Herr, für deine Fürsorge wollen wir dir danken. Deine Güte haben wir an diesem Tag erfahren, ebenso deine Liebe.
Wir denken auch an manches, das an diesem Tag nicht recht vor dir war. Und wir kommen zu dir, weil du mit deinem Geist einkehren willst. Du möchtest uns wieder neu auf deine Spur bringen.
Wir danken dir, dass wir bei dir ablegen dürfen und auf dein Wort hören können. Wir danken dir für das konkrete und anschauliche Beispiel deiner Gemeinde damals in der Apostelzeit. Tu es doch auch heute bei uns. Amen.
Einführung in die Apostelgeschichte und die Bedeutung von Lüttah
Apostelgeschichte 9,32-43. Petrus in Lüttah: Jeder von Ihnen weiß, wo Lüttah liegt. Keiner von Ihnen weiß es nicht, da bin ich sicher, denn das ist der heutige Flughafen Lod. Lüttah ist nur eine Sprachwandlung des Namens. Der Hauptflughafen Israels befindet sich genau dort, wo dieses Lüttah liegt. Das kann man sich ganz einfach merken, denn es gibt immer solche Veränderungen bei Namen.
Wer das erste Mal nach Israel reist, lacht sich oft halb kaputt über die Aussprache der Namen. Man fragt sich, ob man sie richtig sagt, und kommt dabei gar nicht auf die Idee, dass wir die Namen natürlich völlig verballhornt aussprechen, während die Juden sie richtig aussprechen. Kapernaum heißt zum Beispiel anders, nicht Kapernaum, und so weiter. Das ist immer wieder interessant. Lüda war der alte Name.
Es geschah aber, als Petrus überall im Land umherzog, dass er auch zu den Heiligen kam, die in Lüda wohnten. Dort fand er einen Mann namens Aeneas, der seit acht Jahren ans Bett gebunden war, weil er gelähmt war.
Petrus sprach zu ihm: „Aeneas, Jesus Christus macht dich gesund. Steh auf und richte dein Bett!“ Ganz korrekt übersetzt heißt das wahrscheinlich: Rolle deine Matte zusammen. Ein anderer Sinn ist kaum möglich, denn er soll ja nicht das Bett richten, sondern geheilt werden. Aber wir wollen uns da nicht weiter aufhalten.
Sogleich stand er auf. Da sahen ihn alle, die in Lüda und in Scharon wohnten, und sie bekehrten sich. Scharon ist die fruchtbarste Ebene rund um den Flughafen Lod.
Die Geschichte von Tabitha in Joppe und ihre Bedeutung
In Joppe, etwa 15 Kilometer entfernt, lebte eine Jüngerin namens Tabitha. Das ist immer wieder interessant, denn wir kennen auch den Namen Tabea, der früher verwendet wurde. Dieser Name stammt aus der lateinischen Bibel, in der Namen oft zunächst ins Lateinische übertragen wurden. Ähnlich verhält es sich mit dem Namen Jesse, der in der lateinischen Bibel zu Isai wurde. Tabitha bedeutet übersetzt „Gazelle“.
Tabitha tat viele gute Werke und gab reichlich Almosen. Es geschah aber zu jener Zeit, dass sie krank wurde und starb. Man wusch sie und legte sie in das Obergemach. Das ist eigentlich ungewöhnlich, denn normalerweise wurde man damals schnell beerdigt. Der Grund dafür wird gleich deutlich: Man wollte bei der Beerdigung wenigstens noch einen Apostel anwesend haben.
Da Luther nahe bei Joppe war, sandten die Jünger, als sie hörten, dass Petrus dort war, zwei Männer zu ihm. Sie baten ihn, nicht zu zögern und zu ihnen zu kommen. Ich bin selbst mit dem Altluther aufgewachsen – hat jemand den Altluther von 1912? Das war ein Original, wirklich großartig.
Petrus aber stand auf und ging mit ihnen. Als er angekommen war, führten sie ihn hinauf auf den Söller ins Obergemach. Dort traten alle Witwen zu ihm, weinten und zeigten ihm die Röcke und Kleider, die Tabitha gemacht hatte, als sie noch bei ihnen war.
Nachdem Petrus alle hinausgetrieben hatte, kniete er nieder, betete und wandte sich dem Leichnam zu. Er sprach: „Tabitha, steh auf!“ Da schlug sie ihre Augen auf. Als sie Petrus sah, setzte sie sich auf. Er gab ihr die Hand, ließ sie aufstehen und rief die Heiligen und die Witwen herbei. Er stellte sie lebendig vor sie hin.
Diese Tat wurde in ganz Joppe bekannt – heute heißt der Ort Jaffa. Ich kenne ja die Orange und die Grapefruit, die dort wachsen. Viele Menschen kamen zum Glauben an den Herrn.
Es geschah, dass Petrus lange Zeit in Joppe blieb, bei einem Mann namens Simon, der Gerber war.
Die Rolle unbekannter Menschen im Aufbau der Gemeinde
Vielleicht wissen Sie es inzwischen besser, ich kann das immer wieder durchdenken. Im ganzen Neuen Testament finde ich keine einzige Stelle, in der Gott, der ja sonst für die Vielfalt seiner Methoden bekannt ist, eine bekannte Persönlichkeit benutzt hätte, um Gemeinde zu bauen.
Bei uns denkt man oft, man könne erst evangelisieren, wenn man berühmte Musiker hat, ein Fußballspiel veranstaltet oder Ähnliches. Es hat Gott jedoch gefallen, mit unbekannten Leuten seine Gemeinde zu bauen.
Wissen Sie, was bei uns gegenwärtig falsch läuft? Das Problem ist, dass wir die Welt nachahmen. In der Welt gilt: Was nicht in der Presse beachtet wird, nicht im Radio oder bei den Einschaltquoten auftaucht, hat keinen Wert.
Das Reich Gottes wurde aber immer von Unbekannten gebaut, von kleinen, unbekannten Leuten. Das ist heute eine Krise, auch in der gläubigen Gemeinde Jesu, trotz der Tricks, die wir anwenden.
Wir meinen oft, wenn wir die Welt nachäffen, würden die Leute in Scharen kommen und wir wären am Puls der Zeit. Das stimmt aber nicht. Sonst hätte Jesus Steine zu Brot machen müssen. Oder er hätte von den Tempelzinnen herunterspringen müssen, um eine Schau zu machen.
Es ist auch nie irgendwo belegt, dass Jesus Leute gerufen hat, die über besondere Gaben verfügten. Wir finden nirgendwo, dass Jesus Menschen auswählte, die etwa eine große Redegabe hatten oder durch ihr Äußeres beeindruckten. Bei Paulus war es sogar so, dass seine Erscheinung nicht imponierend war.
Das ist ganz wichtig: Die großen Leute Gottes sind kleine, unbekannte Menschen – so wie Sie und ich. Das ist das Geheimnis. Und sagen Sie bitte niemals: „Ich bin ja nur ein kleines Würstchen.“ Das ist der Hebel für Gott, um große Dinge zu wirken, wenn Sie wirklich demütig sind. Sonst kann Gott nichts bewirken.
Das Beispiel von Tabitha als Vorbild für Demut und Dienst
Und das ist ja bei dieser unbekannten Frau, von der hier gesprochen wird, wirklich erstaunlich. Sie war gestorben – ich fange mal hinten an: Diese Tabitha war gestorben. Die Gemeindeglieder sagten: „Ach, das war so ein armer Wurm. Die Tabitha war im Leben immer zu kurz gekommen, sie hat es eigentlich nie zu etwas gebracht. Es wäre doch nett, wenn wenigstens jetzt ein Apostel da wäre, das würde sie etwas aufwerten.“ Das war sicher ganz menschliches Denken.
Keiner in der Gemeinde ahnte, was bei der Beerdigung sichtbar wurde, was Tabitha an Spuren hinterlassen hatte. Das ist das Erstaunliche. Sie dachten alle nur, sie sei so still in der Gemeinde gewesen, sie habe keinen Kreis geleitet. Man muss es sich nur einmal vor Augen führen: Sie hat nie gepredigt, sie hat auch missionarisch nicht gewirkt, zum Spenden hatte sie das Geld nicht, sie war wirklich eine unbedeutende Frau in der Gemeinde.
Und dieses Beispiel von Tabitha könnten Sie mit unzähligen Leuten fortsetzen. Es fängt zunächst im Jüngerkreis an, den Jesus gesammelt hat. Jesus hatte in diesem Jüngerkreis keinen einzigen dabei, der von großem Einfluss war. Beim weiteren Kreis, zum Beispiel Josef von Arimathia, vielleicht, aber der hat im Gemeindebau schon gar nichts gewirkt. Sondern gerade die kleinen, unbekannten Leute.
Jetzt muss man wissen, dass das bei Jesus Methode hat. Schlagen Sie 1. Korinther 1 auf, Vers 26. Der kirchliche Philosoph hat gespottet – das vergisst man nicht, wenn man es bei ihm mal liest –, wie der hochwohlgeborene Oberkonstistorialrat Bischof auf die Kanzel steigt und dann sein Kreuzrecht hinhängt und in der ganzen Würde seiner Person diesen Abschnitt liest: „Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung: Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen, sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt.“
Das hat Methode. Das Problem kann höchstens bei uns allen sein, dass wir es nicht echt vor Gott wirklich so akzeptieren, dass wir unbeschriebene Blätter sind, die Gott beruft zum Dienst, damit er zu Schanden mache. Gott will zerbrechen, was stark ist, und was schwach ist vor der Welt – vor der Welt, in den Augen der Menschen – das hat Gott erwählt, damit er zu Schanden mache, was stark ist.
Das ist die Geschichte seines Reiches gewesen, die Geschichte der Mission. Das ganze Gespött war da. Wir haben es in meinem Missionsbuch beschrieben, wie die Zeitungen in Darmstadt über den Zaremba gehöhnt haben, über die Missionsvorträge von Zaremba, der dort von der Herzogin oder so eingeladen war. „So etwas könnte man in Russland noch gebrauchen, aber ein so primitiver Geist!“ Es war der große Zaremba, Missionssekretär, der uns den dritten Vers von „Die Sache Steine Jesu Christ“ geschenkt hat.
Was es auch immer war, was die Welt verspottet hat – im Reich Gottes war es etwas Großes, weil Gott gewirkt hat. Alle boten Jesus das Geringe vor der Welt, das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist. Lesen Sie es weiter bei Hanna, im Lobgesang der Hanna: Die Schwachen sind umgürtet mit Stärke. Im Lobgesang der Maria heißt es: Der Herr zerbricht die Starken.
Und das erleben wir immer wieder, wie Kirchen Macht und Größe zerbricht. Und das Geschenk ist immer wieder, dass schlichte Menschen im Vertrauen auf das Wort Gottes anfangen.
Die Haltung der Tabitha im Dienst und ihr Verzicht auf Anerkennung
Was können wir jetzt Positives über Tabitha sagen? Sie war eine Jüngerin – ein schönes Wort. Sie wollte in die Fußstapfen Jesu treten und Schülerin Jesu sein. Dabei hat sie nicht alles verstanden, sie wollte einfach mit Jesus leben.
Bei Luther gibt es immer wieder einen Begriff, der mir sehr geholfen hat: Er sagt, wir können nur Röhre sein, durch die Gott etwas hindurchfließen lässt. Die Röhre selbst hat keinen eigenen Glanz oder Ähnliches, sie ist nur ein zweckmäßiges Werkzeug. Die entscheidende Frage lautet also: Kann Christus durch uns hindurchwirken?
Tabitha war eine unbekannte Frau, doch die Gegenwart des auferstandenen Jesus Christus war da – und sie wirkte. Sie tat Wunder. Erst bei ihrer Beerdigung wird das sichtbar, als der Apostel kommt und denkt, jetzt müsse er ihr noch ein bisschen Ehre erweisen. Das ist eigentlich gar nicht nötig – am allerwenigsten am Grab. Entweder ist eine Spur hinterlassen, oder man kann es mit Worten nicht gut ausdrücken.
Wenn also die Leute sagen: „Sie war eine gute Mutter“, dann denke ich mir, das muss man nur bei denen sagen, wo es nicht stimmt. Von den anderen weiß man es ja. Wenn man es extra sagen muss, ist das meistens schon schlimm. Normalerweise weiß man es, und die Menschen, die kommen, wissen es.
Bei Tabitha aber ist etwas von ihrem Leben ausgegangen. Sie war eine ganz große Frau, eine unerwartete Versammlung von unzähligen Menschen sagt plötzlich: „Diese Frau war für mein Leben wichtig.“
Das Leben als Flüchtling und die Haltung der Tabitha
Jetzt kommt mein zweiter Punkt: Im Leben war sie immer zu kurz gekommen.
Warum war das so? Sie hatte ein Flüchtlingsschicksal hinter sich. Sie stammte von denen, die aus Jerusalem geflohen waren, nachdem Stephanus getötet wurde. Auch die Menschen in Lydda (Lüttar) waren Flüchtlinge.
Jetzt wissen Sie, was eine Flüchtlingsexistenz bedeutet. Man kommt irgendwohin, und jeder sagt: „Kein Platz.“ Wo findet man etwas? Man hat alles verloren, so wie die christlichen Milizen im Libanon, die vielleicht gerade noch ihr Leben retten konnten. Man hört ständig: „Ihr seid unerwünscht.“
In einer so gefährlichen Lebenssituation setzen sich viele hin und jammern. Sie wollen immer wieder hören: „Du hast es schwer, du hast es ganz arg schwer.“ Wissen Sie, dass das schon eine seelische Krankheit ist, wenn man das tut? Das darf nicht sein – erst recht nicht für Menschen, die für Christus leben.
Tabitha ist ein Musterbeispiel dafür, was man stattdessen tun sollte. Sie beklagt sich nicht, sondern freut sich daran, anderen zu helfen. Sie leckt ihre Wunden nicht aus, sondern denkt nach, was sie im Leben schon alles erlebt hat. Damals war das Ledigsein ein Makel, obwohl Paulus schon den Mut hatte zu sagen, es sei großartig, und er wünschte, alle wären so wie er.
Denn als Lediger ist man frei und ungebunden und kann dem Herrn dienen. Doch damals galt das als Makel. Wahrscheinlich hat niemand das verstanden. Es gab viel, was ihr wehgetan hat, weil die Leute vielleicht schlecht über sie redeten.
Was ist nun der Unterschied bei der Jüngeren? Sie kreist nicht um ihr Ich. Das ist der Hauptunterschied. Und das ist heute in unserer Zeit, beachten Sie das mal, in der ganzen Christenheit eine Seuche: dass jeder nur noch von seinen eigenen Problemen redet. Überall muss man wieder eine Gesprächsrunde eröffnen, in der man über die eigenen Wunden spricht.
Jesus sagt in Johannes 12,24: „Das Weizenkorn, das in die Erde fällt und erstirbt.“ Das hat Tabitha begriffen. Sie will ein Weizenkorn sein. Es ist gar nicht wichtig, was mit ihrem Leben los ist. An ihr und ihrem Leben hängt nichts auf dieser Erde.
Es geht jetzt gar nicht um sie. Es ist ganz wunderbar. Ich habe das bei vielen von Ihnen immer wieder erlebt. Es ist herrlich, wie Sie alles Eigene zurückstellen und immer wieder fragen: „Wo kann ich anderen dienen?“
Herrlich, diese Tabitha, die das sucht und die das macht. Sie will gar keine Ämter erklimmen.
Die Frauenfrage und die Haltung der Tabitha zu Ämtern
In der Frauenfrage meine ich immer wieder, dass manches überdehnt wird. Man kann über manche Bibelstellen diskutieren, was man will.
Das Schlimme ist jedoch, wenn ich in eine andere Rolle hineinwill und Frauen auch das Recht zugestehe, etwa zum Predigen oder zum Wirken. Was uns oft Sorgen bereitet, ist, wenn Frauen das Ganze nur noch ideologisch überhöhen. Das ist etwas ganz anderes.
Das war bei Tabitha angenehm. Sie suchte kein Amt und drängte sich nicht vor. Stattdessen wartete sie ab, welcher Platz für sie frei blieb. Sie ließ sich führen und fragte: Wo gibt es eine Aufgabe für mich zum Wirken?
Die handgestrickten Werke der Tabitha und ihre Bedeutung
Jetzt kommt das Dritte: Handgestrickte Werke macht sie, handgestrickte Werke. Ich nenne das extra handgestrickt, weil wir in unserer heutigen Zeit immer das Professionelle so herausstellen. Das Professionelle kostet wahnsinnig viel Geld. Professionell kann man immer gerne mit teuer übersetzen.
In der Gemeinde Jesu ist es jedoch ganz besonders schön, dass man sagt: Da haben wir einmal primitive Zettel, und da macht man einmal etwas. Es muss nicht immer alles ganz toll sein, und es darf auch nicht einen Haufen Geld kosten. Man muss vieles schlicht machen, aber mit Liebe.
Das war so toll bei Tabitha. Sie konnte ja gar nicht viel machen, es war mit ihren beiden Händen. Was hat sie da? Sie zeigte die Kleider, die sie genäht hatte. Das war damals auch eine Sache, bei der jeder sagte: „Ha, das ist doch Schlickschusterei oder Schneiderei oder was die da macht.“ Aber sie hat eine Liebestätigkeit entfaltet an Menschen, die es ganz nötig brauchten.
Das waren die Witwen, die damals sozial unversorgt waren. Sicher waren auch Blinde dabei, Kinder ohne Eltern, die Tabitha hatte für jeden ein Wort und ein offenes Haus. Die Kinder gingen gern dorthin, sie fühlten sich wohl. Tabitha sah, wo etwas fehlte, und tat etwas dagegen.
Das Handgestrickte war auch in sich nichts Großes. Es ist mir in unserer Kirche wie ein Fluch, nachdem wir das System unserer Diakoniestationen begonnen haben. Ich weiß noch, wie damals Schwester Erika Blumhart anfing, wie wir schon gesehen haben, wohin das führt. Dann ist noch das Verhängnis passiert, dass eine Gruppe in unserer Kirche das flächendeckende System wollte.
Seitdem ist die Kirche pleite, man kann das alles gar nicht mehr bezahlen. Ich habe schon damals, als die Diakoniestation anfing, gesagt, es wäre mir viel lieber gewesen, wir hätten es so spontan gelassen, wie man es tut, mit einigen Leuten, und hätten die Versorgung in unserer Mitte gemacht. Aber nicht so, dass man den Leuten eine Rechnung legen muss, wie es heute leider die Wirklichkeit ist.
Die Kosten sind so hoch, dass bei fast allen die Erbitterung gegen die Kirche nur noch wächst. Das ist der Fluch. Wenn man es nicht sagt, können wir es auch nicht perfekt machen. Dann müsste es halt das Rote Kreuz übernehmen.
Wir hatten die Idee, ein perfektes System aufzubauen. Aber die Liebestätigkeit der Kirche war immer so, dass die Christen angepackt haben, wo sie etwas gesehen haben.
Wir hatten es bei Daniel Hirnschmid, der in Popfingen diese riesige Lazarettbetreuung gemacht hat. Wir hatten am Missionstag das Lied von Gustav Knack gesungen: „Zieht in Frieden eure Pfade.“ Gustav Knack war jung. Die hatten damals auch keine Anstellung als Pfarrer bekommen. Er war junger Hilfslehrer und kam an einen Ort, wo die Leute alle so liberal waren. Sie sagten: „Also ja, keine Frömmigkeit, und die praktische Tat ist es.“
Dann brach eine Seuche aus, vermutlich Cholera oder etwas Ähnliches. Der Bürgermeister bot Geld für die Pflege an. Die zwei jungen Pfarrer, die keine Anstellung bekommen hatten, sagten: „Das machen wir gern und bezahlen wollen wir nichts.“ Die Leute erlebten zum ersten Mal: Was ist das? Sie hatten immer von der guten Tat gesprochen, aber plötzlich war keiner mehr mit der guten Tat da. Denn man kann das nur tun, weil man aus der Liebe kommt, die einen beschenkt hat.
Leider mussten sie später auch aus dieser Gemeinde weggehen, weil die Leute ihr Glaubenszeugnis nicht akzeptierten. Es ist interessant, immer wieder diese alten Biografien zu lesen, weil sich das immer gleich geblieben ist.
Das war eigentlich die Stärke der Christenheit: dass sie das getan haben. Das, was uns auch so überwältigt, wie wir es bei der Erdbebenhilfe in der Türkei gehört haben. Diese Christen in der Türkei werden eingesperrt und verachtet, weil sie ihres Glaubens willen helfen – ganz selbstverständlich. Aber es ist handgestrickt, natürlich, nicht professionell, wie es ein General der Armee macht.
Oft ist gerade dieses Persönliche und Handgestrickte das Richtige. Bleiben Sie dabei! Ich will Sie nur ermutigen: Das war die Stärke der Tabitha, dass sie es getan hat. Und zwar tut sie das nicht aus sich selbst.
Übrigens: Die Trennung von sozialer Tat und Glauben gibt es im Neuen Testament nie. Doch heute ist sie bei uns von den Liberalen erfunden worden, die meinten, man könne mit allen sozialen Dingen die Welt verändern. Da kommt aber nichts heraus, wenn die Kraft des auferstandenen Jesus fehlt. Das hat Tabitha gewusst.
Die Verbindung von Glauben und guten Werken bei Tabitha
Worauf will ich das begründen? Zunächst auf das, was Jesus im Gleichnis vom Weinstock sagt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Das ist eine Verheißung. Jesus sagt auch: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Das bezieht sich auf ihre Gastfreundschaft, auf ganz einfache Gespräche, die sie mit schwierigen Nachbarn führen, und auf das Beten. Zum Beispiel: „Herr, setze du mich zum Segen ein, ich will doch, dass du durch mein Werk geehrt wirst.“
Oder die schöne Stille, die wir in Epheser 2,20 finden, die ist sehr wichtig. In Epheser 2,10 steht: „Wir sind sein Werk, Jesu Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir darin wandeln sollen.“ Gott hat diese guten Werke schon fertiggelegt. Er will sie durch uns den Menschen zukommen lassen.
Gott könnte sie auch ohne uns tun, aber er will es durch uns machen. Er ist der Schaffer. Wir können überhaupt keinen Menschen von uns aus ansprechen, wir können auch keinen Menschen trösten oder jemanden in der Traurigkeit erreichen. Ob das Wissen ist oder etwas anderes – Sie sehen doch, dass wir Theologen das auch gar nicht lernen. Das geht nicht durch irgendeine Ausbildung, auch nicht durch einen Kurs oder einen Kniff.
Sondern es ist eine Vollmacht, die aus der Nähe Jesu kommt. So wie David zu Goliath gesagt hat: „Ich komme zu dir im Namen des Herrn Sebaot.“
Das war bei Tabitha wichtig. Da war eine Not. Ich weiß auch nicht, wie sie es konnte, aber sie hat sich der Not gestellt, und Gott hat sie stark gemacht. Das war etwas ganz Wunderbares: die guten Werke, die sie tat. Damit kann ich mir den Himmel nicht verdienen, das ist klar. Aber das Tun der guten Werke ist doch selbstverständlich.
Deshalb ist der Jakobusbrief wichtig. Wenn jemand keine guten Werke tut, dann glaubt er auch nicht richtig. Wenn das nicht in seinem Leben sichtbar ist, dass es ihm Freude macht, zu helfen, wo Not ist und Menschen ihn brauchen, dann hat er es nicht wirklich gespürt. Der andere merkt es oft gar nicht.
Und das war bei Tabitha so toll, dass sie so spontan die Werke tat. Nicht nur darüber redete, sondern sie einfach lautlos tat. Wer da weiß, Gutes zu tun, und es nicht tut, dem ist Sünde. Das steht in Jakobus 4,17: „Wer da weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist Sünde.“
Das ist ein tolles Wort. Wir reden so viel darüber, aber das Tun ist das eigentlich Wichtige.
Vertrauen in Gottes Wirken und persönliche Hingabe
Ein Freund hat mir einmal eine eigenwillige Auslegung zu dem Gleichnis vom Schärflein der Witwe gegeben. Ich kann sie nicht ganz unterstützen, aber es hat mich trotzdem beeindruckt, dass Jesus nichts dazu gesagt hat.
Ich habe mir gedacht, dass es im Grunde eine Gabe war, die in den Tempelbetrieb hineingeflossen ist. Und ich denke, was dem Herrn gegeben wird, wird auch wirken. So hat der Freund es mir damals erklärt. Er sagte, man darf immer wieder überlegen und auch eine Auswahl treffen: Dafür will ich mich investieren. Besonders bei vielen Dingen, die einem zugesandt werden, muss man nicht überall helfen. Vieles ist auch nicht vertrauenswürdig. Aber man kann einfach vertrauen und sagen: Herr, lass du jetzt wirken. Ich tue es in deinem Namen, und das ist herrlich.
So hat die Tabitha ihre Taten getan, aber es geht mehr um die Taten, bei denen sie sich selbst einbringt, in ihrem Leben. Das Wort „Jünger“ bedeutet Lehrling. Sie will Jesus nachleben. Und das Tolle ist, dass sie darin eine Erfüllung gefunden hat.
Heute sagen wir oft, das sind ja zwei Paar Stiefel. Und gerade heute, wo wir die Themen um unsere Erfüllung und die Gefühle, die wir brauchen, so intensiv diskutieren, sehen wir, dass viele Ehelose darunter sehr leiden. Wie bekomme ich die Erfüllung? Doch der Herr ist trotzdem treu. Er kann auf eine ganz andere Weise Erfüllung schenken, auf eine wunderbare Weise. Wir sind nicht die Sklaven unserer Gefühle. Es ist wichtig, dass wir uns nicht von diesen Gefühlen beherrschen lassen, die uns treiben und plötzlich ganz anders führen, als wir wollen.
Wir hatten es ja auch beim Paulus: „Kreuzigt euer Fleisch samt den Lüsten und Begierden.“ Doch die Tabitha war auf einmal frei geworden und musste nicht über dieses Thema reden.
Mir hat immer gefallen, was Angelika Wollenberg dazu sagt. Sie spricht es gern an und sagt, dass es sie genauso belastet hat wie viele andere. Aber sie wusste: Wenn sie dem Herrn unter dem Massei dienen will, dann ist dieses Thema für sie abgehakt. Sie hätte genug Männer haben können, aber sie wollte nicht, weil sie dem Herrn dienen will.
Viele tun es auch mit einem Verzicht, und das ist oft schwer – was man dem Herrn opfert. Aber wir haben jetzt einen schönen Brief bekommen. Ich kann solche Geschichten kaum erzählen. Eine Frau Linden hat an ihrem neunzigsten Geburtstag gefeiert, uns einen Geldbetrag geschickt und schrieb zurück, sie habe etwas in unserer Veröffentlichung berührt. Sie sei mit ihren Geschwistern weinend dagestanden, als die Eltern in den Missionsdienst gingen und die Kinder zurückblieben. Die Eltern sind nie zurückgekommen.
Dann hätte eine Tante sie bei der Todesnachricht in den Arm genommen und gesagt: „Jesus sagt, wer Eltern verlässt, wird es vielfach wiederbekommen.“ Sie schrieb uns: „Das Wort hat sich in meinem Leben voll erfüllt.“
Das bewegt mich sehr, weil ich sage: Ich kann es selbst kaum verstehen, wie unbarmherzig das ist. Gott sei Dank hat es uns noch nie bei unseren Mitarbeitern zugemutet. Heute ist eine ganz andere Zeit, in der solche Dinge viel seltener sind als damals. Damals war es ein großes Opfer, wenn Eltern Kinder hatten, fast ein Verbrechen, überhaupt Kinder zu haben. Viele Kinder wurden geschädigt und verloren in jungen Jahren ihre Eltern.
Und da sagt eine Frau: Der Herr hat es mir gegeben. Er hat sein Wort erfüllt. Das ist wichtig für uns zu hören. Glauben Sie nicht, dass Sie gewisse Dinge der Erfüllung brauchen. Glauben Sie es nicht! Der Herr wird Sie reich entschädigen, wenn Sie ihm vertrauen.
Deshalb ist es wichtig, dass man solche Beispiele immer wieder hört und auch erlebt.
Das Wunder der Gemeinde und die Kraft des Heiligen Geistes
Und jetzt kommt das Wunder der Gemeinde. Das ist mir bei der Apostelgeschichte immer wieder wichtig: das Wunder.
Ihr habt doch noch ein paar Sachen aufgeschrieben, wenn Sie nochmal zurückschalten können. In der Kraft des Heiligen Geistes hat die Tabitha gelebt. Das hat man aufgeschrieben. Apostelgeschichte 1,8 hat sie erfüllt: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ Bei der Tabitha hat sich das erfüllt. „Ihr werdet meine Zeugen sein.“ Barmherzigkeit hat sie gelebt, und das Thema der Einsamkeit wurde dadurch durchbrochen.
Immer mehr europäische Stichworte, aber ich wollte es Ihnen noch geben, damit man es sich auch noch einprägt. Und jetzt kommt das Wunder der Gemeinde. Auch hier ist mir das immer wieder wichtig, weil wir heute immer meinen, es gäbe irgendwelche Kniffe, wie man das machen kann.
Wir haben ja die ideale Situation, dass die Leute sich alle schon zu einer Gemeinde zählen. Wenn man sich mal bei uns vorstellen würde: Ich müsste Gemeindegründer in einem ganz entkirchlichten Gebiet in Berlin sein. Wie mache ich das? Wie fange ich an mit der Versammlung, damit der Zweite zum Glauben kommt und so weiter?
Ich erlebe es jetzt bei den Schwiegersöhnen mit, wo keine Jugendarbeit ist, wie schwierig es ist, wenn man den ersten Mitarbeiter einer Gemeinde hat, der Jugendarbeit treibt. Und da gibt es keine Methode dafür. Das glauben wir ja keinem: Es gibt keine Methode. Der Herr hat viele Methoden, aber das Entscheidende ist, dass der Herr es nur tun kann.
Ich weiß noch, wie wir hier angefangen haben mit der Jugendarbeit. Hier vorne standen wir und haben von der Platte auf Tonband die Lieder überspielt und versucht. Was waren wir für ein paar Schwänze im Jugendbibelkreis! Das ist offensichtlich ein ganz mühsamer Weg, wie die Ersten zu Jesus kommen und gläubige Leute werden.
Wenn man das heute sieht, was für ein herrliches Jugendwerk da ist – der Herr muss es tun. Das ist das Geheimnis, dass es dort eine Gemeinde in Lüttar gab. Warum gibt es eine Gemeinde in Lüttar? Ja, warum? Das waren auch Flüchtlinge. Aber weil der Herr das Wunder schafft.
Und das ist auch so herrlich, was man hier in Hofacker so schön erlebt, dass der Herr durch alle ihre Gespräche wirkt, durch die Hauskreise, durch die Jugendarbeit. Nein, nein, das hat gar nichts mit Menschen zu tun, sondern es ist wunderbar, dass man damit rechnet, dass der Herr wirkt.
„Der Herr tat hinzu“, heißt es in der Apostelgeschichte. Und der Herr führte zum Glauben und so weiter. In Lüttach gibt es eine Gemeinde. Was ist das Schöne an der Gemeinde? Tempel Jesu, Tempel des Heiligen Geistes.
Wenn das nicht mehr da ist, kann der Betrieb geschlossen werden. Es hat mit Organisation nichts zu tun. Dann kann man organisatorische Reformen geben. Das kann man auch recht locker eigentlich konstruieren, die äußeren technischen Fragen: Wie machen wir das? Da gibt es ja tausend Möglichkeiten.
Diese Möglichkeiten sollen nur effektiv sein, nicht viel kosten, nicht viel Reibungsfläche haben und so weiter. Das Entscheidende ist die Gegenwart Jesu Christi, das Hauptproblem. Wollen wir das überhaupt? Beten wir dafür? Ringen wir dafür?
Wenn Sie irgendwo hinkommen und sagen, ich bin ganz allein, fangen Sie an und sagen: Herr, jetzt vertraue ich auf Dich und jetzt fangen wir an. Und rechnen Sie damit, dass da etwas geschieht. Mehr braucht man nicht: Sein Wort und die Gegenwart seiner Verheißung.
Die Vertreibung als Anlass für Gemeindewachstum
Die Vertreibung aus Jerusalem sollte eigentlich die Gemeinde zerstören. Doch dieser Versuch geht nach hinten los und führt stattdessen zu einem Wachstum der Gemeinde. In der ganzen Scharonebene entsteht plötzlich Gemeinde. Das ist so überraschend, dass wir das nächste Mal, in 14 Tagen, noch einmal sehen werden, wie es auch in Antiochien durch diese Flüchtlinge geschah.
In meinem Leben habe ich viele Flüchtlinge besucht. Alle erzählten mir nur, was sie verloren hatten. Diese Flüchtlinge aber sprachen nur von Jesus. Ihr Mund war voll von ihm. Das ist immer entscheidend: Bin ich von dem erfüllt, was ich weitergeben möchte? Und das war das Wunder dieser Gemeinde.
Es ist keine Sackgasse. Wir denken oft, jetzt sei in unserem Leben alles aus, wir seien vertrieben und hätten alles verloren. Doch diese Menschen wussten, dass alles zum Besten dienen muss, und sie lebten danach.
In der Apostelgeschichte 9 kommt das Wort „heiligen“ dreimal oder viermal vor. Paulus hat es gern als Bezeichnung für die Gemeindeglieder benutzt. Es sind keine fehlerlosen Menschen; solche gibt es nicht. Je länger sie im Glauben stehen, desto tiefer erkennen sie ihre Sünde, bis in die Verästelungen ihres Lebens hinein. Aber es sind Menschen, die unter dem Kreuz Jesu stehen und durch seine Vergebung geheiligt sind.
Ihnen wird dieser Titel gegeben, nicht als ein statischer, fester Begriff, sondern als solche, die frei geworden sind zum Dienen. Das Zeichen dafür ist, dass sie etwas für den Herrn wirken dürfen. Aus dieser Gemeinde bricht etwas Herrliches hervor.
Die Gemeinde ist jetzt so groß, dass sie keine große Werbung machen muss. In den letzten Jahren bin ich zurückhaltender geworden und habe gesagt, man muss auf Veranstaltungen nicht mehr viel Reklame machen. Es geht einfach weiter, und der Herr öffnet Türen und führt Menschen herzu.
Es ist wunderbar, ich wundere mich immer wieder, wie manche Leute den Weg finden. Bei jungen Leuten frage ich oft, und wenn der Name Hofhacker fällt, werden meist ein paar böse Worte gesagt. Dann weiß ich gleich, wo ich hingehöre – vielleicht zum Kathrinahospital oder so. Es ist interessant, wie Menschen auch durch das Negative gezogen werden. Selbst das schadet nicht, wenn der Herr seine Gemeinde baut.
Petrus unternimmt eine Inspektionsreise im Apostelkreis und kommt so nach Joppe, wo er beim Haus des Gerbers wohnt. Das heute gezeigte Haus dort ist natürlich nicht das historische Haus, in dem er lebte, da dieses nicht mehr erhalten ist. Das ist aber nicht notwendig.
Nun kommen wir zum Letzten, was uns immer sehr beschäftigt: die Wunder und Zeichen.
Die Bedeutung von Wundern und Heilungen in der Gemeinde
Natürlich tut Gott Wunder. Normalerweise lässt er uns die Todeslinie noch bestehen. Ich kenne auch aus unserem vergangenen Jahrhundert kein Beispiel, das dokumentarisch belegt wäre, dass eine Totenauferweckung geschehen ist. In manchen, nicht sehr vertrauenswürdigen Büchern wird zwar immer wieder behauptet, dass so etwas passiert sei, doch diese Berichte sind nicht fundiert belegt.
Wunder Gottes kann man aber sehr konkret im eigenen Leben belegen. Menschen sagen dann: „Da ist etwas mit mir geschehen, wo die Ärzte sagten, da können wir nichts mehr tun, und ich lebe.“ So wie bei Tabitha, die auch ein Wunder erfahren hat.
Gott tut Wunder, und er tut auch ganz große Wunder. Natürlich kann er auch Tote auferwecken. Ich sage nur: Wir leben noch in der Jetztzeit, deshalb lässt uns der Herr auch noch Schranken. Wir erleben sehr viele Wunder. In der apostolischen Zeit war es besonders stark, dass sehr viele Wunder geschehen sind.
Wenn wir darauf achten, war es aber nie so wie heute bei vielen modernen charismatischen Wundertätern, die sagen: „Der heilt.“ Vielmehr sagt Petrus sehr deutlich: „Aeneas, Christus macht dich heil.“ Das ist ein klares Hinweisen darauf, dass nur einer das Wunder vollbringen kann.
Der Name Aeneas ist griechisch; es ist interessant, woher der Mann kommt. Dass er zur Gemeinde gehört, zeigt, dass er sicher kein Jude war. Acht Jahre lang lag er ans Bett gefesselt. Die Not der Kranken in einer Gemeinde ist ein ganz wichtiges Bewährungsfeld.
Gott hat bei vielen Menschen erst durch die Krankheit wirken können. Der Dienst bei den Kranken ist sehr wichtig. Walter Lach hat uns als jungen Pfarrern immer gesagt: „Sing auch bei den Kranken!“ Die Kranken sind oft am schlimmsten betroffen. Sie haben viele Anfechtungen und können nie an einem Gemeindegottesdienst teilnehmen.
Das Singen wird sie wieder aufrichten. Wenn man fröhlich singt, die Lieder hört und alles abgeschnitten ist – das ist schön. Heutzutage kann man das wunderbar mit Kassetten machen. Man kann den Kranken durch Grüße und Zuspruch die Gemeinde nahebringen.
Sagen Sie den Kranken zu: „Der Herr ist mit dir, der Herr segne dich!“ Das ist wichtig. Aber es gibt auch das, dass der Herr große Wunder tun kann. Das ist entscheidend, besonders im Fall von Tabitha. Dort ist praktisch in der Gemeinde ein Loch entstanden.
Es geht nicht darum, ob Tabitha noch ein paar Jahre länger leben will, sondern um die Verherrlichung des Dienstes dieser Frau. Gott macht für uns alle deutlich, dass die Todesschranke durch die Auferstehung Jesu durchbrochen ist.
Es ist ganz richtig, wenn man sagt, es ist gar nicht so wichtig, dass ich vom Tod aufgeweckt werde. Die arme Frau hat ja zweimal sterben müssen, und das ist auch nicht schön, weil sie ja danach noch einmal gestorben ist. Das ist richtig beobachtet.
Aber Gott hat in der Gemeinde noch einmal deutlich gemacht, dass der Tod nicht das bestimmende Datum des Lebens ist. Darum geht es. Der Tod ist sonst etwas Hartes. Die Welt drückt sich oft um diese Wirklichkeit des Todes herum.
Was für ein Hohnlachen ist es, wie der Tod heute die Menschen wegreißt! Wenn ich in Altenheime komme, sehe ich den Generaldirektor, den Herrn soundso – sie sind dort ein Häuflein Elend. Die Krankenpflege macht die Windeln zu, und so zerbricht der Mensch.
Dann sagt der Tod: „Ich habe alle in meiner Gewalt.“ Das Leben ist zurück. Heute ist man stolz, und morgen ist das Leben bloß noch Jammer. Christus eröffnet einen anderen Blick auf diesen Tod.
Christus hat den Stachel des Todes weggenommen, und ich bin mit Gott versöhnt. Ich habe eine Hoffnung.
Die Bedeutung kleiner, unbeachteter Dienste in der Gemeinde
Zum Schluss möchte ich noch festhalten, dass es die kleinen Dinge sind, die oft von der Welt übersehen werden. Diese Dinge tun viele Menschen in Hofhacker, wie zum Beispiel zahlreiche Tabithas. Man hört oft, es wäre eine Katastrophe, wenn der oder die eine nicht mehr da wäre. Doch gerade das ist so wunderbar: Es gibt unzählige Menschen, die einfach da sind.
Ich habe es oft gesagt, wie zum Beispiel Andreas Volkmann, der plötzlich die Kinderkirche übernommen hat. Aber ich möchte jetzt keine Namen nennen. Es sind so viele, die einfach sagen: „Ich bin da und mache das“, sei es im Chor oder bei Gesprächen. Und das alles geschieht oft ganz still und leise. Es ist herrlich, weil dadurch die Liebe Jesu sichtbar wird.
Dabei geht es nicht um Anerkennung, sondern um das Wunder, dass euer Leben erfüllt wird. Es ist oft schwierig, Menschen einen festen Platz zuzuweisen. Warum? Weil man oft gar nicht weiß, ob dann jemand seufzt oder sich zurückgezogen fühlt. Deshalb muss es auch spontan geschehen können, dass jemand etwas entdeckt und sagt: „Ich möchte das tun.“
So wird sichtbar, dass die Gemeinde in einer ganz neuen Ausstrahlung steht, mit großer Hoffnung. Dort geschehen auch große Dinge, weil Gott etwas schenkt. Ist das Wunder der Krankenheilung das größte Wunder? Oder ist es die Hingabe der Tabitha? Dass eine Frau nicht nur an sich selbst denkt, sondern dass es eine Gemeinde gibt, die nicht über erlittenes Unrecht klagt, sondern Menschen, die das Reich Gottes suchen und sich in der Liebe Jesu geborgen wissen.
Jedenfalls ist es herrlich, wie diese Tabitha wieder in ihren Dienst eingesetzt wird. Es ist wunderbar, eine Frauengestalt zu sehen, die wirkt. Vielleicht nutzen Männer das manchmal, um ihre Führungsrolle zu betonen. Doch wir behalten auch die anderen Ämter. Deshalb freue ich mich immer wieder, wenn Frauen in diesen Ämtern tätig sind und es eine Mischung gibt.
Es soll nicht so sein, dass ein Amt nur für Männer reserviert ist. Wenn ein Junge da ist, darf er auch in der Küche mithelfen. Warum nicht umgekehrt? In der Bibel gibt es keine festgelegte Rollenplanung. Das Herrliche ist, dass das Leben von Christus erfüllt wird. Die Menschen sollen keine Klagemenschen bleiben, sondern solche, an denen die Barmherzigkeit Jesu überfließend sichtbar wird.
Das ist schön, findet er. Jetzt ist es wieder länger geworden, aber es geht einem dabei das Herz auf.
