Einführung in die Bergpredigt und ihre Bedeutung
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 168: Sinn und Zweck der Bergpredigt
Wir nähern uns nun einem großen Block von Texten, der sich hauptsächlich im Matthäusevangelium findet und als Bergpredigt bezeichnet wird. Bevor wir in der nächsten Episode mit den Seligpreisungen beginnen, möchte ich einleitend zur Bergpredigt Folgendes sagen.
Auch wenn wir die Bergpredigt in einem Stück behandeln, dürfen wir davon ausgehen, dass Matthäus hier Material aus verschiedenen Ansprachen zusammengetragen hat, die sich alle um dasselbe Thema drehen. Zudem können wir annehmen, dass Matthäus uns die Predigt in einer Kurzfassung präsentiert.
Zumindest wäre das das Vorgehen, das ein Historiker der Antike gewählt hätte. Die Bergpredigt wäre dann eher eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte als ein Originaltext oder ein Mitschnitt. Wenn das zutrifft, wird auch verständlich, warum sie so inhaltsschwer ist.
Klärung der zentralen Fragen zur Bergpredigt
Frage: Worum geht es in der Bergpredigt? Und ich möchte eine andere Frage voranstellen: Worum geht es nicht?
Antwort: Es geht nicht ums Glauben. Egal, was wir über die Bergpredigt denken, sie ist zunächst keine Einladung, Christ zu werden. Natürlich könnte man einwenden: Was ist mit Matthäus 7,13-14? Dort heißt es: „Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden.“
Ich gebe zu, hier geht es darum, einen Schritt durch eine enge Pforte zu wagen. Es liegt nahe, diese Pforte mit der Bekehrung zu verbinden. Aber erstens steht hier nichts vom Glauben, und zweitens liegt der Schwerpunkt dieser Verse nicht auf der Pforte, sondern auf dem Weg.
Der Weg führt nämlich entweder zum Verderben oder zum Leben. Und finden muss man den Weg, nicht die Pforte. In Matthäus 7,13-14 wird meines Erachtens weniger die Bekehrung eines Nachfolgers beschrieben als vielmehr die Nachfolge selbst. Es geht um ein Ja zu einem Lebensstil oder – mit dem Thema aus der letzten Woche – um ein Ja zu neuen, guten Gewohnheiten.
Der Übergang vom Alten Bund zum Reich Gottes
Und damit kommen wir zum eigentlichen Thema der Bergpredigt. Mit dem Predigtdienst des Messias ist der Alte Bund ausgelaufen.
Wir lesen das in Lukas Kapitel 16, wo es in Vers 16 heißt: „Das Gesetz und die Propheten gelten bis auf Johannes; von da an wird die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigt.“ Natürlich ist der Alte Bund nicht von heute auf morgen völlig verschwunden. Es dauert noch etwa vierzig Jahre, bis mit der Zerstörung der Stadt Jerusalem und des Tempels auch sichtbar ein Schlussstrich gezogen wird.
Erst siebzig Jahre nach Christus ist der Alte Bund endgültig vorbei. Erst dann gibt es keine Opfer, keine Hohenpriester, keine Feste und keine jüdische Religion mehr. Ich schreibe das so deutlich, weil die Religion, die wir heute Judentum nennen, nichts mehr mit dem Original zu tun hat.
Sie ist der Versuch, eine Institution am Leben zu erhalten, die Gott verworfen und vernichtet hat. Das moderne Judentum ist als Religion gelebte Rebellion gegen den Messias. Es ist der Versuch, die Geschichte zurückzudrehen und einen Bund am Leben zu erhalten, der sich überlebt hat.
Es ist der Versuch, den besseren, weil ewigen Bund zu ignorieren, weil man den neuen, hohen Priester nicht will.
Ziel und Thema der Bergpredigt: Das Reich Gottes und Nachfolge
Aber kommen wir zurück zur Bergpredigt. Was ist ihr Ziel? Ich meine, was ist ihr Ziel, wenn es nicht die Bekehrung ist? Ich möchte es einmal so formulieren: In Lukas 16 heißt es, von da an wird die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigt.
Wir müssen uns wohl der Tatsache stellen, dass es dem Herrn Jesus in seinen Predigten ums Reich Gottes geht. Ein Reich hat immer einen König und ein Volk. So ist das eben.
Der Unterschied zu anderen Reichen dieser Welt besteht nun darin, dass dieser König sein Volk nicht unterwirft, sondern Menschen einlädt, ihm als König zu folgen. An anderer Stelle lesen wir, dass Jesus sagt: Nehmt auf euch mein Joch. Dieses Bild wird im Alten Testament für die Herrschaft eines Königs verwendet.
Jesus möchte unser König sein. Er lädt die Mühseligen und Beladenen ein, ihm zu folgen. Doch Nachfolge bedeutet immer, dass ich dorthin gehe, wo der hingeht, dem ich folge.
Merkt ihr, wie es wieder um einen Weg geht?
Nachfolge als Lebensstil und Beziehung
Heute wird im bibeltreuen Christentum ein großer Schwerpunkt auf die Bekehrung gelegt. Ich freue mich auch über Bekehrungen, weil sich der Himmel darüber freut. Dennoch merke ich, dass Jesus selbst über den Moment der Umkehr nicht so viel spricht.
Die Umkehr kommt natürlich vor, doch im Neuen Testament steht sie nicht für sich allein. Vielmehr ist sie ein Startpunkt für eine Beziehung – eine Beziehung, die gelebt werden will. Ich halte diesen Punkt für sehr wichtig.
Als Christen leben wir Beziehung. Wir tragen das Joch des Königs auf unseren Schultern und haben uns entschieden, seinen Willen zu tun, weil wir ihn lieben. Unsere Liebe ist zugegebenermaßen nicht ganz uneigennützig. Immerhin beschenkt uns der König mit ewigem Leben. Trotzdem ist es seine Liebe, die wir erkannt und geglaubt haben. Als Geliebte lieben wir den, der uns zuerst geliebt hat – und einen König lieben wir.
Diese Liebe hat immer damit zu tun, dass wir seine Gesetze halten. Genau deshalb will der Herr Jesus, dass wir die Kosten überschlagen, bevor wir uns bekehren.
Die Bedeutung der bewussten Entscheidung zur Nachfolge
Bekehrung darf kein emotionaler Sprung ins Ungewisse sein, denn es geht um Nachfolge. Es geht darum, dass Jesus Herr in meinem Leben wird.
Im Moment der Bekehrung, im Moment des Glaubens, sage ich Ja zu einem Herrschaftswechsel in meinem Leben. Vorher war ich der Entscheider, jetzt ist es Jesus. Vorher habe ich die Regeln meines Lebens festgelegt, jetzt tut das Jesus. Vorher habe ich richtig und falsch definiert, jetzt tut das Jesus.
Ich muss mir gut überlegen, ob ich durch die enge Pforte gehe und den schmalen Weg Richtung Leben betrete. Ich muss mir das genau überlegen, damit ich weiß, was Jesus von mir will.
Deshalb gibt es die Bergpredigt. Die Bergpredigt und natürlich auch andere Texte in den Evangelien, aber die Bergpredigt ist besonders eine sehr gute Zusammenstellung verschiedenster wichtiger Themen. Sie stellt den Willen des Königs für seine Jünger dar.
Einladung zur Auseinandersetzung mit der Bergpredigt vor der Bekehrung
Matthäus 5, die Verse 1 und 2: Als er die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg. Nachdem er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. Er öffnete den Mund, lehrte sie und sprach.
Da wir es hier mit wichtigen Themen für Jünger zu tun haben, ist es sinnvoll, dass jemand, der über Bekehrung nachdenkt, vor der Bekehrung die Bergpredigt studiert. Dabei sollte er sich fragen: Möchte ich so leben, wie Jesus es hier vorstellt? Möchte ich Glück so definieren, wie es in den Seligpreisungen geschieht?
Will ich Salz und Licht für die Welt sein? Will ich Gebote, also Sünde, wirklich ernst nehmen? Will ich meine Feinde lieben, fleißig beten und fasten, für Arme spenden? Will ich nicht habsüchtig oder geizig sein, nicht sorgenvoll? Will ich Menschen helfen, alles von Gott erwarten und Unannehmlichkeiten akzeptieren?
Möchte ich mich vor falschen Propheten in Acht nehmen und klug das tun, was Gott will? Will ich das?
Diese Frage ist sehr wichtig. Sie ist super wichtig, weil Bekehrung ja Umkehr bedeutet. Die Frage lautet: Wohin bekehre ich mich bei der Bekehrung? Die Antwort ist: Ich bekehre mich zum Gehorsam gegenüber Jesus.
Was Jesus wichtig ist, das lernen wir in der Bergpredigt.
Praktische Anregungen zum Umgang mit der Bergpredigt
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir heute einmal die Bergpredigt durchlesen und dir fünf Verse heraussuchen, die du so schnell wie möglich auswendig lernst.
Das war's für heute?
Mein Tipp: Strukturiere deine tägliche Gebetszeit nach dem Vaterunser. Ich verlinke dir dazu zwei Predigtskripte im Skript.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
