Einführung in die Persönlichkeit und Bedeutung Saulus'
Apostelgeschichte 9: Die Bekehrung des Saulus
Der Name Saulus war natürlich ein stolzer Name, ein Königsname, denn er geht zurück auf den ersten König Israels. Ich kann mir vorstellen, dass die Eltern alle ihre Hoffnungen in ihn gelegt haben. Er war ein Hauptmann, größer als das ganze Volk, sicher ein ungeheurer Hüne. Der Herr war mit ihm. Dass Saulus dann gefallen ist, verbinden wir heute mit seinem Namen, doch für Israel war es etwas Herrliches, wie er die Leute von Jabeschen-Gilead befreit hat. Er war ein Mann, der echte Bruderschaft lebte.
Der Name Saulus ist ein ganz toller Name, den der junge Mann mitbekommen hat. Er wollte diesem Namen alle Ehre machen – als Kämpfer. Das zeigt sich auch wunderbar im Bibelwort, wo es heißt: Er schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn und ging zum Hohenpriester.
Das ist der Grund, warum ich immer dem Luthertext treu bleibe, trotz der guten Nachricht. Ich meine, man müsste sich am Ende auf eine Übersetzung festlegen, über die man dann im Bibelkreis spricht. Man kann eine zweite Übersetzung hinzuziehen, um etwas besser zu verstehen. Aber die Formulierungen Luthers sind klassisch und sehr hilfreich.
Saulus bat um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit er Männer und Frauen, die Anhänger des neuen Weges waren, gefangen nach Jerusalem führen konnte. Es ist auch schön, dass hier von einem „neuen Weg“ die Rede ist. Das wäre schon eine Bibelstunde für sich, wenn man auch die Kleinigkeiten beachtet. Oft mache ich meine Punkte, und dann fällt das alles unter den Tisch.
Wir haben schon am Sonntag gesagt, wie der Bibelausleger Tozer – T-O-Z-E-R – den Glauben beschreibt: Glauben ist eine Gottesbegegnung, das ganze Leben auf Gott zu richten, so wie Mose oder Abraham lebten. Und hier heißt es plötzlich, Saulus lebt im Glauben. Das ist ein neuer Weg, ein neuer Weg, eine neue Praxis – alles ist umgewandelt.
Der Weg mit Jesus ist ein neuer Weg, ein anderer Weg, ein alternativer Weg. Und das macht man mit den Füßen, mit den Händen, durch das Tun. Es gibt gar keinen theoretischen Glauben. Eine herrliche Bezeichnung! Und Saulus wollte diese Anhänger gefangen nach Jerusalem führen.
Die Begegnung mit Jesus auf dem Weg nach Damaskus
Als er aber auf dem Weg war und sich Damaskus näherte, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“
Er antwortete: „Herr, wer bist du?“ Die Stimme sagte: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt; dort wird man dir sagen, was du tun sollst.“
In Bibelkreisen wird an dieser Stelle oft gefragt: Wo ist eigentlich das Hinfallen? Es fällt schwer, den „Stachel“ wieder aufzunehmen. Bei Paulus’ zweiter Erzählung, die er im Gerichtsverfahren in Caesarea vor der Schar dort berichtet, fügt er dies noch hinzu. Das ist also auch ein historischer Teil, der in Apostelgeschichte 9 fehlt, aber ganz bestimmt dazugehört.
Die Stimme sagte: „Steh auf und geh in die Stadt; dort wird man dir sagen, was du tun sollst.“ Die Männer, die mit ihm unterwegs waren, standen sprachlos da. Sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemanden.
Saulus richtete sich von der Erde auf. Als er seine Augen öffnete, sah er nichts. Die Begleiter nahmen ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus. Dort konnte er drei Tage weder sehen noch essen oder trinken.
Hananias' Auftrag und Saulus' Heilung
Es war aber ein Jünger in Damaskus mit Namen Hananias. Dem erschien der Herr und sprach: „Hananias!“ Er antwortete: „Hier bin ich, Herr.“
Der Herr sprach zu ihm: „Steh auf und geh in die Straße, die die Gerade heißt. Frage in dem Haus des Judas nach einem Mann mit dem Namen Saulus von Tarsus. Siehe, er betet. Und er hat in einer Erscheinung einen Mann gesehen, der Hananias heißt. Dieser ist zu ihm gekommen und hat die Hand auf ihn gelegt, damit er wieder sehend werde.“
Hananias aber antwortete: „Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat. Und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle gefangen zu nehmen, die deinen Namen anrufen.“
Doch der Herr sprach zu ihm: „Geh nur hin! Denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden, vor Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen.“
Die besondere Berufung bei Saulus war also ganz klar mit dem Leiden ausgesprochen.
Hananias ging hin, kam in das Haus und legte die Hände auf ihn. Er sprach: „Lieber Bruder Saulus.“ Das ist eine biblisch schöne Redeweise, nicht wie eine formelle oder klebrige Anrede. Ich benutze sie gern, wenn jemandem Glauben verbunden ist, dass man „mein Bruder“ zu ihm sagt und nicht „Herr“.
„Der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Weg hierher erschienen ist, dass du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt wirst.“ Sogleich fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er wurde wieder sehend. Er stand auf, ließ sich taufen, nahm Speise zu sich und stärkte sich.
Der geistliche Kampf bei der Bekehrung
Ich möchte zunächst über den Kampf sprechen. Kampf! Was passiert da eigentlich? Die meisten Christen können nicht richtig einordnen, wenn Menschen so wild toben wie Saulus. Was ist da los? Manche werden ganz unruhig und denken, man habe etwas falsch gemacht. Vielleicht war der Prediger zu aggressiv, sodass es so gekommen ist.
Wissen Sie, dass es in Ihrem Leben ein Kampf auf Leben und Tod ist, wenn man zum Glauben kommt? Wir tun oft so, als sei Evangelisation eine leichte Sache. Wir singen ein paar flotte Lieder und geben den Leuten dann sozusagen Honig vor, sodass sie kleben bleiben wie Mücken in einer Fliegenfalle. Aber eine Bekehrung ist ein Kampf um Leben und Tod.
Bei anderen Kämpfen, zum Beispiel im Ringkampf, geht es nicht um Leben und Tod. Dort geht es nur darum, wer den anderen auf den Boden drückt. Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Es gibt einen Widerstand tief in uns, der sagt: „Ich will mein Leben nicht ganz dem gekreuzigten Jesus ausliefern.“
Es gibt so ein schönes Lied, das wir gerne singen: „Ach, das eine Zeit gewesen, da ich lebte so für mich.“ Dann wird immer mehr von „meinem“ Teil dem Herrn gegeben. Zuerst möchte ich meinem Herrn etwas geben, und zum Schluss sage ich: „Gar nichts mehr für mich, alles für ihn.“ Aber seien Sie ehrlich: Können Sie das wirklich machen?
Wissen Sie, dass das bis zu Tränen und Verzweiflung gehen kann? „Herr, ich habe in meinem Leben Lieblingssünden, und die will ich nicht loslassen.“ Diese Sünden wehren sich gegen dein Wort und gegen dich. Sie sprechen von mir und von Ihnen.
Wenn Sie wissen wollen, worum es geht: Es geht darum, ob Sie gerettet werden oder ob Sie mit einem geteilten Herzen Gott nachfolgen. Und Saulus schüttelt alles von sich ab.
Jetzt ist er deshalb besonders schwierig, weil er ein frommer Mann war. Er wandelte im Gesetz untadelig. Aber Jesus hat schon gesagt, dass es am allerschwierigsten ist, wenn solche Leute zum Glauben an den gekreuzigten Jesus kommen – die Pharisäer und die Schriftgelehrten. Es ist immer wieder gut, sich bewusst zu machen, dass Frömmigkeit, regelmäßiger Gottesdienst und Ähnliches auch ein großes Hindernis sein können.
Man trägt das im Grunde vor sich her mit dem Gedanken: „Ich bin doch ein ordentlicher Mensch.“ Die Frage stellt sich heute Abend auch: Kann Gott alle gleich behandeln? Doch, denn jeder steht vor Gott mit einer unbezahlbaren Schuld.
Saulus hat gemerkt, dass er bei Jesus nicht durch seine fromme und treue Gesetzeserfüllung Gerechtigkeit erlangen kann. Das klingt vielleicht hart, aber ich will es ganz offen sagen: Bis heute ist die Not im Judentum, dass Rabbiner die Schriftauslegung machen. Das Hauptproblem ist, Jesus zu erkennen.
Wenn das Volk Israel die Bibel lesen würde, hätten sie Christus vielleicht viel leichter erkannt, als es in der ganzen Tradition oft von Theologen versteckt wird. Saulus war ein gelehrter Rabbiner und sagte: „Es darf einfach nicht sein.“ Es gibt keinen vernünftigen Grund für das, was gegenwärtig mit der Judenmission passiert. Sie hat ja gar keine Priorität.
Man hat in 30 Jahren kaum Judenmission gemacht. Mir hat Alfred Burcharz, der den Evangeliumsdienst für Israel leitet, erzählt: Das Wort „Mission“ kommt dort überhaupt nicht vor. Und die ganze Welt tobt. Die Rabbiner und Kirchenleiter müssen sich mit den Rabbinern verständigen. Warum toben sie also? Warum darf in Israel nicht das Neue Testament gepredigt werden? Was ist eigentlich los?
Warum schnaubt man dort vor Wut? Diese Schnauben und das drohende Gericht finden sich auch in Ihrem Leben. In einer saftlosen und kraftlosen Christenheit ist das in vielen Gemeinden kaum noch da. Wenn man so behäbig sitzt und sagt: „Wir wollen die Welt verändern“, dann ist das wenig glaubwürdig.
Was lasse ich heute im Gebet hören? „Wir wollen so beten, dass die Wirtschaftsentwicklung in den neuen Bundesländern vorankommt, dass die Erde erbebt.“ Arrogantes Volk! Was ist unser Gebet? „Herr, hilf uns, wir verderben. Der Herr muss etwas tun. Wir können mit unserem Gebet etwas bewirken.“
Das ist alles so ein arrogantes Christentum. Wir leben auf Gedeih und Verderb von der Gnade des Herrn. Und das will ein Saulus nicht akzeptieren. Er schnaubt mit seiner ganzen Leidenschaft dagegen.
Glaube und Anfechtung als notwendiger Prozess
Ich möchte noch ein Wort an diejenigen richten, die oft mit ihrem Fleisch und Blut Schwierigkeiten im Glauben haben. Ich bin auf eine Predigt von Charles Haddon Spurgeon gestoßen, und bei ihm war ich überrascht, dass er sagt: Ein großer Glaube braucht tiefe Anfechtungen.
Menschen mit Temperament und Leidenschaft, die dem Herrn dienen wollen, erleben oft einen inneren Widerstreit. Wenn man durch die Wälder geht, sieht man manchmal, wie der Sturm das ganze Wurzelwerk herausgerissen hat. So war es auch, als Abraham in die Nachfolge Gottes gerufen wurde: „Geh aus deinem Vaterland.“ Das ist, als würde ein Baum entwurzelt werden.
Eine Bekehrung ist nichts Zartes und auch nichts Verspieltes. Wenn der Herr ruft und wir das in unserer Gemeinde erleben, dann sagen manche: „Ach, es ist doch nicht so schlimm, wir kommen in den neuen Himmel.“ Nein, nein! Der Herr will uns ganz haben, keine geteilten Herzen. Doch oft verbergen wir noch unsere Geheimnisse, unsere verborgenen Winkel, und da riecht es dann unangenehm heraus.
Lieber sollten wir aufschnauben, uns auflehnen und ehrlich sagen: „Ich komme mit dem Bibelwort nicht zurecht, was da steht.“ Da stehen so viele harte Dinge drin. Es geht um Ihren Segen. Es geht darum, ob Gott seine ganze Fülle in Ihr Leben hineingeben kann. Darum geht es.
Dann stehen Sie den Kampf durch, und Sie merken plötzlich, dass all die großen Zeugen Gottes durch diesen Kampf gegangen sind. Warum hat Luther diese schrecklichen Anfechtungen als Augustinermönch erlebt? Für andere war das kein Problem, doch er fragte sich: „Wie ist das mit Gott?“ Und so wurde er das auserwählte Werkzeug Gottes.
Auch Paulus musste durch einen solchen Kampf gehen. Es ist beeindruckend, wie Gott im Gewissen dieses Mannes, eines Rabbiners, etwas anrührte. Paulus wurde später derjenige, der das Evangelium für die Heidenwelt verständlich machen konnte. Er erkannte, dass das Gesetz nicht einfach ein Weg ist, um vor Gott gerecht zu werden. Es geht nicht darum, die Gebote zu erfüllen, sondern nur durch Gnade zu leben – durch empfangene Vergebung und das Wunder der Neugeburt.
Paulus kämpfte mit Drohen und Mordandrohungen. Wenn Sie heute beobachten, warum der Hass gegen Jesus so extreme Formen annimmt, dann verstehen Sie das. Manche haben es vielleicht schon erlebt, wenn sie jemandem gesagt haben: „Heute Abend gehe ich zu Hofhacker in die Bibelstunden.“ Warum? Weil man sonst alles machen kann, jeden verrückten Blödsinn, auch in der Kirche. Aber das ist ein Widersinn, denn man weiß genau, worum es geht: Es geht um einen Punkt, um meine ganze Hingabe an Jesus.
Die Bedeutung der Kreuzigung und Hingabe
Ich möchte nun weitermachen, denn bei uns geht es oft um Paulus. Er sagt in Galater 2,19: „Ich bin mit Christus gekreuzigt.“ Wir können viel aus diesem Leben erzählen, auch wenn es vielleicht zu persönlich ist.
Ich war jung verheiratet, und damals ging es bei uns um eine Berufung in einem Amt für mich. Letztlich kam es dazu gar nicht, aber meine Frau sagte, es war für sie unheimlich schwer, unsere ganze Ehe praktisch herzugeben und zu sagen: „Ja, Herr, verfüge du darüber.“ Manchmal verlangt der Herr von uns solche Hingabe.
Als Abraham endlich seinen Isaak hatte, sagte der Herr zu ihm: „Lege ihn auf den Altar zum Brandopfer.“ Warum Gott manchmal so brutal sein kann, kann ich Ihnen sagen: Weil er Sie segnet. Er weiß genau, dass ein halbes Herz Sie kaputtmacht. Das wird bei uns viel zu wenig im Christenleben praktiziert. Wir blockieren uns mit Fußfesseln und meinen, wenn ich etwas in meinem Leben aufgebe, dann sterbe ich. Aber Sie sterben nicht, Sie werden leben.
Paulus sagt in Galater 5,24: „Die, die Christus angehören, kreuzigen ihr Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden.“ Dann sagt der Heiland: „Halte die Nägel fest.“ Es tut weh, aber es muss sein – um des Segens, der Freude und des Lebens willen.
Paulus schnaubt leidenschaftlich und mit großer Emotion. Ich habe vorhin schon gesagt, dass er vor dieser schrecklichen Welt der Bernice stand, mit ganz schlimmen Eheverhältnissen. Auch Caesarea war eine schlimme Situation. Das ist ein tolles Kapitel, Apostelgeschichte 25,26. Dort erzählt er seine Bekehrungsgeschichte und sagt: „Ich war unsinnig.“ Das hat nichts mehr mit Sinn zu tun, der Hass gegen Jesus ist ein irrationaler Hass.
Über vieles kann man streiten, aber man muss wissen, dass man ohne diesen Kampf nicht evangelisieren kann. Man muss im Gebet und in der Seelsorge dahinterstehen. Auch heute Abend möchte ich, dass bei Ihnen Klarheit entsteht, sodass man nicht jedes Thema achtmal aufgreifen muss. Das sage ich mir und Ihnen.
Philipper 3 beschreibt es noch einmal: „Alles, was mir Gewinn war, erachte ich für Schaden, damit ich Christus gewinne.“ Ich achte es für Verlust. Dieses pflichteifrige Leben war doch echt toll. Wir freuen uns doch, wenn ein Mensch heute ordentlich nach den gesetzesgebundenen Regeln lebt. Aber vor Gott hindert es mich. Jeder Gauner versteht die Gnade leichter als gesetzestreue Leute.
Das Wunder ist, dass ich das in meinem Leben auch ergreifen muss. Darum gibt es in Ihrem Leben einen Kampf – einen Kampf auf Leben und Tod. Wissen Sie, worum es geht? Gott will in Ihr Leben eintreten. Das kann er nur tun, wenn Sie sich ihm und seiner Gnade in ganzer Hingabe ausliefern.
Heute gibt es so viele geteilte Menschen. Deshalb gibt es keine Gottesbegegnung mehr und keine Gottesnähe. Es gibt nur noch Frömmigkeit und fromme Worte. Paulus hat das verstanden. Er war im Gewissen getroffen. Ihm war es immer wichtig, dass die Botschaft des Evangeliums im Gewissen wurzelt.
Das ist eine ganz wichtige Stelle, die mir seit meiner Jugend beim Bibellesen wichtig wurde: Paulus sagt in 2. Korinther 4,6, dass wir uns vor Gottes Angesicht an das Gewissen aller Menschen beweisen. Er wollte nie vor der Vernunft bestehen, denn Vernunft ist etwas Schwieriges. Jeder Mensch meint, er sei der Gescheiteste, und man kann Vernunft so zurechtbiegen, wie man will.
Paulus aber wollte ins Gewissen des Menschen dringen. Wenn dort etwas erwacht, kann das so sein, wie wenn man blind ist und später das Gewissen aufwacht. Dann können wir nicht mehr lachen, finden keinen Frieden mehr, können nirgendwo mehr hinlaufen und verstehen uns selbst nicht mehr. Warum waren wir eigentlich so verrückt und haben Gottes Gebot missachtet?
Dann kommt all das, was Saulus später durchmacht: Blindheit, Tränen und Verzweiflung. Im Gewissen will Gott wirken, und Saulus ist von Christus getroffen. Darum reagiert er so.
Ich vergleiche das gern mit einem Wal, der mit einer Harpune getroffen wird. Die Leine wird losgelassen, und der Wal taucht ab. Er meint, er sei frei, aber die Harpune sitzt. Irgendwann zieht die Leine. So ruft Gott auch heute Menschen zu sich. Es dauert oft lange, bis wir das begreifen. Aber wir müssen immer wissen: Es ist ein großes Segenshandeln Gottes.
Manche sagen, das sei gar nicht schlimm oder tragisch. Heute gibt es viele psychologische Fachberater in der Kirche, die oft nur das Ziel haben, die Gewissensnöte, die das Evangelium aufwühlt, den Menschen auszureden. Sie sagen: „Das ist alles nicht so schlimm.“
Ich würde sehr vorsichtig sein, nicht zu ungläubigen Beratern zu gehen, die gar nicht verstehen können, warum Sie diese Unruhe haben. Es wurde in der Kirche oft gesagt: Viele Menschen leiden an Dingen, weil sie vor Gott getroffen sind, aber sie können nirgendwo darüber reden und fühlen sich dann seltsam.
Denken Sie immer daran: Da ist jemand, dem Gott nachgeht.
Die Ablehnung Jesu durch religiöse Menschen
Gut, der Spott, auch gegen Jesus, hat hier oft seine Wurzel, und religiöse Leute hassen Jesus, weil Jesus die Religion kaputtmacht. Die Leute wollen Gott irgendwo dienen und ihre Werke tun, doch Jesus sagt Nein. Er will keine Werke. Ich werde nur durch das Blut Jesu gerecht, durch sein Opfer. Das will doch niemand für mich.
Das war so schön bei meiner Investiturpredigt 1971. Ich erinnere Sie als alter Mann gern daran: Ich hatte eine Patentante, die in Stuttgart eine sehr liberale Prägung hatte. Nachher sagte sie dann: „So eine Schlachthaus-Energie mit dem Blut, da müssen wir alle Spottworte drüber finden.“ Aber es ist so: Es rettet mich Jesus nur an dieser Stelle. Und da ist Blut. Da sage ich: Ja, das Blut – ja, es ist für das Vaterland vergossen und alles, aber das Blut Jesu macht uns rein von aller Sünde. Sonst kann das keiner.
Sie können mit ihrer Willenskraft nicht, mit dem kategorischen Imperativ von Kant und was sie wollen, ihr Leben nicht rein machen. Sie bekommen auch alle bösen, sündigen Gedanken nicht aus ihrem Herzen heraus, als nur alles du und gar nichts ich. Ja, ich liefere mich dir aus, ganz und völlig.
Und da braucht man oft lange Wege nach der scheinbaren Bekehrung, bis man dort steht, wo man wirklich in der Fülle der Gnade steht. Gut, ich breche hier ab. Sie sehen, mein Herz geht weiter, und da können wir viel drüber reden.
Die Erkenntnis der lebendigen Christus
Das zweite Erkennen – was erkennt Saulus? Er erkennt: Christus lebt wirklich. Christus lebt wirklich!
In einer bruchenden Gebetsgemeinschaft hat jemand bei uns, unter den Männern, für eine geistliche Erneuerung des Pfarrstandes gebetet. Ja, oft wäre nur dieser eine Punkt nötig, dieser eine Blick: Dann lebt er also doch. Ist da wirklich jemand? Ich sehe doch gar niemand hier. Ist Christus wirklich da? Ist er der Herr?
Es geht nur um diese eine Erkenntnis. Man muss nicht über irgendwelche Schöpfungsfragen oder Ähnliches diskutieren – das betrifft alle Menschen. Wenn jemand das erkannt hat, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Der Auferstandene hat den Tod besiegt. Alle, die ich in vielen Jahren interviewt habe, die von ganz weit außen kamen, sagten immer: In dem Augenblick habe ich sogar die Schöpfungsgeschichte verstanden und viele Dinge in der Bibel, die mir vorher ein Rätsel waren. Alles von diesem einen Zentralpunkt aus: Christus lebt wirklich.
Christus erscheint, so wie er ihm erschien. Ich weiß gar nicht, ob es eine Vision war – man sieht es nicht richtig – oder ob es nur ein Hören einer Stimme war: „Ich bin Christus.“ Saulus hat immer nur gemeint, dass theologisches Reden Geschwätz von Pietisten sei oder nur Schlagworte, dass das Theologie sei oder von einem Spinner komme, der es halt so macht. Nein, Christus selbst ist da – das ist die Erkenntnis. An dieser Stelle zerbricht er.
Paulus hat es später schön beschrieben, in 2. Korinther 4, wo ich schon sagte, dass Gott einen hellen Schein in unser Herz gegeben hat. Das kann man schnell nachlesen: 2. Korinther 4,6. Weil ich nichts dagegen habe, wenn jemand eine Erscheinung hat, würde ich aber sagen: Alle Erscheinungen sind nicht so aussagekräftig. Ich habe viele Leute getroffen, die mir erzählt haben, wie viele Engel ihnen begegnet sind. Aber man weiß oft nicht, ob sie geistlich noch in Ordnung sind. Deshalb ist das sehr umstritten.
Man sieht auch in einem wirren Geist viel. Es gibt Leute, die ganz komische Halluzinationen haben. Man weiß, dass es auch ein Tummelfeld kranker Geister ist – auch dämonischer Geister. Deshalb ist das, was Paulus später schreibt, so wichtig: 2. Korinther 4,6 – Gott, der einst das Licht in der Finsternis hervorleuchten ließ, diesen großen Schöpfungsakt, das plötzliche Hellwerden in der Finsternis der Welt bei der Erschaffung, hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben.
Das größte Wunder ist, wenn plötzlich ein Licht, eine Erleuchtung geschieht – zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu. Man merkt: In Jesus sehe ich den ewigen Gott. Und wenn dieser Lichtblick kommt, ist das großartig.
Martin Luther hatte den Mut, in seiner Auslegung zum dritten Glaubensartikel vom Heiligen Geist zu sagen, dass wir eine Erleuchtung durch den Heiligen Geist brauchen. Die Prediger haben oft Angst vor dem Wort „Erleuchtung“, dabei ist es eigentlich ein tolles, biblisches Wort. Wir brauchen eine Erleuchtung. Du kannst durch deine Vernunft nicht zur Erkenntnis Jesu kommen.
Aber wenn der Heilige Geist wirkt – das größte Wunder –, dann macht er den Schleier der verblendeten Augen frei. Er öffnet den Blick für die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu. So können durch uns andere Menschen die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu sehen. Das ist ein Schöpfungsakt – so herrlich wie die Erschaffung der Welt.
Ich freue mich immer sehr, wenn ich höre, dass das im Bibeltraining und in Gottesdiensten geschieht. Menschen, in denen vorher alles ein Rätsel war, sagen plötzlich klar: Das steht ganz deutlich vor Augen. Und das kann kein Prediger machen, das kann nur der Heilige Geist tun.
Das ist geschehen, wie Paulus im Galaterbrief beschreibt. Wer dabei war, als wir den Galaterbrief ausgelegt haben, weiß: Paulus sagt dort, dass Gott seinen Sohn in ihm offenbarte. Toll gesagt – er hat in ihm die Augen geöffnet, die inneren Augen, die sehen. Es ist keine äußere Vision, bei der man an Symbolen etwas erkennen kann oder ein Blitz vom Himmel fällt. Es ist ein inneres Erkennen, plötzlich völlig klar zu verstehen: Jesus ist der Sohn Gottes, das Lamm, das für die Sünde der Welt geopfert wurde und den Weg zu Gott freimacht.
„Ich bin ein Kind Gottes, ich habe die Errettung und bin geborgen in Zeit und Ewigkeit.“ So steht es im Galaterbrief. Wenn jemand ein anderes Evangelium predigt, sei er verflucht – und wenn es ein Engel vom Himmel ist. Das war die Erkenntnis, die ich dort bekommen habe.
Für Saulus war das natürlich in diesem Moment die schlimmste Sündenerkenntnis. Denn gegen das, was er jetzt als die klarste Realität der Welt sah, ist er Sturm gelaufen. Deshalb ist es eigentlich gut, wenn die Sündenerkenntnis nicht bei uns kommt, wenn wir uns an Sonntagen mit irgendwelchen Kleinigkeiten beschäftigen oder Filme schauen. Sicher, manches ist nicht gut. Aber die wahre Erkenntnis ist: Ich habe den Herrn betrogen mit dem, was ich getan habe. Ich habe ihm nicht geglaubt. Ich habe geglaubt, ich müsste Gott ungehorsam sein, um mein Glück zu suchen. Das ist das Schlimmste.
Ich habe Gottes Liebe misstraut mit meiner Haltung. Ich habe gemeint, ich müsste mein Leben an den Geboten Gottes vorbeischaffen, um glücklich zu sein. Und das hat ihn so zerschlagen und zerbrochen.
Philipper 3 sagt: „Ich bin von Christus ergriffen.“ Ein tolles Wort! Sie wissen, ich stelle mich mit Leib und Seele dazu, wenn wir sagen, evangelikal sei egal, Parteibegriff oder so, bibeltreu oder so. Aber man muss immer aufpassen: Da ist oft der Gedanke drin, als ob das irgendein menschliches Tun wäre. Ich habe eine Entscheidung getroffen usw.
Bei den biblischen Zeugen ist es aber ein wunderbares, überwältigendes Erkennen: Gott hat sich in seiner Güte zu mir heruntergebeugt und mich ergriffen. Er hat mich festgehalten. Wie an einem Sonntag den sinkenden Petrus – die Hand, die mich hält.
Kann Jesus überhaupt jemanden mit starken Meinungen halten? Ja, keiner ist zu schwer für ihn. Er hält absolut fest. Und das Geheimnis ist: Ich muss nur Ja sagen. Mein Glaube ist kein Werk, ich kann nur danken.
Und genau das ist dort geschehen. Die anderen verstehen nicht, was da abläuft. Das kann natürlich oft so geschehen, wo es bei uns passiert ist. Und es kann heute Abend so sein, dass jemand sagt: Danke, das war es für mich, ich sehe alles klar.
Herrlich, wenn Menschen auf die Knie gehen und sagen: Herr, es tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe und dir untreu war.
Die Kraft des einfachen Zeugnisses und Gehorsams
Gut, jetzt kommt ja aber immer noch die Geschichte, die mir hilfreich war: Ein Assistent bei Rudolf Bultmann. Sie wissen ja, der das Evangelium nach Strich und Faden zusammengestrichen hat. Er sagt, man dürfe kein elektrisches Licht benutzen und gleichzeitig an die Wiederkunft Jesu glauben. Sehen Sie, wie enorm das wissenschaftlich war? Warum sollte er kein elektrisches Licht benutzen und an die Wiederkunft Jesu glauben? Aber Professoren können alles, und die ganze Welt hat es nachgebetet.
Der Assistent dort hatte keine Beziehung zu Christus. Christus war für ihn nur ein Mythos, ein Ersatz. Später, bei der Pfarrgebetbruderschaft in Rothenberg, ist er in einer persönlichen Not zu einem ganz schlichten Gemeindeglied gegangen und hat ihn gefragt. Er hat nie gesagt, um was es genau ging, ob um persönliche Verfehlungen oder andere Dinge, aber er hat ihn um Rat gefragt.
Dann hat der alte Mann bloß gesagt: „Jetzt wollen wir alles Jesus sagen.“ Und wie der Mann das sagt, ist in mir aufgeblitzt: Er lebt! Er war an seiner Universität unbrauchbar. Otto Rothenberg wurde in der Pfarrgebetbruderschaft ein ganz großer Helfer für viele Theologiestudenten. Er hat immer wieder diese Geschichte erzählt und gesagt, dass er damit immer wieder Mut machen möchte, auch zu Ihrem Zeugnis.
Der Heilige Geist kann Ihr schlichtes Zeugnis benutzen. Es geht nicht um die Wortwahl oder die Bücher, die Sie schenken und so weiter. Es geht darum, das ganz, ganz Schlichte weiterzutragen: Er ist da. Und leben Sie so in der Gegenwart. Das ist das Tollste, was Sie tun können. Aber zunächst muss Ihr Leben ungeteilt offen sein für Christus. Christus muss wirklich auch den Lichtschein hinaustragen, damit der Geist Gottes ungebremst in Ihnen wirken kann.
Und das war die Erkenntnis. Jetzt kommt die Zubereitung, drittens. Ich habe vier Punkte. Die Zubereitung – er ist ja ein auserwähltes Werkzeug. Über diesen Abschnitt kann man so viel reden. John Stott hat mal in der Liederhalle eine wunderbare Bibelarbeit gehalten. Auch wer das Büchlein „Zum lebendigen Gottbekehren“ von der Hofalkonferenz noch hat, sollte es sich aufbewahren. Dieser edle Mann! Man kann so viel aus dieser Geschichte herauslesen. Ich will heute auf diese Punkte kommen. Es sind vielleicht immer wieder auch persönliche Lebensführungen.
Die Zubereitung: Wie macht man es, wenn man ein Werkzeug schmiedet? Ich habe bei Daimler in der Gesenkschmiede gearbeitet, noch an den alten Gasöfen. Es ist toll, wenn man das Eisen glühend macht und dann unter den Hammer legt. Es ist toll, wenn die Eisenstücke hochspringen oder wenn man seine Zangen drinlässt, wenn man es unter die Presse tut und wie es geformt und geschlagen wird.
Das sind diese sechstausend Tonnen, heute wahrscheinlich noch viel stärker – die stärkste Presse, die da drückt und wo dann die Autoteile herauskommen. Das sind also für die großen Achsen und solche Dinge so interessante Werkzeuge. Und dieses Metall gewinnt seine Festigkeit, wenn es unter Feuersglut geschmiedet wird. So macht es Gott mit seinen Leuten auch.
Erzähl denen doch nicht dauernd, dass das nicht so wäre. Sie wissen doch, wie Gott Sie zubereitet hat – oft im Ofen des Elends. Ich will keine Angst machen, aber es waren Segenzeiten auf einmal, die Sie gar nicht mehr missen wollten. Als Gott Ihnen etwas weggenommen hat, hat er Sie beschenkt. Was wir wissen: Wir brauchen manchmal diesen Druck. In der oberflächlichen Freiheit kommen wir gar nicht sehr weit.
Drei Tage lang lässt Gott ihn in dieser Stille sein. Ist Gott barbarisch? Nein, nein, nein. Man hat später oft in Erweckungsbewegungen von „Buskrampf“ gesprochen. Na, wenn das ein Krampf wäre, wäre das schlimm. Aber die Buße muss natürlich auch irgendwo hindurch. Die Reformatoren finden das in unseren Bekenntnisschriften, in unserer Kirche völlig vergessen. Da sagt jede Lehre: Sie muss durch den Kampf des erschrockenen Gewissens hindurch.
Sie können das Evangelium gar nicht fassen, wenn Sie nicht wirklich auch erschrocken sind vor dem heiligen Gott. Da ist heute etwas falsch bei uns. So ein Calvin und ähnliche in ihrer Krankheitsnot, die großen Zeugen Gottes – was hatten die für Erfahrungen? Ja, wir haben immer so einen Hofhacker vor Augen und so. Warum? Weil Gott reden kann.
Freuen Sie sich, wenn Sie es nicht haben, aber gehen Sie trotzdem in die Tiefe und gehen Sie mit Gott. Der Hammann, Johann Georg Hammann, ich habe es in dem Buch „Freudenernten“ beschrieben, mit Nachbar. Von der Höllenvater-Selbsterkenntnis. Toll! Philipp Spitta hat später bei seiner Bekehrung davon profitiert. Von der Höllenvater-Selbsterkenntnis muss man erschauern, wenn man sieht, was in uns drinsteckt.
Ich habe ja oft schon gesagt: Zu jeder Sache wären wir fähig, wenn nicht die Gnade Gottes uns retten würde. Deswegen muss es irgendwo hindurch. Nur Menschen dürfen da nicht manipulieren. Ich weiß, dass es unter Ihnen Leute gibt, manche haben es auch gesagt, die seien schlechte Seelsorge, weil sie vielleicht immer mehr gewartet haben. Aber ich habe auch immer Angst gehabt zu manipulieren.
Es gibt viele, die mit dem Vorschlaghammer in den Seelen herumwüten. Man muss immer irgendwo warten, bis der Heilige Geist auch nicht auf ihrer Seele rumpelt. Sie müssen selbst Ihre Dinge ganz sauber ordnen in Ihrem Leben. Es sind nicht Menschen, die Ihnen da ihre Ratschläge geben. Wer hilft, macht dann gern die Geburtshelferdienste, aber dann muss irgendwo etwas kommen.
Und das ist dann so, wie als Hananias endlich gerufen wird und die Seelsorge beginnt. Da ist schon alles geklärt. Gott hat in die Stille hineingesprochen. Das Allerschönste ist, wenn Menschen in der Stille hören. Und siehe, er betet; der hat den Zugang zu Gott gesucht und gefunden.
Die Rolle von Hananias und die Bedeutung des Gehorsams
Jetzt vielleicht noch ein letztes: Die Zubereitung, alles plötzlich ganz neu.
Zunächst möchte ich noch ein Wort zu dem Christen sagen, zu Hanne Nierse. Er war ja ein Anfängerkrist, also noch nicht lange in der Nachfolge Jesu. Es waren vielleicht zehn oder zwölf Jahre nach der Auferstehung Jesu. Was braucht ein Christ, um solch einen wichtigen Zeugen Jesu zu haben, der zum Glauben führt?
Man muss nicht alle Philosophen der Welt studieren oder jedes Problem erklären können. Man muss auch nicht über jede volkswirtschaftliche Lehre mitdiskutieren. Was muss er können? Er muss auf Gottes Stimme hören, weil es Gottes eigenes Werk ist. Seelsorger sind nur brauchbar, wenn sie sich wirklich von Gott leiten lassen.
Gott hat zu ihm gesprochen: „Geh hin und erkläre ihm alles.“ Und das tut er. Er ist nur ein gehorsames Werkzeug. Darüber könnten wir jetzt wieder eine Bibelstunde halten. Nur aus dem Hören kann ich Dienst tun.
Deshalb sagen Sie oft: „Was soll ich sagen beim Krankenbesuch?“ Sagen Sie nicht: „Ich habe es nicht.“ Gehen Sie betend hin: „Herr, lege die Worte in meinen Mund. Ich will nicht zu viel reden.“ Vielleicht brauchen Sie es nicht so psychotisch zu sehen, aber ich hatte immer Angst, zu lange bei den Leuten zu bleiben und ihnen auf die Nerven zu fallen.
Wenn man einfach sagt: „Ich möchte nicht unnützes Quatschen, sondern das Wichtigste soll herauskommen“, dann gibt Gott das. Ich habe es nicht von mir aus, ich habe es überhaupt nicht. Das kann man auch nicht vorher haben oder lernen. Es ist bei jedem anders, denn Gott ist ein Gott der Vielfalt.
Ananias lässt sich leiten, und es geht ganz militärisch zu, wie er folgt: Er ging, er lief und tat, was Gott gesagt hatte. An einer Stelle wird es kritisch. Er sagt: „Aber Herr, das ist doch ein gefährlicher Mann.“ Als ob Gott das nicht wüsste, denn er erkennt Saulus ja.
Man meint manchmal, Gott zu sagen: „Ach, heute ist es so schwierig, mit dem Evangelium zu kommen.“ Da kommen alle unsere Argumente, als ob Gott das nicht wüsste. Aber Gott hat die Schlüssel zu den Herzen.
Man sieht, dass Ananias kein reifer Mann war. Sonst hätte er nicht so blöd geschwätzt und gemeint, Gott müsste ihm noch alle Abhaltungsgründe vorhalten. Diese waren ja alle gegenstandslos. Es kommt auf das Gehorchen und das Tun an.
Die größte Missionsbewegung in Deutschland im vergangenen Jahrhundert brach ausgerechnet dort aus, wo die Kirche mit vielen Millionen eine Kampagne machte: „Weiße Missionare raus, man braucht keine Missionare mehr.“ So ist es immer wieder, wenn Gott etwas tut.
Es ist der Befehl: „Geht!“ Und es war gesegnet, all die, die gegangen sind. Es entstanden lauter neue Missionen, etwa 1970. Fast alle jungen Missionen des zwanzigsten Jahrhunderts, die heute große Werke sind, stammen aus dieser Zeit.
So ist es mit vielen Dingen. Dahinter steht unser Andreas, der auf die Königstraße geht. Der Herr weiß warum. Lasst euch einfach leiten von seinem Geist und seid gehorsam. Er tut das Herrliche. Er muss gar nichts mehr erklären. Er muss nichts mehr hinzufügen.
Er muss auch nicht irgendwo Angst einjagen. Er darf die frohe Stimme des Evangeliums weitersagen. Das ist oft missverständlich. Man meint, Evangelisation müsse laut und donnernd sein.
Nichts ist für das Herz so zerschmetternd wie die grenzenlose Liebe Gottes in Jesus zu verkünden. Nichts führt so tief in die Sündenerkenntnis wie die herrlichste Gnadenpredigt. Das geschieht nicht mit harten Worten.
Er sagt: „Lieber Bruder Saul.“ Saul hat noch gezittert. Er fällt Ananias um den Hals und umarmt ihn. Saul war doch unterwegs und hatte Vollmacht, alle abzuschleppen und zu verfolgen.
Stellen Sie sich die Situation vor: Er muss zu seinem eigenen Verfolger gehen und sagen: „Lieber Bruder Saul, wissen Sie, was die Liebe Jesu vermag? Das ist toll! Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, und du wirst wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllt.“
Gottes Ziel ist wirklich die Sache. Die Frucht des Geistes soll wirken. Neue Menschen sollen entstehen und die volle Vergebung erfahren. Wissen Sie, dass es nichts gibt, was der Herr heute Abend nicht in einem Nu wegnehmen will? Es gibt gar nichts.
Er will Frieden schenken, Freude schenken. Mir hängen nur so lange Dinge an, die nicht gut sind. Sie dürfen sich an der grenzenlosen Vergebung Jesu freuen.
Es ist schön. Stott hat schon darüber gesprochen, dass Ananias auch ein guter Koch war. Dann wurde gefastet. Das wird nicht fest, denn es gehört auch zu einer Bekehrung dazu.
Wir sind dann wieder so vergeistigt, dass wir nur die Freude des Lebens ergreifen. Sie waren natürliche Leute. So hat Gott sie herumgehoben zu einer völligen Erneuerung. Das macht der Heilige Geist. Er wirkt wunderbar.
Das tut er heute und will es auch in Ihrem Leben genauso tun.