Einführung in das Thema Torheit im Buch Prediger
Das Buch Prediger ist zusammen mit den Psalmen und Sprüchen unser Thema für das Jahr 2005, sowohl im Frühjahr als auch im Herbst.
Im Prediger Kapitel 10 geht es um den Toren oder Narren. Ihr habt heute sieben Zettel bekommen, auf denen ihr mitlesen und mitschreiben könnt. Ich lege den gleichen Zettel noch einmal aus, damit ihr euch besser orientieren könnt.
Bevor wir ins Kapitel einsteigen, möchte ich es gemeinsam mit euch lesen. Schlagt bitte im Predigerbuch auf. Wer eine Bibel dabei hat, kann gern mitlesen. Wer keine Bibel hat, muss einfach zuhören, das ist auch in Ordnung.
Prediger 10,1: Tote Fliegen lassen das Öl des Salbenmischers stinken und gären. Ein wenig Torheit hat mehr Gewicht als Weisheit und Ehre.
Der Verstand der Weisen ist zu seiner Rechten, der Verstand des Toren zu seiner Linken.
Und auch wenn der Tor auf dem Weg geht, fehlt ihm der Verstand, und er sagt jedem, er sei ein Tor.
Wenn der Zorn des Herrschers gegen dich aufsteigt, so verlasse einen Platz nicht, denn Gelassenheit verhindert große Sünden.
Es gibt ein Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe, gleich einem Versehen, das vom Machthaber ausgeht.
Die Torheit wird in große Würden eingesetzt, und Reiche sitzen in Niedrigkeit.
Ich habe Knechte und Pferde gesehen und Oberste, die wie Knechte zu Fuß gingen.
Wer eine Grube gräbt, kann hineinfallen, und wer eine Mauer einreißt, den kann eine Schlange beißen.
Wer Steine bricht, kann sich an ihnen verletzen, wer Holz spaltet, kann sich an ihm gefährden.
Wenn das Eisen stumpf geworden ist und niemand die Schneide schleift, so muss man seine Kräfte mehr anstrengen. Aber ein Vorteil ist es, die Weisheit richtig anzuwenden.
Wenn die Schlange vor der Beschwörung beißt, so hat der Beschwörer keinen Vorteil. Ist logisch, oder?
Die Worte aus dem Mund eines Weisen bringen ihm Beliebtheit, aber die Lippen eines Toren verschlingen ihn selbst.
Der Anfang der Worte seines Mundes ist Torheit und das Ende seiner Rede böser Unsinn.
Und der Tor macht viele Worte, der Mensch erkennt nicht, was sein wird und was nach ihm sein wird. Wer teilt es ihm mit?
Die Arbeit des Toren macht ihn müde, ihn, der nicht zur Stadt zu gehen weiß.
So weit, so gut einmal.
Die Bedeutung von Torheit und wer ein Tor ist
Ihr habt festgestellt, dass es in dem Kapitel häufig um Torheit und die Toren geht. Das Wort kommt dort neunmal vor.
Ich habe auf dem Zettel einige Notizen gemacht, damit ihr nicht alles mitschreiben müsst. In den Büchern Sprüche und Prediger wird am meisten über Toren gesprochen. Deshalb werde ich mich jetzt auf diese beiden Bücher konzentrieren.
Das Wort „Tor“ oder „Narr“ kommt dort 56-mal vor, „einfältig“ oder „einfach“ viermal und „spöttisch“ achtzehnmal.
Ich möchte mir das nun kurz anschauen: Was ist ein Tor?
Was ist ein Tor?
Erstens: Was ist ein Tor nicht? Ein Tor ist nicht einfach nur eine Tür, natürlich nicht. Ein Tor oder Narr hat nichts mit geistiger Beschränktheit oder einem niedrigen Intelligenzquotienten zu tun. Torheit hängt vielmehr mit unserer inneren Einstellung zusammen – mit dem, wie wir über Menschen, über Gott und über das Leben denken.
Du kannst zum Beispiel ein hochintelligenter Tor sein – das ist durchaus möglich. Ausbildung, Professoren- oder Doktortitel machen einen Menschen nicht automatisch weise. Wenn du einen Toren ausbildest, erhältst du lediglich einen ausgebildeten Toren. Ausbildung allein macht niemanden weise. Darum geht es hier nicht.
Wer ist also ein Tor? Ein Tor ist jemand, der unweise Entscheidungen in seiner Lebensführung trifft. Oft fügt sich ein Tor damit selbst Schaden zu. Manchmal beobachten wir Menschen um uns herum, die immer wieder törichte Entscheidungen treffen und damit ihr Leben zerstören. Dann fragt man sich: Warum tun sie das immer wieder? Torheit richtet viel Schaden an. Sie zerstört gute Freundschaften und Beziehungen. Torheit verschmäht Menschen, die es gut mit einem meinen.
In der Torheit verschwenden wir Geld für Dinge, die wir nicht brauchen, und haben es dann nicht mehr, wenn wir es eigentlich bräuchten. Das ist Torheit.
Wir werden außerdem feststellen, dass der Tor oder Narr nicht jemand ist, der irgendwo draußen wohnt, etwa unser Nachbar. Vielmehr wirst du dich selbst manchmal als Tor erkennen. Wenn einer von uns das, was hier besprochen wird, nur auf seinen Nachbarn anwendet, dann bist wahrscheinlich du der größte Tor. Denn Torheit steckt in uns allen zu einem gewissen Grad. Keiner von uns ist vollkommen weise, während der andere nur der Tor ist. Das wäre Überheblichkeit und Arroganz.
Es ist aber gut zu wissen, dass es für jeden Toren Hoffnung gibt. Selbst wenn du dich in mancher Hinsicht als Tor erkennst, brauchst du dich nicht zu verdammen. Es gibt Hoffnung für jeden Toren. Deshalb bin ich auch noch dabei.
Wir können weise und klug werden. Wir können wiedergeboren werden, uns Gott zuwenden und von seinem Geist erfüllt werden. Wir können lernen, gut und richtig zu denken. Dabei hilft uns das Wort Gottes.
Merkmale eines Toren
Ich habe jetzt einige Punkte zusammengestellt, die uns helfen können, das Thema etwas strukturierter zu besprechen.
Die Merkmale eines Toren
Wir erkennen einen Toren an bestimmten Eigenschaften. Ich habe fünf Merkmale zusammengestellt, an denen man einen Toren erkennen kann. Dabei habe ich mich im Wesentlichen an den Aussagen der Bibel orientiert.
Erstens: Ein Tor hat zu allem und jedem eine Meinung.
1. Ein Tor hat zu allem und zu jedem eine Meinung
Ein Tor ist nicht jemand, der keine Meinung hat. Ein Tor hat zu allem seine Meinung. Egal, ob du über das Klettern, das Autofahren oder über irgendetwas anderes redest, er weiß immer irgendetwas dazu.
Im Prediger, Kapitel 10, Vers 13, haben wir gelesen: „Der Anfang der Worte eines Mundes ist Torheit, das Ende seiner Rede böser Unsinn.“ Der Tor macht viele Worte und rät dauernd.
Es steht auch in Sprüche, dem Buch vor dem Prediger, Kapitel 15, Vers 2: „Die Zunge des Weisen fördert Erkenntnis, aber der Mund des Toren lässt Narrheit sprudeln.“ Er rät unheimlich viel Blödsinn.
Im Sprüche 18, Vers 2 heißt es: „Kein Gefallen hat der Tor an Einsicht, sondern nur an der Entblößung seines Herzens.“ Das bedeutet, der Tor will nur seine Meinung loswerden, egal ob sinnvoll oder nicht.
Ich weiß nicht, ob das in der Kirche schon thematisiert wurde, aber man sitzt manchmal am Tisch – mir ist das schon öfter passiert, sei es bei einem Verwandtenbesuch oder anderswo – da sitzen sechs Personen am Tisch, und jeder redet gleichzeitig. Jeder redet, aber keiner lässt den anderen zu Wort kommen. Da kann man durchdrehen, weil man überhaupt nicht versteht, worum es eigentlich geht.
Ein Journalist hat einmal einen Politiker beim Verlassen einer Sitzung gefragt: „Herr Politiker, was haben Sie heute genau gesagt?“ Der Politiker antwortete: „Eigentlich nichts.“ Der Journalist hakte nach: „Ja, das wusste ich, aber wie haben Sie das heute formuliert?“ Oft redet man viel, formuliert vieles, sagt aber eigentlich nichts.
Auch in christlichen Kreisen hat man manchmal diesen Eindruck. Man kann viel reden, aber es wird nichts wirklich gesagt. Man kleidet Dinge in viele Worte, aber ohne Inhalt.
Andererseits muss man sagen, es ist enorm, wie sehr man mit Worten Menschen verletzen kann. Worte sind schlimmer als ein Schlagstock. Man kann mit Worten viel tiefer verletzen als durch einen Schlag.
Wenn man darüber nachdenkt, was man in Ehen so hört – was sich Ehepartner gegenseitig nennen –, ist das erschütternd. Doch man lässt sich oft hinreißen. Oft braucht es Vergebung und lange Heilung.
Worte sind unheimlich scharf.
Im Jakobusbrief, Kapitel 3, steht etwas über die Zunge und das Reden. Es ist gut, wenn wir uns diese Verse zu Herzen nehmen.
Jakobus 3, Verse 1 und 2 sagen: „Denn wir alle straucheln oft. Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, fähig auch den ganzen Leib zu zügeln. Wenn wir aber die Pferde, die Zäume in die Mäuler legen, damit sie uns gehorchen, lenken wir auch ihren ganzen Leib.“
Weiter heißt es: „Siehe, auch die Schiffe, die so groß und von heftigen Winden getrieben sind, werden durch ein sehr kleines Steuerruder gelenkt, wohin das Trachten des Steuermanns will.“
„So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich großer Dinge. Siehe, welch kleines Feuer, welch einen großen Wald zündet sie an. Auch die Zunge ist ein Feuer.“
„Als die Welt der Ungerechtigkeit erweist sich die Zunge unter unseren Gliedern als diejenige, die den ganzen Leib befleckt und den Lauf des Daseins entzündet und von der Hölle entzündet wird.“
„Denn jede Art, sowohl der wilden Tiere als auch der Vögel, sowohl der kriechenden als auch der Seetiere, wird gebändigt und ist gebändigt worden durch die menschliche Art. Die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen. Sie ist ein unstetes Übel, voll tödlichen Gifts.“
„Mit ihr preisen wir den Herrn, den Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, der nach dem Bild Gottes geschaffen worden ist. Aus demselben Mund geht Segen und Fluch hervor. Dies, meine Brüder, sollte nicht so sein.“
Es wird beschrieben, wie mit einem kleinen Zaumzeug ein riesiges Pferd gezügelt wird, mit einem kleinen Ruder ein riesiges Schiff gelenkt wird. Und so bestimmt die kleine Zunge das Leben des ganzen Menschen.
Wilde Tiere haben ein Gebändel, das ist kein Problem. Gene können wir manipulieren, kein Problem. Zum Mars fliegen, auch kein Problem. Aber die Zunge bekommt man nicht in den Griff. Das ist eine interessante Beobachtung und sehr wahr.
Ein Tor ist jemand, der seine Zunge nicht zügelt, der einfach drauflosredet. Das ist das Erste.
Das Zweite, was einen Tor auszeichnet: Der Tor glaubt immer, Recht zu haben.
2. Der Tor glaubt immer Recht zu haben
Im Sprüche Kapitel 12, Vers 15 steht: „Der Weg des Narren erscheint in seinen eigenen Augen gerecht, der Weise aber hört auf Rat.“
Der Narr glaubt, dass das, was er tut, genau richtig ist, und er hört auf niemanden. Das ist ein Narr. Ein weiser Mensch hingegen hört auf Rat. Übrigens gibt ein weiser Mensch nicht nur Rat, sondern nimmt auch selbst Ratschläge an.
Bei Mitarbeitern erkenne ich oft genau, wo ein Problem liegt: Wenn Mitarbeiter keine Fragen stellen, ist das ein schlechtes Zeichen. Entweder glauben sie, sie wissen alles, oder es ist ihnen egal. In beiden Fällen haben wir ein Problem. Der weise Mensch hört auf Rat, der Narr glaubt, alles zu wissen.
Interessanterweise gibt der Narr überall seinen Senf dazu, obwohl er gar nicht gescheit ist. Genau das entlarvt ihn als Narr. Man kennt das: Es gibt Menschen, die meinen, alles besser zu wissen. Solche Menschen bezeichnet die Bibel als Narren.
In Sprüche Kapitel 18, Vers 7 heißt es: „Der Mund des Thorens wird ihm zur Falle.“ Das bedeutet, dass der Narr sich oft durch seine Worte selbst schadet.
Die Bibel beschreibt Narren auch oft sehr humorvoll. So steht in Sprüche 17, Vers 28: „Ein Narr, wenn er schweigt, kann als Weise gelten.“ Solange er den Mund hält, kann man denken, er sei gar nicht so dumm. Aber sobald er den Mund aufmacht, weiß man, was los ist.
Man kann sich vorstellen, wie es ist, wenn jemand hinter Freunden schlecht redet. Solange er nichts sagt, ist es leichter zu ertragen. Aber sobald er anfängt zu reden, weiß man genau, was los ist.
Es gibt einen Spruch, der lautet: „Besser still zu sein und die Menschen glauben zu lassen, du seist ein Tor, als den Mund aufzumachen und alle Zweifel zu beseitigen.“ Das zeigt, wie schädlich unüberlegtes Reden sein kann.
Doch wie erkennt man einen Thor? Ein Narr verwirft oder ignoriert Korrektur.
3. Ein Tor verwirft oder ignoriert Korrektur
Im Buch der Sprüche, Kapitel 1, Vers 7, steht: Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis. Weisheit und Zucht verachten nur die Narren. Ein Narr lässt sich nichts sagen und lässt sich nicht korrigieren.
In Sprüche 15, Vers 5 heißt es: Ein Narr verschmäht die Zucht seines Vaters, wer aber die Zurechtweisung beachtet, der ist klug. Wer sich zurechtweisen lässt, zeigt Klugheit.
Sprüche 17, Vers 10 sagt: Zurechtweisung dringt bei einem Verständigen tiefer ein als hundert Schläge bei einem Toren. Bei einem Verständigen sagst du etwas, und er handelt danach. Den anderen kannst du hundertmal dasselbe sagen, und er handelt trotzdem nicht danach. Das ist ein Tor.
Sprüche 27, Vers 12 beschreibt: Der Kluge sieht das Unglück und verbirgt sich, die Einfältigen gehen weiter und müssen büßen. Man kann sie zehnmal warnen, doch sie gehen trotzdem weiter und enden in der Katastrophe. Dies nennt die Bibel einen Narren.
Ein Narr wird Korrektur verwerfen. Wenn du einen Narren korrigierst, weißt du, was er dann über dich sagt? Er wird dir beleidigt vorwerfen, dass du ihn nicht verstehst. Er wird beleidigt sein, dich vielleicht sogar beschimpfen oder bekämpfen. Sehr wahrscheinlich wird er sich von dir zurückziehen.
Man braucht Mut zur liebenden Konfrontation. Konfrontation fällt uns Christen oft schwer, aber wir müssen es lernen. Wenn man sieht, dass ein Bruder, eine Schwester, ein Nachbar oder ein Freund auf einem Weg ist, der ihn zerstört, dann ist es unsere Pflicht, ihn in Liebe darauf hinzuweisen.
Die Gefahr besteht darin, dass er dir sagt: „Das ist nicht dein Bier, lass mich in Ruhe“, und du dadurch einen Freund verlierst. Das ist die Gefahr. Aber wenn du jemanden wirklich liebst, dann gehst du diese Gefahr ein.
Der Narr wird Korrektur verachten, der Weise wird sie annehmen. Und der Narr geht weiter auf dem Pfad in sein Unglück. Noch einmal Sprüche 27, Vers 12: Der Kluge sieht das Unglück und verbirgt sich, er tut etwas. Der Einfältige geht weiter und muss büßen. Er lässt sich nicht korrigieren.
Vor etwa zwei Wochen war ich eine Woche in Deutschland zum Unterrichten. Dort traf ich eine Frau, die mit mir sprechen wollte. Sie erzählte mir ihre Misere: Sie ist verliebt in einen verheirateten Mann. Alle sind bekennende Christen – der Mann, seine Frau und sie haben auch ein Kind.
Sie arbeitet als Sekretärin und trifft sich heimlich mit dem Mann, sie flirten miteinander. Ich sagte ihr: „Ist dir bewusst, dass das, was du tust, eine totale Katastrophe ist und völlig falsch?“ Sie antwortete: „Ja, das weiß ich.“
Ich sagte ihr weiter: „Wenn du so weitermachst, zerstörst du eine Familie, beraubst die Frau ihres Mannes und schickst den Mann ins Unglück. Das ist deine Entscheidung. Du kannst so weitermachen, aber dir muss bewusst sein, was du tust.“
„Du kannst dich aber auch korrigieren lassen. Du kannst ihm jetzt gleich eine E-Mail schreiben und sagen, dass du das nie wieder tun willst. Du kannst deine Stelle in der Firma kündigen und deine Freunde informieren, dass sie dich für deine zukünftigen Entscheidungen verantwortlich halten sollen. Das ist die Möglichkeit, die du hast, um das Dilemma zu vermeiden.“
„Oder du gehst weiter und gehst ins Unglück. Du hast die Wahl.“ Sie sagte: „Ja, ich weiß, es ist falsch, aber ich kann nicht anders.“ Dann sagte sie: „Okay, das ist eine Entscheidung, mach so weiter.“
Am letzten Tag schrieb sie mir, als sie wieder zu Hause war. Sie berichtete, dass sie alles gemacht hat: Sie hat der Freundin geschrieben, dem Mann auch, und sie wird kündigen. Ich gratulierte ihr.
So sieht das wahre Leben aus – zwischen Narren und weisen Menschen.
Ein Tor findet es klug oder witzig, Schwierigkeiten zu machen.
4. Ein Tor findet es klug oder witzig, Schwierigkeiten zu machen
Im Sprüche Kapitel 10, Vers 23 heißt es: „Es ist gut, dass man aufs Blattln spielt; das ist eigentlich Komödie, denn man braucht ja immer noch ein Blattln.“ Dem Tor gilt das Verüben von Schandtat als Vergnügen, dem verständigen Mann aber die Weisheit.
Bei Toren ist es ein Vergnügen, Schandtat zu begehen. Sie machen gerne anderen ein bisschen Schwierigkeiten, „nauen“ ihnen einen Hund an und sind dabei ein wenig schadenfroh. Übrigens ist Schadenfreude ein Zeichen von Dauerhaftigkeit. Das ist so.
In Sprüche 29, Vers 11 heißt es: „Der Tor lässt seinen ganzen Unmut herausfahren, aber der Weise beschwichtigt ihn zuletzt.“ Der Tor wird seinen Zorn und alles, was er will, aussprechen und damit unter Umständen viel Unheil anrichten. Der Weise hingegen beschwichtigt und schlichtet.
Im Sprüche 20 lesen wir: „Ehre ist es dem Mann, vom Streit abzulassen; jeder Narr aber fängt den Streit an.“ Wenn Menschen dauernd streiten, verhalten sie sich wie Narren. Der kluge Mann hingegen wird darauf hinzielen, vom Streit abzulassen. Das sagt das Wort Gottes ganz klar.
Übrigens findet man Torheit in allen Schichten – sowohl in den höchsten gesellschaftlichen als auch in den untersten. Torheit ist überall zu finden. Und wie gesagt: Intelligenz oder ein Doktortitel bewahren einen nicht vor Torheit.
Ein weiteres Zeichen, das ich hier gefunden habe, ist das letzte Zeichen eines Toren: Der einfältige Tor will alles jetzt und sofort.
5. Ein Tor will alles jetzt und sofort
Das ist ein Hauptmerkmal eines Toren. Er will etwas und muss unbedingt sofort seinen Willen durchsetzen. Er ist ein Mann, der nicht über die Konsequenzen nachdenkt und sagt: „Ich will das jetzt auch.“
In Sprüche 7 wird ein Mann beschrieben, der einer Frau nachgeht, weil er es sofort will. Er will mit ihr Sex haben. In Sprüche 7,6 heißt es: „Denn durch das Fenster meines Hauses blickte ich, durch meine Gitter schaute ich hinaus.“
In Vers 10 lesen wir: „Da siehe, eine Frau kommt ihm entgegen im Hurenkleid und mit verstecktem Plan im Herzen.“ Sie hat einen Plan im Herzen. Weiter geht es in Vers 21: „Sie verleitet ihn durch ihr vieles Überreden, mit ihren glatten Lippen reißt sie ihn fort.“ Er folgt ihr augenblicklich. Das Wort „augenblicklich“ muss man besonders betonen. So wie ein Stier zur Schlachtung geht, wie ein Hirsch in die Fessel springt, so geht er.
Ein bayerischer König hat vor kurzem gesagt: „Nur die dümmsten Kälber suchen sich ihren Metzger selbst aus.“ Ich weiß nicht, ob er sich selbst gemeint hat oder andere, aber genau das wird hier beschrieben. Du gehst zum Metzger, wenn du sofort Befriedigung willst. Ob das jetzt in Bezug auf eine Frau ist oder auf etwas anderes, zum Beispiel, dass du dir etwas kaufst, obwohl du dann Schulden bekommst, die du nie mehr abbezahlen kannst – das nennt die Bibel Torheit. Es ist nicht klug.
Oft ist es dieses Nichtwartenkönnen, das so viel zerstört. In Sprüche 13,11 steht: „Schnell erworbener Besitz wird schnell weniger. Wer aber händeweise sammelt, der vermehrt ihn.“ Das ist auch interessant. Manchmal denkt man, ein Lottogewinn würde alle Probleme lösen. Es gab eine Sendung, in der Lottogewinner über Jahre begleitet wurden. Die meisten von ihnen endeten in Armut.
Schnell erworbener Besitz führt oft dazu, dass man nicht richtig damit umgehen kann. Nicht bei jedem, einige haben es klug gemacht, aber die große Mehrheit ist dadurch in Armut gelandet. Das ist eine interessante Erkenntnis.
Weißt du, was mich so fasziniert? Die Bibel hat in jedem Lebensbereich Recht. Du kannst das Leben nehmen, egal in welchem Bezug. Lies die Bibel, sie ist einige Tausend Jahre alt. Du findest darin Wahrheiten, die haargenau stimmen. Und das hat sich nie geändert, weil der Mensch derselbe geblieben ist.
Jetzt zum Nächsten.
Wege zur Korrektur von Torheit
Wie kann man Torheit korrigieren? Das ist das zweite Thema auf dem nächsten Blatt.
Wie kann Torheit korrigiert werden? Vielleicht findet man sich dabei ja selbst wieder. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich in dem einen oder anderen Fall schon selbst darin erkenne.
Ich möchte drei Dinge herausnehmen, die uns helfen können, Torheit zu korrigieren.
1. Korrektur beginnt in der Familie
Erstens, und ich glaube, das ist das Wichtigste: Korrektur beginnt bereits zuhause in unserer Familie.
Wir lesen in Sprüche 22,15: „Narrheit haftet am Herzen des Knaben; die Rute der Zucht entfernt sie davon.“ Natürlich ist das eine alte Sprache – wer sagt heute noch „Rute der Zucht“? Aber Disziplin, so sagt man heute, bedeutet, die Kinder zu disziplinieren. Im Sprüche 29,15 heißt es: „Rute und Ermahnung geben Weisheit, aber ein sich selbst überlassener Junge macht seiner Mutter Schande.“
„Selbst überlassen“ kann man mit „antiautoritärer Erziehung“ gleichsetzen – genau das ist gemeint. Die Worte sind alt, aber die Wahrheit ist aktuell. Zuhause ist der erste Ort, an dem Kinder Weisheit lernen sollten. Es ist eigentlich die erste Verantwortung von Vater und Mutter, dass die Kinder lernen, weise zu leben.
Ich überdenke oft, wie sich gerade ältere Christen über die Schule aufregen: Der Religionslehrer tut dies nicht, der tut das nicht. Aber seid ihr nicht die Alten für die Kinder? Ihr erzählt den Kindern nichts von der Wahrheit. Müssen das die Lehrer übernehmen? Die erste Instanz, um Weisheit zu lernen, ist die Familie. Und das dürfen wir nie abschieben. Leider passiert das oft.
Ein Beispiel aus unserer Familie: Wir wollen nicht, dass unsere Kinder zuhause Fluchworte sagen. Das mögen wir nicht. Ob es das Wort „geil“ ist, „Sau“ oder andere Ausdrücke – das dürfen sie zuhause nicht sagen. Interessanterweise sagen sie diese Worte zuhause bis heute nie. Dann haben wir gesagt: „Aber in der Schule sagen sie es ja sowieso.“ Ich antwortete: „Okay, dann sollen sie es in der Schule sagen, aber nicht zuhause.“ Sie sollen merken, dass es einen Unterschied gibt zwischen zuhause und der Schule.
Wisst ihr, was interessant ist? Die ganzen Freunde, die bei uns im Sommer wild herumtoben, sagen bei uns nie diese Worte – obwohl sie sie zuhause sagen. Das ist interessant. Man muss Kindern auch beibringen, zuzuhören.
Ein Merkmal eines Toren ist, wenn er immer redet. Darum muss ein Kind lernen, zuzuhören. In vielen Familien ist es so, dass das Kind sofort reden muss, sobald es etwas sagen will. Das ist nicht gesund. Das Kind muss lernen, auch mal still zu sein. Ein Zeichen von Torheit ist, wenn jemand dauernd redet.
Wenn ein Kind nicht zuhause lernt, auch mal still zu sein, erzieht man es zu einem Narren, sagt die Bibel. Natürlich müssen Kinder auch gehört werden. Es gibt den Spruch: „Kinder soll man nicht zeigen oder hören.“ Das ist totaler Unsinn. Natürlich müssen wir unsere Kinder hören. Sie brauchen einen Ansprechpartner, müssen sich ausdrücken können – aber zur richtigen Zeit, nicht jederzeit.
Auch da waren wir relativ streng und sagten: „Jetzt rede ich mit euch, und du kommst in einer Viertelstunde.“ Sie lernen das, und es wird leichter. Es ist wesentlich angenehmer.
Ein weiteres, was wir zuhause lernen sollen, ist, zu warten. Ein weiteres Zeichen eines Toren ist, dass er alles sofort haben will. Wo kann man den Kindern kluges Verhalten beibringen? Zuhause.
Wisst ihr was? Einer der größten Dienste, die ihr euren Kindern erweisen könnt, ist, ihnen beizubringen, dass sie auf Dinge warten müssen. Kindern immer alles sofort zu geben, was sie wollen, ist nicht weise. Denn sie lernen dadurch keine Weisheit.
Weisheit bedeutet Dauerhaftigkeit. Wenn ich immer alles sofort haben muss, und wenn ich meinem Kind das zuhause beibringe, erziehe ich einen Narren. Seht ihr, wie aktuell die Bibel ist? Wie genau sie in jedem Detail des Lebens stimmt.
Natürlich sind Eltern hier gefordert. Es geht nicht nur darum, was man sagt, sondern vor allem darum, was man tut. In Daunhofen gibt es das Motto: „Actions speak louder than words.“ Das, was ich tue, spricht viel lauter als das, was ich sage.
Wenn ich zuhause schimpfe und dem Kind sage, es soll nicht schimpfen, ist das widersprüchlich. Das ist schwierig. Ich verstehe das, ich will niemanden verärgern. Aber es ist nicht sinnvoll, wenn ich schimpfe und gleichzeitig von anderen erwarte, dass sie es nicht tun.
Wenn ich als Elternteil nicht zuhören kann, wird mein Kind auch nicht zuhören lernen. Wenn ich als Elternteil dauernd rede, wird mein Kind auch dauernd reden. Wenn ich als Elternteil nichts erwarten kann und immer alles sofort haben will, wird das Kind genauso sein.
Dabei geht es nicht um Perfektion. Es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es ist normal, Fehler zu machen. Wichtig ist, dem Kind zu sagen: „Entschuldige, das habe ich falsch gemacht.“ Und das Kind sagt dann: „Ja, Vater, das passt schon.“ Das wirkt viel stärker, als der Versuch, ein perfekter Elternteil zu sein.
Es geht darum, um Vergebung zu bitten – so wie wir von unseren Kindern erwarten, dass sie um Vergebung bitten, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Das ist ein normales Leben, so wie Gott es uns gesagt hat. So kann man miteinander leben.
Und es ist nie zu spät. Du kannst heute noch zu deinem Kind gehen und sagen: „Es tut mir leid, was ich in der Erziehung vielleicht versäumt habe.“ Mehr nicht. Das wird in deinem Kind viel bewirken, auch wenn es heute 40 Jahre alt ist.
Vergebung ist eines der machtvollsten Geschenke, die Gott uns gegeben hat.
2. Korrektur durch Freundeskreis
Ein weiterer Bereich, in dem man Torheit korrigieren kann, ist der Freundeskreis, also unsere Freunde.
In Sprüche 18,24 heißt es: „Manche Gefährten schlagen sich, aber mancher Freund steht dir näher als ein Bruder.“ Das stimmt tatsächlich.
Außerdem lesen wir in Sprüche 28,23: „Wer einen Menschen zurechtweist, findet letztlich mehr Gunst als einer, der mit der Zunge schmeichelt.“
Wenn du deinen Freund zurechtweist, bist du letztlich der wahre Freund – nicht derjenige, der nur sagt: „Du bist ja ein super Kerl, passt schon.“ Nein, der wahre Freund ist der, der sagt: „Du, das war nicht gut.“
Sehr interessant ist, dass ich Bergführerkollegen habe, die zu meinem besten Freundeskreis gehören. Wenn ich beim Klettern einen Fehler mache – was meistens lebensgefährlich sein kann – dann sagt mir mein Freund: „Du mach das bitte anders!“ Und ich ändere es sofort, weil es ein Freund ist.
Wenn er nichts sagt, wäre das eine tiefe Gemeinheit. Interessanterweise passiert es oft in Beziehungen, bei denen Ehen schiefgehen oder einer untreu wird, dass man sagt: „Ja, das ist halt seine Sache.“ Nein, Freunde, das ist nicht seine Sache.
Wenn du ein Freund bist, wirst du zumindest darauf hinweisen. Das ist ein wahrer Freund. Und so kann uns ein Freund helfen, Torheit zu korrigieren.
3. Korrektur durch Gottes Zucht
Dann das Dritte, was uns korrigiert – nicht das Dritte, weil es das drittwichtigste ist, sondern einfach so – ist unser himmlischer Vater.
Wir lesen in Sprüche 3,11-12: „Die Zucht des Herrn, mein Sohn, verwirf nicht, und lass dich nicht verdrießen seiner Mahnung. Denn wenn der Herr liebt, züchtigt er, wie der Vater den Sohn, den er gern hat.“
Und in Psalm 19 heißt es: „Gott vermag den Einfältigen weise zu machen.“
Ich möchte ermutigen: Du wirst wahrscheinlich die Bibel manchmal lesen und manchmal weißt du beim Lesen gar nicht, was du verstehen sollst. Bitte leg sie nicht weg, sondern lies weiter. Es ist gut für uns.
Und wenn es uns nicht schmeckt, dann müssen wir erst recht weiterlesen, weil Gott vielleicht etwas in unseren Herzen vorhat. Die Korrektur kommt von unserem Vater.
Merkmale des Faulen im Prediger Kapitel 10
Dann, noch vor der Pause, möchte ich kurz die Merkmale des Faulen besprechen.
Wir gehen dazu wieder zu unserem Text, zum Prediger, Kapitel zehn. Der Faule wird dort ebenfalls beschrieben, allerdings etwas anders.
In Prediger 10,18 heißt es: „Durch Faulheit der beiden Hände senkt sich das Gebälk, und durch Lässigkeit der Hände tropft das Haus.“
Es geht hier um Faulheit, und ich möchte vier Dinge aufzählen, die einen Faulen auszeichnen.
Das Erste: Er beginnt nichts und unternimmt nichts Neues.
1. Ein Fauler beginnt und unternimmt nichts Neues
Das ist ein Merkmal von Faulen. Im Prediger 10,18 haben wir gerade gelesen, dass Tau tropft, aber er denkt, er wird wohl seinen Ringer aufheben. Im Prediger 10,9 lesen wir: Wer Steine bricht, kann sich an ihnen verletzen, wer Holz spaltet, kann sich an ihnen gefährden.
Er hält zwar schon seinen Hocker, aber weiß er, dass er sich dabei den Fuß verletzen könnte? Nein, das ist ihm viel zu gefährlich. Nein, das nehmen wir lieber nicht. Der Faule wird nichts anfangen.
Im Prediger 10,10 steht dann: Wenn das Eisen stumpf geworden ist und niemand die Schneide schleift, so muss man seine Kraft mehr anstrengen. Ein Vorteil ist es, die Weisheit richtig anzuwenden. Der Faule zeigt: Hacke nicht! Und darum kommt er nicht weiter und ist gefangen in Nimmer.
Aber der Faule sagt darüber: Manjana, morgen, morgen, morgen tut es auch noch. Mit meiner stillen Zeit, mit dem Gebet, mit dem Bibellesen – morgen fange ich an, morgen. Heute nicht, morgen. Vielleicht sollte man mal ein bisschen etwas für den Körper tun, wackeln oder laufen – morgen, morgen fangen wir an.
Auch Zeit mit Frau und Kindern soll man mal verbringen – morgen. Heute habe ich keine Zeit, aber morgen wirst du es dann. Aber morgen. Das ist das Zeichen der Faulen: Sie fangen nichts an.
Das zweite Zeichen der Faulen ist, dass sie nichts zu Ende bringen.
2. Ein Fauler bringt nichts zu Ende
Sprüche 19,24: Da lesen wir: „Manche Gefährden schlagen.“ Entschuldigung, das habe ich nicht aufgeschrieben, weil ich gerade in der Bibel nachschaue. Sprüche 19,24 lautet: „Hat der Faule seine Hand in die Schüssel gesteckt, bringt er sie nicht einmal bis zum Mund zurück.“
Er bringt die Hand nur in die Schüssel, aber zurückzuziehen ist ihm schon zu lästig. Der Faule tut sich schwer, etwas bis zum Ende durchzuführen.
Das dritte Merkmal, das einen Faulen auszeichnet, ist, dass er immer nur Probleme sieht, aber nie die Möglichkeiten. Und zwar...
3. Ein Fauler sieht immer nur Probleme, aber nie die Möglichkeiten
In Sprüche 15,19 lesen wir: „Der Weg des Faulen ist wie eine Dornenhecke, aber der Pfad des Aufrichtigen ist gebahnt.“
Das bedeutet, der Faule sagt: „Nein, da ist schon wieder eine Dornenhecke, da kommen wir ja nie drüber. Nein, das Problem ist einfach zu groß, das fangen wir gar nicht erst an.“ So verhält sich der Faule. Es gibt ständig ein Problem, immer eine Entschuldigung, warum man nicht tut, was man tun soll. Der Faule fängt nichts an.
Und dann gibt es noch eine vierte Eigenschaft, die ihn auszeichnet: Er will seine Rechte, aber er will keine Verantwortung übernehmen.
4. Ein Fauler will seine Rechte, aber keine Verantwortung übernehmen
Und das ist ein großes Übel. Jede politische Gruppe ruft: „Unsere Rechte!“ Aber wisst ihr, das ist schwierig, wenn niemand die Verantwortung übernimmt. Du kannst nur dann ein Recht beanspruchen, wenn jemand dafür verantwortlich ist. Ich kann kein Recht beanspruchen, wenn niemand da ist, der es mir gibt.
Das ist der Faule. In Sprüche 13,4 lesen wir zum Beispiel: „Gierig ist die Seele des Faulen, doch ist nichts da; aber die Seele des Fleißigen wird reichlich gesättigt.“ Der Faule ist ständig gierig, obwohl nichts da ist. Er will sein Recht, er will dies und das, aber es ist nichts da, weil er nichts geschaffen hat.
Faule Menschen leben sehr oft in einer Traumwelt. Sie haben Vorstellungen davon, wie es sein soll, aber sie stehen nicht mit beiden Beinen auf dem Boden und akzeptieren die Realität so, wie sie ist. Es gibt auch viele Christen, die in einer Traumwelt leben – und das gar nicht wenig. Es gibt Christen, die gehen nur selten in die Kirche oder in die Gemeinschaft. Wisst ihr warum? Weil in der Kirche die anderen Christen nicht nett zu ihnen waren. Weil sie sich nicht verstanden fühlten und ihre Bedürfnisse nicht erkannt wurden. Jetzt gehen sie nur noch selten hin.
Freunde der Faulheit: Ich bin sogar zu faul, mich mit den Dingen auseinanderzusetzen. Und wer glaubt, dass unter Christen nur alles lieb, nett und in Ordnung ist, der ist ein Träumer. Die Kirche besteht aus Menschen wie du und ich. Wenn du die perfekte Kirche haben willst, musst du zumindest austreten. Sobald du träumst, ist sie nicht mehr perfekt. So ist es.
Niemand ist für uns perfekt. Man muss sich in der Kirche mit ein bisschen weniger zufrieden geben als mit Perfektion. Denn es sind Sünder wie du und ich, die auf Vergebung angewiesen sind. Aber wir können lernen, miteinander zu leben. Wenn einer jedoch zu faul ist, bleibt er weg. Das ist ja erst einmal lästig.
Es regt mich manchmal auf, gerade unter Christen, besonders unter den Hauptamtlichen. Es ist egal, wo ich hinkomme – ich besuche viele Zentren und christliche Einrichtungen. Oft höre ich, wie die Hauptamtlichen, Pfarrer und Prediger ständig jammern: „Ich habe so viel zu tun, bis Mitternacht heute auch, und die Leute brauchen mich.“ Das nervt mich. Da denke ich mir: Schau dir mal einen Pendler an, der seine Frau fünf Tage in der Woche nicht sieht. Der muss weit fahren. Oder einen Hotelier, der um sechs Uhr morgens aufsteht und um zehn Uhr abends schlafen geht. Aber die Christen jammern.
Das nervt mich. Arbeiten ist kein Fehler. Viertens, dann sind wir fertig, ist sie nicht das Nächste...
Wege zur Korrektur von Faulheit
1. Gute Vorbilder
Wie kann der Faule korrigiert werden? Oft sagen wir: „Da machen wir eine Pause, dann sind wir ein bisschen frei, dann werden wir nur trinken und essen.“ Aber wie kann der Faule wirklich korrigiert werden?
Erstens durch gute Vorbilder.
In Sprüche 6,6-9 heißt es: „Geh hin zur Ameise, du Fauler, und sieh ihre Wege an und werde weise! Sie hat keinen Anführer, Aufseher oder Gebieter, bereitet aber im Sommer ihr Brot und sammelt in der Ernte ihre Nahrung. Bis wann, du Fauler, willst du noch liegen? Wann willst du aufstehen von deinem Schlaf?“
Es gibt übrigens acht verschiedene Arten von Ameisen, aber eins haben sie alle gemeinsam: die Ameisen sind fleißig. Vielleicht können wir viel von ihnen lernen, und ich habe das aufgeschrieben.
Was kann der Faule von der Ameise lernen?
Erstens: Struktur. Das bedeutet, dass wir Dinge nicht erst tun, wenn es gerade notwendig ist, sondern dass wir uns schon frühzeitig vorbereiten. Die Ameise sammelt im Sommer Nahrung, damit sie im Winter versorgt ist. So bereitet sie sich auf schwierige Zeiten vor.
Zweitens: Eigenverantwortung. Die Ameise arbeitet nicht nur, weil jemand es ihr sagt, sondern weil sie selbst merkt, dass es notwendig ist. Niemand befiehlt ihr zu sammeln – sie weiß, dass es getan werden muss, und handelt selbstständig. Deshalb nimmt Gott die Ameise als Vorbild.
Drittens: Gegenseitiger Respekt. Man sollte niemanden von oben herab behandeln. Die Arbeit in der Küche ist im Hotelgewerbe genauso wichtig wie die der Rezeptionisten oder des Besitzers. Ohne den einen kann der andere nicht existieren. Deshalb gebührt allen gegenseitiger Respekt. Jeder steht auf der gleichen Stufe, was Menschlichkeit, Zeit und Liebe betrifft. Da gibt es keinen Unterschied. Ameisen sind unser Vorbild, egal welchen Job sie haben, sie tun ihre Arbeit.
Außerdem kümmern sich die Ameisen um das Wohlergehen der Königin. Bei uns sollte es letztlich um die Ehre Gottes gehen. Das ist das höchste Ziel.
Manche sagen jetzt vielleicht: „Ja, ich bin auch fleißig, ich stehe jeden Tag um fünf Uhr auf, sehe, was ich tun muss, und habe viel geschafft, sogar drei Häuser gebaut. So viel kann niemand bei mir leisten.“
Aber es gibt verschiedene Bereiche der Faulheit.
Ein Bereich ist, keine Verantwortung zu übernehmen. Besonders in Ehen sieht man oft, dass wenn der Mann keine Verantwortung übernimmt, die Frau darunter leidet.
Man kann faul sein im Umgang mit dem Wort Gottes und der Zeit mit Gott. Dann wird man oberflächlich.
Man kann faul werden in der Gemeinschaft mit anderen Menschen, mit anderen Christen. Dann wird man rechthaberisch, engstirnig und dickköpfig.
Es gibt verschiedene Bereiche der Faulheit, und die Bibel nennt das eine Art Nahrung für den Tod.
Wie kann man einen Faulen also korrigieren? Durch gute Vorbilder.
Ich möchte noch etwas sagen: Wenn man selbst ein Vorbild ist, besteht manchmal die Gefahr, dass man den Faulen ständig nur kritisiert, ihn einen „faulen Sack“ nennt und sagt: „Jetzt tu doch mal was!“ Das hilft aber nicht.
Stattdessen soll man ein positives Vorbild sein.
Der Faule soll sehen: „Da ist jemand, der es schafft und dabei trotzdem zufrieden ist.“ So motiviert man ihn. Denn wenn man nur mit Vorwürfen kommt, fühlt sich der Fleißige oft wie ein Opfer und sagt: „Ich bin der Arme, ich muss alles tun, ich bin das Opfer, und die anderen tun nichts.“ Das führt zu Selbstmitleid und Opferdenken.
Wenn ich aber nur mit Opferdenken lebe, motiviere ich den Faulen nicht. Dann denkt der Faule: „Ich mache weiter so.“ So möchte man es nicht haben.
Der Fleißige soll ein positives Vorbild sein und den Faulen mitziehen. So wird ihm geholfen.
Und das ist das Letzte.
2. Die Konsequenzen erkennen
Manchmal lernt man Faulheit nur durch eine Sache: indem man die Konsequenzen erkennt.
Sprüche 6,9-11 sagt: „Bis wann, du Fauler, willst du noch liegen? Wann willst du aufstehen von deinem Schlaf? Noch ein wenig schlafen, noch ein wenig schlummern, noch ein wenig die Hände falten, um auszuruhen? Und schon kommt deine Armut wie ein Landstreicher, dein Mangel wie ein unverschämter Mann. Die Armut wird kommen.“
Manchmal muss ein Fauler, auch geistlich Fauler, so tief fallen, dass er es erkennt.
Leider ist es oft so, wie es tatsächlich ist. Ich kenne einige Geschichten von Alkoholikern. Ein Alkoholiker wird nicht zur Besinnung kommen, bis er nicht aus dem Haus geworfen wird und draußen im Schnee schlafen muss. Dann reißt es ihn einmal, und er fragt sich: „Wo bin ich eigentlich gelandet?“ Manchmal muss es so weit kommen.
Vor ein paar Jahren hatte ich einen Fall mit einem Gefangenen namens Milan. Er hatte jemanden umgebracht und anschließend ausgeraubt – also einen Raubmord begangen. Er war in Deutschland im Gefängnis. Irgendwie bekam ich einen Brief von ihm, und ich dachte, ich besuche ihn einmal.
Ich habe ihn besucht, und er sagte, er müsse noch ein Jahr sitzen. Insgesamt saß er zwanzig Jahre. Er kam aus Kroatien und sagte, er dürfe nie wieder nach Deutschland einreisen. Aber er suchte Arbeit. Irgendwann dachte ich: „Dann nehmen wir ihn halt auf dem Dauernhof auf, vielleicht können wir ihm helfen.“
Doch er blieb nicht lange, weil er merkte, dass er auch arbeiten muss. Dann ist er wieder gegangen. Später rief er an und sagte, er brauche Geld. Er hatte kein Geld mehr und keine Arbeit, vor allem nicht mit Ex-Kriminellen.
Dann rief er Friedel Pfeifer an. Ich fragte: „Was soll ich tun?“ Friedel sagte: „Schick ihm kein Geld. Solange er nicht unter der Brücke endet, wird er keine wahre Hilfe annehmen.“
Ähnlich war es in Rio de Janeiro. Dort unterstützt man die Arbeit mit Straßenkindern. Wir waren nachts unterwegs, und die Kinder sind wirklich arm, total arm. Jemand dachte, er zieht sich einen Pullover aus und gibt ihn einem Kind, das bettelt.
Aber Teresa Santos sagte: „Gib ihm den Pullover nicht.“ Wenn du ihm den Pullover gibst, ermutigst du ihn nur, unter der Brücke zu bleiben. Das Kind muss so schlecht dran sein, dass es endlich mit uns mitgeht. Dann können wir ihm wirklich helfen.
Manchmal muss ein Mensch leider unter der Brücke enden, bevor er Hilfe akzeptiert. Das sind die Konsequenzen. Aber es muss nicht so sein, und...
Warnung vor Faulheit und ihre Folgen
Ich schließe jetzt mit einem Vers aus Sprüche 24 ab. Ich möchte noch Sprüche 24,30 bis 34 lesen.
Sprüche 24,30: Am Acker eines Faulen kam ich vorüber und am Weinberg eines Menschen ohne Verstand. Und siehe, es war ganz in Nesseln aufgegangen, verwuchert, seine Fläche war mit Unkraut bedeckt, seine Steine waren in die Mauer eingerissen.
Jetzt kommt ein wichtiger Vers: Ich schaute es an und nahm es mir zu Herzen. Ich sah es und zog daraus eine Lehre.
Man muss nicht unter der Brücke enden. Man kann auch vorher erkennen, was Faulheit bewirkt – auch geistliche Faulheit – und daraus lernen. Das ist die Botschaft vom Prediger.
Gut, jetzt lassen wir es. Die Lotte ist noch mit dran, eine Minute, Kim. Die Lotte hat noch fünf Bücher. Übrigens, wir haben...
