Gesellschaftlich akzeptierte Lügen entlarven und bewerten – Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um soziale Ungerechtigkeit. Die heutige Episode ist ein wenig anders, da es mir schwerfällt, ihr einen guten Titel zu geben. Deshalb möchte ich die Lüge – besser gesagt den ganzen Blumenstrauß an Lügen – unter die Frage stellen: Wie löst man am besten die sozialen Ungerechtigkeiten, die es in einer Gesellschaft gibt?
Wir können uns dieser Frage als Christen kaum entziehen. Die sozial Benachteiligten liegen Gott am Herzen, da kann man auch gar nichts dagegen sagen. Gott selbst wird im mosaischen Gesetz explizit als ein Gott beschrieben, der Recht schafft für die Weisen, die Witwen und die Fremden. So heißt es in 5. Mose 10,18: „Der Recht schafft der Weisen und der Witwen und den Fremden liebt, so dass er ihm Brot und Kleidung gibt.“
Die Realität sozialer Ungerechtigkeit und der christliche Auftrag
Als jemand, der aus Berlin stammt und sich fast zwangsläufig mit dem Thema Kinderarmut beschäftigt, weil unser gemeindliches Kinderprogramm uns jede Woche damit konfrontiert, bin ich mir natürlich darüber im Klaren, dass die Herkunft einer Person sehr wohl über ihre Bildungschancen entscheidet.
Damit kommen wir langsam zu Lüge Nummer neun. Die Frage, die sich mir stellt, ist die nach den Lösungsansätzen.
Ich möchte ein Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit sein. Das will ich schon deshalb sein, weil mein Herr derjenige ist, der – Zitat Jesaja 42,4 – das Recht auf Erden aufrichten wird. Das ist sein Programm.
Wenn man in die Weltgeschichte blickt, waren es Christen, die, soweit ich das sehe, alle wesentlichen sozialen Verbesserungen initiiert haben. Dazu zählen Krankenhäuser, Waisenhäuser und sogar das Rote Kreuz.
Doch beim Thema soziale Gerechtigkeit ändert sich derzeit irgendwie der Fokus. Ich frage mich ein wenig, ob die aktuellen Lösungsansätze wirklich zielführend sind.
Die Illusion der Gleichheit als Lösung sozialer Probleme
Deshalb Lüge Nummer neun: Wären alle gleich, wären alle gesellschaftlichen Probleme gelöst.
Das klingt ein wenig nach Marxismus, ich weiß, und es erinnert mich selbst daran. Vielleicht steckt diese Ideologie auch hinter den aktuellen Trends – das kann sein. Ich bin wahrscheinlich zu wenig politisch interessiert, um das mit letzter Sicherheit sagen zu können. Aber ich merke, wie man Gleichheit aktuell dadurch herstellen will, dass man denen, die gesellschaftlich am Rand stehen, mit Geld und Programmen zur Seite steht.
Das ist erst einmal gut, grundsätzlich jedenfalls. Nur – und das macht mich nachdenklich – verbessert es ganz häufig nicht die Situation der Betroffenen. Deshalb möchte ich heute auf drei Aspekte dieses Problems hinweisen, die sich mir im Rahmen unserer Lüge immer wieder präsentieren.
Die Grenzen äußerer Veränderungen bei sozialen Problemen
Erstens fällt mir auf, dass unsere Gesellschaft der Idee anhängt, die Probleme der Gesellschaft dadurch lösen zu können, dass man die Umstände ändert, in denen Menschen leben. Andere Lebensumstände, mehr Unterstützung vom Staat, eine bessere Schulbildung – und voilà! Plötzlich gibt es keinen Sexismus mehr, keinen Rassismus mehr, keine Habgier mehr. So scheint mir das Denken zu sein.
Aus einer christlichen Perspektive muss ich jedoch sagen: Sorry, das stimmt nicht. Gewalt gegen Frauen, gegen Andersdenkende oder Betrug sind Symptome eines viel tiefer liegenden Problems. Die Dinge selbst sind nicht das Problem. Wer sich im Kampf gegen Sexismus, gegen Rassismus oder gegen Habgier nur auf den Kampf gegen die Symptome verlegt, wird nichts gewinnen.
Wenn ich die Umstände ändere, mache ich es Menschen vielleicht ein wenig schwerer, ihrem bösen Herzen zu folgen. Aber es ändert nichts an ihrer grundsätzlich falschen Ausrichtung. Eine Gesellschaft, die nur die Umstände ändern will, schraubt an den Symptomen, löst aber nicht das eigentliche Problem.
Dieses Problem, in der Bibel Sünde genannt, wird nur durch eine Änderung des Herzens wirklich gelöst. Eine Gesellschaft, die Sünde ignoriert, die die Verlorenheit des Menschen übersieht und ihre eigenen sozialen Anstrengungen zum Nonplusultra alles Machbaren erhebt, die auch davon ausgeht, dass der Mensch grundsätzlich gut ist und das Gute will, wird erleben, dass all ihr Engagement praktisch nicht den Erfolg bringt, den sie erwartet.
Ich lese dann Schlagzeilen wie „Kinderarmut – das große Versagen der Politik“ und denke bei mir selbst: Was für eine simple Diagnose. Simpel deshalb, weil sie die Verantwortung der Betroffenen völlig ignoriert. Also noch mehr finanzielle Unterstützung, noch mehr Beratungsangebote, noch mehr staatliche Überwachung – und dann wird es schon werden? Nein, wird es nicht. Wird es nicht, solange Menschen kein neues Herz bekommen.
Die Rolle von Hierarchien in Gesellschaft und Bibel
Eine zweite Sache, die mir auffällt, ist das Verhältnis von Gleichheit und Hierarchien. Diese beiden Ideen vertragen sich heute nicht wirklich miteinander. Hierarchien werden grundsätzlich als eine Form von Ungerechtigkeit angesehen. Die da oben – das ist selten ein Ausdruck von Wertschätzung.
Doch in Gottes Wort sind Hierarchien die Regel. Sie sind etwas Gutes, etwas, das Sicherheit und Stabilität gibt. Das beginnt schon in der Gottheit. Es gibt eine Hierarchie der Unterordnung innerhalb der Dreieinigkeit. Dasselbe finden wir dann in der Ehe, zusammengefasst in 1. Korinther 11,3: „Ich will aber, dass ihr wisst, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, der Mann aber das Haupt der Frau, und Christus das Haupt Gottes.“
Der Christus ist das Haupt des Ehemanns, der Ehemann ist das Haupt der Frau. Ich weiß, wie politisch unkorrekt dieser Satz heute klingt. Aber das Prinzip von Hierarchie zieht sich tatsächlich durch die Bibel. Es gibt sie genauso im jüdischen Priestertum wie bei den Engeln. Gott ordnet sie auch für den Staat an und im Blick auf das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern oder Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Hierarchien an sich sind also überhaupt kein Problem. Sündhaft ist es, Macht auf eine falsche Weise auszunutzen. Und wieder geht es also ums Herz. Ein Abschaffen von gottgegebenen Unterordnungsverhältnissen ist keine Lösung – weder in der Familie, noch im Staat, noch im Blick auf Gott selbst.
Wohlstand und Verantwortung aus biblischer Sicht
Und noch ein letzter Punkt: Es wird heute oft als unfair empfunden, dass manche Menschen mehr besitzen und reicher sind als andere.
Aus einer biblischen Perspektive muss man jedoch sagen: Nein, dass der Wohlstand unterschiedlich verteilt ist, ist an sich noch kein Zeichen für Ungerechtigkeit. Es handelt sich zunächst lediglich um eine Zustandsbeschreibung. Solange der Wohlhabende nicht durch Betrug oder Sünde zu seinem Reichtum gekommen ist, kann man ihm keine Vorwürfe machen.
Die Bibel hat kein Problem mit fleißigen Menschen, die wohlhabend werden, deren Herz aber nicht am Geld hängt. Was sie jedoch fordert, ist Folgendes: Sie gibt den Reichen den Auftrag, reich an guten Werken und freigebig zu sein.
Wer viel hat, dem gibt Gott mehr Verantwortung in dieser Welt. So einfach ist das.
Fazit: Die Lüge von der Gleichheit als Allheilmittel
Und so kommen wir zum Schluss.
Lüge Nummer neun lautet: Wären alle gleich, wären alle gesellschaftlichen Probleme gelöst.
Das war in etwa die Lüge, um die es heute gehen sollte. Es ist eine Lüge, weil Gleichheit – vor allem wenn man Gleichheit auf den Wohlstand reduziert – gesellschaftliche Probleme nicht lösen kann.
Wer allein auf großzügige staatliche Förderprogramme, die Abschaffung von Hierarchien oder die Enteignung von Privatbesitz setzt, entmündigt Menschen, destabilisiert eine Gesellschaft und wird zum Dieb.
Das ist die politische Meinung eines eigentlich eher unpolitischen Menschen.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest ein Buch von Bernd Sigelkow lesen, um ein Gespür für die sozialen Nöte in einem reichen, aber gottlosen Land zu bekommen.
Das war's für heute.
Bitte bete für Menschen in sozialer Not. Sie brauchen nicht mehr Papa Staat, sondern vor allem einen Vater im Himmel.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.