
Vielen Dank, Lea, dass du uns in das Thema eingeführt hast. Das ist ein wichtiger Text für unseren heutigen Morgenimpuls. Schlag schon mal deine Bibel auf Lukas 20 auf.
Wir befinden uns immer noch im Lukas-Evangelium. Heute werden wir das Ende von Kapitel 20 und anschließend den Beginn von Kapitel 21 betrachten. Unser Text beginnt bei Lukas 20, Vers 41.
Bevor ich anfange, möchte ich noch kurz eine Person vorstellen, die noch nichts von unserem Thema weiß. Diese Woche haben wir einen Praktikanten bei uns in der Gemeinde. Eddie, könntest du bitte einmal kurz aufstehen? Genau, das ist Eddie Reger. Er ist Bibelschüler am Bibelseminar Bonn und absolviert gerade ein zweiwöchiges Gemeindepraktikum bei uns. Schön, dass du da bist! Gottes Segen für dich.
Schlag nun gerne deine Bibel auf Lukas 20, Vers 41 auf. Unser Text reicht bis Kapitel 21, Vers 4. Ich werde diesen Abschnitt nun einmal für uns vorlesen.
Er sprach zu ihnen: „Wie sagt ihr, dass der Christus Davids Sohn sei? Und David selbst sagt im Buch der Psalmen, im Psalm 110: ‚Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis sich deine Feinde zum Schemel deiner Füße legen.‘
David nennt ihn also Herr. Wie kann er dann sein Sohn sein?“
Während das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: „Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Gewändern einhergehen wollen und die Begrüßungen auf den Märkten lieben, ebenso die ersten Sitze in den Synagogen und die vorderen Plätze bei den Gastmählern.
Sie verschlingen die Häuser der Witwen und halten zum Schein lange Gebete. Diese werden ein schweres Gericht empfangen.“
Er blickte auf und sah die Reichen ihre Gaben in den Schatzkasten legen. Dann sah er auch eine arme Witwe, die zwei Schärflein einlegte.
Und er sprach: „In Wahrheit, ich sage euch, diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle anderen. Denn alle diese haben von ihrem Überfluss zu den Gaben gegeben, sie aber hat aus ihrem Mangel heraus den ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt.“
Das ist Gottes lebendiges Wort. Möge er seine Wahrheit auf unsere Herzen schreiben.
Ich möchte ganz kurz mit uns beten:
Danke, Vater, für dein lebendiges Wort, das du uns gibst. Danke, dass du auch heute noch redest, dass du lebendig bist und heute hier in unserer Mitte bist, um unsere Herzen zu berühren, zu verändern, Menschen zu dir zu rufen und deine Kinder wieder zu dir zurückzuführen, wo es notwendig ist.
Ich möchte dich bitten, uns dabei zu helfen, genau das zu tun, was Jochen vorhin schon gesagt hat – mit dem Hinweis auf Hebräer 3. Lass uns dich zu uns sprechen und zu unserem Herzen sprechen. Lass dich in unser Leben hineinsprechen.
Geist Gottes, ich bitte dich, jetzt zu kommen und mächtig in unserer Mitte zu wirken. Tu das, was du tun willst.
Im Namen Jesu, Amen.
Unsere Herzen vor dem König der Könige – so lautet die Überschrift für die Predigt. Wenn du mitschreiben möchtest: Unsere Herzen vor dem König der Könige.
Vielleicht kennen einige von euch die Serie The Mentalist. Patrick Jane ist ein Mentalist, also ein Mensch, der sehr gut andere Menschen lesen kann. Ihm gelingt es, Gestik und Mimik seines Gegenübers so gut zu interpretieren, dass dieser nichts verbergen kann.
Es ist spannend, sich anzuschauen, wie unangenehm das den Leuten manchmal ist. Denn der Typ ist in der Lage, sie zu durchschauen – egal, wie gut sie versuchen, Dinge zu verbergen.
Wir kennen das auch auf einer anderen Ebene, nämlich von Freunden und Familie, die uns sehr gut kennen. Sie kennen uns so gut, dass wir unser inneres Befinden nicht verbergen können.
Christina zum Beispiel merkt sofort, wenn es mir nicht gut geht. Sie ist deswegen nicht begeistert, wenn ich sage, dass alles in Ordnung ist. Sie sieht es einfach sofort – in meinem Gesicht, in meiner Haltung.
Und trotzdem gibt es niemanden, der uns so gut kennt wie Jesus. Niemand blickt so tief in unser Innerstes, niemand erforscht unser Herz so wie er. Es gibt niemanden, der uns so durchschaut. Es gibt nichts, was er über dich und mich nicht weiß.
Das, was du vor jedem zu verbergen versuchst, das, was keiner wissen darf, das, was tief in dir verborgen ist und das du vor der Außenwelt vielleicht verheimlichst – er sieht es, er weiß es.
Über unseren Gott heißt es im Hebräerbrief, dass kein Geschöpf vor ihm unsichtbar ist, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen liegt, mit dem wir es zu tun haben. Er ist der Richter der Gedanken und der Gesinnungen unserer Herzen.
Johannes beschreibt Gott als den, der alles weiß. Lukas nennt Gott an einer Stelle in der Apostelgeschichte den Herzenskenner. Gott ist der Herzenskenner.
Paulus spricht im 1. Korinther 4,5 davon, dass Jesus eines Tages kommen wird, um das Verborgene ans Licht zu bringen und die versteckten Motive unserer Herzen sichtbar zu machen.
Ja, Gott sieht hinter jeden Vorhang, egal wie dick er ist. Und ich weiß nicht, was der Gedanke an einen allwissenden Gott mit dir macht. Ich will dir nur sagen: Als Kind Gottes muss dir dieser Gedanke keine Angst machen.
Gott ist wegen Jesus immer für dich. Er ist nicht überrascht über das, was er bei dir und mir im Herzen sieht. Er ist auch nicht enttäuscht. Er sieht alles.
Dass Gott alles weiß und sieht, ist für mich sogar ermutigend. Denn er sieht mein Herz und weiß, was in mir vorgeht, auch wenn ich es nicht in Worte fassen kann. Das ist ermutigend.
Der Gedanke an einen allwissenden Gott sollte uns deshalb motivieren, ein Leben im Licht zu führen. Er ermutigt uns, die Fassaden fallen zu lassen, auch die frommen, die wir im Laufe unseres Lebens aufgebaut haben.
Verbergen, verstecken, verdrängen und Fassaden aufbauen – all diese Strategien passen nicht zu uns als Kinder Gottes. Wir sind Kinder des Lichts, nicht Kinder des Schattens.
Jesus möchte nicht unsere frommen Fassaden. Er braucht auch nicht unsere engelsgleichen Vokabeln oder unsere äußere Frömmigkeit. Was er will, ist einfach – und gerade deshalb so herausfordernd. Viele Menschen schrecken vor Jesus zurück.
Der Jesus, den wir in der Bibel finden, will nur eins: Er will dein Herz, er will mein Herz. Der Jesus, den wir in der Bibel sehen, möchte unser Innerstes. Er will die Liebe unseres Herzens, denn aus dieser Liebe entsteht eine echte, authentische Hingabe und Leidenschaft für Gott. Wie wir heute noch sehen werden.
Gerade in den Evangelien begegnen wir einem Jesus, der die verborgenen Motive und Absichten der Menschen durchschaut und alles offenlegt. Das wird besonders deutlich in den Gesprächen, die Jesus mit verschiedenen Personen führt. Zum Beispiel mit den Jüngern, die darüber streiten, wer den ersten Platz im Himmel bekommen soll – eine ziemlich peinliche Situation. Doch Jesus erkennt ihre wahren Beweggründe.
Dann ist da die verzweifelte Frau am Brunnen. Niemand versteht sie oder sieht ihren Schmerz, aber Jesus sieht ihn klar. Außerdem gibt es eine Gruppe von Menschen, die nur ein Ziel haben: Jesus zu töten. Egal, wer vor ihm steht, Jesus schaut direkt ins Herz.
Genau das erleben wir auch heute noch. Jesus ist weiterhin im Gespräch mit den theologischen und politischen Größen Jerusalems. Vielleicht erinnert ihr euch: Georg hat uns durch diesen Text geführt. Diese Leute hatten Jesus ins Kreuzfeuer genommen und ihn mit spitzfindigen Fragen bombardiert. Sie waren nicht auf der Suche nach Wahrheit, sondern wollten Jesus bloßstellen.
Sie stellten sich wie Richter vor Jesus und feuerten eine Frage nach der anderen auf ihn ab. Doch sie scheiterten. In Kapitel 20, Vers 40, dem letzten Vers, den Georg letzte Woche behandelt hat, steht: „Denn sie wagten nicht mehr, ihn über irgendetwas zu fragen.“ Sie hatten keine weiteren Fragen mehr.
Und jetzt wird es spannend, denn Jesus dreht den Spieß um und beginnt, Fragen zu stellen. Er stellt diese Fragen nicht einfach nur, um zu fragen, sondern leitet damit eine Herzensdiagnose ein. So kann man das, was wir hier sehen, bezeichnen.
Jesus spricht in den Versen 41 bis 44 über seine Identität. Er ist der Herr David. Als göttlicher Sohn Gottes sieht er tiefer. In den Versen 45 bis 47 erkennt er eine herzlose Frömmigkeit. In den ersten vier Versen von Kapitel 21 hingegen sieht er eine herzvolle Hingabe.
Wenn du mitschreiben möchtest: Zuerst betrachten wir den allmächtigen Herrn, der dann eine herzlose Frömmigkeit entdeckt und danach eine herzvolle Hingabe. Also: allmächtiger Herr, herzlose Frömmigkeit und herzvolle Hingabe. Und alles beginnt mit dem allmächtigen Herrn.
Wer von euch kennt LeBron James? Wer hat den Namen schon mal gehört? Mal die Hände hoch – also eher die jüngeren Leute. LeBron James, ganz kurz auch für die anderen, für das unwissende Publikum: Er ist im Moment wahrscheinlich der beste Basketballer der Welt. Außerdem gehört er zu den bekanntesten und berühmtesten Sportlern und Persönlichkeiten in den USA und weltweit.
Deshalb, warum kennt ihr ihn nicht? Nein, Quatsch, alles gut. Aber vor einigen Jahren hat LeBron James ein Experiment gemacht. Er hat sich für einen Tag bei einem Fastfood-Restaurant einstellen lassen und dort hinter der Theke gearbeitet. Die Reaktionen der Kunden wurden gefilmt.
Es gibt viele Reaktionen, die man erwartet hat: kreischende Teenager, Leute, die lachen, andere, die ein Selfie machen wollen, Autogrammwünsche. Am interessantesten fand ich eine junge Frau, bei der man sofort merkte, dass sie den Superstar erkannt hat. Aber sie tut so, als wäre nichts.
Sie läuft total rot an, während er ihr das Essen fertig macht, und schaut immer wieder zu ihm, dann wieder weg. Dann stellt er ihr die Frage: „Hey, magst du Basketball?“ Sie antwortet: „Ne.“ Man sieht richtig, dass sie weiß, wer das ist, aber sie tut so, als wäre gar nichts.
So ungefähr passiert gerade etwas bei uns im Text. Jesus war auf die Fragen seiner Gegner eingegangen. Sie hatten ihn gefragt, woher er die Autorität nimmt, mit der er handelt und predigt. Sie hatten ihm diese brisante Frage wegen der Steuern gestellt – eine hochpolitische, emotional aufgeladene Frage.
Dann kamen sie mit der Frage zum Thema Auferstehung. Dabei ging es ihnen, wie gesagt, nicht um Wahrheitssuche. Sie wollten ihn einfach nur hinterfragen und bloßstellen. Sie suchten nach etwas, womit sie ihn angreifen konnten. Sie wollten nicht wahrhaben, was eigentlich so offensichtlich war: dass Jesus der verheißene Messias war.
Jesus stellt jetzt eine Frage, ähnlich wie LeBron James: „Magst du Basketball?“ Jesus antwortet mit einem Gegenschlag und zitiert Psalm 110. Psalm 110 war für die Juden ein sehr mysteriöser Text.
Schaut mal, was Jesus hier in unserem Text sagt, ab Vers 41: „Erbe sprach zu ihm: Wie sagen Sie, dass der Christus, also der Messias, Davids Sohn sei, und doch sagt David selbst im Buch der Psalmen: ‚Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner rechten‘?“
Dann fragt Jesus: David nennt ihn also ‚Herr‘, den Messias. Aber warum ist er dann sein Sohn?
Spannende Frage. Für die Juden war nämlich klar, dass der Messias ein Sohn Davids sein muss. Jesus bezweifelt das auch nicht und stellt es nicht in Frage. Es gab keinen Zweifel daran, dass der verheißene Messias ein biologischer Nachkomme von David sein musste, dem berühmten König. Die Bibel bestätigt das immer wieder, und auch im Neuen Testament wird Jesus immer wieder als Sohn Davids beschrieben. Das steht außer Frage.
Aber warum stellt Jesus diese Frage? Gott hat ein kleines Rätsel in Psalm 110 hineingesteckt, ein Rätsel, das die Juden schon damals herausgefordert hat. Psalm 110 ist einer der wichtigsten messianischen Königspsalmen, schon damals. Durch solche Psalmen brachten die Israeliten ihre Hoffnung zum Ausdruck, ihre Hoffnung auf den Messias.
Der Thron dieses kommenden Messias sollte zu Rechten Gottes stehen. Der Messias war wie ein königlicher Repräsentant Gottes, ein Vizeregent, ein Vizekönig, ein Vizekanzler. Die jüdischen Theologen waren sich damals schon einig, dass Psalm 110 über den Messias spricht. Es geht nicht anders, wer sollte das sonst sein?
Psalm 110 hat nur ein Problem. Dort kommt es zum Dialog, und David berichtet uns von einem Gespräch zwischen dem Herrn – wenn du in deine Bibel schaust, dann ist das Wort „Herr“ großgeschrieben, mit Großbuchstaben. Das ist das Wort Yahweh. Zwischen dem „Herrn“ und „meinem Herrn“ – hier ist das Wort klein geschrieben. Das ist das hebräische Wort Adonai. Die Frage ist: Zu wem redet Yahweh hier? Wen meint David mit „meinem Herrn“?
Der Rest des Psalms macht klar, dass damit der verheißene Messias gemeint ist. Hier findet also ein Gespräch zwischen Gott und dem Messias statt. Das Rätselhafte ist: Wie kann der Messias zum einen Sohn Davids sein, zum anderen aber auch sein Herr?
Gerade in der damaligen Zeit, im Judentum, gab es ganz klare hierarchische Strukturen. Ein Vater wäre niemals auf den Gedanken gekommen, seinen Sohn „Herr“ zu nennen. Derjenige, der biologisch und zeitlich vorangeht, ist immer größer als der andere.
David nennt den, der nach ihm kommt, aber Adonai, meinen Herrn – einen Namen, der entweder für Könige oder immer für Gott verwendet wird. Das ist das Rätsel, vor dem die Juden standen, und das ist auch die Frage, mit der Jesus hier konfrontiert wird.
Eigentlich liegt die Antwort auf dem Tisch. Man könnte auch sagen, die Lösung für das Rätsel steht direkt vor ihnen. Jesus gibt ihnen sozusagen die Lösung auf dem Silbertablett: Der Messias ist mehr als der Sohn Davids. Er ist der Sohn Davids, aber er ist eben auch der Herr Davids, weil er der ewige Sohn Gottes ist. Er ist der Nachkomme Davids, aber auch der Schöpfer Davids.
Es ist also klar, was Jesus hier indirekt andeutet: Wenn David seinen biologischen Nachkommen, den Messias, seinen Herrn nennt, dann liegt das daran, dass dieser Messias nicht nur größer als David ist, sondern auch lange schon vor ihm da war und deshalb ewig sein muss. Das würde heißen, dass dieser Messias göttlich, also selbst Gott sein muss.
Das deuten übrigens auch andere Messiasverheißungen an, zum Beispiel 2. Samuel 7. Dort wird sehr deutlich, dass der Messias nicht einfach ein Mensch ist, sondern mehr – nämlich Gott. Und das ist eine der zentralen Überzeugungen des christlichen Glaubens: Jesus ist wahrhaft Mensch und wahrhaft Gott.
Er wurde ein Sohn Davids, um am Kreuz für uns zu sterben, aber er blieb Sohn Gottes und war deshalb in der Lage, uns vollkommen zu erlösen. Deswegen, wenn man das Neue Testament liest, wird man merken, dass es keinen Psalm gibt, der öfter zitiert wird als Psalm 110 – über zwanzig Mal.
Das Rätsel von Psalm 110 ist deshalb eigentlich gar kein richtiges Rätsel. Es ist so offensichtlich, was David hier tausend Jahre vorher sagen wollte: Der Messias, der kommen wird, wird nicht einfach nur ein Nachkomme, ein Sohn von mir sein. Er ist so viel mehr: Er ist der Sohn des allmächtigen Gottes, er hat alle Autorität in seiner Hand, er ist Adonai.
Und wenn du vorhin bei der Textlesung zugehört hast, hast du gemerkt, was Jahwe für den Messias tut, was er ihm alles gibt, was der Vater dem Sohn alles gibt. Er erhöht ihn, er gibt ihm einen Thron zu seiner Rechten. Der Thron zu Rechten stand stellvertretend und sinnbildlich für alle Autorität.
Er war der Repräsentant, der vollkommene Repräsentant des Vaters und ist es. Die Frage ist: Wann erfüllte der Vater dieses Versprechen an seinen Sohn? Mit seiner Geburt wurde Jesus der Sohn Davids.
Nach seinem Sieg durch das Kreuz und die Auferstehung wurde er vom Vater in den Himmel aufgenommen und über alle Maßen erhöht, über alles und jeden. Ihm wurden vom Vater alle Macht und alle Autorität im Himmel und auf Erden überreicht.
Das war der Moment seiner Thronbesteigung. Himmelfahrt ist der Moment der Thronbesteigung Jesu, der Moment, in dem der ganze Himmel erfüllt war von diesem Rufen aus Psalm 24: „Erhebt ihr Tore, eure Häuter, erhebt euch, ihr ewigen Pforten, dass der König der Herrlichkeit einziehe!“
Das war der Moment, in dem sich dieser Psalm erfüllte. Der König der Herrlichkeit zieht ein.
Und merkt ihr, was Jesus hier macht? Sie hatten ihn immer wieder gefragt, woher er seine Autorität nimmt. Das ist seine Antwort: Ich bin der Messias, der Sohn Davids, aber noch wichtiger, ich bin der Herr Davids, der Sohn des allmächtigen Gottes.
Und wenn David, den ihr so respektiert, mich Adonai nannte, warum macht ihr das nicht? Warum macht ihr das nicht?
Ich habe mich beim Lesen gefragt, warum Jesus genau diese Frage an dieser Stelle stellt. Klar, zum einen macht er deutlich, wer er ist: der Sohn Gottes und nicht nur der Sohn Davids. Aber er macht hier noch mehr. Mit seiner Frage deckt Jesus die geistliche Ignoranz der Schriftgelehrten auf.
Sie verhalten sich wie diese junge Frau im Fastfoodrestaurant vor LeBron James. Sie stehen ihm gegenüber, dem absoluten Superstar, dem Messias, dem Sohn Gottes, und alles deutet darauf hin – und sie sind blind. Sie verschließen ihre Augen davor, sie sind ignorant gegenüber dem Wort Gottes.
Das ist ja das Spannende: Diese Männer gaben vor, dieses Buch total zu lieben. Sie gaben vor, dass ihnen die Wahrheit Gottes total am Herzen liegt. Und Jesus zeigt ihnen: Ihr achtet Gottes Wort nur dann, wenn es zu euren Vorstellungen passt, zu eurer Meinung, zu eurem Leben.
Wisst ihr, das ist ja das Spannende, das finde ich so cool an diesem Text. Ein bisschen vorher gibt es ja diese Diskussion zwischen Jesus und den Schriftgelehrten beziehungsweise den Sadduzäern. Jesus bestätigt, dass es eine Auferstehung der Toten gibt. Was machen die Schriftgelehrten? Genau, sie sagen: Jesus, sehr gut, weil er ihre Meinung bestätigt.
Er bestätigt ihre theologische Meinung. Und Jesus packt sie in dem Moment und sagt ihnen: Hey, wenn euch Gottes Wahrheit wirklich so wichtig wäre, dann würdet ihr das auch glauben. Dann würdet ihr das auch glauben.
Was Jesus hier tut, ist nichts anderes, als dass er ihre falschen und viel zu kleinen Vorstellungen vom Messias aufdeckt. Für sie war der Messias nur eine politische, vielleicht eine militärische Figur. Sie reduzierten ihn auf einen begabten Führer, der kommen sollte, um sie zu befreien und ein neues davidisches Königreich aufzubauen.
Sie hatten einen angepassten Messias. Sie lasen die Bibel durch ihre Brille. Und was nicht wahr sein durfte, wurde einfach übersehen, ignoriert oder zur Not wegerklärt.
Sie galten zwar als Bibellehrer, gingen in Wahrheit aber total selektiv mit der Bibel um. Sie ignorierten einfach das, was nicht passte.
Und ich glaube, hier liegt eine Gefahr. Wir müssen ja immer aufpassen, dass wir nicht immer sagen: diese bösen, bösen Schriftgelehrten. Denn hier liegt eine Riesengefahr auch für uns.
Wir können so schnell in Gottes Wort das ignorieren, was uns nicht passt. Das geht so schnell, einfach weil es gerade nicht zu unserem Leben passt, zu unserem Lebensentwurf, weil wir dann zu viel verändern müssten.
Am Ende stehen wir vor der Frage, mit der Jesus diese Männer auch damals konfrontiert hat: Ist der Jesus, an den ich glaube, ein angepasster Jesus oder der Jesus, den David seinen Herrn nennt, den König der Könige? Dem mein Leben gehört, dem mein Herz gehört?
Was ist der Jesus, dem du nachfolgst? Ist er Adonai, also dieser absolut souveräne Regent, der ein Leben in seiner Hand hat, der bestimmen darf, wo es langgeht? Oder ist es ein kleiner angepasster Jesus, der zu deinem Lebensentwurf passt?
Und das führt nämlich dann dazu, dass wir mit einer bestimmten Brille anfangen, die Bibel zu lesen – mit einer, die alles ausblendet, was uns herausfordert. Wir sagen laut: Ja klar, ich glaube an die Bibel, die Bibel ist Gottes Wort, natürlich.
Aber was ist, wenn dieses Buch plötzlich herausfordernd wird? Was ist, wenn dieses Buch dich auffordert, etwas in deinem Leben zu verändern, etwas abzuschneiden?
Was ist dann? Schätzt du dieses Buch und den Gott, der hier redet, wirklich? Oder ist das nur ein Lippenbekenntnis wie bei den Pharisäern und Schriftgelehrten?
Das ist das Erste, was Jesus hier tut. Doch er bleibt nicht dabei, nur indirekt offenzulegen, was in den Herzen der Schriftgelehrten vorgeht. Er ist derjenige, der alles ans Licht bringt, und genau das tut er jetzt. Dabei wird es auch schmerzhaft.
Denn dieser allmächtige Herr zeigt die herzlose Frömmigkeit der Schriftgelehrten. Das ist das Zweite, was wir hier sehen.
Vor einiger Zeit gab es wieder Aufruhr im englischen Königshaus. Diesmal ging es nicht um Harry und Meghan, sondern um Andrew, den Sohn der Queen, ihren Lieblingssohn. Das Königshaus gab bekannt, dass Andrew mit sofortiger Wirkung alle Adelstitel und Ämter entzogen werden. Der Grund? Es wurde aufgedeckt, dass der Prinz ein Leben im Schatten führte.
Nach außen hin war er der gesittete Prinz, der Lieblingssohn der Queen. Doch Untersuchungen von Journalisten und auch vom britischen Geheimdienst ergaben, dass er ein Doppelleben führte und tief verstrickt war in furchtbare Skandale bis hin zu sexuellem Missbrauch. Die Fassade brach von einem Moment auf den anderen zusammen. Kein Prinz mehr.
Jesus bringt in unserem Text ebenfalls eine Fassade zum Einsturz – und zwar radikal. Er legt das Doppelleben der Schriftgelehrten offen. Schaut, was er in Vers 45 sagt:
„Während aber das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Gewändern einhergehen wollen und die Begrüßungen auf den Märkten lieben, die ersten Sitze in den Synagogen und die ersten Plätze bei den Gastmählern, die die Häuser der Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete halten. Diese werden ein schweres Gericht empfangen.“
Zack, das hat gesessen – und zwar vor den Augen und Ohren des gesamten versammelten Volkes. Das muss den Schriftgelehrten richtig wehgetan haben.
Sie waren die angesehenen Leiter des Volkes. Die Menschen sahen zu ihnen auf. Sie waren geistliche und theologische Vorbilder, überall respektiert und wurden vom normalen Volk als Rabbi bezeichnet, als Meister und manchmal sogar als Vater. Man hatte vor Schriftgelehrten größeren Respekt als vor den eigenen Eltern. Aus Respekt stand jeder auf, wenn einer dieser Männer vorbeikam.
Ein Ausleger schrieb, in ihren langen Gewändern sahen sie aus wie Schwäne, die bei den Normalsterblichen vorbeischwebten. Ja, wenn die reichen Bürger Feste veranstalteten, standen die Schriftgelehrten selbstverständlich auf der Gästeliste. Ihnen wurde immer ein Ehrenplatz reserviert, rechts oder links neben dem Gastgeber – so auch in der Synagoge. Jeder konnte sie sehen, wie sie beteten und lasen.
Und Jesus reißt in diesem Moment die Fassade herunter und offenbart das Herz dieser Männer. Schaut, was Jesus hier sagt – das ist so eindringlich:
Sie lieben es, bewundert zu werden. Sie lieben es, respektiert zu sein. Sie lieben es, dass die Menschen ihren Namen kennen. Sie lieben es, als besonders wahrgenommen zu werden und die Menschen an sich zu binden. Deshalb tun sie, was sie tun.
Sie missbrauchen ihr geistliches Amt für sich selbst. Nach außen hin sahen sie unglaublich fromm aus. Doch Jesus offenbart ihr Doppelleben und die Motive ihres Herzens. Sie sind stolz. Sie wollen auf dem Markt, in der Synagoge und bei Festen bewundert und angehimmelt werden. Sie heben sich durch ihre prächtigen Gewänder ab. Sie sind voller Gier und bereit, geistlichen Missbrauch zu betreiben und die Ärmsten auszubeuten.
Sie geben vor, Gott zu lieben, haben aber kein Herz für die Menschen, die Gott liebt. Sie sind Heuchler. Sie veranstalten eine fromme Show vor den Augen der Menschen und sprechen zum Schein lange Gebete, um besondere Geistlichkeit darzustellen.
Doch Jesus lässt sich von diesen Männern nicht täuschen. Er sieht hinter die Fassade, und alles, was er dort sieht, ist herzlose Frömmigkeit. Es geht ihnen nicht um Gott. Sie drehen sich nur um sich selbst. Sie haben kein Herz für Gott, sondern nur für ihr Image, ihre Anerkennung und ihren Status. Darüber definieren sie sich.
Ihre Frömmigkeit ist in Wahrheit nichts anderes als ein Deckmantel für furchtbare Heuchelei. Sie betreiben eine tote Religion. Jesus warnt seine Jünger vor den Schriftgelehrten. Solche Leiter, sagt er, werden ein hartes Gericht erleben.
Geistliche Leiter sind dazu berufen, Menschen auf Jesus hinzuweisen und sie an ihn zu binden – und nicht an sich selbst. Leiter sind nicht dazu da, Menschen durch ihre Gaben zu beeindrucken oder für sich zu begeistern. Sie sind dazu berufen, durch ihr Vorbild in Menschen eine tiefe Liebe für Jesus zu wecken, eine Begeisterung für Jesus.
Alles, was sie tun müssen, ist: „Schau von mir weg, schau auf ihn, schau auf ihn.“ Darum geht es.
Aber eigentlich warnt Jesus seine Jünger und damit auch uns davor, den gleichen Fehler zu machen wie die Schriftgelehrten. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht anfangen – und ganz ehrlich, das ist eine große Gefahr –, uns darüber zu definieren, was wir haben, was wir können und vor allem, was andere von uns halten oder denken könnten.
Das ist eine Herausforderung in unserer Zeit. Menschenfurcht ist ein richtiger Virus, der unsere Herzen immer wieder befällt. Wir definieren uns darüber, was andere von uns denken und halten.
Vor allem warnt uns Jesus aber vor Verheuchelei und einer herzlosen Frömmigkeit, hinter der keine Liebe zu Gott steckt. Es ist spannend – ich weiß nicht, ob dir das schon mal aufgefallen ist: Es gibt kaum eine Sünde, die Jesus so stark als sündig bewertet wie Scheinheiligkeit. Kaum eine Sünde verurteilt er so deutlich wie fromme Heuchelei, wie frommes Schauspiel.
Dafür findet er einige seiner härtesten Worte. Da wird Jesus aggressiv, sage ich jetzt mal ganz deutlich.
Warum ist das so? Weil er will, dass wir vor anderen das sind, was wir vor ihm sind – und nicht mehr. Deshalb: Versuche nicht, vor Menschen zu sein, was du vor Gott nicht bist.
Ich fand es toll, was Philip Ryken, ein Pastor aus den USA, dazu gesagt hat: „Wenn wir versuchen, aus uns selbst heraus groß zu sein oder groß zu erscheinen, gibt es keinen Platz mehr für die Größe Gottes.“
Heuchelei ist deshalb so furchtbar, weil sie Gottes Größe ausgrenzt. Deshalb gilt: Wenn wir versuchen, aus uns selbst heraus groß zu sein oder groß zu erscheinen, gibt es keinen Platz mehr für die Größe Gottes.
Versuche nicht, vor Menschen zu sein, was du vor Gott nicht bist. Wir sollen sein, was wir in Christus sind – nicht mehr und nicht weniger.
Das ist es, was Jesus von seinen Jüngern will. Was für ihn zählt, ist nicht unsere äußere Erscheinung, nicht, wie uns Menschen sehen, nicht unsere beeindruckenden Taten, sondern das, was wir in unserem tiefsten Inneren sind.
Er will eine echte Frömmigkeit, eine echte Hingabe, die aus einem Herzen kommt, das ihn wirklich liebt. Alles andere, Geschwister, ist wertlos – wertlos.
Die Schriftgelehrten wirkten von außen sehr fromm. Es schien, als hätten sie eine intensive Beziehung zu Gott. Sie beteten lange, doch ihre Religion war tot. Ihr Herz war voller Selbstliebe. Die Dinge, die sie taten, taten sie nicht für Gott, sondern nur für sich selbst.
In Wirklichkeit missachteten und ignorierten sie Gottes Gebote Tag für Tag. Sie gaben vor, Gott zu lieben, doch sie beuteten die Schwächsten aus. Die Gefahr – und das ist das Spannende und Gefährliche – bei rein äußerlicher Frömmigkeit ist, dass sie ein falsches Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit vermittelt. Es sieht so aus und fühlt sich so an, als würde man dazugehören, während das Herz meilenweit von Gott entfernt sein kann.
Deshalb warnt uns Jesus hier so eindringlich. Er möchte, dass wir echt sind. Ich glaube, dass es für uns Christen eine echte Gefahr gibt: die Tendenz zur frommen Heuchelei. Wir können versucht sein, uns vor anderen besser, geistlicher und stärker darzustellen, als wir tatsächlich sind.
Lasst uns so sein, wie wir in Christus und vor Gott sind. Wenn wir schwach sind, dann lasst uns das voreinander bekennen. Und wenn wir manchmal keine guten Christen sind, dann lasst uns das ehrlich zugeben und Gott bitten, dass er uns verändert. Lasst uns echt sein!
Wir können, genau wie die Pharisäer, versucht sein, unseren Dienst nicht für Gott zu tun, sondern um Anerkennung und Bewunderung zu erhalten. Hier ist die entscheidende Testfrage: Wie reagiere ich, wenn ich in meiner Ortsgemeinde nicht die Bestätigung und Anerkennung bekomme, die ich mir erhofft habe? Wie reagiere ich, wenn mein Dienst übersehen wird? Das ist nicht gut – ich sage nicht, dass es gut ist –, aber wie reagiere ich?
Wofür tue ich, was ich tue?
Jesus warnt uns hier sehr eindringlich vor einem Doppelleben und geistlicher Heuchelei. Ist es nicht erschreckend? Die Schriftgelehrten sahen so fromm und gläubig aus, doch in Wahrheit war ihr Herz Gott gegenüber kalt. Sie lebten für sich selbst, egal wie fromm ihre äußere Schale war. Wo es ihnen nicht passte, ignorierten sie einfach das, was Gott sagt. Sie waren tot.
Ihre langen Gebete, ihre Gottesdienstbesuche und ihre theologische Expertise änderten nichts daran: Sie waren tot. Jesus warnt uns heute: Egal, ob du dich Christ nennst, getauft bist, Mitglied dieser Ortsgemeinde bist und regelmäßig Gottesdienste besuchst – die entscheidende Frage ist: Gehört dein Herz ihm? Gibt es dort eine echte Liebe zu diesem König? Oder lebst du deinen Glauben und deine Frömmigkeit letztlich nur für andere? Lebst du tatsächlich für dich selbst – mit einem frommen Anstrich?
Vor allem, wenn wir im christlichen Kontext aufgewachsen und sozialisiert sind, kann es so aussehen, als würden wir wirklich leben. Doch aus Gottes Perspektive sind wir tot. Wir wissen, wie man redet, wie man sich verhält, welche Worte man sagt und welche nicht. Alles sieht danach aus, als sei Leben da. Aber das ist nicht die entscheidende Frage.
Die Fassade ist nicht entscheidend. Das, was nach außen dringt, ist nicht entscheidend. Die Frage ist: Schlägt dein Herz noch? Schlägt dein Herz für Jesus? Oder lebst du vielleicht sogar zwei Leben? Ein Leben am Sonntag, in dem du mit Mund und Lippen bekennst, dass Jesus groß ist, dass er der Herr ist, vor dem sich alles beugen wird – und ein anderes Leben unter der Woche, in dem du so lebst, als gäbe es diesen Herrn gar nicht.
So lebten die Schriftgelehrten: Sie waren im Gottesdienst, hörten Predigten und lasen das Wort Gottes. Doch unter der Woche beuteten sie die Witwen aus. Lebst du zwei Leben? Jesus fordert dich heute auf: Hör auf damit! Hör auf damit! Er will dein Herz, nicht deine fromme Fassade.
Es ist eine der dramatischsten Stellen in der Bibel, die aus Matthäus 7, wo Menschen vor Jesus rufen: „Herr, Herr, wir haben doch in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und Kranke geheilt.“ Doch Jesus sagt zu diesen Menschen: „Geht weg von mir, ich kenne euch nicht.“
Meine Sorge ist, dass dies für einige gelten wird, die sich für Kinder Gottes halten. Umso wichtiger ist es, jede Form des frommen Doppellebens hinter sich zu lassen. Jesus muss wirklich unser Herz bekommen, wir müssen ihn zum Herrn unseres Lebens machen und ihm sagen: „Nimm du mein Leben in die Hand.“
Genau das passiert jetzt in unserem Text. Schaut, was ganz am Ende geschieht. Jesus sieht nicht eine fromme Schale, sondern ein Herz voller Hingabe. Er lenkt unsere Blicke auf eine kleine, arme Witwe mit einem großen Herzen für Gott.
Wie so oft beobachtet Jesus die Menschen um sich herum. Er ist immer noch im Tempel und sieht, wie die Menschen ihre Kollekte einlegen. Er blickt auf und sieht, wie die Reichen ihre Gaben in den Schatzkasten legen, so lesen wir in Kapitel 21. Aber er sieht auch eine arme Witwe, die zwei Schärflein einlegt. Das ist mehr oder weniger der kleinste Cent, den es gibt.
Jesus spricht: „In Wahrheit sage ich euch, dass diese arme Witwe mehr eingelegt hat als alle anderen. Denn alle diese haben von ihrem Überfluss zu den Gaben eingelegt, dieser aber hat aus ihrem Mangel heraus den ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt.“
Ich liebe diese Szene so sehr, weil sie uns so viel über Jesus sagt. Da sind die Reichen, die richtig viel Geld abgeben, und dann ist da eine arme Witwe, die zwei kleine Münzen hineinwirft. Der Tempel wurde durch diese zwei Münzen nicht reicher.
Wir müssen uns vorstellen, wie das ausgesehen haben muss und wie es sich angehört haben muss. Im Tempel gab es, ich meine, etwa dreizehn trompetenförmige Behälter, in die das Geld geworfen wurde. Diese machten ordentlich Krach, wenn etwas hineingeworfen wurde.
Stellt euch vor, da kommt ein Reicher mit seinem Geld: Rums! Rums! Und der Nächste. Und dann kommt diese arme Witwe: Bling! Bling! Mehr nicht.
Was macht Jesus? Dieser armen Witwe war das wahrscheinlich fast peinlich oder unangenehm. Doch Jesus würdigt sie vor allen, die ihm zuhören. Er misst dem, was die Witwe tut, so einen riesigen Wert bei, dass das Geräusch dieser zwei kleinen Münzen bis heute nachklingt.
(Lukas 21,1-4)Warum? Gott zählt anders. Er sieht das große Herz dieser armen Frau. Wie klein und unscheinbar deine Gaben und Fähigkeiten auch sein mögen – das möchte ich dir an dieser Stelle kurz sagen: Egal wie klein deine Gaben oder deine Fähigkeiten sind, leg sie in Gottes Hände.
Wie klein deine Ressourcen auch sein mögen, leg sie in Gottes Hände. Wie unbedeutend du dir auch vorkommst, leg dich in seine Hände. Er sieht dein Herz und bewertet anders als die Welt um uns herum.
Diese Frau hat nicht einfach etwas gegeben. Vielleicht denkst du jetzt in diesem Moment: „Dann kann ich ja auch weniger für Jesus tun.“ Nein, darum geht es hier nicht. Diese Frau hat nicht weniger gegeben für Jesus – sie hat alles gegeben. Was sie hier tut, ist nichts anderes, als ihr Leben in Gottes Hand zu legen. Sie hat ihren ganzen Lebensunterhalt hineingeworfen.
Es ist so schön, was diese Frau damit ausdrückt. Was sie in diesem Moment sagt, ist nichts anderes als: „Gott, ich habe nicht viel, aber ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich von ganzem Herzen. Ich lege alles, was ich habe, was ich bin, meine Zukunft in deine Hände.“ Sie bringt damit zum Ausdruck: „Ich liebe dich, Jachwe.“
Deshalb ist diese Szene so schön. Sie hatte ein Herz voller Hingabe, ein Herz voller Liebe für ihren Gott. Das, was sie in ihrem Herzen über Gott glaubte, bewegte sie dazu, alles, was sie ist, ihre Zukunft in Gottes Hand zu legen. Der Klang dieser zwei Münzen war in Gottes Augen das schönste Liebeslied.
Die wichtige Frage, die erste Frage, ist nicht: Wie viel sollte ich für Gott geben? Wie groß sollte meine Gabe für Gott sein? Obwohl das natürlich auch wichtig ist. Die wichtigere Frage ist: Wie groß ist der Platz, den Gott in deinem Herzen hat? Das ist die viel wichtigere Frage. Und das wird sich auf deine Hingabe und dein Geben auswirken.
Diese arme Witwe zeigt uns so viel über echte Nachfolge und Hingabe. Es ist nicht schwer, Jesus an den Stellen nachzufolgen, die mir leichtfallen, wo es mich nicht viel kostet, wie bei den Reichen. Aber echte Nachfolge und Liebe zu Jesus zeigt sich dort, wo es wehtut, wo ich vor der Frage stehe, ob ich bereit bin, mich selbst, mein Leben, meine Gefühle, meine Zukunft – alles, was ich bin – in seine Hände zu legen und zu sagen: „Jesus, ich habe nicht viel. Aber ich liebe dich und ich lege alles in deine Hände.“ Das ist Hingabe, das ist Glauben.
Und weißt du, was mir bei der Vorbereitung aufgefallen ist? Für viele Menschen, auch für Christen, ist es viel einfacher und attraktiver, eine äußerlich fromme Fassade aufrechtzuerhalten, als Gott ihr Herz zu geben. Warum? Im ersten Fall behalte ich die Kontrolle, ich habe es noch immer in der Hand. Im zweiten Fall übergebe ich mein Leben in seine Hände und sage: „Mach daraus, was du willst.“
Jesus lenkt unseren Blick auf die kleine arme Witwe mit einem großen Herzen für Gott. Es ist ein bisschen so, als würde Jesus heute den Arm um dich legen und dich fragen: „Wie groß ist der Platz, den ich in deinem Herzen einnehmen darf? Wie viel von deinem Herzen gehört mir? Wie viel von deinem Leben legst du in meine Hände? Wie viel bist du bereit zu geben? Wie sehr liebst du mich wirklich?“
Ich hoffe, dass diese arme Witwe für uns zum Vorbild wird. Jeder von uns, hundertprozentig jeder von uns, hat jetzt gerade in diesem Moment solche zwei Cents in seiner Hand, die er nicht loslassen will. Es kann eine Sünde sein, die du bei dir behältst, weil es dir zu sehr wehtun würde, sie loszulassen. Es kann eine Beziehung sein, die Gott nicht gutheißt, und du hältst sie fest und willst sie nicht abgeben. Du sagst: „Das ist mein Leben, Gott, ich kann das nicht abgeben.“
Jesus will uns sagen: Sei wie diese alte Witwe, diese arme Witwe. Vertrau mir, dass ich dir mehr geben kann als jede zwei Cent auf dieser Welt. Ich habe wirklich einen Reichtum für dich. Gib diese zwei Cent ab, gib sie ab, gib ihm dein Herz.
Das ist, was Jesus dich fragt. Das ist, was Jesus mich fragt durch diesen Text: Wie sehr liebst du mich wirklich?
Aber wisst ihr, was ich so toll finde? Das hat mich diese Woche wirklich bewegt.
In dem Moment damals, als Jesus diese arme Frau sah, gab es eine Person im Tempel, die noch mehr gegeben hat als diese Witwe. Und das war Jesus.
Jesus gab nicht nur ein Stück. Er gab nicht halbherzig, er gab nicht widerwillig. Er gab alles. Er gab sein Leben für dich und mich. Er gab sein Leben am Kreuz von Golgatha. Und er gab es aus tiefster Liebe zu dir und mir, obwohl er wusste, dass wir manchmal ganz schön halbherzige Jünger sein würden.
Und was passierte, als Jesus sein Leben gab? Die Erde bebte. Die Erde bebte, und dieses Beben klingt bis heute nach.
Ich hoffe so sehr, dass das Beben von Golgatha, als Christus sein Leben auch für dich gab, dein Herz erbeben lässt. Und dass du dann bereit bist zu sagen: Du hast so viel für mich gegeben. Ich lege mein Leben, meine zwei Cent, in deine Hände.