Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 598: Ratschläge an Jünger, Teil 4
Einführung in das Thema Glauben und Vertrauen
Wir waren gestern beim Thema Glauben stehen geblieben. Was ist Glaube? Glaube ist das Wort, mit dem wir unser Vertrauen in Gott bezeichnen.
Die Jünger bitten Jesus darum, dass er ihren Glauben mehrt, aber er lehnt ab. Nicht Gott mehrt unseren Glauben, sondern wir selbst müssen dafür sorgen, dass unser Vertrauen in Gott immer mehr zunimmt. Vertrauen wächst, wie auch andere Tugenden, durch den bewussten Gebrauch.
Ich muss mich in herausfordernden Situationen bewusst entscheiden, einen Schritt des Glaubens zu wagen – und zwar egal, wie schräg und falsch sich dieser im konkreten Moment anfühlt. Indem ich das tue und rückblickend feststelle, wie richtig und gut meine Entscheidung war, wächst mein Glaube.
Wichtig ist: Ich habe dann nicht mehr Glauben, sondern einen tieferen oder reiferen Glauben. Das heißt, einen Glauben, der Gott mehr zutraut, einen Glauben, dem es leichter fällt, auch in der nächsten schwierigen Situation Gott zu vertrauen.
Es ist wie bei Abraham, von dem es heißt, dass er „gegen Hoffnung auf Hoffnung hin geglaubt hat“ (Römer 4,18). Merkt ihr? Gegen Hoffnung auf Hoffnung hin. Das sind die Situationen, in denen Glauben wächst.
Solche Herausforderungen können sich, wie bei Abraham, über Jahrzehnte hinziehen. Manche Hoffnung erfüllt sich sogar erst nach meinem Tod.
Gebet und gelebter Glaube in schwierigen Situationen
Noch einmal: Lasst uns nicht beten: Herr, mehre meinen Glauben. So ein Gebet entspricht nicht Jesu Sinn.
Lasst uns vielmehr beten: Herr, schenke mir die Weisheit und den Mut, in schwierigen Situationen dir mehr zu vertrauen als meinen eigenen Ideen, meinen Befürchtungen oder meinen Erfahrungen. Lass mich tun, was dein Wort sagt, um dich zu ehren.
Es ist nämlich so: Wenn Glaube unser Vertrauen in Gott beschreibt, dann wächst Glaube dort, wo wir tun, was er sagt – vor allem, wenn sich unser Tun erst einmal falsch oder unwirklich anfühlt.
Hier mal das beste Beispiel, das ich kenne: Epheser 5,20 sagt: "Sagt allezeit für alles Gott und dem Vater Dank im Namen unseres Herrn Jesus Christus." Merkt ihr, wie schräg dieses Gebot ist? "Sagt allezeit für alles Gott und dem Vater Dank"? Das kann Paulus unmöglich ernst meinen, oder?
Wenn ich das täte, müsste ich ja davon ausgehen, dass Gott keinen Fehler unterläuft, dass alles, was mir geschieht, zu meinem Guten mitwirken muss, dass Gottes Wege wirklich höher sind als meine eigenen und dass aus dem kurzen Leid dieses Lebens eine über alle Maßen herrliche Herrlichkeit erwächst.
Das und noch ein paar Sachen mehr müsste ich glauben. Wenn ich allezeit für alles Gott danke, dann würde ich in allen Situationen danken, weil ich weiß, dass Gott treu ist, mich nicht im Stich lässt und mir nur das zumutet, was er für wichtig und richtig hält.
Zusammenfassung: Wer mehrt meinen Glauben?
Fassen wir das noch einmal zusammen: Wer stärkt meinen Glauben? Die Antwort lautet: Ich selbst.
Wie gelingt mir das? Indem ich gehorsam lebe und gerade in echten Herausforderungen sowie schwierigen Lebensumständen genau das tue, was Gott sagt.
Ich handle so, weil ich ihm vertraue. Ich bin fest davon überzeugt, dass er mehr Weisheit besitzt, den Überblick behält und es mit allen Menschen gut meint.
Der Glaube und die Macht des Gebets im Licht biblischer Beispiele
Aber kommen wir wieder zu Lukas 17 zurück, und diesmal zu der Sache mit dem Maulbeerfeigenbaum.
Lukas 17,6: Der Herr aber sprach: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: ‚Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer!‘, und er würde euch gehorchen.“
Wie gehen wir mit solchen Versen um? Ich meine mit pauschalen Verheißungen, die sich in der Praxis so nicht erfüllen. Ich jedenfalls habe es noch nie erlebt, dass sich – nur weil ich Glauben habe, und den habe ich, da bin ich mir ganz sicher – irgendein Baum vor meinen Augen entwurzelt und in den nächsten Fluss pflanzt.
Wie gehen wir mit pauschalen Verheißungen um? Es gibt weitere ähnliche Aussagen von dem Herrn Jesus zum Thema Glauben:
Matthäus 21,22: „Und alles, was ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen.“
Markus 11,23: „Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagen wird: ‚Hebe dich empor und wirf dich ins Meer!‘ und nicht zweifelt in seinem Herzen, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dem wird es werden.“
Die richtige Auslegung von Glaubensversprechen
Wie gehen wir mit solchen Aussagen um? Ganz grundsätzlich gilt: Bei der Auslegung solcher Verse dürfen wir weder in ein magisches Denken abgleiten, als wären unsere Gebete Zaubersprüche, mit denen wir die Realität umformen, noch dürfen wir Jesu Worte hyperrealistisch verstehen.
Die Worte Jesu wollen anschaulich durch Übertreibung zum Ausdruck bringen, dass der Glaube eines Christen unglaubliche Dinge bewirken kann – mehr nicht. Deshalb dieses merkwürdige Beispiel vom Maulbeerfeigenbaum, der sich ins Meer pflanzt. Natürlich ist das keine Aufforderung an die Jünger, genau das einmal auszuprobieren. Noch weniger ist das Ausbleiben eines solchen Wunders ein Beweis für einen Mangel an Glauben, eher schon für geistliche Unreife.
Was Jesus sagen will, ist ganz einfach: Ein klein bisschen reifer Glaube kann unglaubliche Dinge bewirken. Dabei sollten wir immer ein paar Einschränkungen mitdenken, die sich aus unserem Jüngersein ergeben. Nicht, dass Gott immer an diese Einschränkungen gebunden wäre, aber wir sollten sie trotzdem beachten, wenn wir im Glauben beten und bitten.
Voraussetzungen für kraftvolles Gebet im Glauben
Damit unser Glaubensgebet Kraft hat, müssen wir erstens in Jesus und in seinem Wort bleiben. Wer nicht im Willen Christi lebt, kann nicht im Namen Christi bitten.
Zweitens müssen wir im Glauben bitten, ohne zu zweifeln. Hinter unseren Worten muss echte Überzeugung stecken.
Dann müssen drittens unsere Motive rein sein. Gott erhört keine ichsüchtigen Gebete. Beziehungsweise, wenn er es doch tut, dann um uns zu züchtigen.
Viertens gilt immer 1. Johannes 5,14: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten.“ Unsere Bitten müssen sich Gottes Zielen und seinem Willen unterordnen.
Zum Schluss ist ein heiliges Leben Voraussetzung für vollmächtiges Gebet. Deshalb schreibt Johannes in 1. Johannes 3,22: „Und was immer wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“
Das sind die Einschränkungen für erhörliches Gebet, die sich daraus ergeben, dass wir Jünger Jesu sind.
Praktischer Hinweis und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Informiere dich ausführlich über Maulbeerfeigenbäume.
Das war es für heute. Falls du die App noch nicht hast, lade sie dir gerne herunter.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
