
Herzlich willkommen zum Podcast der IFA Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Busse klingt heute vielleicht altmodisch, ist aber ein wesentlicher Bestandteil auf dem Weg zu Gott. In der Busse wendet sich der Mensch von seiner Gottesferne und Sünde ab und wendet sich im Glauben Gott zu.
Heute schauen wir uns einige Kennzeichen echter Busse näher an. Wir reden hier also über echte Busse. In Podcast neunundfünfzig ging es um falsche Busse.
Wir sprechen über Busse, die auch für Gott eine Busse sind, so wie er sie sich vorstellt und in seinem Wort beschrieben hat. Falsche Busse bedeutet auch falsche Sicherheit. Es ist, als ob ich zum Flughafen gehe und erst an der Kontrolle entdecke, dass ich gar keinen gültigen Pass habe.
Das ist ärgerlich bei einem verpassten Flug, aber noch zu verschmerzen. Wenn meine Busse jedoch nicht echt ist, ich also keinen gültigen Pass habe und deshalb den Himmel verpasse, ist das der schrecklichste Moment meines Lebens. Denn ich habe damit die Ewigkeit bei Gott für immer verpasst.
Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir uns mit den Kennzeichen beschäftigen, an denen wir echte Busse erkennen können.
Jörg, lass uns mit der Frage beginnen, welche Rolle die Buße überhaupt für Menschen spielt, die noch nicht mit Jesus unterwegs sind, aber beginnen wollen, mit ihm zu leben. Buße ist ein Fundament zusammen mit dem Glauben. Buße bedeutet das Abwenden vom bisherigen Leben und das Erkennen der Sünde. Glauben ist dann das Zuwenden zu Gott.
In Kurzform war Buße deswegen auch zentral in der Evangeliumsverkündigung. Johannes der Täufer verkündete in Matthäus 3: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen.“ Er erschien in der Wüste von Judäa und rief die Menschen zur Buße auf. Jesus tat dies genauso. Ein Kapitel später, in Matthäus 4, beginnt Jesus zu verkündigen und spricht: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen.“
Der Begriff Buße ist heute nicht mehr so geläufig, aber christlich eindeutig ganz zentral für die Grundlagen des Glaubens. Du hast eben gesagt, dass Jesus auch ganz zentral von Buße redet – einer Buße, die er anerkennt, einer Buße, die in der Ewigkeit als Buße angesehen wird.
Hier geht es also um Buße, wie du es gesagt hast, um überhaupt eine Beziehung zu Jesus zu bekommen, also Christ zu werden. Du hast gesagt, Buße und Glauben sind der erste Schritt auf diesem Weg. Deshalb ist es so wichtig zu wissen, auf welche Kennzeichen ich achten muss, um für mich sagen zu können: Ja, ich habe Buße getan – und zwar so eine Buße, wie Gott sie sich vorstellt.
Was wäre denn ein Kennzeichen für echte Buße, das bei Gott auch zählt? Ich habe das mal in sechs Kennzeichen aufgebrochen. Diese könnten noch variiert werden, aber sie fassen das Wesentliche gut zusammen.
Das erste Kennzeichen würde ich als Einsicht der Sünde bezeichnen. Das bedeutet ein Verstehen und Überführtsein vom Wesen der Sünde – also was Sünde ist, die eigene Verdorbenheit, dass ich von Gott fern bin und vor ihm weglaufe.
Bevor ich das weiter definiere, möchte ich eine bekannte Geschichte vorlesen, nämlich die vom verlorenen Sohn. Dabei gibt es einen Zwischenschritt, den ich persönlich öfter übersehen habe. Ich denke, dieser Moment charakterisiert die Buße sehr gut.
Ein Mensch hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sprach zum Vater: „Gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt, Vater.“ Und der Vater teilte ihnen das Gut. Nicht lange danach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land. Dort verschleuderte er sein Vermögen mit ausschweifendem Leben.
Nachdem er alles aufgebraucht hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und auch er begann, Mangel zu leiden. Da ging er zu einem Bürger jenes Landes, der schickte ihn auf seine Äcker, um die Schweine zu hüten. Er begehrte, seinen Bauch mit den Schoten zu füllen, welche die Schweine aßen, doch niemand gab sie ihm.
Das ist die Vorgeschichte. Nun kommt der Moment der Buße: „Er kam aber zu sich selbst und sprach: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe hier vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Mache mich zu einem deiner Tagelöhner.“
Die Einsicht der Sünde ist unser erster Punkt, und das wird hier so schön beschrieben mit „Er kam aber zu sich selbst und sprach“. Erlebte so sein Leben, und irgendwann kam er zu sich. Das habe ich auch in meinem Leben so erlebt – dieses „Zu-sich-Kommen“. Plötzlich realisiert man, wer Gott ist und wer man selbst ist.
Es geht hier nicht nur um die Situation. Die wird beschrieben: Er hatte Hungersnot, nichts zu essen, weil er alles verschwendet hatte. Er hatte ein ganzes Erbe gehabt, das er vergeudet hat. Es war seine eigene Schuld. Dann kam noch die Hungersnot hinzu, mit der er nicht gerechnet hatte. So wie wir oft nicht mit Kriegen oder anderen Katastrophen rechnen, die sich schnell ändern können.
Dann kam er zu sich selbst und dachte: „Mein Vater hat viele angestellte Tagelöhner, die Brot im Überfluss haben. Ich aber, der Erbe, vergehe hier vor Hunger.“ Das ist eine normale Situationsbeschreibung und schon nicht schlecht. Denn wenn wir die Offenbarung lesen, etwa Offenbarung 3,15, sehen wir, dass Christen dort meinten, sie seien reich und wüssten alles. Johannes sagt ihnen aber: Ihr seid arm, blind und bloß – also habt ihr eine falsche Selbsteinschätzung.
Die Einschätzung des verlorenen Sohnes ist hier schon mal richtig. Interessant ist, was er an seinem Vater sagen will: Er will sich aufmachen und zu ihm gehen. Das ist Glauben – der Schritt zu Gott. Er könnte sich auch an andere wenden, an Götzen, die für Fruchtbarkeit oder anderes zuständig sind, aber nein, er will zu seinem Vater gehen. Das ist ein Bild, ein Gleichnis von Jesus, also von Gott.
Er sagt: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Mache mich zu einem deiner Tagelöhner.“ Er kennt hier die Sünde. Was ist die Sünde? Zum einen, was er getan hat: Er war rebellisch, hat die Familie verlassen und sein Vermögen in einem ausschweifenden Leben verschwendet. Er lebte starke Unmoral.
Sein Bruder sagt ja auch, er habe „rumgehurt“. Man kann sich sein Erbe austeilen lassen, das ist nicht das Problem, aber was danach folgte, führt mich zu der Annahme, dass mehr dahintersteckte: Undankbarkeit im Herzen, Rebellion, der Wunsch, alles zu erleben, schlechtes Verhalten. Seine Freunde waren nur solange da, wie es ihm gut ging. Beziehungstechnisch lief einiges schief.
Das waren die Sünden, aber was er wirklich merkt, ist auch die Sünde in ihrem Wesen: das eigene Getrenntsein von Gott. Wir haben mit Gott nichts mehr zu tun – das ist die Ursünde. Das blickt er, als er zu sich kommt. Er sagt: „Ich habe gesündigt gegen dich und gegen den Himmel.“ Er weiß, dass Sünde eine Trennung von Gott bedeutet.
Er sagt auch: „Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.“ Diese Unwürdigkeit geht tiefer. Er sagt nicht nur, was er falsch gemacht hat, sondern dass er es nicht mehr wert ist, Sohn zu sein. Seine Grundhaltung ist: Ich bin von dir weggelaufen, war undankbar und wollte nichts von dir wissen. Er hat keine Briefe geschrieben, vermutlich, was zeigt, dass er von Gott total getrennt ist.
Das ist die Sünde, die wir in uns haben, und die hier im Bild dargestellt wird. Deshalb sagt er: „Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Mache mich zu einem deiner Tagelöhner.“ Er bittet um Versorgung, aber weiß, dass er nichts mehr wert ist.
Er hat sein Verhältnis zu Gott wirklich gesehen – dass es nicht mehr vorhanden war. Das ist die eigentliche Sünde. Und er „kam zu sich selbst“. Das ist immer ein Moment, wenn jemand Buße tut.
Buße gibt es in zwei Begriffen: Im Hebräischen bedeutet sie eher Umkehr, also ein sich Zuwenden zu Gott. Im Griechischen, Metanoia, ist es mehr ein Umdenken der Haltung. Beide Begriffe beleuchten verschiedene Wahrheiten, doch es kommt immer dazu, dass man merkt: „Ich bin eigentlich nicht mehr wert, dem himmlischen Vater anzugehören, der mich versorgt und mit dem ich zusammen sein darf.“
Man wird sich bewusst, dass man Schlechtes getan hat. In Johannes 1 gibt es das Bild, dass die Dinge ans Licht kommen. Plötzlich tritt Licht in dein Leben, und alles, was vorher dunkel war, wird klar. Man wird von Sünde überführt, und das ist immer bei echter Buße dabei.
Wir hatten zuletzt Beispiele von Leuten, die nur sagten: „Ich habe gesündigt“, aber nur, weil sie die Folgen sahen. Hier aber merkt man: „Wer bin ich? Ich bin es nicht mehr wert, und ich habe Schlechtes getan.“ Das ist eine Wahrheit über sich selbst und über Gott – nämlich, dass man zu Gott zurückkehrt.
Bei falscher Buße steht oft im Vordergrund, was einem dann blüht oder welche Folgen man fürchtet. Hier geht es vor allem um die Beziehung zu Gott. Plötzlich steht jemand im Lichtkegel und erkennt sein eigenes Leben.
Das ist es, was Gott wirkt. Das kann man nicht selbst machen. Es ist Licht von außen, das in dein Leben hineinscheint. Das ist Gnade Gottes.
Letztlich ist Buße, würde ich sagen, ein Werk Gottes, der das Licht schickt. Theologisch könnte man dazu viele Podcasts machen. Wir hatten das zuletzt bei Jakob gesehen. Er war ein Betrüger, wie sein Bruder Esau. Doch Gott begegnete ihm in seinem Leben.
Jakob wurde mehrmals betrogen – mit seiner Frau, mit den Herden. Gott führte sein Leben in Gnade, und so kam dieses Licht in ihn hinein, wodurch er vor Gott offenbar wurde.
Das Bild mit dem Licht gefällt mir, aber es ist natürlich nur ein Bild. In Wirklichkeit ist es so, dass ich mit meinem Verstand erfasse: „Okay, da bin ich getrennt von Gott, das habe ich getan.“
Als Mensch habe ich jedoch nicht nur einen Verstand, sondern auch Emotionen. Inwieweit sind meine Emotionen daran beteiligt, wenn ich Buße tue? Das ist, denke ich, bei den Menschen verschieden. Oft kommt natürlich Trauer dabei auf, weil das keine schöne Situation ist.
Ich finde es interessant, dass in den Seligpreisungen in Matthäus 5, am Anfang der Bergpredigt, zuerst gesagt wird: „Glückselig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel.“ Wir haben eben gelesen: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nah.“ Wer sich selbst als geistlich arm ansieht, merkt seinen Zustand – das würde ich schon als Buße ansehen.
Im nächsten Vers steht dann: „Glückselig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden.“ Warum trauern sie? Weil sie geistlich arm sind. Das ist, denke ich, eine Stufenleiter. Das ist so das Normale, aber das muss sich nicht unbedingt immer in herzzerreißendem Weinen ausdrücken.
Das haben wir beim Esau beim letzten Mal gesehen: Er hatte wirklich Tränen der Reue, doch das führte ihn nicht zur Buße. Bei Jakob lese ich nichts von Tränen, auch bei Paulus nicht. Bei Petrus schon, der hat sehr geweint. Aber Paulus, dem Gott begegnet ist, der vom Pferd fiel – von ihm liest man nicht, dass er weint.
Das Entscheidende ist aber – und das ist auf jeden Fall meine innere Traurigkeit: In Joel 2,12 heißt es: „Doch auch jetzt noch, spricht der Herr, kehrt um zu mir von ganzem Herzen.“ Das ist ein anderer Begriff für Buße. „Mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen; zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider.“ Damals war das Zerreißen der Kleider eine Trauerbekundung, wenn etwas Schlimmes passiert war oder jemand gestorben war.
Also sagt Gott: „Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider und kehrt um zu dem Herrn, eurem Gott; denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und von großer Gnade, und das Übel reut ihn, das er über das Volk, über die Person ausgesprochen hatte.“
Man merkt, dass ich einem gnädigen, barmherzigen, langmütigen Gott voller großer Gnade gegenüberstehe. Fasten, Weinen, Klagen und das Zerreißen des Herzens sind Ausdruck dessen, dass man umkehrt von seinem bisherigen Weg, der von Gott wegführte, hin zu Gott.
Da sind also schon viele Emotionen dabei, die sich aber nicht immer laut äußern müssen. Das kann auch innerlich ablaufen. Das Entscheidende ist, dass die Einsicht in die Sünde und die Umkehr geschehen. Das wird immer eine Form der Trauer sein, die aber unterschiedlich ausfallen kann.
Das heißt also: Wenn Menschen auf dieses Licht Gottes reagieren, dann reagieren sie mit ihrem Herzen und mit ihrem Verstand auf ihren eigenen sündigen Zustand. Aber dabei bleibt es nicht nur. Es ist nicht nur etwas, das ich mit meinem Kopf erfasse. Das führt sicher auch zu Taten, oder? Wenn ich umkehre, weil ich Böses getan habe.
Der Text aus 1. Johannes 1,5-10 ist ein klassischer Abschnitt über das Sündenbekenntnis. Er verwendet das Bild des Lichts und beschreibt, was daraus folgt. Die Botschaft, die wir von Jesus gehört haben und euch verkündigen, lautet: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.
Als Mensch erkennt man plötzlich, dass Gott Licht ist – das bedeutet Heiligkeit und Reinheit. In ihm gibt es keinerlei Finsternis. Zuvor denkt man vielleicht, Gott sei so etwas wie ein liebevoller Opa im Himmel, dem man es schon recht machen kann. Doch nun wird Gott wirklich vor Augen gestellt, und man merkt, dass man selbst finster ist und vor diesem Licht nicht bestehen kann.
In Vers 6 heißt es: Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, aber doch in der Finsternis wandeln, dann lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Das machen viele Menschen. Sie sagen: „Alle kommen in den Himmel, wird schon passen“ oder „Ich bin gut.“ Doch tatsächlich wandelt man in der Finsternis, also in der Gottesferne, und hat keine Gemeinschaft mit Gott. So täuscht man sich selbst und lebt nicht in der Wahrheit.
Der Gegenpart dazu ist: Wenn wir aber im Licht wandeln, also wenn wir Gott als Licht erkennen, dann stellt uns dieses Licht auch in unserem Leben ins Licht. So haben wir Gemeinschaft miteinander. Und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. Diese Erkenntnis Gottes und die daraus folgende Trauer führen zu Gemeinschaft, weil man sich von Gott durch seinen Kreuzestod reinigen lässt.
Nun kommen wir zu dem Teil, was an Taten daraus folgt. Das steht bisher nur indirekt drin: Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.
Hier erkennt man die Gegensatzpaare: Licht – Finsternis, Wahrheit – Lüge, Sündenbekenntnis – Leugnung der Sünde, Gemeinschaft – keine Gemeinschaft. Wenn du das erkennst, wirst du deine Sünden auch bekennen. Plötzlich fällt Licht auf die schmutzige Ecke, und du erkennst den Dreck in deinem Leben. Dann sprichst du das wenigstens vor Gott aus.
Das ist, was ich als wesentlich ansehe.
Was ich an dem vorgelesenen Vers noch stark finde, ist, dass dort steht, dass er uns die Sünde vergibt. Das zeigt deutlich, dass Buße nicht etwas ist, was ich als Zwang tun muss, sondern eine Möglichkeit, meine Schuld wirklich loszuwerden. Sonst kann ich vielleicht jemandem meine Schuld bekennen, aber ich werde sie nicht los. Hier gibt es die Möglichkeit: Du kannst deine Schuld loswerden und musst nicht länger unter ihr leiden.
Man denkt bei Buße oft an „Du musst“ und Druck – das sind Menschen, die mit Religion andere niederhalten. Aber in Wirklichkeit ist Buße eine Befreiung. Die Finsternis verschwindet.
Ein schöner Vers dazu steht im 2. Korinther 7. Paulus spricht dort von verschiedenen Arten von Buße. Er hatte im 1. Korintherbrief Dinge geschrieben, die die Gemeinde betrübt hatten. Im 2. Korinther 7 sagt er: „Denn wenn ich euch durch den Brief auch betrübt habe – was natürlich nicht schön ist –, so bereue ich es nicht, wenn ich es auch bereut habe. Denn ich sehe, dass jener Brief euch betrübt hat, wenn auch nur für eine Stunde. Nun freue ich mich nicht darüber, dass ihr betrübt wurdet, sondern darüber, dass ihr zu Buße betrübt worden seid. Denn ihr seid in gottgewollter Weise betrübt worden, sodass ihr von uns keinen Schaden genommen habt. Die gottgewollte Betrübnis bewirkt eine Buße zum Heil, zur Rettung, die man nicht bereuen muss. Die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod.“
Das finde ich spannend. Natürlich ist es traurig, wenn wir erkennen, dass wir nichts wert sind, wie der verlorene Sohn sagt. Das möchte niemand von sich sagen. Da bricht ein Lebenshaus zusammen – das tut weh. Aber es führt zur Freude, weil man dadurch zur Errettung kommt.
Bei der Welt gibt es auch Betrübnis, aber sie bleibt in der Trauer. Wie bei Judas, der erkannte, dass er alles falsch gemacht hat, und sich am Ende erhängte.
Buße ist ein Geschenk, das uns ermöglicht, mit Gott, mit dem Licht, zusammenzuleben. In enger Gemeinschaft und frei von Sünde und Beschmutzung.
Du hast gesagt, am Anfang ist Buße sicher nicht die große Freude. Wenn etwas Schlechtes ans Licht kommt, löst das unangenehme Gefühle aus, oder?
Ja, wie bei Adam. Sie merkten plötzlich, dass sie nackt waren, und versteckten sich vor Gott. Das ist natürlich, weil Licht Dinge aufdeckt, und man sich schämt. Heute benutzen wir den Begriff „Scham“ nicht oft. Aber in Hesekiel 36,31 steht zum Beispiel über Menschen, die umgekehrt sind: „Dann werdet ihr an eure bösen Wege gedenken und an eure Taten, die nicht gut waren. Und ihr werdet vor euch selbst Abscheu empfinden wegen eurer Sünden und Gräuel. Nicht euretwegen werde ich dies tun, spricht Gott der Herr; das sollt ihr wissen: Schämt euch und errötet über eure Wege, ihr vom Haus Israel.“
Dort ist Scham und Abscheu beschrieben – unangenehme innere Gefühle, die aber letztlich zu Gott und zur Befreiung führen. Das ist das Schöne daran: die Freude im Weinen.
Diese Gefühle können ganz unterschiedlich aussehen. Man denkt nicht unbedingt an viele Tränen, aber Scham über das, was man getan hat, ist dabei.
Im Römerbrief 6,21 wird das nüchtern ausgedrückt: „Welche Frucht hattet ihr damals von den Dingen, deren ihr euch jetzt schämt? Das Ende davon ist der Tod.“ Das ist eine nüchterne Betrachtung: Was hat dein Leben ohne Gott eigentlich gebracht? Jetzt schämst du dich dafür.
Scham ist immer dabei, während Ungerechtigkeit sich anders zeigt. In Jeremia 6,15 heißt es: „Schämen Sie sich nicht? Ja, schämen sollten Sie sich, weil Sie Gräuel verübt haben. Aber Sie wissen nicht mehr, was Scham bedeutet, und empfinden keine Scham. Darum werden Sie fallen unter den Fallenden.“
Das ist ein guter Vers, um heutige Talkshows einzuordnen, in denen es oft um Outing oder Ähnliches geht. Dort rühmt man sich eher der Sünde, anstatt sich zu schämen. Das hat nichts mit Buße zu tun.
Buße ist etwas, das sich Gott gegenüber zeigt. Ich würde das gern auf alle Menschen ausweiten, denn Gott beruft und errettet keine Gerechten, sondern immer Sünder, egal welche Sünde.
„Liebt immer den Sünder.“ Darauf komme ich später noch zurück. Liebt Gott den Sünder oder nicht? Das ist eine wichtige Frage, unabhängig davon, was der Sünder getan hat. Das ist die große Gnade dabei.
Beim Outing geht es nicht um eine spezielle Sünde, sondern allgemein darum, dass Leute etwas erzählen. Ich hatte das ein wenig spezieller aufgefasst, weil wir privat gerade heute und gestern darüber gesprochen hatten. Es ist gut, dass du noch einmal nachhakst – das soll ganz allgemein verstanden werden.
Wenn sich jemand wirklich schämt und Buße tut, weil er den Dreck seines Lebens sieht, hat das auch Taten zur Folge, oder?
Ja, ich denke schon. Man wendet sich dann von der Sünde ab. Vorher kommt aber oft ein innerlicher Abstand zur Sünde, ein Hass darauf. Man kann die Sünde nicht mehr so locker nehmen wie früher. Es ist eher ein innerer Bruch, kein bloßes Reden.
Natürlich gibt es noch bestimmte Sünden, die einen vielleicht verlocken und bei denen man sich fragt, warum man sie nicht ablegen kann. Das ist ein Thema für einen anderen Podcast, den ich schon vorbereitet habe. Aber die generelle Einstellung zur Sünde verändert sich. Man liebt die Sünde nicht mehr. Das geht nicht, wenn man im Licht wandelt.
Wenn wir im Licht wandeln, bekennen wir unsere Sünden. Gott geht davon aus, dass wir als Christen weiterhin sündigen. Aber die Grundhaltung ändert sich: Man hasst die Sünde, weil man ihr Wesen erkannt hat.
Der verlorene Sohn wird nicht mehr so ausschweifend leben wie früher. Vielleicht hat er bei manchen Dingen noch Schwachpunkte, etwa beim Alkoholkonsum oder anderen Bereichen. Aber die generelle Haltung zur Sünde wird sich nicht mehr rückgängig machen lassen. Er hat die Sünde so tief erkannt, dass er sie nicht mehr lieben kann.
Das ist ein wichtiger Unterschied.
Was spannend ist: Wir hatten eine Frage von einer Hörerin, die wissen wollte, was es mit dem Satz „Gott hasst die Sünde, aber er liebt den Sünder“ auf sich hat. Stimmt dieser Satz? Genau, das war die Frage, glaube ich.
Früher hätte ich gesagt, der Satz ist falsch. Heute sehe ich das eher differenziert oder zwischendrin richtig. Denn zum Beispiel steht in Psalm 5,6: „Die Prahler bestehen nicht vor deinen Augen, du hasst alle Übeltäter.“ Das bedeutet, Gott hasst nicht nur die Sünde, sondern auch die Übeltäter, also die Personen.
Oder in Psalm 11,5 heißt es: „Der Herr prüft den Gerechten, aber den Gottlosen und dem, der die Frevel liebt, hasst seine Seele.“ Auch hier ist von der Person die Rede. Das heißt, Gott hasst sowohl den Sünder als auch die Sünde.
Der Satz wäre auf jeden Fall missverständlich, wenn man daraus schließt, dass Gott den Sünder liebt und deshalb alle automatisch in den Himmel kommen, weil er sie ja liebt. Das stimmt natürlich nicht. So ist es ja auch nicht gemeint. Ich habe den Satz früher immer ein bisschen falsch verstanden.
Gnade hast du nicht einfach deswegen, weil Gott dich liebt. Andererseits stimmt der Satz irgendwo schon, denn Gott lässt zum Beispiel seine Sonne über Gerechte und Ungerechte aufgehen – und das ist Liebe.
Das heißt, natürlich hasst er den Sünder, aber er liebt ihn auch, weil er die Sonne über ihm aufgehen lässt. In Johannes 3,16 steht: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Die Welt, die Gott liebt, sind natürlich nicht nur Gerechte, sondern auch Sünder. Also liebt er die Sünder.
Sehr direkt wird das auch in Römer 5 deutlich. Paulus sagt dort, und ich muss das mal rekapitulieren: Er hat uns geliebt, als wir noch Sünder waren. In Römer 5,8 steht zum Beispiel: „Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Und weiter heißt es: „Wie viel mehr werden wir jetzt gerettet werden und später, denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wie viel mehr werden wir jetzt als Versöhnte durch sein Leben gerettet werden.“
Ab Vers 6 ist es am besten erklärt: „Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum jemand für einen Gerechten; für einen Wohltäter entschließt sich vielleicht jemand zu sterben. Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Die Liebe gilt also eindeutig dem Sünder.
Wie würde ich den Satz jetzt einordnen? Gott hasst den Sünder als Ganzes, deswegen geht der Sünder auch in die Hölle. Aber er liebt den Sünder auch. Deshalb wurde, glaube ich, der Satz entwickelt: Was liebt er im Sünder? Natürlich nicht die Sünde, die hasst er immer. Aber er verdammt den Menschen nicht in seiner Würde und Identität. Er liebt den Menschen.
Deshalb würde ich sagen: Da beides stimmt – er hasst den Sünder und er liebt den Sünder – kann ich diesen Satz akzeptieren. Er macht deutlich, dass Gott dich als Mensch liebt. Natürlich bist du trotzdem verloren, wenn du in der Sünde bleibst. Aber die Sünde in dir hasst er, weil er dich sonst gar nicht lieben würde.
Insofern würde ich am Ende sagen: Der Satz stimmt. Es ist gut, dass man auch manchmal eine Entwicklung durchmacht und sagt: „Ja, das sehe ich heute anders als früher.“ Ich finde, das ist wichtig, auch im Blick zu haben. Man muss sich nicht mit zwanzig Jahren zementieren und dann bis siebzig immer das Gleiche festhalten.
Aber ich möchte noch einmal darauf zurückkommen: Was verändert Buße denn im Menschen noch? Du hast gesagt, er hasst die Sünde. Was passiert noch mit demjenigen, der zu Gott umgekehrt ist?
Ein Beispiel ist Zachäus, der ein reicher Zöllner war. Gott wandte sich ihm zu, und er empfand eine unheimliche Freude. Es ist nicht nur Druck, wie wir vorhin schon besprochen haben. Zachäus stieg von dem Baum herab, auf dem er saß, und Jesus lud sich bei ihm ein. Am Ende erstattete er den Armen das Geld zurück – und zwar deutlich mehr, als es das Gesetz verlangte. Er zahlte also die Dinge zurück.
Wenn du dich von der Sünde abwendest, machst du auch die Dinge wieder gut. Denn du findest die Sünde nicht mehr gut und versuchst, die negativen Folgen abzuwenden. Das gehört alles irgendwie dazu. Ich kann vielleicht noch einmal die Geschichte von Zachäus durchlesen, um zu zeigen, was das alles auslöst.
Insgesamt würde ich zusammenfassen: Es beginnt mit dem Erkennen des Wesens der Sünde. So wie bei dem verlorenen Sohn, der plötzlich zu sich selbst kam und merkte: „Ich bin im Finstern, ich bin es nicht mehr wert.“ Er erkannte seine falsche Haltung, nämlich dass er von Gott wegrennt.
Dann folgen Trauer und Scham, die in gewisser Weise immer dabei sind. Wie stark sie sind, ist unterschiedlich – je nach Leben und Persönlichkeit. Es folgt ein Hinwenden zu Gott, ein Bekenntnis der Sünde und ein Hass auf die Sünde – auf jeden Fall allgemein, auch wenn vielleicht noch Sünden vorhanden sind.
Dann kommt die Abwendung von der Sünde und das Tun des Guten dazu. Das würde ich so sagen: Das gehört auf jeden Fall zur Buße dazu.
Das war doch eine gute Zusammenfassung. Es ist klar, wir konnten sicher nicht alles ansprechen, was die Bibel über Buße sagt. Aber ich fand, das waren schon mal ganz wesentliche Kennzeichen, die du herausgearbeitet hast.
Es geht darum, dass Gott es uns schenkt, dass wir uns als Sünder erkennen – als Menschen, die von ihm getrennt sind. Dann gibt er uns die Möglichkeit und die Kraft, zu ihm umzukehren. Das können wir nur, weil Jesus für unsere Sünde gestorben ist. Das haben wir auch schon an anderer Stelle gesagt.
Dann glauben wir, dass unsere Sünde auf dem Herrn Jesus liegt. Wir bekennen ihm sehr konkret unsere Sünde und bitten ihn, uns zu vergeben. Als Gottes Kinder haben wir dann auch die Kraft, uns von der Sünde abzuwenden und sie nicht mehr zu tun.
Gott befähigt uns zudem, seine Liebe in unserem Alltag leben zu dürfen.
Ja, das war er wieder, der Podcast der Evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und eine Buße, die euch zum Segen wird und zum Heil führt.