Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, sowie Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 567: Wahre Jüngerschaft, Teil 6.
Jesu klare Ansprüche an Jüngerschaft
Hören wir uns noch einmal an, wie Jesus über Jüngerschaft spricht.
Lukas 14, Verse 26-31:
„Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater, seine Mutter, seine Frau, seine Kinder, seine Brüder und Schwestern hasst – dazu aber auch sein eigenes Leben – so kann er nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein.
Denn wer von euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht zuerst hin und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur Ausführung hat? Oder welcher König, der in den Krieg zieht, berät sich nicht vorher, ob er mit zehntausend Mann dem entgegenstehen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt?“
Die drei Säulen wahrer Jüngerschaft
Wahre Jüngerschaft hängt an drei Dingen.
Erstens: Ich liebe Jesus über alles, mein eigenes Leben eingeschlossen. Liebe in der Bibel hat immer mit Hingabe zu tun, so wie es im Hohelied heißt: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein, der in den Lilien weidet“ (Hohelied 2,16). Jüngerschaft bedeutet, dass ich mich an Jesus verliere.
Zweitens: Ich folge Jesus als Kreuzträger. Ich habe mit meinem alten Leben abgeschlossen. Egal, was mir begegnet, ich bin dazu bereit. Unabhängig davon, in welche Lebensumstände Gott mich stellt, akzeptiere ich sie. Egal, wie Menschen mit mir umgehen – auch Christen –, ich folge Jesus. Ich lebe in der Welt, ohne von der Welt zu sein. Ich genieße Spaß und Annehmlichkeiten, ohne sie zu vergötzen.
Die Dinge, vor denen die Welt erzittert, lassen mich nicht kalt, aber sie sind nicht der Fokus meines Lebens. Sein Reich und seine Gerechtigkeit sind mein Anliegen. Licht ins Dunkel zu bringen, ein heiliges Leben zu führen, Jesus ähnlicher zu werden, Menschen auf ihrem Weg der Nachfolge zu begleiten und meine Berufung zu leben – darum geht es mir. Das ist mein Fokus im Leben. Und das alles geschieht aus Gnade. Das heißt, Fehler sind kein Problem.
Drittens: Ich stolpere nicht einfach in die Jüngerschaft hinein, sondern ich denke vorher nach. Will ich das wirklich? Ich meine, will ich nicht nur das, was Jesus mir anzubieten hat? Welcher denkende Mensch würde Vergebung und ewiges Leben ausschlagen? Aber will ich auch loslassen? Will ich meine Sorgen loslassen? Meine Liebe zu schönen Urlaubszielen, meine Angst vor der Zukunft, meinen Wunsch nach Anerkennung und alles, was sonst noch mein Leben bestimmen könnte? Bin ich bereit, all das zu investieren für den Schatz im Acker und die eine Perle?
Die Herausforderungen der heutigen Jüngerschaft
Ganz ehrlich: Meine große Sorge ist, dass diese drei Dinge heute weitgehend unbekannt sind. Die Liebe zu Jesus wird vielleicht noch betont. Aber die Sache mit der Selbstverleugnung und dem Querbalken auf der Schulter fällt genauso unter den Tisch wie eine ordentliche Selbstprüfung, bevor ich Christ werde.
Die Folgen sind katastrophal: Gemeinden voller Leute, die sich für Christen halten, aber irgendwie noch gar nicht wirklich verstanden haben, worum es beim Christsein eigentlich geht. Menschen, die sich irgendwie zwischen den Stühlen einrichten, weil sie tief in ihrem Herzen beides wollen – ein gutes Leben und die Ewigkeit bei Jesus.
Wenn ich mir anschaue, wie viele Christen ihre Christusnachfolge wieder aufgeben und sich mehr oder weniger öffentlichkeitswirksam aus der Kirche zurückziehen, ihren alten Glauben dekonstruieren oder wenigstens nicht mehr so ernst nehmen, dann macht mich das nachdenklich.
Wenn ich sehe, wie junge Christen gefangen sind in säkularen Gewohnheiten, die es ihnen fast unmöglich machen, ein reifes Christsein zu entwickeln, und wenn ich an alten Christen verzweifle, weil sie zwar alt, aber nicht geistlich reif geworden sind – vor allem wenn es um Dinge wie Gebet, Weisheit, Bruderliebe oder Bibelkenntnis geht –, dann frage ich mich, wo das Problem liegt.
Meine derzeitige Antwort lautet: genau hier, beim Thema Jüngerschaft. Jesus ist kein Minimalist, wenn es um Hingabe geht. Er will mich ganz. Die Frage ist: Was bekommt er von mir? Sieht man seine Herrschaft an meinen Prioritäten, meinem Browserverlauf, meinem Lebensstandard, meiner Leidenschaft für die Dinge, die ihm wichtig waren?
Loslassen als Herzenseinstellung
Lukas 14,33: So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.
Wichtig ist zu verstehen, dass dies eine Haltung beschreibt und kein Gebot. Es geht um mein Herz. Das Problem ist nämlich, dass ich arm sein und kaum etwas besitzen kann, aber mein Herz trotzdem an dem Wenigen hängt, das ich „mein“ nenne. In diesem Fall kann ich kein Jünger Jesu sein.
Jüngerschaft setzt zwingend voraus, dass ich loslasse. Es geht dem Jünger nicht mehr darum, wie viel von seinem Leben er Gott gibt. Diese Frage ist geklärt: Es gehört ihm ganz. Gott kann damit machen, was er will.
Der gute Hirte geht voran, und ich folge ihm – auch ins Tal des Todesschattens. Das kann Mobbing am Arbeitsplatz sein, eine MS-Diagnose, ein untreuer Ehemann oder Altersarmut. Ich folge dem guten Hirten dorthin, wo er mich hinführt, weil mein Leben nicht mehr mir gehört, sondern ihm. Er kann damit machen, was er will.
Ich drehe mich nicht mehr um mich selbst. Ich weiß, dass ich mitten in allen Problemen und Herausforderungen ihn habe, und das reicht. Mehr brauche ich nicht.
Wie sollte ich dem, der für meine Sünde am Kreuz gestorben ist und auf eine solch makabere Weise seine Liebe bewiesen hat, nicht völlig vertrauen? Niemand kann mich mehr lieben, als Jesus es getan hat.
Lukas 14,33: So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.
Wie gesagt, es ist eine Haltung, kein Gebot. Lebe so – und zwar dort, wo Gott dich hinstellt.
Praktische Konsequenzen für den Alltag
Paulus formuliert das ganz deutlich in 1. Korinther 7,17 und 24: „Doch wie der Herr einem jeden zugeteilt hat, wie Gott einen jeden berufen hat, so wandle er. Worin jeder berufen worden ist, Brüder, darin soll er vor Gott bleiben.“
Wenn Jesus davon spricht, dass wir allem entsagen sollen, dann heißt das nicht, dass wir alles weggeben müssen. Es geht um mein Herz. Es geht um die Frage, ob ich bereit wäre, alles wegzugeben. Darf Gott mir auf dem Weg der Nachfolge alles nehmen, ohne dass ich anfange, ihm zu misstrauen und zu murren?
Ist Jesus mein Schatz? Und sind mir daneben meine Wohnung, meine Bücher, mein Urlaub, meine guten Freunde, ja sogar meine Kinder und meine Gesundheit weniger wichtig? Darum geht es.
Dort, wo Gott mich hinstellt, soll ich in seinem Sinn wirken – kompromisslos und liebevoll, mit Blick auf die Ewigkeit. Jetzt verstehen wir vielleicht auch, warum Genügsamkeit mit Gottseligkeit in den Augen des Paulus einen so hohen Wert hat.
Lukas 14,33 bedeutet für die Reichen, dass sie nicht habsüchtig werden dürfen und viele gute Werke tun sollen. Für die Armen bedeutet es, dass sie sich vor Neid in Acht nehmen müssen und nie vergessen dürfen, dass ihre Armut in diesem Leben nicht widerspiegelt, wer sie in Gottes Augen sind.
Oder um mit Jakobus zu sprechen: „Der niedrige Bruder aber rühme sich seiner Hoheit.“ Für beide, Arm und Reich, gilt Lukas 14,33: „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“
Die Herausforderungen sind unterschiedlich, das Prinzip ist dasselbe.
Einladung zur persönlichen Reflexion und Gebet
Was könntest du jetzt tun? Überlege, was dich in diesem Podcast besonders herausfordert.
Das war's für heute. Suche dir eine Person, mit der du für deine eigene geistliche Entwicklung beten kannst. Werde Teil einer Gebetsgruppe.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
