Einführung und biblische Grundlage
Das Thema für den heutigen Abend ist: Der Größte, der mit mir vorhat. Die Bibelstelle, die wir betrachten, befindet sich im Johannes Kapitel 1. Ich möchte einige Verse daraus vorlesen und anschließend ein ganz persönliches Wort dazu sprechen.
Was ich heute Abend sage, entstammt nicht einem Buch oder einer Predigt, sondern meinem eigenen Leben. Es geht darum, dass der Größte etwas mit uns vorhat.
Im Johannes Kapitel 1, Vers 45, finden wir die Geschichte über die Berufung der ersten Jünger. Dort lesen wir:
Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: „Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben: Jesus, den Sohn des Joseph von Nazaret.“
Nathanael antwortet ihm: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“
Philippus erwidert: „Komm und sieh!“
Jesus sah Nathanael auf sich zukommen und sagte über ihn: „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist.“
Nathanael fragte ihn: „Woher kennst du mich?“
Jesus antwortete: „Ehe Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.“
Nathanael entgegnete: „Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König Israels.“
Jesus sagte zu ihm: „Weil ich dir gesagt habe, ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du. Du wirst Größeres als dieses sehen.“
Nathanael hatte also gefragt, was aus Nazareth Gutes kommen könne.
Letzte Woche habe ich auf einer Konferenz im hohen Norden gesprochen. Dort sagte jemand zu mir: „Da kommt einer aus Österreich.“ Ein anderer fragte: „Gibt es da auch etwas Gutes?“ Solche Fragen wurden auch mir schon gestellt.
Doch zurück zu Nathanael: Er fragte sich, was Gutes von dort kommen könne. Jesus antwortete ihm, dass er noch viel Größeres als das, was er gerade erfahren hatte, sehen würde.
Die Zusage an Philippus und die Bedeutung des Glaubens
Interessanterweise, drei Jahre später – hier hat Philippus Nathanael geholt – sagt Jesus zu Philippus fast genau dasselbe. Philippus war ein langsamer Denker, das könnte mein Vorfahre sein. Gott sei Dank hat er die Fragen gestellt, die ich mich nicht zu fragen traue.
Er war drei Jahre mit Jesus zusammen und hat ihn 18 Stunden am Tag erlebt. Jeden Tag lebte er mit Jesus zusammen. Dann sagt Jesus in Johannes Kapitel 14: „Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Von jetzt an erkennt ihr ihn, und ihr habt den Vater gesehen.“
Nun kommt Philippus zu Jesus und spricht: „Herr, zeige uns den Vater, und das genügt uns.“
Jesus antwortet ihm: „So lange Zeit bin ich schon bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: ‚Zeige uns den Vater‘?“
Dann sagt Jesus zu Philippus in Vers 12: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue. Er wird sogar größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.“
Jesus sagt zu Nathanael: „Nathanael, du wirst noch viel Größeres sehen.“ Und jetzt sagt er zu Philippus: „Philippus, ihr werdet noch viel Größeres tun, als ich getan habe.“
Persönliches Zeugnis: Der Weg zum Glauben und die Herausforderungen
Und heute Abend möchte ich mir ein wenig Zeit nehmen, um zwei Dinge zu besprechen: Erstens, was sind die größeren Dinge, die wir sehen und tun werden? Und zweitens, wie können wir größere Dinge als Jesus tun? Wie funktioniert das?
Bevor ich darauf eingehe, möchte ich etwas Persönliches erzählen. Ich bin jetzt vierzig Jahre alt. Johannes hat gesagt, ich sei noch nicht so alt, das stimmt auch, aber ich bin schon ziemlich alt. Als ich fünfzehn Jahre alt war, habe ich mein Leben Jesus gegeben. Seitdem ist er mit mir unterwegs, und ich mit ihm.
Als ich ein Teenager war, wusste ich, dass ich ein Sünder war. Das war mir damals klar, denn meine Geschwister haben mir das deutlich gesagt, und auch meine Eltern. Mit 15 Jahren wusste ich bereits, dass ich nicht so perfekt bin, wie ich sein sollte. Das war nicht schwer zu erkennen.
So habe ich Jesus angenommen und gedacht: Ein bisschen Hilfe brauche ich, und ich möchte auch einmal in den Himmel kommen. Mit 15 Jahren habe ich mein Leben Jesus gegeben. Damit war meine Vergangenheit abgesichert, meine Sünden waren vergeben, und meine Zukunft war auch in Ordnung – ich würde einmal in den Himmel kommen.
Und alles, was ich in der Zwischenzeit tun muss, ist ein paar gute Dinge für Gott zu tun. Was tun Christen so? Ich habe mich ein wenig umgeschaut, was sie machen. Einige gehen in die Kirche, außer wenn das Wetter schön ist. Die Besseren gehen dann schon in den Bibelkreis oder Gebetskreis, das sind schon die Guten.
Die ganz Guten machen sogar im Jugendkreis mit, und die Superwiedergeborenen übernehmen am Sonntag den Kindergottesdienst. Ich dachte, das kann ja nicht so schwierig sein, so ein Superwiedergeborener zu sein. Das schaffe ich auf jeden Fall: ein bisschen Kirche gehen, ein paar gute Dinge tun.
Jugendkreis war auch nicht schlecht. Es gab ein paar hübsche Mädchen, die mir gefielen. Es war nicht schwer, dort hinzugehen. Und den Kindergottesdienst werde ich auch noch schaffen.
Wisst ihr, anfangs habe ich geglaubt, Christ sein ist eigentlich einfach. Immerhin schaffen die, die die paar Dinge nicht hinkriegen, ja überhaupt nichts. Meine erste Erkenntnis war: Christ sein ist leicht. Jünger Jesu sein ist leicht.
Die Herausforderung des Glaubens und die Erkenntnis der Unmöglichkeit
Ich habe dann einen großen Fehler begangen: Ich habe angefangen, die Bibel zu lesen. Und in der Bibel habe ich Dinge gelesen, zum Beispiel: „Du musst Jesus nachfolgen, du musst etwas opfern, wir sollten Dinge aufgeben, du sollst Gebote halten.“
Wisst ihr, was ich erkannt habe? Für mich gab es damals zwei Arten von Christen. Das sind zum einen die normalen Christen. Die leben so wie jeder Nichtchrist, aber sie sagen halt, sie glauben an Jesus. Und dann gab es noch die Extremen. Das sind dann Pfarrer, Missionare und die normalen Christen, die gelangweilt sind, werden auch extrem. Sie lesen dann etwas mehr und machen ein paar Dinge mehr.
Ich habe mir dann gedacht: Extrem will ich ja gar nicht sein. Aber wisst ihr was? Dann habe ich die Bibel gelesen und erkannt: Petrus war auch ein bisschen extrem, der Paulus war auch ein bisschen extrem, und ich habe erkannt, Jesus erwartet von mir, dass ich auch ein bisschen extrem bin.
Und wisst ihr, was ich festgestellt habe? Das war Erkenntnis Nummer zwei: Christsein ist nicht einfach. Christsein ist unheimlich schwer, wenn du es wirklich ernst nimmst.
Ich habe einen zweiten Fehler gemacht: Ich habe begonnen, die Bibel nicht nur zu lesen, sondern sie zu studieren. Und ich habe mich entschlossen, ich habe einen Entschluss gefasst, nämlich dass das Wort Gottes die Autorität ist in allen Sachen des Lebens und des Glaubens.
Und wisst ihr, was ich dann beim Studieren herausgefunden habe? Da steht zum Beispiel drin: Ich soll Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzer Kraft und meinen Nächsten wie mich selbst. Da steht drin, ich soll meine Nachbarn lieben. Da habe ich gesagt: Wenn du mir ein paar neue gibst, dann probiere ich, so mit denen nicht. Aber dann steht blöderweise drin: Ich soll meine Feinde lieben. Ja, aber wer bleibt dann noch übrig, den ich nicht lieben soll?
Ich soll mein Kreuz auf mich nehmen, was immer das bedeutet.
Aber wisst ihr, was ich als Drittes erkannt habe? Christsein ist nicht einfach. Ich habe auch erkannt: Christsein ist nicht schwer. Ich habe erkannt: Christsein ist unmöglich. Ich schaffe es nicht.
Als ich neunzehn Jahre alt war – ich habe zuerst Automechaniker gelernt, war dann im Bundesheer – als ich neunzehn Jahre alt war, habe ich das Handtuch geworfen. Ich habe gesagt: Ich schaffe es nicht. Ich wollte kein Häusler sein. Am Samstag in der Jugendgruppe habe ich ganz wie ein Christ, ein extremer Christ, geredet. Und Montag war alles anders. Ich habe gesagt: Ich bin ja schizophren.
Dieses Leben wollte ich – ich wollte ehrlich sein, ich wollte wenigstens ehrlich zugeben, ich schaffe es nicht. Und so habe ich, als ich so neunzehn war, den Stecker gezogen und gesagt: Ich höre mit dem Christsein auf, ich schaffe es ja sowieso nicht.
Das ist übrigens der Punkt, wo viele Christen aufgeben, wo Christen Jesus Christus den Rücken kehren und sich eine neue Theologie zurechtlegen, weil sie es nicht mehr schaffen. Sie brennen aus, sie halten dieses Christsein nicht mehr aus. Und ich verstehe das sehr gut.
Die Wende durch Gnade und das Leben in Christus
Das Schöne ist, wenn ein Christ an den Punkt kommt und sagt: „Das ist unmöglich. Dieses Wort zu halten, das schafft kein Mensch. Herr, ich kann es nicht.“
Dann ist es der Moment, in dem Gott sagt: „Halleluja, jetzt hast du etwas verstanden.“ Nämlich das, was jeder Christ verstehen muss.
Dank, liebe Christen, und vor allem dank der Gnade Gottes habe ich zurückgefunden und noch etwas erkannt – Erkenntnis Nummer vier: Christsein ist nicht einfach. Es ist auch nicht schwer, es ist unmöglich. Das ist teilweise richtig.
Aber ich habe noch etwas erkannt: Es ist spannend.
Und wisst ihr warum? Weil ich gelernt habe, dass ich es nicht aus eigener Kraft leben muss, sondern dass Christus mein Leben lebt.
Das Thema für heute lautet: Gott hat Großes mit dir vor.
Gott hat tatsächlich Großes mit uns vor, so wie mit Nathanael, mit Philippus und auch mit mir. Ich bin höchstens ein kleiner Botenjunge, und doch tut Gott große Dinge.
Am meisten hat mir Philippus geholfen. Ich möchte euch ein bisschen erklären, was ich mit meinem Zeugnis meine.
Die Gegenwart Gottes in Jesus und in uns
Im Johannes 14 sagt Jesus zu Philippus in Vers 10: „Philippus, glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht aus mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke.“
Jesus sagt Philippus hier Folgendes: Er fragt ihn, ob er den Vater in ihm gesehen hat. Dann erklärt er, wo der Vater wohnt – nämlich in ihm. Der Vater, der in Jesus wohnt, tut seine Werke durch ihn.
Mit anderen Worten: Jesus betont, dass er von sich aus gar nichts tut. Er sagt dies im Johannesevangelium mehrfach, etwa achtmal, dass er nichts aus sich selbst tun kann. „Ich habe nichts aus mir selbst getan“, sagt Jesus, „sondern der Vater, der in mir lebt, tut seine Werke.“
Jesus erklärt weiter, dass er kein Wort aus sich selbst spricht. Er hört, was der Vater sagt, und so wie der Vater redet, spricht auch er. Es ist also der Vater in ihm, der redet und wirkt. Anders gesagt: Es wohnt jemand in ihm.
Ganz anschaulich ausgedrückt sagt Jesus: „Ich bin schwanger.“ Es wohnt jemand in ihm, nämlich sein Vater.
Ich habe eine liebe Frau, Hannelore, die leider nicht mitkommen konnte, und wir haben drei Kinder. Ich kann mich gut daran erinnern, als die Kinder noch im Bauch waren. Manchmal haben sie mit dem Fuß oder der Hand gestrampelt, und es sah ganz nett aus, wenn sich ein kleiner Hügel zeigte.
Jesus sagt aber auch: „Warum bewegst du dich da?“ Er antwortet: „Ich mache gar nichts. Es ist das, was in mir drinnen ist.“ Der, der in ihm drinnen ist, tut seine Werke. Jesus vergleicht das mit einer Schwangerschaft.
Darum sagt Jesus: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Denn der Vater in ihm tut seine Werke. Jedes Mal, wenn Jesus jemanden heilte, war es der Vater, der durch Jesus wirkte.
Die Jünger haben das zunächst nicht verstanden. Sie haben kaum etwas begriffen, sondern nur Bahnhof verstanden. Doch 50 Tage später, zu Pfingsten – und das feiern wir jetzt – wurde das Geheimnis von Jesus auch das Geheimnis der Jünger.
Die Verwandlung der Jünger durch den Heiligen Geist
Simon Petrus – ich nehme jetzt noch einen anderen dazu, über den wir morgen noch mehr sprechen werden. Dieser Petrus ist mir irgendwie sympathisch. Er war ein interessanter Kerl, sagen wir es mal so. Er hat immer dann geredet, wenn er nicht gefragt war. Er war vorlaut, hat Jesus belehrt, hatte manchmal gute Ansätze, aber wenig Durchhaltevermögen. Außerdem hatte er einen großen Mund.
Nach der Auferstehung Jesu hatte er Angst, als er Jesus sah. Als er Jesus getroffen hat, der auferstanden war, hat das sein Leben noch nicht tiefgreifend verändert. Er ging trotzdem fischen, obwohl Jesus auferstanden war.
Aber zu Pfingsten geschah etwas. Da erfüllte sich das Geheimnis, das Jesus ihnen gesagt hatte. Ich lese nur ein paar Verse aus Apostelgeschichte Kapitel 2. Dort steht: „Und als der Tag des Pfingstfestes erfüllt war, waren sie alle an einem Ort beisammen. Plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen, als führe ein gewaltiger Wind her, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen. Und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, so wie der Geist es ihnen gab.“
Dann ist Petrus, dieser Feigling, dieses Großmaul, hinausgegangen und hat in einer Sprache geredet. Die Leute sagten: „Schaut euch mal diese Jünger an, alle besoffen um neun Uhr vormittags!“ Petrus hat sich umgedreht und gesagt: „Weißt du was, lieber Mann, ich bin nicht besoffen.“ Er wollte eigentlich nur erklären, warum er nicht betrunken war.
Dreitausend Menschen haben sich daraufhin bekehrt. Er hielt die erste sinnvolle Predigt, und dreitausend wurden gläubig an Jesus. Was hat Petrus getan? Gar nichts Besonderes. Er hat zehn Minuten gepredigt. Er hat etwas erlebt – für Petrus.
Nicht: Ich muss für Jesus arbeiten. Sondern: Jesus lebt in mir, und er tut es.
Das Bild vom selbstfahrenden Rasenmäher als Illustration
Mich mäht eigentlich meistens ich den Rasen. Jetzt hat fast meine Frau übernommen, weil ich kaum zu Hause bin. Jetzt mähen sie meistens. Früher habe ich ihn ausschließlich gemäht.
Dann habe ich so einen Rasenmäher gekauft, den kennt ihr. Er hat einen Hebel, den man betätigen muss, und dann drehen sich die Räder von selbst. Das nennt man selbstfahrend. Das ist ganz angenehm.
Meine Frau sagte: „Hans-Peter, du fährst jetzt wieder eine Woche weg. Sag mir, wie der Rasenmäher hier funktioniert, der neue.“ Da habe ich gesagt: „Ja, das ist ein selbstfahrender.“ Meine Frau ist ein technisches Genie. Sie hat verstanden, aber sie dachte, selbstfahrend bedeutet, dass der Mäher irgendwie von selbst fährt. Wir haben nicht näher darüber gesprochen.
Auf jeden Fall hat sie etwas ganz Wunderbares von dem neuen Rasenmäher erwartet. Sie hat ihn gestartet und so weiter. Der ist allerdings zweimal so schwer wie der alte. Sie hat ihn herumgeschoben, hat geschwitzt und dachte: „So ein blödes Ding! Der alte war viel besser. Der war längst nicht so schwer und ließ sich viel leichter schieben.“
Sie hat ihn wild herumgeschoben und ist fast verzweifelt. Dann ist sie versehentlich an den Hebel gekommen. Plötzlich war sie quasi waagrecht in der Luft, und der Mäher zog sie durch den Garten. Da hat sie ein Erlebnis gemacht.
Sie hat für eine Zeit lang im Schweiße ihres Angesichts den Rasenmäher selbst geschoben, bis sie erkannt hat: „Der fährt von alleine. Ich muss nur nachgehen und ihn ein bisschen lenken.“
Wisst ihr was? Dieses Erlebnis hatte Petrus zu Pfingsten. Petrus hat drei Jahre lang den Rasenmäher geschoben. Er hat drei Jahre lang sein Bestes für Jesus gegeben, aber immer wieder versagt.
Plötzlich hat er gemerkt: Da ist jemand, der in mir lebt. Darum hat Jesus gesagt: „Meine lieben Jünger, es ist zu eurem Besten, wenn ich weggehe. Denn wenn ich weggehe, dann schicke ich den Heiligen Geist, damit er in euch das vollbringt, was der Vater in mir tut.“
Die Gegenwart Jesu in uns als Quelle des Lebens
Es gibt unter den Jugendlichen ein schönes Lied, kennt ihr das? Es heißt „Jesus lives in my house“. Kennt das jemand von euch?
Mir gefällt dieses Lied: „Jesus lebt in meinem Haus, Jesus lebt in meinem Haus.“ Und wisst ihr, was das Wunderbare daran ist? Jesus hat gesagt: „Ich gehe hin und ich werde eine Wohnung für euch bauen.“
Und wisst ihr, was wir inzwischen tun können? Während Jesus eine Wohnung für uns im Himmel baut, sollten wir hier auf Erden eine Wohnung für ihn bauen. Diese Wohnung ist unser Leib. Er möchte in uns wohnen. Er sagt: „Wer mich liebt, zu dem werden mein Vater und ich kommen, und wir werden Wohnung in euch machen.“
Jesus lebt in meinem Haus. Wenn du gläubig bist, dann wohnt jemand in dir. Und dieser Jemand möchte nichts anderes, als leben. Das ist Christsein.
Jesus hat als Mensch 33 Jahre lang gelebt. Wo war sein Vater? Ja, er war im Himmel. Aber er war auch in Jesus. Jesus Christus – wo wohnt er heute? Wir wissen, er sitzt zur Rechten Gottes, aber er wohnt auch in jedem Gläubigen. Christus wohnt in uns. Das lesen wir dutzende Male im Neuen Testament.
Jesus hat gesagt: „Meine lieben Jünger, genauso wie der Vater mich gesandt hat, genauso sende ich nun euch.“ Mit anderen Worten: Auf dieselbe Art und Weise, wie mein Leben funktioniert hat, funktioniert dein Leben, wenn du mich in dir hast.
Das Gleichnis vom Skirennen und die Rolle Christi in unserem Leben
Ich bin früher Skirennen gefahren. Ich war nie besonders gut, aber ich habe trotzdem mitgemacht – bei Bauernrennen, nichts Großes, kein Weltcup oder so. In unseren Bezirken und landesweit bin ich so mitgefahren.
Ich hatte einen Freund, mit dem ich immer zusammen gefahren bin, den Willi. Der Willi war ziemlich gut. Bei jedem Rennen, bei dem wir dabei waren, wurde Willi meistens Zweiter oder Dritter. Wenn Willi Zweiter war, wurde ich Zehnter. War Willi Zehnter, wurde ich Dreißigster. War Willi Dreißigster, wurde ich Neunzigster. Es war immer dasselbe.
Wir haben zusammen trainiert, die Ski geschliffen und gewachst – alles gemeinsam. Er wurde Fünfter, ich Fünfzehnter. Eines Tages habe ich mir gedacht, das Problem liegt daran, dass er einen grünen Atomic ARC hatte und ich einen schwarzen Kneissl. Ich dachte, das ist das Problem.
Ihr werdet es nicht glauben: An Weihnachten, ich war da glaube ich 15 oder 16 Jahre alt, bekam ich von meinen Eltern einen grünen Atomic ARC geschenkt. Ein Weihnachtsgeschenk, das ich nie vergesse, denn das war überwältigend. Da habe ich gedacht: Jetzt ist es so weit! Grüner Atomic ARC, gleiche Länge wie der Willi, gleiche Steifheit, alles gleich.
Wir haben weiter zusammen trainiert und sind zum nächsten Rennen gefahren. Willi wurde Dritter, und ratet mal, ich wurde Zehnter. Wenn ich jetzt zurückschaue, wisst ihr, was ich gelernt habe? Nicht der grüne Atomic ARC hat das Rennen gewonnen, sondern Willi hat das Rennen gewonnen. Nicht der grüne Atomic ARC erhielt den Siegespreis, sondern Willi erhielt ihn. Und der Applaus galt auch nicht dem grünen Atomic ARC, sondern Willi.
Und wisst ihr was? Genauso ist es mit Christus. Christus ist der Skiläufer, du und ich sind der Ski. Alles, was Christus braucht, ist eine Wohnung, einen Ski, auf dem er fahren kann, einen Tennisschläger, mit dem er spielen kann. Er braucht ein Haus, in dem er wohnt, einen Jünger, in dem er leben kann, damit er das tun kann, was wir nicht können. Und das bedeutet Jüngerschaft.
Darum sagt Jesus: Ihr werdet noch viel Größeres sehen als dieses.
Die grösseren Werke und ihre wahre Bedeutung
Und noch ein Letztes: Was sind die größeren Werke, die wir tun werden? Wovon spricht Jesus?
Ihr werdet dasselbe tun, und ihr werdet größere Werke tun als ich. Wenn du so denkst wie ich, dann denkst du in erster Linie an spektakuläre Dinge: Wunderheilungen, Dämonenaustreibungen, Totenauferweckungen. Nun, das sind große Dinge, gebe ich zu. Aber davon hat Jesus nicht gesprochen, das weiß ich ganz genau.
Wisst ihr warum? Dämonenaustreibung und Wunderheilung waren für die Jünger nichts Neues, das haben sie schon immer gemacht. Wir lesen in Markus 6,13: Die Jünger trieben viele Dämonen aus, sie salbten Kranke mit Öl und heilten sie. Dämonenaustreibung und Krankenheilung waren für die Jünger also nichts Neues, das haben sie sowieso gemacht.
Aber Jesus hat gesagt: Ihr werdet größere Werke tun als dieses. Was ist das Größere? Was sind die größeren Werke? Diese sind beschrieben in Galater 5,22-23: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Das ist viel größer.
Wisst ihr, was das größere Werk ist? Wenn du nach Hause kommst und deine Eltern liebst. Ein größeres Werk ist, wenn du dem vergeben kannst, für den du nur Hass empfindest. Denn das konnten die Jünger nicht. Das haben sie bis Pfingsten nie geschafft.
Und hier ist ja gesagt: Ihr werdet größere Werke tun. Wenn durch deine Liebe und Güte Menschen aufmerksam werden und Seelen dabei gerettet werden, das ist das Größte. Das sind die größeren Werke, die Jesus vollbringen möchte.
Schlussgedanken und Gebet
Ich möchte heute so schließen und morgen weitermachen.
Zehn Jahre meines Christenlebens habe ich versucht, von ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft für Jesus zu leben. Doch es hat mich fertiggemacht, ich habe es nicht geschafft. Was sind die größeren Werke, wenn wir lernen, Jesus Herr sein zu lassen im Leben?
Und wisst ihr was? Heute bin ich der Leiter einer Bibelschule und unterrichte ungefähr dreißig Wochen im Jahr Menschen auf der ganzen Welt. Aber das ist gar nicht wichtig. Wisst ihr, was ich wirklich sagen kann? Das kann ich von Herzen sagen: Ich freue mich, zu Jesus zu gehören, ich freue mich, Christ zu sein. Und ich sage das von Herzen jedem Menschen.
Aber das ist nicht, weil ich so ein toller Christ wäre. Ich bin oft oberflächlich, auch mein Gebetsleben ist oft lieblos – alles Mögliche. Und doch, wenn ich wieder daran denke: Nicht ich für ihn, sondern es ist Christus. Mit ihm in Verbindung leben, mit ihm in Liebe leben, von ihm abhängig leben – dann geschieht das Wunder. Es kommt Freude auf, es kommt Leben auf.
Hier ist es gesagt: Ich will euch Leben geben, ich will es euch im Überfluss geben. Und das wünsche ich uns auch für diese Pfingsttagung, dass wir dieses Leben wieder ein Stück näher kennenlernen. Christus in uns – das ist Jüngerschaft, und das ist, wo Christenleben Freude macht.
Lieber himmlischer Vater, es gäbe so viele Dinge über dich zu sagen. Es ist so fantastisch, dass wir dich Vater nennen dürfen durch unseren Herrn Jesus, der uns den Weg bereitet hat in eine Gemeinschaft, die wir uns nur erträumen können – in die Gemeinschaft mit Gott, dem Allmächtigen.
Und Herr, du wohnst in uns. So oft glauben wir das nicht. So oft leben wir, als ob wir völlig allein wären. So oft leben wir, als ob unsere eigene Kraft das Einzige wäre, was wir hätten. Herr, vergib uns und lehre uns, so wie Nathanael und Philippus, dich in uns zu sehen.
So oft geht es uns wie Philippus, der den Vater in Jesus nicht erkannte. Erkennen wir dich in uns nicht? Erkennen wir Christus im Gläubigen nicht? Und wir versuchen, ein Leben zu produzieren, das nur du leben kannst.
Oh Herr, ich danke dir für die Freiheit, dass das nie dein Plan war. Dein Plan war immer, dass du gemeinsam mit uns ein Leben lebst. Oh Herr, dieses Leben ist so spannend, menschlich unmöglich, doch aus deiner Kraft wird es so spannend, weil wir nie wissen, was du morgen vorhast.
Weil wir nie wissen, was du übermorgen schon wieder vorbereitet hast. Es ist so spannend, mit dir zu leben: wie du uns befähigst, aus deiner Kraft Menschen zu lieben, die wir gar nicht leiden können; wie du uns befähigst, für unseren Feind zu beten; wie du uns befähigst, freundlich zu sein, da wo es keinen Grund dafür gibt; wie du uns Geduld schenkst, die wir selbst nicht haben.
Herr, das ist Leben aus dir. Und das sind die großen Dinge, Herr. Dafür bete ich für mein eigenes Leben und für all die lieben Menschen, die hier an diesem Wochenende sind. Vater, mögest du uns mit deiner Gegenwart so erfüllen, dass wir aus ihr heraus leben lernen.
Das ist mein Gebet, in Jesu Namen. Amen.