Bewunderung für einen Missionar und die Herausforderung des Genügens
Es gibt einen Missionar, den ich sehr bewundere. Dieser Missionar hatte ein echtes Problem in seinem Leben, vermutlich ein gesundheitliches Leiden. Soweit ich weiß, handelte es sich um Augenleiden.
Und was macht ein guter Missionar, wenn er Probleme hat? Er geht zum Arzt und meckert, dass die nichts draufhaben. So war es bei ihm aber nicht. Stattdessen hat er gebetet.
Gott hat zu ihm gesagt: „Stop! Ich will nicht, dass du weiter betest, sondern lass dir an meiner Gnade genügen.“ Der Missionar war Paulus. Krass. Er betet, hat ein Problem, und Gott sagt: „Halt die Klappe! Das, was ich dir gebe, das reicht. Mehr brauchst du nicht.“ Heftig.
Viele von euch kennen das Lied, und daraus entstand auch der Titel für die Bibelarbeit: „Christ is enough for me“. Ihr habt sicher schon oft mitgesungen: „All I need is in You, everything.“ Stimmt das wirklich? Singst du es nur mit, weil es einfach ein schönes Lied ist und Spaß macht mitzusingen? Oder meinst du das ernst?
Ich weiß nicht, ob Paulus das Lied in dem Moment mit eingestimmt hätte, als Gott gesagt hat: „Das, was ich dir gegeben habe, ist genug. Das ist alles, was du brauchst.“
Begegnung im Amazonas und die Frage nach dem wahren Wert des Lebens
Im Amazonastiefland war ich in einem Dorf in San Juan und habe dort einen Mann getroffen, ein Ehepaar. Der Mann war schon älter und dort der Pastor. Antonio hat mich gerufen und gesagt: „Kannst du mit meiner Frau beten? Sie ist schwer krank.“
Ich habe gefragt: „Ja, toll. Ich weiß, dass vorher schon ein anderer Missionar da war. Hast du den auch gefragt?“ Er antwortete: „Ja.“ Ich fragte weiter: „Und was ist passiert?“ Er sagte: „Nichts.“
Dann habe ich gefragt: „Warst du auch schon beim Schamanen?“ Er sagte: „Ja.“ Und ich fragte erneut: „Und was ist passiert?“ Er antwortete wieder: „Nichts.“
Er hat mir sehr deutlich gemacht: „Wenn meine Frau nicht gesund ist, was ist dann das Leben noch wert?“ Das kennen wir auch. Wenn wir zum Beispiel zu Neujahr sind und man sich Wünsche ausspricht, hört man oft: „Ich wünsche dir ein glückliches Jahr 2024 und vor allem Gesundheit.“ Stimmt es, dass vor allem Gesundheit das Wichtigste ist? Haben wir die Prioritäten richtig gesetzt?
Wer gibt eigentlich vor, was genug ist? Was ist alles, was ich brauche? Wer bestimmt das? In unserer Gesellschaft will sie vorgeben, was genug ist und was wir brauchen. Man braucht nur mal einen Blick in die Werbung zu werfen. Dort wird uns vorgegeben, was glücklich macht und was wir angeblich brauchen.
Ich weiß nicht, was es bei dir ist. Ist es gutes Essen? Sind es die Likes bei TikTok oder Instagram? Sind es gute Noten, ein guter Verdienst oder denkst du: „Mensch, wenn ich einen Partner hätte, dann wäre ich glücklich, dann wäre das Leben in Ordnung.“ Was ist es bei dir, was du denkst, was du brauchst?
Wenn wir in die Bibel schauen und auch auf unser eigenes Leben, merken wir vielleicht oft: Ja, Glück ist doch noch einmal etwas anderes. Denn wenn du es dann hast, wie lange bist du dann wirklich glücklich?
Die Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen als Bild für wahres Lebenswasser
Da gibt es eine ganz interessante Geschichte. Sie steht in Johannes 4. Die Zeit ist jetzt ein bisschen knapp, aber ihr könnt einfach in Johannes 4 aufschlagen. Ich ermutige euch, die ganze Geschichte zu lesen, wenn ihr dann zuhause seid.
Ich erzähle euch die ersten paar Verse. Jesus war unterwegs und musste durch Samaria gehen. Juden und Samariter mochten sich nicht besonders. Jesus war müde, hatte Durst und Hunger. Er kam an einen Brunnen und setzte sich dort, um etwas zu trinken zu bekommen.
Die Jünger gingen ins Dorf, um zu schauen, was es zum Essen gab. Dann kam eine Frau an den Brunnen mit einem Gefäß zum Schöpfen. Jesus sagte zu ihr: „Hey, ich habe nichts dabei. Kannst du mir bitte Wasser geben?“ Die Frau war recht verwundert, dass er als Jude sie um Wasser bat.
Ab Vers 13 beginnt der Dialog. Die Frau fragt: „Bist du mehr als Jakob?“ Jesus antwortete ihr: „Jeder, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, der wird niemals mehr Durst haben. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird zu einer Quelle werden, die unaufhörlich bis ins ewige Leben fließt.“
Die Frau sagt: „Herr, bitte gib mir von diesem Wasser, dann werde ich nie mehr Durst haben und muss nicht mehr hierher kommen, um Wasser zu holen.“ Jesus antwortet: „Geh hin, rufe deinen Mann und komm mit ihm hierher.“
Die Frau sagt: „Ich habe keinen Mann.“ Jesus erwidert: „Das stimmt. Du hast keinen Mann. Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ Damit hat sie die Wahrheit gesagt.
Lest die ganze Geschichte, ich finde sie hochspannend.
Die Qual des Durstes und die Dramatik der Begegnung am Brunnen
Aber was ist passiert? Nach der Wanderung war Jesus bestimmt heiß und hatte Durst. Wenn man richtig Durst hat, ist das eine ganz schöne Qual. Jetzt sitzt Jesus vor dem Brunnen. Er kann das Wasser sehen, es förmlich riechen, aber er kann es nicht herausholen. Das ist vielleicht schlimm, wenn man vor dem Wasser verdurstet. Die Solarpumpe hat nicht funktioniert, weil sie noch nicht erfunden war. So saß er da mit seinem Durst, kurz vorm Verdursten.
Ich habe eine krasse Geschichte gelesen: 2013 hat ein Flugzeug in San Francisco eine Bruchlandung hingelegt. Soweit ich weiß, sind die meisten gestorben. Ein sechzehnjähriges Mädchen hatte Glück. Sie wurde mit ihrem Sitz beim Zerbrechen des Flugzeugs herausgeschleudert – Glück gehabt. Dann kam die Feuerwehr, hat sie übersehen und überfahren. So ähnlich kommt mir das mit Jesus vor – die Dramatik. Glück gehabt, einen Brunnen gefunden, aber jetzt sitzt er da und kommt nicht dran.
Dann ist einem so manches egal. Knigge ist völlig egal, was jetzt kulturangemessen ist. Als die Frau kommt, geht Jesus zu ihr und sagt: „Hey, du bist zwar eine Frau, du bist Samariterin, aber kannst du mir etwas zu trinken geben?“
In Peru mussten wir mal einen Fußmarsch vom Santiago-Fluss zum Morona-Fluss machen, das sind etwa 25 bis 30 Kilometer. Ich hatte davor einen Unfall, vereiterte Wunden an den Beinen und Fieber. Ich habe lange überlegt, ob ich es wagen soll oder nicht, dachte aber: naja, wird schon gut gehen.
Wir sind losgelaufen und bei etwa der Hälfte war ich komplett am Ende. Mein Körper war völlig überhitzt, die Flasche leer, Kühlflüssigkeit zum Nachfüllen gab es nicht mehr. Dann kamen wir an einen kleinen Pass, haben Halt gemacht, und da war ein Bach. Ich wollte nichts lieber, als mich in den Bach legen, mich abkühlen und einmal richtig trinken.
Aber meine indigenen Geschwister sagten: „Lasst es lieber, der Bach ist komplett voll mit Stachelrochen.“ Wisst ihr was? Das war mir in dem Moment völlig egal. Ich habe mich reingelegt, mich abgekühlt und getrunken.
So war es Jesus in dem Moment auch völlig egal, wen er jetzt um Wasser bittet.
Das lebendige Wasser und die tiefere Sehnsucht der Frau
Und jetzt folgt ein ziemlich verwirrender Dialog. Wenn man ihn durchliest, denkt man: Hä? Es geht doch eigentlich um Wasser, um H2O. Und plötzlich fängt Jesus an, von einem ganz anderen Wasser zu sprechen. Was soll das für ein Dialog sein?
Man sieht auch, dass die Frau komplett verwirrt ist. In Vers 15 kommt das besonders deutlich zum Ausdruck, wenn sie sagt: „Herr, gib mir dieses Wasser!“ Jesus spricht vom Lebenswasser, und sie versteht darunter das irdische Wasser. Sie sagt: „Damit ich nicht mehr dürste und nicht mehr hierher kommen muss, um zu schöpfen.“ Sie denkt an das Wasser aus dem Brunnen.
Diese Verwirrung spiegelt auch unsere Fragen wider, wenn wir uns fragen: „Ist Jesus alles für mich?“ Die eigentliche Frage lautet: „Was brauche ich denn wirklich?“ Ist Jesus wirklich genug, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche?
Die Frau bringt schon eine kleine Sehnsucht zum Ausdruck. Sie denkt: „Hey, dann müsste ich nicht mehr zum Brunnen kommen und schöpfen.“ Das wäre doch cool, ein entspanntes Leben zu führen, nicht jeden Morgen zur Schule oder Arbeit zu müssen. Dann wäre ich doch glücklich.
Aber Jesus meint etwas anderes. Ein kleiner Einschub: Arbeit ist etwas, das aus dem Paradies in unser Leben gerettet wurde. Ein Leben ohne Arbeit ist ein trauriges Leben. Erst durch den Sündenfall kamen Dornen und Disteln hinzu.
Arbeit ist etwas Gutes. Sie ist ein Bereich, in den Gott uns hineinnimmt. Wir dürfen mitschöpferisch tätig sein. Das ist genial!
Jesus sieht aber noch viel tiefer. Er sieht die Frau und ihre Sehnsüchte. Er weiß, was sie wirklich braucht. Vielleicht kann sie es selbst gar nicht richtig benennen.
Jesus sagt zu ihr: „Hol deinen Mann!“ Und was antwortet sie? „Ich lebe jetzt mit dem Sechsten zusammen, in wilder Ehe.“
Was macht Jesus? Was würden wir als gute Evangelikale sofort sagen? „Das geht nicht! Das ist Sünde!“ Aber Jesus geht gar nicht darauf ein. Das ist ihm viel zu oberflächlich.
Er geht an den Kern, an die Sehnsucht, die er anspricht und stillen möchte.
Die Täuschungen der Welt und der wahre Durst nach Leben
Die Welt gaukelt uns vor, dass unser Glück von den Umständen abhängt. Oft werden wir von Sehnsucht getrieben. Die Frau wurde ebenfalls von Sehnsucht getrieben und geriet regelrecht in eine Sucht.
Letztlich steckt doch der Durst nach Leben im Hintergrund. „Ich will leben!“ Das Tragische daran ist: Wir brauchen und lechzen nach dem Lebenswasser, nach dem, was uns tatsächlich erfüllt und nicht nur eine kurze Freude bereitet. Trotzdem versuchen wir, diesen Durst überall zu stillen.
An wie vielen stinkenden Tümpeln versuchen wir, unseren Durst zu löschen? An wie vielen toxischen Flüssigkeiten versuchen wir es? Das ist das Erschreckende: Der Teufel ist eigentlich ein ganz armer Schlucker. Er besitzt nichts Eigenes, das er machen oder erschaffen könnte. Er kann immer nur etwas aus Gottes guter Schöpfung herausnehmen und darum sein Lügengebäude errichten.
Das hat er bereits im Garten Eden getan: Er nahm die Frucht und baute sein Lügengebäude darum herum. Ebenso verfährt er mit Ehe, Familie und Sexualität. Er nimmt Gottes gute Schöpfung, pervertiert sie und zieht sie in Schmutz sowie in allerlei Irrungen und Verwirrungen.
Auch bei Heilkräutern macht er es so: Diese sind an sich gut, doch plötzlich wird ein riesengroßes Lügengebäude und Hokuspokus darum herum aufgebaut. Wenn ich an die Sterne denke – wie faszinierend es ist, sich mit der endlosen Weite zu beschäftigen! Das führt uns eigentlich zur Anbetung Gottes.
Doch was macht der Teufel? Er baut sein Lügengebäude darum herum, sodass wir Horoskope lesen können. Das ist seine Methode – in jeder Kultur und zu jeder Zeit. Er nimmt etwas aus Gottes guter Schöpfung und verseucht es.
Anfänglich sieht es so aus, als könnten wir unseren Durst tatsächlich löschen. Kurzzeitig mag das sogar gelingen. Doch dann wird die toxische Wirkung in unserem Körper wirksam, und wir merken: Nein, das ist nicht das, was mich wirklich befriedigt und meinen Durst wirklich löscht.
Verantwortung für die Schöpfung und der Ruf zur Wachsamkeit
In unserer Zeit sind Umweltschutz und Klimaschutz große Themen, und das ist auch gut und richtig so. Als Christen ist es selbstverständlich, dass wir die Schöpfung, Gottes gute Schöpfung, bewahren und pflegen. Schon allein aus Achtung vor Gott gebietet es uns dies.
Dabei sollten wir nicht aus Angst oder Panik handeln, wie es die Bewegung „Letzte Generation“ tut, sondern aus Verantwortung gegenüber unserem Schöpfer. Ich kann der „Letzten Generation“ nicht allzu viel abgewinnen, aber eines wünsche ich mir: dass wir Christen nur einen Bruchteil von dem Einsatz zeigen, den sie aufbringen. Wir sollten uns dort einsetzen, wo das lebendige Wasser verschmutzt, verseucht oder zerstört wird – sei es durch liberale, zersetzende Theologien oder durch Dinge, die uns letztlich nicht wirklich erfüllen.
An diesen Stellen sollten wir aufstehen und unsere Stimme erheben. Doch oft sind wir ziemlich leise. Wir sollten uns dort engagieren, wo Gottes gute Werte zersetzt werden. Wenn ich sehe, was unsere Gesellschaft und Politik aus Ehe und Familie machen und wie christliche Werte abgeschafft werden, denke ich an das verschmutzte Wasser. Auch hier wünsche ich mir ein viel größeres Engagement. Wir sollten aufstehen und die Dinge klar benennen.
Wenn wir uns anschauen, wie viele Menschen wissen, was Weihnachten wirklich bedeutet, wird das deutlich. Ich habe nachgelesen: Nur etwa 22 Prozent der Menschen in Deutschland wissen, was Ostern bedeutet. Wie ist es dem Teufel gelungen, seine toxische Konsum- und Gefühlsduselei in diese Feste hineinzubringen, sodass man das Lebenswasser gar nicht mehr erkennt? Das ist die Methode des Teufels.
Jesus sagt: Ich bin die Quelle des Lebens – nicht Konsum, nicht Freude, nicht Spaß. Das würde letztlich nicht erfüllen.
Wasserknappheit und die Ungerechtigkeit der Verteilung des Lebenswassers
Jedes Jahr nehmen die Konflikte um Wasser immer weiter zu. Von 2009 bis 2019 gab es etwa 630 gewaltsame Auseinandersetzungen um Wasser, und die Tendenz ist stark steigend.
In Peru wollte Coca-Cola sämtliche Quellen aufkaufen. Daraufhin gingen die Bauern auf die Straße und versuchten, dies zu verhindern. Ich weiß nicht genau, wie die Situation letztlich ausgegangen ist. Aber Wasser ist ein knappes Gut. Es wird eher weniger als mehr. Dort, wo Wasser vorhanden ist, ist es oft sehr ungerecht verteilt. An manchen Orten gibt es Überschwemmungen, an anderen eine totale Dürre.
Wasserknappheit und die ungerechte Verteilung sind jedoch nichts Neues. Wisst ihr, wie ungerecht das Lebenswasser verteilt ist – die Botschaft von Jesus? Zwei Milliarden Menschen haben nie die Chance, die Botschaft von Jesus zu hören. Ist das nicht ungerecht?
Ich hatte einmal die Möglichkeit, in einen unerreichten Stamm zu gehen, die Juras. Es war eine besondere Erfahrung, doch das würde zu weit führen. Am Ende, nach etwa einer Woche, hat der Häuptling sein Leben Jesus übergeben. Dann kam er zu mir und fragte: „Simon, seit wann hast du denn die Bibel?“ Ich antwortete: „Seit ich denken kann, schon meine Eltern, meine Großeltern und davor auch schon.“ Er schaute mich an und sagte: „Das ist ungerecht. Und warum kommst du erst jetzt?“
Das Wasser ist ungerecht verteilt. Was tun wir, damit dieses lebendige Wasser zu den Menschen kommt, die keine Chance haben, davon zu hören? Was können wir dazu beitragen? Sie haben dieselbe Sehnsucht. Wer das lebendige Wasser nicht kennt, wird sich weiterhin aus den giftigen Quellen von Satans Lüge ernähren.
Es ist deine Aufgabe, es ist meine Aufgabe, dieses Wort, das Evangelium, weiterzutragen.
Die universelle Sehnsucht und ihre Bedeutung
Ja, die Sehnsucht ist etwas, das alle Menschen haben. Es ist egal, wohin man auf dieser Welt geht, jeder Mensch trägt eine Sehnsucht im Herzen.
Der Begriff Sehnsucht stammt aus dem Mittelhochdeutschen. Ich habe nachgelesen, und Wikipedia beschreibt Sehnsucht als die Krankheit des schmerzlichen Verlangens. Sehnsucht ist also die Krankheit des schmerzlichen Verlangens. Sie zählt zu den stärksten menschlichen Gefühlen und hängt eng mit Liebe und Liebeskummer zusammen.
Wenn wir unser Leben betrachten, merken wir, dass wir die Sehnsucht letztlich doch nicht vollständig stillen können. Sie zeigt uns, dass wir für mehr geschaffen sind als nur für irdische Befriedigung. In unserem Leben gibt es eine Sehnsucht nach mehr – nach dem Göttlichen, nach dem Transzendenten.
Wenn wir die Bibel lesen, sehen wir, dass diese Sehnsucht ihren Ursprung bei Gott hat. Das finde ich beeindruckend. In Prediger 3,11 steht: Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihre Herzen gelegt, sodass der Mensch das Werk Gottes nicht ergründen kann, weder Anfang noch Ende. Anders gesagt: Gott hat uns die Sehnsucht nach Ewigkeit ins Herz gelegt, aber wir sind oft zu blind, um das zu erkennen.
Die Sehnsucht entstand im Garten Eden, wie wir in 1. Mose 3 lesen. Dort entschied sich der Mensch, das Ewige, das ihn erfüllt hatte, loszulassen und sich abzuwenden. Aber wisst ihr was? Wir tragen diese Sehnsucht im Herzen, doch die noch viel größere Sehnsucht hat Gott selbst.
Seit jenem Moment, als Adam und Eva sich von ihm abwandten, hat Gott eine unbändige Sehnsucht nach jedem einzelnen Menschen, auch nach dir und mir. Diese Sehnsucht schreit er förmlich heraus, wenn wir in 1. Mose 3 lesen, wie Gott in den Garten kommt und ruft: „Adam, wo bist du?“ Das ist der Schmerzensschrei Jesu, der sagt: „Ich habe Sehnsucht nach dir, wo bist du?“
Vielleicht hast du Jesus schon gefunden und dein Leben ihm übergeben. Wenn nicht, gilt dir zuerst dieser Ruf: „Wo bist du?“ Ich würde am liebsten jeden Namen einsetzen: „Wo bist du, Lukas? Wo bist du, Hanna? Wo bist du, Leon?“ Du kannst deinen eigenen Namen einsetzen und dir die Frage stellen: Wie stehe ich in der Beziehung zu Jesus, zu Gott?
Wer einmal richtig sehnsüchtig und verliebt ist, weiß, dass Unmögliches möglich wird, wenn es einen wirklich drängt. Und Gott hat diese Sehnsucht. Er hat das Unmögliche möglich gemacht: Er selbst, der Schöpfer, kam auf diese Erde.
Er kam, um zu suchen und zu retten, was verloren ist. Dafür ging er ans Kreuz. Und das Kreuz ist bis heute der Ruf: „Wo bist du?“ Gott, Jesus, lädt uns ein in die Gemeinschaft.
Vielleicht hast du dein Leben Jesus schon übergeben. Auch dir gilt der Ruf: „Wo bist du?“ Jesus möchte mehr und mehr in enger Verbindung mit dir leben.
Gott ruft aber auch die Milliarden Menschen auf dieser Welt: „Wo bist du?“ Er sagt: „Ich habe Sehnsucht nach dir, ich bin für dich gestorben, ich habe für dich bezahlt.“ Zwei Milliarden Menschen wissen jedoch nicht, dass dieser Ruf ihnen gilt und dass er die Antwort auf ihre Sehnsucht ist.
Sie erleben die Lehre genau wie die Frau am Jakobsbrunnen. Auch wir Christen kennen Sehnsüchte.
Die Sehnsucht im digitalen Zeitalter und ihre Offenbarung
Und wenn du einmal wissen möchtest, was deine Sehnsucht ist, dann schau in deinem Browser nach. Er schreibt mit, was deine Sehnsucht ist. Bei der Frau am Werkesbrunnen waren in ihrem analogen Browser sechs Männer verzeichnet.
Ich weiß nicht, was der Algorithmus dort errechnet hat – was ihre Sehnsüchte sind und nach was er weitere Vorschläge machen soll. Aber ich bin überzeugt, dass es die Sehnsucht nach Liebe, nach Geborgenheit und Absicherung ist, die die Frau gesucht hat.
Was sagt dein Algorithmus? Schau einfach bei Instagram oder TikTok, was dir vorgeschlagen wird. So erkennst du, wo deine Sehnsucht liegt. Ist es der Nervenkitzel des Abenteuers, Freiheit oder Anerkennung? Was ist es bei dir? Die Sehnsucht.
C. S. Lewis schreibt einmal: Wenn wir uns mit einer Sehnsucht wiederfinden, die durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, ist die wahrscheinlichste Erklärung, dass wir für eine andere Welt geschaffen sind.
Es gibt ein sehr gutes Buch von Deborah Sommer, das heißt „Im Herz ist Raum für mehr“. Sie geht der Sehnsucht nach und unterteilt sie in drei verschiedene Arten: alltägliche Sehnsüchte, Grundsehnsüchte und die Ursehnsucht.
Zu der Ursehnsucht kommt sie zu dem Schluss, dass wir sie hier auf dieser Erde letztlich nie ganz stillen können.
Von den indigenen Geschwistern in Peru habe ich ganz stark gelernt, wie ausgeprägt dort die Freude und Hoffnung auf den Himmel ist. So stark kenne ich das aus Deutschland nicht.
Das gibt es auch bei der DMG. Wenn wir dort mal wieder Probleme wälzen – und die gibt es bei uns – sage ich manchmal: „Bin ich froh, dass wir Probleme haben, denn sonst wollten wir gar nicht in den Himmel.“
Die Sehnsucht und die Probleme geben uns immer wieder das deutliche Zeichen, dass unsere eigentliche Bestimmung woanders liegt.
Diese Bestimmung ist es, Jesus von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Dort wird deine Sehnsucht endgültig gestillt.
Die Gegenwart des Himmels und die Realität des Lebens mit Jesus
Ja, und jetzt könnte man wieder sagen: Na ja, was konnte man anders erwarten? Es ist einfach wieder das Vertrösten auf den Himmel, so typisch christlich. Ich sage Nein, nein! Denn Jesus kam auf diese Erde, damit dieser Segen hier bei uns Realität wird. Es ist nicht nur ein Vertrösten auf den Himmel.
Jesus sagt es auch zu der Frau am Brunnen. Ich lese noch einmal ab Vers 10: Jesus antwortet und sprach zu ihr: „Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken, du würdest ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser.“
Jesus antwortet weiter: „Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten. Sondern das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben hineinquillt.“ (Johannes 4,10-14)
Also gibt er uns jetzt schon Anteil an der himmlischen Segnung. Er gibt uns jetzt schon Anteil. Aber die Frage ist: Wie wird das Realität in meinem Leben? Wie kann ich an diesem Wasser anzapfen?
Und jetzt schaut doch mal nicht auf mich, sondern öffnet eure Bibel. Was sagt denn Jesus, wie komme ich an das Wasser? Wenn ihr noch einmal Johannes 4, Vers 10 lest, was sagt Jesus, wie komme ich an das Wasser? Ihr dürft gerne mitsprechen, nachfragen, bitten.
Genau, es gibt zwei Voraussetzungen: Wenn du den erkennst, der zu dir spricht, und wenn du ihn bittest. Jesus sagt uns hier eigentlich die zwei Voraussetzungen, wie ich an das lebendige Wasser komme: Jesus erkennen und ihn bitten. So einfach und doch so schwierig.
Jakobus setzt noch einen drauf in Jakobus 4,2: „Ihr seid begierig und erlangt nicht, ihr mordet und neidet und gewinnt nichts, ihr streitet und kämpft. Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet.“
Paulus schreibt an die Epheser, wo er für sie betet und sagt: „Ich bitte, dass Gott euch den Geist der Weisheit und Offenbarung gebe, damit ihr Jesus Christus erkennen könnt.“ (Epheser 1,17)
Wenn du an das lebendige Wasser willst, wenn deine Sehnsucht gestillt werden soll, dann geht es darum, Jesus zu erkennen und ihn zu bitten.
Paulus schreibt in Epheser 1,3-18 – und gern würde ich noch weiter lesen, da geht es noch weiter –, schreibt Paulus so manches, „was wir in Jesus haben“. Ich hätte es eigentlich gerne hier gemeinsam gelesen, aber die Zeit läuft. Lest es zuhause nach, Epheser 1,3-18.
Wenn ihr euch mal anstreicht, was uns da alles gesagt wird, was wir in Jesus haben – je nachdem, wie ihr zählt, werdet ihr zehn bis sechzehn Dinge finden, die wir in ihm haben: die Erlösung, die Vergebung, den Segen. Sechzehn Dinge könnt ihr herauslesen.
Aber wenn ihr anfangt zu lesen, bin ich gleich bei Vers 3 hängen geblieben bei der Vorbereitung. Da heißt es: „Ihr seid gesegnet mit allem geistlichen Segen im Himmel.“ (Epheser 1,3)
Na toll, und ich dachte, das ist für mich doch nicht erst, wenn ich im Himmel bin. Doch wieder das Vertrösten auf den Himmel gilt uns erst dann? Nein! Jesus kam auf diese Erde, um Gemeinschaft mit dir zu haben. Ein Stück Himmel kommt zu dir auf die Erde. Du darfst jetzt von dieser himmlischen Fülle nehmen.
Glaube in der Krise und das Festhalten an Jesus
Vielleicht geht es dir tatsächlich so wie Jesus vor dem Brunnen. Du sitzt vor dem Wasser, weißt, wo es ist, und kommst nicht dran. Dir geht es wie dem Mädchen: Du hast Glück gehabt, Jesus hat dich errettet, aber du wurdest vom Leben und von der Realität überrollt. Du bist frustriert und kannst nicht sagen: „Jesus ist genug für mich.“
Ich war 14, 15 Jahre alt, hatte mein Leben vorher schon Jesus übergeben, und ich war total frustriert vom Christsein. Es hat alles nicht funktioniert, jedenfalls nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte: „Okay, dann nicht.“ Und habe begonnen, alle christlichen Bücher, alles, was ich hatte, in eine Kiste zu packen und weg damit.
Dann war da noch die letzte Bibel, die ich in den Karton stecken wollte. Eigentlich wollte ich mich nur noch über den Blödsinn lustig machen. Ich schlug die Bibel einfach irgendwo auf und dachte: „Naja, nochmal zum Abschluss so einen Blödsinn lesen.“
Und dann ist die Bibel aufgefallen. Ich habe das Fettgedruckte gelesen, und dort steht: „Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen; ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört.“ (Lukas 22,31-32)
Es geht nicht darum, dass du dich an Jesus festhältst, sondern er hält dich fest. Er betet für dich, dass dein Glaube nicht aufhört, dass es weitergeht. Jesus will dich jetzt schon beschenken mit dem, was im Himmel ist.
Wenn man irgendeine Theorie hat, hilft es, diese immer ins Extrem zu ziehen. Zum Beispiel habe ich die Theorie, dass die Stühle mindestens für 150 Kilo ausgelegt sind. Wenn ich das überprüfen wollte, würde ich immer mehr Gewicht draufpacken und schauen, wann er zusammenbricht. Dann weiß ich, ob er hält, was er verspricht.
So ist es auch mit dem Glauben. Hält der Glaube, was er verspricht? Das wirst du nicht in deiner Komfortzone erleben, sondern in der Not. Das erlebst du, wenn du Dinge loslassen musst.
Als ich verliebt war, hatte meine Frau einen schweren Autounfall. Über Wochen wusste niemand, ob sie überlebt oder nicht. Schon vorher dachte ich, ich würde sie am liebsten irgendwo in einen Bunker setzen, damit ihr nichts passiert. Ich habe mich an ihr festgehalten. „Nein, ich bin genug für dich“, dachte ich.
In dieser Zeit, in diesen Wochen, in denen niemand wusste, ob sie überlebt, war meine wertvollste Zeit. Ob der Glaube hält, erfährst du dann, wenn du Dinge loslassen musst.
Das gilt auch im Missionsdienst. Jeder, der in der Mission war, weiß, dass er Dinge loslassen muss.
Die Herausforderung des Missionsdienstes und das Loslassen
Wer von euch war oder ist denn in der Mission? Der darf mal aufstehen. Sehr schön. Und wer weiß, dass er in nächster Zeit einen Missionseinsatz machen wird? Super, auch hier haben wir einige.
Ja, und jetzt gibt es noch ein paar, die sitzen geblieben sind. Euch würde ich empfehlen, geht doch mal beim Stand der DMG vorbei – und auch sonst lohnt es sich. Du hast keine Ahnung, was du verpasst, wenn du diesen Schritt nicht einmal wagst.
Wenn du in der Mission bist, musst du Dinge loslassen. Dann bist du in einem anderen Land und fühlst dich plötzlich wie ein kleines Kind. Natürlich kommt es darauf an, wohin du gehst. Aber du kommst in ein Land, kannst die Sprache nicht, kannst dich nicht verständigen und fühlst dich wie ein kleines Kind.
Als wir frisch in Peru waren, dachte ich: „Als guter Schwabe machen wir doch Spätzle.“ Aber ich habe es nicht hinbekommen – sie sind total zerfallen. Bis ich kapiert habe, dass sie das Backpulver schon ins Mehl gemischt hatten. Das funktioniert dann nicht.
Selbst die einfachsten Dinge kannst du auf einmal nicht mehr. Deine Identität wird ganz neu verhandelt. Dann wirst du sehen: Wenn ich Dinge loslasse, reicht mir Jesus.
Versuch es, geh aus deiner Komfortzone heraus. Wenn Jugendliche kommen und sagen: „Ach, ich erlebe nichts mit Jesus“, dann kann ich dir sagen: Du wagst auch nichts mit Jesus. Du bleibst immer in deiner Komfortzone.
Was hält im Äußersten? Zeugnis von Treue und Hingabe
Ja, ich überspringe ein bisschen, aber letztlich kommt es darauf an: Was hält mich im Leben und im Sterben? Was hält mich, wenn es extrem wird?
Ich habe das Lied erwähnt: "Christ is enough for me". Darin wird ein altes Lied eingearbeitet: "I am decided to follow Jesus" – auf Deutsch: "Ich bin entschieden, Jesus zu folgen".
Es gibt eine ziemlich krasse Geschichte zu diesem Lied. Eine Familie in Indien hat Jesus als ihren Heiland aufgenommen. Das war im 19. Jahrhundert. Diese Entscheidung hat die Leute erbost. Sie zogen die Familie auf den Dorfplatz und sagten: „Entweder ihr sagt Jesus ab oder ihr werdet getötet.“
Der Vater wusste nicht, was er sagen sollte. Er fing an zu singen: „Ich bin entschieden, zu folgen Jesus, niemals zurück.“ In diesem Moment wurden vor seinen Augen seine Kinder getötet.
Dann fragte der Dorfchef: „Du hast noch einmal die Chance, das Leben von dir und deiner Frau zu retten, wenn du Jesus absagst.“ Doch der Vater sang weiter: „Ob niemand mit mir geht, doch will ich folgen, niemals zurück.“
Auch die Frau musste den tragischen Tod erleiden. Der Dorfchef sagte: „Und deine letzte Chance, dass du dein Leben rettest, sag Jesus ab.“ Doch der Vater sang weiter: „Die Welt liegt hinter mir, das Kreuz steht vor mir, niemals zurück.“
Was hält dich im Äußersten? Das ist das, was für dich genug ist. An welcher Quelle stillst du deinen Durst? Sitzt du vor dem Wasser und kommst nicht dran? Wie ist deine Beziehung zu Jesus? Und was hält dich im Sterben?
Gebet um die lebendige Quelle und den Segen Gottes
Ich bete: Herr Jesus Christus, danke, dass du genug bist. Danke, dass du es uns vorgelebt hast und auf dieser Erde gezeigt hast, wie du dir das Leben vorstellst. Du hast uns gezeigt, was gut für uns ist, was wirklich Wert hat und was wertlos ist. Du hast uns gezeigt, was wir genießen dürfen, das uns aber letztlich nicht hält.
Danke, Herr, dass du derjenige bist, der uns hält. Ich bitte dich jetzt, dass du einfach mit uns gehst. Dass das, was wir gehört haben, durch deinen Geist weiter bewegt wird und lebendig wird.
Ich wünsche mir so sehr, dass jeder, der hier im Raum ist, das erlebt: dass du die lebendige Quelle bist, die jetzt aus unserem Leben fließt und bis in die Ewigkeit hineinfließen möchte.
Danke, dass du genug bist, dass du alles in allem bist. Alles ist zu dir hingeschaffen, alles ist von dir und zu dir hin erschaffen.
Herr Jesus, wir lieben dich, wir brauchen dich. Amen.
