Überblick über den Niedergang des levitischen Priestertums und der Stammesversammlung
Wir haben heute Vormittag noch die letzten Kapitel behandelt. Wir sind bis Kapitel 17 gekommen.
Ich erinnere daran, dass die beiden Nachworte, die wir hier haben, den Niedergang zeigen. Das eine Nachwort, Kapitel 17 und 18, beschreibt den Verfall der Einrichtung des levitischen Priestertums.
Der Ausdruck „levitisches Priestertum“ verwendet den Begriff „Priester“ hier etwas weiter gefasst. Dieser Begriff stammt aus Hebräer 7. Die Leviten waren in gewissem Sinne ebenfalls Priester. Sie waren zwar keine hohen Priester und auch keine Diener im Heiligtum, aber sie dienten an der Stiftshütte beziehungsweise im Tempel als Tempeldiener. Daher kann der Name „Priester“ auch auf die Leviten angewandt werden. Hebräer 7 macht das deutlich.
Auch an dieser Stelle wird der Levit als Priester bezeichnet, zumindest als Privatpriester, aber dennoch als Priester.
Das zweite Nachwort behandelt den Verfall der Einrichtung der allgemeinen Versammlung aller Stämme in den Kapiteln 19 bis 21.
Micha und der Götzendienst im Stamm Dan
Die Vorgeschichte betrachtet Micha, der mit gestohlenem, dem Herrn geweihtem Geld einen Götzen herstellt. Genauer gesagt, ein Götzenbild, ein Bild, ein Gussbild oder etwas Ähnliches. Was genau dargestellt wurde, wissen wir nicht. Es war jedoch alles im Rahmen des israelitischen Gottesdienstes.
Man hat hier den israelitischen beziehungsweise jüdischen Glauben sozusagen an die heidnische Religion angeglichen. Es wurde nicht Moloch, Chemosch oder ein anderer Gott verehrt, sondern weiterhin Yahweh. Allerdings geschah dies auf heidnische Art und Weise.
Ähnliches hat sich auch in der Geschichte der Gemeinde Jesu Christi ereignet. Im Laufe der Kirchengeschichte haben sich manche, die sich noch Gemeinde Jesu Christi nannten, heidnische Mittel und Götterdienste wieder eingeführt. Dies geschah, weil das Interesse am Wort Gottes, das Gott selbst spricht, verloren ging.
Micha hat sich dann einen Leviten als Priester angeheuert, wie wir gestern gelesen haben. In Kapitel 18 begegnen wir den Danitern, dem Stamm Dan. Diese beiden Kapitel, Kapitel 17 und 18, hängen zusammen, wie wir gleich sehen werden.
Der Priester, den Micha sich genommen hat, wird später ein Priester im Stamm Dan. Die Daniter wollen ihr Erbe vergrößern und suchen sich einen neuen Platz.
Der Stamm Dan sucht ein neues Erbteil
Könnte jemand die Verse eins bis fünf vorlesen?
Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel. Der Stamm Dan hatte noch kein Erbteil, wo er wohnen konnte. Bis dahin war ihm unter den Stämmen Israels kein Erbe zugefallen. Die Söhne Dams sandten fünf tapfere Männer aus der Gesamtheit ihrer Siedlungen von Chorea und Esraot aus. Diese Männer sollten das Land erkunden und erforschen. Sie sagten zu ihnen: „Geht hin und erforscht das Land!“
Die Männer kamen zum Haus Michas in Ebrahim und blieben dort über Nacht. Als sie nun bei dem Gesinde Michas waren, erkannten sie die Stimme des jungen Mannes Rebi. Sie gingen zu ihm und fragten: „Wer hat dich hierher gebracht? Was machst du hier? Und was hast du hier zu tun?“ Er antwortete ihnen: „So und so hat es Micha mit mir gemacht, und er hat mich um Lohn angestellt, damit ich ihm als Priester diene.“
Sie fragten ihn weiter, damit sie erfahren konnten, ob ihr Weg zum Begehen guten Erfolgs führen würde. Er antwortete: „Ja, danke.“
Hier haben wir gelesen, dass in Vers 1 steht, die Daniter müssten sich einen neuen Platz suchen, weil ihnen bis zu diesem Tag unter den Stämmen Israels nichts als Erbteil zugefallen war. Das stimmt so nicht. Ihnen war sehr wohl etwas als Erbteil zugefallen. Josua hat es ihnen ausgeteilt, und sie haben es bekommen. Aber sie haben die Feinde nicht vertrieben. Es ist also nur eine nicht exakte Darstellung.
Der Schreiber hat es so geschrieben, weil genau das die Meinung der Daniter war. Sie glaubten, es sei ihnen nichts zugefallen, sie hätten nichts bekommen. Doch das lag an ihnen selbst, weil sie die Feinde nicht vertrieben hatten.
Jetzt treffen sie diesen Micha und seinen Leviten, seinen Priester, und möchten den Herrn fragen. Der Wunsch, nach dem Willen Gottes zu fragen, ist ja gut, aber er kommt etwas spät. Nachdem sie längst die Entscheidung getroffen hatten, kommen sie jetzt auf die Idee, sie könnten ja auch noch fragen und um den Segen des Herrn bitten – nachträglich, um ihr Gewissen zu beruhigen.
Aber sie fragen hier diesen angeheuerten Priesterleviten. Sie haben nicht Gottes Wort befragt. Sie fragen hier irgendeinen Menschen. Er sagt ihnen: „Zieht hin in Frieden vor Jachwels, euer Weg, auf dem ihr zieht.“ Auch das war eine Falschaussage. Denn sie hatten schließlich den Platz verlassen, den Gott ihnen zugewiesen hatte, und das aus Kompromissen. Er sagt einfach: „Vor dem Herrn ist euer Weg, das ist schon in Ordnung.“
Ihr Fehler lag darin, dass sie den falschen Menschen fragten. Wie kann ein Mensch, der selbst im Ungehorsam lebt, jetzt herausfinden, ob die anderen auf dem rechten Weg sind? Man sucht sich irgendeinen, der einem bestätigt. Das kennen wir auch im Christentum. Man geht von einem zum anderen, fragt den einen Bruder und den anderen Bruder. Irgendwann findet man jemanden, der sagt: „Ja, das passt schon, das ist gut so.“ Dann hat man eine Bestätigung.
So führt der Herr nicht. Man muss das Wort Gottes befragen. Das haben die Daniter nicht getan. Denn dann wäre ihnen klar gewesen, dass sie dort bleiben sollten, wo sie waren, und dort kämpfen sollten. Dort hätten sie die Feinde besiegen und vertreiben sollen.
Die Daniter handeln aus falscher Zuversicht
Ja, lesen wir weiter Verse sieben bis zehn. Kann jemand lesen?
Sie besaßen Reichtum, wohnten fern von den Zivilisierten und hatten mit keinem Menschen etwas zu tun. Als Jelena wieder zu ihren Brüdern, Razzia und Hector, zurückkam, sprachen ihre Brüder zu ihr: „Was bringt es uns jetzt?“ Da antworteten sie: „Macht euch keine Angst, lasst uns die Lüge in den Krieg ziehen, denn wir haben das Land angewiesen. Es ist sehr gut, und ihr wollt das Land in Besitz nehmen. Wenn ihr geht, werdet ihr zu einem sorglosen Volk kommen und ihm weitreichende Handlungsfreiheit geben, denn Gott hat einen Ort in eurem Himmel bereitet, wo kein Mensch mehr herrscht, zumindest nicht über das, was jetzt auf der Erde liegt.“
So fromm haben sie geredet, so fromm. „Seid doch tätig, ja, kommt, jetzt seid nicht faul! Macht etwas, tut etwas für den Herrn! Der Herr hat euch die Feinde in die Hand gegeben.“ Aber warum haben sie das nicht dort getan, wo sie wohnten? Dort hätten sie ja die Feinde vertreiben sollen. Das war der Auftrag Gottes gewesen. Doch jetzt gehen sie ihren eigenen Weg und reden trotzdem vornweg: „Der Herr hat euch das in die Hand gegeben.“ Es ist ein Ort, wo nichts mangelt, wo alles vorhanden ist, was man braucht.
Hier zeigt sich eine falsche Zuversicht aufgrund falscher Leitung. Wie sehr kann man sich doch irren! Auch hier kann man wieder davon lernen: Man kann sehr leicht in die Irre gehen, wenn die Grundlage schon falsch ist. Wenn man das Wort Gottes nicht befragt hat, kann man Dinge falsch deuten und dennoch fromm reden. Ein sorgloses, friedliches Volk dort im hohen Norden von Israel.
Jedenfalls heuern die Daniter sich jetzt diesen Leviten als Priester an, vernichten dort diese friedliche Stadt und errichten ihren eigenen Kult. Das lesen wir auch gerade noch, die Verse elf bis vierzehn. Kann jemand lesen, bitte?
Ja, also jetzt erinnern sie sich an diese „Da“ – das sind Götzenfiguren – und da ist ein Priester. „Kommt, wäre das nicht eine gute Idee?“ Sie bieten diesem Priester gern einen guten Lohn an, packen die Götzen mit ein. Was ist das für ein Gott, den man einpacken und mitnehmen kann?
Jedenfalls bogen sie dort ab, es sind vielleicht fünfzehn, traten ein in das Haus des Jünglings, das Haus Michas, und fragten ihn nach seinem Wohlergehen. Sechshundert Männer mit Kriegsgerät umgürteten sich, aber die von den Kindern Dan blieben am Eingang des Tores stehen. Also sie haben das Haus umzingelt, und die anderen fünf gehen hinein und nehmen einfach das geschnitzte Bild, das Ephod, die Therafim – diese kleinen Götzenfiguren – und das gegossene Bild, das Gussbild, sowie den Priester.
Vers 18: Als jene nämlich in das Haus Michas gingen und das geschnitzte Bild, das Ephod, die Therafim und das gegossene Bild wegnahmen, sagte der Priester zu ihnen: „Was tut ihr?“ Und sie sagten ihm: „Schweige, lege deine Hand auf den Mund und geh mit uns! Sei uns Vater und Priester.“ Also Lehrer und Priester in dem Sinne.
„Ist es besser für dich, Priester zu sein für das Haus eines einzelnen Mannes oder Priester zu sein für einen Stamm und für eine Familie in Israel?“ Da wurde das Herz des Priesters froh, und er nahm das Ephod, die Therafim und das geschnitzte Bild und ging mitten unter das Volk. Er dachte sich: „Oh, jetzt bekomme ich noch einen besseren Lohn, noch mehr Geld und sogar noch Ansehen. Jetzt darf ich sogar Priester in dem ganzen Stamm sein.“ Das klingt gut.
Sie wandten sich und zogen weg, stellten die kleinen Kinder, das Vieh und die wertvollen Dinge voran. Sie waren schon fern vom Haus Michas, da versammelten sich die Männer, die in den Häusern standen, also beim Haus Michas, und holten die Söhne Dans ein.
Jetzt kommt Micha und sagt: „So geht das nicht, oder?“ Sie riefen den Söhnen Dans zu, und sie wandten ihr Angesicht um und fragten Micha: „Was hast du, dass du dich versammelt hast?“ Und er sagt: „Meine Götter, die ich gemacht hatte, habt ihr genommen, dazu den Priester, und seid einfach weggezogen. Was habe ich noch?“ Wie spricht er dann zu ihnen: „Was hast du? Was willst du eigentlich?“ Er sagt ihnen sein Leid: Er hat alles verloren. Was habe ich jetzt noch? Nichts mehr.
Wenn man sich an Götzen hängt, wenn man ein Götzenbild gemacht hat und es einem gestohlen wird, dann hat man wirklich nichts mehr. Wenn man den wirklichen Gott, den wahren Gott nicht hat, dann hat man nichts. Micha hat alle Hände voll zu tun, um sich das wieder zurückzuholen, aber er schafft es nicht. Was bleibt mir noch, wenn meine selbstgemachten Götzen weggenommen werden? Was bleibt mir dann noch übrig?
Hier dürfen wir auch einen Bogen zum christlichen Leben schlagen. Man kann sich einige kleine Götzen machen, und wenn Gott einem oder aus irgendeinem Grund sie dann weggenommen werden, steht man da und sagt: „Jetzt habe ich nichts mehr.“ Weil man seine Freude nicht in Gott, in dem unsichtbaren Gott, in seiner übernatürlichen Macht und Kraft hat. Man hängt sich an selbstgemachte Götzen, und wenn sie weggenommen werden, bleibt nichts mehr übrig.
Micha weiß gar nichts von dem lebendigen Gott. Er heißt zwar Micha, „Wer ist wie der Herr?“, aber sein Name ist nur noch ein Name. Er kennt den lebendigen Gott nicht, sondern hat sich einen eigenen Gott zurechtgebastelt. Und der kann ihm jetzt nicht mehr helfen. Der Gott, den man sich selbst bastelt, kann nicht helfen. Hier ist eine sehr wichtige Anwendung.
Die Söhne Dans sagten zu ihm: „Lass deine Stimme nicht bei uns hören, damit nicht männerhafte Gemüter über euch herfallen und du dich und dein Haus ums Leben bringst.“ Also bist du dann selber schuld, wenn du und deine Familie getötet werden.
Die Söhne Dans zogen ihres Weges, und als Micha sah, dass sie ihm zu stark waren, wandte er sich ab und kehrte in sein Haus zurück. Jetzt steht er da, mit nichts.
Die Eroberung von Laish und der Aufbau eines falschen Kultes
Und die Daniter ziehen jetzt weiter, Vers 27. Die Daniter ziehen hinauf und vernichten dort diese friedliche Stadt. Sie nahmen Micha, ebenso den Priester, den er besaß. Dann überfielen sie Laish, ein ruhiges und sicheres Volk, und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. Die Stadt verbrannten sie mit Feuer.
Kein Retter war da, kein Retter für diese Leute, diese Stadt. Die Stadt lag fern von Sidon und hatte nichts mit Menschen zu tun gehabt. Sie befand sich in dem Tal, das sich nach Betrachob hin erstreckt.
Hier geschieht ein Mord an Unschuldigen, könnte man sagen. Doch das sind ja die Feinde, warum sollten sie sie nicht niederstrecken? Moment mal, das war nicht die Karne Anita. Ich möchte hier auf ein Wort aus dem fünften Buch Mose hinweisen, das die Daniter eigentlich auch hätten kennen sollen.
Im 5. Buch Mose, Kapitel 20, Vers 10, sagt Gott ganz klar, wie sie vorgehen sollen, wenn sie in das Land kommen. Es ist alles gesagt, aber sie haben sich nicht darum gekümmert, was im Buch Mose steht. 5. Mose 20, Vers 10 bis 18 beschreibt, wie mit Frauen, Kindern, Krieg und allem, was in der Stadt ist, umzugehen ist. Allen Raub sollen sie sich zu Beute nehmen und von der Beute ihrer Feinde essen, die der Herr, dein Gott, ihnen gegeben hat.
Sie sollen mit einem Stecken vorgehen bei Völkern, die fern von ihnen liegen und nicht zu ihnen gehören. Diese Völker sollen erhoben werden. Doch in den Städten dieser Völker könnte der Herr, dein Gott, den Gärtigen geben, der sie uns zu entlassen macht, ohne Wahl. Du sollst unbedingt den Rang vollstrecken, so wie es der Herr, dein Gott, dir geboten hat, damit sie auch aus der Ferne alle ihre Gäste verabschieden.
So wie es der Herr, dein Gott, dir geboten hat, sollen die Israeliten anders vorgehen. Die Völker, die ferner von ihnen sind, sollen anders behandelt werden als die Städte der Kanaaniter, Amoriter, Perisiter, Hewiter, Jebusiter und anderer Völker Kanaans. Bei diesen Völkern sollen sie nichts schonen. Alles soll radikal vernichtet werden, damit sie dich nicht mit ihren Gräueln anstecken.
Die anderen, die ferner wohnen, wie diese Stadt Laish zum Beispiel, hätten zuerst den Frieden anbieten sollen. Dann hätten sie das Volk unter Friedenspflicht stellen sollen. Erst wenn wirklich Krieg ausgebrochen wäre, hätten sie Krieg führen sollen. Dabei hätten sie nur die Männer bestrafen sollen, nicht aber die Frauen und Kinder.
Doch was machen die Daniter hier? Sie zerstören alles: unschuldige Frauen, Kinder und friedliche Männer. Alles wird kurz und klein geschlagen, und die Stadt wird mit Feuer verbrannt, damit sie ihren neuen Platz haben. Sie fragen nicht nach Gottes Wort, sondern handeln einfach, wie es ihnen gefällt.
Sie bauen die Stadt wieder auf und wohnen darin, wie in Kapitel 18, Vers 28 beschrieben. Am Ende steht, dass sie der Stadt den Namen Dan gaben, nach dem Namen Dans, ihres Vaters, der Israel geboren war. Am Anfang war Laish der Name der Stadt gewesen.
Die Kinder Dan richteten das geschnitzte Bild auf, und Jonathan, der Sohn Gershoms, des Sohnes Moses, sowie seine Söhne waren Priester für den Stamm der Daniter bis zu dem Tag, an dem das Land in Gefangenschaft geführt wurde. Hier ist davon die Rede, dass dieser Levit Jonathan, der Enkel Moses, war. Auch seine Söhne wurden weiterhin Priester.
Jemand hat mir gesagt, dass auch die Kommentare sich einig sind. Habt ihr das auch festgestellt? Dass es genau dieser eine Levit war, der Enkel Moses, der damals zu Micha kam, mitgezogen ist und dessen Söhne dann weiterhin Priester des Stammes wurden.
Sie stellten das geschnitzte Bild Michas auf, das er gemacht hatte, alle Tage, solange das Haus Gottes in Silo war. Die früheren Stämme handelten als ausführendes Organ des göttlichen Gesetzes und Gerichtes über die kanaanitischen Völker und ihren Götzenkult, als sie auszogen.
Aber hier wird ein eigener Götzenkult als Institution, als Einrichtung aufgerichtet. Zuvor waren es die Israeliten, die die Kanaaniter für ihren Götzenkult bestraften. Jetzt aber errichten diese Israeliten selbst einen Götzenkult.
Das ist schlimmer, denn dieser Götzenkult wird im Namen Jachwes, des Gottes Israels, errichtet. Nicht im Namen irgendeiner fremden Götter. Diese Perversion ist eine Schändung des Zeugnisses Gottes.
Das ist auch in der Kirchengeschichte geschehen. Die Heiden hören den Namen Jesus, bekommen aber eine ganz falsche Botschaft, einen Aberglauben. Zum Beispiel in der katholischen Kirche glaubt man an sieben magische Mittel, die sogenannten sieben Sakramente.
Die Taufe ist ein magisches Mittel, ebenso die Hostie beim Abendmahl, bei der Kommunion der Katholiken. Durch diese Hostie nimmt man jeden Sonntag Jesus auf. Die Beichte ist ein magisches Mittel: Der Priester vergibt die Sünden, wenn man sie ihm sagt. Als Strafe muss man zehn Vaterunser beten.
Dann gibt es die Krankensalbung, wenn jemand stirbt. Man lässt sich salben, damit die Seele nicht so lange im Fegefeuer bleibt. All das geschieht im Namen des Christentums, ist aber heidnisch.
Es gibt auch einen Reliquienkult. Man hat heilige Gegenstände und heilige Stätten eingeführt. Im Christentum gibt es keine heiligen Stätten mehr, aber Gotteshäuser und Ähnliches. Das ist eine Vermischung der christlichen Religion mit heidnischen Traditionen und Gedanken.
Hier ist die Theokratie nur noch äußerlich, nur noch der Form nach vorhanden. In Wirklichkeit herrscht Anarchie; niemand regiert wirklich. Kein Wunder, dass diese Theokratie eines Tages ersetzt wird. Man sagt, es funktioniere nicht.
Aber es funktioniert nur deshalb nicht, weil diese Menschen nach ihren eigenen Gedanken leben und sich nicht nach Gott ausrichten. Sie haben den Sinn für die Heiligkeit Gottes verloren und kennen das Wort Gottes nicht mehr.
Das dürfen auch wir nicht zulassen: dass wir den Sinn für die Heiligkeit Gottes verlieren und der Gottesdienst zu einer Geldangelegenheit wird.
Die katholische Kirche hat das ebenfalls gemacht. Das Messopfer, also der Gottesdienst, wurde zu einem Mittel, mit dem man sich die Seele aus dem Fegefeuer verkürzen kann.
Wenn man zur Kirche oder zum Pfarrer geht und sagt: "Ich möchte, dass für mich eine Messe gelesen wird", bezahlt man dafür etwa 200 Euro. Dann sagt der Pfarrer beim Messgottesdienst, diese Messe sei für eine bestimmte Person. Meistens wird die Person gar nicht genannt, sondern es heißt nur, die Messe sei nach einer bestimmten Formel gefeiert.
Diese Messe und die 200 Euro sollen die Zeit im Fegefeuer verkürzen. Man lässt sich also eine Messe lesen, sagt der Katholik.
Das sind alles heidnische Bräuche, die in der katholischen Kirche vorhanden sind. Aber nicht nur in der katholischen Kirche geschieht das.
Die Gefahr besteht immer, dass auch in der Gemeinde Jesu Geistliches mit Fleischlichem vermischt wird. Dass Menschen die Führung übernehmen und lenken und nicht mehr das Wort Gottes.
Oder dass das Geld die Führung übernimmt und das Sagen hat. Es gibt Leute, die das Geld geben, und der Prediger muss deshalb predigen, was die Geldgeber wünschen. Predigt er etwas anderes, bekommt er kein Geld mehr.
Hier sehen wir den Verfall des wahren Gottesdienstes. Ein ganzer Stamm fällt in den Götzendienst im Namen Jachwes, äußerlich gesehen im Namen Jachwes.
Die Frage der Gefangenschaft und der Verfall der allgemeinen Versammlung
Und dann gehen wir weiter zum zweiten Nachwort. Wie ist das mit dem Tag der Weltführer des Landes? Ich habe gehofft, dass niemand diese Frage stellt. Denn das ist schwierig, und auch die Übersetzer tun sich damit schwer. Deshalb haben manche Übersetzer hier statt „Land“ „Lade“ geschrieben. Habt ihr das schon einmal irgendwo in irgendwelchen Übersetzungen gefunden? Also nicht „bis das Land in Gefangenschaft geführt wurde“, sondern „bis die Lade in Gefangenschaft geführt wurde“.
Denn man weiß nicht genau, was hier mit „Gefangenschaft“ gemeint ist. Es kann ja nicht die babylonische oder assyrische Gefangenschaft sein, denn das würde bedeuten, dass das Buch Richter erst nach der babylonischen Gefangenschaft geschrieben wurde. Das wäre dann erst 500 Jahre später gewesen, und das ist kaum vorstellbar. Außerdem passt das auch sonst nicht. Wir haben ja gesehen, dass zu dieser Zeit noch die Jebusiter in Jerusalem wohnen. Das haben wir in Kapitel 1, Vers 21 gelesen: Die Jebusiter wohnen immer noch in Jerusalem bis auf diesen Tag. Das heißt, die babylonische Gefangenschaft kann hier nicht gemeint sein. Das wäre ein Widerspruch.
Deshalb müssen wir überlegen, ob hier eine lokale Gefangenschaft gemeint ist oder ob es sich um einen Textfehler handelt. Soll man wirklich „Lade“ statt „Land“ lesen? Ich muss sagen, ich habe mich damit noch nicht ausreichend beschäftigt. Vielleicht hat jemand von euch in Kommentaren etwas dazu gelesen? Haben die Kommentare da etwas geschrieben? Das sind schwierige Fragen.
Es kann sein, dass eine kleinere Gefangenschaft gemeint ist, von der wir nichts wissen. Oder es ist tatsächlich die Zeit, in der die Bundeslade in Gefangenschaft geführt wurde. Das wäre dann in 1. Samuel 4, als die Philister die Bundeslade genommen haben. Aber das klingt etwas seltsam. Erstens spricht man nicht von einer Gefangenschaft der Bundeslade. Man führt die Bundeslade nicht in Gefangenschaft.
Außerdem müsste man den Text verändern, was nicht erlaubt ist. Manche sind so dreist und verändern einfach den Text. Aber auch die griechische Übersetzung hat hier „bis zur Gefangenschaft des Landes“. Das heißt, wir müssen den Text so stehen lassen, wie er ist, und dürfen keine Korrektur vornehmen, indem wir sagen, vielleicht wurde falsch abgeschrieben. Wenn es keine Handschriften gibt, die das belegen, dürfen wir das nicht tun.
Der hebräische Text ist klar, und der griechische Text ist es auch. Es ist richtig, dass hier „Land“ steht. Also muss diese Gefangenschaft irgendeine lokale Gefangenschaft gewesen sein, von der wir nichts wissen. Und das „Land“ muss nicht das ganze Land Israel sein, es kann auch nur diese Gegend dort, das Land der Daniter, gemeint sein.
Mehr kann ich dazu nicht sagen, mehr weiß ich nicht.
Gut, in Kapitel 19 haben wir zuerst wieder eine Vorgeschichte. Kapitel 19 bis 21 beschreiben den Verfall der allgemeinen Versammlung. Zuerst die Vorgeschichte, dann die Geschichte, wie die allgemeine Versammlung gegen Benjamin vorgeht.
Zusammenfassung der Ereignisse in den Kapiteln 19 bis 21
Um den Text leichter verständlich zu machen, habe ich ihn etwas umformuliert, Satzzeichen korrigiert, lange Sätze aufgeteilt und Absätze eingefügt. Die Bibelstellen sind im gewünschten Format angegeben.
Ich habe hier zur Erleichterung eine Übersicht vorbereitet, die ich gerne vorne hinstellen möchte. So tun wir uns etwas leichter. Ich habe einfach mal die wichtigsten Punkte zusammengefasst, was in diesem Kapitel geschieht.
Bevor wir lesen, wollen wir uns diese Überschriften oder Zusammenfassung anschauen. Ich habe sie als Folie projiziert, damit es leichter verständlich ist.
Ein Levit möchte nicht bei den Jebusitern übernachten. Er denkt sich, dass das Heiden sind. Wenn man als Gast zu Heiden kommt, könnten sie einem Übles antun. Also will er lieber nicht bei den Jebusitern übernachten.
Stattdessen geht er in die Stadt Gibea Benjamin. Dort erleidet er eine ganz schlimme Schandtat – viel schlimmer, als er sie bei den Jebusitern erwartet hätte. Es zeigt sich also: Beim Volk Gottes geht es schlimmer zu als bei den Heiden. Das ist in Kapitel 19 beschrieben.
In Kapitel 20 ruft dieser Mann die ganze versammelte Gemeinde zusammen. Er versammelt ganz Israel. Die Gemeinde befragt den Herrn, was sie tun sollen. Sie wollen den Stamm Benjamin beziehungsweise die Stadt Gibea Benjamin züchtigen.
Doch die Stadt Gibea Benjamin wird von allen Benjaminitern geschützt. Die Benjaminiten sagen: „Nein, wir geben die Stadt nicht preis.“ Schließlich geht es auch um ihren eigenen Ruf. Der ganze Stamm Benjamin schützt also die Stadt.
Die versammelte Gemeinde befragt daraufhin den Herrn, wer zuerst gegen die Benjaminiter ziehen soll, um gegen sie zu kämpfen. Beim Versuch, Benjamin zu züchtigen, erleidet Israel zwei empfindliche Niederlagen und wird stark dezimiert. Denn die Benjaminiter sind gewaltige Kämpfer.
Israel weint dann in Bethel vor dem Herrn. Das Volk besinnt sich darauf, dass es sich demütigen soll vor dem Herrn, und tut dies auch. Der Herr erhört ihre Bitte.
In der nächsten Zusammenkunft fragen sie den Herrn erneut. Der Herr ermutigt sie, noch einmal gegen Benjamin zu ziehen. Israel zieht erneut aus und besiegt schließlich die Benjaminiter.
Sie zerstören rücksichtslos den ganzen Stamm und verbrennen alle Städte der Benjaminiter. Nur wenige Männer können entkommen. Sechshundert Benjaminiter bleiben übrig, die sich an einem Felsen verstecken können. Alles andere stirbt.
Israel schwört in seinem Zorn über die Benjaminiten einen heiligen Eid vor dem Herrn: Niemand wird seine Tochter den Benjaminiten zur Frau geben. Dieser Schwur war bereits vorher abgelegt worden.
Bei diesem Schwur fehlte jedoch aus einem bestimmten Grund eine Stadt: die Stadt Jabesch im Gilead. Diese Israeliten fehlten bei dem Schwur, vermutlich weil sie nicht vorschnell einen Eid ablegen wollten.
Das wird ihnen später zum großen Nachteil. Israel bereut seine Tat und besinnt sich auf den Eid. Sie sagen: „Wir dürfen den Benjaminiten keine Töchter geben, aber jetzt haben wir keine Töchter mehr. Was machen wir jetzt?“
Sie prüfen, wer nicht beim Eidschwur dabei war. Dabei kommen sie auf Jabesch-Gilead. Daraufhin ziehen sie aus und schlagen alle Bewohner von Jabesch-Gilead tot – Männer, Frauen und Kinder. Nur die Jungfrauen verschonen sie, denn diese brauchen sie.
Es bleiben 400 Jungfrauen übrig, die sie den Benjaminiten geben. Doch es gibt 600 Benjaminiter. Es fehlen also noch 200 Frauen.
Was tun sie nun? Sie greifen zu einem weiteren Trick. Sie organisieren eine Massenvergewaltigung. Sie sagen den Männern: „Geht zu den Mädchen in Silo, die dort tanzen, und schnappt euch einfach welche.“
Die Männer warten im Hinterhalt, und wenn die Mädchen vorbeigehen, nimmt sich jeder eine. So umgehen sie ihren Eid, ohne ihn offiziell zu brechen. Sie sagen: „Wir haben euch die Mädchen ja nicht gegeben. Ihr habt sie euch selbst geholt.“
Durch diesen bösen Trick umgehen sie also ihren eigenen vorschnellen Eid. Das ist die Geschichte.
Anmerkungen zum Pinchas und zur Theokratie in der Richterzeit
Ja, Kapitel zwanzig, Vers achtundzwanzig – was? Das kann kein anderer sein als dieser bekannte Pinchas, der Sohn Eleasass.
Ja, ach so, ja. Jetzt haben wir keine Möglichkeit mehr, unsere klugen Kommentare zu befragen. Oder hat sich jemand damit befasst? Die Kommentare, die ich gelesen habe, meinten, dass die letzten zwei Kapitel schon eine sehr ungerichtete Zeit waren.
Das ist wahrscheinlich auch die einzige Möglichkeit, die man hier offenlassen kann. Denn zu sagen, dass da ein anderer Pinchas, der Sohn Eleasass, gemeint ist, ist schon sehr, sehr unwahrscheinlich. Es steht ja sogar genau da: Er ist der Enkel von Aaron.
Also muss es der gleiche Pinchas sein. Das würde bedeuten, er ist dann schon etwas älter geworden, natürlich mittlerweile, aber es ist immer noch derselbe. Diese Sache würde also schon in den frühen Jahren der Richterzeit stattgefunden haben und nicht erst spät.
Ja, der war auch eigentlich ein ziemlich frommer Mann. Nun, er steht auch nur vor der Lade. Was wäre da das Problem? Das ist gut, das ist auch richtig, was Sie hier tun: Sie fragen den Herrn. Das ist Theokratie. Hin und wieder kommen Sie dann doch wieder zu dem Punkt, oder gerade da, wo Sie Probleme haben, demütigen Sie sich vor dem Herrn und befragen Gott.
Der Herr in seiner Gnade gibt Ihnen eine Weisung und sagt: Ja, es ist schon richtig, was er tut. Allerdings ist nicht alles richtig, was Sie dann tun. Dass Sie hinaufziehen und die Gemeindezucht an Benjamin ausüben, ist richtig, aber wie Sie es dann ausüben, das ist die große Frage. Und was Sie dann noch für Tricks machen.
Wir müssen ja annehmen, dass diese ganzen Ereignisse, die hier geschehen, in den frühen Jahren der Richter stattfanden. Das würde auch bedeuten, dass Kapitel neunzehn, zwanzig und einundzwanzig lange Zeit vor Kapitel siebzehn und achtzehn geschahen, denn die Daniter zogen ja erst später hinauf, wie wir gestern festgestellt haben.
Lesen wir den Text und sehen wir die Lektionen, die wir daraus lernen können. Aber ich sehe gerade, die Zeit ist jetzt um. Dann machen wir hier eine Pause, etwa zehn Minuten, gute zehn Minuten. Danach machen wir weiter.
Wir beten noch zum Abschluss.
Wir beten, dass du uns auch hilfst, dass wir in unseren Handlungen uns nach dem Wort ausrichten. Und dass du auch Gnade schenkst, dass dort, wo Gemeindezucht nötig wird, das rechte Maß erhalten bleibt – das Maß, so wie du es in der Schrift vorgegeben hast – und nicht Menschen durch übermäßigen Zorn und eifrigen Eifer für die Sache Gottes zerstört werden.
Amen.