Einen herrlichen Tag heute! Danke auch für die Gelegenheit, dass wir diesen wunderbaren Brief durchstudieren durften und dürfen.
Danke, Herr, für alle Kraft. Wir beten, dass du uns auch Gnade schenkst, das rechte Verhältnis zur Obrigkeit sowie zu schwachen und starken Brüdern zu finden. Herr, lass uns verstehen, wie wir wandeln sollen.
Gib uns Licht, Herr, für dein Wort. Amen!
Verhältnis zur Obrigkeit: Unterordnung und Pflichten
Wir waren bei Kapitel 13, das sich mit dem Verhältnis zur Obrigkeit beschäftigt, insbesondere den Versen 1 bis 7. Zunächst gab es den Aufruf zur Unterordnung in den Versen 1 und 2, dann die Pflichten der Obrigkeit in den Versen 3 und 4. Wir haben darüber gesprochen, dass die Obrigkeit die Pflicht hat, das Gute zu belohnen und das Böse zu bestrafen. Sie ist Gottes Dienerin und soll das Böse also rächen.
Natürlich stellt sich dabei die Frage: Wir sollen uns nicht selbst rächen, sondern die Obrigkeit rächt. Wie sieht es aus, wenn uns von der Welt her ungerecht Gerechtigkeit widerfährt? Soll man das Gleiche der Obrigkeit melden oder nicht? Oder soll man das Unrecht einfach geschehen lassen? Das hängt wahrscheinlich vom Einzelfall ab. Es gibt keine einfache 0815-Lösung. Man muss abwägen.
Paulus hat in Philippi Unrecht erfahren und dann darauf geachtet, dass dieses Unrecht öffentlich in Ordnung gebracht wird. In seinem Fall waren sogar die Beamten, die ihm Unrecht getan hatten, zu Unrecht geschlagen und ins Gefängnis geworfen worden. Paulus sorgte dafür, dass diese Vorsteher sich öffentlich bei ihm entschuldigen mussten. Das war klar ein guter Zustand für die Christen dort, denn wenn die Obrigkeit zugeben muss, dass sie sich falsch verhalten hat, wird sie nicht so schnell den Christen weiterhin Unrecht tun, nachdem sie so öffentlich bloßgestellt wurde.
Wir haben also nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, für Gerechtigkeit zu sorgen, damit nicht Böses weiterhin geschieht. In vielen Fällen ist es gut, klar aufzuzeigen, wo Unrecht geschehen ist und dass es in Ordnung gebracht werden muss. Die Obrigkeit ist dazu da, Dinge in Ordnung zu bringen; das ist ihre Gerichtsbarkeit.
Die Verse 5 bis 7 behandeln die Konsequenzen für Christen im Staat bezüglich ihres Verhaltens. Was bedeutet es nun, wenn die Obrigkeit eine Dienerin ist, die das Gute belohnt und das Böse bestraft? Darum ist es notwendig, sich zu unterordnen. Die Unterordnung ist notwendig, weil die Obrigkeit für diesen guten Zweck eingesetzt ist.
Unterordnung ist also erforderlich – nicht nur wegen der Strafe, sondern auch wegen des Gewissens. Gott hat uns das aufgetragen. Wir sind nicht nur deshalb gute Staatsbürger, weil es eine Polizei gibt, die uns bestraft, sondern auch, weil wir ein reines Gewissen haben wollen.
Vers 6 sagt: „Denn deswegen entrichtet ihr auch Steuern.“ Wir zeigen unsere Unterordnung auch durch finanzielle Abgaben, indem wir Steuern bezahlen. Ja, ich weiß, die Steuern werden immer höher, das kann zu einer Versuchung werden und schwierig sein. Aber auch damals waren die Steuern hoch, und Christen haben sie bezahlt; sie waren keine Rebellen gegen den Staat.
Deshalb entrichtet ihr auch Steuern, denn sie sind Gottes Diener, die ununterbrochen diesen Dienst tun. Gebt also allen, was ihr ihnen schuldig seid: dem, der die Steuer, dem, der den Zoll, dem, der die Furcht und Ehre gebührt. Das heißt: Finanzielle Abgaben und Respekt gegenüber der Obrigkeit. Ohne Gesetze gäbe es Anarchie, und das wäre schlimmer.
Furcht und Respekt sind hier ähnlich zu verstehen – vielleicht auch die Furcht vor Strafe, was nicht schadet. In der Schweiz funktioniert das gut: In Zürich zum Beispiel fahren die Leute sehr brav, weil es viele Blitzkästen gibt. Die Strafen sind hoch, und die Leute halten sich daran.
Weitere Aufforderungen zur Liebe folgen im Anschluss. Im Zusammenhang schreibt Paulus weiter: „Schuldet niemandem etwas, außer dass ihr einander liebt.“ Nicht nur dem Staat soll nichts geschuldet bleiben, sondern auch sonst niemandem. Es geht hier immer noch um die Liebe.
Schulden machen ist ein heißes Thema. Im Osten machen Geschwister oft schneller Schulden, aber auch wir machen Schulden, wenn auch anders. Ich habe einige Punkte notiert, warum Christen keine Schulden machen sollten.
Erstens: In 5. Mose 24,14-15 steht, dass der Tagelöhner am Tag seines Lohns bezahlt werden soll. Ein Arbeitgeber soll dem Tagelöhner seinen Lohn nicht schuldig bleiben. Es heißt dort:
„Du sollst den dürftigen und armen Mietling von deinen Brüdern oder von deinen Fremdlingen, die in deinem Land sind, nicht bedrücken. An seinem Tage sollst du ihm seinen Lohn geben, und die Sonne soll nicht darüber untergehen, denn er ist dürftig und sehnt sich danach, damit er nicht zu dem Herrn schreit und Sünde an dir sei.“ (5. Mose 24,14-15)
Der Arme braucht sein Geld. Liebe denkt daran, dass er es nötig hat, und dass er nicht erst nach Monaten bezahlt wird, sondern gleich. Vielleicht ist es auch gut, daran zu denken, dass man selbst seine eigenen Schulden ebenfalls bald bezahlen möchte und nicht lange hinauszögert.
Hier einige Punkte zum Nachdenken über Schulden:
Wenn ich Schulden mache, gerate ich leicht in Abhängigkeit von den Gläubigern. Das ist so. Wer mir Geld leiht, hat eine gewisse Macht über mich und könnte mich unter Druck setzen. Es ist nie gut, von Menschen abhängig zu sein.
Zweitens: Wenn ich Schulden mache, nehme ich mir etwas, das ich nicht habe. Ich lebe letztlich auf Kosten anderer. Zum Beispiel könnte ich Schulden machen, um einen höheren Lebensstandard zu leben, den ich eigentlich nicht haben sollte. Ich lebe dann auf Kosten anderer.
Natürlich gibt es Ausnahmen, wenn man in große Not gerät, zum Beispiel wenn Eltern eine Operation brauchen und man das Geld nicht hat. Dann muss man zwischen dem Übel Schulden machen und dem Übel, die Eltern sterben zu lassen, wählen. Manchmal gibt es auch Geschwister, die helfen und so Liebe auf andere Weise ausüben.
Drittens: Wenn ich Schulden mache, gehe ich davon aus, dass meine wirtschaftliche Lage so bleibt wie bisher. Ich nehme etwas auf Kredit und zahle es langsam zurück, in der Annahme, dass ich immer Arbeit habe. Wird die Arbeit jedoch verloren, komme ich in große Not. Auch der Gläubiger, insbesondere wenn es ein Bruder oder eine Privatperson ist, kann dadurch in Schwierigkeiten geraten.
Wenn ich bei einem Bruder einen Kredit aufnehme, den ich nicht zurückzahlen kann, setze ich ihn in eine schwierige Lage. Er muss damit rechnen, dass er das Geld nicht zurückbekommt. Das ist belastend. Manchmal wird erwartet, dass er es schenkt, was eine große Belastung darstellt.
Neulich hat mich jemand gefragt, ob er einem Bruder Geld leihen soll, der es für ein neues Auto braucht. Er hat zwar das Geld, aber es war eigentlich für seinen Sohn gedacht. Er weiß nicht, ob der Bruder das Geld zurückzahlen kann, und wenn ja, ob er dadurch nicht selbst in Schwierigkeiten gerät. Er entschied sich, das Geld nicht zu geben.
Schulden machen ist also eine heikle Sache.
Viertens: Wer Schulden macht, beraubt sich der wunderbaren Erfahrung, einen Gott zu erleben, der Gebete erhört. Man rennt schnell zu Menschen oder zur Bank, um sich Geld zu leihen, statt zu Gott zu beten.
Georg Müller ist ein wunderbares Vorbild. Als er Waisenhäuser baute, nahm er keinen Kredit bei der Bank auf, sondern betete, bis das Geld da war, und baute dann. Heute geht man meist direkt zur Bank, früher ging man zu Gott.
Das ist schwierig, ich gebe es zu. Wir leben in einem Finanzsystem, das darauf ausgelegt ist, dass wir viele Schulden machen. Als ich mich vor über einem Jahr mit unserem Finanzsystem beschäftigte, begann ich zu staunen.
Henry Ford sagte einmal: „Es ist überaus gut, dass die Bürger unserer Nation unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen, denn wenn sie es täten, gäbe es vermutlich schon morgen früh eine Revolution.“ Er wusste, wie unser Geldsystem funktioniert.
Papiergeld ist durch nichts gedeckt, nicht durch Gold, sondern reines Papiergeld. Jedes neu geschaffene Geld ist Kreditgeld. Wenn man bei der Bank einen Kredit aufnimmt, wird Geld aus dem Nichts geschaffen. Die Bank stellt Geld her und verlangt dafür Zinsen – für Geld, das es nie gegeben hat.
Wir unterschreiben einen Schuldschein, der einen echten Wert darstellt, aber das Geld wurde aus dem Nichts erschaffen. Geld wird durch Schuld erzeugt, durch Kredit.
In der realen Welt bedeutet ein Kredit, dass ein Geber etwas zu verleihen hat. Im künstlichen Geldsystem jedoch wird das Versprechen, der Bank das Geld zurückzuzahlen, als Geld akzeptiert, ohne dass die Bank tatsächlich Geld besitzt.
Banken verleihen also nicht Geld, das ihnen anvertraut wurde, sondern schaffen Kreditgeld aus dem Versprechen des Schuldners. Sie buchen den Kredit auf das Konto des Schuldners und verlangen Zinsen für Geld, das sie nie hatten.
Das fördert Inflation, denn das Geld wird vermehrt, ist aber nicht gedeckt. Das ist ein schlechtes Geldsystem. Wir werden erzogen, möglichst viele Kredite aufzunehmen und Schulden zu machen. Irgendwann muss die Rechnung bezahlt werden – und wer zahlt? Das Volk.
Darum ist es gut, wenn man das weiß und vorsichtig mit Schulden umgeht.
Wenn Sie das nächste Mal zur Bank gehen, um einen Kredit aufzunehmen, denken Sie daran, wie lange Sie schuldig bleiben. Es ist bedauerlich, dass man schuldig bleibt.
Natürlich ist es etwas anderes, wenn man sich ein Auto leiht und es bald zurückgibt, als wenn man einen Kredit für zehn Jahre aufnimmt. Dann lebt man auf Kosten anderer.
Wir sind schuldig, einander zu lieben, und das bleibt die wichtigste Schuld. Wir stehen in der Schuld des Anderen, weil wir Knechte voneinander sind und einander dienen sollen.
In Kapitel 14 werden wir lesen, dass wir Knechte Christi sind und deshalb einander dienen sollen.
Galater 5,13 sagt: „Durch die Liebe leistet einander Sklavendienst.“ Das bedeutet, wir dienen einander wie Sklaven dem Herrn. Jesus Christus ist unser Herr, und wir dienen ohne Geld zu erwarten, egal was wir tun.
Ich fahre nach Moldawien, ohne Geld für den Dienst zu erwarten. Wir nehmen Geld für die Geschwister an, aber wir dienen einfach.
Kolosser 3,14 sagt: „Die Liebe zieht an, die das Band der Vollkommenheit ist.“ Wenn ihr das königliche Gesetz ausführt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Jakobus 2,8), dann handelt ihr richtig.
1. Johannes 4,19 sagt: „Wir lieben, weil er uns zuerst liebte.“ 2. Korinther 5,14: „Die Liebe Christi drängt uns.“
Oft ist von Liebe die Rede, weil sie das Zentrum der Beziehung ist. Liebe hat mit Geben zu tun, und Schuldigbleiben mit Nehmen. Wir sind schuldig, einander zu lieben, und das können wir nie ganz erfüllen.
Paulus betont in den Kapiteln 12 und 13 die Liebe immer wieder. Es heißt: Niemandem sollen wir etwas schuldig bleiben außer der Liebe. Dort sind wir immer in Schuld.
Vers 11-14: Die Motivation zur Liebe
Wir wissen um die Zeit und die rechte Motivation zur Liebe. Paulus sagt: „Da ihr um die Zeit Bescheid wisst, dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf erwacht sein sollten, denn nun ist unsere Rettung näher als damals, als wir gläubig wurden.“
Das bedeutet: Wir wissen, dass die Zeit gekommen ist, wachsam zu sein. Wir sollten hellwach sein, weil unser Heil mit jedem Tag näherkommt.
Vers 12: „Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag hat sich genähert.“ Die Zeit wird mit der Nacht verglichen, der Tag ist der Tag des Heils, wenn der Messias wiederkommt.
Lasst uns die Werke der Dunkelheit ablegen und die Waffen des Lichts anziehen. Jetzt kommt der Tag, und wir wollen mitten in der Dunkelheit schon Werke des Lichts haben.
Werke der Dunkelheit sind hier Schmausereien, ausgelassene Feiern, Trinkgelage, fremde Ehebetten, Ausschweifungen, Streit und Eifersucht. Diese Dinge sollen abgelegt werden.
Angezogen werden sollen die Waffen des Lichts. Es geht um einen Kampf. Das griechische Wort wird meist für Waffen gebraucht.
Lasst uns wie am Tage wandeln mit Anstand! Das heißt, wir nehmen die Lebenshaltung vorweg, die wir in der Ewigkeit haben werden. Obwohl wir noch in der Dunkelheit leben, sind wir Kinder des Lichts und leben so, als ob wir im Licht wandeln.
Was ist Anstand? Paulus setzt voraus, dass Christen wissen, was sich gehört. Wenn wir das nicht wissen, müssen wir die Schrift lesen und den Herrn fragen.
Anstand heißt hier, wie Jesus Christus zu leben. Wir ziehen ihn an wie ein Kleid, tragen ihn zur Schau. Er ist der Maßstab für Anstand.
Wenn wir jemandem sagen: „Benimm dich anständig!“, dann meinen wir: „Benimm dich wie Jesus Christus!“
Paulus fordert uns heraus, so wie Christus zu leben – im Charakter, in Liebe, Demut, Eifer, Wahrheit, Freundlichkeit, Geduld und Sanftmut.
Im Vers 14 heißt es: „Trefft nicht Vorkehrungen für die Lüste des Fleisches.“ Das heißt, wir sollen in unseren Gedanken nicht so planen, dass die Begierden des Fleisches erregt werden.
Das beginnt mit den Gedanken, die dann zu Handlungen führen. Jakobus 1,15 sagt: „Die Lust, wenn sie empfangen hat, gebiert Sünde.“
Deshalb sollen wir auf unsere Gedanken achten, Christus anziehen und nicht für das Fleisch leben.
Askese ist auch fleischlich. Sie ist die andere Seite des Fleisches: sich aus eigener Kraft und Weisheit zusammenzureißen und eine eigene Religion zu schaffen. Paulus spricht davon in Kolosser 2.
Kolosser 2,20-23 warnt vor solchen menschlichen Vorschriften und falscher Demut, die den Leib hart behandeln, aber nichts nützen.
Askese dient oft nur zur Befriedigung des eigenen Fleisches.
Wir sollen nicht so leben, dass wir das Fleisch verherrlichen, sondern alles soll in Abhängigkeit von Gott bleiben.
Es gibt gute Begierden – das Verlangen nach dem Göttlichen –, aber hier geht es darum, nicht den Lusten des Fleisches nachzugeben.
Nun zu Kapitel 14 bis 15, Vers 13. Paulus behandelt das Verhalten der Starken und Schwachen im Glauben.
In Kapitel 14 und der ersten Hälfte von Kapitel 15 geht es darum, wie sich Starke und Schwache in der Gemeinde verhalten sollen.
Es gibt zwei Gruppen von Christen: Judenchristen und Heidenchristen. Bei uns mag das anders sein, aber auch wir haben Schwache und Starke.
Der Schwache isst Gemüse (Kapitel 14, Vers 2), also kein Fleisch, weil er ein schlechtes Gewissen beim Fleischessen hat. Der Starke hat kein Problem mit Fleisch.
Der Schwache hält gewisse Tage, der Starke hält alle Tage gleich.
Paulus spricht hier von zwei Zuständen im Glauben: schwach im Glauben bedeutet, dass das Gewissen in bestimmten Fragen noch nicht frei ist.
Alle sind gläubig, aber manche sind in bestimmten Punkten schwach.
Es geht hier um die Frage, was man essen darf oder welche Tage man halten soll.
Das war damals ein Problem zwischen Judenchristen und Heidenchristen. Heute gibt es andere Probleme.
Es gibt zwei Gefahren: Die eine ist, dass man Leistungen auf dieselbe Stufe wie den Glauben stellt, also mehr auf Werke als auf Gnade achtet.
Die andere Gefahr ist, dass man die Sache zu locker nimmt und nicht ernsthaft gehorcht.
Paulus spricht hier vor allem von der ersten Gefahr.
Manche machen Druck mit dem Essen: „Wenn du ein guter Christ sein willst, darfst du das nicht essen.“
Der Starke soll den Schwachen nicht verachten, und der Schwache soll den Starken nicht richten.
Gott hat den Schwachen vorbehaltlos angenommen.
Paulus betont: Wer bist du, dass du über den fremden Knecht richtest? Jeder steht und fällt vor seinem eigenen Herrn.
Dann gibt es das Beispiel mit den Tagen: Der eine hält einen Tag für wichtiger, der andere sagt, jeder Tag sei gleich. Jeder soll in seiner Überzeugung handeln.
Wer einen Tag hält, tut es dem Herrn zuliebe, wer ihn nicht hält, tut es auch dem Herrn zuliebe.
Keiner lebt für sich selbst, sondern für den Herrn.
Jesus starb und lebt, damit er über Tote und Lebende Herr sei.
Wir sollen nicht übereinander urteilen, sondern einander annehmen.
In Vers 13-21 fordert Paulus zur Liebe und zum sorgfältigen Umgang miteinander auf.
Wir sollen dem Bruder keinen Anlass zum Stolpern geben und nicht gegen sein Gewissen handeln lassen.
Das Königreich Gottes besteht nicht aus Essen und Trinken, sondern aus Gerechtigkeit, Frieden und Freude im Heiligen Geist.
Wir sollen nach dem streben, was dem Frieden dient, und den Bruder aufbauen, nicht zerstören.
Alles ist rein, aber es ist böse für den, der es mit Anstoß isst.
Der Starke soll auf den Schwachen Rücksicht nehmen und auf eigene Freiheit verzichten, wenn sie den Bruder zum Fall bringt.
Das gilt auch für andere Bereiche, wie zum Beispiel das Feiern von Weihnachten oder das Tragen bestimmter Kleidung.
Wir sollen uns in Liebe gegenseitig annehmen, auch wenn wir unterschiedliche Auffassungen haben.
Das Gewissen ist entscheidend. Wenn jemand überzeugt ist, dass etwas falsch ist, darf er es nicht tun, auch wenn andere es tun.
Wir sollen nicht richten, sondern einander lieben und Rücksicht nehmen.
Das gilt auch für den Umgang mit Alkohol. Der Herr Jesus trank Wein, aber in Maßen.
Manche Christen trinken keinen Alkohol, andere schon. Der Starke nimmt Rücksicht auf den Schwachen.
Wir müssen lernen, miteinander in Liebe umzugehen und aufeinander zu achten.
Zum Schluss: Paulus fordert uns auf, die Liebe über die Erkenntnis zu stellen und in der Liebe zu handeln.
Wir sollen wie am Tage wandeln, mit Anstand und in Christus leben.
So dienen wir einander als Knechte Christi und bauen einander auf.
Lasst uns diese Haltung bewahren und im Glauben wachsen. Amen.
Aufforderung zur Liebe und Vermeidung von Schulden
Weitere Aufforderungen zur Liebe, also auch gegenüber dem Staat, folgen nun. In diesem Zusammenhang schreibt er gleich weiter: „Schuldet niemandem irgendetwas.“ Das bedeutet, nicht nur dem Staat sollte man nichts schuldig bleiben, sondern auch sonst niemandem.
Hier geht es weiterhin um die Liebe. „Schuldet niemandem irgendetwas, außer einander zu lieben.“ Diese Aussage steht in direktem Zusammenhang mit dem vorherigen Thema. Es ist das heiße Thema „Schulden machen“. Besonders im Osten ist dieses Thema sehr präsent. Dort machen Geschwister oft schneller Schulden. Aber auch wir machen Schulden, wenn auch auf eine andere Weise.
Ich habe einige Punkte notiert, warum Christen keine Schulden machen sollten. Ein wichtiger Hinweis findet sich in 5. Mose 24,14-15: Dort heißt es, dass der Tagelöhner gleich bezahlt werden soll. Das bedeutet, ein Arbeitgeber soll dem Tagelöhner seinen Lohn nicht schuldig bleiben. Die Bezahlung soll immer pünktlich erfolgen.
Es steht geschrieben: „Du sollst den dürftigen und armen Mietling von deinen Brüdern oder von den Fremdlingen, die in deinem Land und in deinen Toren sind, nicht bedrücken“ (5. Mose 24,14). Weiter heißt es: „An seinem Tage sollst du ihm seinen Lohn geben, und die Sonne soll nicht darüber untergehen“ (5. Mose 24,15). Denn er ist dürftig und sehnt sich danach, damit er nicht zu dem Herrn schreien und Sünde an dir sein wird.
Der Arme braucht sein Geld dringend. Die Liebe denkt daran, dass dieser Mensch es nötig hat. Deshalb soll er nicht erst nach Monaten bezahlt werden, sondern sofort. Vielleicht ist es auch gut, wenn man daran denkt: Ich möchte meine eigenen Schulden auch bald begleichen und nicht lange warten, um das zu bezahlen, was ich schulde.
Risiken und geistliche Aspekte von Schulden
Wenn ich Schulden mache, gibt es einige wichtige Punkte zum Nachdenken. Zunächst einmal gerate ich leicht in Abhängigkeit von den Gläubigern. Das ist so: Wer mir Geld leiht, dem gegenüber stehe ich in gewisser Abhängigkeit. Er könnte mich unter Druck setzen, und das ist nie gut. Abhängigkeit von Menschen ist problematisch. Das ist der erste Punkt: Schulden bringen Abhängigkeit mit sich.
Zweitens: Wenn ich Schulden mache, nehme ich mir etwas, das ich eigentlich nicht habe. Ich lebe letztlich auf Kosten eines anderen. Zum Beispiel könnte ich Schulden machen, um jetzt einen höheren Lebensstandard zu genießen, obwohl ich das eigentlich nicht leisten kann. Ich lebe dann auf Kosten eines anderen. Das ist oft so, aber nicht immer. Es gibt natürlich auch Fälle, in denen man in große Not gerät. Wenn Eltern zum Beispiel eine dringend notwendige Operation brauchen und ich das Geld nicht habe, muss ich unter Umständen Schulden machen, um ihnen zu helfen. Dann steht man vor der Wahl zwischen dem Übel, Schulden zu machen, und dem Übel, die Eltern sterben zu lassen. In solchen Fällen muss man das geringere Übel wählen. Ein Bruder in Moldaw hat mich genau dazu gefragt. Da gibt es keine andere Möglichkeit. Manchmal helfen auch Geschwister, und so wird auf andere Weise Liebe praktiziert.
Ein weiterer Punkt: Wenn ich Schulden mache, gehe ich davon aus, dass meine wirtschaftliche Situation stabil bleibt. Ich nehme etwas auf Kredit und zahle es langsam zurück, in der Annahme, dass ich immer Arbeit habe und es so weitergeht wie bisher. Doch was passiert, wenn ich meine Arbeit verliere? Wie will ich dann die Schulden zurückzahlen? Dann komme ich in große Not. Und auch derjenige, von dem ich mir das Geld geliehen habe, gerät möglicherweise in Schwierigkeiten. Wenn es eine Bank ist, trifft es sie vielleicht weniger, aber wenn es ein Bruder oder eine andere Person ist, kann das problematisch werden. Man sollte sich das gut überlegen.
Wenn ich bei einem Bruder einen Kredit aufnehme, den ich in nächster Zeit nicht zurückzahlen kann, setze ich ihn in eine schwierige Lage. Er hat mir das Geld geliehen, und wenn ich es nicht zurückzahlen kann, muss er damit rechnen, dass er es verschenken muss. Das ist nicht leicht. Man sagt ja: „Gib jedem, der dich bittet.“ Aber das ist schwierig, wenn es um größere Summen geht. Neulich hat mich jemand gefragt: Ein Bekannter brauchte Geld, weil sein Auto kaputtgegangen ist. Er wollte sich ein neues Auto kaufen und hat um Geld gebeten. Ich hätte das Geld eigentlich für meinen Sohn gebraucht, der in ein paar Monaten etwas Wichtiges vorhat. Ich wusste, dass derjenige arm ist und wahrscheinlich das Geld nicht zurückzahlen kann. Also habe ich mich entschieden, das Geld nicht zu geben. Schuldenmachen ist eben eine ernste Sache.
Noch ein Punkt: Wer Schulden macht, beraubt sich der großartigen Erfahrung, einen Gott zu erleben, der Gebete erhört. Man rennt schnell zu Menschen oder zur Bank, um sich Geld zu leihen, aber man geht nicht zu Gott und bittet ihn. Georg Müller ist ein wunderbares Vorbild in dieser Hinsicht. Als er Waisenhäuser baute, nahm er keinen Kredit bei der Bank auf, sondern betete, bis das Geld da war. Dann baute er das Haus. Heute geht man nicht mehr so vor, sondern nimmt einfach einen Bankkredit auf. Früher vertraute man auf Gott.
Es ist schwierig, das zu praktizieren. Wir leben in einem Finanzsystem, das genau darauf ausgelegt ist, dass wir viele Schulden machen. Als ich mich vor über einem Jahr mit unserem Finanzsystem befasste, war ich erstaunt. Henry Ford sagte einmal: „Es ist gut, dass die Bürger unser Bank- und Geldsystem nicht verstehen. Wenn sie es täten, gäbe es eine Revolution bis morgen früh.“ Er wusste, was für ein System dahintersteckt: Papiergeld, das durch nichts gedeckt ist, kein Gold mehr, reines Papiergeld. Jedes Geld, das geschaffen wird, ist Kreditgeld. Wenn man bei der Bank einen Kredit aufnimmt, stellt die Bank Geld aus dem Nichts her und verlangt Zinsen dafür.
Das heißt, das Geld stammt nicht aus Einnahmen oder verwalteten Guthaben, sondern aus dem Versprechen des Schuldners, es zurückzuzahlen. Die Bank bucht das Geld auf das Konto des Schuldners und verlangt Zinsen für Geld, das sie nie hatte. Das fördert die Inflation, weil Geld vermehrt wird, ohne gedeckt zu sein. Wir werden erzogen, immer mehr Kredite aufzunehmen und Schulden zu machen, aber irgendwann muss die Rechnung bezahlt werden. Wer zahlt die? Der Staat, also wir alle. Das ist unser Geldsystem.
Ich habe mir notiert: Banken verleihen nicht Geld, das andere ihnen anvertraut haben. Das verliehene Geld stammt weder aus ihren Einnahmen noch aus verwalteten Guthaben, sondern aus dem Versprechen des Schuldners, es zurückzuzahlen. Die Bank erschafft das Kreditvolumen und bucht es auf das Konto des Schuldners. Dafür verlangt sie Zinsen für Geld, das es nie gab. Unsere Unterschrift ist ein Schuldschein mit echtem Wert, aber das Geld wurde aus dem Nichts geschaffen. Geld wird durch Schuld erzeugt.
In der echten Welt bedeutet Kredit, dass ein Geber etwas zu verleihen hat. In der Welt des Geldes darf mein Versprechen, der Bank das Geld zurückzuzahlen, als Geld verbreitet werden. Ohne den Kreditvertrag hätte die Bank nichts zu verleihen. Es ist reines, aus dem Nichts geschaffenes Geld, Kreditgeld.
Schuldenmachen ist also eine ernste Angelegenheit. Wenn Sie das nächste Mal zur Bank gehen und einen Kredit aufnehmen, denken Sie daran: Wie lange bleibe ich schuldig? Es ist bedauerlich, wenn ich lange schuldig bleibe. Es ist etwas anderes, wenn ich zum Beispiel ein Auto leihe und es am Abend zurückgebe, als wenn ich einen Kredit für zehn Jahre aufnehme. Dann lebe ich auf Kosten eines anderen.
Wir sind alle schuldig, einander zu lieben. Das sind wir einander schuldig. Wir stehen immer in gegenseitiger Schuld, weil wir Knechte füreinander sind und einander dienen sollen. In Kapitel 14 werden wir noch lesen, dass wir Knechte Christi sind und einander dienen sollen. Galater 5, Vers 13 sagt: „Durch die Liebe leistet einander Sklavendienst.“ Das Wort „Dulios“ bedeutet hier Sklavendienst. Wir dürfen einander dienen wie Sklaven dem Herrn. Jesus Christus ist unser Herr, aber wir dienen einander ohne Geld zu erwarten. Ich fahre zum Beispiel nach Moldawien und erwarte kein Geld für den Dienst dort. Wir nehmen vielleicht Geld für die Geschwister an, aber wir dienen einfach.
Kolosser 3, Vers 14 sagt, dass die Liebe das Band der Vollkommenheit ist. Wenn ihr das königliche Gesetz nach der Schrift erfüllt, „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Jakobus 2, Vers 8), dann erfüllt ihr das Gesetz. 1. Johannes 4, Vers 19 sagt: „Wir lieben, weil er uns zuerst liebte.“ 2. Korinther 5, Vers 14: „Die Liebe Christi drängt uns.“ Sehr oft ist von der Liebe die Rede, weil sie das Zentrum und die Substanz der Beziehung ist. Liebe hat mit Geben zu tun, und Schuldigbleiben mit Nehmen. Wir nehmen und bleiben schuldig, wenn wir nicht lieben. Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes.
Paulus betont hier in den Kapiteln 12 und 13 die Liebe. Die Gegenüberstellung heißt: Niemand darf jemandem etwas schuldig bleiben, außer der Liebe. In der Liebe sind wir immer schuldig, das können wir nie abbezahlen.
In Vers 11-14 spricht Paulus über die Motivation zur Liebe. Wir wissen um die Zeit, in der wir leben. Wir wissen, dass die Stunde schon da ist, in der wir aus dem Schlaf erwacht sein sollten. Unsere Rettung ist näher als zu dem Zeitpunkt, als wir gläubig wurden. Das bedeutet, wir sollen wachsam sein und nicht schlafen. Die Zeit ist gekommen, in der wir hellwach sein sollen.
Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag hat sich genähert. Die Zeit wird mit der Nacht verglichen, der Tag ist der Tag des Heils, wenn der Messias wiederkommt. Wir sollen also die Werke der Dunkelheit ablegen und die Waffen des Lichts anziehen. Es geht um einen Kampf. Zur Zeit Jesu war das Wort für Waffen hauptsächlich für Waffen gebräuchlich.
Lasst uns wie am Tage wandeln mit Anstand! Das heißt, wir nehmen heute schon die Lebenshaltung vorweg, die wir in der Ewigkeit haben werden. Obwohl wir noch in der Dunkelheit leben, sind wir Kinder des Lichts und leben so, wie man im Licht wandelt.
Was bedeutet Anstand? Paulus setzt voraus, dass Christen wissen, was sich gebührt, was anständig ist. Wenn wir das nicht wissen, müssen wir die Schrift lesen und den Herrn fragen. Anstand bedeutet, nicht in Schlemmereien, ausgelassenen Feiern, Trinkgelagen, Ehebrüchen, Ausschweifungen, Streit und Eifersucht zu leben. Wir leben nicht nach den Lüsten des Leibes, sondern ziehen an den Herrn Jesus Christus.
Anstand heißt also, so zu leben wie Jesus Christus. Ihn ziehen wir an wie ein Kleid. Wir wollen so werden wie er, das ist anständig. Wenn wir also sagen „Benimm dich anständig“, meinen wir: Benimm dich wie Jesus Christus. Paulus sagt: „Lebt so wie ich, denn ich lebe so wie Christus.“ Das ist eine Herausforderung, ob wir so leben wie Jesus Christus.
Im Charakter meint Paulus Liebe, Demut, Eifer, Wahrheit, Freundlichkeit, Geduld und Sanftmut. Das sind wichtige Eigenschaften.
In Vers 14 heißt es: „Trefft nicht Vorkehrungen für die Lüste des Fleisches.“ Das bedeutet, wir sollen innerlich keine Gedanken fassen, die die Begierden des Fleisches erregen. Es beginnt mit den Gedanken, die dann zu Handlungen führen. Jakobus 1, Vers 15 sagt: „Die Lust, wenn sie empfangen hat, gebiert Sünde.“ Die Lust beginnt im Gedanken, und wenn wir ihr nachgeben, sündigen wir. Deshalb sollen wir auf unsere Gedanken achten, Christus anziehen und nicht für das Fleisch leben.
Askese ist auch fleischlich. Sie ist die andere Seite des Fleischlichen: Sich aus eigener Kraft zusammenreißen und eine eigene Religion machen. Paulus spricht in Kolosser 2, Vers 20-23 davon. Er warnt vor menschlichen Vorschriften, falscher Demut und schonungsloser Behandlung des Leibes, die nur der Befriedigung des Fleisches dienen.
Das Fleisch kann in zwei Richtungen wirken: Entweder lebt man nach der Lust des Fleisches oder man betreibt selbstgemachte Askese, um sich bei Gott oder einer Religion beliebt zu machen. In Römer 13 heißt es, wir müssen für das Fleisch sorgen, denn unser Leib braucht Schlaf und Nahrung. Aber unsere Lüste müssen unter Gottes Zucht bleiben und dürfen sich nicht unabhängig von Gott machen.
Es gibt gute Begierden, die nach dem Göttlichen streben, und böse Begierden, die das Fleisch erregen. Deshalb sollen wir nicht für die Lüste des Fleisches sorgen.
Nun zum Verhalten der Starken und Schwachen im Glauben, Kapitel 14 bis 15, Vers 13. Paulus spricht über das Verhalten in der Gemeinde, insbesondere über Judenchristen und Heidenchristen. Bei uns gibt es keine Judenchristen, aber auch wir haben Schwache und Starke.
In Vers 2 heißt es, der Schwache isst Gemüse, weil er sich beim Fleischessen ein schlechtes Gewissen macht. Die Starken haben kein Problem mit Fleisch. Der Schwache hält gewisse Tage, der Starke alle Tage gleich. Paulus spricht hier von zwei Zuständen im Glauben: Schwach im Glauben und stark im Glauben.
Wichtig ist: Alle glauben an Jesus Christus und leben aus der Gnade, aber manche sind in bestimmten Fragen schwach, etwa beim Essen oder bei Feiertagen. Das ist das Thema hier.
Es gibt zwei Gefahren: Die eine ist, dass man Leistungen auf dieselbe Stufe wie den Glauben stellt und nach Leistung lebt statt nach Gnade. Die andere Gefahr ist, dass man die Sache nicht ernst nimmt und nicht gehorcht.
Ein Beispiel: Manche machen Druck mit dem Essen. Ein guter Christ darf kein Schweinefleisch essen, so meinen sie. Andere sind überzeugt, dass sie frei sind, essen aber aus gesundheitlichen Gründen wenig Schweinefleisch. Das ist eine andere Haltung, aus Liebe zum Herrn.
Wir wollen die Prinzipien verstehen, bevor wir auf heutige Situationen übertragen. Manchmal werden Parallelen gezogen, die es nicht gibt, etwa zwischen Schweinefleisch und Alkohol. Alkohol ist je nach Kultur unterschiedlich bewertet. Jesus trank Wein, aber nicht viel. In manchen Ländern ist Alkohol verboten.
Nun zum Text: Der Schwache im Glauben soll angenommen werden, nicht um Streit zu führen, sondern vorbehaltlos. Das Gewissen ist bei jedem unterschiedlich geprägt. Juden essen kein Schweinefleisch, Heiden schon. Paulus fordert die Starken auf, die Schwachen nicht zu verachten, und die Schwachen sollen die Starken nicht richten.
Gott hat beide angenommen. Wer bist du, der du über einen anderen richtest? Jeder steht und fällt vor seinem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden.
Zum Thema Tage: Der eine hält gewisse Tage für wichtiger, der andere nicht. Jeder soll in seiner Überzeugung handeln, mit voller Gewissheit.
Wer den Tag hält, tut es für den Herrn, wer ihn nicht hält, ebenfalls. Alle leben und sterben dem Herrn. Christus starb und lebt, damit er über Tote und Lebende Herr sei.
Der Schwache glaubt, er sei stark und treu, weil sein Gewissen so gepolt ist. Er ist nicht charakterschwach, sondern hat eine falsche Gewissensprägung.
Jeder handelt aus Liebe zum Herrn. Wir alle werden vor dem Richterstuhl Christi stehen und Rechenschaft ablegen. Paulus fordert auf, nicht über den Bruder zu urteilen oder ihn zu verachten, denn wir werden alle vor Christus stehen.
Lasst uns nicht mehr übereinander urteilen, sondern darauf achten, dem Bruder keinen Anstoß zum Stolpern zu geben.
In Vers 13 bis 21 betont Paulus die Liebe und den sorgfältigen Umgang miteinander. Liebe steht über Erkenntnis. Man soll den anderen nicht verletzen oder Anlass zu übler Rede geben. Konzentriert euch auf Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist.
Wer Christus dient wie ein Sklave, ist Gott wohlgefällig und bewährt vor Menschen. Wir sollen nach dem Frieden trachten und das Werk Gottes, den Bruder, nicht zerstören, sondern aufbauen.
Alles ist rein, aber es ist böse für den, der mit Anstoß isst und dadurch fällt. Verzichte auf deine Freiheit, wenn sie dem Bruder zum Anstoß wird.
Der Starke soll dem Schwachen entgegenkommen. Der Anstoß ist das, was den Schwachen verleitet, gegen sein Gewissen zu handeln.
Ein Beispiel ist das Weihnachtsfest. Einige Christen sind überzeugt, dass Weihnachten ein heidnisches Fest ist und nicht gefeiert werden darf. Andere sehen Freiheit darin. Der Starke soll dem Schwachen zuliebe auf das Weihnachtsfest verzichten, um ihn nicht zu veranlassen, gegen sein Gewissen zu handeln.
Das gilt auch für andere kulturelle oder religiöse Praktiken, wie das Tragen bestimmter Kleidung oder das Verhalten in der Versammlung.
Wir müssen in Liebe miteinander umgehen und Rücksicht auf die Gewissensüberzeugungen der anderen nehmen.
Manchmal dauert es, bis ein Gewissen umgepolt wird. Bis dahin sollen wir Geduld haben.
Zum Thema Alkohol: Es gibt unterschiedliche Auffassungen. Jesus trank Wein, aber in Maßen. Manche Christen trinken gar keinen Alkohol, andere ein wenig, etwa zum Essen. Auch hier gilt: Rücksicht auf den Schwachen.
Wir sollten die Diskussionen über solche Fragen liebevoll führen und uns an die Schrift halten.
Zum Schluss: Wir leben nicht für uns selbst, sondern für den Herrn. Wir sollen einander in Liebe dienen, Rücksicht nehmen und einander nicht verurteilen. Das ist der Weg des Glaubens.
Verhalten der Starken und Schwachen im Glauben
Einführung und Hintergrund
Jetzt gehen wir weiter zu einem weiteren Punkt. Es geht wieder um die Liebe, aber diesmal um das Verhalten der Starken und der Schwachen im Glauben und ihr Vorbild.
In Kapitel 14 bis Kapitel 15, Vers 13, also im gesamten Kapitel 14 und der ersten Hälfte von Kapitel 15, geht Paulus darauf ein, wie man sich in Bezug auf die Starken und Schwachen verhalten soll. Es geht darum, wie sich Starke und Schwache in der Gemeinde, unter den Christen, verhalten sollen.
Es gibt hier zwei Gruppen von Christen: die Judenchristen und die Heidenchristen. Das war das Problem in Rom. Bei uns ist es nicht Judenchristen und Heidenchristen, sondern anders. Aber auch bei uns gibt es Schwache und Starke.
Wir wollen diesen Text zuerst auslegen und darlegen. Hier geht es um die Schwachen. Der Schwache isst Gemüse, heißt es in Vers 2. Das bedeutet, er isst kein Fleisch, weil er sich beim Fleischessen ein schlechtes Gewissen macht – etwa bei Opferfleisch, Schweinefleisch oder ähnlichem. Der Schwache isst einfach Gemüse.
Von den Starken spricht Paulus, zum Beispiel in Kapitel 15, Vers 1. Das sind die, die kein Problem damit haben, Fleisch zu essen. Der Schwache hält gewisse Tage, der Starke hat kein Problem und hält alle Tage gleich.
Also: Schwach und stark sind hier Ausdrücke, die natürlich schon ein Urteil enthalten. Man möchte ja nicht der Schwache sein, sondern der Starke. Jeder von uns möchte auf der Seite der Starken stehen, nicht auf der der Schwachen. Da muss man sich selbst fragen: Zu welcher Gruppe gehöre ich? Zu den Starken oder zu den Schwachen?
Paulus unterscheidet hier zwei Zustände im Glauben: Die einen sind schwach im Glauben. In Kapitel 14, Vers 1, heißt es, die Schwachen im Glauben sollen wir annehmen. Es geht also um Leute, die glauben. Aber das ist nicht dasselbe, wie einen schwachen Glauben zu haben, sondern es geht um einen schwachen Glaubenszustand.
Ganz wichtig: Alle sind im Glauben, alle glauben an den Herrn Jesus Christus, alle leben aus der Gnade, alle sind Christen. Aber in ihrer Glaubensbeziehung sind sie an einem Punkt schwach. Es geht hier um die Frage, was man essen darf und was nicht, oder welche Tage man halten soll.
Das war ein bestimmtes Thema, das ein Problem unter Judenchristen und Heidenchristen war. Bei uns ist das wahrscheinlich kein so großes Problem, wir haben vielleicht andere Probleme.
Hier gibt es zwei Gefahren, die wir gleich noch lesen. Die eine Gefahr ist, dass wir Leistungen auf dieselbe Stufe stellen wie den Glauben. Das ist die eine Gefahr, nämlich dass man mehr nach Leistungen lebt und nicht nach Gnade. Diese Gefahr haben wir alle. Das war nicht nur bei den Römerchristen so.
Wir meinen oft, wir müssten bestimmte Dinge leisten, um Eindruck auf Gott zu machen. Wenn wir das geschafft haben, gefällt das Gott. Dann richten wir uns nach dieser Leistung aus, statt nach der Person Jesus Christus. Das hatten wir schon in Römer 8.
Die andere Gefahr ist, dass wir einfach gar nicht gehorchen. Wir nehmen es locker. Die Gefahr besteht, dass wir äußerlich glauben, aber die Sache nicht wirklich ernst nehmen und nicht wirklich gehorchen. Ja, wir sind schon gehorsam, aber wir nehmen die Sache nicht ernst.
Darum geht es hier im Römerbrief nicht. Es geht vor allem um die erste Gefahr: Es gibt Leute, die setzen Leistung auf dieselbe Stufe wie Gnade. Sie wollen leisten und dadurch Gott etwas zeigen: „Schau, Gott, wir sind treu.“
Schauen wir uns das an, vielleicht an einem Beispiel, damit das klar wird: Es gibt Leute, die machen Druck mit dem Essen. Wenn ich ein guter Christ sein will, darf ich das nicht essen, zum Beispiel kein Schweinefleisch. Dann macht man sich ein schlechtes Gewissen, wenn man doch mal Schweinefleisch isst. Man lebt nach dieser Vorschrift, das Gewissen ist falsch geprägt.
Auf der anderen Seite gibt es Christen, die sagen: Nein, ich bin total frei, ich kann essen, was ich will. Aber ich esse kein Schweinefleisch, weil ich für mich persönlich darauf verzichte. Oder ich schaue, dass ich wahrscheinlich wenig Schweinefleisch esse, weil das nicht das gesündeste Fleisch ist.
Man möchte sich nicht nur mit ungesunden Sachen ernähren. Man möchte gesund bleiben, um dem Herrn dienen zu können. Das ist aber eine ganz andere Haltung. Das hat gar nichts mit dem ersten Beispiel zu tun. Das ist einfach aus Liebe zum Herrn: Ich verzichte auf bestimmte Dinge.
Ich brauche nicht jeden Tag Schokolade zu essen, weil ich weiß, dass das nicht das Gesündeste ist. Die Sache wird dadurch ein bisschen komplizierter.
Wir wollen uns jetzt zuerst an den Text halten, damit wir die Prinzipien verstehen. Dann können wir versuchen, zu übertragen, was heute passt und was nicht. Denn ich habe gemerkt, dass manche Christen dann auf alles Mögliche Parallelen ziehen, die es aber gar nicht gibt.
Zum Beispiel Schweinefleisch essen hier, und dann das Thema Alkohol trinken. Das ist je nachdem, wie viel Alkohol man trinkt. In Russland können die Menschen oft nicht gut mit Alkohol umgehen. In Amerika ist Alkohol trinken in manchen Gruppen absolut verboten. In Russland, wenn ich das richtig verstanden habe, ist es ebenfalls oft verboten.
Es ist die Frage, ob es ein Zwischending gibt. Der Herr Jesus hat manchmal etwas getrunken, aber nicht viel. Wir müssen da vorsichtig sein.
Ich weiß auch nicht genau, welche Meinungen hier vertreten sind. Hoffentlich trete ich jetzt nicht in ein Fettnäpfchen. Aber jedenfalls müssen wir achtgeben.
Zuerst machen wir jetzt eine Pause und dann gehen wir den Text an.
Annahme der Schwachen im Glauben
Den schwachen Glauben nimmt Vorbehalt uns an, nicht um Auseinandersetzungen über unterschiedliche Meinungen zu führen. Einer glaubt, alles essen zu dürfen, aber der Schwache isst nur Gemüse.
Wer isst, verachte nicht den, der nicht isst. Und wer nicht isst, urteile nicht über den, der isst, denn Gott nahm ihn vorbehaltlos an. Wer bist du, dass du über einen fremden Hausknecht urteilst? Er steht oder fällt vor dem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden, denn Gott vermag ihn aufrechtzuerhalten.
Der eine urteilt, ein Tag sei vor einem anderen Tag, der andere aber urteilt, jeder Tag sei gleich. Denn jeder hat im eigenen Denksinn volle Gewissheit. Wer den Tag beobachtet, beobachtet ihn dem Herrn. Und wer den Tag nicht beobachtet, beobachtet ihn dem Herrn nicht.
Und wer ist, ist dem Herrn, denn er kennt ihn und dankt Gott. Wer nicht ist, ist dem Herrn nicht und dankt Gott nicht. Denn keiner von uns lebt sich selbst und keiner stirbt sich selbst. Denn beides, ob wir leben oder sterben, tun wir dem Herrn. Wenn wir leben, leben wir dem Herrn, und wenn wir sterben, sterben wir dem Herrn. Also sind wir, wenn wir leben und wenn wir sterben, des Herrn.
Denn hierzu starb Christus, stand auf und lebte wieder, damit er über Tote und Lebende Herr sei. Du aber, was urteilst du über deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Denn wir werden alle vor dem Lichterstuhl des Christus stehen. Denn es ist geschrieben: So wahr ich lebe, sagt der Herr, mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gottlob bekennen.
Dies ist Vers 13. Jeder wird für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Lasst uns also nicht mehr übereinander urteilen. Urteilt lieber dies: Lege dem Bruder keinen Anlass zum Stolpern oder einen Gefallsstock in den Weg.
Verständnis füreinander und gegenseitige Annahme
Ich habe hier folgende Einteilung:
Erstens, die Verse 1 bis 13. Der Apostel fordert zu Verständnis füreinander und zur Annahme auf.
Zweitens, die Verse 13 bis 21. Der Apostel fordert zu Liebe auf, zu einem sorgfältigen Umgang miteinander und zu Verständnis, dann zur Liebe.
Drittens, die letzten zwei Verse von Kapitel 14, also Vers 22 und 23, plus die Verse 1 bis 13 von Kapitel 15. Hier gibt der Apostel Hilfen für das Verhalten aller.
Gehen wir zu den ersten dreizehn Versen. Der Apostel fordert auf, Verständnis füreinander zu zeigen und sich gegenseitig anzunehmen.
Das Erste, was wir hier lesen, ist die Aufforderung, einander anzunehmen. Nehmt den Schwachen im Glauben an, nehmt ihn vorbehaltlos an. Christen sollen einander annehmen, auch wenn sie unterschiedliche Auffassungen darüber haben, was erlaubt ist und was nicht, oder was gut oder schlecht ist.
Wir haben ja ein Gewissen, und das Gewissen eines jeden Christen ist unterschiedlich geprägt. Es kann ganz richtig geprägt sein oder leicht falsch, also zu liberal oder zu konservativ – wenn man das so sagen kann. Jedenfalls gibt es hier ein unterschiedlich geprägtes Gewissen.
Zum Beispiel war das Gewissen bei den Juden so geprägt, dass man kein bestimmtes Fleisch essen durfte, etwa Schweinefleisch oder Fleisch von unreinen Tieren oder Opferfleisch.
Wir gehen jetzt genau auf diese Probleme ein. Nachher müssen wir überlegen, wie man das auf heute übertragen kann. Das ist der schwierigere Schritt. Aber zuerst müssen wir klar verstehen, was der Text sagt, bevor wir es auf uns anwenden können.
Wen spricht Paulus zuerst an? Klar, er spricht die Starken an. Er sagt zu den Starken, sie sollen die Schwachen annehmen.
Der Schlüssel liegt hier bei den Starken. Sie müssen den ersten Schritt tun, und dieser Schritt heißt hier: annehmen. Aber nicht, um Auseinandersetzungen über unterschiedliche Meinungen zu führen oder über die Gewissensbedenken der anderen zu Gericht zu sitzen, sondern wirklich anzunehmen, so wie sie sind.
Alles, was der Apostel hier sagt, hat Vorläufigkeitscharakter – ganz wichtig. Es geht hier nicht um etwas, das für die nächsten hundert Jahre unverändert gilt.
Manche meinen immer noch, dass Schweinefleischessen verboten ist und dass es so die nächsten hundert Jahre gehandhabt wird. Nein. Vorläufig ist es so, dass sie ihr Gewissen so gepolt haben, dass Schweinefleisch essen verboten ist. Vielleicht kommen sie später zu der Erkenntnis, dass die Schrift klar macht, dass Schweinefleisch essen erlaubt ist. Aber vorläufig wandeln wir nach der Liebe und nehmen sie an.
Jetzt kommt das erste Beispiel, das Problem mit dem Essen, Verse 2 bis 4. Ich habe meine Gliederung ein wenig umgestellt. Für diejenigen, die die Gliederung vor sich liegen haben: Vers 1 ist die Aufforderung, dann folgt klein b, das erste Beispiel, das Problem des Essens in Vers 2 bis 4.
Hier ist das Problem: Der eine glaubt, alles essen zu dürfen, der Schwache isst nur Gemüse.
Der Schwache meint, Gott würde fordern, dass man kein Schweinefleisch, kein Opferfleisch usw. essen darf. Er glaubt, Gott fordert das, und sein Gewissen meldet sich in diese Richtung. Es ist so geprägt.
Es wäre ganz falsch, den Schwachen zum Schweinefleischessen zu drängen.
Vers 2 beschreibt das Problem, Vers 3 die entsprechende Aufforderung: Wer isst, verachte nicht den, der nicht isst.
Der Starke isst Schweinefleisch. Er soll denjenigen, der kein Schweinefleisch isst, nicht verachten.
Der Starke steht in Gefahr, den Schwachen zu verachten. Achtung! Das sollen wir nicht tun, sagt der Apostel.
Der Starke darf nicht sagen: „Ach, du bist einfach nicht so weit, du bist viel zu kritisch und vorsichtig, du kannst ruhig Schweinefleisch essen, mach dir kein Gewissen draus.“
Oder: „Ach, diese Judenchristen haben es immer noch nicht kapiert, dass man kein Schweinefleisch essen darf.“
Das ist nicht liebevoll. Wir dürfen nicht verachten, sagt er später wieder, denn wir werden alle vor dem Richterstuhl Christi erscheinen.
In Vers 10 heißt es: „Was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor dem Richterstuhl Christi stehen.“
Das ist die eine Gefahr: Der Starke verachtet den Schwachen.
Jetzt der Schwache in der Mitte von Vers 3: Wer nicht isst, der soll nicht über den richten, der isst, denn Gott hat ihn vorbehaltlos angenommen.
Der Judenchrist sagt: „Du darfst kein Schweinefleisch essen!“ Und wenn er sieht, dass doch jemand Schweinefleisch isst, richtet er ihn.
Das ist Sünde. Er sagt zu dem Heidenchristen: „Du bist zu liberal, du bist nicht vorsichtig genug.“
Aber der Starke ist hier nicht liberal, ganz sicher nicht.
Der Starke hat eine Erkenntnis, die der Schwache noch nicht hat: Schweinefleisch essen macht uns vor Gott weder besser noch schlechter.
Ob man auf Schweinefleisch verzichtet oder es isst, macht keinen Unterschied. Wir haben Freiheit in dieser Frage.
Die Aufforderung lautet: Der Starke soll den Schwachen nicht verachten, und der Schwache soll den Starken nicht richten.
Nun folgen einige Erklärungen.
Gott hat ihn angenommen, Gott hat ihn stark angenommen, vorbehaltlos.
Vers 4: „Wer bist du, der du über einen fremden Knecht richtest oder urteilst?“
Wer bist du, schwacher Judenchrist, der du einen anderen Knecht, einen Hausknecht, richtest?
Er muss es vor dem Herrn verantworten. Diese Sache mit dem Schweinefleisch muss er vor dem Herrn verantworten.
Der Herr kennt ihn. Jeder steht und fällt vor seinem eigenen Herrn.
Er wird aber aufrecht gehalten werden, denn Gott kann ihn aufrecht halten.
Du Judenchrist musst dich nicht verantwortlich fühlen für den Heidenchristen, der Schweinefleisch isst.
Jetzt kommt das zweite Beispiel in Vers 5.
Es geht um die Tage. Das erste Beispiel war das Fleisch, nun geht es um die Tage.
Der eine urteilt, ein Tag sei vor einem anderen Tag wichtiger. Der andere meint, jeder Tag sei gleich wichtig.
Paulus sagt: Jeder habe in seinem eigenen Denken volle Gewissheit.
Wenn du von der Schrift überzeugt bist, dann hast du Gewissheit. Du sollst nicht ständig mit einem Fragezeichen herumlaufen.
Wir haben hier eine vorläufige Meinungsverschiedenheit: Der eine sagt, alle Tage sind gleich, der andere sagt, gewisse Feiertage sind wichtig zu halten, etwa Sabbate oder andere Festtage.
Vielleicht geht es um Feiertage, ich weiß es nicht genau.
Das ist übrigens auch heute unter Christen ein Thema. Zum Beispiel Weihnachten: Ist es wichtig, Weihnachten zu feiern oder nicht?
Es gibt solche und solche Christen. Das können wir bei der Anwendung bedenken.
Nun zum Thema der Tage.
Paulus richtet die Gedanken auf den Herrn Jesus.
Wer den Tag beobachtet, der tut es für den Herrn. Er hält den Tag aus Liebe zum Herrn.
Der Judenchrist hält diesen Tag für den Herrn.
Wer den Tag nicht beobachtet und sagt, wir sind frei und brauchen diesen Feiertag nicht zu halten, der tut das auch für den Herrn.
Wer Schweinefleisch isst, tut das auch für den Herrn. Er sagt: „Danke, Herr, du hast mir das gegeben, ich darf es zu mir nehmen und preise dich.“
Wer kein Schweinefleisch isst, sagt: „Herr, ich esse nicht, weil du es nicht willst.“ Er dankt Gott vielleicht für das Gemüse, das er isst.
Er lebt in Dankbarkeit dem Herrn gegenüber.
Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst.
Wir leben nicht für uns selbst, sagt der Apostel, wir leben für den Herrn.
Hier sind zwei Christen: Der eine lebt für den Herrn, der andere lebt für den Herrn.
Sie leben nach ihrem Gewissen und von ganzem Herzen.
Es geht nicht um Sünde, dass der eine zu wenig aufpasst und der andere zu ernst ist. Das ist nicht das Thema.
Es geht um Überzeugungen im Gewissen.
Der eine meint, das darf man, der andere sagt: Nein, das darf man nicht.
Beide meinen, ihre Überzeugung stammt aus der Bibel.
Also keiner lebt für sich selbst, keiner stirbt für sich selbst.
Ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn.
Denn hierzu starb Christus und stand wieder auf, damit er über Tote und Lebende Herr sei.
Jeder trachtet danach, Gott zu gefallen.
Der Schwache weiß nicht, dass er schwach ist. Er meint sogar, sehr stark zu sein und treu im Herrn.
Es geht nicht um Charakterschwäche, sondern um Schwachheit im Gewissen.
Das Gewissen ist falsch gepolt, also nicht richtig ausgerichtet.
Er ist nicht richtig gelehrt.
Wenn er seine Meinung ändern wollte, müsste er zuerst von der Schrift überzeugt werden.
Dann würde sein Gewissen umgepolt werden.
Im Moment ist er aber überzeugt, dass die Schrift sagt, man darf kein Schweinefleisch essen.
Er hat Bibelstellen, etwa 3. Mose 11, oder 5. Mose 13, 11-13, die das so sagen.
Der andere zitiert vielleicht Markus 7 und sagt: „Der Herr hat gesagt, alles ist rein.“
Jeder handelt aus Liebe zum Herrn.
Verse 6 bis 9 bilden diesen Unterabschnitt: Jeder handelt aus Liebe zum Herrn, jeder tut, was er tut, für den Herrn.
Nun die Verse 10 bis 12:
Jeder wird vor dem Richterstuhl Christi stehen und für sein Handeln Rechenschaft ablegen.
Jeder, der Schweinefleisch gegessen hat, und jeder, der es nicht gegessen hat, wird vor dem Richterstuhl Christi stehen.
Du aber, Vers 10, was urteilst du über deinen Bruder?
Du Judenchrist, du Schwacher – ja, Schwacher sagt er nicht direkt – aber: Was urteilst du über deinen Bruder?
Oder du, was verachtest du deinen Bruder?
Der Starke steht in Gefahr, den Schwachen zu verachten.
Das darf er nicht tun. Es entspricht nicht der Liebe.
Denn wir werden alle vor dem Richterstuhl Christi stehen.
Es ist geschrieben: „So wahr ich lebe“, sagt der Herr, „jedes Knie wird sich vor mir beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.“
Dann wird jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen.
Schlussfolgerung oder Schlussaufforderung:
Lasst uns nicht mehr übereinander urteilen, sondern urteilt lieber so, dass ihr dem Bruder keinen Anlass zum Stolpern legt.
Hört auf, einander zu richten in solchen Fragen wie: Darf man Weihnachten feiern oder nicht? Muss man Weihnachten feiern oder nicht?
Hört auf, einander in solchen Fragen zu richten und zu verachten.
Liebe und sorgfältiger Umgang miteinander
Vers 13 in der Mitte bis Vers 21: Jetzt betont er die Liebe, fordert zu Liebe und zu einem sorgfältigen Umgang miteinander auf und zeigt, wie das der Liebe entspricht. Lesen wir Vers 13 bis 21.
Kann jemand vorlesen, bitte? Vielleicht von Vers 13 an. Wir lesen Vers 13 einfach noch einmal und dann bis Vers 21.
„Gemeinde zu Gemeinden: Aber wenn dein Bruder wegen einer Speise fällt, so wandelt du nicht mehr nach der Liebe. Verdirb nicht mit deiner Speise den christlichen Bruder. Lasst also euer Gutes nicht belästigt werden, denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. Denn wer in diesem Dienst dem Herrn dient, der ist Gott wohlgefällig und von den Menschen anerkannt.
Darum lasst uns dem nachstehen, was zum Frieden dient, und dem, was der gegenseitigen Erbauung dient. Zerstört nicht um einer Speise willen das Werk Gottes. Alles ist rein, aber es ist böse für den Menschen, der es mit Anstoß isst. Wenn er es mit Anstoß isst, so sündigt er gegen den Leib Christi. Darum, wenn Speise meinen Bruder zum Fall bringt, will ich nie wieder Fleisch essen, damit ich meinen Bruder nicht zum Fall bringe.“
Hier habe ich meine Gliederung ein wenig umgestellt:
A. Liebe steht über Erkenntnis (Verse 13 und 14)
a) Nicht verletzen (Vers 15)
b) Keinen Anlass zu übler Nachrede geben (Vers 16)
c) Auf die wichtigen Dinge konzentriert sein: Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist (Vers 17)
d) Nicht vergessen, wessen Sklave du bist (Vers 18)
e) Frieden ins Auge fassen und nachstreben (Vers 19)
f) Aufbauen, nicht abbauen (Vers 19 Mitte bis Vers 20)
g) Auf eigene Freiheit verzichten (Vers 21)
Was Paulus hier tut, ist zu erklären, wie wir miteinander umgehen sollen. Es geht darum, dass wir dem Bruder keinen Anstoß zum Stolpern geben oder ihm keinen Stein in den Weg legen, über den er stolpert, oder einen Strick, in dem er gefangen wird. Wir wollen nicht, dass er gegen sein Gewissen handeln muss.
Wenn wir gemeinsam essen gehen, bestellt er kein Wiener Schnitzel – oder wie heißt das bei euch? – weil er denkt: „Wenn der das essen kann, dann kann ich das auch.“ Und dann isst er es mit schlechtem Gewissen, während du mit gutem Gewissen isst. Jetzt bist du mitverantwortlich, dass er gegen sein Gewissen gehandelt hat.
Es ist immer Sünde, gegen das Gewissen zu handeln. Das Gewissen ist ein Maßstab, und wir dürfen nicht dagegen handeln. Wenn das Gewissen falsch meldet und ich trotzdem dagegen handle, fühle ich mich schuldig vor dem Herrn. Ein Christ, der weiß, dass er etwas nicht tun darf, aber es trotzdem tut, fühlt sich schuldig. Zum Beispiel, wenn er Schweinefleisch isst, obwohl sein Gewissen ihm sagt, dass es verboten ist.
Wenn er öfter gegen sein Gewissen handelt, wird sein Gewissen stumpf. Das dürfen wir nicht zulassen. Wenn wir mehrmals gegen das Gewissen handeln, wird es nicht mehr so scharf sein. Dann lernt man, dass es nicht schlimm ist, gegen das Gewissen zu handeln – und das wäre tragisch.
Es ist schlimm, gegen das Gewissen zu handeln. Schweinefleisch essen an sich ist nicht schlimm, aber gegen das Gewissen zu handeln, ist schlimm. Und genau das tut er hier: Er würde gegen sein Gewissen sündigen.
Vers 14: „Ich weiß und bin überzeugt im Herrn Jesus, dass nichts an sich selbst unrein ist.“ Ihr Starken habt also Recht, kein Problem. Wir sind uns einig, dass Schweinefleisch essen erlaubt ist – an sich. Aber nur dem, der etwas für unrein hält, ist es unrein. Das ist die Antwort auf deine Frage.
Für ihn ist Schweinefleisch unrein, weil er es als unrein empfindet – vom Gewissen her. Deshalb darf er es nicht essen. Unrein heißt verboten. Er darf Schweinefleisch nicht essen, weil er es für unrein hält.
Vers 14 Ende: „Nur dem, der etwas für unrein hält, ist es unrein.“ Wenn jemand im Gewissen so ist, dass Weihnachten ein heidnisches Fest ist und eine Sünde, und er würde Weihnachten feiern, sündigt er gegen sein Gewissen. Das müssen wir verstehen und nachempfinden.
Ich weiß nicht, ob ihr Weihnachten feiert, aber ich kenne liebe Geschwister, die überzeugt sind, dass es verboten ist, Weihnachten zu feiern. Paulus ist überzeugt, dass nichts an sich unrein ist, aber wer es für unrein hält, für den ist es unrein.
Vers 15: Liebe legt dem anderen keinen Stein in den Weg. Darum ging es ja. Wenn du eine wunderbare Erkenntnis hast, ist sie gut, keine Frage. Aber es gibt etwas Höheres als deine Erkenntnis: die Liebe. Handle nach der Liebe, nicht nach der Erkenntnis. Wenn du alleine bist, kannst du nach deiner Erkenntnis handeln, aber ihm gegenüber handle nach der Liebe.
Vers 15: Nicht verletzen. Wenn dein Bruder wegen einer Speise verletzt oder betrübt wird, wandelst du nicht mehr nach der Liebe. Das dürfen wir nicht. Verdirb den Bruder nicht. Wir würden ihn innerlich zerstören oder verletzen, wenn wir ihn ermutigen, gegen sein Gewissen zu handeln.
Vers 16: Lasst euer Gutes nicht lästern. Euer Gutes ist eure gute Erkenntnis, dass ihr Freiheit habt in Sachen Fleisch essen. Lass dein Gutes nicht Anlass zu übler Rede werden. Wenn du Schweinefleisch isst und behauptest, es sei erlaubt, fangen andere an, schlecht über dich zu reden. Du hast Anlass gegeben. Wenn du nach der Liebe wandelst, gibt es keinen Grund für üble Rede. Verzichte auf das Schweinefleisch.
Es geht um eine vorläufige Regelung. Es muss nicht dauerhaft so sein, dass du auf Schweinefleisch verzichtest. Aber solange diese Erkenntnis bei den Geschwistern da ist, wandle nach der Liebe.
Denn das Reich Gottes besteht nicht aus Essen und Trinken, sondern aus Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist. Darauf wollen wir uns konzentrieren.
Negatives Reden widerspricht den Grundsätzen des Reiches Gottes. Aber auch dem anderen einen Anstoß zu geben, widerspricht den Grundsätzen des Reiches Gottes.
Noch einmal: Auf die wichtigen Dinge konzentrieren – Gerechtigkeit, Friede und Freude. Gerechtigkeit heißt, recht vor Gott leben, Heiligkeit. Friede heißt Frieden unter Geschwistern. Das ist wichtig, damit das Miteinander gedeihen kann. Ohne Frieden unter Geschwistern kann der Herr nicht wirken.
Freude im Geist Gottes, nicht nur Spaß – Freude ist hier gemeint.
Vers 18: Wer in diesen Dingen Christus als Leibeigenen dient – also Christus dient wie ein Sklave – der ist Gott wohlgefällig und vor den Menschen bewährt.
Wir sind Sklaven Christi. Ja, ich darf noch Schweinefleisch essen, aber als Sklave Christi verzichte ich um des Bruders willen.
Vers 19: Lasst uns nach dem Frieden streben, was zum Frieden gehört und was dem Frieden dient. Wir wollen nachjagen, was dem Frieden dient.
Leibeigener Dienst heißt, wie ein Sklave Christus dienen. Das griechische Wort heißt „du loio“, also Sklave oder Leibeigener sein.
Vers 19 Mitte: Lasst uns nach dem nachstreben, was der gegenseitigen Erbauung dient. Zerstört nicht um einer Speise willen das Werk Gottes. Es geht darum, den Bruder aufzubauen, nicht zu zerstören. Der Christ gehört Gott und ist ein Werk Gottes.
Wir sollen das, was Gott aufgebaut hat, nicht zerstören, sondern den Bruder weiter aufbauen.
Wir müssen nicht wegen einer Speise Streit führen oder den Bruder zu einem Handeln gegen sein Gewissen überreden und ihn dadurch zerstören.
Unsere Aufgabe ist es, aufzubauen und nicht abzubauen. Das entspricht der Liebe.
Alles ist rein, aber es ist böse für den Menschen, der es mit Anstoß isst. Wenn er es mit Anstoß isst, mit schlechtem Gewissen, dann kommt er zu Fall und sündigt.
Darum: Aufbauen, nicht abbauen.
Vers 21: Verzichte auf deine Freiheit. Es ist gut, kein Fleisch zu essen, auch für dich. Iss kein Fleisch, iss kein Schweinefleisch. Es ist kein Opferfleisch.
Auch auf Wein zu verzichten kann sinnvoll sein, wenn es Probleme gibt.
Verzichte darauf, etwas zu tun, bei dem der Bruder sich stößt oder es ihm zum Fallstrick wird oder er schwach ist.
Der Starke soll dem Schwachen entgegenkommen.
Der Starke ist die Hauptlösung für das Problem, nicht der Schwache.
Der Starke nimmt Rücksicht auf den Schwachen.
Wenn der Schwache sich an etwas stößt, ist das, was ihn verleitet, gegen sein Gewissen zu handeln. Er wird dadurch zum Fall gebracht.
Dieser Vers wird oft falsch angewendet. Es heißt dann, mich stört der Bruder und der Bruder ist ein Anstoß für mich. Das ist aber nicht das Thema.
Der Schwache wird ermutigt, das Gleiche zu tun wie der Starke, weil der Starke es vormacht und keine Rücksicht nimmt. Dann handelt der Schwache gegen sein Gewissen und kommt zum Fall.
Das ist die Verleitung, um die es hier geht.
Ein gutes Beispiel ist Weihnachten. Manche Christen sind überzeugt, dass Weihnachten ein heidnisches Fest ist und nicht gefeiert werden darf. Andere sagen, sie haben Freiheit.
Wenn ich in einer Gemeinde bin, in der alle überzeugt sind, dass Weihnachten nicht gefeiert werden darf, und ich bin der Einzige, der es feiert, dann weiß ich, was ich tun muss: Ich verzichte auf den Baum und das Drumherum. Das darf ich.
Ich kann Weihnachten im Geheimen feiern, zum Beispiel mit den eigenen Kindern oder bei Verwandten, aber in der Gemeinde verzichte ich.
Das ist eine vorläufige Regelung.
Irgendwann müssen wir das Thema in der Schrift klären: Ist es wirklich verboten, Weihnachten zu feiern oder nicht?
Vielleicht lösen wir das Problem nicht heute oder in einem Monat, sondern erst in zwei oder drei Jahren. Dann wird es vielleicht klarer.
Wenn ich in so einem Kreis feiere, werde ich zum Feind. Andere sagen: „Thomas feiert auch Weihnachten, also darf ich auch.“ Aber er feiert mit schlechtem Gewissen, weil die anderen ihm klar gemacht haben, dass es ein götzenmäßiges Fest ist. Er ist innerlich zerrissen.
Das ist der Punkt: Das Gewissen ist maßgeblich.
Wenn er überzeugt ist, dass es erlaubt ist, kann er es feiern.
Solange die Sache ungeklärt ist und es zwei Meinungen gibt, muss der Starke nachgeben und sagen: „Ich möchte dich nicht verleiten, gegen dein Gewissen Weihnachten zu feiern.“
Manchmal ist es besser, auf die Freiheit zu verzichten, um den Bruder nicht zu verletzen.
Zum Beispiel, wenn ich bei meinen nicht gläubigen Verwandten Weihnachten feiere, stört das wahrscheinlich niemanden.
Aber wenn ich heimlich etwas tue, das ich für falsch halte, ist das das Gleiche wie heimlich Schweinefleisch essen.
Wenn ich mit einem Judenchrist zusammen bin und Schweinefleisch esse, obwohl er es nicht weiß, ist das nicht das Thema.
Es geht darum, ob ich ihn dazu verleite, gegen sein Gewissen zu handeln.
Das sind heikle Punkte.
In Schottland mussten Christen früher schwarze Socken tragen. Das klingt lustig, aber es war so.
Manche hatten die Freiheit, weiße Socken zu tragen.
In Russland war es verboten, am Sonntag ein rotes Hemd zu tragen. Das hat eine Geschichte.
In Moldawien erzählte ein Bruder, dass rote Hemden am Sonntag verboten waren.
Ich habe die Freiheit, ein rotes Hemd zu tragen, aber werde ich das bewusst tun? Nein, ich verschenke die roten Hemden.
Manche Gemeinden feiern keine Feiertage. Wenn eine Familie weit weg von der Gemeinde einen Feiertag feiert, ist das eine Frage der Überzeugung.
Er ist nur dann sündig, wenn er gegen sein Gewissen handelt.
Die Frage ist, was seine Überzeugung ist.
Wenn er überzeugt ist, dass er Weihnachten feiern darf, hat er sein Gewissen beruhigt und kann es feiern.
Der Maßstab ist das Gewissen.
Aber irgendwo gibt es die Wahrheit.
Man möchte sie finden, aber manchmal ist sie vorläufig unklar.
Die Gemeinde lernt und spricht darüber.
Zum Beispiel: Müssen alle Christen schwarze Socken tragen oder nicht? Darüber muss man sprechen.
Vielleicht ändert sich das in 20 Jahren.
In der Zwischenzeit gibt es ein Problem, weil manche ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie rote Hemden tragen.
Wenn ich ein rotes Hemd trage, ermutige ich andere, es auch zu tun, und sie bekommen ein schlechtes Gewissen.
Dann handeln sie gegen ihr Gewissen.
Darum geht es.
Es geht um das, was jemand im Gewissen überzeugt ist.
Die Liebe gebietet, dass ich dem Schwachen in diesem Punkt vorläufig entgegenkomme.
Irgendwann dürfen wir wachsen.
Es gibt Freiheit bezüglich Hemden, aber man muss auch andere Dinge beachten.
Ein anderes Beispiel: Jemand sagt, er kann mit einer Blutschild-Hose zur Versammlung gehen.
Die Zigeuner haben oft nur Blutschild-Hosen.
Wenn ich eine schöne Hose habe, möchte ich zeigen, dass das Fest ein besonderer Anlass ist.
Zur Hochzeit geht man normalerweise nicht mit einer Blutschild-Hose.
Wir merken, dass unsere Kultur von außen zerstört wird.
Jetzt achten wir nicht mehr auf angemessene Kleidung in der Gegenwart Gottes.
Ich habe Freiheit, aber es geht um das, was sich in der Gegenwart Gottes gehört.
Wenn der Priester nicht einmal seine Unterschenkel zeigen durfte, wenn er zum Altar geht, heißt das etwas.
Die Jünger am See Genezareth waren fischen und hatten ihre Kleider ausgezogen.
Wenn sie vor den Herrn treten, ziehen sie sich an.
Petrus zieht sie an und schwimmt ins Wasser, weil er angezogen erscheinen will.
Bei uns ist es heute kein Problem, ein rotes Hemd zu tragen.
Ein Bruder aus Moldawien war schockiert, als er am Sonntag drei Männer mit roten Hemden sah.
Wie geht man damit um? Man spricht darüber.
Sein Gewissen ist falsch gepolt.
Wenn er sich überzeugen lässt, ist das kein Problem mehr.
Wenn er stark ein schlechtes Gewissen hat, entsteht die Diktatur der Schwachen.
Was tun? Wenn bei uns rote Hemden erlaubt sind, aber er ein schlechtes Gewissen hat, muss er eine andere Versammlung suchen.
Das wäre etwas lieblos, aber es ist ein spezieller Fall.
In der Gemeinde waren viele Judenchristen und viele Heidenchristen.
Ich würde mit ihm gründlich reden und ihm aus der Schrift helfen.
Es ist kein großes Problem, wenn er in den Westen kommt.
In Moldawien könnte es ein Problem sein, weil viele überzeugt sind.
Einen zu überzeugen ist leichter als viele.
Das ist wie bei der vorläufigen Regelung.
Es gibt keine immer geltende Regelung.
Es könnte sein, dass es wirklich schlecht ist, ein rotes Hemd zu tragen, wenn damit eine politische Botschaft verbunden ist.
Wir müssen das verstehen.
Das vorläufige Handeln ist immer das Handeln nach der Liebe.
Zum Beispiel: Ich habe einmal gebetet und die Hände hinten verschränkt.
Jemand hat mich getadelt, das sei ungezimmtes Verhalten in der Gegenwart Gottes.
Ich wusste nicht, was los war, habe es aber akzeptiert.
Es wäre fehl am Platz gewesen, darüber zu diskutieren.
Für ihn war das Gewissen so gepolt.
Wenn die Hälfte der Gemeinde so betet und die andere Hälfte anders, ist das einfacher.
Irgendwann muss darüber gesprochen werden.
Man kann nicht alle überzeugen, was richtig oder ungezimmtes Verhalten ist.
Die Starken müssen Rücksicht auf die Schwachen nehmen.
Wer stark oder schwach ist, ist manchmal schwer zu sagen.
Ein Schwacher kann nicht beten.
Dann müssen die Brüder, die so beten können, sagen: „Wir verzichten darauf und beten anders.“
Ich mache das auch nicht mehr, wenn ich in Russland oder der Ukraine bin.
Für mich war das damals gedankenlos.
Oder wenn ein Moslem sieht, dass ich meine Bibel in die Hosentasche stecke, empfindet er das als Respektlosigkeit.
Ich habe die Bibel herausgenommen, um den Weg nicht zu verbauen.
Das ist kein Bruder, sondern ein Moslem.
Die Liebe gebietet, dass ich vorläufig als Starker auf den Schwachen eingehe und mich nach ihm richte.
Noch eine Frage zum Schwachen: Wenn jemand gegen sein Gewissen handelt, wird das Gewissen nicht von heute auf morgen beruhigt.
Es dauert Zeit.
Er muss erst überzeugt sein, dass es erlaubt ist.
Wenn er überzeugt ist, wird das Gewissen nicht mehr melden.
Es geht darum, dass jemand verführt wird, gegen sein Gewissen zu handeln, weil andere es tun.
Es gibt viele Streitfragen unter Christen.
Man muss darüber sprechen.
Manche Streitfragen kann man bald lösen, andere nicht.
Dann muss man in Liebe miteinander umgehen.
Dr. Ruder, wollen Sie etwas sagen?
Ja, es gibt auch verschiedene Fälle.
Jemand isst Fleisch, hat aber nebenan Schweinefleisch. Wenn jemand lebenslang Alkohol getrunken hat, ist das ein Unterschied.
Was den Alkohol betrifft, ist die Frage, wie viel.
Jesus hat wenig Alkohol getrunken, aber er hat Alkohol getrunken.
Wisst ihr, dass die Juden den Wein stark verdünnt haben? Zwei Drittel Wasser, ein Drittel Wein, oft mit Honig und Gewürzen gemischt.
In der Bibel wird von „Wein mischen“ gesprochen (Offenbarung 17,18).
Alkohol an sich ist gefährlich, sagt die Schrift.
Es gibt Christen, die absolut trocken leben, und andere, die Freiheit haben, mal zum Fondue ein Schlückchen Weißwein zu trinken.
Paulus hat Timotheus empfohlen, ein wenig Wein zu trinken, weil er Magenprobleme hatte.
Man kann auch pur trinken, aber die Menge darf nicht zu groß sein.
Das ist ein ähnlicher Fall.
Es geht nicht um große Mengen Alkohol, sondern um kleine Mengen bei besonderen Anlässen.
Der Starke nimmt Rücksicht auf den Schwachen.
Wenn der Schwache mich mit Weißwein sieht und denkt, er darf auch trinken, handelt er gegen sein Gewissen.
Dann verzichte ich lieber auf den Wein.
Auch das ist eine vorläufige Regelung.
Wenn wir zusammenleben, lernen wir die Geschwister kennen.
Manche müssen lernen, mit Wein umzugehen.
Ich habe Geschwister in der Ukraine kennengelernt, die sagten, wenn die Zigeuner dort nur ein bisschen Wein trinken dürften, saufen sie sich voll.
Wir in Deutschland sind anders.
Wir Deutschen haben eine andere Kultur.
Wir müssen schließen.
Wir können am Abend noch weiter darüber nachdenken.
Wir beten.
