Einführung und Vorstellung der Schauspieler
Nachwuchsschauspielerin, und im letzten Jahr, 1999, wurde sie ausgewählt, an der Akademie Solitude noch einmal zu studieren. Das ist eine Möglichkeit, die nur besonders guten Schauspielerinnen und Schauspielern offensteht. Sie gehörte zu, ich glaube, zwölf oder dreizehn, die dorthin durften. Insgesamt hatten sich 1200 Bewerber aus aller Welt gemeldet.
Sie ist dort. Erik Werlin, ihr Mann, stammt aus Zürich. Er hat Schauspiel an der Scuola Dimitri Teatro im Tessin sowie am Max Reinhardt Seminar studiert. Ich habe sie nicht gefragt, aber ich nehme an, dass sie sich dort wahrscheinlich kennengelernt haben.
Seit 1984 arbeitet er als Schauspieler, freier Schauspieler, Radiosprecher und Seminarlehrer für Stimme, Sprechen, Moderation und Schauspiel. Sein jüngstes Projekt ist das Markus-Evangelium als Solostück.
Szene aus dem Theaterstück: Der Kampf mit den Keksen
Heute Abend sehen wir Sie als Hans und Bertha in dem melodramatischen Stück Der Kampf mit den Keksen. Guten Appetit! Rollbeinfleisch!
Wo sind meine Kekse, meine Mohrenklöpfe? Bertha, Bertha, ich weiß, du bist hier irgendwo und isst heimlich meine Kekse! Bertha, wo steckst du? Kannst du mir verraten, was du da machst? Ich habe dich gesucht! Unter dem Küchentisch?
Na, ich kann meine Kekse nirgends mehr finden. Da war gestern Abend noch eine volle Packung!
Ja, ich bin sicher nicht scharf auf deine hochkalorienhaltigen, nährwertlosen, fetten, ungesunden Zuckerdinger. Und ja, ich bin gar nicht unter dem Küchentisch!
Oh nein, nicht schon wieder! Und außerdem habe ich deine Kekse in den Abfall geworfen!
In den Abfall?
Ja, ich finde, dass es höchste Zeit ist, dass wir unsere Ernährung umstellen. Ab sofort kein Zucker mehr! Ab heute wird diesem Luxuskonsum keine wertvolle Nahrung mehr zugeführt.
Ich brauche meine Freiheit!
Ach, dieses Schema hast du doch schon dutzendmal ausprobiert! Das war jedes Mal eine Belastung für unsere Ehe, jedes Mal eine Krise!
Wieso?
Kein Fett, kein Zucker – wir haben kaum deinen letzten Diätsversuch überstanden, das weißt du genau!
Also, was soll das schon wieder heißen? Jedes Mal, wenn du auf Diät gehst, wirst du launisch, neurotisch, selbstmordgefährdet, nur weil du dich nicht daran halten kannst!
Ja, also, das ist sehr… das stimmt!
Ist überhaupt nicht!
Klar, für zehn Minuten geht alles gut, voll Enthusiasmus. Aber bei der ersten Hungertattacke verwandelst du dich in kurzer Zeit in eine Bestie, wie ein unberechenbares Ungeheuer!
Es ist wirklich sehr motivierend, was du da deiner Ehefrau sagst, ja? Ich meine, ich habe gedacht, du freust dich, wenn ich dünn und attraktiv werde.
Schatz, du bist attraktiv. Aber nicht dünn. Habe ich nicht gesagt?
Schau, alles, worum ich dich bitte, ist, dass du mich ermutigst und unterstützt. Schau, ich weiß, dass ich meine früheren Diäten nie durchgehalten habe, aber diesmal wird alles anders.
Du bist zäh.
Okay, gut, ich werde dich ermutigen und unterstützen – unter zwei Bedingungen: Erstens darf ich trotzdem essen, was ich will, und zweitens keine Streitereien, wenn ich dich auf deine guten Vorsätze aufmerksam mache.
Okay, ja, ja, du bist ja doch der beste Ehemann der Welt. Wir werden sehen, was du in zehn Minuten sagst.
Alltagssituation und Konflikte um Ernährung und Freiheit
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich muss einfach frühstücken.
Ah, ich auch, ich bin einfach am Verhungern.
Ja, bitte keine Angst, ich habe mir auch etwas sehr Gutes gekauft. Ich habe fast die ganze Diätabteilung leer gekauft.
Also, zum Frühstück nehmen wir einmal Sojasprossen, okay, und frisch gepressten Zitronensaft. Fertig!
Ja, sehr gut, aufgezeichnet, oder?
Ja, das ist schmatzig!
Was hast du heute vor? Was isst du?
Bitte, du sitzt hier vor mir und isst deine ganzen Sachen vor meinen Augen.
Heute Nachmittag ist Fußball, ich werde den Nachmittag auf der Couch verbringen.
Ah ja, ein bisschen Bewegung würde deinem Luxuskörper sehr gut tun.
Ich habe eine sehr gute Kondition.
Ja, das stimmt. Für jemanden, der nur vor dem Fernseher herumsitzt, hast du eine sehr gute Kondition.
Bertha, es sind jetzt zwei Minuten und schon fängst du damit an, ja womit?
Mit an mir herumzunackeln.
Nur weil ich mich um deine Gesundheit kümmere.
Du kümmerst dich nicht um meine Gesundheit.
Oder selbstverständlich kümmere ich mich um deine Gesundheit.
Hans, ich finde, wir müssen einfach beide gesundheitsbewusster werden, nicht nur ich.
Du meinst, weil du leidest, muss ich auch leiden.
Ja, warum nicht?
Ja, weil ich das nicht nötig habe.
Also, weißt du, ich hasse es, wenn Menschen, die von Natur aus dünn sind, sich so überheblich benehmen.
Ich bin im Wohnzimmer.
Bertha, du isst nicht meine Kekse weg.
Nein, ich esse nicht deine Kekse weg.
Hans, bitte, ich habe dich gebeten, mich zu ermutigen und nicht mich zu verdächtigen, ja?
Ja, ich wollte dich nur erinnern.
Ja, danke.
Inhaltsstoffe, Inhaltsstoffe, Vanillecreme, Schokocreme, Mandelsplitter, Kokosraspel, Palmen, Schoko, mhm, mhm, mhm, das ist mir ja kurz peruisch.
Bertha, brauchst du meine Hilfe, Bertha?
Bertha, ich komme und helfe dir, Bertha!
Bertha, Bertha, Schatz, was machst du denn da unten?
Ich halte das nicht mehr aus, ich will nicht mehr kämpfen, am liebsten möchte ich sterben.
Ich glaube nicht, dass du abnimmst, wenn du stirbst.
Also halt den Mund, ja?
Du hast ja keine Ahnung von den Kämpfen, die jemand durchstehen muss, der abnehmen will.
Ja, aber was soll ich tun?
Ja, mehr Essen!
Nein, ich weiß nicht, Sport betreiben oder so.
Okay, gut, ich kann...
Wenn du dünn bist, heißt das noch lange nicht, dass du gesund bist.
Ich kann mit Joggen anfangen oder irgendwas.
Aber kann ich jetzt meine Kekse wieder haben?
Nein, zuerst dein Fitnessprogramm.
Wie bitte?
Ja, kein Sport, keine Kekse.
Wenn du joggen gehst, esse ich auch keine Kekse mehr.
Du meinst, ich muss joggen oder bekomme meine Kekse nicht mehr.
Ja genau, du gehst joggen und ich werde deine Kekse nicht essen, du lümmelst vor dem Fernseher herum und ich muss deine Kekse essen.
Du meinst, so werden wir dann glücklich.
Ja, ich schon.
Auch nein, so funktioniert das nicht.
Nicht wirklich.
Hast du Lust auf einen Keks?
Ich hätte so gerne einen.
Wir brauchen einfach unsere Freiheit.
Nur lachend ertragen wir das Trauerspiel unseres Lebens, kann man da sagen, nur lachend.
Reflexion über Freiheit und Abhängigkeit
Man beginnt ja doch zu philosophieren, wenn man das so betrachtet. Ganz offen gesagt: Was hat die Frau mit den Keksen? Wo liegt das Problem? Und mal unter Männern gesagt: Das Problem hatte die Frau.
Ja, ich meine, ich sehe im Geiste meine Frau am Übertragungsort jetzt zittern. Aber man soll ja ehrlich sein, das wird von einem Pfarrer und Prediger ja erwartet. Wenn meine Frau Gummibärchen sieht, überkommt sie ein unsäglicher Killerinstinkt. Da könnte man glatt Mitglied bei den Tierschützern werden.
Ich bin dagegen ganz anders. Ich bin von Natur aus ein gründlicher Mensch, was man schon sieht, wenn irgendwo in der Nähe Erdnüsse stehen. Dann höre ich erst auf, wenn alle Schalen leer sind. Ordnung muss sein. Wenn aufgeräumt wird, dann muss gründlich aufgeräumt werden.
Unser jetziger Bundespräsident Johannes Rau hat ja mal vor einiger Zeit gesagt, dass es mit der Politik – ich sehe einen Politiker unter uns – wie mit den Erdnüssen sei: Man könnte erst aufhören, wenn die Schale leer ist. Aber so hat eben jeder sein Problem.
Ich gebe zu, es ist leicht, über Kekse, Gummibärchen, Erdnüsse zu lästern. Die Sache ist nur die: Millionen Menschen gehen kaputt, weil sie nicht an Keksen, Gummibärchen oder Erdnüssen ihre Freiheit austoben oder scheitern, sondern weil es am Alkohol liegt, an Medikamenten, an Drogen, an Spielsucht oder an Sexsucht.
Wir haben das Verlangen, „raus in die Freiheit“ zu wollen! Und „raus in die Freiheit“ heißt eigentlich immer: Ich möchte mir meine Wünsche erfüllen können, nicht eingeschränkt sein, sondern meine Wünsche erfüllen können. Und dann endet man auf der Suche nach der Freiheit hinter Stacheldrahtzäunen und im Gefängnis.
Das passiert dem Großen und dem Kleinen. Und das, was man eigentlich gerne hat, wird plötzlich zum Zwang und macht einen kaputt. Man kommt nicht mehr raus, wie hinter einer Gefängnismauer. Dabei möchte man so gerne, wie dieser Paraglider, Grenzen überschreiten, frei schweben und wirklich das Leben genießen.
Hat das etwas damit zu tun, schwerelos in Freiheit zu schweben, dass Gott da ist? Manche denken, Gott ist der, der einem den Spaß verdirbt, der einen einschränkt. Und gerade da muss man raus, da muss man irgendwie raus.
Dabei weiß der Flieger mit dem Paraglider ganz genau, dass der Genuss dieser Bewegung davon abhängt, dass er nicht frei ist. Er ist total abhängig von der Thermik. Er beachtet sehr genau, wie die Windströmungen sind. Wenn er das nicht tut, ist er tot.
Er hängt ab von seinem Gerät, das er gut führen muss. Er weiß das ganz genau. So ist es im ganzen Leben: Die Grundlagen des Lebens sind Abhängigkeiten. Wir sind nicht beliebig frei, ob wir Sauerstoff atmen wollen oder nicht, ob wir Nahrungsmittel aufnehmen wollen oder nicht, ob wir etwas trinken.
Das brauchen wir, das ist eine Notwendigkeit. Und wenn wir diese Notwendigkeit nicht anerkennen, können wir uns nicht frei bewegen, können unser Leben nicht entfalten. Das heißt: Verlässliche Bindungen sind absolut lebensnotwendig. Das weiß jeder, das weiß man mit dem Verstand.
Freiheit ist nur möglich auf der Grundlage, dass ich verlässliche Bindungen habe, die dieses Leben garantieren, die diese Freiheit garantieren und schützen. Aber wir haben da so ein Misstrauen, dass alles, was uns bindet, was nicht beliebig frei wählbar ist, was man nicht tun oder lassen kann, uns in eine Zwangsjacke steckt, uns eingrenzt.
Jede Einschränkung scheint uns kleinzumachen. Freiheitssehnsucht ist die Sehnsucht, ich möchte groß sein. Und dann pumpt man sich auf: Ich bin der Größte. Und das ist ein Luftballon, heiße Luft drin. Wenn man da eine brennende Zigarette dran hält, wird der ziemlich knautschig und flauschig, sieht ziemlich alt aus oder platzt.
Aber das ist unser Leben: eine Sehnsucht, ich muss wer sein, ich möchte groß sein, ich möchte unabhängig sein. Und was ist, wenn es platzt? Es bleibt diese Angst, diese Angst, dass man ja weiß, dass dieses aufgepumpte Selbst möglicherweise nicht stabil ist.
Und was macht man dann? Dann braucht es solche Schutzmechanismen, man flieht. Wenn die Garantie der Freiheit nicht in verlässlichen, stabilen Bindungen zu finden ist, die uns tragen, dann fliehen wir hinein in Lebenslügen, die uns vormachen, dass wir stark sind.
Das ist doch die Wirkung des Alkohols: Dass getrunken wird, so dass das Gefühl der Unsicherheit weg ist, die Angst und die Sorgen, die man nicht bewältigen kann, und das Gefühl, ich bin nichts, die Selbstverachtung. Und wenn der Spiegel eine gewisse Höhe hat, dann ist man plötzlich stark, dann fühlt man sich groß.
Das ist doch auch mit den Medikamenten so, die anregen oder beruhigen, mit den Drogen. Es ist unsere Sehnsucht: Ich will doch wer sein, ich will doch nicht klein gemacht werden. Aber man findet sich in einer Lebenssituation, in der man sich eigentlich dauernd klein gemacht fühlt, schlecht gemacht.
Und meist ist es so, dass man sich selbst am meisten schlecht macht und schlecht sieht. Umso mehr das so ist, umso mehr kommt man in den Teufelskreis hinein. Man will ja raus aus dieser Einschränkung, man will ja Freiheit.
Und dann kommen diese Zwänge. Wir suchen die Freiheit und geraten in Süchte, in lauter Lebenslügen – so, wie das in der Theaterszene auf unsägliche Weise dargestellt wurde. Verrückt, es ist bizarr, aber es ist die Wahrheit unseres Lebens.
Was hilft bei der Überwindung von Süchten?
Was hilft eigentlich? Was hilft wirklich? Suchttherapeuten sagen, dass gutes Zureden, Wissen und Erkenntnis allein eigentlich nichts bewirken. Das kann eine Sache sein, die einen schwermütig macht – auch an Abenden wie diesem, an denen wir über Lebensfragen nachdenken und irgendwie im Sinn haben, dass sich etwas zum Besseren ändern sollte, sowohl in unserem Leben als auch in unserer Welt.
Wenn man sich dann vor Augen führen muss, dass aus Einsichten und Verstand kaum etwas entsteht, kann man fast depressiv werden. Wie viele gute Erkenntnisse hat man doch gehabt und daraus Vorsätze gefasst! Trotzdem ist man aus dem Gefängnis seiner Süchte nicht herausgekommen.
Was hilft also? Suchttherapeuten sagen, dass der Leidensdruck so groß sein muss, dass man wirklich bis in die Gosse fällt, dass alles kaputtgeht. Erst dann wächst eine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Man hört auf, sich rauszulügen oder anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Stattdessen steht man dazu, wer man ist und in welcher Situation man sich befindet.
Diese Situation entsteht nur unter extremem Leidensdruck. Das ist der Anfang und die Voraussetzung für einen Veränderungs- und Heilungsprozess.
Gut, das mag sein, doch man wünscht sich das natürlich nicht. Man denkt immer, dass Menschen, die stark sind und in guten Situationen leben, anfangen sollten, über ihr Leben nachzudenken. Und immer wieder ist es dasselbe: Solange alles relativ glatt läuft, lässt man es einfach so geschehen und denkt, das sei schon okay.
Erst wenn alles in den Eimer geht, erst wenn alles zerbricht, fängt man an, über die Selbstverständlichkeiten nachzudenken, die eigentlich gar nicht so selbstverständlich sind.
Die Suche nach einem tragfähigen Fundament für Freiheit
Was hilft? Wenn ich zur Erkenntnis gekommen bin, dass sich etwas ändern sollte, dann brauche ich doch irgendwo eine Möglichkeit, einen Schutz für mein Leben zu finden. Diese Garantie der Freiheit ist die Grundlage, auf der mein Leben stehen kann.
Ich würde mich freuen, wenn viele Leszek Csüss Worte aus seinem ersten Lied aufnehmen könnten, das er gesungen hat. Ich habe mich gefreut, dass mein Freund Leszek jetzt hier dabei ist. Wir haben in Polen schon einiges miteinander erlebt und gearbeitet. Seine wunderbare Arbeit dort beeindruckt mich sehr. Umso mehr freue ich mich, dass er uns jetzt hier bei ProChrist unterstützt.
Haben Sie das Lied noch im Ohr? Haben Sie die Übersetzung mitgelesen? Bei uns konnte man ja die Übersetzung sehen.
Überhöre nicht mein Stöhnen, meinen seufzenden Schrei aus dem Psalmgebet. Es ist das Stöhnen des gequälten Menschen, der zu Gott ruft. In seiner Sehnsucht bittet er den ewigen Gott um einen festen Halt, um die Garantie der Freiheit. Diese verlässliche Bindung allein ermöglicht, dass meine Freiheit nicht im Gefängnis endet – nicht in der Lebenslüge, im Selbstbetrug oder in der Sucht.
Vielleicht sagen Sie aber: „Ich bin noch nicht so weit, das mit dem Beten leuchtet mir nicht ein, und ob das überhaupt hilft.“ Wir möchten unabhängig sein. Und der Gedanke daran – da muss ich kein Prophet sein, um das zu wissen – ist in vielen Köpfen so: Der Gedanke, sich von Gott abhängig zu machen, wird als Einschränkung unserer Freiheit empfunden. Gleichzeitig fühlen wir uns dadurch klein gemacht, obwohl wir doch groß sein wollen.
Die Geschichte eines modernen Menschen im Markus-Evangelium
Deshalb möchte ich Ihnen die Geschichte von modernen Menschen erzählen. Sie finden sie in der Bibel. Sie können sie auch zuhause nachlesen. Ich bitte Sie darum, im Markus-Evangelium, Kapitel 5, werden Sie sie finden.
Die Bibel erzählt eine Geschichte, die am See Genezareth spielt, am Fuße der Golanhöhen. Diese sind heute politisch wieder sehr im Gespräch, besonders in den Friedensgesprächen im Nahen Osten. Dort, an den Golanhöhen, liegt das Gebiet der Gerasener.
Jesus war mit seinen Freunden unterwegs, mit dem Boot auf dem See. Es sollte eine Art Kurzurlaub werden. Er war so erschöpft, dass er etwas Distanz brauchte, etwas Ruhe. Deshalb fuhr er mit seinen Freunden über den See auf die andere Seite und dachte, dort wäre Ruhe. Heute ist dort der Kibbutz En Gev, wo man hervorragend einen Eiskaffee bekommen kann. Damals gab es das noch nicht, es war eine einsame Gegend.
Jesus steigt dort aus, und dann passiert etwas Merkwürdiges. Als er und seine Freunde aussteigen, sehen sie plötzlich einen Mann auf sich zulaufen. Die Bibel beschreibt diesen Mann: Niemand konnte ihn mehr binden, auch nicht mit Ketten. Er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen, hatte sie aber zerrissen und die Fesseln zerrieben. Niemand konnte ihn bändigen.
Dieser Mann war ein moderner Mensch, der absolut die Freiheit wollte. Er sah jede Bindung als Einschränkung seiner Selbstentfaltung an. Die Eltern hatten sich verzweifelt bemüht, ihn irgendwie zu erziehen, doch sie konnten ihn nicht. Sie konnten ihn weder mit Strenge noch mit Liebe dirigieren.
Dann kamen die Sozialarbeiter und das Jugendamt. Schließlich griff auch die Polizei ein. Aber es heißt hier: Niemand konnte ihn binden. Eine unglaubliche Kraft wohnte diesem Mann inne, eine Leidenschaft der Emanzipation. Emanzipation bedeutet, aus der Hand anderer herauszukommen. Er wollte sein eigenes Ich leben, nur sich selbst.
So lebte er dieses Leben in totaler Selbstbestimmung auf dem Friedhof. Es heißt hier, er schlug sich selbst – eine Form von Sadomasochismus. Er lebte auf dem Friedhof, in einem offenen Grab.
Nur dort kann man diese Bindungslosigkeit leben, im offenen Grab. Damals war es nicht so ein Grab, wie Sie es gerade gesehen haben, frisch ausgehoben. In dieser Gegend schlug man die Gräber in die Felsen hinein. Man musste die Grabkammern rechtzeitig aushauen, und die Verstorbenen wurden dort beigesetzt.
In der Nähe der Stadt gab es diesen Friedhof, und in diesen Gräbern hauste dieser Mann. Ich fand es gespenstisch, dass ein Leben in totaler Bindungslosigkeit nur noch im offenen Grab möglich ist.
Ich hatte einen guten Freund, er war ein guter Sänger und Alkoholiker. Er schrieb einmal ein Lied über seine eigene Lebensgeschichte. Dieses Lied hatte den Titel „Leben im offenen Grab“. Die Sehnsucht nach Freiheit endet oft im Gefängnis der Sucht, der Versklavung und Abhängigkeit – Leben im offenen Grab.
Begegnung mit Jesus als Wendepunkt
Dieser Mensch sieht Jesus kommen, und Jesus wirkt auf ihn wie ein Magnet. Er wird angezogen, er rennt auf ihn zu – und das ist die Wahrheit über Jesus bis heute. Er ist ein Magnet für die Zerrissenen und Zerriebenen. Er zieht sie an.
Ich sage Ihnen, das ist mein größter Wunsch an diesem Abend: Was auch immer passieren mag und was Sie innerlich bewegen mag, dass Sie etwas spüren von dieser Anziehungskraft der Liebe dieses Jesus. In ihm ist Gott selbst Mensch geworden, die Liebe Gottes in Person.
Es ist merkwürdig, was man alles für Sprüche über Gott und Jesus gemacht hat. Wie viele hämische Kommentare gibt es! Wie viele ironische Bemerkungen habe ich in diesen Tagen und Wochen von Intellektuellen gehört, die sich weit erhoben fühlen darüber, dass man an Gott glaubt, wer Jesus ist und dass er ein Leben heilen und retten kann.
Aber er ist und bleibt der Magnet für die Verlorenen. Die Gesunden brauchen keinen Arzt, hat Jesus gesagt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zur Umkehr zu rufen, die Verlorenen zu suchen. Und wenn sie spüren, dass sie das sind, dann sollen sie auch spüren, dass stärker als die Kraft der Zerstörung in ihnen die Kraft der Liebe Gottes ist, die magnetisch zieht. Dann stürzt dieser Mensch auf Jesus zu.
Freunde von Jesus werden Angst bekommen haben. Der sah bedrohlich aus, nackt wie er war, verwildert, ungepflegt. Und dann diese Zerrissenheit, total zerrissen. Das heißt: Er warf sich vor Jesus hin. Die Körpersprache war eindeutig. Im Orient warf man sich einem Herrscher vor die Füße, um damit zu zeigen: Ich stehe dir völlig zur Verfügung.
Er wirft sich vor Jesus hin, um mit seinem ganzen Leib, mit seinem geschundenen, von Sehnsucht gepeinigten Leib zu sagen: Ich stehe dir zur Verfügung, ich erwarte alle Hilfe von dir.
Aber was sagt er? Was aus seinem Mund kommt, sind ganz andere Worte. Er sagt nicht: „Bitte hilf mir“, sondern: „Was willst du von mir, Jesus, du Sohn Gottes des Allerhöchsten? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht.“
Das ist eine verrückte Geschichte, das geht doch nicht logisch auf. Was geht schon im Leben logisch auf? Das Leben ist überhaupt nicht logisch. Das ist die Wirklichkeit, die Zerrissenheit: Dass beides zugleich in unserem Leben möglich ist. Dass ein Mensch mit seinem ganzen Leben sich sehnt nach Hilfe, sich sehnt nach Gott, sich sehnt nach Jesus, der die menschgewordene Liebe Gottes ist.
Und zugleich spürt er die Widerstände, die sagen: „Ich mag nicht beten, mit der Bibel kann ich nichts anfangen, ich hasse das Ganze, was da von Jesus gesagt wird.“ Das kann zur gleichen Zeit im gleichen Menschen stattfinden.
Vielleicht kennen Sie das. Vielleicht gibt es Menschen, die heute Abend teilnehmen und zuhören, die sagen: Das ist meine Lebenssituation. Ich möchte am liebsten weglaufen aus dieser Veranstaltung. Aber ich habe eine solche Sehnsucht.
Kann man so zerrissen leben? Wie soll man das lösen? Wie soll man das lösen? Dieser Mann wirft sich mit seiner ganzen Widersprüchlichkeit, die er nicht lösen kann und die niemand von den Menschen, die mit ihm versucht haben zu leben, lösen konnte, er wirft sich mit dieser ganzen Widersprüchlichkeit Jesus vor die Füße.
Was anders sollen wir tun? Was anders sollen wir tun?
Die Frage nach der Identität und die Befreiung durch Jesus
Jesus sieht ihn da liegen und fragt ihn: „Wie heißt du?“
Wissen Sie, die Frage „Wie heißt du?“ ist nicht einfach die Frage nach einem Aufkleber. Bei uns ist der Name oft nur so ein Etikett. Da steht etwas drauf, aber man weiß nicht, was wirklich drin ist und ob das mit der Aufschrift übereinstimmt. Nein, nein, als Jesus fragt „Wie heißt du?“, will er wissen: Wer bist du wirklich? Was ist dein innerstes Wesen?
Dann antwortet der Mensch etwas Merkwürdiges: „Legion heiße ich, denn wir sind viele.“ Es gibt ja merkwürdige Namen. Eltern haben große Phantasie, ihre Kinder mit Namen zu beglücken. Aber würden Sie Ihren Sohn Legion nennen? Das ist eine militärische Bezeichnung für eine römische Einheit von sechstausend Soldaten. Ich meine, ich wäre nicht auf den Gedanken gekommen, meine Tochter Kompanie oder Division zu nennen. So hieß er wahrscheinlich auch gar nicht. Aber das ist der, der sich allein selbst bestimmen wollte, der keine Bindung akzeptierte.
Er muss sagen: Im innersten Wesen bin ich einer, der wie von einer feindlichen, mächtigen Armee besetzt ist. Legion – die dunklen Mächte der Dämonen Satans, der Selbstzerstörung – beherrschen mein Leben. Man lebt in der Lebenslüge, nur sich selbst zu bestimmen, und wird terrorisiert und zertreten von den dunklen Mächten der Zerstörung, die viel menschliches Anlitz haben: Habgier, Lüge, Rücksichtslosigkeit, Kälte, Selbstgerechtigkeit und Arroganz. Aber auch die Gestalt wirklichen Satanismus haben.
Sie machen mich kaputt. Ich werde nicht damit fertig, Herr Lichte. Das ist Ehrlichkeit, nichts mehr zu beschönigen, sondern so zerrissen und widersprüchlich, so unerklärlich, so abgrundtief sich hinzuwerfen vor den Einen, der helfen kann: Jesus. Jeshua heißt „Hilfe“ im Hebräischen, er ist die Hilfe Gottes in Person.
Und dann spricht Jesus ein Machtwort. Er ist der Schöpfer der Welt. Er ist der Retter, in ihm ist Gott Mensch geworden. Wenn er spricht, dann geschieht, was er sagt, er schafft, was er sagt. So wird der Mann frei.
Sehen Sie, das Problem unseres Lebens ist nicht die Meinung, die wir vertreten, oder die Weltanschauung, die wir haben, oder die religiösen Ansichten. Manche denken, es ginge uns in diesen Tagen darum, dass wir hier streiten um religiöse oder theologische Fragen oder Meinungen ändern wollen. Die Problematik unseres Lebens ist nicht eine Meinungsfrage, sondern eine Machtfrage: Wer bestimmt unser Leben? Das ist die entscheidende Frage.
Ob wir in der Illusion leben wollen, wir könnten uns selbst bestimmen. William Penn, einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Nordamerika, hat den Satz gesagt: „Die Menschen haben die Wahl, Gott zu gehorchen oder von Tyrannen beherrscht zu werden.“ Denn das ist die Wahrheit.
Als Jesus in das Leben dieses Mannes hinein sein Machtwort spricht, findet ein Leben Einheit, wird gesund, er richtet ihn auf. Wie viel Zerstörungsenergie in diesem Mann steckte, wird dann mit einer kleinen Szene nebenbei deutlich – das heißt, so klein war die auch nicht, sie war ziemlich groß und etwas peinlich und unangenehm.
Jesus schickt die Dämonen aus diesem Menschen in eine in der Nähe weidende Schweineherde. Das war so die kommunale Schweineherde von Gadara, die dort gemeinsam gehütet wurde. Die Schweine stürzten sich den Abhang runter in den See Genezareth und ersoffen. Man kann darüber streiten, ob das die beste Verwendung von Schweinesteaks ist und was man da alles hätte machen müssen. Aber im jüdischen Volk sind Schweine unrein, und deshalb hat sich damals unter diesen Gesichtspunkten keiner zunächst aufgeregt. Nachher haben sich die Leute schrecklich aufgeregt. Aber es wurde deutlich, welches Zerstörungspotenzial da drin war.
Es gab erstaunliche Folgen im Leben dieses Mannes. Die Schweinehirten flohen entsetzt und sagten in der Stadt, was passiert war. Für die war das das Schlimmste: 2000 Schweine sind weg. Ich meine, das ist ja auch keine Kleinigkeit.
Also kam der Bürgermeister, alle Beamten und die Bevölkerung kamen heraus und wollten sehen, was da los ist. Nun wussten sie ja, dass man seit Monaten nicht mehr in Ruhe auf den Friedhof gehen konnte, weil da dieser Typ hauste und mit Steinen schlug und warf und man also gar nicht mehr die Gräber besuchen konnte.
Sie hätten sich doch freuen können, eigentlich hätte man sagen können: „Ist doch toll, was haben wir uns bemüht! Die Polizei hat sich bemüht, die Sozialarbeiter, die Lehrer, die Eltern – keiner hat diesen Knaben hingekriegt, endlich ist er im Lot.“ Das heißt, sie fürchteten sich. Sie konnten die Heilung dieses Menschen gar nicht würdigen.
Dann passiert etwas, was einen unendlich traurig macht. Die Honoratioren der Stadt – ich hoffe, dass das in Bremen nie passiert, und auch in Warschau nicht, und auch in Budapest, Wien, Zürich, Genf, Paris und Lyon, wo Sie uns zuhören und zuschauen und mitdenken – der Bürgermeister der Stadt macht ein paar höfliche Worte, weil man weiß ja nie, er war ein gut erzogener Mann, und bittet Jesus zu gehen.
Sie baten Jesus, aus ihrem Gebiet fortzugehen. Und was noch schrecklicher ist: Jesus geht. Er zwingt sich niemandem auf. Die beste Form, Jesus abzulehnen, und die wirkungsvollste Form ist immer noch, ihn mit höflichen Komplimenten wegzuschicken, ohne ein böses Wort.
Das nennt man in Europa Christentum. Ich habe selten einen gehört, der gegen Jesus ist. Das ist mir ja ganz unbekannt. Sie reden alle voller Komplimente über Jesus. Aber das ist wie, wenn man ihn zum Frühstücksdirektor befördert, wenn man einen loswerden will in irgendeinem Unternehmen und nicht rausschmeißen kann. Dann wird er befördert auf eine Position der Bedeutungslosigkeit. Er bekommt vielleicht auch noch tausend Mark mehr, aber hat nichts mehr zu sagen.
Mir kommt es vor, dass sich in Europa der Umgang mit Jesus so darstellt: voller Sonntagsreden und Komplimente, voller schöner Worte erklären wir, dass wir nicht möchten, dass Jesus sich in unsere Lebensverhältnisse einmischt – weder in unsere Politik, noch in unsere Wirtschaft, noch in unsere Ehefragen, noch in unsere Beziehungen, noch in unsere Wirtschaft. Schon gar nicht in die persönlichen Geldangelegenheiten.
Er möchte bitte gehen. Nicht, dass wir gegen ihn sind, aber man muss es ja nicht übertreiben.
Wie oft werde ich in diesen Tagen gefragt: „Was ist das denn für eine Sekte? Was macht der denn dabei pro Christ?“ Nun, ich muss mich ja nicht rechtfertigen und komme mir dann manchmal albern vor, wenn ich dem Pfarrer der evangelischen Kirche sage, als ob das irgendetwas sagte.
Warum muss man sich eigentlich in Deutschland rechtfertigen dafür? Die Leute lassen sich taufen und konfirmieren, gehen zur Kommunion, lassen sich christlich trauen und christlich beerdigen – immer weniger, aber es gibt auch andere Optionen, selbstverständlich. Aber wenn einer mit Jesus in Berührung kommt und erfährt, dass der ein Machtwort spricht und sein Leben verändert wird, und das wirklich in der Praxis des Lebens deutlich wird, und ein Mensch anfängt, nach Gottes Willen zu fragen, die Bibel zu lesen, zu fragen, wer der Schöpfer ist und was er will und welche Verantwortung wir für andere Menschen haben, dann werden die Leute ringsum nervös.
Deshalb tun sich ja viele von uns so schwer, gegen bessere Erkenntnis ihr Leben mit Gott in Ordnung zu bringen. Da kommt die Zerrissenheit, irgendwo ist die Sehnsucht: Es müsste neu werden. Aber man weiß ja, was die Kollegen und Kolleginnen sagen, was man so darüber sagt, wenn einer plötzlich anfängt, mit Jesus zu leben, die Bibel zu lesen: Dann ist er wahrscheinlich krank oder fanatisch oder sektiererisch oder fundamentalistisch oder irgend so etwas Schmutziges. Ist er dann ganz bestimmt.
So ist die Wirklichkeit. Sie ist nicht besonders neu, die lese ich im Neuen Testament. Ein Mensch wird durch Jesus zurechtgebracht, und die High Society der Stadt komplimentiert Jesus weg: „Bitte verlasse unsere Gegend!“ Und er geht.
Sind Sie sicher, dass das in Europa nicht passieren könnte? Meinen Sie wirklich, Gott wäre auf uns angewiesen, nach allem, was wir gehabt haben, von ihm gehört haben, an Güte empfangen haben und wie wir es uns leisten, mit ihm umzugehen und miteinander?
Ich finde, das Einzige, was wirklich gerechtfertigt wäre, ist, wenn Gott die Hand abzieht und sagt: „Mach doch!“ Das ist die Hölle. Die Hölle ist, wenn Gott schweigt, wenn wir tun müssen, was wir tun wollen, und Gott schweigt. Das ist das Leben im offenen Grab. Und es wird die Trennung von Gott in Ewigkeit, weil er kein Popanz ist, sondern der heilige, ewige Gott, vor dessen Angesicht wir alle erscheinen werden, und er wird uns richten.
Jesus geht, und der Geheilte wendet sich an ihn und sagt: „Darf ich bei dir bleiben?“ Und Jesus sagt: „Nein, fahr nicht mit uns. Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkündige ihnen die große Wohltat, die dir der Herr getan hat und wie er sich deiner erbarmt hat.“
Dann heißt es von dem Mann: „Und er ging hin und fing an, in der Dekapolis“ – so war diese Stadt, man kann die Ausgrabungen dieser wunderbaren Stadt im Ostjordanland bis heute noch sehen – „er fing an, in den zehn Städten auszurufen, welch große Wohltat ihm Jesus getan hatte, und alle verwunderten sich.“
Sehen Sie, Heilung ist kein Selbstzweck. Da wird jemand frei von dem Wahn, dass er sein eigener Boss wäre, frei von den ihn terrorisierenden und zerstörenden Mächten. Und jetzt kommt sein Leben in Freiheit zur Entfaltung, und zwar nicht auf Kosten der anderen, sondern zu ihrem Wohl, als Hilfe für die anderen.
Er erzählt anderen, was er für Barmherzigkeit Gottes erfahren hat, was Gott ihm, was Jesus ihm Gutes getan hat, damit sie selbst auf den Geschmack kommen.
Das Weitersagen hat doch nur diesen einen Zweck. Er wollte doch nicht irgendeine Organisation gründen. Es geht uns doch in diesen Tagen nicht darum, dass wir irgendwelchen Organisationen, irgendwelche zahlungskräftigen Mitglieder zuführen. Es geht doch darum, dass Menschen davon hören, dass dieser Jesus wirklich die Kraft hat, mit seinem Wort zu heilen, Zerrissenheiten zusammenzubringen, uns mit Gott zu versöhnen, dass wir ihn als Vater anreden dürfen, dass wir eine Garantie für unser Leben bekommen, ein tragendes Fundament, auf dem sich unser Leben in Freiheit entfalten kann.
Denken Sie noch einmal an den Anfang: Freiheit kann nur gelebt werden, wenn sie auf der Grundlage von garantiertem Schutz lebt. Wir können sonst nicht frei sein.
So wie wir atmen müssen, uns ernähren müssen, trinken müssen, um uns frei bewegen zu können, so brauchen wir die Gemeinschaft mit dem Schöpfer, um unser Leben in einem Reichtum schöpferisch entfalten zu können. Und zwar nicht zu Lasten der anderen und auf Kosten der anderen, sondern zur Hilfe und Ermutigung, zur Unterstützung und zur Stärkung für andere.
Ja, ich hätte nichts dagegen, wenn ich Ihnen Appetit gemacht hätte, Sehnsucht nach Jesus. Ich habe so dafür gebetet, dass alles, was wir sind in diesen Tagen hier, etwas wenigstens von der magnetischen Kraft der Liebe des gekreuzigten und auferstandenen Jesus spürbar macht, dass sie hierher kommen und gegen alles, was so über uns gesagt wird.
Wir spüren: Es geht nicht um uns selbst. Wir möchten, dass sie auf Jesus schauen, sich ihm nähern mit einem zögernden Gebet oder mit der ganzen Zerrissenheit. Manchmal ist das furchterregend, wie in dieser Szene, wie der da auf Jesus zukommt, sich hinschmeißt in seinem ganzen Elend, um zu erfahren, dass Jesus ihn aufrichtet und heilt.
Herrgott ist da, in Jesus ist er da. Und jetzt geht es wirklich darum, dass wir herausfinden, ob es stimmt. Kann man das herausfinden? Ich möchte Ihnen heute Abend dazu helfen, das ganz konkret und praktisch zu machen.
Die Voraussetzungen, finde ich, sind gut. Unser heißer Hunger nach Freiheit ist so stark wie damals. Jesus hat das gleiche Interesse an uns. Die magnetische Kraft seiner Liebe erreicht uns und gilt uns heute wie damals.
Diese Wahrheit von Jesus heilt immer noch die Lebenslügen und befreit uns und macht uns zu Menschen, die den aufrechten Gang gehen können. Und es geht nach wie vor nicht um Meinungsfragen, sondern um die Machtfrage.
Was wir brauchen, ist, dass wir in unserem Leben hinein, jeder für sich persönlich, dieses befreiende Machtwort von Jesus erfährt: „Dir sind deine Sünden vergeben, du bist frei, und du darfst zu mir gehören, dem ewigen Gott, dem Schöpfer, der dein Leben nicht klein macht, sondern es zur Größe entfaltet, in aller Schönheit heilt.“
Das Fischzeichen als Symbol des Glaubens
Wir sehen hier das Zeichen des Fisches. Die ersten Christen in Rom haben es als Erkennungszeichen verwendet. Heute würde man sagen, sie haben Graffiti an die Wände gemalt, damals haben sie es eingeritzt. Deshalb konnte man es später noch entdecken.
Dieses Zeichen hat nichts mit Fisch 2000 zu tun, der großen Messe, die morgen in Bremen beginnt. Vielmehr stammt es vom griechischen Wort Ichthys, das „Fisch“ bedeutet. Die Buchstaben I, Ch, Th, Y und S sind Abkürzungen für die Anfangsbuchstaben der Worte „Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter“ auf Griechisch. Diese fünf Anfangsbuchstaben ergeben zusammengesetzt das Wort Ichthys.
Viele Christen haben dieses alte Erkennungszeichen wieder aufgegriffen. Man findet es heute an Autos oder an anderen Orten. Es ist ein sehr altes Symbol der Christen, und zwar noch bevor das Kreuz zum Erkennungszeichen wurde. Das Kreuz wurde erst in späteren Jahrhunderten zum Symbol der Christen. Das Fischsymbol war also ursprünglich das Erkennungszeichen der ersten Christen.
Dieses Symbol war auch ein Bekenntnis. Die Christen sagten damit: Ja, das ist unser Leben. Wir haben erkannt, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist. Er ist die Schlüsselfigur Gottes, derjenige, dem Gott alles anvertraut hat. Er besitzt die volle Macht und Kraft des Schöpfers und ist der Retter.
Der Begriff „Retter“ ist ein sehr ernster Ausdruck. Es geht dabei um Leben und Tod. Es geht nicht nur um ein bisschen Hilfe oder eine kleine Veränderung, sondern um Rettung aus dem Tod und aus dem Verlorensein. Man verwendet den Begriff „Rettung“ nicht, wenn es nicht um das Ganze geht.
Die Christen sagten also: Jesus ist die Schlüsselfigur Gottes, der Sohn Gottes, der Retter meines Lebens. Ihm verdanke ich mein Leben, zu ihm will ich gehören, ihm will ich folgen und ihn will ich um Hilfe bitten. Er verbindet uns miteinander.
Wer dieses Zeichen sah, wusste: Hier sind noch andere, die dasselbe erfahren haben und ebenfalls sagen: Ich gehöre zu ihm. Das ist ein klares Bekenntnis zu Jesus Christus.
Einladung zum Glaubensschritt
Deshalb lade ich Sie heute Abend ein, Kontakt mit Jesus zu machen. Unser Treffpunkt heute Abend ist das Zeichen des Fisches, Ichthys – ein Symbol für Jesus Christus, Gottes Sohn und Retter.
Wenn Sie sagen möchten: „Ich habe diese Einladung verstanden, ich habe die Liebe Gottes gespürt, und ich möchte mit der ganzen Zerrissenheit meines Lebens kommen – mit den Widersprüchen, mit den Abhängigkeiten, mit denen ich nicht fertig werde, mit der Lebenslüge, in der ich lebe und aus der ich nicht herauskomme – ich komme! Ich weiß nicht, wie es gehen soll, aber ich will diesen Jesus kennenlernen und mit ihm leben“, dann bitte ich Sie, kommen Sie!
Ich bitte Sie auch, deutlich äußere Schritte zu tun. Denn ich sage Ihnen klipp und klar: In der Regel bleibt alles, was nur heimlich in unserem Herzen als Gefühle und Gedanken ist, wie in einem Theaterstück am Anfang – so grandios lächerlich gemacht – ein ohnmächtiger Vorsatz, aus dem nichts wird.
Deshalb möchte ich Ihnen eine kleine Hilfe geben und Sie ermutigen, diese anzunehmen: Stehen Sie von Ihren Plätzen auf, wenn Sie diese Einladung annehmen möchten, und kommen Sie nach vorne. Hierhin, zum Fischzeichen, ist unser Treffpunkt. Wenn Sie hierher kommen, sagen Sie damit: „Ich habe die Einladung gehört und ich möchte ihr folgen. Jesus soll der Retter meines Lebens sein. Er ist der Sohn Gottes, der Herr aller Herren, der Schöpfer, und in seine Hände soll mein Leben kommen.“
Ich erwarte von ihm das befreiende Wort, dass er mich freimacht von allen satanischen Mächten, mich freimacht von meiner Sünde und sie mir vergibt. Wir wollen das aussprechen, um Vergebung bitten, bekennen und sagen: „Du sollst der Herr sein, Du sollst mein Leben bestimmen. Ich möchte lernen, deinen Willen zu tun und dir danken, dass du uns annimmst.“
Wenn Sie nach vorne gekommen sind, möchte ich Ihnen ein einfaches Gebet anbieten. Ich werde es Ihnen Satz für Satz vorsprechen, und Sie sind eingeladen, jeden Satz laut als Ihr persönliches, ehrliches Gebet nachzusprechen. So können Sie Kontakt erfahren und in Anspruch nehmen, dass Jesus Ihr Leben neu ordnet, Sie mit Gott verbindet und Sie in eine neue Freiheit stellt.
Wenn Sie diese Einladung annehmen wollen, dann kommen Sie jetzt. Stehen Sie von Ihren Plätzen auf, die Nachbarn werden Sie gerne durchlassen. Während Sie kommen, hören wir ein Lied vom Chor: „Jesus, zu Dir kann ich so kommen, wie ich bin.“ Dieses Gebet ist so wahr! Ich wünsche mir, dass der Chor es Ihnen ins Herz singt, sodass es ein Echo findet und Sie es selbst beten und aufnehmen.
Während der Chor singt, stehen Sie auf und kommen Sie nach vorne. Es werden auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da sein, die Ihnen anschließend für Gespräche zur Verfügung stehen, wenn Sie das möchten. Auch diejenigen, die nicht Deutsch sprechen, sind herzlich eingeladen. Sie werden hier Mitarbeiter treffen, die ihre Sprache sprechen, damit Sie sich angenommen fühlen.
Kommen Sie! Treffpunkt ist der Fisch, das Bekenntnis zu Jesus. An den Übertragungsorten werden Ihnen die Leiter der Versammlung jetzt sagen, wo Sie hinkommen können.
Fühlen Sie sich nicht ausgeschlossen als Zuschauer. Wir sind verbunden durch den einen lebendigen Jesus, der zu Ihnen spricht. Sie haben die Möglichkeit – ob Sie fünfzig, hundert oder mehr sind – aufzustehen, wenn Gott zu Ihnen gesprochen hat, wenn Sie es in Ihrem Gewissen gespürt haben und den Wunsch verspüren zu sagen: „Ich möchte mit Jesus leben, ihm folgen, er soll mein Leben berühren und heilen.“
Sie sind so kostbar. Wir haben hier vorne keinen Fisch, aber ein Kreuz aus Licht als Zeichen der Liebe Gottes, das auch heute Abend für uns leuchtet. Wir möchten Ihnen diese Hilfe zum Einstieg anbieten. Das ist ein kleiner Anfang – ein Anfang zu einem Leben in Freiheit, zu einem neuen Leben.
Vielleicht sind Sie sich noch nicht sicher, ob Sie das möchten. Vielleicht ist aber auch der Wunsch da, eine tiefe Sehnsucht: „Eigentlich möchte ich das sehr gern.“ Das ist es, wonach Sie sich eigentlich sehnen.
Ich möchte Sie bitten, dass wir jetzt miteinander aufstehen. Dasselbe wird jetzt Ulrich Parzany auch in Bremen tun. Während der Chor das Lied „Jesus, zu Dir darf ich so kommen, wie ich bin“ singt, lassen Sie uns gemeinsam aufstehen.
Das ist ein Angebot. Dieses Angebot kann man annehmen oder daran vorübergehen. Ich lade Sie ein. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier vorne und stehen Ihnen für Gespräche zur Verfügung.
Ich lade Sie jetzt ein, dieses Gebet in der Stille mitzusprechen, wenn Sie es zu Ihrem eigenen machen wollen – als kleinen Anfang, wie einen Schlüssel zu einem neuen, großen Schritt. Ich werde Ihnen das Gebet Satz für Satz vorsprechen, und Sie dürfen es in der Stille mitsprechen, wenn Sie möchten:
„Jesus, ich habe Deine Einladung gehört.
Ich danke Dir, dass Du mich liebst.
Ich öffne Dir mein Leben.
Ich bekenne Dir meine Sünde.
Und ich bitte Dich um Vergebung.
Ich danke Dir, dass Du am Kreuz für mich gestorben bist.
Von heute an will ich Dir mit allem, was ich bin und habe, gehören.
Danke, dass Du mich annimmst als Dein Kind.
Mache mich zum Werkzeug Deines Friedens.
Amen.“