hass und Vergeltung hochkommen, wo wir uns in unseren Herzen von den Gegnern erobern lassen und plötzlich mit der gleichen Münze und im gleichen Stil zurückzahlen wollen, da nimmt die Liebe des gekreuzigten Jesus uns in Kontrolle und sagt: Das ist die falsche Richtung.
Wir verplempern unser Leben nicht einfach irgendwo in unkontrollierten Emotionen, die aus dem Bauch kommen. Stattdessen haben wir eine Lebensrichtung: Zur Ehre Gottes möchten wir unser Leben opfern als ein Abglanz der Herrlichkeit und Barmherzigkeit Gottes. Wir wollen den Menschen dienen, die Jesus so verzweifelt nötig haben, weil sie sonst verloren sind in Zeit und Ewigkeit.
Die Düse hält das Wasser zusammen, verstärkt dadurch den Druck und die Geschwindigkeit nach vorne. So erhöht sie die Möglichkeit, dass das Turbinenrad angetrieben wird und Energie entsteht.
Wir brauchen in unserer Zeit, wenn wir vorwärtskommen wollen, die tiefe, gute Qualität der Feindesliebe Gottes – wir alle, die wir Jesus unser Leben verdanken.
Die Grundlage und Wirkung der göttlichen Feindesliebe
Wir leben von dieser Feindesliebe. Gott hat uns geliebt, obwohl wir seine Feinde waren. Er hat uns so sehr geliebt, dass er für uns gestorben ist. Er ist an unserer Feindesliebe gestorben und betet vom Kreuz herab für seine Feinde. Das ist das, wovon wir leben. Das ist unsere Nahrung: die Feindesliebe Gottes.
Deshalb sagt Jesus: Nichts anderes möchte ich, als dass ihr hingeht und eure Feinde liebt. Unsere Gesellschaft braucht das, Europa braucht das, die Welt braucht das. Sie platzt aus den Nähten und explodiert vor Hass und Vergeltung. Und wenn schon, wenn die Christen jetzt auch anfangen!
Daran zu zweifeln, ob Jesus das so gemeint haben könnte in der Bergpredigt mit der Feindesliebe, und ob das eigentlich überhaupt so geht im höheren Sinne, und ob man nicht doch mal wirklich draufhauen muss – warum sollen die Leute uns denn glauben, dass Jesus der einzige Retter ist, wenn wir ihm selber nicht glauben?
Daran wird sich entscheiden, ob in einer Welt, die stirbt am Hass, irgendwo eine Kraft lebt und wirksam wird in unserem Leben, die stärker ist als Hass und Gewalt. Es ist die Feindesliebe des Gekreuzigten, der seine Energie in der Auferstehung gewonnen hat und bis zum heutigen Tage derselbe ist.
Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, und niemand, niemand wird gegen ihn sprechen können. Alle Knie werden sich vor ihm beugen müssen, und aus allen Völkern werden sie ihn anbeten, wie jetzt schon vor seinem Thron in der Ewigkeit. Die Millionen sind, so werden sie zu Milliarden kommen und ihn ehren, den einzigen, der Himmel und Erde geschaffen hat und erhält.
Es gibt keine größere Würde, meine lieben Schwestern und Brüder, als diesem Jesus, dem Herrn aller Herren, zu dienen, das Leben für ihn zu opfern und für die Menschen, für die er sich verblutet hat. Diese Menschen sind ihm so wichtig und heute ratloser in unserer Welt als je zuvor.
Wir leben in einer Zeit, in der der Selbstbetrug der Menschen, des modernen Menschen, entlarvt worden ist und einen Offenbarungseid leisten muss, wie selten zuvor. Menschen sind getrieben in ihrer Angst, Suche nach Sicherheit und Anerkennung.
Die Feindesliebe des gekreuzigten Jesus ist die souveräne Kraft, die in dieser Welt etwas richten kann. Sie rettet Menschen in Zeit und in Ewigkeit.
Und wenn irgendwo in den Winkeln unserer Herzen die Sorge keimt und sagt: Wenn wir das leben, ja, dann werden wir doch unter die Räder kommen, dann lasst uns dieses Wort des alten Vaters, Kirchenvaters Tertullian hören: Das Blut der Zeugen ist der Same der Christen.
Ihn wollen wir jetzt anbeten. Herr, wir stehen vor dir. Ich danke dir für all die Schwestern und Brüder, die vorhin hier vorbeigegangen sind an diesem Mikrofon und jetzt in den nächsten Wochen und Monaten in die Welt gehen werden, an diesem und jenem Platz, um dich mit ihren Gaben zu ehren.
Dass wir in einer weltweiten Gemeinde, im einen Leib des Jesus Christus, dir und den Menschen dienen können.
Ich bitte dich, dass niemand von hier weggeht, ohne die innere Bereitschaft, dir mit Leib und Leben zur Verfügung zu stehen. Zeige uns, Herr, wo du uns haben willst, die Jungen und die Alten. Wo unser Platz ist.
Gib uns die Gaben, die wir brauchen, damit wir tun können, was du willst, dass wir tun sollen. Hilf uns, dass wir dir nicht im Wege stehen. Fülle uns neu mit der Kraft deiner Liebe in dieser Welt, die so arm geworden ist an Liebe. Erbarme dich über uns.
Wir preisen dich und freuen uns an dir, dass du der Retter bist. Dir wollen wir dienen und danken dir, dass du der Sieger bist und sein wirst. Wir warten auf dein Kommen. Maranatha!
Es segnet euch der allmächtige und barmherzige Gott. Jesus spricht: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. So geht im Frieden des Herrn. Amen.
Gebet und Sendung in der Nachfolge Jesu
Ihn wollen wir jetzt anbeten. Herr, wir stehen vor dir.
Ich danke dir für all die Schwestern und Brüder, die vorhin hier am Mikrofon vorbeigegangen sind und die in den nächsten Wochen und Monaten in die Welt hinausgehen werden. Sie werden an diesem und jenem Ort dich mit ihren Gaben ehren. Es ist wunderbar, dass wir als weltweite Gemeinde im einen Leib Jesu Christi dir und den Menschen dienen können.
Ich bitte dich, dass niemand von hier weggeht, ohne die innere Bereitschaft, dir mit Leib und Leben zur Verfügung zu stehen. Zeige uns, Herr, wo du uns haben willst – die Jungen und die Alten. Zeige uns, wo unser Platz ist.
Gib uns die Gaben, die wir brauchen, damit wir tun können, was du von uns verlangst. Hilf uns, dass wir dir nicht im Wege stehen. Fülle uns neu mit der Kraft deiner Liebe in dieser Welt, die so arm an Liebe geworden ist. Erbarme dich über uns.
Wir preisen dich und freuen uns an dir, weil du der Retter bist. Dir wollen wir dienen und danken dir, dass du der Sieger bist und sein wirst. Wir warten auf dein Kommen – Maranatha!
Es segnet euch der allmächtige und barmherzige Gott. Jesus spricht: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. So geht im Frieden des Herrn. Amen!