Eindrücke und das Bedürfnis nach Trost in der heutigen Zeit
Für mich war das heute ein ganz großes Erlebnis, als ich durch unser herrliches Land in die Pfalz fuhr. Es ist überwältigend, wie viele Menschen hier zur Glaubenskonferenz zusammenkommen. In diesem wunderbaren, endlich ausgebrochenen Sommer liegen die Städte da – die Fabriken Mensch. Wir leben in einem reichen Land!
Und dann habt ihr heute Mittag dieses Wort ausgewählt: „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott!“ Trost ist doch gar kein modernes Thema, auch nicht in der Gemeinde. Wir haben Aktionen, wir haben Pläne, wir wollen in der Welt etwas erreichen. Wir haben diakonische Dienste, wir wollen ganz viel machen, wir wollen schöne Gottesdienste veranstalten. Und Gott sagt: Heute Mittag sitzen lauter Leute hier in der Halle, Junge und Alte, die brauchen nur Trost.
Wir sind ja alle so tolle Leute, wir schaffen so viel in unserem Leben, wir bemühen uns, wir wollen etwas leisten, etwas fertigbringen. Und Gott sagt: Sie sind alle eingebrochen, sie haben das Ziel nicht erreicht. In deinem Leben ist das die große Not. Du willst Gott zur Ehre leben, und dann ist die Sünde wieder eingebrochen. Und da hast du dem Herrn Jesus Schande gemacht.
Es war ganz anders geplant. Du willst etwas Großes für Gott vollbringen – wollen ja, wollen habe ich wohl, aber vollbringen? Nein, da hapert es ganz tüchtig. Und Gott sagt: Weißt du, das sind alles meine Leute hier, die sich hier versammeln, mein Volk. Und mein Volk braucht Trost.
Die Bedeutung des Trostes in der Urgemeinde und heute
In der ersten Christenheit gab es Apostel, Evangelisten und Lehrer. Einer davon war ganz besonders: Joseph. Doch man gab ihm einen Spitznamen, der Barnabas lautete. Das bedeutet übersetzt „Sohn des Trostes“. Er war sozusagen die heimliche Stütze der Urchristengemeinde.
Barnabas hat viel bewirkt. Wenn Menschen versagten und Schande über sich brachten, kam Barnabas und heilte die Gemeinde. Heute, auf der Fahrt hierher, dachte ich daran, wie wir die Menschen in unserem Land sehen: laute, erfolgreiche Leute im Geschäft, die ihre Positionen innehaben. Gott sagt, jeder von ihnen braucht Trost.
Das wurde immer verspottet. Es waren ja die Marxisten, die sagten, die Christen wollten nur vertrösten. Doch wenn man ehrlich ist, können wir das gar nicht wirklich. Habt ihr schon einmal einer Mutter gegenübergestanden, die gerade ihr Kind verloren hat? Da kann man doch nicht einfach nur trösten.
Oder habt ihr schon einmal mit einem Menschen gesprochen, der im Leben gescheitert ist? Vor drei Tagen war ich mit meiner Frau eingeladen in einer Wohngruppe im Schwarzwald. Dort waren lauter harte Fälle, unter ihnen auch ein Doppelmörder. Zwei junge Leute erzählten, sie hätten täglich drei Flaschen Wodka getrunken. Ich sagte, ich ahne gar nicht, wie leer ihr Leben gewesen sein muss – und niemand hat unsere Not gesehen.
Wir versagen sehr, weil wir so schlechte Tröster sind. Die Sozialisten, die gesagt haben, sie wollten nicht trösten wie die Christen, haben sich verspottet. Sie haben uns auf eine Zukunft vertröstet – doch das haben sie selbst erlebt, zum Beispiel in China.
Wir hatten dort eine große Gruppe von zehn Dozenten an einer Universität in der Mandschurei, die über 15 Jahre sagten, im Sozialismus gebe es nur noch das Suchen nach Gottes Trost. Denn die ganzen Fragen der Menschen werden nicht beantwortet.
Es ist überwältigend, wie Millionen, Abermillionen Jesus gesucht haben. Denn er ist der Einzige, der Licht in ein trostloses Leben bringt.
Die Herausforderung des wirklichen Trostes
Das sind doch alles Sprüche. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich immer wieder in Kuba war, in diesen überfüllten Gemeinden. Wir haben uns gefragt: Wie ist das überhaupt in so einem sozialistischen Land? Was ist das Geheimnis dieser Menschen, dass sie so viel erreichen? Junge Leute füllen die Hausgemeinden, obwohl sie oft keine Registrierung haben. Sie kommen unregistriert, aber sie kommen trotzdem.
Ein Prediger sagte mir einmal: „Wir lassen niemanden ungetröstet sterben.“ Im Sozialismus haben die Menschen keinen Trost. Ich möchte dir das jetzt mitgeben, weil es im Wort Gottes steht. Die Klage Jeremias zeigt die große Not bei uns, die wir Mitarbeiter Gottes sind. Sie heilen den Schaden meines Volkes nur oberflächlich, nur so oben drauf. Aber in der Tiefe haben alle Menschen, auch die gottlosen Menschen deiner Umgebung, eine furchtbare Trostlosigkeit, weil sie den lebendigen Gott nicht kennen.
Es war Hiob in seinem schweren Leiden, der das erlebt hat. Das war schon schwer genug. Er hat alles verloren, seine Kinder haben Schreckliches erlebt, und alles wurde ihm geraubt. Das Allerschlimmste war nicht nur die körperliche Krankheit, sondern auch die Reaktion seiner Frau. Denkt mal: Die eigene Frau sagte zu ihm: „Du, hör doch auf mit deinem Christsein, das hat doch gar keinen Wert.“
Dann kamen seine Freunde, die ihn trösten wollten. Aber er sagte: „Ihr seid alle leidige Tröster, blöde Tröster. Ihr habt kein Wort, das ihr wirklich halten könnt.“
Der wahre Trost in Jesus Christus
Wie tröstet man richtig, indem man Menschen von Jesus erzählt? Es gibt überhaupt keinen Trost, der nicht auf Jesus hinweist. Alles andere bleibt oberflächlich.
Ich höre das oft in christlichen Gemeinden, wenn gesagt wird, dass man in der schlimmsten Trauer nur angeströßt wird. Man drückt wortlos die Hand, aber das ist eine Kapitulation, ein Eingeständnis: „Ich weiß nichts mehr.“
Da begegnete ich einer Frau, die in der Gegend von Heilbronn wohnte. Freunde hatten mich auf sie aufmerksam gemacht. Sie war ungläubig, weil etwas ganz Schreckliches passiert war: Ihr siebenjähriger Sohn wollte am Nachmittag kurz zum Bücherbus gehen und ein Buch ausleihen. Er rannte über die Straße, und ein Kieslaster fuhr das Kind tot.
Die Mutter fragte in ihrer großen Not: „Gibt es denn überhaupt Trost?“ Und dann offenbarte Jesus sich durch sein Wort, so wie er es immer tut. Sie wurde eine so getröstete Frau, dass sie den Mut hatte, bei uns in der Gemeinde am Totensonntag hinzustehen und ihre Geschichte zu erzählen.
Sie sagte, sie habe sich zur Gewohnheit gemacht, nachdem sie Jesus und seinen wunderbaren Trost gefunden hatte, anderen von der Hoffnung zu erzählen, die die Welt überhaupt nicht kennt – einer Hoffnung, die weit über den Tod hinausgeht.
Wenn sie auf den Friedhof geht, sieht sie oft Leute an den Gräbern stehen. Dann geht sie ganz vorsichtig zu ihnen hin und fragt: „Darf ich Ihnen etwas sagen? Ich habe Schreckliches erlebt, aber ich habe Jesus gefunden.“
Sie berichtet, dass niemand sie weggestoßen hat, nicht einmal ganz gottferne Leute. Bis heute tröstet sie viele Menschen, die keine Hoffnung haben.
Besonders junge Leute, die den falschen Idealen nachlaufen und sich betrinken, weil sie keine Hoffnung sehen. Sie sagt ihnen: „Mit Jesus wird das Leben neu – so war es doch bei euch!“
Denn ohne Jesus hat alles keinen Wert, keinen echten Trost gibt es.
Trost inmitten von Krieg und Leid
Auf dem Höhepunkt des Balkankrieges war die Lage furchtbar, als NATO-Flugzeuge in Europa bombardierten und Brücken zerstörten. Ich kenne einen Piloten, der darüber verrückt geworden ist. Er ist Deutscher, ein junger Mann, der in so einem Bombenflugzeug saß.
In Belgrad waren viele serbische Frauen, obwohl man bei uns mit den Serben, mit Milosevic und den ganzen Kriegstreibern, nichts mehr zu tun haben wollte. Dort gab es 600 Flüchtlinge in Belgrad. Diese Frauen, Christen, sagten: „Wir müssen etwas tun, wir können doch nicht einfach nichts tun, wir haben doch nichts.“ Dann haben sie gebetet.
Kurz darauf kamen Container aus England und Australien. Dann kamen Helfer, die eine Aktion namens „Lebensbrot“ durchführten. Ich habe eine solche Verteilung erlebt. In einer Kirche saßen all diese geschlagenen Menschen, die nicht mehr in ihre Wohnungen zurückkehren konnten – Flüchtlinge in Europa.
Dann hat eine Frau evangelisiert. So etwas habe ich noch nie gehört: so schlicht, ohne viele Worte. Sie sagte zu diesen Menschen: „So schwer wie ihr hat es niemand.“ Das ist wichtig, dass man den Leuten sagt, wie furchtbar das ist, was sie durchmachen. „Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der euch trösten kann. Euch ist Unrecht widerfahren, ihr seid die Opfer.“
Dann sagte sie: „Aber Jesus! Der versteht eure große Not.“ Sie erklärte weiter: „Wisst ihr, wir Prediger können das ja gar nicht. Ihr könnt das viel besser, ihr steht mitten im Leben. Wenn ihr das so schlicht sagt, ohne großes Pathos, dann lebt und bezeugt ihr es.“ Und sie forderte sie zum Glauben an Jesus auf.
Anschließend sagte sie: „Und jetzt nehmen wir den Vorhang weg.“ Da waren lauter Pakete als Zeichen, dass sie die Menschen liebhaben. Das war das Zweite, das Materielle.
Aber das Erste war: Nur Jesus kann dich verstehen, nur Jesus kann das Tragen in deinem Leben ermöglichen.
Begegnungen mit Trauer und Trost im Alltag
Ich war neulich zu Diensten unterwegs im Coburger Raum, in den Hassbergen, und habe dort übernachtet. Meine Frau hatte ein Frauenfrühstück, während ich einen Männerabend organisiert hatte.
Am Abend wollten wir noch auf den Friedhof gehen. Dort steht ein großes Kreuz, das so wunderbar in die Berge eingebettet ist. Als wir in der Abenddämmerung hinaus in das Land kamen, sahen wir zwei Personen – einen Mann und eine Frau –, die sich um ein Grab kümmerten.
Plötzlich hatte ich den Mut, sie anzusprechen: „Haben Sie Trauer?“ Die Frau setzte sich daraufhin auf den Boden und erzählte: „Vor 14 Tagen starb unsere 19-jährige Tochter. Abends legten wir sie ins Bett, morgens war sie tot.“ Sie hatte einen Tumor, der erst nachträglich festgestellt wurde. Niemand wusste davon.
Ich fragte, ob ich mit ihnen beten dürfe. Wisst ihr, ihr ahnt gar nicht, wie trostlos diese Welt ist. Früher gab es schon Lieder, die das ausdrückten, zum Beispiel: „Trostlos und leer ist ohne dich die Welt.“ Und selbst wenn ihr so viel Geld habt wie die Vorstände von VW oder Daimler-Benz, die ein Monatseinkommen beziehungsweise ein Jahreseinkommen von 15 Millionen haben, seid ihr dennoch arm, wenn ihr keinen ewigen Trost habt, wie es im 2. Thessalonicher 2,16-17 heißt.
Was ist unser kurzes Leben? Ich weiß es, denn ich war selbst jung – 15 oder 16 Jahre alt. Junge Leute leiden ganz schrecklich unter der Macht der Sünde in ihrem Leben. Sie wollen kämpfen und ringen, doch oft erliegen sie ihr. Sie wissen vom Sieg Jesu, aber ich habe oft in Gottesdiensten gesessen und mich gefragt: Warum kommt da kein Trost?
Das Einzige, was bleibt, ist die Gewissheit, dass Jesus für mich gestorben ist und meine Schuld bezahlt hat.
Die Zusage der Vergebung und der Trost Gottes
Das ist ja die Begründung in diesem Abschnitt Jesaja 40: Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist, denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des Herrn für alle ihre Sünden.
Ja, ich kann es nicht fertigbringen, aber der Herr Jesus bringt es in meinem Glaubensleben fertig. Er ist der Anfänger und der Vollender meines Glaubens. Und ich brauche bis zu meiner Todesstunde das herrliche, trostreiche Evangelium: Jesus Christus ist am Kreuz für mich gestorben. Das ist so herrlich!
1939 hat der Leiter der Berliner Stadtmission, ein großes Missionswerk, Hans Dannenbaum, eine große, wunderbare Predigt gehalten. Von den Büchlein, die er noch findet, sind alle super. Er lebte im Garten und schrieb über dieses Wort ein Büchlein mit dem Titel Tröstet, tröstet mein Volk. Kaum war es erschienen, da hat die Gestapo dieses Buch verbieten lassen.
Wir sind doch im Siegen, der Krieg hat begonnen und jetzt wird doch gesiegt, wir brauchen doch keinen Trost, haben die Nazis gesagt. Die wenigen Exemplare gingen dann von Hand zu Hand in unserer Welt. Draußen spotteten sie nur über Trost, aber heimlich braucht doch jeder Mensch diesen Trost.
Ein Neffe von mir war in seiner Schule in Schorndorf. Dort hat sein Freund Ralf, mit 14 Jahren, ihm gesagt: „Du, ich habe immer so Angst vor dem Tod, ich kann oft nachts nicht schlafen.“ Mein Neffe war ganz verdattert. Was sollte er denn sagen? Es fiel ihm nichts anderes ein, als ihm zu sagen: „Aber Jesus hat doch die Macht des Todes besiegt.“
Und der Ralf Altenberger sagte: „Das war es.“ Er wurde ein großer Ingenieur in München. In jungen Jahren verunglückte er mit seinem Porsche tödlich. Ein Mann der Welt, aber er hat Jesus gefunden, den Trost seines Lebens, weil ein Schüler im Schulhof das gesagt hat.
Das Scheitern im Leben und die Kraft Gottes in der Schwäche
Und Sie wissen doch, wie es heute in unserer Welt ist, die so stolz behauptet: „Ich kann ohne Gott leben, ich bewältige das alles.“ Arme Leute, die keinen Trost finden vor dem Scheitern ihres Lebens und vor dem, was sie nicht vollbringen können.
Wir Christen sind ja auch Menschen des Scheiterns. Ich habe mich gerade noch gefreut und hätte nicht geahnt, dass er dieses Lied singt. Aber für mich ist das eine ganz wichtige Aussage.
Das kommt ja auch bei den großen Vätern des Glaubens vor, bei Abraham und bei Mose. Sie wollten alle für Gott etwas Großes tun, haben aber erlebt, wie sie eingebrochen sind. Das gehört zum Leben von Christen dazu, bis man eines Tages merkt, dass sie nicht gebrochen sind.
El-Schaddai, der Gott, der genügen bringt und es zu Ende führt, zeigt sich bei einem Mose, der sagt: „Ich kann doch auch nicht das Volk durch die Wüste führen.“ Du bist für Gott brauchbar, wenn du weißt, dass er dich tröstet. Mose sagt: „Ich will es tun, aber ohne mich können wir gar nichts tun.“
Und das ist so wichtig: dass wir trösten und Evangeliumsboten sind in all den Ausweglosigkeiten unseres Lebens. Gott muss uns eine Zunge geben, damit wir reden können, so wie die Jünger. Damit wir wissen, mit den Müden zu reden, den Rechten Trost zu spenden und die Traurigkeit zu überwinden. Die Traurigkeit muss ein Ende haben.
Der Kampf gegen den Teufel und die Zusage des Sieges durch Jesus
Wisst ihr, es ist für uns sehr schwer zu begreifen, dass der Teufel eine so grausame Realität ist. Darüber müssen wir immer wieder sprechen. Auch im Leben von Christen gibt es keine Gemeinde, in der der Teufel nicht wirkt. Es gibt keine Gemeinde, in der er keinen Streit verursacht oder Menschen nicht vom Glauben wegzieht. Das ist furchtbar!
Wir erleben das in unserer Welt auf Schritt und Tritt. Dennoch wissen wir, dass der Teufel eine große Macht hat. Aber wir wissen auch, dass Jesus der Einzige ist, der dem Teufel Paroli bieten kann. Beim Kampf in der Wüste wich der Teufel von Jesus eine Zeit lang. Deshalb ist Jesus der Sieger und der Überwinder.
Das wollen wir allen sagen: Du darfst Jesus vertrauen, er wird dich trösten.
Die Zusage der Vergebung und der Auftrag zum Trost
Darf ich noch einmal unterbrechen? Heute Mittag, als wir hier zusammen waren, hat Gott mir den Auftrag gegeben, Sie zu trösten. Ich darf Ihnen die Vergebung all Ihrer Schuld zusprechen – im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Alles, was Sie bereuen, alles, was in Leid ist, Ihre Sorgen und Ihre Nöte – Jesus muss es richten. Legen Sie es auf ihn. Fahren Sie fröhlich nach Hause und sagen: „Der Herr weiß, was ich brauche.“ Die Not um die Enkel, die einen bösen Weg gehen – der Herr weiß es doch. Und er wird daraus einen Triumph machen. Er wird es tun.
Das ist der größte Trost, den wir haben, auch in Ihrem Leben. Es gibt überhaupt nichts, was er nicht vergeben will.
Ich war so erfüllt mit meiner Frau, als wir in dieser Wohngruppe waren – mit diesen jungen Männern, die im Leben gescheitert waren und furchtbare Dinge vollbracht hatten. Sie sagten: „Wir haben zum ersten Mal entdeckt, was unser Leben neu macht.“ Abends hatten wir einen Evangelisationsvortrag, und sie waren so mit Feuer dabei.
Wenn nur Jesus verkündigt wird, ist das der Trost für gescheiterte Menschen, für Menschen, die mit ihrem Leben nicht mehr fertig werden.
Die Geschichte Israels als Spiegel unserer Schwächen und Gottes Gnade
Und das war ja bei Israel so schlimm. Ach, was hat das Volk Israel, lest mal das Alte Testament, immer wieder Gottes Liebe mit Füßen getreten. Sie waren ungehorsam und treulos.
Die Geschichte der Christen ist ja nicht besser. Wenn Gott schon das Volk Israel so hart gerichtet hat, was muss er erst uns richten für unsere Untreue? Und dann sagt Gott: „Du Elende, über die alle Wetter gehen, mein Volk, das keinen Trost mehr findet.“ Über diese ganze Not ist es die Schuld Israels, des Volkes Gottes. Es sollen wohl Berge weichen und Hügel entfallen.
Aber: „Meine Gnade soll nicht von dir weichen, der Bund meines Friedens kann nicht hinfallen.“ Das ist der Triumph meines Glaubenslebens in der Jesusnachfolge, dass Jesu Gnade siegt mit mir und mit aller meiner Schwachheit.
Selbst der Apostel Paulus war ja ein toller Mann, der von seinem Leben sagen konnte: „Ich bin im Gesetz Gottes unsträflich gewesen.“ Keiner von euch kann das sagen, keiner von uns kann dem Saulus das Wasser reichen. Aber als Gott ihn zum Paulus gemacht hat – Paulus heißt ja „der Kleine“, „der Mini“ – da war er nicht mehr der Stolze. Er hat auf einmal erkannt: „Wollen habe ich, aber vollbringen schaffe ich nichts.“
Und er hat gelitten an der Schwäche, auch an den Krankheitsnöten seines Lebens, an der Begrenzung, und hat es gesagt: „Aber seine Kraft vollendet sich in meiner Schwäche.“ Und er rühmt sich am liebsten, nicht mit dem, was er gemacht hat, sondern mit seiner Schwäche, weil Gottes Kraft sich in seiner Schwäche vollendet.
Weißt du, dass Jesus dich wegen deiner Schwäche berufen hat, weil er alle Macht in deinem Leben haben will? Und das ist das wunderbarste Geheimnis des Trostes Gottes, Herr Präsident!
Der Heilige Geist als Tröster und Beistand
Es ist sehr schön, dass Jesus gesagt hat, es sei gut, dass er sichtbar nicht mehr in unserer Welt ist. Viele finden es schade, dass man Jesus nicht mehr anfassen kann, wie damals, als er auf Erden wandelte. Doch Jesus sagte, es kommt noch viel besser.
Er schickt einen Ersatz für seine leibliche Nähe, und das ist der Heilige Geist. Er trägt den Namen „der Tröster“. In diesem Wort steckt viel: Mitanwalt, Stellvertreter für uns und Fürbitter beim Vater. Vor allem aber ist der Tröster derjenige, der dir die Glaubensfreude vermittelt und dich im Glauben gewiss macht – ganz gewiss.
Hast du diese Gewissheit? Es kann nur der Geist Gottes sein, der dich im Glauben gewiss macht. Du kannst nicht durch Denken und Grübeln glauben. Der Heilige Geist ist eine Gabe, die dich gewiss macht. Er zeigt dir auch deine Sünde auf und deckt sie auf. Das ist ebenfalls ein Werk des Heiligen Geistes. Lies darüber in Johannes 16.
Der Heilige Geist macht Jesus groß bis in deine Todesstunde hinein, sodass du fröhlich sagen kannst: „Herr Jesus, dir lebe ich, dir leide ich, dir sterbe ich. Ich bin tot und lebendig in dir. Mach mich, oh Jesus, ewig selig.“
Das ist ganz wunderbar. Die Traurigkeit deines Lebens muss zu Ende kommen. Du musst wissen: Es ist alles bezahlt, alles ist gut, der Herr hat alles recht gemacht. Ganz wunderbar.
Trost in der Geschichte von König Hiskia und persönlicher Erfahrung
Ein Kapitel vor Jesaja 40 steht die Geschichte von König Hiskia. Er wurde krank, und der Arzt stellte fest, dass er sterben müsse. Hiskia war verzweifelt. Er wusste nicht mehr weiter, wandte sich zur Wand und dachte, alles sei aus.
Doch Gott tat ein Wunder und schenkte ihm noch einmal zehn Jahre Leben. Danach betete Hiskia einen wunderbaren Psalm: „Siehe, um Trost war mir sehr bange; du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe.“
Ich war neulich in einer schweren Depression, voller Traurigkeit und schwieriger Situationen. Nachts konnte ich nicht schlafen. Dann kam dieses Wort, das der Herr mir schenkte. Ich ging an meinen Stehpult, schrieb es vorne in meine Bibel: „Um Trost war mir sehr bange, du hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe, denn du wirst alle meine Sünden hinter dich zurücklegen.“
Trost liegt im wunderbaren Wirken Jesu. Er tilgt die Schuld und das Versäumnis deines Lebens.
Trost in schweren Zeiten und der Wert des Glaubensliedes
In den schrecklichen Fliegerangriffen verlor Pfarrer Heilbronn seine Frau, alle seine Söhne sowie seine Mutter und Schwester. In den folgenden Tagen versuchte er, überhaupt wieder einen Halt zu finden. Niemand konnte ihn trösten, sagte er damals.
Dann war es ein Wort, das er überlesen hatte: Psalm 39, Vers 8. "Wessen soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich!" Wir haben einen lebendigen Heiland fürs Leben und fürs Sterben, und das ist der große Trost.
Ich bedaure immer, dass die großen Hymnen des Glaubens, die sich über Jahrhunderte bewährt haben und durch Generationen weitergegeben wurden, heute kaum noch gesungen werden. Diese Lieder erzählen eine ganze Geschichte. Wir kennen unseren Paul Gerhardt, der viel erlebt hat: das Sterben seiner Kinder, den Tod seiner Frau nach dreizehn Jahren Ehe und den Dreißigjährigen Krieg, die schlimmste Katastrophe, die Deutschland in zweitausend Jahren erlebt hat.
Der Dreißigjährige Krieg war das Allerschlimmste und sogar schlimmer als der Zweite Weltkrieg. In seinen Liedern sprach Paul Gerhardt von dieser Welt mit ihren tausend Plagen und der großen Jammerlast, die kein Mund ausdrücken kann. Niemand kann sagen, was alles in dieser Welt ist.
Er sagte: "In der Welt ist alles nichtig." Das ist ein Adventslied. Nichts ist, das nicht kraftlos wäre. Habe ich Hoheit, die ist flüchtig. Habe ich Reichtum, was ist mehr als ein Stücklein armer Erd?
Und dann dieser Vers: "Aller Trost und alle Freude ruht in dir, Herr Jesus Christ." Sagen Sie Menschen in der Traurigkeit das Wort von Jesus – ganz schlicht, ohne Umschweife. Und Sie werden wunderbare Dinge erleben.
Zeugnisse von Glauben und Trost in der Gemeinde
Wir waren bei der Bibelfreizeit in Oberstdorf. Dort war eine Frau dabei. Ich frage dann immer, wie sie zum Glauben gekommen ist. Sie erzählte, dass sie zunächst nur ein bisschen mitgeschwommen sei. In Elatt sei eine jesusgläubige Jüdin auf sie zugekommen und habe ihr von Jesus erzählt. Daraufhin habe sie sich fest an diesen Glauben geklammert.
Was für Wege Gott doch geht! Du bist ein Bote Jesu in einer trostlosen Welt. Paul Gerhardt konnte deshalb sagen: „Ist Gott für mich, so drehte gleich alles wieder. Was auch kommen mag, mein Herz geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein, es ist voller Freude und Singen.“
Sie sieht lauter Sonnenschein. Die Sonne, die ihr lacht, ist ihr Herr Jesus Christus!
Neulich waren wir bei den Bibeltagen in Zavelstein. Dort war ein schwer kranker Mann dabei, krebskrank. Manche von euch kennen ihn vielleicht aus dem Siegerland: Helmut Müller, der so schöne Lieder gemacht hat und die Käthe-Walter-Verse in Lieder gedichtet hat – ein Sänger Gottes der Freude.
Auch wir haben immer wieder gehofft, dass die schwere Krankheit von ihm vorübergeht. Er hatte einen ganz schweren, aggressiven Krebs. Zuerst war es nur ein harmloser Eingriff, doch dann wurde alles festgestellt.
Der Arzt sagte: „Sie haben einen ganz, ganz schlimmen, aggressiven Krebs.“ Als gläubiger Mann war er völlig zerstört.
In der grausamen Dunkelheit, die wie ein Lichtschein war, verstand er nur noch das Wort aus Psalm 18: „Schreckliche Stunden und Tage unter des Todes Banden und den Schrecken der Fluten des Verderbens.“ Auch wir gläubigen Menschen spüren dieses schreckliche Zerbrechen unseres Lebens.
Dann sagt er: „Gott hat die Wunde geheilt.“ Er hat seine Stimme erhört. Nicht die Krankheit wich von ihm, und nicht die Krankheit veränderte sich, sondern der Heiland war da und hat ihn verändert.
Dann hat er das vertont: „Ich bin getrost, wo auch mein Weg führt hin, weil ich in Jesu Hand geborgen bin.“
Die Gemeinde als Freudenbotin und Trägerin der Hoffnung
Darum ist die Gemeinde eine Freudenbotin – so steht es in Jesaja 40 – und kein Jammerlappen. Wir haben eine Freudenbotschaft für die Welt zu verkünden, weil wir von Jesus und seinem Sieg sprechen.
„Ziehe, du Freudenbotin, hin, steige auf einen hohen Berg, erhebe deine Stimme mit Macht!“ In dieser Welt ist alles andere, alles Fleisch, wie Gras, und seine Schönheit wie die Blume auf dem Feld. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort des Herrn bleibt. Das ist die herrliche Botschaft, die wir verkünden dürfen.
Seid Freudenboten! Als traurige Menschen könnt ihr für Jesus nicht brauchbar sein. In dieser trostlosen Welt ist es das Wichtigste, in der kurzen Zeit eures Lebens anderen von dem großen Trost zu erzählen – dem Trost, der jedem angeboten wird.
Schlussgebet und Auftrag zum Trost
Lasst uns erheben und beten.
Herr, wir danken dir, dass du Trost gibst – den Trost Israels, den Trost für trostlose Menschen, für verlorene Menschen, für sündige Menschen. Du krönst uns mit Gnade und Barmherzigkeit.
Wir wollen diesen Trost gern weitergeben. Wir kennen so viele um uns herum, die sich verschließen und nicht über den Jammer ihres Lebens sprechen wollen. Gescheiterte, Zusammengebrochene, Mitchristen, die in Schwermut verfallen sind.
Herr, du sendest uns, und wir dürfen diesen Trost zuerst für uns selbst ergreifen und in deiner Freude hingehen. Ganz herzlichen Dank, dass du tröstest und uns zu Tröstern machst, die der Welt den einzigen Trost weitergeben können, den es gibt: dich, der Heil für die Welt bist.
Amen.