Dankbarkeit und Bitte um Führung
Wir sind so dankbar, dass wir deine Kinder sein dürfen. Herr, wir verstehen nicht, warum wir heute nicht mehr im dunklen Leben und in der Verlorenheit sind. Deine Liebe ist so groß.
Herr, wir sind nicht besser als die Menschen, die noch draußen sind. Doch du hast uns schon so viel gegeben. Danke für all die Jahre, in denen du uns einfach getragen hast und uns hilfst.
Gib uns eine klare Einsicht in die Jüngerschaft. Zeige uns, wie du es gemacht hast, damit wir deinen Gedankengang verstehen können, Herr.
Danke, dass du uns führst. Hilf mir auch, Herr, mit meinen Gedanken und mit meiner Sprache. Ich brauche dich, Herr.
Danke dafür. Amen.
Grundverständnis von Jüngerschaft
Jüngerschaft! Was uns natürlich interessiert, ist zu wissen, wie Jesus mit seinen Jüngern umgegangen ist, wie er mit ihnen gelebt hat und was er ihnen mitgegeben hat.
Ich kann das auch schnell zusammenfassen: Ihr wisst ja, dass Jesus, als er auf dieser Welt war, stets Sämannsarbeit getan hat. Er hat immer das weitergesagt, was dem Vater gefällt. Er hat Gottes Plan den Menschen vermittelt.
Dabei hat er nie versucht, möglichst viele Zuhörer zu gewinnen. Doch wenn er zum Volk sprach, erwartete er immer, dass Menschen aufstehen und ihm nachfolgen. Denen gab er oft noch weitere Botschaften, die so hart waren, dass viele wieder weggegangen sind.
Er hat ganz klar gezeigt: Wenn ihr nur für euch selbst leben wollt, könnt ihr keine Jünger sein. Das hat mir am Anfang meines Dienstes sehr geholfen zu wissen. Jesus hat nicht versucht, dass Menschen einfach bei ihm bleiben. Das regt zum Nachdenken an.
Die Herausforderung des Nachfolgens
Und da, wo Menschen weggingen – das weißt du –, hat er den Jüngern gesagt: „Wollt ihr nicht auch gehen?“
Ich hätte gesagt: Zum Glück habe ich euch noch. Doch sie fragten: „Wollt ihr nicht auch gehen?“ Petrus musste antworten: „Ja, du hast ja die Worte des Lebens.“ Sie mussten selbst sagen: „Ich will mit dir bleiben.“
Für mich ist das im Dienst wichtig. Sonst gerät man früher oder später in ein Rennen, um Menschen zurückzuhalten, die sich entfernen wollen. Wenn du das Gefühl hast, sie müssten doch bleiben, entsteht Druck.
Menschen, die sich an Jesus klammern, werden innerlich geführt. Sie wissen, dass sie Gemeinschaft brauchen, dass sie Gemeinde zum Leben brauchen.
Und im Gemeindebau – du weißt, was das auch bedeutet – in den Vogesen werden alle Menschen in der Gemeinde, die wir mit Freude nach der Bekehrung und einer Zeitschulung getauft haben, etwa zwei- bis dreimal so groß.
Aber in der Gemeinde gibt es nur Menschen, die frei sind. Einige haben dann in nicht allzu großer Entfernung andere Gemeinden gefunden, in denen sie einfach zuhören können, und sind dorthin gegangen.
Wir haben die ganze Gemeinde im Prinzip der Jüngerschaft und der Verantwortung aufgebaut. Es gibt eben Menschen, die lieber zuhören.
Aber diese Menschen habe ich nicht zurückzuhalten.
Spannung zwischen Bewahrung und Loslassen
Wir werden immer mit der Herausforderung zu kämpfen haben, in Versuchung zu geraten, unsere Botschaft und unser Ziel zu verändern, nur damit Menschen in der Gemeinde bleiben.
Kennst du diese Spannung, die in der zweiten und dritten Generation in den Gemeinden entsteht? Kennst du die Spannung in der Jugendarbeit, wenn Eltern sagen: „Dieser Jugendbund ist zu wenig interessant, mein Sohn will nicht mehr kommen“?
Doch ist der Jugendbund da, um religiöse Menschen zurückzuhalten, oder um Jünger zu machen? Ist Jugendarbeit dazu da, den Menschen Möglichkeiten zu geben, einen schönen Sportklub in der Gemeinde zu haben, so wie in der Welt? Oder ist Jugendarbeit da, um Jünger Jesu auszubilden?
Das ist eine wichtige Frage! Manchmal sind wir gegen den Stil der Gemeinde, in der auch Ungläubige sind, und merken gar nicht, dass wir in der zweiten Generation genau dasselbe tun. Wir sagen, sie machen Stunden, in denen die Ungläubigen, denen es auch gefällt, teilnehmen. Doch genau das ist dieselbe Spannung.
Es ist eine große Herausforderung, Jüngerschaft durchzuführen und Menschen gleichzeitig mit Liebe zu begegnen. Denn jeder Mensch, der noch nicht entschieden ist, sei es in der zweiten oder dritten Generation, braucht sehr viel Liebe, damit er zum Herrn findet.
Oft sind diese Menschen in der Jugendarbeit so schwierig, dass wir fast dankbar sind, wenn sie nicht kommen. Aber gerade sie brauchen Liebe.
Beispiel aus der Praxis: Jüngerschaft bei Jugendlichen
Ich habe das gemerkt, als wir in Schweden waren. Das war interessant, denn dort habe ich zum ersten Mal ein Teenagerlager gesehen – Jungen im Alter von zwölf bis vierzehn Jahren. In diesem Lager haben die Jungen, die sich als Kinder bekehrt hatten, ihre Bekehrung ernst genommen.
Das bedeutete, dass es eine Gebetszeit auf den Knien mit allen zusammen gab. Natürlich gehörten auch Aktivitäten wie Volleyballspiele dazu, aber das Gebet war ein fester Bestandteil. Jeden Tag stellte ein Missionar ein Land vor, und die Jungen gingen auf die Knie, um für dieses Land zu beten.
Von diesen Teenagerlagern gehen später etwa 30 Prozent der Teilnehmer in die Mission, weil sie ihre Bekehrung als Kind wirklich ernst genommen haben. Oft denken wir, wenn jemand bekehrt ist, müssen wir warten, bis er reif ist. Doch meistens nehmen wir sie gerade dann an, bevor sie faul werden.
Beginn der Jüngerschulung und persönliche Erfahrungen
Wann fängst du mit der Jüngerschulung an? Mein Sohn hat mir das ganz klar ins Ohr, aber vor allem ins Herz gesagt, denn ich habe andere geschult.
Ich hatte immer die Freude, junge Menschen zu haben, die zu mir kommen. Auch solche, die an die Uni gehen, denen ich einfach jede Woche eine Schulung gebe. Ich sage ihnen, in diesem und jenem Buch kannst du das Kapitel lesen. Dann sprechen wir nächsten Sonntag darüber und beten gemeinsam.
Wenn sie Fragen haben, weiß ich ungefähr, in welchem Buch eine Antwort steht. Dann gebe ich ihnen das Buch mit. Das ist eine andere Art der Schulung, aber so kommen sie im Studium und auch im Glaubenswissen weiter.
Einmal kam einer meiner Jungen, Sami, zu mir. Er war, ich weiß nicht, etwa 15 oder 16 Jahre alt. Er fragte mich: „Ja, Papa, wann darf ich Jünger werden? Wann darf ich Jünger werden?“ Da kamen mir die Tränen, gell, die Staken. An alle habe ich gedacht – nur nicht an die eigenen Kinder.
Jüngerschaft ist Beziehung. In dieser Jüngerschaft musst du unbedingt die Bekehrung ernst nehmen – auch bei Kindern.
Herausforderungen in der Jugendarbeit und Gemeinde
Wir sehen das, wenn wir in verschiedenen Gemeinden sind. Unsere Kinder sind jetzt auch mitgekommen, zumindest einer von ihnen. Der andere ist nur am Wochenende dabei, da er jetzt an der Uni ist.
In einer Gemeinde, die Jugendbund heißt, diskutieren wir über große geistliche Themen. Dabei wird auch ein bisschen Gitarre gespielt – krön krön krön krön. Es wird viel geredet, denn die Welt ändert sich, wenn man redet, oder? Viel reden also.
Unsere Buben kamen nach Hause und sagten: „Du, hast du das gehört?“ Daraufhin haben wir gesagt: „Okay, beten wir dafür.“ Dann haben wir ihnen geraten, weiter Evangelisation unter den Menschen zu betreiben. Wenn sie das mit Liebe machen, werden andere aus der Jugendgruppe mitkommen.
Am Samstag hatten sie große Freude. Als wir weggefahren sind, wurde am Abend noch telefoniert. Sie sind hinausgegangen, und andere sind mitgekommen. Der Herr hat ihnen geschenkt, dass an diesem Abend sechs neue junge Menschen von der Straße zu einem ganz spontanen Evangelisationsabend gekommen sind.
Warnung vor religiöser Verhärtung
Jüngerschaft – wir müssen darauf achten, dass in unseren Gemeinden, auch in der zweiten und dritten Generation, nicht einfach nur eine Religion weitergegeben wird. Es darf nicht darum gehen, etwas zurückzuhalten.
Im Leben des Heilandes hast du sicher bemerkt, dass er eine Art Allergie gegen religiöse Menschen hatte, wenn man das so sagen kann. Ich finde, er war mit den Pharisäern keineswegs zart. Er nennt sie beispielsweise „Schlangendingsbums“, oder so ähnlich, frei übersetzt aus dem Griechischen.
Ich würde sagen, er war hart zu ihnen, aber gleichzeitig voller Liebe für andere Menschen, die in anderen Sünden lebten. Doch dort, wo das Leben doppelt gespielt wurde – also religiös gefärbt und ohne echten Bezug zur Bibel – da lagen für Jesus die größten Probleme.
Diese Art von Leben war für ihn der größte Bremsklotz in der Jüngerschaft.
Leben und Lernen in der Gemeinschaft
Er hat mit ihnen gelebt, er hat sie berufen, seine Jünger, und dann mit ihnen zusammen gelebt. Das soll auch für uns wichtig sein. Wenn du Jüngerschaft lebst, kannst du nicht mit Stunden oder Rechnungen umgehen. Es geht um Leben.
Ich weiß, es ist manchmal mühsam. Wir hatten viele Jahre, in denen Ursula zum Glück total mitgemacht hat. Ich kam jeden Abend um Mitternacht nach Hause, weil ich bei jemand anderem an Jüngerschulung teilgenommen habe.
Aber Jüngerschulung bedeutete nicht einfach, dass mein Stoff durchgeht. Es ging darum, dass der andere in der Beziehung zum Herrn tiefer kommt. Ich habe immer auch Material gebraucht, und es ist so kostbar, wenn man Material hat. Manchmal musste ich das Material selbst machen, weil ich Menschen getroffen habe, die nicht lesen können. Aber das muss es auch unter Jüngern geben.
Im ersten Jahrhundert konnten 90 Prozent der Gemeinden nicht lesen. Und der Buchdruck von Gutenberg gab es noch nicht, der kam erst um 1450, wenn ich mich richtig erinnere. Da war ich noch jung.
Aber trotzdem haben sie Jünger gemacht. Jesus hat seine Jünger geschult, sie mit sich genommen, und das brauchen sie auch heute.
Begleitung und Gebet in der Jüngerschaft
Du kannst in der Schulung nicht einfach zu jemandem sagen, er soll etwas tun, ohne dass du selbst mitgegangen bist. Ich habe gelernt zu beten. Ich bin zu ihm hinausgegangen, habe auf dem Küchentisch meine Weltkarte ausgebreitet und gesagt: „Schau mal, du bist der erste Bekehrte in diesem Ort. Ich will dir zeigen, wie das in dieser Welt funktioniert.“
Da haben sie plötzlich erkannt: Ja, ich gehöre nicht nur zu einer kleinen Sekte. Ich gehöre zum Werk Gottes auf dieser Welt.
Wenn ein Neubekehrter lernt zu beten, zum Beispiel für seinen Fuß, der weh tut, weil er schneller läuft als der andere, dann wird er weiter für sich selbst beten. Wenn er schon am ersten Tag lernt zu beten für das, was in der Welt geschieht, dann kannst du erwarten, was wir auch in den Gemeinden erlebt haben: Junge Menschen stehen auf, werden Missionare und gehen weg. Eine junge Gemeinde kann sogar vier Missionare aussenden und finanziell unterstützen, obwohl es nur Arbeiter sind.
Du kannst auch erleben, wie jemand aus der Gemeinde sein eigenes Haus verkauft, um zu sagen: „Wir brauchen einen Saal.“ Da hast du das ganze Geld vom Haus.
Ich habe ihm gesagt: „Stopp mal, das ist zu schnell. Nimm den Scheck wieder und überlege noch einmal.“ Vierzehn Tage später kam er mit einer Frage zurück und sagte: „Gut überlegt, kein Problem, das ist das Ganze, das ist für den Saal.“
Sie sind heute noch in einer kleinen gemieteten Unterkunft, obwohl sie ein schönes Haus hatten, das sie in fünf Jahren mit eigenen Händen gebaut hatten. Sie hatten es verkauft.
Ich habe nie gesagt, dass man Häuser verkaufen muss. Das würde ich auch in Deutschland nicht empfehlen. Ich glaube, jetzt habe ich vielleicht etwas gesagt, das zu viel ist, oder? Aber man weiß ja nie, wenn man so etwas sagt.
Leben teilen und praktische Begleitung
Mit ihnen leben und sie lehren, indem man gemeinsam mit ihnen das tut. Dann sprechen sie mit dir über ihre Belastungen am Arbeitsplatz, und du lernst, mit ihnen für die Arbeitskollegen zu beten.
Manche sagen dir: „Ja, aber ich kann nicht mit ihnen reden.“ Hier kommt dein Kurs ins Spiel, der ihnen Mut macht, in dieser Welt zu leben, ohne von der Welt zu sein.
Wie kommt man in Kontakt mit Menschen? Du bist dann da als derjenige, der ihnen das gibt, was sie brauchen – unterwegs mit Jesus, wenn sie ebenfalls unterwegs mit ihm leben.
Ansonsten machst du eine gute Jüngerschulung mit einem schönen roten Ordner – ich mag Rot, haben Sie das bemerkt? Einen schönen roten Ordner. Diesen Ordner stellst du dann hin und sagst: „Ich habe ja eine Jüngerschulung gemacht, oder?“
„Ja, doch, also ernsthaft, eine gute Schulung.“ Aber unterwegs mit ihnen, so wie der Heiland drei Jahre mit seinen Jüngern unterwegs war. Er hat sein Leben für seine Jünger gegeben.
Grenzen menschlicher Nachfolge
Das kann ich nicht. Denn ich kann ja auch nicht das Leben leben, das er gelebt hat – er ist Gott. Ich kann auch nicht den ganzen Tag mit Menschen zusammen sein und dann noch die Nacht nutzen, um mit dem Vater zu sprechen. Das fällt mir sehr schwer.
Und die Jünger konnten das auch nicht. Sie hatten, glaube ich, keine Übung im Nachtgebet. Sonst wäre vielleicht Gezehmanne anders gewesen. Hätten sie sagen können: „Wir sind das gewohnt, ich kann diese Nacht beten. Weißt du, das haben wir ja oft gemacht.“
Nirgendwo finde ich einen Satz, in dem einer der Jünger zum Herrn sagt: „Gehst du wieder auf den Berg diese Nacht? Darf ich mitkommen? Darf ich hören, wie du mit dem Vater sprichst? Darf ich auch mit dem Vater reden?“ Der Heiland hat sie nicht dazu gezwungen. Hast du das bemerkt? Er hat nicht gesagt: „Diese Nacht ist Gebetsnacht, ihr müsst alle da sein, um acht Uhr gehen wir hoch, Gebetsnacht!“
So war ich am Anfang im Dienst.
Disziplin und Gnade im geistlichen Leben
Aber einige Jahre später musste ich in verschiedenen Gemeinden zehn Minuten verlangen, um um Vergebung zu bitten. Wir hatten jeden Morgen um fünf Uhr eine Gebetsstunde zu Beginn des Tages. Ist das nicht gut? Ich hatte das Buch von Fine gelesen. Und da muss alles durch. Mein geistlicher Vater Niklaus und ich hatten manchmal eine ganze Nacht durchgebetet und am nächsten Abend wieder gearbeitet. Es ging nicht besser, aber es ging.
Wir hatten junge Menschen, die jeden Morgen um fünf Uhr zum Gebet kamen, und andere, die nicht kamen, weil sie physisch zu schwach waren. Da war schon Gericht, oder? In dieser Disziplin war bereits Gericht in unserem Handeln. Die Schwächeren waren auf der Seite derer, die nicht kommen konnten.
Für das musste ich Buße tun. Ich habe sie zum Sinai geführt, nicht nach Golgatha. Ich habe sie das Klettern gelehrt, nicht das Ausruhen. Die Gnade musste ich zuerst entdecken, denn am Anfang meines Dienstes kannte ich sie nicht richtig. Ich musste sie während des Dienstes entdecken und plötzlich den Gemeinden sagen: Ich habe einen falschen Dani gekannt, ich habe einen religiösen, einen harten Dani gekannt. In Wirklichkeit ist er schwach und macht nicht alles besser.
Ich habe gepredigt: Jeden Tag die Bibel lesen! Dabei habe ich vergessen zu sagen, dass ich es nicht jeden Tag mache. Das ist ein kleiner Satz, aber wichtig. Er macht alles kaputt in der Disziplin, bringt aber die Wahrheit.
Jesus als Vorbild in Wahrheit und Gehorsam
Die Wahrheit, die Leben bringt, sehen wir bei Jesus in seinem Leben mit den Jüngern. Er war die Inkarnation der Wahrheit – sagt man das so auf Deutsch? Ja, denn er ist ja die Wahrheit, sowohl als Mensch als auch als Gott. Diese Wahrheit gab den Jüngern die Möglichkeit, nicht unter einem harten Joch zu leben.
Jesus schenkte seinen Jüngern diese Freiheit. Er selbst lebte Gehorsam zum Vater. Dabei muss man immer wieder staunen, dass Gott als Jesus diese Möglichkeit wahrgenommen hat, in sich selbst hinabzusteigen und ganz für den Vater zu leben. Es erscheint mir etwas so Großes zu sein, dass er als Gott sich ganz dem Vater hingab und ihm gehorsam war. „Ich bin gekommen, deinen Willen zu tun.“
Darum war Jesus auch das Vorbild. Dieses Vorbild bedeutete bei ihm nicht, dass seine Taten die erste Priorität hatten, sondern sein Gehorsam gegenüber dem Vater. Viele Menschen haben das Vorbild in den Taten falsch verstanden. Sie sind Jesus nur nachgelaufen wegen der Wunder. Doch wie viele folgten ihm nur wegen der Wunder?
Seine Taten allein machten noch keine Jünger. Vielmehr war es sein Gehorsam zum Vater. Diejenigen, die ihm nahe waren, lernten immer wieder Gehorsam von ihm, weil er gehorsam zum Vater war. Sie erlebten seine Beziehung zu Gott.
Verantwortung und Begleitung der Jünger
Es ist auch schön zu sehen, wie Jesus Verantwortung übertragen und Anweisungen dazu gegeben hat. Er sagte zu ihnen: „Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ Damit zeigte er ihnen das Ziel.
Dann gab er ihnen Anweisungen, wie sie vorgehen sollten und wohin sie gehen sollten. Immer wenn er ihnen auftrug, etwas zu tun, sagte er auch: „Ich werde mit euch sein.“ Außerdem versprach er, dass der Vater ihnen die Gaben geben werde, damit sie ihre Aufgabe erfüllen können.
Jesus bewahrte seine Jünger, und zwar durch Kontrolle – nicht durch polizeiliche Überwachung, sondern durch Fürsorge. Als die Siebzig ausgesandt wurden, gab er ihnen die Anweisung, Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben. Sie gingen hinaus, und es geschah Wunderbares. Das war ein Segen, der einfach so geschehen ist.
Als die Siebzig zurückkamen, sagten sie: „Herr, das war großartig! Ich habe gesehen, wie der Teufel gefallen ist.“ Doch Jesus antwortete: „Männer, eure Freude soll daran hängen, dass eure Namen im Himmel stehen. Eure Freude soll nicht nur an dem Erlebnis von heute bleiben, wo alles so sichtbar war.“
Er hatte ihnen die Gaben gegeben, Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen, und er hatte sie ausgesandt. Doch die Kontrolle, die er über sie hatte, richtete sich immer auf die Frage: Wo sind die echten Wurzeln eurer Freude und eures Lebens?
Das hat er ihnen beigebracht, sodass sie sich bewusst wurden: Unsere Verankerung ist im Himmel.
Dienst durch Demut und Liebe
Und dann hat er vieles vor ihnen getan, damit sie sehen konnten, wie das aussieht. Das hast du auch in Johannes 13 gesehen, als er die Füße seiner Jünger gewaschen hat.
Er ist nicht einfach gegangen und hat gesagt: „So, jetzt gehe ich bald weg, jetzt will ich noch einmal eine ganz wichtige Botschaft geben.“ Nein, er hat ihnen gezeigt, dass sie einander dienen müssen.
Ja, Herr, machen wir, hätten sie sagen können. Sie mussten es erleben, sie mussten es verspüren und begreifen, dass der Herr gekommen ist – nicht um ein König zu sein, sondern um ein Diener.
Sie mussten verstehen, bevor er ihnen den Auftrag gab, dass sie in der Welt stehen würden, um anderen zu dienen. Dabei ging es nicht um eine Kopfwaschung, sondern um eine Fußwaschung. Das ist so wichtig, dass wir es verstehen.
Er hat es ihnen gezeigt, und sie haben es begriffen. Wir sehen, wie sie es immer besser verstanden haben, obwohl es einige gar nicht verstanden haben.
Spannungen und Herausforderungen im Jüngerkreis
Er hatte sogar innerhalb seines Jüngerkreises eine ständige Spannung. Diese Spannung entstand durch diejenigen, die das Ziel vor Augen hatten und für ihn lebten, und durch andere, die es nicht sahen – wie Judas, der völlig danebenlag.
Das war kein leichtes Leben. Stell dir vor, das Leben des Heilands, diese drei Jahre lang, immer dabei zu haben, der dir am Ende verrät. Das ist nicht einfach, finde ich. Ich hätte ihn lieber zwei Jahre in den Urlaub geschickt und gesagt: „Okay, weil es so sein muss, nehme ich ihn nur in den letzten zwei Wochen mit.“ Aber er war immer dabei.
Diese Liebe Jesu, die das aushalten kann, ohne einen Schatten auf alle zwölf zu werfen – das finde ich wirklich großartig.
In diesen drei Jahren der Jüngerschaft und Jüngerschulung haben sie verstanden, dass das Hauptthema der Schulung Beziehung und Liebe war.
Prüfung der Liebe: Das Beispiel Petrus
Du hast ja gemerkt, wie das Examen bei Petrus aussieht: das Endexamen nach drei Jahren Bibelschule, in Johannes 21, bei einer großen Sitzung.
Die erste Frage lautet: „Petrus, liebst du mich?“ Petrus antwortet: „Herr, du weißt es.“
Die zweite Frage: „Petrus, liebst du mich? So wie die anderen?“ Petrus sagt: „Du weißt es ja.“ Ich bin so froh, dass Petrus bei der zweiten Frage nicht hereingefallen ist. Die wäre nicht einfach gewesen, diese Frage. Man könnte auch sagen: „Du weißt, wie wenig die anderen dich lieben, Herr.“ Das wäre ein Null-Ergebnis beim Endexamen gewesen.
Dann kommt die dritte Frage: „Liebst du mich?“ Aber Petrus war doch Petrus. Ja, und mit dem Anderen daher, weil das Examen mit dem Anderen durch ist, wenn ich es jetzt schon bestanden habe. „Folge mir nach, du wirst hingeführt werden dorthin, wo ich dich hinführe. Du musst dahin gehen, wo du den Weg selbst nicht gehen würdest. Ein anderer wird dich gürten, nicht du selbst. Aber du folge mir nach.“
Das war die Beschäftigung von Petrus – und „der Andere“ jetzt: „Folge mir nach.“ Und das ist das größte Examen in der Jüngerschaft: Wenn du Menschen auf deinem Weg hast und merkst, dass sie den Heiland lieben. Da kannst du nur vor Freude an die Decke gehen, den Herrn preisen und loben und sagen: „Heiliger, das ist super, sie haben dich lieb.“
Auf dem Weg der Liebe werden sie später vieles lernen, so wie Petrus. Wie viel hat er noch gelernt! Wenn du ihn im ersten und zweiten Petrusbrief siehst, musst du sagen: „Heiliger, super!“ Wenn ich an den Anfang denke, was von ihm geschrieben steht, und dann ans Ende: „Herr, du hast gearbeitet, und er ist wirklich total verliebt in dich.“
Und da wird Petrus gekreuzigt – mit dem Kopf nach unten. Nach einem Historiker hätte er normal gekreuzigt werden sollen, aber er sagte: „Ich bin es nicht wert, wie mein Herr gekreuzigt zu werden. Macht den Kopf nach unten!“ Diese Liebe war total.
Dieser Jünger wurde einfach geschult, indem er mitgenommen wurde. Er hatte das Recht, auch mal falsch zu denken und falsch zu sagen. Du weißt ja, du kennst das Neue Testament: Als Petrus gefragt wurde, was die Leute über Jesus sagen, antwortete er: „Man sagt, du bist Elija, ein Prophet und so.“ Aber dann sagte er: „Ihr aber, ihr seid der Christus.“ Das war super, denn das hatte ihm der Vater gesagt. Wirklich toll, genau das!
Später sagt der Heiland: „Ich muss nach Jerusalem gehen und leiden. Sie werden den Menschensohn töten.“ Aber Petrus sagt: „Das nicht!“ Da antwortet Jesus: „Petrus, du bist vom Teufel; geh hinter mir!“ Er durfte Fehler machen. In der Schulung durfte er so weit gehen, dass sogar der Teufel ihm Gedanken eingab.
Deshalb wurde er nicht von der Schule ausgeschlossen. Er wurde in die Arme Jesu geführt. Und er kam so weit, dass er dieses Endexamen bestanden hat. Die Liebe Jesu hat in dieser Jüngerschaft triumphiert.
Auftrag zur Multiplikation und praktische Umsetzung
Nachher befiehlt er dann die Multiplikation: Geld in die ganze Welt zu bringen und Jünger zu machen.
Das merkt man sehr gut in Matthäus 28. Aber auch in Matthäus 21 steht: „Lehrt sie.“ In eurer Bibel steht vielleicht „lehrt sie so zu leben, wie ich es euch aufgetragen habe.“ Man kann es auch übersetzen mit: „Lehrt sie, das zu beobachten“, „lehrt sie, das in die Tat umzusetzen“ oder „lehrt sie, zu gehorchen.“
Es ist ganz wichtig, dass wir das verstehen. Es geht nicht nur um eine theoretische Lehre von Jüngern, wie wir sie aus unseren Schulen kennen. In der Schule lernst du eine Theorie. Wenn du diese Theorie kennst, hast du dein Examen auf das Wissen dieser Theorie bestanden.
Jesus hat jedoch so gelehrt, dass die Menschen wussten, wie sie das Gelernte in der Praxis umsetzen. Er hat ihnen auch geholfen, dass es in dieser Praxis eine Kontrolle gab. Das ist das Schwierige.
Offene Gemeinschaft und gegenseitige Ermutigung
Auch in der Gemeindegründungsarbeit ist es wichtig, ein offenes Leben zu führen. Du musst so ehrlich sein, dass du deinen Brüdern sagen kannst: „Wie geht es dir mit dem Bibellesen?“, ohne dass sie dahinter ein Gesetz oder eine Anklage vermuten.
In diesem Fall weiß dein Bruder, welchen Kampf du mit dem Bibellesen hast. Er versteht, dass du manchmal liest, aber eigentlich nichts Neues findest. Er kennt auch die Zeiten, in denen du durchs Bibellesen eine Art Wüstenzeit durchmachst. Du liest dann, weil du eine Disziplin hast, obwohl es gerade nicht einfach ist.
Wenn der Jünger das weiß, kannst du ihm auf die Schulter klopfen und fragen: „Wie geht es dir beim Bibellesen?“ Dann kann er dir offen antworten: „Im Moment nicht so gut.“ Und du kannst mit ihm beten.
Viele Jünger brauchen keine Ratschläge, sondern Ermutigung im Gebet. Du kannst einfach innehalten und mit ihnen beten. Ich hoffe, dass du das auch kennst: mit anderen einfach zu beten, ohne viel Worte.
Es gibt einen Satz, den der Teufel gar nicht mag: „Wir könnten beten.“ Hast du das schon bemerkt? Man steht zusammen unter Gläubigen, spricht über Probleme, und geht dann auseinander. Jeder denkt, wir hätten wenigstens ein bisschen beten können. Aber niemand will so geistlich sein, um zu sagen: „Wir könnten beten.“
Dann denkt man vielleicht: Warum soll ich das sagen? Sie denken dann, ich halte mich für geistlicher als die anderen.
Spontane Beziehung zu Jesus
Es war sehr schön, in der Jüngerschulung zu lernen, dass Jesus da ist. Dabei lernten wir auch, mit ihm zu reden, ohne dass man sagen muss: „Wir wollen beten.“
Wie oft beginnen in den Gesprächen einer oder der andere zu beten, wenn sie zusammen spazieren gehen. Dann sagt jemand: „Herr, es ist so schön, mit dir im Wald zu gehen. Gib uns gute Gemeinschaft.“ So können wir ohne Einleitung reden und beten. Wir können einfach mit ihm zusammen sein.
Jünger Jesu brauchen diese Art von Atmung als spontanes Leben. Oft setzen wir viele Rahmen, die die Beziehung zum Heiland schwieriger machen.
Es wäre ja schrecklich, wenn mir Ursula sagen würde: „Wenn du mich liebst, dann kannst du mir morgens um zehn Uhr zwanzig einmal hier und einmal da einen Kuss geben. Aber nur um zehn Uhr zwanzig, ja?“
Wo bleibt da noch die spontane Beziehung, die wir mit ihm pflegen wollen und haben wollen, weil er uns so fest liebt? Ich glaube, ich höre hier wieder auf.
