Einführung und biblische Grundlage für Zuversicht
Zum Vortrag von Winrichs Chefbuch lese ich uns aus Gottes Wort das erste Kapitel des Buches Josua, Josua 1.
Nachdem Mose, der Knecht des Herrn, gestorben war, sprach der Herr zu Josua, dem Sohn Nuns, Moses Diener: „Mein Knecht Mose ist gestorben. So mache dich nun auf und gehe über den Jordan, du und das ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, gegeben habe.
Jede Stätte, auf die eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe: von der Wüste bis zum Libanon und von dem großen Strom Euphrat bis an das große Meer gegen Sonnenuntergang. Das ganze Land der Hethiter soll euer Gebiet sein.
Es soll dir niemand widerstehen dein Leben lang. Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.
Sei getrost und unverzagt, denn du sollst diesem Volk das Land austeilen, das ich ihnen zum Erbe geben will, wie ich ihren Vätern geschworen habe.
Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, damit du es recht ausrichten kannst, wohin du auch gehst.
Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Mund kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, damit du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten.
Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tust.“
Josuas Anweisungen und das Bekenntnis des Volkes
Da gebot Joshua den Amtleuten des Volkes und sprach: Geht durch das Lager und gebietet dem Volk: Schafft euch Vorrat, denn nach drei Tagen werdet ihr hier über den Jordan gehen, um hineinzukommen und das Land einzunehmen, das euch der Herr, euer Gott, geben wird.
Und zu den Rubenitern, Gaditern und dem halben Stamm Manasse sprach Joshua: Denkt an das Wort, das euch Mose, der Knecht des Herrn, geboten hat. Der Herr, euer Gott, hat euch zur Ruhe gebracht und euch dieses Land gegeben. Eure Frauen, Kinder und euer Vieh sollt ihr im Land lassen, das euch Mose gegeben hat, diesseits des Jordans.
Ihr aber, so viele von euch streitbare Männer sind, sollt vor euren Brüdern gerüstet hinüberziehen und ihnen helfen, bis der Herr eure Brüder auch zur Ruhe bringt, wie er euch gebracht hat. Dann werden auch sie das Land einnehmen, das ihnen der Herr, euer Gott, geben wird.
Anschließend sollt ihr wieder zurückkehren in euer Land, das euch Mose, der Knecht des Herrn, zum Besitz gegeben hat, diesseits des Jordans gegen den Aufgang der Sonne.
Sie antworteten Joshua und sprachen: Alles, was du uns geboten hast, wollen wir tun, und wohin du uns hinsendest, da wollen wir hingehen. Wie wir Mose gehorsam gewesen sind, so wollen wir auch dir gehorsam sein. Nur möge der Herr, dein Gott, mit dir sein, wie er mit Mose war.
Wer deinem Mund ungehorsam ist und nicht gehorcht deinen Worten in allem, was du uns gebietest, der soll sterben. Sei nur getrost und unverzagt.
Gebet um Kraft und Gegenwart Gottes
Wir wollen beten.
Ja, lieber Vater, wir danken dir, dass du um die Schwachheit von uns Menschen weißt. Du gibst Josua einen Kampfauftrag und sagst ihm immer wieder: Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht, denn du weißt, wie wir sind.
Wir danken dir, dass du auch an diesem Tag zu uns reden willst und dass du auch uns zusprichst: Fürchtet euch nicht, seid getrost und unverzagt, denn der Herr ist eure Stärke.
Wir brauchen das immer wieder. Wir müssen uns immer wieder durch deinen Geist festmachen, in und an dir. Wir wollen auch auf dein Wort hören und dir gehorchen. Wir wollen das tun, was du sagst.
Nun danken wir dir für diesen besonderen Tag. Wir legen in dir hin, dass du gegenwärtig bist gemäß deiner Verheißung. Dafür danken wir dir, dass du wirkst, dass du redest, dass du stärkst, tröstest, aber auch korrigierst, wo es sein muss.
Du weißt, wir hören manchmal für den Nachbarn und für die, die gar nicht da sind, aber du willst zu uns reden.
Und nun schenk mir, schenk uns, dass wir das aufnehmen, was du für uns vorbereitet hast. Danke für das Stück Brot, das du uns heute vom Himmel brechen möchtest.
Lass diesen Tag nicht einfach so verstreichen, sondern gefüllt von dir, deiner Gnade, deinem Wort, deinem Geist.
Du sollst zum Zug kommen, du sollst in der Mitte sein. Dein Name soll geheiligt und erhöht werden. Der wunderbare Jesusname, der über allen Namen ist, soll gepriesen und verkündigt werden.
Gelobt seist du, Amen.
Herausforderungen und Hoffnungen im Alter
Es gibt unzählige Spottworte über das Alter. Der irische Schriftsteller Bernard Jean hat gesagt, dass das Alter gar nicht so schlecht sei. Man habe keine Zahnschmerzen mehr und müsse das ganze dumme Zeug nicht mehr hören, wenn es um einen herum gesprochen wird.
In unserer Gesellschaft ist es fast schon ein Versuch, die Beschwerden des Alters herunterzuspielen. Ich finde es bemerkenswert, dass man gar nicht mehr von Alten sprechen darf. Schon ab 55 Jahren spricht man von Senioren. Das Wort „Senioren“ klingt schon sehr höflich. Seniorenresidenz klingt fast wie ein Palais, in dem man wohnen kann. So wird alles kaschiert. Aber Sie alle wissen, wie schwer dieser Lebensabschnitt sein kann.
Wenn Sie jetzt erzählen würden, käme das alles ans Licht. Jeder von Ihnen trägt ganz schwere Lasten. Vielleicht am schlimmsten ist die Einsamkeit, wenn der liebste Mensch weggerissen wurde oder wenn die Ehe auseinandergegangen ist. Auch wenn die Kinder sich von den Eltern abwenden – davon hat schon Jesus gesprochen. Das geschieht auch in frommen Familien.
Die Krankheitsnöte sind ebenfalls eine große Belastung. Ich habe neulich in einer Buchbesprechung geschrieben, dass für viele im Leben tätige Menschen der Ruhestand die schlimmste Katastrophe ist, die passieren kann. Man hat sich angestrengt und gearbeitet, und plötzlich sagt man: „Man braucht dich nicht mehr, du wirst zum alten Eisen geworfen.“ Das müssen wir einmal sehen – so spricht die Welt.
Wir sprechen ganz anders, weil Gott zu uns spricht. Dann wird uns klar: Es ist nicht nur das Alter, sondern die Welt spricht über jeden Lebensabschnitt pessimistisch. Die alten Griechen, die erhabenen Philosophen, haben gesagt: Das Beste im Leben ist, wenn man gar nicht erst geboren wird. Die Welt, die keine Hoffnung hat.
Meine Frau hat so schreckliche Krankheiten erlebt. Sie war 1944 ein Wunderkind mit Diphtherie. Der Arzt sagte: „Typisch ein Wunderkind.“ Damals konnte man Diphtherie noch gar nicht behandeln. Tuberkulose und andere Krankheiten, die schon Kinder treffen können, waren weit verbreitet. Viele von Ihnen sagen: „Ich bin ein Wunder, dass ich überhaupt so alt geworden bin.“
Und was war das dann in der Schule? Die Rivalitäten im engsten Geschwisterkreis, die oft bis ins Alter andauern. Die Spannungen im Berufsleben, das Mobbing, bis man zur Geltung kommt. Eigentlich sitzen alle am falschen Platz.
Deshalb ist die Gemeinde ein wunderbarer Ort, an dem wir auch denen helfen, dass jeder zu seiner Ehre kommt. Das fehlt bei ganz vielen. Sie suchen jemanden, der ihnen freundlich begegnet, der sie liebt, der sie anerkennt.
Das ist ganz groß. In einem Bibelheim wurde ich neulich empfangen, und einer sagte: „Jetzt bist du auch schon über die Grenze hinaus.“ Ja, das steht ja in der Bibel: Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hochkommt, so sind es achtzig Jahre. Und das, was noch darüber hinausgeht, ist eine Gratisgabe – aber eine ganz unvergleichlich große Gabe, die uns der Herr schenkt.
Wenn wir es wirklich so vor dem Herrn sehen, dem wir gehören, der uns mit einem heiligen Ruf gerufen hat, dann ist das total anders als das, was die Welt sagt. Er hat uns schon in der Jugend gerufen. Was waren das für herrliche Tage: die ersten Schritte mit Jesus, die erste Bibel, die wir in der Hand hielten, die stille Zeit am Morgen, in den Schwierigkeiten unseres Lebens, wie wir Trost gefunden haben.
Und jetzt erst recht – auch in all den schwierigen Lebensjahren. Wir sind ja, meine Freunde, immer so Fans von diesen Liedern, die man nicht oft genug singen kann:
„Ach ja, wenn ich überlege, mit was Lieb und Gütigkeit
Du durch so viel Wunderwege mich geführt, die Lebenszeit,
So weiß ich kein Ziel zu finden, noch den Grund hier zu ergründen,
Tausend, tausend Mal sei dir, großer König, Dank dafür.“
Das Alter ist eine ganz große Zeit – nur aus einem Grund: Weil der lebendige Gott bei dir ist. Er übersieht keinen und sucht jeden. Es gibt keine Stunde in der Nacht, in der er nicht um deine Not weiß und dir nicht das Friedenswort sprechen will (Jesaja 46).
Er ist immer derselbe. „Ich will dich tragen bis ins Alter“ – das hat er versprochen. Das haben Sie erlebt, auch in Augenblicken, in denen Sie meinten, jetzt sei alles aus. Das ist das Wunderbare: Dass wir im Alter das den jungen Leuten verkünden können.
Es gibt überhaupt nichts so Großes: „Ich will heben, tragen und erretten, und ich bleibe derselbe.“
Die Kraft des Glaubens und die Bedeutung des Wortes Gottes
Und das Geheimnis unseres Lebens – das haben die Menschen dieser Welt nicht erkannt, und auch die medizinischen Wissenschaftler nicht –, ist, dass Jesus uns das Leben in Fülle schenkt. Darum ist es herrlich, auch im Alter zu leben.
Das ist doch wunderbar: Wir müssen nicht mehr für unser Einkommen sorgen, denn für uns wird gesorgt. Wir haben Freiheit, und wir dürfen diese Zeit nun auch für unseren Herrn nutzen. Das wollen wir auch aussprechen, weil wir um uns herum so viele glaubenslose Menschen haben. Das ist das wichtigste Zeugnis: Es gibt einen lebendigen Gott, der da ist und uns führt.
Die Angst, die im Alter kommt, kann uns dieser lebendige Gott nehmen, sodass wir getrost und unverzagt sein können. Ich erinnere mich noch, als ich ein kleines Kind war, da gab es im schwäbischen Pietismus immer das Sprüchlein: „Ich will nicht der Kinderlein Spott werden.“ Das ist die große Angst, im Alter geistig abzunehmen und zum Spott der Kinder zu werden.
Man kann viele Ängste haben: Wie wird das einmal sein? Muss ich ins Pflegeheim? Wenn Sie das überschauen wollen, ist das Unsinn. Das konnten Sie noch nie, auch als Kind nicht. Vor der Aufnahmeprüfung ins Gymnasium oder in anderen Lebenssituationen gab es oft Unsicherheiten.
Frauen wurden oft benachteiligt und durften nicht studieren. Es gab viele Nöte in ihrem Leben, in denen sie sagten: „Das war schwer für mich.“ Aber am Ende müssen sie sagen, wie wunderbar der Herr alles gemacht hat.
Im Siegerland gab es einen Bruder, der erzählte, wie er an einem eisigen Wintertag mit der Kutsche fahren musste. Das war sehr gefährlich, denn die Pferde rutschten auf dem Eis, und man sah die Abgründe neben der Straße. Sie sagten: „Wir haben es einfach so gemacht, dass wir uns in der Kutsche umgedreht hingesetzt haben.“ So konnten sie plötzlich die Gefahrenstellen sehen, die sie vorher nicht wahrgenommen hatten. Das muss man im Alter lernen.
Traugott Hahn, der Märtyrer im Baltikum, der so früh von den Bolschewisten hingerichtet wurde, hat den wertvollen Satz gesagt: „Gott hat schon die Umstände meines Sterbens geordnet.“ Sagen Sie zu Jesus: „Herr, Du musst handeln!“ Und ich bin überzeugt, dass Sie in der Ewigkeit nur danken und rühmen können, wie wunderbar der Herr uns auch durch den Jordan geführt hat – ins gelobte Land.
Wir wollen nicht dort stehen bleiben, wo die Ängste der Welt sind. Denn wir können unser Leben nicht erhalten, das kann auch die Medizin nicht. Vor ein paar Tagen war im Magazin „Fokus“ ein Titel, dass Ärzte bald den Krebs besiegen werden. So unbedacht reden Menschen, so verlogen – Fake News!
Die Krankheiten bleiben, und die richtigen Ärzte sagen: Wenn wir eine Krankheit besiegt haben, kommen drei neue dazu. Das ist ein Geheimnis dieser Welt, die unter dem Fluch Gottes steht. Auch Christen tragen viel von den Nöten dieser Welt mit. Aber wir dürfen erleben, wie der Herr uns wunderbar hindurchführt.
Diese Zeit dürfen wir in der Fülle erleben und genießen. Deshalb ist es immer wieder wichtig, dass wir dieses Wort hören.
Danke, lieber Rainer, dass du uns das alles hier vorgelesen hast. Dem Josua war bange, was kommen würde. Und das ist überall im Leben so: Man kann die Zukunft nicht überschauen.
Aber das ist so wichtig: Jesus Christus ist gestern, heute und derselbe in Ewigkeit. Wir dürfen uns ihm anvertrauen.
Kritik an modernen Trends und Ermutigung zum Vertrauen auf Jesus
Als wir kürzlich in Stuttgart waren, fuhren wir an einem kirchlichen Schaukasten vorbei. Dort war ein Plakat für eine Veranstaltung angekündigt. Die Kirche wird bei dieser Veranstaltung sicher überfüllt sein – so voll, wie sie es seit Jahrzehnten nicht mehr war.
Auf dem Plakat stand, dass Dunja Hayali sprechen wird. Ah, die kennt man aus dem Fernsehen, mit ihrem schwarzen Wuschelkopf. So muss man reden können – eine tolle Frau. Doch worüber spricht sie? Über Selbstvertrauen.
Ist die Kirche wirklich so weit, dass sie Dunja Hayali braucht, damit wir Selbstvertrauen haben? Dann müssen wir sagen: Entschuldigung, wir wissen es besser – ohne dich! Wo kämen Kraft und Mut mehr her? Keinen Schritt gehen wir ohne Jesus.
Mein Selbstvertrauen stammt nicht aus meinen Gaben oder meinem Inneren. Mein Selbstvertrauen habe ich, weil Jesus mich erwählt hat und weil er der gute Hirte ist. Es gibt doch gar nichts anderes.
Und das ist doch die Botschaft für die heutige Welt. Tüpfen Sie doch einfach auch an! Es ist doch das Elend der Christenheit, dass sie nicht mehr das eine weiß, was Josua gesagt hat: Du kannst ganz getrost und unverzagt sein, weil der Herr bei dir ist.
Es gibt überhaupt keinen Grund, nicht getrost, geborgen und in Frieden zu sein. Denn dieser Herr ist bei dir. Bei dir, auch wenn du ein Versager bist, ein sündiger Mensch, ein fehlbarer Mensch. Aber Gott hat sich an dich gebunden, weil er der erbarmende Gott ist. Er schließt niemanden aus von seiner großen Liebe und von der Fülle, die er geben will.
Erster Hauptpunkt: Sicherer Weg durch Gottes Gegenwart
Mein erster Punkt ist: Wir können unseren Weg sicher gehen. Wenn man im Alter das um sich herum sieht, ist es besonders schwierig, vor allem, wenn man in einem Heim lebt. Dort sieht man die Leiden der Patienten oft sehr deutlich. Schon die Gerüche sind so, dass man die Belastung spürt. Das legt sich auf die Seele.
Ich sage es noch einmal: Das ist nicht mehr nur ein Problem des Alters, sondern ein Problem des menschlichen Herzens. Joshua war sehr verzagt. Sie rannten am Jordan auf und ab und sagten, dort käme kein Mensch hinüber. Die Sportlichen unter ihnen meinten, das schaffen wir. Doch der Jordan war so reißend, dass kein guter Schwimmer ihn überqueren konnte. Es war Hochwasser.
Joshua hatte das Land als Kundschafter erkundet. Er wusste, dass es befestigte Städte gab, die sie nie erobern könnten. Das schien unmöglich. So ist es im Leben oft: Wir werden müde und verzagen. Das ist ein Kennzeichen unserer Zeit und der gottlosen Menschen um uns herum. Viele haben keinen Mut und keine Hoffnung mehr. Sie klammern sich an irgendwelche Zufälle.
Ich muss immer lachen, wenn ich als Stuttgarter höre, dass in einer großen Bundesbahnwerbung Stuttgart 21 als das Herz Europas bezeichnet wird. Da muss es um Europa schon schlecht stehen – noch schlimmer als um den Berliner Flughafen.
Die Hoffnung der Menschen und was sie tun können: Wir können doch gar nicht viel machen. Wir können alles – außer Schwäbisch, nein, außer Hochdeutsch. Das ist so schwer. Wir können unser Leben nicht wirklich lenken. Wir leiden, sind verzagt und mutlos. Das war so in der ganzen Wüstenwanderung des Volkes Israel.
Jetzt stehen sie am Fluss. Joshua hätte gern noch Mose bei sich gehabt, doch der war nur bis zum Nebo gekommen und dann weiter. Wissen Sie, dass es für junge Leute eine große Ermutigung ist, wenn sie Hoffnung von alten Menschen erfahren? Die junge Generation hat oft keine Hoffnung mehr. Sie hat viele Ängste und Not.
Noch einmal: Das ist eine Frucht des Glaubens, die wir haben dürfen, weil sie aus den Worten Gottes kommt. Gerade im Alter müssen wir am Wort Gottes dranbleiben. Wenn Sie ins Altenheim gehen, treffen Sie Menschen, die sagen: „Wir spielen halt Skat, wir haben keine Kraft mehr.“ Nein, bleibt am Wort Gottes! Da ist mehr Kraft drin als im Skat. Natürlich darf man gerne Skat spielen, aber die Kraft liegt im Wort Gottes.
Du brauchst dieses Wort Gottes, damit du es hörst. Dieses Wort hat Kraft, weil es in dein Herz eindringt. Es ist wunderbar, denn es überwindet die Ängste deines Herzens. Deine eigene Seelenkraft schafft das nicht. Das kann nur das Wort Gottes, das ein lebendiges Wort ist, das nicht leer zurückkommt. Der Geist Gottes wirkt in deinem Herzen. Das macht dich froh und unverzagt.
Das müssen Sie auch beim Krankenbesuch zusprechen. Machen Sie es kurz. Die Kranken müssen nicht erst schwitzen. Sagen Sie: „Ich will dir nur ein Wort Gottes bringen und mit dir beten.“ Dieses Wort Gottes, das hören Sie nach, war der Lichtpunkt.
Der Arzt kann keine Hoffnung geben. Das wäre vermessen. Aber Gott lässt dich nicht los. Er führt alles herrlich hinaus und ist bei dir in allem, was dich bewegt.
Glaube als sichere Bindung und Ermutigung für Jung und Alt
Ich bin ein Mensch, der in den Bergen gern Schwindel hat – Schwindelmayr. Ich bewundere immer wieder, wenn man das irgendwo im Film sieht, wie Bergsteiger diese steilen Wände hochklettern. Besonders beeindruckend sind die überhängenden Wände.
Mir hat mal ein Bergsteiger erzählt, dass das früher ein großes Problem war. Die Hanfseile, die damals verwendet wurden, waren nur gedreht, und bei Belastung sind sie oft gerissen. So kennen wir es vom Matterhorn oder der Eiger-Nordwand: Die ersten Pioniere sind abgestürzt, weil das Seil nicht gehalten hat.
Man sagt oft, Glauben sei ein Sprung ins Ungewisse. Das ist Quatsch. Es ist kein Sprung ins Ungewisse. Heute hat man die Nylonsseile beim Bergsteigen. Der Glaube ist vielmehr eine gewisse Zuversicht, weil er eine Bindung an Jesus bedeutet. Darum ist es ein ganz, ganz sicherer Weg. Keiner wird zu Schanden, keiner – auch nicht einer, der treu ist. Deshalb ist das so wichtig.
Man kann sich das auch nicht selbst einreden, denn die Ängstlichkeit sitzt im Herzen. Man braucht einen Menschen, eine Schwester oder einen Bruder, der einem zuspricht. Das gehört zum Glauben. Man kann es nur hören, wenn ein Zeuge einem zusagt: „Ich sage Amen dazu.“ Und dann darf man das im Glauben annehmen und davon leben. Dieses Wissen ist so wunderbar.
Wir müssen das auch den jungen Menschen sagen, denn gerade für sie ist das oft sehr schwer. Ich sehe das mit großer Sorge bei jungen Gemeindeleitern. Manchmal machen sie große Sprüche, wenn sie von einer großen Konferenz zurückkommen und sagen: „Wir müssen die Kirche jetzt erweitern und bekommen ab morgen Tausende von Menschen.“ Oh, in welche Abgründe werdet ihr stürzen?
So etwas steht nicht im Wort Gottes. Ihr verlasst euch auf Dinge, die euch der Herr nicht zugesagt hat. Der Herr ist bei den Kleinen und Geringen. Das passt auch für uns im Alter. An dem kleinen Platz, wo er mich hingestellt hat, soll ich treu sein. Das hat unser Herr Jesus gelebt. Er hat nicht einmal eine Reise ins Ausland gemacht, sondern nur dreißig Jahre hier gelebt.
Das ist so wichtig. Ich will mich beschränken. Der Herr offenbart sich in meiner Beschränkung. Die ganze Apostelgeschichte zeigt zwar große Aufbrüche, aber es waren immer kleine Dinge. Lydia mit ihrer Purpur-Boutique in Philippi, einzelne Menschen, deren Herz für das Reich Gottes schlägt – darin erleben wir die Größe des Herrn, wie er in der Missionsarbeit wirkt. Es sind immer kleine Dinge, aber der Herr ist da, und das wollen wir wissen.
Das wollen wir auch Ihnen sagen: Werdet nicht entmutigt. Wir Menschen leben oft von Entmutigung und Enttäuschung. Haben Sie auch schon mal geträumt: „Ich mache mal einen Doktor, dann mache ich etwas Großes, werde Generaldirektor und fahre einen Mercedes 600“? Junge Menschen träumen so.
Es ist so wunderbar, dass der Herr Jesus uns nicht das Große verspricht, sondern dass er uns sagt: „Du kannst dich meiner Hand anvertrauen.“ Das war auch in unserer Jugend schon so. Vor jeder Klassenarbeit im Gymnasium war es wunderbar für mich, alle meine Sorgen in die Hand des Herrn legen zu dürfen.
Wenn junge Leute fragen: „Wo kriege ich meinen Arbeitsplatz?“ dann sage ich: „Kommt, es ist ganz wunderbar, dass ihr in der Gemeinde noch so uralte Leute einladet.“ Meine Kirche hat mir gesagt: „Obwohl wir einen riesigen Pfarrmangel haben, mit 62 Jahren brauchen wir dich nicht mehr.“ Das war schwer. Aber dann hat Gott den Weg gebahnt.
Das müssen Sie wissen: Der Herr weiß, wo er dich braucht – auch mit einem angeschlagenen Leib. Herr Schrupp hat erzählt, als er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, hat er gehofft: „Hoffentlich kriege ich jetzt ein Zimmer, wo das zweite Bett leer bleibt.“ Doch dann wurde jemand reingeschoben, und er sagte: „Der Herr Jesus will, dass ich dem Nächsten bin.“
So kam es, dass er eines Tages sagte: „Du hast heute Abend noch nicht mit mir gebetet, du ganz gottloser Mann.“ Da hat der Herr ihm geschenkt und gesagt: „Wenn es bloß der Platz im Doppelzimmer ist, wo der Herr dich noch einmal braucht und wo du einem Menschen zum Segen wirst, dann kannst du dort sein.“
Herausforderungen des Alters und die Kraft der Gemeinschaft
Das Alter bringt viele schreckliche Überraschungen mit sich. Für uns im Alter sind es oft die Todesnachrichten, die uns besonders treffen, weil es Menschen sind, die wir kennen. Das bewegt uns sehr, wenn Menschen abgerufen werden, die uns fehlen. Auch die Besuche bei den Ärzten belasten, und die seelische Stimmung sinkt schnell. Dann fehlt einem oft der Mut.
Ich möchte Ihnen noch einmal sagen: Nur das Wort Gottes ist das, was Halt gibt. Ich will auch Mut machen, zu Seniorenbibelstunden einzuladen. Wir hatten eine dritte Bibelstunde, die Seniorenbibelstunde. Oft kamen nur sechs Personen, aber ich habe mich gefreut, dass eine Frau dabei war, die sonst nie in die Kirche kam. Sie war plötzlich ansprechbar im Alter und brachte sogar andere mit.
Ein Teilnehmer sagte, dass die Seniorenbibelstunde um drei Uhr nachmittags stattfindet. Zu dieser Zeit hat man meist Zeit, den Mittagsschlaf schon hinter sich. Ich sage: Wenn sie nur zu zweit sind und gemeinsam die Bibel lesen, ist das schon wertvoll. Ein junger Mann aus unserem Kreis hat das bei der Bundeswehr so gemacht. Er hat in Ludwigsburg in der Kaserne ein schwarzes Brett aufgehängt mit der Aufschrift: „Suche Christen zum Bibellesen.“
Schauen Sie doch in Ihrem Altenheim oder in Ihrer Gemeinde nach: Suchen Sie jemanden, mit dem Sie sich mittags treffen können. Tauschen Sie sich nicht über Probleme aus, sondern über das, was Sie im Wort Gottes an Stärken und Ermutigung finden, das uns aufrichtet. Darum ist das Wort Gottes so wichtig.
Das Wort Gottes wird nicht vergehen, auch wenn Himmel und Erde vergehen. Darin liegt die Kraft des Wortes Gottes. Diese Kraft ist mir so groß. In allen Jahrhunderten wurde die Bibel mit Füßen getreten. Man hat gesagt, sie gilt nicht mehr, sie sei unglaubwürdig und vieles mehr. Doch Gott hat uns die Bibel wortwörtlich so gegeben, wie sie in den ersten Jahrhunderten da war.
Diese Bibel zeigt ihre Kraft auch in ganz anderen Kulturen. Die Indianer leben ganz anders, die Japaner und überall die Eskimos. Überall ist das Bibelwort eine Kraft, die heute noch aktuell ist. Wir hatten vor ein paar Tagen eine christliche Versammlung, bei der das Thema war, wie man das Wort Gottes aktuell hält. Man muss es nur auslegen und aus dem eigenen Leben heraus leben.
Die Bedeutung des Wortes Gottes im Alter am Beispiel Hermann Menge
Und jetzt ganz interessant, wie Gott das gemacht hat: Ich habe auf einer Bahnreise die Beschreibung von Hermann Menge noch einmal gelesen. Er war der Herausgeber der Mengebibel. Hermann Menge war ein richtiger Protestant und Bildungsbürger. Mit 65 Jahren sagte er, er habe eigentlich noch nie einen Paulusbrief gelesen. Von der Neugeburt, von Nikodemus, der bei Jesus lebte, hatte er eigentlich keine Ahnung. Er war nur ein äußerlicher, formaler Christ, der ein bisschen über das bürgerliche Christentum hinausging.
Er ärgerte sich über eine Bibelübersetzung – ich möchte nicht sagen, welche – eine damals weitverbreitete Übersetzung. Er sagte, er wolle die Bibel wortwörtlich übersetzen. Mit fünfundsechzig Jahren begann er dann, die Bibel zu übersetzen. Das Wort Gottes redete mit ihm. Mit fünfundachtzig Jahren lag die Übersetzung immer noch auf seinem Schreibtisch. Damals erzählte er es dem Gauger von Licht und Leben, der sich mit anderen Bibelübersetzungen beschäftigte. Er sagte, er habe eine wortwörtliche Übersetzung gemacht und gab sie ihm. Die Mengebibel erreichte eine Auflage von hunderttausend Exemplaren.
Hermann Menge war zu diesem Zeitpunkt pensionierter Studiendirektor. Er sagte: „Erst im Alter habe ich durch die unaufhörliche Beschäftigung mit der Bibel die Heilsgedanken Gottes und die Gnade in Jesus Christus erfahren und begreifen gelernt.“ Zuvor hatte er von Sünde und Schuld nichts gewusst, von der Erlösung und dem Werk Jesu. Darum ist es so wunderbar, dass auch im Alter eine Zeit kommt, in der das Wort Gottes besonders wirkt.
Wie alt war Mose, als Gott ihn berief? Er war achtzig Jahre alt. Da begann erst die 40-jährige Wüstenwanderung. Der Ranke, der große Geschichtsschreiber, vollendete seine Weltgeschichte mit 85 Jahren. Hindenburg wurde mit 78 Jahren Reichspräsident und blieb es bis zu seinem 87. Lebensjahr. Gott kann solche Dinge schenken!
In der Bekenntnisbewegung kam gerade ein Pfarrer namens Richard Gläser ins Wort. Konrad Eisler hatte schon vor Jahren von ihm gesagt: „Dieser Jünger stirbt nicht, er ist schon hundert Jahre alt.“ Das ist der Herrlich, der auch immer bei Freizeiten dabei war – hier vielleicht nicht, aber anderswo. Humboldt vollendete seinen Kosmos im Humboldt Forum Berlin mit 90 Jahren. Tizian malte noch mit 98 Jahren gewaltige Bilder.
Was haben wir in der Kinderkirche für alte Leute gehabt? Wie haben sie die biblischen Geschichten verstanden? Jetzt müssen sie suchen, wo ihr Platz ist und wo Gott sie haben will. Es ist ganz verschieden: Manche haben keine körperliche Kraft mehr, aber geistige Kraft. Dann gibt es das Telefon, mit dem sie Verbindungen zu anderen aufnehmen können.
Wir haben einen Mann mit Hautkrebs, Hugo Honegger, der mit 65 Jahren nach Afrika geschickt wurde. Mit 75 kam er zurück. Als Architekt wirkte er dort in den Kirchen, beriet und half. Er brauchte nur einen breiten Hut gegen die afrikanische Sonne – und das war wichtig.
Wir haben uns immer gewundert, dass junge Leute aus gottlosen Familien bei Gemeindefreizeiten so gerne mit den Alten sprechen. Sie sagen: „Wir haben keine Alten in unserer Familie, mit denen wir über Glaubensdinge reden können.“ Deshalb gehen sie so gerne auf Gemeindefreizeiten und unterhalten sich mit den Älteren.
Schauen Sie Ihre Gemeinde an und sprechen Sie junge Leute an. Fragen Sie: „Wie geht es in der Jungschar? Ich möchte jetzt für dich beten.“ Gehen Sie als Seelsorger und liebender Helfer auf die jungen Leute zu.
Meine Oma, die Mutter Busch in Hülben, hat uns sehr geprägt. Sie hatte über vierzig Enkelkinder. Was war das für eine Liebe! Sie sprach nie von sich als Witwe. Sie hatte nur eine kleine Rente, aber sie gab Liebe. Und das ist das Allerwichtigste, was man geben kann.
Zweiter Hauptpunkt: Mut und Festigkeit trotz Herausforderungen
Jetzt der zweite Punkt: Was soll uns jetzt noch passieren können? Was soll uns noch widerfahren, wenn das Schlimmste eintritt – wenn die Glaubensbeziehung einschläft? Jesus erzählt im Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen, dass diejenigen ohne Öl dabei sind. Das bedeutet, dass wir schwach werden und es nicht mehr schaffen.
Ich finde das ganz wunderbar, auch eure Freizeiten, Bibelfreizeiten, die immer wieder hier abgehalten werden. Das war schon bei den Jesusjüngern ein wichtiger Punkt. Wir kennen das von Simon Petrus, der ein richtiger Heißsporn war, einer, der sich mit Dynamik und Leidenschaft eingesetzt hat. Doch Jesus sagt: Ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst. Das sind in unserem Leben reife Jahre.
Meine Frau weiß, wie lange es bei mir gebraucht hat, als mir die Gemeinde aus der Hand gerissen wurde. Da sind ganz tiefe Schmerzen. Doch dann war es wunderbar, denn Gott hat auf einmal neue Aufgaben gegeben. Es war für mich ganz arg schwer, als ich alle Missionsverbindungen abbrechen musste. Als Vater sagte: „Nö, 65, jetzt ist Schluss.“ Ich sagte: „Ich habe es doch nur ehrenamtlich gemacht.“ Dann darfst du noch ein paar Jahre länger machen. Aber es ist alles schwer.
Bleiben Sie nicht am Wundenlecken hängen. Der lebendige Gott hat Großes mit Ihnen vor und beruft Sie. Da steht man nicht unnütz am Markt, sondern man kann etwas tun. Und dann ist es wirklich so: Das sind nun mal die allererfülltesten Jahre. Das hätte ich nie in den kühnsten Träumen erwarten können, was Gott da hineingelegt hat.
Wir sind sehr viel bei Seniorenfreizeiten unterwegs. Sie sind zwar nicht mehr auf dem Schiff unterwegs, aber das ist so herrlich. Die Seniorenfreizeiten finden dreimal in Oberstdorf statt, immer mit zwei Bibelarbeiten. Das wollen die Senioren, und die sind alle schon ausgebucht. Es ist so wunderbar, dass der Herr einen gebraucht. Das hätte ich nie gedacht. Wir wollen den alten Mann auch hören. Und es ist so schön, dass der Herr andere Pläne hat, wenn er einem etwas wegnimmt.
In unserer Gesellschaft sind immer die Leistung und die Gaben das Wichtige. Aber das Wunderbare ist: Wenn ich schwach bin, bin ich stark. Das, was Jesus in schwache Leute hineinlegt, das Zeugnis der Alten, kommt bei den jungen Leuten ganz stark an. Und das ist so wunderbar, dass Sie das auch erleben dürfen, erst recht, wenn Krankheitsleiden da sind und wir in die Tiefen geführt werden. Denn die Welt kann das überhaupt nicht verstehen.
In der Welt gibt es keine Bewältigung des Leidens. Wir Christen sind in der Nachfolge Jesu auch auf den Leidensweg gestellt, ebenso wie die verfolgten Christen. Und da wollen wir sagen: Das sind alles Segenswege Gottes. Im Leiden erfahren wir erst, was der Herr uns geben will.
Jesus hat Petrus gefragt: „Hast du mich lieb?“ Hast du alles, was es braucht? Hast du mich lieb? Und dann wird das auf einmal wunderbar: Ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst. Aber es werden Segenstage sein.
Das will ich Ihnen sagen: In der Geschichte der Christen war das immer so. Die Leidenden haben Jesus am herrlichsten erlebt. Die verfolgte Gemeinde erlebt Jesus viel wunderbarer als wir. Das ist ein Geheimnis.
Ich habe Ihnen vorher von Traugott Hahn erzählt, der in jungen Jahren als baltischer Märtyrer gestorben ist. Dessen Mutter war jahrelang krank, die Lallahahn. Und der Vater, Vater Traugottan, war ein großer, bekannter Evangelist. Da kam ein Mann von der Straße her und sagte: „Ich habe gerade einen Krankenbesuch bei Ihrer Frau gemacht.“ Sie konnte kaum sprechen, aber was sie sagte, war mehr als hundert Predigten von Ihnen.
Wissen Sie, dass die Leidenden in Ihrer Gemeinde, wenn sie Besuche machen bei den gläubigen Schwerleidenden, jedes Mal gesegnet nach Hause gehen? Und da brauchen sie auch nicht viel, was sie Ihnen sagen. Was sie erfahren und wie die Wahrheit des Wortes Gottes in der Tiefe erlebt wird, das ist so wunderbar.
Josua und Kaleb als Vorbilder für Glauben und Mut
Joshua war einer der Kundschafter, die in der Wüste ausgesandt wurden und hinaufkamen. Die Kundschafter kehrten zurück und berichteten, dass das Land nicht zu erobern sei. Sie sagten, das Volk sei schwer gerüstet, und sie könnten es nicht schaffen.
Nur Joshua und Kaleb äußerten eine andere Meinung. Sie sagten: Das stimmt zwar, aber wenn der Herr uns gnädig ist – und jetzt stellt sich die Frage: Ist der Herr Ihnen gnädig?
Wir wissen, dass die Welt viel Satansisches enthält – sowohl im öffentlichen als auch im persönlichen Leben. Es gibt schreckliche Dinge, wie Menschen einander wehtun und Böses tun können. Aber wenn Gott Ihnen gnädig ist, dann wissen Sie das. Und das erfahren Sie nur durch den gekreuzigten Jesus, durch seine Gnade.
Die Gnade gilt Ihnen, verlorenem Menschen, weil Jesus für Sie gestorben ist. Wenn diese Gnade Ihnen gilt, dann ist das ein Segensweg, den Sie gehen. Es ist ein herrlicher Weg. Wie es heute so schön im Losungsbüchlein heißt: „Wenn mein Können, mein Vermögen nichts vermag, noch helfen kann, kommt mein Gott und hebt mir an, sein Vermögen beizulegen.“
Das ist das Geheimnis: Wenn wir am Ende sind, fängt Gott erst an. Oft geben wir ihm gar keinen Raum. Doch es ist wunderbar, das in Schwierigkeiten und Tiefen zu erleben, wenn wir am Leben verzagen.
Wir wissen: Jesus ist auferstanden und will in meinem Leben wirken. Den darf ich in mein Herz aufnehmen und erfahren. Wenn es auf meine Rechtschaffenheit, meine Qualität oder Leistung ankäme, wäre ich verloren.
Es kommt nicht darauf an, sondern nur auf die Gnade!
Als junge Leute haben wir natürlich auch gespottet, wenn Leute immer sagten, es sei alles Gnade, weil wir es nicht verstanden haben. Aber es ist Gnade. Wir haben lange gebraucht, bis wir es begriffen haben.
Im Leben ist alles Gnade: jedes Enkelkind, das geboren wird und gesund ist, jeder Tag, jede Mahlzeit, bei der wir bewegte Hände falten können, das erste Löffelchen Suppe nach der Operation, wenn es wieder besser geht.
Gott sei Lob und Dank! Der Herr ist da, lebt, und wir leben von seiner Gnade. Gott hat unser Leben auf Gnade gegründet. Darum ist auch die Zeit des Alters eine herrliche Zeit, in der er bei uns ist.
Dritter Hauptpunkt: Mut und Festigkeit als Lebensbilder
Wir sollen mutig und fest sein. Wir sind Lebensbilder und eine große Hilfe. Ein Buch, das wir geschrieben haben, ist leider nicht mehr aufgelegt und kaum noch erhältlich. Es war mit Freude und Ehre verbunden. Es handelt von Menschen, die durch die Tiefen der Welt gingen, durch Leiden. Wir sollten uns mehr damit befassen und darauf hören, was viele uns hinterlassen haben, auch vom Leidensweg. Es gab Menschen, die kühn und mutig waren, auch in ihrer Schwachheit. Sie durften ungeheuer viel für den Herrn wirken.
Zuerst beginne ich mit Kaleb. Die Geschichte finde ich so schön; sie steht mitten im Buch Josua. Kaleb war fünfundachtzig Jahre alt und sagte zu Josua: Vor fünfundvierzig Jahren hat Mose gesagt, ich soll das Bergland von Hebron erobern. Ich bin 85 Jahre, aber ich habe noch die Kraft wie damals. Dann eroberte er das Land für den Herrn, wie es der Herr versprochen hatte.
Ich habe mich gefreut, wie viele im Laufe ihres Lebens, auch ältere Menschen, im Reich Gottes viel gewirkt haben. Ich habe vorhin von den Alten gesprochen, jetzt rede ich von Menschen im Reich Gottes.
Dr. Otto Rieker begann sein Leben mit sechzig Jahren neu. Er hat ein Buch geschrieben, und dann begann erst die Erwägung in Adelshofen. Er sagte: Herr, ich will doch noch etwas wirken. Dort wurde die Bibelschule gegründet. Es waren die wilden Revolutionsjahre der Achtundsechziger.
Das Buch von Dr. Otto Rieker ist so wichtig. Er hat viel gewirkt und wurde zum Segen. Er sagte immer: „Ich bin ein alter Kindskopf geblieben.“ Er konnte die jungen Leute verstehen. In den Kirchen evangelisierte er und führte Diskussionen. Er sagte, er wolle mit den jungen Leuten reden. Die setzten sich auf die Kirchenbänke. Er sprach bis zu 18 oder 12 Stunden mit ihnen, und viele kamen so zum Glauben.
Er konnte jungen Leuten das Zeugnis für Jesus bringen, weil sein Herz kindlich war. Das war natürlich von ihm ein Witz, aber so sprach er. Er war ein tief gelehrter Mann, Theologe mit Doktorgrad, der mit jungen Leuten denken und Glauben weitergeben konnte. Das ist wunderbar, wenn man das hat.
Wir haben jetzt junge Leute aus Vöhringen. Einer von ihnen hat mir bei der Kurzbibelschule vom Christusbund ein Büchlein geschenkt: Thomas von Kempis, ein wichtiges Erbauungsbuch aus dem 14. Jahrhundert. Es wurde in über 90 Sprachen übersetzt und hat über 4.000 Auflagen. Dag Hammarskjöld hatte es im Kopf, als er im Kongo abgestürzt ist.
So ein Buch liest man einfach. Es lehrt: Bleibt demütig, bleibt in der Nachfolge Jesu. Es gibt es heute kaum noch neu. Früher gab es es noch in Lardingli im Druck. Es heißt, es ist schade. Gosner hat es noch einmal herausgegeben. Solche alten Schriften sind eine große Hilfe. Sie wurden uns von Menschen hinterlassen, die uns etwas mitgeben wollten.
Ich habe einmal John Stott gefragt, welche die besten Bücher aus England sind, die man mitnehmen sollte, und welche die besten Kommentare. Er sagte: Nur die Puritaner. Die Puritaner waren vor den Pietisten in England. Bunyans „Pilgerreise“ ist ein großartiges Buch für das Alter. Es erzählt, wie der Pilger durch den Sumpf der Verzagtheit will. Er strampelt wie verrückt und findet keinen Boden.
Dann kommt der Erklärer und erklärt ihm: In dem Sumpf sind ein paar Steine, die Verheißungen. Du musst auf die Verheißungen stehen, dann kannst du den Sumpf der Verzagtheit wagen. Der Pilger kommt dann durch den Markt der Eitelkeiten. Das sind alles Eitelkeiten. Solche Bücher sind auch für uns, nicht für Kinder. Sie helfen uns, das Leben neu zu begreifen.
Wenn der äußere Mensch zerfällt, wird der innere von Tag zu Tag erneuert.
Dr. Otto Rieker hat auch das Liederbuch „Jesu Name“ herausgegeben, zusammen mit Wolfgang Heiner. Dieses Liederbuch hatte einen riesigen Siegeslauf. Ein alter Mann und das Liederbuch bedeuteten damals sehr viel.
Es ist großartig, wenn wir das wieder entdecken. Wir sind auf einer Pilgerreise nach vor Jesus. Rieker hat recht: Das Schönste kommt noch. Auch das ist ein tolles Buch für das Alter.
Ter Stegen sagt uns, man müsse wie ein Pilger wandeln:
Frei, bloß und wahrlich leer,
viel Sammeln, Halten, Handeln
macht unseren Gang nur schwer.
Wer will, der trag sich tot,
wir reißen abgeschieden,
mit wenigem zufrieden,
wir brauchen's nur zur Not.
Das ist also die Verkleinerung, bis wir merken: Ich weiß noch, wir haben nachts nicht mehr geschlafen, weil wir uns auf drei Zimmer zurückgezogen haben. Heute sind wir so dankbar, was wir alles nicht mehr haben.
Für mich war es schwer, die Bücher, die ich nicht mitgebracht habe. Meine Frau hat es möglich gemacht, dass ich so viele Meter Bücher noch mitnehmen konnte. Aber wissen Sie: Wir reißen abgeschieden, mit wenigem zufrieden und brauchen es nur zur Not.
Darauf wollen wir es wagen. Es ist wohl wagenswert und gründlich, dem abzusagen, was aufhält und beschwert.
Welt, du bist uns zu klein. Wir gehen durch Jesu Leiden hin in die Ewigkeiten. Es soll nur Jesus sein.
Ich vergesse, was dahinten liegt, und strecke mich aus nach dem, was vorne liegt. Nicht immer zurückdenken, nur in Dankbarkeit, aber vorwärts denken. Jetzt geht es erst los.
Ich will das Ziel nicht versäumen. Die Krone will ich haben. Ich will das Höchste und das Beste haben.
Zeugnisse und Beispiele aus dem Leben
Ein ganz großer Helfer in meinem Leben war Doktor Paul Müller. Mit 28 Jahren war er ein sehr erfolgreicher Naturwissenschaftler. Unser Chemiebuch in den Gymnasien, das wir sehr schätzten, stammte von Doktor Paul Müller.
Mit 28 Jahren eröffnete ihm der Arzt, dass er an Multipler Sklerose leidet. Sie wissen, was das bedeutet. Von da an war er immer auf den Rollstuhl angewiesen. Wie viele junge Leute sind durch Paul Müller zum Glauben gekommen!
In seinen Schriften über Naturwissenschaft konnte er plötzlich auch davon sprechen, dass die herrliche Schöpfung Gottes ihre dunklen Seiten hat. Es gibt Bakterien und Viren, Tiere, die andere auffressen, und Vogelnester, die ausgeraubt werden – Themen, die junge Leute interessieren. Die Welt zeigt auf die Erlösung, die in Christus liegt.
Paul Müller wurde weit über achtzig Jahre alt. Bei einer der Hofhacker-Konferenzen haben wir ihn noch in der Liederhalle mit seinem Rollstuhl auf die Bühne gehoben. Er sagte: „Ich möchte nur den Kranken vier Dinge sagen.“
Da war es ja, das Wort Gottes soll da sein. Er hat ein Andachtsbuch geschrieben, das es auch heute noch gibt: „Unterleiter prägter Meister“. Es ist ganz wunderbar und im Paulus Verlag erschienen. Sie müssen solche Schriften suchen. Auch das Lied „Endlich bricht der heiße Tag“ stammt von ihm.
Paul Müller hat immer von Karl Friedrich Hartmann aus Württemberg erzählt, einem Mann, der sein Dekanatsamt im Gehorsam für Jesus aufgegeben hat. Was ist das alles? Es ist so groß, dass junge Leute heute neidisch auf die Alten blicken, weil sie sagen: „Die haben ja etwas, die haben ja etwas.“
Peter Hane erzählt gern, wie wir mit Blacky Fuchsberger zusammenkamen. Die Älteren kennen ihn noch, die Jungen vielleicht weniger. Blacky Fuchsberger war ein Filmstar. Immer wieder trafen wir uns, und er sagte zu Peter Hane: „Ich habe solche Angst vorm Sterben.“
Dann zeigte Blacky Fuchsberger auf den Herrn und sagte: „Schauen Sie sich mal Harry Valerian an, den Sportreporter.“ Darauf antwortete er: „Ja, der hat ja Jesus.“ Die Weltleute wissen genau, was es ist, was uns Hoffnung, Zukunft und Freude gibt.
Darum sind mir auch die Lieder so wertvoll. Ich finde es nicht gut, wenn man sagt, das sind alte Lieder, als ob alt gut sei. Die Bibel ist auch alt, und Zuflucht finden wir bei dem alten Gott und unter seinen ewigen Armen.
Ich habe große Vorbehalte gegenüber all dem Neuen, das heute kommt. Deshalb seien Sie mutig, alt zu sein. Wir haben in diesen Tagen viel von Paul Gerhardt gesprochen, und obwohl alle Teufel widerstehen wollen, wird Gott ohne Zweifel nicht zurückweichen. Was er sich vorgenommen hat und was er will, muss schließlich zu seinem Zweck und Ziel kommen.
Ja, noch mehr Satan, Welt und ihre Rotten – die erleben Sie auch im Alter. Sie können nichts mehr tun als spotten. Lass sie spotten, lass sie lachen! Gott, mein Heil, wird sie zu Schanden machen. Mein Herz springt vor Freude, und ich kann nicht traurig sein. Voller Freude singe ich, als wäre es lauter Sonnenschein.
Wie herrlich ist es, dass wir diese Hoffnung und diese Zukunft haben, diese Realität! Das einzig Sichere ist, dass alles andere vergeht – alles andere vergeht. In einem Nu, das haben wir in unserem Leben erlebt, wie schnell das geht. Aber das vergeht nicht. Das bleibt: das Reich Gottes, das der Herr in unseren Herzen anrichten will und an dem wir teilhaben dürfen.
Schlussgebet und Danksagung
Wir wollen noch beten.
Wir danken dir, lieber Herr, dass du uns dieses Geschenk schenkst. Du siehst tief in unser Herz hinein. Herr, verzeih uns unseren Unglauben, den Kleinglauben und die Zweifel. Das ist nicht recht.
Aber danke, dass wir dein Wort haben, das lebendig ist und auch heute zu uns spricht – in unsere Situation hinein. Wir sind gespannt, wen du uns jetzt in den Weg führst.
Denn wir dürfen mit wenigen Worten auf dich hinweisen und bezeugen, dass es in dieser Welt nichts gibt, was Trost und Freude schenkt. Aller Trost und alle Freude ruhen in dir, Herr Jesus Christus.
Danke, Amen.
