Einführung in das Thema Ausharren
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 312: Ein Exkurs zum Thema Ausharren.
In der letzten Episode haben wir uns folgenden Text angeschaut: Matthäus 10,21-22.
„Es wird aber der Bruder den Bruder zum Tode überliefern und der Vater das Kind, und Kinder werden sich erheben gegen die Eltern und sie zu Tode bringen. Ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“
Geistliches Leben hat sehr viel mit Ausharren zu tun. Deshalb heißt es hier: Wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.
Wir müssen bei solchen Stellen, die vom Ausharren sprechen, meines Erachtens darauf achten, nicht zu vergessen, was es im biblischen Kontext bedeutet, auszuharren.
Ausharren, dranbleiben, nicht aufgeben – das klingt nach Anspruch und Leistung. Dadurch steht schnell die Frage im Raum: Werde ich das schaffen? Was, wenn die Verfolgung einmal so schlimm wird, dass ich sie nicht mehr ertrage? Verliere ich dann meine Errettung?
Diese Frage ist natürlich berechtigt, aber wir dürfen sie keinesfalls falsch verstehen. Wenn am Ende nur noch die Frage bleibt, ob ich es aus eigener Kraft schaffe, trotz aller Widrigkeiten an Gott festzuhalten, dann habe ich vielleicht den Glauben als Konzept noch gar nicht verstanden.
Deshalb heute ein Exkurs zum Thema Ausharren. Ich möchte zwei Seiten dieses Themas beleuchten.
Die Bedeutung von Ausharren im Glauben
Einerseits möchte ich die Spannung stehen lassen. Spannungen gehören zum Leben dazu. Deshalb gibt es Stellen wie Hebräer 10,36: „Denn Ausharren habt ihr nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt.“ Oder Hebräer 6,11-12: „Wir wünschen aber sehr, dass jeder von euch denselben Eifer um die volle Gewissheit der Hoffnung bis ans Ende beweist, damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachahmer derer, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen erben.“
Wir erben die Verheißungen durch Glauben und Ausharren. Das ist die eine Seite. Ausharren ist wichtig. Richtig wichtig!
Nun zur anderen Seite: Ausharren ist Charakterstärke, die Gott uns schenken möchte. Gott selbst sorgt als ein Vater, der uns erzieht, dafür, dass wir das Ausharren lernen. Wie macht er das konkret? Durch genau eine Sache: durch schwierige Zeiten.
Ein Grund dafür, dass Gott uns Probleme zumutet, besteht darin, dass er uns Ausharren lehren will. In Römer 5,3 heißt es: „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, da wir wissen, dass die Bedrängnis Ausharren bewirkt.“
Wenn der Herr Jesus uns also auffordert, bis ans Ende auszuharren, dann hat das viel damit zu tun, dass wir Bedrängnisse – also die wirklich schwierigen Momente unseres Lebens – zu schätzen lernen.
Paulus schreibt hier: Wir rühmen uns in den Bedrängnissen. Wir können vor Problemen davonlaufen oder wir können sie mit Gott angehen. Und wenn wir sie mit Gott angehen, werden sie uns verändern. Sie werden uns reifer, stärker und widerstandsfähiger machen.
Ein Überwinder wird man durch Übung.
Gottes Rolle beim Ausharren und der Umgang mit Schwierigkeiten
Einerseits ist Ausharren unsere Pflicht und Verantwortung als Christen. Andererseits wirkt Gott in uns das Ausharren. Er selbst sorgt dafür, dass wir den Anforderungen, die auf uns zukommen, gewachsen sind. Deshalb ist Gott auch ein Gott des Ausharrens und der Ermunterung. Er will nicht, dass wir irgendwann vom Leben überfordert werden.
Allerdings nimmt er uns den richtigen Umgang mit Schwierigkeiten nicht ab. Die Frage ist: Wie sieht dieser Umgang eigentlich aus? Wie gehe ich als Christ richtig mit Bedrängnissen um?
Genau an dieser Stelle kommt der Glaube ins Spiel. Ausharren hat nichts damit zu tun, die Zähne zusammenzubeißen und einfach zu versuchen, es irgendwie zu schaffen. Ich sage das lieber noch einmal: Ausharren bedeutet nicht, dass ich aus meiner eigenen Kraft heraus meine Probleme löse. So funktioniert Ausharren nicht – jedenfalls nicht für Christen.
Wir sind im Ausharren durchaus aktiv. Wir denken nach und treffen Entscheidungen. Doch die Kraft für das Ausharren kommt aus dem Stillsein und aus dem Vertrauen, also aus dem Glauben.
Ich hoffe sehr, dass ich niemandem etwas Neues erzähle: Ein Leben aus Glauben ist ein Leben aus dem Vertrauen in Gott. Das war schon immer so.
Jesaja 30,15: „Denn so spricht der Herr, der Heilige Israels: Durch Umkehr und durch Ruhe werdet ihr gerettet, in Stillsein und in Vertrauen liegt eure Stärke.“
Die wahre Stärke im Glauben erkennen
Schöner Vers, oder? In Stillsein und in Vertrauen liegt eure Stärke.
Die Stärke eines Gläubigen zeigt sich nicht in der Hektik, die er verbreitet, nicht in den guten Beziehungen, die er hat, und auch nicht in den finanziellen Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen. So denken Heiden: Stärke entsteht durch Aktion, Vitamin B oder ein dickes Bankkonto. Wer schnell reagiert, die richtigen Leute kennt und über finanzielle Sicherheit verfügt, der gilt als stark.
Das ist falsch, ganz falsch. Es braucht nur das richtige Problem, und dann nützen Erfahrungen, Freunde und Geld gar nichts mehr. Deshalb sollten wir als Gläubige schleunigst lernen, was es bedeutet: In Stillsein und in Vertrauen liegt eure Stärke.
Wenn wir bildlich gesprochen durch ein Tal voller Todesschatten gehen müssen und Angst bekommen, dann ist erst einmal nur eines wichtig: dass wir die Nähe zum guten Hirten suchen, dass wir uns von seinem Vorbild anspornen lassen und vor ihm still werden. Wir dürfen nicht aufhören, ihm zu vertrauen.
Es ist seine Nähe, die mich tröstet und mir Sicherheit gibt. So wie es im Psalm 23,4 heißt: „Auch wenn ich wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unheil, denn du bist bei mir.“
Lasst uns das nie vergessen: Die Kraft zum Ausharren finde ich nicht in mir, sie kommt von Gott. So beschreibt es Paulus in Kolosser 1,11: „Gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit, zu allem Ausharren.“
Gott kräftigt uns zu allem Ausharren. Er tut das einerseits, indem er durch Prüfungen meinen Charakter formt. Andererseits schenkt er mir in der Stille seinen Trost, seine Ruhe und seine Kraft.
Deshalb hat im geistlichen Leben das Ausharren viel mit Loslassen zu tun. Wer Gott vertraut, der hört nicht auf, wenn es Schwierigkeiten gibt. Eigentlich fängt der Glaube dann erst richtig an.
Ausharren als Harren auf Gott
Ausharren ist deshalb eigentlich ein Harren auf Gott. Ich warte auf ihn. Glaube ist meine Motivation, weil ich Gott vertraue und weiß, dass er es gut mit mir meint. Aus seiner Perspektive ergibt alles einen Sinn.
Deshalb bleibe ich ruhig und harre auf ihn. Ich warte darauf, dass er mich rettet. Wie das dann aussieht, muss man sehen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Harren auf Gott kann sehr anstrengend und herausfordernd sein.
Psalm 69,4 sagt: „Ich bin müde von meinem Rufen, entzündet ist meine Kehle, meine Augen vergehen vom Harren auf meinen Gott.“ Manchmal steckt Gott uns in Situationen, die uns überfordern. Jedenfalls fühlt es sich so an. Aber es fühlt sich nur deshalb so an, weil wir immer noch viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind.
Wenn wir unsere Schwäche fühlen, darf das Motto nicht sein: Zähne zusammenbeißen und durchhalten. Stattdessen brauchen wir mehr Gott, viel mehr seine Nähe.
Eines ist mir in der Seelsorge klar geworden: Der kraftlose Christ ist meistens der, der immer noch zu viel Kraft hat, um sich ganz in Gottes Arme fallen zu lassen. Würde er wirklich kraftlos sein und sich fallen lassen, wirklich loslassen, wirklich vertrauen und die Situation abgeben, dann würde er in der Stille und im Vertrauen die Kraft finden, die er sucht.
Diese Kraft brauchen wir alle, um an der Seite des guten Hirten bis ans Ende auszuharren.
Praktische Empfehlung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest Jesaja 30,15 auswendig lernen. Dieser Vers ist sehr wichtig, um zu verstehen, wie man richtig mit Problemen umgeht.
Das war es für heute. Mein Tipp an dich ist, Bibelverse auswendig zu lernen. Das ist einer der besten Ratschläge, die ich dir für dein geistliches Leben geben kann.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.