Nach dem Sabbat, als der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu sehen.
Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.
Sein Aussehen war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie Schnee.
Die Wächter aber erschraken vor Furcht und wurden wie tot.
Der Engel aber sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht.
Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat.
Und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er von den Toten auferstanden ist. Und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.
Da gingen sie schnell von dem Grab weg mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkünden.
Und siehe, Jesus kam ihnen entgegen und sprach: Seid gegrüßt! Da traten sie zu ihm, umfassten seine Füße und beteten ihn an.
Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündet meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen sollen; dort werden sie mich sehen.
Einführung in die Auferstehungserzählung
Als der Sabbat, also der Samstag, vorüber war und der erste Tag der Woche begann – Ostersonntag –, kamen Maria von Magdala und die andere Maria zum Grab, um nach dem Leichnam zu sehen.
Plötzlich geschah ein großes Erdbeben, denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab. Er trat heran, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt war wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee.
Die Wachen aber erschraken vor Furcht vor ihm und wurden so bewegungsunfähig, als wären sie tot. Doch der Engel sprach die Frauen an und sagte: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat.
Kommt her und seht die Stelle, wo er gelegen hat. Geht schnell hin und sagt seinen Jüngern, dass er von den Toten auferstanden ist. Und siehe, er wird vor euch hergehen nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.“
Die Frauen gingen schnell vom Grab weg, erfüllt von Furcht und großer Freude. Sie liefen, um es den Jüngern zu verkünden. Dabei begegnete ihnen Jesus und sagte: „Seid gegrüßt!“
Sie traten zu ihm, umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Jesus sagte zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündet es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen sollen. Dort werden sie mich sehen.“
Herr, gib uns den Glauben, der dich schauen kann. Amen.
Die Bedeutung von Friedhöfen und der Tod im Leben
Die traurigsten Orte unserer Welt sind zweifellos die Friedhöfe. Geht man einmal über einen Friedhof, liest man die Namen auf den Grabsteinen und denkt darüber nach, was wohl dieses Leben umfasst hat.
Manchmal findet man auf den Gräbern noch einen Hinweis. Auf einem Grab auf dem Pragfriedhof steht zum Beispiel: „Der Neid der Götter hat unser Glück nicht gelitten.“ Offenbar war das eine Familie, die von diesem schweren Schlag des Todes überrascht wurde.
Auf anderen Gräbern sieht man eine Säule, die abgebrochen ist. Damit drücken die Angehörigen aus, dass von dem Verstorbenen nur noch ein Rumpf übrig geblieben ist, der keinen Sinn mehr hat. Was sind wir ohne die Verstorbenen?
Oder da sind Bilder, wie eine Frauengestalt, die sich überbeugt und ihr Gesicht in ihre Hände vergräbt – Ausdruck von Kummer und Trauer. Wenn ich Sie so ansehe, weiß ich, wie viele von Ihnen in dieser Trauer sind.
Das ist unheimlich, was der Tod in unserem Leben anrichten kann. Er beendet nicht nur unser biologisches Leben, sondern zerstört auch Familienglück. Liebesbeziehungen werden durchgeschnitten, und das heilt nie mehr. Wie soll das auch je heilen können?
Wenn ich über einen Friedhof gehe, denke ich immer: Mensch, was ist dein Leben? Wie viele Jahre gibt dir dein Herr noch? Es ist eine ganz kurze und vergehende Zeit. Manchmal kann man richtig Panik bekommen. Du hast schon so viele Jahre deines Lebens gelebt und damit die größte Portion von dem großen Schatz verbraucht, den du hast.
Was kann man da noch sagen vor dem Grab und vor der Trauer der Angehörigen?
Umgang mit dem Tod und falsche Vorstellungen
Es ist merkwürdig, welche verrückten Ideen auf dem Friedhof kursieren. Dort werden Sprüche verzapft, die manchmal so furchtbar grauenvoll sind, dass man sie kaum anhören kann. Es wird behauptet, der Tote lebe weiter in unserem Andenken.
Doch wir vergessen das oft, und das wissen die Trauernden am allermeisten. Schon am ersten Geburtstag nach dem Todesfall sendet kaum noch jemand von den Kollegen der Witwe einen Gruß. Das Vergessen geht so schnell voran. Unwahre Worte werden gesprochen. Im Volksmund, der so echt ist, heißt es, dass nicht so verlogen sei wie eine Leichenrede.
Ich wundere mich auch, wie viele Leute heute in abenteuerlichen Vorstellungen schwelgen, als ob der Mensch irgendwann wiederkäme und wiederleben würde. Ich weiß gar nicht, ob die Leute sich das durchdacht haben: noch einmal Kriegsgefangenschaft durchleben, noch einmal Schulnöte haben, Existenzsorgen, noch einmal Ängste bis zum Grunde durchleben – ganz abgesehen davon, dass es gar keinen Anhalt für so einen Unsinn gibt.
Aber das kommt alles daher, weil man den Tod nicht bewältigen kann. Dann kommen Sprüche und fixe Ideen in unsere Köpfe. Ich will Ihnen sagen: Wenn wir Christen heute Ostern feiern, dann geht es nicht um Sprüche, Ideen oder Konstruktionen, die wir uns einreden.
Da steht vor uns Jesus Christus, der den Tod überwunden hat, der im Grab lag und tot war und auferstanden ist. Er will uns daran gewöhnen, dass mit seiner Auferstehung eine ganz neue Epoche angebrochen ist. Darüber müssen wir uns heute auseinandersetzen.
Die Erschütterung der Welt durch die Auferstehung
Der Tod ist tot, der Tod ist tot! Diese Aussage bringt eine Erschütterung in die Welt, ein Erzittern in die Welt. So steht es im Auferstehungsbericht, wie ihn Matthäus uns überliefert hat. Die Berichte sind ungemein historisch genau und exakt. Man spürt direkt, dass die Evangelisten überhaupt nicht wagten, daran etwas zu verändern. Sie haben die Erzählungen einfach so bruchstückhaft weitergegeben, wie sie ihnen berichtet wurden.
Es wird erzählt, wie sie in der Nacht noch aufbrechen, ganz früh am Morgen, als es noch stockdunkel war. Die Frauen wollten zum Grab gehen, und plötzlich geschah ein großes Erdbeben. Über diese Sache haben wir oft kaum nachgedacht. Was bedeutet es am Ostermorgen, dass ein großes Erdbeben geschah?
In unserer Zeit gibt es viele Meinungen, gerade unter Christen, die denken, die Auferstehung Jesu sei nur ein Gedanke oder ein Bild, ein Gleichnis für etwas anderes. Man sagt, das, was Jesus gepredigt hat, habe noch einen Sinngehalt für uns, das gehe noch irgendwo weiter. Oder man meint, Christen dürfen sich ruhig noch in Kirchen treffen und miteinander Choräle singen. Eine reale, wirkliche Bedeutung habe das aber nicht, denn dass die Auferstehung auf dem Friedhof passiert, daran glauben die meisten Christen nicht mehr.
Das ist also nur ein Gedankengebilde. Wenn ich es so sagen will, dann ist die Auferstehung Jesu ein Trickgedanke, mit dem man sich selbst betrügen kann, eine Idee, mit der man sich über die Schrecken der Welt hinwegmogelt.
Aber jetzt hören wir doch, was die Bibel uns sagt. Sie müssen wissen, wem sie glauben. Was die Bibel sagt, geht um ein Ereignis, das unsere ganze Natur bis ins Innerste erschüttert.
Der Tod als Störenfried der Natur
Für unser Naturbild gehört der Tod selbstverständlich zu unserer natürlichen Welt, in der wir leben. Ohne den Tod kann man sich überhaupt nichts vorstellen. Der Tod kommt so sicher – noch sicherer als das Amen in der Kirche. Dass wir alle sterben müssen, das pfeifen die Spatzen von den Dächern.
Der Tod ist so selbstverständlich, dass manche meinen, es sei überhaupt nichts Besonderes daran. „Ach, dass wir sterben müssen“, sagen manche in der Trauer. „Das wussten wir ja, und das musste ja so kommen.“ Aber die Bibel sieht den Tod nicht als ein unausweichliches Ereignis.
Der Tod ist der große Störenfried der Natur. Gott hat diese Welt einmal vollkommen geschaffen, und der Tod ist in die Welt gekommen, weil er die Menschen daran erinnert, dass wir von Gott weggelaufen sind. Der Tod ist eben nicht das Friedliche, wie wenn die Blätter von den Bäumen fallen. Wenn sie am Ende an ihrem Sterbebett stehen, wissen sie doch ganz genau, dass das kein friedlicher Naturvorgang ist, sondern immer wieder natürlich bleibt.
Selbst im ältesten und reifsten Leben stehen wir da und können die Tränen nicht zurückhalten, weil wir vor der Grenze stehen, die wir niemals begreifen. Warum müssen wir denn sterben? Ich meine, dass heute diese komischen Ideen der Wiederverkörperung und all das, was bei den Menschen herumläuft, entstanden sind, weil man den Tod nicht mehr richtig kennt.
Der Tod hat seine Macht in unserem Leben, weil wir ohne Gott leben. Der Tod ist die Folge unseres Handelns ohne Gott. Der Tod ist der Sold der Sünde, das, was als Quittung und Bilanz für unser Tun ausbezahlt wird.
Wir haben uns ganz daran angepasst und uns gemütlich in der Welt eingerichtet. Wir sagen: Ja, wir müssen sterben, ohne uns bewusst zu machen, dass der Tod die große Bankrotterklärung unseres Lebens ist. Der kühnste und stolzeste Mann, ob er Wirtschaftsführer ist oder eine andere hohe Stellung in der Welt erlangt hat, wird hinausgetragen: Erde zu Erde, Asche zu Asche.
Was wir geschaffen haben, vergeht, und daran ist nichts Ewiges. Das betrifft auch das, worauf wir so stolz sind. Da spüren die Angehörigen, dass das, was einst Liebesbande waren, nun eben aufhört. Das ist das Schwere am Tod.
Er ist natürlich, aber nicht so natürlich, als ob er etwas Gutes der Schöpfung wäre. Er ist der große Störer der Natur, das Widersinnige daran, dass Menschen sterben müssen. Und nicht nur, wenn eine Mutter ihr Kind beerdigen muss, sondern das spüren wir in allen Altersstufen – das Widersinnige unseres eigenen Sterbens.
Das legt sich schon über unser Leben. Wir spüren die Krankheitszeichen und die Todeszeichen mitten in der Fülle unserer Arbeit. Da merken wir, wie das Herz die ersten Signale sendet, dass der Tod eben auch kommt. Und wenn wir jetzt nicht aufpassen, müssen wir darauf achten.
Darum ist es jetzt ganz wichtig, dass der Tod in seinen Grundfesten erschüttert ist. Der Tod ist aus den Angeln gehoben. Dieses Erdbeben ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie tief das in unser Naturverständnis eingreift.
Die Auferstehung will doch nicht bloß ein frommer Spruch sein. Mit der Auferweckung Jesu hat Jesus diese Natur bis in ihre Grundfesten erschüttert. Er ist aus dem Tod herausgekommen. Das ist das Zeichen, dass es Leben gibt – ewiges Leben, wie die Bibel es immer nennt. Das heißt unbegrenzt, dass der Tod nicht mehr zerstören kann.
Wenn ein Christ das zum ersten Mal wirklich begreift, gibt es zwei Stufen. Man kann Christ werden, so einfach der Form nach, und dann kann man richtig verstehen: Der Tod ist besiegt. Dann können sie sich auf das Sterbebett legen und sagen: Ich freue mich, dass ich nun dem Herrn entgegengehen darf.
Jesus sagt ja: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals mehr sterben.“ Das ist möglich. Wir können einem unheilbar Kranken sagen: „Mann, so sehen Sie es richtig, du hast es gut, du darfst zum Leben gehen.“
Da ist das irdische Leben nicht mehr etwas, das wir mit allen Mitteln festhalten müssen. Natürlich sagen Christen zum Arzt: „Herr Doktor, bei meiner Frau oder meiner Mutter müssen Sie nichts Außergewöhnliches mehr machen. Wenn es die letzte Krankheit zum Tode ist, schaffen Sie Erleichterung.“ Aber wir wissen, dass es nur ein Hinübergehen ins Leben ist, weil der Tod mit der Auferstehung Jesu zerbrochen ist – eine Erschütterung bis hinein in die Natur.
Die christliche Haltung zum Tod
Unsere Welt lebt davon, dass sie sich an den Tod angepasst und sich mit ihm abgefunden hat. Wir Christen hingegen wollen uns mit dem Tod niemals abfinden. Wir wollen Nein dazu sagen.
Viele Menschen bestellen mich auf den Friedhof und meinen, ich mache daraus nur einen schönen liturgischen Brei rund um das Sterben und den Tod. Sie sagen, das seien schöne Worte, haben aber nie wirklich verstanden, worum es geht. Ich gehe auf den Friedhof, um dem Tod Nein zu sagen.
In meiner Bibel steht: Der Tod ist der letzte Feind, der überwunden wird. Das ist nicht der Freund Hein, das stimmt nicht. Der Tod ist der Störer, der Gottes Natur zerbricht. Er hat kein Recht auf unser Leben, und natürlich darf er uns nicht zerstören.
Hinter den heute vielfach verbreiteten Gedanken der Wiederverkörperung steckt genau die Missachtung des Todes. Die Menschen wollen nicht wahrhaben, dass der Tod auch Gericht ist. Sie müssen ihre Berufstätigkeit und ihre Lebenspläne immer vor dem Gericht des Todes prüfen. Denn es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht (Hebräer 9,27).
Die Lehre von der Wiederverkörperung will uns das Gericht ersparen. Das geschieht aus guten, einsichtigen und durchsichtigen Gründen. Es ist offenkundig, worum es dabei geht: Man will die Verantwortung leugnen. Das wäre schön, aber genauso dumm, wie wenn man sagt, mit dem Tod sei alles aus. Das wäre zwar bequem, denn dann könnte man alle Verantwortung ablehnen.
Auch Adolf Hitler hat sich gewünscht, dass mit dem Tod alles vorbei ist, denn dann müsste er nie mehr gerade stehen für sein Leben. Der Tod ist jedoch eng mit dem Gericht Gottes über unser Leben verbunden.
Für Jesus Jünger aber, die Vergebung haben, gerecht gemacht und geheiligt sind, ist der Tod ein Durchgang zum Leben. Das ist eine Ermutigung ohnegleichen.
Das Evangelium als Botschaft des Sieges
Wenn wir das Wort Evangelium gebrauchen, wollen wir immer festhalten, was es eigentlich bedeutet.
Da ist zum Beispiel ein Bote aus der Schlacht gesandt worden. Er kam aus dem Krieg zurück und berichtete, dass es gelungen ist, die angreifenden Feinde, die das Vaterland bedrohten, zu besiegen. Die Gefahr war abgewendet. Nun wurde ein Bote geschickt, der in die Stadt kam, vielleicht nach Sparta, und mit seiner letzten Kraft rief: Evangelium – die Feinde sind besiegt, das Evangelium.
Der Tod hat für Christen keine Macht mehr, auch wenn er uns das physische Leben nehmen kann. Für diejenigen, die zu Jesus Christus gehören, hat der Tod keine Macht mehr. Das ist ein Erdbeben, ein Erzittern unserer ganzen Natur.
Die Frauen sind damals zum Grab gegangen und hatten sich Sorgen gemacht, wie sie das überhaupt schaffen sollten. Wie sollten sie den großen Felsbrocken, der das Grab verschlossen hatte, wegbewegen? Sie wussten, dass es damals Felsengräber waren, in denen große Steine als Verschluss verwendet wurden.
Manche Bibelkritiker haben sich darüber gewundert, warum die Frauen überhaupt zum Grab gegangen sind, wenn sie keine starken Männer mitgenommen hatten, um den Grabstein wegzuschieben. Oder warum sie nicht daran gedacht haben, dass der Stein versiegelt war. Vielleicht rechneten sie mit römischen Legionären. Vielleicht dachten sie, dass man nach drei Tagen die Siegel öffnen könne.
Aber gerade diese Unklarheiten zeigen, wie echt der Bericht ist. Das ist keine Erfindung, sondern so original und bruchstückhaft, wie nur aus dem Leben erzählte Geschichten sein können.
So kommen die Frauen zum Grab – und der Stein ist weg. Der Stein, der eigentlich den Leichnam verschließen sollte, ist fort. Ich bitte Sie, liebe Trauernde, sehen Sie so auf Ihre Gräber! Wir sagen in unserer Familie immer: Die Gräber sind nicht die Orte, an denen wir unsere Lieben suchen.
Grabpflege ist in Ehren, aber für uns hat das keine letzte Bedeutung mehr. Wir wissen: Sie sind nicht mehr hier, sie sind beim Herrn. Dort sitzt der Engel Gottes auf diesem Felsbrocken als Zeichen, dass die Gräber jetzt offen sind. Es ist neu und anders.
Ich kann mir das mit meinem Verstand nicht ganz erklären, aber ich weiß, dass ich in der Ewigkeit von Gott ein neues Denken erhalten werde. Dann werde ich alles zusammen verstehen können, wie es wirklich ist.
So viel weiß ich sicher: Der Tod ist wirklich besiegt – auch mein sterblicher Tod ist besiegt.
Das Licht der Auferstehung
Einen zweiten Gedanken
Es ist strahlend hell. Als die Frauen zum Grab gehen, war es sehr, sehr dunkel. Das ist natürlich auch ein bisschen bildhaft zu verstehen. Im Herzen dieser Menschen herrschte ebenfalls Dunkelheit.
Wir haben bei anderen Osterfesten schon darüber nachgedacht, wie traurig Maria von Magdala war. Sie hatte durch Jesus Befreiung erfahren, doch jetzt wusste sie nicht, was mit dem geschehen sollte, was Jesus ihr geschenkt hatte. Für sie war es nicht nur eine Erinnerung an die Liebe, die sie erfahren hatte, sondern vielmehr die Frage: Wie geht es jetzt mit meinem Leben weiter?
Dann treten sie hinaus und wollen zum Friedhof. Dabei ahnen sie noch etwas von diesem Einbruch der ewigen Welt – wie ein Blitz, strahlend hell, und das Gewand des Engels leuchtend weiß. Das sind Worte, die ausdrücken, dass man das Geschehen kaum beschreiben kann. Hier ist wirklich die ewige Welt Gottes in unsere irdische Welt eingebrochen.
Ein solches Ereignis hat seitdem nicht mehr stattgefunden. Es ist das erste Ereignis, das nur vorlaufend war für die Wiederkunft Jesu. Jesus selbst hat davon gesprochen, dass die Zukunft des Menschensohnes, das Kommen Jesu in den Wolken zum Endgericht, zum Jüngsten Tag, sein wird – wieder ein Blitz am Himmel, ein aufleuchtendes Licht.
Dieses Licht fährt hier hinein in die Traurigkeit, in die Osternacht. Es wäre schön, wenn wir das auch so sehen könnten, äußerlich. Nur zum Trost sei gesagt: Die Wachsoldaten der Römer haben es auch gesehen, so dass sie zu Boden fielen.
Nun waren das andere Leute als die bei der Bundeswehr. Die römischen Legionäre waren noch durchtrainierter und größer – nichts gegen die Bundeswehr. Das waren Männer mit großem Ausmaß. Die römischen Legionäre hat man in Pompeji noch gefunden, als der Aschenregen kam. Da ist keiner weggelaufen. Sie standen an ihrem Platz, bis der Aschenregen sie langsam zugedeckt hat. Sie waren schön blöd. So harrten sie aus, weil sie einfach dabeibleiben wollten.
Das würde heute kein Soldat mehr tun. Aber hier wurden sie umgehauen. Sie lagen am Boden, erschrocken vor dieser Lichterscheinung. Sie war so hell, so strahlend, dass selbst ein römischer Legionär nicht mehr damit fertig wurde.
Zum Glauben kamen sie dadurch nicht. Das ist doch ein Ausdruck dafür, dass die Auferstehung Jesu nicht bloß ein paar neue Gefühle in uns wecken will, sondern unser Leben heute in die Gegenwart Gottes stellen möchte.
Er ist doch da, der Auferstandene. Es ist strahlend hell.
Aufruf zur Hoffnung und zum Glauben
Warum sucht ihr den Auferstandenen bei den Toten?
Das ist ein Wort an die Trauernden: Setzt euch nicht einfach hin und starrt ständig auf das, was verloren scheint. Es ist auch ein Wort an die todkranken und unheilbar Kranken: Warum richtet ihr euren Blick nur auf das Ende eures Lebens? Schaut doch auf! Hinein in das neue Reich Gottes, in diese ewige Welt. Seht, wie der lebendige Gott da ist und euch eine gewisse Hoffnung auf ewiges Leben schenkt.
In einem Lied heißt es: „Ach komm, ach komm, o Sonne, und hol uns allzumal ins Ewige Licht und Wonne in deinen Freudensaal. Hol uns da hinein in dein strahlend helles Licht, wo es ganz hell wird, wo die Dunkelheit weicht!“
Heute, an diesem Ostertag, freuen wir uns am Frühling draußen. Aber wir sollten uns immer klar machen, dass das zwei verschiedene Dinge sind, die wir da als Freude erleben. Die Natur mit ihren erwachenden Knospen und Blüten ist das eine. Doch all die erwachenden Knospen und Blüten können die Traurigkeit der Welt nicht wegnehmen.
Das Dunkle und Finstere bleibt: Menschen, die am Leben verzweifeln, Menschen, die mit ihrem Leben nicht mehr fertig werden, Leute, die verhungern oder unter Ungerechtigkeit erdrückt werden. Das gibt es auch, wenn draußen im Frühling die Knospen sprießen.
Die Ostersonne Jesu will in diese traurige, dunkle Welt hineinscheinen und sie erhellen. Jesus lebt heute! Er ist auferstanden! Und das Allerwichtigste: Er kann heute unser Leben verändern. Er will heute durch unseren irdischen Leib hindurch etwas Neues schaffen. Das heißt, er will unserem Leben schon jetzt eine ewige Bedeutung geben.
Wir arbeiten nicht mehr auf den Tod hin. Was heute in Jesus wirkt, hat eine ewige Bedeutung. Mit der Auferstehung geht eine Erweckung unserer trägen und toten Leiber einher. Für diesen auferstandenen Jesus gibt es kein Unmöglich mehr. Er will unser Leben verwandeln und in ein neues Licht tauchen.
Manche Predigthörer denken am Ostertag vielleicht, dass das nur Ideen oder Meinungen sind. Nein, der auferstandene Jesus will heute ihr Leid wenden. Er will sichtbar unter ihnen sein, wie er versprochen hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Er gibt neuen Mut und neue Kraft und richtet die Niedergeschlagenen auf.
In einem Osterlied heißt es ganz drastisch und handfest: „Scheu weder Teufel, Tod noch der Höllen Rotten und der Finsternis. Jetzt geh doch du drauf zu, denn mit dir ist dieser auferstandene Jesus.“ Was soll jetzt noch geschehen können? Er ist mit dir, mit den Schwachen!
Er wird seine Auferstehungskraft vielfältig in unserem sterblichen Fleisch ans Licht bringen. Das werden wir erfahren, nicht erst in unserer Todesstunde, sondern heute, tagtäglich, in vielfältigen Begegnungen. Das müssen alle wissen, das sollen alle erfahren.
Darum werden diese Frauen gesandt, es den Jüngern zu sagen: „Geht hin und sagt es den Jüngern, er wird vor euch hergehen.“ Wenn Jesus nicht auferstanden wäre, blieben sie allein. Dann stünden sie am Mittwoch und Donnerstag in ihren schweren Nöten ganz allein da.
Nein, er wird vor euch hergehen – das ist die Osterbotschaft. Er ist zuhause in der Einsamkeit der Nacht, wenn sie nicht schlafen können. Er legt ihnen seine Hand unter ihr Haupt, wenn es zum Sterben geht. Sie können sich an diesen Jesus klammern.
Unser ganzer Glaube beruht auf dem Wissen, dass Jesus heute wirklich da ist. An ihn hänge ich mich, ihm vertraue ich mich an. Und dann wird versprochen: „Sagt das den Jüngern, sie werden ihn erkennen, sie werden das erleben.“
Was ist das groß, wenn sie anderen Menschen die Augen öffnen dürfen, sodass sie im Glauben auch den Auferstandenen erkennen.
Wir haben vor kurzem meine Frau beerdigt, ohne dass ich es vorher wusste. Danach hat mir ein Gemeindeglied eine Karte geschickt, in der diese Frau aus dem Krankenhaus geschrieben hatte. Das hat mich nachträglich so getröstet, dass diese Frau im Sterben wusste: Jesus ist bei mir. Mehr brauche ich gar nicht zu wissen.
Das ist Glauben. Da verstehe ich nicht alles und durchschaue nicht alles mit meinem Kopf. Aber ich weiß: Er ist da, er will mir begegnen, er will mir vorangehen durch das Leben.
Ich kann keinen Platz mehr in dieser Welt finden, wo ich wirklich allein gelassen wäre. Denn er geht mit mir bis durch die finstersten Erden dieser Welt hindurch, durch die Täler der Angst. Er geht mit mir durch Tod, Welt, Sünde und Not.
Wir sollten als Ostergemeinde hinausgehen. Wie schrieb gestern ein Mann in der Zeitung? „Wir sollten nicht missionarisch den Leuten auf die Nerven fallen.“ Doch wir wollen ihnen auf die Nerven fallen!
Wir wollen hineingehen in die Gefängnisse, wo Leute sitzen und sagen: Es hat doch gar keinen Wert mehr. Wir sagen: Es hat einen Wert! Es hat keinen Wert, wenn ihr mit eigener Kraft neu beginnt. Aber es hat einen Wert, wenn ihr in der Kraft Jesu neues Leben beginnt. Er kann euch verwandeln.
Wir wollen an die Sterbebetten treten, zu den Resignierten und Schwermütigen, und sagen: Kennt ihr die Kraft des Auferstandenen? Vertraut euch ihm an!
Wir wollen in die Welt hineingehen, wo so viel Sünde herrscht, wo zerbrochenes Leben wegen der Sünde existiert, wo so viele Ehen auseinandergehen und Familien zerbrechen. Dort, wo die Leute sagen: Es hat gar keinen Wert mehr.
Wir sagen: Wagt euer Leben noch einmal mit dem auferstandenen Jesus! Nehmt ihn in die Mitte eures Lebens hinein. Wie anders wird euer Leben sein!
Wir wollen es den Mutlosen sagen: Wagt es noch einmal! Wir wollen ihnen auf die Nerven fallen, weil wir sagen: Ihr habt sicher noch nie begriffen, dass Glauben ein Rechnen mit der Wirklichkeit der Auferstehung ist.
Jesus macht das Unmögliche möglich. Er hat die Grenzen dieser vergehenden Welt gesprengt. Die Ewigkeit hat heute schon angefangen für die, die im Glauben mit Jesus leben.
O Wunder groß, o starker Held, wo ist ein Feind, den er nicht fällt? Kein Angststein liegt so schwer auf mir, er wälzt ihn von des Herzens Tür. Halleluja! Amen!
