Berlin! Herzlich willkommen zu den Zweinger Bibeltagen! Ich freue mich, dass Sie da sind und mit uns auf Gottes Wort hören wollen.
In einem Lied heißt es: „Ein neuer Tag beginnt, ich freue mich, Herr, auf Dich. Mit Abwandeln eine Bibelwoche beginnt, und ich freue mich, Herr, auf Dich.“
Ich begrüße vor allem Bruder Rolls Chefbuch. Er war Prälat ad aus Kerntal. Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, Sie zur Bibelwoche zu gewinnen – trotz Ihrer vielen Termine. Herzlich willkommen unter uns, Bruder Chefbuch!
Sein Titel lautet „Prälat ad“, also Prälat außer Dienst. Ich möchte sagen: Prälat am Dienen, denn er befindet sich noch im tätigen Ruhestand. Ich bin gespannt auf seine Verkündigung. Das Thema lautet „Spuren hin zu Jesus bei Mose“. Zuerst war ich überrascht über diesen Themenvorschlag, aber ich bin neugierig, was wir dazu hören werden.
Ich begrüße auch den Personenchor, der uns diesen Abend musikalisch begleitet.
Wasser als Quelle des Lebens und geistliche Erfrischung
Die Losung für den heutigen Tag passt gut zum Auftakt der Bibelwoche: Psalm 65,10 – Gottes Brünnlein hat Wasser die Fülle.
Jesus sagt in Johannes 4,14: „Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten.“ Wasser bringt Leben. Ohne Wasser gibt es kein Leben.
Wir dürfen Wasser holen bei Jesus Christus. Wir dürfen bei ihm aus dieser Quelle schöpfen – jetzt in dieser Bibelwoche und auch jeden Tag, wenn wir zu unserem Herrn rufen und auf ihn hören.
Wir brauchen dieses Wassertrinken, denn die Seele dürstet, heißt es in einem Psalm. Die Seele will gestillt sein, und sie wird durch nichts anderes so gestillt wie durch Gottes Wort und durch das lebendige Wasser, Jesus Christus.
Ich wünsche, dass dieses lebendige Wasser auch in diesen Bibeltagen reichlich fließen darf.
Lasst uns beten: Herr Jesus Christus, du bist das lebendige Wasser, und du hast Wasser die Fülle. Danke, dass wir bei dir schöpfen dürfen. Mach uns jetzt offen, auch in dieser Bibelwoche, für dein lebendiges Wasser.
Lass es hereinfließen in unsere Herzen, in unsere Familien und Häuser, in unsere Gemeinde. Wir bitten dich, schaffe durch dein Wort neues Leben und lass es gute Früchte bringen.
Wir bitten dich, Herr, darum. Wir bitten dich um diese Gnade, wir bitten dich um dein Wirken. Gelobt sei dein Name! Amen.
Die Bedeutung von Mose im biblischen Kontext und in der heutigen Gesellschaft
Mit den Bläsern, mit dem Singen und da sie in dieser kalten Jahreszeit zu so einem ungewöhnlichen Thema gekommen sind, möchte ich einige Gedanken teilen. Meine Frau hat mich vorher noch gefragt, ob das überhaupt die Menschen interessiert.
Ich hoffe, dass wir in diesen Tagen gemeinsam entdecken, wie vielstimmig und großartig die Bibel ist. Doch trotz dieser Vielfalt ist sie auf ein Ziel ausgerichtet. Jesus steht im Mittelpunkt vieler Scheinwerfer, und Mose ist einer davon.
Ein zweiter Grund ist, dass wir allmählich in einer Gesellschaft leben, in der es viele Muslime gibt – sowohl Gleichgültige als auch Fromme. Im Islam spielt Mose eine große Rolle. Sind das nicht schon halbe Christen, wenn ihnen Mose wichtig ist? Und auch Abraham ist bedeutend.
Wir sollten lernen, dass bei Mose alles gezielt auf den wahren Propheten ausgerichtet ist – nicht auf mich, sondern auf ihn. Das ist also eine große Auseinandersetzung, in der wir stehen.
Persönliche Geschichte als Einstieg in das Thema Mose
Aber jetzt lassen Sie mich zuerst die Geschichte erzählen.
In einer schwäbischen Pfarrfamilie ist der Stammhalter angekommen, und die Großeltern sind unüberglücklich. „Ja, wie heißt er denn?“ Ihnen blieb beinahe der Atem stocken, als der Vater sagte: „Er heißt Elias.“ „Ja, wer heißt denn so in der Verwandtschaft? Das arme Kind, wie sollen wir das mal in der Schule schwer haben?“
Anderthalb Jahre später kam das zweite Kind. Die Großmutter hat schon zitternd angerufen: „Wie soll das Baby heißen?“ Die fröhliche Antwort lautete: „Mose heißt er.“ Da hat es die Großmutter nicht mehr gehalten, und sie hat mir angerufen, weil sie gedacht hat, die Ludwig-Hofaker-Vereinigung sei zuständig für alle religiösen Verwirrungen.
Dann hat er gesagt: „Herr Chefbuch, ich sage es doch mal: Ist das nicht ein bisschen Gottesleistung? Mir heißt er doch auch kein Kind Jesus.“ Egal, wie die Geschichte weiterging, die beiden Bibler sind heute froh, dass sie sagen können: „In unserer Schule heißt sonst niemand Elias und niemand Mose.“ Und überhaupt, biblische Namen sind ja so modern geworden. Wer heißt heute noch Hermann? Oder heute heißt man Andreas und Thomas – lauter biblische Namen.
Aber die Großmutter hatte ein Empfinden dafür, dass Mose ganz nah bei Jesus steht.
Mose als Vorbild und Hinweis auf Jesus
Im Johannesevangelium, Kapitel 5, sagt Jesus zu den Juden: „Wenn ihr Mose glauben würdet...“ (Johannes 5).
Wenn man keine Bibel dabei hat, ist das so, als ob ein Posaunenbläser versucht, vierstimmig zu spielen, ohne Noten zu haben. Für eine Bibelwoche braucht man unbedingt eine Bibel, nicht nur Zettel, auf denen die wichtigsten Stellen aufgeschrieben sind.
Morgen Abend haben Sie doch eine Bibel, sonst schenke ich Ihnen eine. Johannes 5, am Schluss, Vers 46, heißt es: „Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubt ihr auch mir, denn er hat von mir geschrieben.“ Mose hat von Jesus gesprochen und geschrieben.
Diesen Gedanken wollen wir in den nächsten Tagen etwas näher betrachten: Die Linien von Mose wirken wie große Scheinwerfer, die auf Jesus hinweisen, und dadurch wird Jesus groß. Es gibt viele einzelne Parallelen, denen wir nicht alle nachgehen können, aber ich möchte Ihnen bewusst machen, wie ähnlich Mose und Jesus sind.
Schon als Säugling wurde Mose verfolgt, als er im Körbchen ausgesetzt wurde – genauso wie das Jesuskind. Als Mose fünfzig oder sechzig Jahre später als Erlöser von Gott zum Volk Israel gesandt wurde, ritt er auf einem Esel mit seiner Frau Zipporah. Ähnlich zog Jesus als König Israels auf einem Esel nach Jerusalem ein, nicht auf einem Reitpferd, sondern auf dem Esel, dem „Golf des Orients“.
Jesus verbrachte zu Beginn seines Wirkens vierzig Tage in der Wüste. Wissen wir etwas über Mose und die Zahl vierzig? Bevor Gott ihn berief, lebte Mose vierzig Jahre in der Wüste am Horeb. Danach verbrachte er noch einmal vierzig Tage auf dem Sinai, dem Berg Gottes.
So wie Mose seinen Stab über das Rote Meer reckte und Wind und Meer ihm gehorchten, so befahl Jesus den stürmischen Wellen auf dem See Genezareth: „Schweig und verstumme“.
Wie Mose in der Wüste Speise für das hungernde Volk bereitete und zugleich deutlich machte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ – ein Wort von Mose –, so schuf Jesus Speise für die Hungernden aus ein paar Broten und zwei Sardinen. Alle wurden satt, blieben aber undankbar und begriffen nicht, was das wahre Brot ist.
Das sind nur einige Beispiele. Wenn nur ein Deutscher anwesend ist, muss man das übersetzen, sonst sagt man „Appetizer“, nicht? Vielleicht macht Sie das ein wenig neugierig, denn es gibt noch viele weitere Beziehungen.
Vielleicht die wichtigste: So wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, damit alle, die auf sie blickten, nicht verloren gingen, so muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das Leben haben – so sagt Jesus in Johannes 3.
Es gibt viele Verbindungen und Einzelheiten. Man müsste eigentlich einen ganzen Monat zusammenbleiben, um all das zu besprechen. Es ist schade, dass das nicht möglich ist. Aber Sie sind selbst Schriftgelehrte, gehen Sie der Sache nach.
Jesus als Prophet wie Mose
Wir wollen in diesen Tagen darüber sprechen, insbesondere darüber, wie Mose die Schlange erhöht hat. So muss auch der Menschensohn erhöht werden. Wie Mose ein Fürbitter für das Volk Israel war mit dem Gebet: „Herr, schlag sie nicht kaputt“, so ist Jesus für uns eingetreten.
Heute geht es darum, dass Jesus ein Prophet war – wie Mose. Dafür schlagen wir die Bibel auf. Die wenigen unter uns, die eine Bibel haben, können Lukas 9 aufschlagen. Ich habe Herrn Pfarrer Stricker zunächst die falsche Stelle angegeben, aber Lukas 9 stimmt mindestens für die Verklärungsgeschichte Jesu bei Lukas.
Kennen Sie diese Geschichte? Es begab sich etwa acht Tage, nachdem Jesus gesagt hatte: „Wer mir nachfolgen will, verleugnet sich selbst“, dass Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mitnahm. Andreas wird wohl schwer geguckt haben, denn er war einer der ersten Jünger gewesen. Warum eigentlich nicht er? Es ist eines der Geheimnisse, dass immer nur einige wenige berufen und begnadet werden.
Jesus ging auf einen Berg, um zu beten – nichts Besonderes, einfach beten. Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Angesichts, und sein Gewand wurde weiß und glänzend. Sieh nur: Zwei Männer redeten mit ihm – Mose und Elija. Sie erschienen verklärt und sprachen von seinem Ende, von seinem Ausgang, den er in Jerusalem nehmen sollte.
Wir würden jetzt gern wissen, was sie mit ihm gesprochen hatten. Manchmal überlege ich, ob Elija gesagt hat: „Alle Wunder helfen nichts, alle Busrufe helfen nichts. Jesus, die brauchen nun mal etwas ganz anderes. Auch ein Karmelwunder hilft nicht.“ Vielleicht hat Mose gesagt: „Herr, ich wollte für dieses Volk eintreten und mich lieber von Gott verstoßen lassen, als dass das Volk verstoßen wird. Aber sie brauchen noch ein ganz anderes Sühnopfer.“
Doch das ist alles nur Phantasie. Wir wissen nicht, was sie über den Ausgang gesprochen haben, den Jesus nehmen sollte. Es ist, als wollte sich Lukas als Berichterstatter zurückhalten, damit wir noch etwas viel Wichtigeres hören.
Petrus sagte: „Es wäre gut, wenn wir hier ein paar Zelte aufbauen würden – eins für Mose, eins für Elija.“ Doch als er noch dies redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie erschraken, als sie in die Wolke hineinkamen. Aus der Wolke geschah eine Stimme, die sprach: „Dieser ist mein auserwählter Sohn, den sollt ihr hören!“
Also war das, was Mose gesprochen hatte, im Vergleich zu Elija und vor allem zu dieser Einsetzungsansprache Gottes, die Jesus zum Leiden einsetzte, nicht so wichtig. Diese Stimme aus der Wolke sagt: „Das ist mein auserwählter Sohn.“
Haben Sie schon einmal bei Pfarreinsetzungen Investituransprachen erlebt? Ich war auch dabei. Oh, leid – da geht einem das Zäpfchen runter! Der Gottesdienst dauert mindestens zweieinhalb Stunden, und danach geht man ins Gemeindehaus, wo der Bürgermeister und Vertreter der Vereine sprechen. Es hört einfach nicht auf.
Gottes Investituransprache besteht hingegen aus zweieinhalb Sätzen. Dabei zitiert er seine eigenen Gottesboten: Psalm – „Gegen alle Rebellion setzt Gott seinen Sohn ein: Du bist mein Sohn.“ Ihr könntet machen, was ihr wollt. Jesaja 42 sagt: „Siehe, das ist mein Knecht, mein Auserwählter.“
Die Verheissung eines Propheten wie Mose
Und die dritte Bibelstelle: Jetzt sind wir bei Mose. Fünfter Mose 18, wir schlagen es gleich auf.
„Einen Propheten wie mich“, so sagt Mose, „einen wie mich wird Gott erwecken, den sollt ihr hören.“ Dabei ist deutlich, dass es nicht nur darum geht, gehört zu werden. Vielmehr soll man diesem Propheten gehorchen. Es soll nicht bloß ins Ohr eingehen, sondern ins Herz.
Das war Gott selbst, wichtiger als Jesus, der ins Leiden hineinging, sodass Mose mit diesem Wort zu Wort kommt: „Den sollt ihr hören, diesen wahren Propheten, diesen Auserwählten, diesen Sohn Gottes.“
Wenn sie noch Kraft haben, schlagen sie jetzt auf Fünfter Mose 18, wo dieser Vers steht. Wir dürfen es nicht bloß den Zeugen Jehovas überlassen, sich in der Bibel auszukennen. Wir müssen es schaffen, hinten und vorne, seitwärts Querverbindungen zu erkennen.
Fünfter Mose 18 ab Vers 14: Da sagt Mose, wenn ihr in das Land hineinkommt und das Land einnehmt, werdet ihr Völker finden, die Wahrsager und Zeichendeuter haben. Heute würden wir sagen: Pendler und Horoskopspezialisten.
Auf diese sollt ihr nicht hören, das habt ihr nicht nötig, denn für euch hat Gott Propheten geschickt. Jetzt war sie schon Prophet.
Wenn wir den Zusammenhang von Fünfter Mose 18 lesen, sagt Mose: Es ist wie damals am Sinai. Da haben die Leute gesagt: „Mose, Gott soll nicht mehr reden, wir gehen kaputt, wenn Gott seine Stimme erschallen lässt.“ „Geh du hinauf und sprich mit Gott und sag uns, was Gott will“, denn wir Menschen könnten die Majestät Gottes, die Heiligkeit Gottes gar nicht ertragen.
Deshalb schickt Gott seine Propheten. Leute in Menschengestalt wie wir. Jesaja, der berufen wird, sagt in Jesaja 6: „Wehe mir, ich vergehe, ich habe Gott gesehen.“ Mit Gott können sie nicht sagen: „Ha ha, wenn alle so wären wie ich, wäre es schon gut.“ Da würde uns das Schwätzen vergehen vor der Heiligkeit Gottes.
Aber deshalb schickt Gott Propheten als Mittelsleute.
Die Aufgabe des Propheten: Gewissen wecken und Gottes Größe offenbaren
Das ist zunächst das Erste: Ein Prophet ist ein Beauftragter Gottes, weil wir die Nähe Gottes gar nicht erfassen oder ertragen könnten.
Das Zweite ist: Der Prophet deckt auf, was im Herzen verborgen ist. Über Wasser und über Jakob sagt Jesus: „Hol mir doch mal deinen Mann.“ Aber die Frau sagt gerade: „Keinen.“ Jesus antwortet: „Du hast recht gesprochen. Fünf Männer hast du gehabt, und den, den du jetzt hast, das ist gar nicht dein Mann.“ Wisst ihr, was die Frau darauf gesagt hat? Vielleicht war es schon eine Ohrfeige: „Wer hat Ihnen was über mich erzählt?“ Die Frau sagt: „Ich sehe, du bist ein Prophet.“ Sie war nicht erzürnt, weil sie gemerkt hat, dass Jesus nicht den Rost von außen entfernen will, sondern das, was im Herzen versteckt ist, öffnen möchte.
Wissen Sie, es ist manchmal gut, wenn Gott prophetisch zu uns redet. Das ist wie wenn der Arzt sagt, den Abszess muss er aufschneiden, damit der Eiter herauskommt. Und wir sind dann sogar froh, dass endlich der Schmerz und das Unwohlsein weg sind.
Prophetisch gesprochen war es, als Elija am Karmel sagte: „Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten?“ Ihr geht in die Kirche, aber guckt gleichzeitig in den Fernseher. Damals hat er nichts weiter gesagt, aber heute ist es nicht anders. Wir beten Baal an, indem wir Stunden vor dem Fernseher verbringen und den Dreck der Welt in uns hineinschlürfen und meinen, das sei Unterhaltung. Wie lange wollt ihr noch auf beiden Seiten hinken?
Prophetisch war auch, als ein lieber Freund aus der Jugendarbeit, kein Theologe, sondern ein normaler Laie, zu mir sagte: „Rolf, was denkst du eigentlich, worüber Gott bei dir traurig ist?“ Diese Frage hatte ich mir vorher nie gestellt. Prophetisch ist, was im Herzen verborgen ist. Deshalb hat Gott bis heute Propheten berufen.
Ludwig Hofacker war so ein Prophet. Er sagte, wir Menschen können alle Bosheiten, die wir haben, in große Tugenden umdeuten. Wenn jemand alles an sich reißt und andere keine Luft zum Leben lassen, sagt er: „Ich übernehme gern die Verantwortung.“ Wenn jemand zu Hause ein Tyrann ist und die ganze Familie vor ihm zittert, sagt er: „Ich habe zu Hause Ordnung lieb.“ Wenn jemand ein Nestflüchter ist und jeden Abend im Verein oder sonst wo verbringt, sagt er: „Ich liebe eben die Freiheit.“ Wenn jemand geizig ist bis zum Umfallen, sagt er: „Ich kann gut Geld sparen.“ Wir können die größten Untugenden in Tugenden umdeuten. Deshalb brauchen wir Propheten.
Das war ein prophetisches Wort von Hofacker, das bis heute in seinen Predigtbüchern nachklingt. Er sagt: „Lieber Gott, zeig mir mal, wie es wirklich bei mir aussieht.“ Propheten sind nötig, weil wir die Heiligkeit Gottes gar nicht direkt ertragen könnten. Sie sind Beauftragte Gottes, denen er das Wort in den Mund legt, die unser Gewissen öffnen und das zeigen, was im Herzen verborgen ist. Gleichzeitig weisen sie auf die Herrlichkeit und Größe Gottes hin, auf die Majestät Gottes.
In 5. Mose 18 sagt Mose: „Einen Propheten wie mich wird Gott erwecken.“ Der Blick des Mose sagt: Schaut nicht auf mich, ich bin kein toller Prophet, sondern Gott hat mich begnadet als Mittelsmann, als einen, der das Gewissen weckt und auf die Größe Gottes hinweist. Er ist ein Fels (vgl. 5. Mose 32). Wie ein Adler seine Jungen mit den Schwingen beschützt (vgl. 5. Mose 32), so hat Gott sein Volk beschützt und behütet es wie einen Augapfel.
Der Prophet kann auch anschaulich reden, damit wir hören und verstehen, worum es geht – nicht nur in der Theorie. So habe ich es mit euch gemacht: Ich war Prophet, habe das Gewissen geweckt, kam im Auftrag Gottes, Gott hat seine Worte mir in den Mund gelegt, und ich habe sie euch weitergegeben.
Aber Leute, im Vergleich zu mir kommt erst der eigentliche Prophet. Einen Propheten wie mich wird Gott der Herr erwecken. Dem sollt ihr gehorchen und den sollt ihr hören.
Jesus als der grosse Prophet und die Bedeutung des Gehorsams
Wen richtet sich der Blick des Propheten Mose? Sicherlich geht dieser Blick über Jeremia, Jesaja und Amos hinaus. Er richtet sich auf den großen Propheten, den Gott erweckt und aus dem Grab herausholt. Gott sagt: „Komm, die Menschen können dich totschlagen, aber ich brauche dich, und die Menschen brauchen dich auch, komm!“ So wie Jesus zur Tochter des Jairus sagte: „Talitha, Kumi!“ – das heißt: „Mädchen, steh auf!“ – und sie stand auf. Ebenso rief Jesus am Grab des Lazarus: „Lazarus, komm heraus!“ So hat Gott auch zu Jesus gerufen, den die Welt weg haben wollte.
Wie ein Körper ein störendes Organ abstößt, auch wenn es zur Heilung gedacht ist, so wollte die Welt Jesus loswerden. Doch Gott sagt: „Den sollt ihr haben, ich will ihn euch zurückgeben.“ In 5. Mose 18 finden wir eine interessante Stelle: Woran erkennt man einen Propheten? Wenn das eintrifft, was er gesagt hat.
Jesus hat auf seinem Weg nach Jerusalem gesagt: „Der Menschensohn muss hinauf nach Jerusalem, viel leiden, gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.“ Diese Worte ziehen sich durch Matthäus, Markus und Lukas, fast auf jeder Seite. Die Jünger verstanden das zunächst nicht, sie waren erschrocken und begriffen die Rede nicht.
Als Jesus auferweckt war, fragten die Jünger: „Ist das ein Gespenst oder ist er wirklich da?“ Jesus sagte zu ihnen: „Das sind die Worte, die ich zu euch sprach, als ich noch bei euch war, dass ich am dritten Tag auferweckt sein werde.“ Der Prophet, den Gott herausgestellt und erweckt hat, ist größer als Mose.
Mose genießt bis heute große Hochachtung, auch im Straf- und Bürgerlichen Gesetzbuch. Die Leitlinien, die Mose gegeben hat – den Nächsten zu lieben, nicht zu töten und nicht zu stehlen – sind noch heute gültig. Doch Mose würde sagen: „Ich freue mich, dass ihr das sagt, aber habt ihr nicht begriffen, dass das Wesentlichste ist, dass ich gesagt habe: Da kommt dieser Jesus, dem sollt ihr gehorchen!“
Es geht nicht nur darum, ein paar moralische Anweisungen zu befolgen. Diesem Jesus sollt ihr zuhören und ihm gehorchen!
Ein paar Worte zum Hören noch anschaulicher: Mose hat von Gottes Schutz für sein Volk gesprochen, wie von einem Augapfel oder einem Adler, der seine Jungen ausführt – wunderbare Bilder. Jesus hat uns noch anschaulichere Gleichnisse gegeben, damit wir wissen, wer Gott ist.
Ist Ihnen bei den schönen Gleichnissen Jesu schon aufgefallen, dass es immer wieder heißt: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“? Es geht nicht einfach darum, dass das Himmelreich einem Acker gleicht, der guten und schlechten Boden hat. Vielmehr ist das Himmelreich wie ein Sämann, der auf einem ungewöhnlichen Acker seinen guten Samen aussät. Auch wenn Dreiviertel verloren gehen, freut sich der Sämann an dem, was Frucht bringt.
Wer Ohren hat zu hören: Wie viele von uns haben schon am nächsten Morgen vergessen, was Gott uns am Abend zuvor sagen wollte? So ist Gott. Er sät aus in Enz-Weyingen, in Veyinger-Enz und sogar in Stuttgart. Egal, wenn viel daneben geht, weil er bei ein paar Frucht wirken will.
Das Himmelreich ist nicht nur wie eine Hochzeit, sondern wie ein König, der die Hochzeit seines Sohnes feiert. Wenn viele Gäste ihn ablehnen, lädt er andere ein, bis die Tafeln voll sind.
Sehen Sie: Jesus redet von Gott, nicht nur vom verlorenen Sohn, sondern vom Vater, der auf den Verlorenen wartet. Als er noch fern war, sah ihn sein Vater und lief ihm entgegen.
Jesus hat mit seinen Gleichnissen höhere Hilfen gegeben, anschaulich, damit wir begreifen, wer Gott ist. Aber über das Hören hinaus geht es ums Gehorchen.
Einen Propheten wie Mose, so hat Mose gesagt, als Mittelsmann und als einer, der das Gewissen weckt und die Größe Gottes beschreibt, wird Gott erst noch recht erwecken. Dem sollt ihr gehorchen.
Gehorchen Sie eigentlich Jesus? Gehorche ich Jesus? Sie hätten sich vielleicht gefreut, als in der Sparkasse gesagt wurde: „Bringen Sie alle Sparbüchlein, dann rechnen wir Zinsen aus.“ Schon wieder wurde etwas draufgelegt, nicht wahr? Vielleicht reicht es, wenn Sie ins Pflegeheim kommen, damit Ihre Kinder nicht so viel zahlen müssen.
Aber Jesus hat nicht gesagt: „Du bist ein fürsorglicher Mensch.“ Er sagte: „Sammelt euch nicht Schätze auf Erden.“ Warum nehme ich das nicht ernst? Heute Morgen habe ich mich bei einer Besprechung maßlos aufgeregt. Doch der Herr Jesus hat doch gesagt: „Segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen.“ Warum mache ich das nicht?
Mich hat auch umgetrieben, dass in unseren Volkskirchlichen Gemeinden, wenn der Herr Jesus sagt: „Wenn sie euch nicht annehmen, dann ladet sie ein zur nächsten Evangelisation, macht neu Anfänge und Aktionen in jedes Haus“, wir das nicht ernst nehmen. Jesus hat gesagt: „Dann schüttelt den Staub von euren Füßen und sagt: Das Himmelreich ist nahe.“ Ihr müsst nicht 26 Mal probieren.
Warum nehmen wir das nicht ernst? Vielleicht würden die Leute es ernster nehmen, wenn wir ihnen sagen würden: „Wir kommen nicht mehr, wenn ihr es nicht wollt.“ Warum nehmen wir Jesu Worte so wenig ernst und sagen: „So heiß muss man es ja auch nicht essen, wie es da gekocht ist.“
Aber das sind alles Dinge, die zweitrangig sind, fast nur Lebensanweisungen. Die Hauptsache ist, dass wir Jesus gehorchen sollen.
„Kommt her zu mir!“ Komm doch, du bist noch auf Distanz. Bei der Einsetzung des Abendmahls geht es nicht nur um die Vergebung der Sünden. Das Abendmahl gab es in Israel schon lange. Jesus sagt: „Mein Leib und Blut – ich selbst möchte zu dir kommen.“
Es geht nicht nur darum, dass wir in Notsituationen zu Jesus kommen. Mensch, ich möchte mit dir verbunden sein – total. Ich möchte dich prägen, ich möchte, dass du bestimmst. Ich bete um dich.
Unser Christentum ist nicht unglaubwürdig wegen falscher Theologie, so schlimm das auch ist. Es ist unglaubwürdig, weil wir als Christen nicht ernst nehmen, dass Jesus Christus der Lebendige ist, den Gott uns gesandt hat.
Wie sagt Paulus, der sich immer als Diener Jesu bezeichnete, als einer, der Jesus gehorcht? Er schreibt in Galater 2: „Ich lebe – aber nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Und was ich im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes.“
Ich möchte von ihm neu in Bewegung gebracht werden. Ich möchte, dass Jesus mein Denken bestimmt, mein Empfinden und mein Beurteilen. Dem sollt ihr gehorchen, damit wir in ihm die Gerechtigkeit haben.
Paulus sagt „in ihm“, so wie Jesus sogar bei dem Mörder am Kreuz gesagt hat: „Neben mir wirst du auch irgendwann mal im Himmel sein.“ Nein, du wirst mit mir im Paradies sein – mit mir.
Und jetzt nehmen Sie doch mal: Mose hat gesagt, dem sollt ihr gehorchen. Das kriegt ihr nicht so leicht vom Hals.
Nehmt diese Einladung an, die Einladung des großen Propheten Jesus, den Gott erweckt hat, damit ihr mit ihm leben könnt. Dass er heute Abend sagt: „Herr Jesus, mit dir!“
Vielleicht ist das das wichtigste Gebet, auch über den Tag verteilt, als Stosshäufchen: „Jesus, geh mit, Jesus, sei du dabei, Jesus, zeig mir, worüber du traurig bist.“ Das wäre Gehorsam gegenüber diesem Propheten, der mit uns leben will.
Abschluss und Einladung zur weiteren Gemeinschaft
Zwei Worte zum allerletzten Schluss
Es ist immer gefährlich, wenn Redner sagen: „Ich komme zum Ende“, und dann dauert es doch noch eine Viertelstunde. Das ist wie beim Diavortrag, wenn man denkt: „Ich halte es bald nicht mehr auf dem Stuhl aus“, und dann sagt jemand: „Es kommen bloß noch drei Kästen.“
Mose empfing Worte des Lebens, um sie uns zu geben. Das ist ein Bibelwort. Er erhielt von Gott Worte, die voll Lebensweisheit und Lebenskraft sind, damit er sie an uns weitergeben kann.
Bei Jesus hat es Petrus noch einmal ganz anders gesagt: „Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Das heißt, diese Worte sind voller Gotteskraft. Wenn du in mein Leben hineinsprichst, Schäffbuchle, und sagst: „Aus dir soll mal was werden“, dann ist das, schwäbisch gesagt, etwas Wertvolles. Er erwartet von Jesus noch viel, viel mehr.
Mose hat wahrscheinlich gespannt darauf gewartet. Mose, der bei der Verklärung dabei war, fragte sich sicher, wann es endlich geschehen wird, dass die Menschen wirklich begreifen, dass hier der Prophet ohne Gleichen ist. Einer, der Worte des Lebens hat und ein Leben verändern kann.
Wir wollen beten: Herr, hilf uns jetzt, dass wir das ernst nehmen, es ins Herz aufnehmen und dir auch gehorsam werden. Dass du dich ganz mit uns verbinden willst – mit unserem Geist, mit unserem Körper – damit wir sagen können: Ob wir leben oder sterben, wir gehören dir.
Durchdringe du uns ganz. Lass auch diese Bibelwoche dazu beitragen, dass wir in deinem Wort begreifen, dass alles auf einen Ton gestimmt ist: „Kommt her zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch ganz neu machen.“
Danke, Herr Jesus. Amen!
Jetzt dürfen wir den Posaunenchor hören. Vielen Dank, Bruder Schäffbuch, für Ihre Botschaft über den großen Propheten und den Scheinwerfer, den Sie auf Jesus gerichtet haben. In der Heiligen Schrift sind viele Scheinwerfer auf Jesus gerichtet. Herzlichen Dank!
Dank auch an den Personenchor für sein Dasein und Spielen heute Abend. Ihr Opfer ist heute Abend bestimmt für die Ludwig-Hofager-Vereinigung, da Herr Schäffbuch ja der Vorsitzende dieser Vereinigung ist.
Vorstellung der Ludwig-Hofager-Vereinigung und Einladung zur Unterstützung
Möchten Sie dazu ein paar Worte sagen, Bruder Scheffo? Wir betteln nicht, sondern sind dankbar, dass ein Kreis von Freunden unsere Arbeit unterstützt.
Wir möchten einfach deutlich machen, dass es viele Menschen gibt, über die sich andere ärgern und die sich fragen, ob das noch Kirche sein kann. Wir wollen die andere Kirche in Württemberg vertreten, ohne uns zu trennen. Dabei sagen wir: Es gibt auch andere Leute, die anders über Jesus denken, anders über die Bibel und über viele moralische Fragen. Das gilt unabhängig davon, was am Sonntag im Fernsehgottesdienst gesagt wurde und was wir so nicht vertreten.
Wir wollen eine Kirche sein, die sich an Jesus orientiert. Danke, wenn Sie uns dafür unterstützen – sei es für Pfarrerfreizeiten oder für die Ludwig-Hofager-Konferenzen, die wieder am 1. Februar stattfinden werden.
Unsere große Jahresversammlung ist auch für jüngere Leute herzlich eingeladen, damit sie sehen können, was in unserer Kirche passiert. Wir organisieren Tagungen für Kirchengemeinderäte und für Mitarbeiter, die in der Diakonie arbeiten und oft still ausgebrannt sind.
Wenn Sie diese Arbeit unterstützen, danken wir Ihnen herzlich dafür. Falls Sie unsere Zeitschrift noch nicht kennen, möchten wir Ihnen diese gerne mitbringen. Die Zeitschrift „Lebendige Gemeinde“ erscheint vierteljährlich und ist unentgeltlich erhältlich.
Vielleicht müssen Sie viel lesen, aber das sollte Ihnen die Zeitschrift wert sein. Ich bringe sie morgen mit.
Einladung zu weiteren Veranstaltungen und Gebetskreis
Ich lade herzlich ein für morgen Abend um zwanzig Uhr. Das Thema lautet: „Jesus verachtet wie Mose“. Hinten liegen noch gelbe Einladungszettel. Die beste Werbung ist, wenn man von Person zu Person einlädt. Nehmen Sie einfach noch einmal welche mit. Wenn Sie zwei oder drei Leute einladen können, macht das nichts – besser als gar keine.
So hat man etwas in der Hand und kann sagen: „Ich lade herzlich ein zur Bibelwoche.“ Bitte machen Sie davon Gebrauch. Gehen Sie auf Leute zu und sprechen Sie sie an.
Ich lade auch zum Gebetskreis morgen um halb acht Uhr im Pfarrhaus ein. Sollte der Raum im Pfarrhaus nicht mehr ausreichen, steht uns das Gemeindehaus zur Verfügung, wo wir uns umziehen könnten. Herzlich willkommen! Auch das Gebet ist eine ganz wichtige Unterstützung der Verkündigung.
Wir singen nun noch gemeinsam „Mein schönster Zier“ und „Kleiner bist auf Erden du, Herr Jesu Christ“, Nr. 119. Wir erheben uns zum Segen.
Es segne euch und behüte euch der Allmächtige und Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Gute Nacht und auf Wiedersehen bis morgen.