Studienreihe über biblische Lehren von Doktor Martin Lloyd-Jones
Band zwei: Gott der Sohn
Kapitel sieben: Der Bund der Gnade im Alten Testament
Wir setzen unsere Betrachtung der biblischen Lehre von der Erlösung oder Errettung nun fort. Wir haben gesehen, dass der Mensch, nachdem er darin versagt hatte, Gottes Gesetz und Gebot zu halten, ein Sklave des Teufels wurde. Er war tot in Übertretungen und Sünden. Sein Zustand wäre völlig hoffnungslos gewesen, wenn er sich selbst überlassen geblieben wäre.
Aber Gott, in seiner unendlichen Gnade, Liebe und Barmherzigkeit, schaute den Menschen in Mitleid an und teilte ihm seinen großartigen Heilsplan mit. Wir hatten das letzte Mal den allgemeinen Charakter dieses großartigen Heilsplans betrachtet. Abschließend hatte ich gesagt, dass Gott ihn dem Menschen in der Form eines Bundes offenbarte, den er mit ihm schloss.
Der Bund wird in der Regel als „Bund der Erlösung“ oder „Bund der Errettung“ bezeichnet. Das soll jetzt unser spezielles Thema sein: die Art und Weise, in der Gott seinen gnädigen Vorsatz offenbarte, den Menschen von der Schuld und Befleckung zu erretten, die die Folge davon waren, dass er auf die Einflüsterung Satans gehört hatte.
Das klassische Wort, mit dem wir uns nun beschäftigen müssen, ist „Bund“. Es ist ein Begriff, den Gott verwendete, als er zu Abraham sprach, und zwar in 1. Mose 17.
Was ist ein Bund? Wir können ihn als eine Art Vereinbarung oder Pakt definieren, der zwischen zwei Parteien geschlossen wird. Diese Parteien sind in der Regel mehr oder weniger gleichrangig. Menschen schließen heute oft Bünde. Zum Beispiel tun sie das, um gemeinsam Spenden für einen guten Zweck zu sammeln. Es gibt auch den Völkerbund oder den Bund der Vereinten Nationen.
Ein Bund wird normalerweise durch eine feierliche Zeremonie bestätigt. Dabei leisten die Parteien einen Eid, oder es findet ein religiöser Gottesdienst statt. In dem Bund verpflichten sich beide Seiten, bestimmte Versprechen zu erfüllen, die auf der Grundlage bestimmter Bedingungen gegeben werden.
In der Bibel finden sich Bünde, die zwischen Menschen geschlossen wurden. So schlossen David und Jonathan einen Bund, der auf der Grundlage von Gleichheit, also Egalität, beruhte.
Wenn wir jedoch zu Gott und dem Menschen kommen, besteht notwendigerweise ein eindeutiger Unterschied. Wir haben bereits gesehen, dass Gott ursprünglich einen Bund mit Adam schloss. Sie erinnern sich, dass Gott ihn in den Garten stellte und ihm erklärte, dass er eine bestimmte Belohnung empfangen würde, wenn er bestimmte Dinge täte.
Dieser Bund wird als Bund der Werke bezeichnet, weil die Erfüllung dieser Verheißung ganz und gar von den Werken abhängt, die Adam tut. Aber wie Sie sich erinnern, brach Adam den Bund. Er versagte und brachte sich und seine Nachkommenschaft in die Notlage, die wir bereits beschrieben haben.
Deshalb schloss Gott von da an einen neuen Bund, der als Bund der Gnade oder Gnadenbund bezeichnet wird.
Auch an diesen Bund hat Gott eine Bedingung geknüpft. Er hat seine Verheißungen gegeben und uns mitgeteilt, was er uns ermöglichen will. Doch er fordert auch etwas von uns. Er sagt uns, dass wir diese Verheißungen nur empfangen und genießen können, wenn wir Glauben haben.
Diese Bedingung müssen wir freiwillig akzeptieren, bevor wir in den Genuss der Segnungen des Bundes kommen können. Darüber hinaus hat Gott uns in diesem Bund, den er mit uns schließen will, etwas mitgeteilt, das es uns ermöglicht, Nutznießer dieser Segnungen zu werden.
Das ist der Grund, warum dieser Bund als Bund der Gnade bezeichnet wird. Lassen Sie mich das nun ein wenig aufteilen. Gott hat bestimmte Verheißungen gegeben.
Was ist nun die große, zentrale Verheißung, die er im Bund der Gnade gegeben hat?
Nun, wir können es so ausdrücken: Er hat verheißen, dem Menschen ein Gott zu sein. Das ist die allergrößte Verheißung. „Ich will euch ein Gott sein.“ Verstehen Sie, wie wichtig und bedeutend das ist?
Gott war der Gott Adams. Doch Adam sündigte gegen ihn und fiel. Er wurde ein Sklave Satans und brach die Verbindung zu Gott ab.
Das Bemerkenswerte und höchst Erstaunliche daran ist, dass Gott sich dem Menschen zuwandte. Im Bund der Gnade versicherte er ihm, dass er einen Weg finden würde. Einen Weg, durch den er dem Menschen immer noch ein Gott sein könne. „Ich will euch mir zum Volk annehmen und will euer Gott sein.“ (2. Mose 6,7)
Merken Sie sich das, denn wenn Sie Ihre Bibel lesen, werden Sie feststellen, dass dies die eine große Verheißung ist, die beständig wiederholt wird. Lesen Sie einmal Jeremia 31,33; Jeremia 33,38-40. Sie finden es auch in Hesekiel 34,23-25; Hesekiel 36,25-28; Hesekiel 37,26-27; in 2. Korinther 6,16-18; in Hebräer 8,10 und auf eine wundervolle Art auch in Offenbarung 21,3.
Dort lesen wir: „Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen, und er wird bei ihnen wohnen.“ Das ist der ewige Zustand.
Sie sehen also, dass dies der Kern von Gottes Verheißung im Bund der Gnade ist: Dass das, was durch die Sünde infolge des Sündenfalls zerstört wurde, wiederhergestellt wird.
Deshalb ist es der größte Segen, der letztendliche Segen, der Segen aller Segnungen, dass Gott mein Gott ist und dass ich das Recht habe, „mein Gott“ zu sagen. Darin ist die Gesamtheit des Heils eingeschlossen.
Der Bund umfasst noch weitere konkrete Dinge. Gott hat sowohl zeitliche als auch geistliche Segnungen verheißen. Besonders in der alten Heilszeit hat er diese zugesagt. Dabei dürfen wir niemals vergessen, dass die zeitlichen Segnungen Bilder für die geistlichen Segnungen sind und diese symbolisieren sollen.
Gott hat außerdem einen Weg verheißen, auf dem wir Rechtfertigung erlangen können. Gott kann nicht mein Gott sein, und ich kann nicht sagen, dass er mein Gott ist, solange meine Sünde nicht vergeben ist. Solange meine Sünde nicht ausgeräumt ist und ich nicht adoptiert und zu einem Kind Gottes gemacht worden bin, ist dies nicht möglich.
All dies ist in der Verheißung enthalten, dass Gott mein Gott sein will. Tatsächlich schließt diese Verheißung das ewige Leben ein, die Gabe des Geistes sowie die volle Anwendung und Ausführung der Erlösung in meiner Heiligung und endgültigen Verherrlichung.
Die Verheißungen im Bund der Gnade umfassen all dies. Wir sind dazu aufgerufen, auf diese neuen Gegebenheiten mit Glauben zu antworten, mit dem Verlangen, all dies zu empfangen, sowie mit Treue und Gehorsam gegenüber Gott.
Die Sache, die ich nun bedenken möchte, ist folgende: Dieser großartige Bund, den Gott mit dem Menschen geschlossen hat, wird auf zwei verschiedene Weisen verwaltet oder verwahrt. Zum einen auf die Weise, die im Alten Testament beschrieben wird, und zum anderen auf die Weise, die im Neuen Testament dargestellt ist.
Haben Sie bemerkt, was ich gesagt habe? Es gibt nur einen Bund der Gnade. Ich hoffe, dass ich Ihnen das bereits bewiesen habe, bevor wir diese Studie beenden.
Wie wurde nun der Bund der Gnade in der alten Heilszeit, von der wir im Alten Testament lesen, dispensiert beziehungsweise verwaltet? Schauen wir uns zuerst 1. Mose 3,15 an. Wenn Sie sich für den Fachbegriff interessieren: Dieser Vers wird allgemein das Brotevangelium genannt. Mit anderen Worten, in 1. Mose 3,15 findet sich eine Vorankündigung des gesamten Evangeliums.
Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Verse zermalmen.
Hier finden wir das gesamte Evangelium. Es steht dort in einer fast geheimen und sehr unfertigen Form, aber es ist vorhanden.
Lassen Sie uns diese Verheißung genau betrachten. Was möchte uns Gott in 1. Mose 3,15 mitteilen?
Zunächst einmal, dass er Feindschaft setzen wird zwischen der Schlange und der Frau sowie zwischen ihrem Samen. Das war die erste Ankündigung, dass Gott den Menschen retten wollte. Denn der Mensch kann nicht errettet werden, solange er noch ein Freund des Teufels und ein Feind Gottes ist. Er muss ein Freund Gottes sein; daher muss er zu einem Feind des Teufels werden.
Deshalb ist darin ein zweites eingeschlossen: Gott würde dem Menschen Kraft und Gnade geben, um den Teufel zu bekämpfen. Der Mensch war bereits vom Teufel besiegt worden und war dessen Sklave. Der Mensch brauchte Hilfe und Stärke, und diese versprach Gott ihm. Gott versprach, in diesem Kampf gegen den Feind an der Seite des Menschen zu stehen.
Man bemerkt auch, dass Gott sagte, der Streit solle nicht nur zwischen der Frau und ihrem Samen und dem Teufel weitergehen, sondern ebenso zwischen dem Samen der Frau und dem Samen der Schlange. Mit anderen Worten: Die Menschheit wurde hier in zwei Gruppen aufgeteilt. Jene, die nicht zu Christus gehören, gehören zum Teufel; sie sind die Kinder des Samens des Teufels.
So kann die Menschheit aufgeteilt werden in den Samen Gottes und Christi und in den Samen des Teufels. Zwischen ihnen wütet ein Kampf. All dies wird in 1. Mose 3,15 angekündigt.
Aber lassen Sie uns zweitens zu dem Bund kommen, der mit Noah geschlossen wurde. Er wird im neunten Kapitel des ersten Buches Mose beschrieben, nach der Flut. Gott versprach hier, dass er die Erde und alles Fleisch niemals wieder durch Wasser, also durch die Wiederkehr einer solchen Flut, zerstören würde.
Er garantierte weiterhin, dass es alle Zeit eine Aufeinanderfolge von Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht geben werde. Gott gab die Verheißung, dass dies weiter bestehen würde, komme, was wolle.
Er versprach außerdem, dass die Kräfte der Natur gezügelt würden. Mit anderen Worten: Die Auswirkungen und Ergebnisse der Sünde wurden eingedämmt. Sie wurden im Bund, der mit Noah geschlossen wurde, im Gleichgewicht gehalten.
In derselben Weise wurden die Kräfte des Bösen einer größeren Einschränkung unterworfen. Dem Menschen wurde es nicht erlaubt, so gewalttätig gegen andere Menschen zu sein, wie er es gewesen war und wie er gerne wäre. Der Mensch wurde vor Gewalt sowohl vom Menschen selbst als auch von Tieren beschützt.
Lesen Sie einmal selbst, was in 1. Mose 9 steht. All das wurde bekräftigt und besiegelt durch das Zeichen des Regenbogens, der am Himmel erschien.
Was ich hier nun betonen möchte, ist Folgendes: Der Bund, der mit Noah geschlossen wurde, war kein neuer Bund der Gnade. Der Bund der Gnade wurde in 1. Mose 3,15 umrissen. Der spätere Bund durchkreuzte keineswegs den früheren, sondern fügte lediglich bestimmte ergänzende Verheißungen und Verordnungen hinzu.
Er war lediglich eine zeitlich begrenzte Gesetzgebung. Man nennt ihn manchmal die allgemeine Gnade, die man von der besonderen Gnade unterscheidet, welche unsere geistliche Errettung garantiert.
Dann, drittens, gab es den Bund, der mit Abraham geschlossen wurde. Wir lesen darüber in 1. Mose 17. Zu diesem Zeitpunkt sprach Gott zum ersten Mal ausdrücklich und deutlich von seinem Heilswillen als einem Bund mit allen dazugehörigen Formalitäten.
Was entdecken wir an dieser Stelle? Nun, wir erkennen, dass hier zum ersten Mal von einer Gemeinde gesprochen wird – ausdrücklich, jedoch ohne näher definiert zu werden. Ab jetzt existiert eine Trennung zwischen dem Volk, das zu Gott gehörte, und jenen, die zur Welt gehörten.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Gott in Familien angebetet, in Häusern oder Zelten usw. Aber im Bund mit Abraham wurde etwas Neues eingeführt. Gott erwählte einen bestimmten Mann, eine bestimmte Familie, und gab Abraham und seinen Nachkommen eine Verheißung – niemand anderem. Jetzt fand diese Trennung statt, es wurde ein einzigartiger Leib gebildet, ein spezielles Volk Gottes. Das ist äußerst wichtig.
Beachten Sie auch, welche Betonung der Glaube Abrahams erhält als seine Antwort auf Gottes Erwählung. Durch seinen Glauben trat er in Gottes Bund ein und begann, den Nutzen und die Segnungen zu empfangen. Ebenso wichtig ist der geistliche Charakter der Segnungen, die ihm verheißen wurden. Über der Landverheißung usw. stehend, gab es die gewaltige Verheißung eines geistlichen Samens: dass nämlich alle Nationen der Welt in ihm, Abraham, gesegnet werden würden.
Wenn Sie diesen Gedanken vertiefen wollen, lesen Sie einfach den Brief an die Römer, die Kapitel 3, 4 und 5, sowie den Brief an die Galater, Kapitel 3, auf den ich kurz eingehen werde. Beachten Sie, dass Gott Abraham in diesem Bund gerecht spricht. Wir erfahren im Brief an die Römer, dass Abraham durch Glauben gerechtfertigt wurde – gerechtfertigt in einem geistlichen Sinn, gerechtfertigt von der Sünde, ihm wurde vergeben, und er wurde in Gottes Familie aufgenommen und zum Vater der Treuen, zum Vater aller Gläubigen.
Außerdem gab es auch zeitliche Segnungen. Den Bund, der mit Abraham geschlossen wurde, können wir gar nicht stark genug betonen. Wenn Sie einen Blick auf die Stellen werfen, die in den darauffolgenden Teilen der Heiligen Schrift darauf Bezug nehmen und Abraham erwähnen, dann werden Sie feststellen, dass dieser Bund von enormer Wichtigkeit ist.
Es handelt sich um die großartige, ausdrückliche, ursprüngliche Verheißung, die Gott in 1. Mose 3,15 umrissen hatte und die jetzt explizit zum Ausdruck gebracht wird.
Wir müssen nun zum Bund am Berg Sinai übergehen, dem Bund, der durch Mose geschlossen wurde. Den Bericht darüber finden Sie in 2. Mose 19 und den folgenden Kapiteln.
Auch dieser Bund ist von größter Bedeutung. Hier wird ausdrücklich betont, dass es sich um einen nationalen Bund handelt. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Gemeinde und die Nation eins. Das bedeutet, dass die Zugehörigkeit zur Nation Israel zugleich die Zugehörigkeit zur Gemeinde bedeutete. Man konnte nicht aus der Gemeinde ausgeschlossen werden, ohne auch aus der Nation ausgeschlossen zu werden.
Ein Mensch, der das Gesetz übertrat, wurde mit dem Tod bestraft. Diese Strafe war nicht nur geistlich zu verstehen, sondern auch wörtlich: Derjenige wurde getötet, aus der Gemeinschaft der Lebenden ausgeschlossen und aus der Nation ausgeschlossen.
Auf dem Berg Sinai wurde der Gesetzgebung große Bedeutung beigemessen. Ich möchte jedoch mit Nachdruck darauf hinweisen, dass die Gesetzgebung nicht bedeutete, dass Gott, in welchem Sinn auch immer, wieder einen Bund der Werke eingerichtet hätte. Ich habe bereits gezeigt, dass das nahezu unmöglich ist.
Was hätte es für einen Sinn gehabt, frage ich erneut, einen weiteren Bund der Werke zu schließen und dem Menschen zu sagen, dass er sich erretten könne, wenn er sich an bestimmte Vorschriften hält, wo doch der Mensch im Paradies genau an diesem Punkt versagt hatte? Nein, die Gesetzgebung bedeutete keine Rückkehr zu einem Bund der Werke.
Die Kinder Israels machten einen schweren Fehler, als sie annahmen, dass es so sei. Das war nicht gemeint. Das Gesetz wurde einfach gegeben, um das Leben der Nation in bestimmter Hinsicht zu regeln. Darüber hinaus gab es noch weitere Gründe.
Im Sinai-Bund gab Gott Mose das Zeremonialgesetz mit all den typischen Opfern und Diensten in Verbindung mit dem Tempel. Dazu gehörten das Brandopfer, verschiedene andere Opfer und die Ernennung bestimmter Personen, die als Priester ausgesondert wurden.
Es wird allgemein betont, dass das Evangelium, der Bund der Gnade, nun in Symbolen und Typen dargestellt werden sollte. Diese waren dazu bestimmt, uns die Forderungen Gottes an uns zu zeigen und uns zugleich an Gottes wunderbare Verheißung der Vergebung und Errettung zu erinnern.
Man kann das Gesetz als Lebensregel in drei Bereiche unterteilen: das Moralgesetz, das Zivilrecht und das Zeremonialgesetz. Dabei handelt es sich um die grundlegenden, festen Prinzipien der Moral, die spezielle Gesetzgebung für das zivile Leben der Nation sowie die Vorschriften, die die Zeremonien und das rituelle Kultsystem regeln.
Es ist wichtig zu betonen, dass der Abschluss dieses ergänzenden Bundes mit Mose, der stellvertretend für die Kinder Israels handelte, in keiner Weise den Bund der Gnade berührt hat, der bereits Abraham gegeben wurde und auf den zuvor im Garten Eden hingewiesen worden war.
Dies möchte ich näher erläutern, da manche Menschen diesen Bund als völlig neuen Bund betrachten, was jedoch nicht zutrifft. Meine Begründung hierfür lautet wie folgt: In Römer 4,13 lesen wir, dass Abraham und seine Nachkommenschaft die Verheißung, Erben der Welt zu sein, nicht durch das Gesetz erhielten, sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens. Das ist von großer Bedeutung.
Sehen wir uns außerdem Galater 3,17 an: Dort heißt es, dass ein zuvor von Gott bestätigter Bund durch das Gesetz, das 430 Jahre später entstand, nicht ungültig gemacht wird, sodass die Verheißung ihre Wirkung verlieren würde.
Mit anderen Worten: Das entscheidende Argument von Paulus im Römer- und Galaterbrief ist, dass der ergänzende Bund, der mit Mose am Berg Sinai geschlossen wurde, dem großen Bund der Verheißung und Gnade, der mit Abraham geschlossen wurde, in keiner Weise widerspricht oder ihn aufhebt.
Aber jemand könnte sagen: Was ist mit Galater 4, die Verse 21 und 22? Dort lesen wir: „Sagt mir, die ihr unter Gesetz sein wollt, hört ihr das Gesetz nicht? Denn es steht geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien.“ Paulus fährt fort und erklärt, dass dies eine Allegorie ist, denn dies sind zwei Bünde.
Wird dort also nicht gelehrt, dass es einen ergänzenden Bund gab? Die Antwort darauf lautet: Das kann damit nicht gemeint sein. Denn wenn es so wäre, würde das bedeuten, dass Paulus in Galater 4 seiner eigenen großen Argumentation in Galater 3 und in Römer 4 widerspricht.
Ganz davon abgesehen wird sehr deutlich, was Paulus meint, wenn man den Zusammenhang betrachtet. Paulus’ einzige Absicht in Galater 4 ist es, zwischen dem natürlichen Israel und dem geistlichen Israel zu unterscheiden.
Das ist seine Art, das falsche Verständnis der Juden anzuprangern, die argumentierten, dass die Zugehörigkeit zu Israel im Fleisch notwendigerweise auch bedeutete, dass man zum wahren Samen Abrahams gehörte. Aber das trifft so nicht zu.
Es gab eine irdische Vereinbarung und eine himmlische Vereinbarung. Und es ist die himmlische Vereinbarung, die rettet.
Im Grunde schloss die Verheißung, die Gott Abraham gab, augenscheinlich Ismael und Esau mit ein, nicht wahr? All diese Menschen wurden beschnitten. Aber sie waren keine Kinder des Glaubens, sie waren nicht die wahren Kinder der Verheißung. Sie gehörten zum Reich des Fleisches.
Genau dieser Sachverhalt wurde Abraham von Gott erklärt, so lesen wir in 1. Mose 17.
Nun gut, der Bund, der durch Mose geschlossen wurde, als das Gesetz gegeben wurde, stand dem Bund der Gnade in keiner Weise entgegen. Er hatte vielmehr zwei Aufgaben.
Erstens sollte er das Sündenbewusstsein schärfen. Das war seine vorrangige Aufgabe. Das Gesetz kam hinzu, damit die Übertretung überströmend werde, wie Paulus in Römer 5,20 sagt. Dieselbe Aussage findet sich auch in Römer 4,13. Dort heißt es, dass Abraham oder seiner Nachkommenschaft die Verheißung, Erbe der Welt zu sein, nicht durch das Gesetz zuteilwurde, sondern durch Glaubensgerechtigkeit.
In Galater 3,17 sagt Paulus ebenfalls: „Dies aber sage ich: Einen vorher von Gott bestätigten Bund macht das 430 Jahre später entstandene Gesetz nicht ungültig, so dass die Verheißung unwirksam geworden wäre.“ Das ist also das Hauptargument, warum das Gesetz gegeben wurde.
Es sollte das extreme Ausmaß der Sünde deutlich machen, damit Israel als Nation und alle anderen Nationen von der völligen Hilflosigkeit des Menschen im Umgang mit seiner eigenen Sündhaftigkeit überführt würden.
Das zweite Anliegen des Gesetzes können wir mit den Worten aus Galater 3,24 zusammenfassen: „Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister auf Christus hingeworden, damit wir aus Glauben gerechtfertigt werden.“
Sie sehen, der ursprüngliche Bund war der Bund, der die Rechtfertigung des Sünders aus Glauben lehrt. Das war der Bund, den Gott mit Abraham und seinem Samen schloss. Das ist die entscheidende Sache.
Was war der Kernpunkt des Gesetzes? Er lag darin, uns an diesen Punkt zu bringen und als eine Art Lehrer, Erzieher und Betreuer zu fungieren. Es zeigt uns die völlige Notwendigkeit des Kommens Christi und wie sehr wir ihn brauchen.
Das Gesetz wurde niemals als ein Mittel gegeben, wodurch wir uns selbst retten könnten. Ich betone dies mit großem Nachdruck, und zwar deshalb, weil es gewisse Bibelausgaben mit Erklärungen und Bücher über die Bibel gibt, die lehren, Gott hätte den Kindern Israels gesagt, sie könnten sich selbst retten, wenn sie das Gesetz hielten. Sie behaupten, Gott habe das Gesetz vorgelegt, um ihnen einen anderen Weg zur Selbstrettung zu geben.
Aber, wie wir gesehen haben, steht dies im völligen Widerspruch zu dem, was die Schrift lehrt.
Wir haben uns also mit den verschiedenen Wegen beschäftigt, auf denen der großartige Bund der Gnade verwaltet und dem Volk in der alten Heilszeit offenbart wurde.
Dies führt natürlich zur neuen Heilszeit hinüber. Diese neue Heilszeit stellt den Weg dar, auf dem Gott die Verheißung geoffenbart, vervollkommnet, bestätigt und erfüllt hat.
All dies ist im Bund enthalten – in seinem Sohn und durch seinen Sohn, unserem Herrn und Retter Jesus Christus.
Gelesen von Glaubensgerechtigkeit. Dieses Buch sowie viele weitere Hörbücher, Andachten und Predigten gibt es auf dem Youtube-Kanal von Glaubensgerechtigkeit