Eröffnung mit Gebet und Bitte um Segen
Lieber himmlischer Vater, wir legen diese Stunde Dir hin und bitten Dich um Deinen Segen. Ohne Dich und Deinen Segen wäre alles leer, alt und hohl.
So danken wir Dir, dass Du immer wieder neu gibst, dass Du immer wieder neu investierst und Dein ewiges Wort lebendig machst. Durch Deinen Geist bist Du auch in dieser Stunde gegenwärtig. Du möchtest zu uns reden, in unser Leben hineinsprechen und unsere Herzen bewegen.
Nun schenke, dass wir nicht an dem vorbeigehen, was Du uns zu sagen hast. Wir danken Dir, dass Du Dich nicht zu schade bist, Dich mit uns abzugeben, obwohl wir oft so halsstarrig und herzenshartnäckig sind.
Wir danken Dir für Deine Liebe, Deine Geduld, Deine Gnade und Deine Barmherzigkeit, die Du jeden Tag neu schenkst. Danke, dass Du die Garantie bist, dass wir ans Ziel kommen, dass Du uns hältst und trägst. Wie Du selbst gesagt hast, vermag uns nichts aus Deiner Hand zu rauben.
So nimm diese Stunde in Deine Hand und segne unseren Bruder Chefbuch. Schenke ihm Weisheit und Freimut, von Dir her zu reden, und Vollmacht. Gib ihm auch prophetische Rede, damit er in das Verborgene der Herzen sprechen kann, Du, der Du die Herzen kennst!
Hab Dank, dass Du mehr tust, auch in dieser Stunde und in diesen Tagen, als wir bitten und verstehen. Danke, dass Du Dein Werk in uns hast! Danke für Deine Freundlichkeit und Deine Liebe! Amen!
Die Verheißung der zukünftigen Herrlichkeit Zions
Wir schlagen Jesaja 62 auf, das von der zukünftigen Herrlichkeit Zions spricht. Es gibt wohl keinen unter uns, den das nicht berührt: Jerusalem und Zion – was wird aus Jerusalem, was wird aus Zion? Doch auch die neutestamentliche Gemeinde hat so viel von diesem großen Erbe.
„Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht innehalten, bis seine Gerechtigkeit aufgeht wie ein Glanz und sein Heil brennt wie eine Fackel, dass die Heiden deine Gerechtigkeit sehen und alle Könige deine Herrlichkeit.“
Du wirst mit einem neuen Namen genannt werden, den der Herr selbst ausspricht. Du wirst eine schöne Krone in der Hand des Herrn sein, ein königlicher Reif, ein Diadem in der Hand deines Gottes.
Man wird dich nicht mehr „Verlassene“ nennen, und dein Land nicht mehr „Einsamer“. Stattdessen wirst du heißen „Meine Lust“ und dein Land „Lieber Schätzle“. Im Schwäbischen sagt man auch „liebe Frau“, denn der Herr hat Lust an dir und dein Land hat einen lieben Mann. So wie ein junger Mann eine Jungfrau freit, so wird dich dein Erbauer freien. Und wie sich ein Bräutigam über die Braut freut, so wird sich dein Gott über dich freuen.
O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht schweigen sollen. Sie sollen den Herrn erinnern und sich keine Ruhe gönnen. Lasst sie keine Ruhe haben, bis er Jerusalem wieder aufrichtet und es zum Lobpreis auf Erden setzt.
Der Herr hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: „Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben, noch deinen Wein, für den du so viel Arbeit hattest, den Fremden trinken lassen. Die, die es einsammeln, sollen es auch essen und den Herrn rühmen. Sie sollen ihn einbringen und in den Vorhöfen meines Heiligtums trinken.“
„Geht ein, geht ein durch die Tore, bereitet dem Volk den Weg, macht Bahn, macht Bahn, räumt die Steine hinweg, richtet ein Zeichen auf für die Völker! Siehe, der Herr lässt es hören bis an die Enden der Erde.“
Sagt der Tochter Zion: „Siehe, dein Heil kommt, siehe, was er gewonnen hat, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her. Man wird sie nennen ‚Heiliges Volk, Erlöste des Herrn‘, und dich wird man nennen ‚Gesuchte und nicht mehr verlassene Stadt‘.“
Reflexion über die Weihnachtszeit und die wahre Bedeutung von Weihnachten
Haben Sie gestern auch die Karlsruher Zeitung aufgeschlagen? Es fiel gleich im ersten Teil auf, dass Aldi diesmal sogar auf zwei Seiten Werbung gemacht hat. Sie sind doch auch so Schnäppchenjäger.
Dass man sich an Weihnachten etwas kosten lässt, war für mich überraschend. Ich weiß nicht, ob Sie die Angebote gelesen haben, aber das waren gar keine Aldi-Preise. Das waren Preise, die man sonst nur in den teuersten Shops findet. Es gab Champagnerwein für 19,95 Euro pro Dreiviertelliter-Fläschchen und ähnliche Produkte. An Weihnachten lassen sich die Leute schon etwas kosten, denn sie wollen doch Weihnachtsfreude haben.
Sehen Sie sich mal um: Jetzt trinken manche so einen Champagner leer, und er schmeckt auch nicht anders als das, was sie sonst mit ihrem Saft trinken. Und dann folgt die Enttäuschung.
Schauen Sie sich jetzt die Schaufenster an. Dort steht bei der Parfümerie: Weihnachten – das Fest der Düfte. Gucci, Opium und wie das alles heißt – das verflüchtigte Weihnachten, das Fest der Düfte.
Ein Vogel hat mal gesagt, bei uns gehe Weihnachten um die Wurst. Das habe ich nur im Schwarzwald gehört: Weihnachten, da geht es um die Wurst. Aber wir Christen müssen ganz laut rufen und sagen: Nein, es geht nicht um die Wurst, sondern um den Weltenheilenden. Es geht um den Heiland Jesus.
Die Hoffnung in schweren Zeiten und das Licht des Herrn
Ich glaube, dass die Menschen wirklich lange brauchen, um bestimmte Dinge zu verstehen. Es ist vielleicht auch gut, wenn man ihnen sagt: „Wissen Sie, ich mache es ganz einfach an Weihnachten. Ich will Zeit haben und Stille genießen.“
Zunächst muss ich noch sagen, dass mich gestern Abend das kurze Wort unseres Bruders Manfred Mössinger sehr schockiert hat. Er sagte: „Ich warte darauf, dass das Licht scheint. Ich weiß, wie es vielen geht, wenn jemand hier ist, weil er sich gefreut hat, mit Doktor Meyer Gerber über seine schwere Tumorerkrankung sprechen zu können. Und jetzt liegt es wie eine Last auf ihm.“
Wer Trauer hat, sagt auch: „Ich warte auf das Licht.“ Aber der Herr hat versprochen, dass er sein Licht leuchten lässt. Das ist mir wichtig. Auch wenn unser Leib zerbricht und wir frei werden von den äußeren Bindungen, die in unserem Leben so wichtig sind, ist das ein Kampf.
Dann verstehen wir Johannes, von dem wir heute Abend noch sprechen wollen, den Täufer, wenn er sagt: „Mach doch den Weg frei! Du musst den Weg frei machen.“ So können wir die Bibel ganz neu lesen.
Ich bin überzeugt, dass wir die Weihnachtsbotschaft erst richtig verstehen werden in den ganz, ganz großen Nöten, die uns bedrängen. Das ist in der Tat das Allerschlimmste.
Es wird am schlimmsten sein in unserer Todesstunde, wenn wir unser eigenes Ich aus der Hand geben müssen und nur noch wissen: Jesus ist da und hält mich. Und das wird am allerherrlichsten sein, wenn es in dieser Konzentration geschieht.
Trost und Hoffnung in der Nachfolge Jesu
Wir wollen uns daran gewöhnen, noch einmal an Paul Gerhard zu erinnern: „Da mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht.“ Was war das? Sein Elternhaus in Gräfenhainichen war abgebrannt, und damit war sein gesamter irdischer Besitz verloren. „Da mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht“ – das erlebte er auch, als seine Kinder starben und seine Frau verstarb.
Da bist du mein Heilkommen und hast mich froh gemacht. Das wollen wir überall immer wieder sagen. Es gibt keinen anderen Grund, und nichts ist dem gleichwertig. Ach, das haben doch alle erlebt: in schweren Krankheitsnöten, in solchen Situationen, in der Kriegsgefangenschaft und als das Haus abgebrannt war.
Er sagte: „Nie war mir Jesus so nah und so groß wie in diesen Augenblicken.“ Weil er sein Evangelium wahrmacht, weil er kommt, der Heiland der Welt.
Und hier haben wir heute Morgen nun diesen wunderbaren Abschnitt von Jesaja. Wie er sagt: „Ich muss ganz laut rufen, ich muss ganz laut brüllen, ich muss schreien, ich muss immer wieder sagen, dass es alle hören und verstehen.“ Schluss mit dem Mundhalten! Aufdringlich müssen wir es den Leuten zurufen.
„Ich will nicht schweigen.“ Warum denn? Weil Jerusalem im großen Heilsplan Gottes eine ganz große Zukunft hat.
Die Bedeutung Jerusalems im Heilsplan Gottes
Und das ist so wichtig. Wenn wir meinen, jetzt sei uns so viel weggenommen worden und wir hätten so viel zu tragen, dann sagt Gott: Nein, ich erfülle mein Heilsziel und meinen Heilsplan.
Ich möchte an dieser Stelle einmal sagen: Vielleicht nehmen wir als gläubige Christen zum Thema Israel und Jerusalem manchmal den Mund zu voll. Es gibt viele, die sagen, sie seien sicher, dass ganz Israel auch mit der Landverheißung zum Heiligen Land verbunden ist. Wir wissen gar nicht, wie Gott das erfüllt. Sei jeder seiner Erkenntnis gewiss.
Aber was zum bestehenden Israel zu sagen ist, zu diesem säkularen Israel, und umgekehrt, was vom biblischen Heilsvolk Israel zu sagen ist, von der neutestamentlichen Gemeinde – die Bibel lässt manches uns nicht ganz genau wissen.
Wenn wir in diesen Tagen die Erschütterung haben, auch wenn wir durch Israel als Touristen reisen, wenn wir die Stadt Jerusalem sehen, dann sehen wir in vielem nichts von dem verheißenden Gottesziel. Aber hier steht, dass Gott sein Ziel zu Ende führt.
Ich weiß nicht, ob Sie mal auf dem Friedhof waren, auf dem evangelischen Friedhof auf dem Zionsberg. Manche nennen ihn auch den englischen Friedhof. Dort sind viele Deutsche beerdigt. Auf den Grabsteinen steht oft ein Vers aus Jesaja 62.
Und das waren diese Grishona-Leute, die damals, 1840, dort in Jerusalem gesiedelt haben. Die Juden – ich sage nicht mehr –, wir haben noch nie etwas von dieser Geschichte gehört. Wahrscheinlich ist sie in der Geschichte Israels verdrängt.
Aber es gibt einen großen Historiker in Israel, den Professor Carmel, der das alles ausgegraben hat. Er hat gesagt, dass die Juden 1870 den ersten Geburtsort in Israel gegründet haben. Das haben sie nur den Grishona-Leuten zu verdanken.
Die waren wach im Jahre 1840 und haben gesagt: Die Stunde von Jerusalem kommt. Sie haben gesagt, da ist die große Zukunft noch einmal da, und die Verheißungen Gottes werden erfüllt werden.
Dort ist ja ein Bischofsstuhl eröffnet worden. Ein gläubig gewordener Jude, Bischof Alexander, hat dort zuerst geherrscht. Dann kam der Kuba, der Vater von Dora Rappard, war viele Jahre in Jerusalem und hat dort gewirkt.
Viele Einrichtungen sind entstanden: das Diakonissenhaus, das Talitha-Kumi-Gymnasium, das Jesusheim, das Aussätzigenasyl. Da waren gläubige Leute, die gesagt haben: Unser Herr hat noch eine Zukunft, auch mit Israel.
Und da war ein Wachwerden im Folgegottesdienst, wie es in unseren Tagen wieder ist: Herr, du musst noch deine Verheißungen erfüllen.
Gottes Heilsplan und die Vollendung der Gerechtigkeit
Und jetzt geht es nicht nur um den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems, sondern Gott will seine Gerechtigkeit aufrichten. Was bedeutet das? Das Böse darf in dieser Welt nicht länger triumphieren. Das Heil Gottes muss vollendet werden. Dein Heil soll brennen wie eine hell lodernde Flagge, Herr Fackel. Du hast das Ziel, dein Heil in dieser Welt zu errichten. Dieses Ziel hast du von den Vätern her im alten Bund gehabt. Lass es doch am Ende der Zeit zum Ziel kommen.
Es ging ganz anders, als alle erwartet hatten: mit der unscheinbaren Geburt von Jesus in Bethlehem und dem stillen Kreuzesweg, den Jesus ging. Aber wir wissen, dass es die große Erfüllung durch die Jahrhunderte hindurch ist, die Welterlösung, die geschieht – in der großen Welterlösung, auf die wir zuwandern.
Jetzt ist es wichtig, dass wir unseren Platz erkennen. Wir sind Teil dieser großen Staffel, in der wir die Hoffnung an die künftigen Generationen weitergeben. Wir sind diejenigen, die auf die Welterlösung Gottes zulaufen. Wir freuen uns, dass Gott seinen Heilsplan erfüllen wird.
Herr, du wirst auch in Jerusalem deinen Plan erfüllen und mit Jerusalem zum Ziel kommen. Deine Gerechtigkeit wird siegen. Der Bund Gottes mit all seinen wunderbaren Verheißungen wird kommen. Es wird nicht so sein, dass jemand vergessen oder übersehen wird.
Wenn wir unser Leben betrachten, sehen wir oft nur einen Trümmerhaufen. Was ist nicht alles zerbrochen! In der Adventszeit begegnen wir vielen Menschen, die sagen: „Ach, seitdem meine Mutter tot ist, seitdem ich allein bin und in der Trauer lebe, ist alles so traurig in meinem Leben. Krankheit, Leid – es ist ein Trümmerhaufen.“
In solchen Momenten müssen wir unseren Blick auf die großen Verheißungen Gottes richten. Er wird sein herrliches Werk vollenden und zum Ziel bringen. Auch wenn unser Leid uns zerbricht, gehören wir in diese große Zukunft Gottes hinein. Wir freuen uns auf die künftige Weltvollendung.
Jesaja zeigt hier, wie es weitergeht: Die Heidenvölker – das sind wir, die nichtjüdischen Völker – werden die Gerechtigkeit Gottes sehen. Wieder war es ganz anders, als man es sich im Alten Bund vorgestellt hatte, wenn Gott die Heidenvölker richten würde.
Am wunderbarsten hat Gott es verwirklicht, als er seinen Sohn am Kreuz sterben ließ für die Sünden der Welt. Im Evangelium wird so dramatisch geschildert, wie Jesus dort am Kreuz hängt und in der Todesstunde noch betet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Die Gerechtigkeit Gottes ist aufgerichtet und jedem zum Ergreifen nah. Gott will Heil schaffen, unser kaputtes, sündiges Leben zurechtbringen. Um diese Gerechtigkeit Gottes geht es. Darum will ich laut rufen und schreien, damit alle Könige deine Herrlichkeit sehen.
Herr Jesus, wir wollen dich erkennen – die ganze Herrlichkeit Gottes, die du aufrichten wirst.
Die Bedeutung Jerusalems und der Gemeinde Jesu heute
Mir hat es immer sehr gefallen: Vor vielen Jahren konnte man noch in Jerusalem über die Mauern gehen. Heute ist das nur noch an ganz wenigen, sehr stillen und aus Sicherheitsgründen möglichen Stellen möglich. Aber vor über zwanzig Jahren war das noch anders. Bei Nacht sind wir im Mondschein über die Mauern Jerusalems gegangen.
Ich möchte immer wieder sagen, dass das äußere Jerusalem mit seinem Basar so exotisch für uns oft sein mag. Selbst die Tempelmauern sind für uns nicht das Entscheidende gegenüber der erneuerten Zukunft, die Jesus gebracht hat – mit seinem Heiligtum und seiner Gemeinde, die er aufgerichtet hat.
Deshalb darf ich mich auch über die Mauern freuen, über die lange Geschichte, die in Israel gewesen ist. Doch mehr freue ich mich auf die großartige Zukunft, auf die Herrlichkeit Jerusalems, die kommen wird. Die Herrlichkeit Jerusalems ist die, die Jesus in seiner Gemeinde aufrichtet – bei seiner Wiederkunft, in seiner erneuerten Gemeinde.
Dann kommen all die schönen Dinge, die Gott verheißen hat. Du wirst einen neuen Namen bekommen, einen neuen Namen. Du wirst eine schöne Krone in der Hand des Herrn sein, geschmückt und schön, ein königliches Diadem.
Das Alte wird abgestreift – an unserem Leben und an dieser Welt, die vergeht. Das Alte, das mit unserem irdischen Leib zusammenhängt, wird schon in dieser Weltzeit erneuert. Denn der äußere Mensch verfällt, doch der innere wird von Tag zu Tag erneuert. Hoffentlich wird er erneuert durch die Vorfreude auf den kommenden Heiland Jesus.
Der innere Mensch leuchtet immer mehr, auch wenn unser alter Leib zerbricht. Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. In der Schwachheit unseres Leibes freuen wir uns auf das große Kommen unseres Herrn.
Die Adventshoffnung und die Brautgemeinde Jesu
Zu den Adventssonntagen gehört es immer, dass wir nicht nur auf die Geburt von Jesus schauen, sondern auch auf die neue Welt und seine ewige Wiederkunft. Gerade am dritten Advent erinnert Johannes der Täufer daran. Am zweiten Advent gedenkt man stets der großen Wiederkunft Jesu und der Vollendung seiner Welt.
Es ist wichtig, dass diese Hoffnung auf die Zukunft Teil der Adventshoffnung ist. Im Vers 4 heißt es dazu mit schönen Worten: Man soll dich nicht mehr „Verlassene“, „Sitzengebliebene“ oder „Einsame“ nennen, sondern du bist ein Schatz Gottes, geliebt und getragen.
Wir finden das auch im Kapitel 60, Vers 15: „Denn dafür, dass du die Verlassene und Ungeliebte gewesen bist, zu der niemand hinging, will ich dich zur Pracht ewiglich machen und zur Freude für und für. Du sollst erfahren, dass ich dein Heiland bin und der mächtige Jakobs dein Erlöser.“
Die große Weltvollendung kommt, das Schönste steht uns noch bevor. Es ist wichtig, dass wir nicht in Trauer über unser zerbrechliches Leben versinken. Es besteht die Gefahr, dass wir wehleidig immer nur zurückblicken, auf das, was einmal war oder was zurückgeblieben ist.
Wir Christen sollten den spannenden Blick nach vorne richten. Wir sollten uns nicht nur an Vergangenes erinnern, sondern uns vorwärts freuen auf die große Vollendung. Dort sind wir ein Schatz Gottes, und Gott sagt zu uns: „Ich habe dich lieb, ich will dein Leben schön machen und dich zur Entfaltung bringen.“
Wenn man es noch einmal nachschlägt, finden wir das auch im Kapitel 54. Dort heißt es im Vers 7: „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich versammeln.“ Weiter heißt es, dass Berge weichen und Hügel hinfallen sollen.
Bevor all das kommt, steht im Vers 6: „Der Herr hat dich zu sich gerufen wie eine verlassene und von Herzen betrübte Frau, die Frau der Jugendzeit. Wie könnte sie verstossen bleiben, spricht der Herr?“
Auch die Stunden der Trübsal und der Traurigkeit, die wir erleben dürfen, sind wichtig. Sie geben uns den Durchblick auf die Erneuerung, die der Herr schenkt.
Lobpreis und Klage als Ausdruck des Glaubens
Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir damals mit einfachen Worten sprachen. Er gab mir einen wertvollen Tipp, für den ich ihm sehr dankbar war. Heute hört man oft, dass Lobpreis Gottes wichtig ist. Dabei hat er einen entscheidenden Punkt genannt: In den Psalmen sind alle Überschriften Lobpreisungen Gottes. Das ist auch der Name der Psalmen in der hebräischen Bibel. Selbst das Klagelied ist ein Lobpreis Gottes.
Wir dürfen Gott unsere Sorgen und Nöte vor die Füße legen. Wenn wir wissen, dass Gott alles wenden wird und er genau weiß, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, dann dürfen wir auch in Traurigkeit fröhlich singen. Deshalb finde ich es einseitig, wenn man immer nur „Halleluja“ rufen muss. Das wäre nicht echt. Stattdessen dürfen wir ihm auch unsere Nöte mit vielen Liedern und Psalmen sagen.
Denn wir wissen, der Herr führt uns wieder heraus. Er weiß, wann die Stunde gekommen ist, und dann bricht seine Hilfe mit Macht herein. Um die Feinde zu beschämen, wird es plötzlich und unerwartet geschehen. Wir haben eine große Zukunft vor uns.
Ich bin ein Schmuckstück in der Hand Gottes, weil er mich reinigt, erneuert und zur Vollendung führt. Welch eine großartige Zukunft haben wir!
Die Gemeinde als Braut Jesu und das Geheimnis der reinen Liebe
Und dann das herrliche Bild eines Liebespaares in der Bibel – immer in einer reinen Sprache. Ich finde es wichtig, dass wir unseren Kindern und Enkeln widersagen, wenn die Bibel vom Geheimnis der Jungfrauen und von der reinen Brautliebe spricht.
Es ist immer schade, wenn unsere jungen Leute nur kichern und sagen, dass ihnen diese Worte nichts bedeuten.
In unseren Tagen wird viel über Gemeinde gesprochen, auch über wachsende Gemeinde. Doch ich glaube, dass gerade heute am wenigsten verstanden wird, dass die Gemeinde ein Ziel hat – nicht nur zahlenmäßiges Wachstum. Das ist zwar schön, aber viel wichtiger ist, dass wir die Brautgemeinde für Jesus sind. Wir sollen dem Bräutigam Jesus gefallen und immer mehr auf Christus hinwachsen.
Es geht darum, dass wir immer völliger werden und dass all die Glieder vielmehr in Christus gegründet sind. Dann möge der Herr auch zahlenmäßiges Wachstum schenken.
Die Gemeinde ist von der Welt unterschieden und nicht gleich wie die Welt. Da muss ein Unterschied sein: Die Gemeinde, die sich ganz ihrem Herrn ergeben hat und zu seiner Ehre lebt. Sie lebt nicht nach dem Gefallen der Welt und nicht nach der Mode der Welt, sondern will ihm gefallen.
Wie sich ein Bräutigam über die Braut freut, so wird sich dein Gott über dich freuen.
Die Erfüllung der Verheißungen und die Rolle Jesu
Das ist das Erste, was wir brauchen. Gott hat seine Zukunft, und ich weiß das, weil er seine Verheißungen gegeben hat. Sein Heilsplan wird zu Ende kommen – das hat schon Jakob gewusst. Auch die Väter und David wussten es. Davon haben sie gesprochen, von dem großen Wunder der Welterlösung.
Diese Welt hat ein Ziel. Ein weiteres Wort dazu: Alles aus dem Alten Bund wird nur verständlich, weil es in Jesus erfüllt wird. Viele tun sich schwer mit dem Alten Testament, aber wahrscheinlich weniger diejenigen, die auf der Höhe des Lachens stehen und sonst in der Christenheit.
Der einzige Schlüssel ist: Die ganze Botschaft des Alten Bundes zielt auf die Erfüllung ab, weil in Jesus alle Gottesverheißungen erfüllt sind. Dort wird es zu Ende kommen. Wir sehnen uns nach dem Tag, an dem auch das Volk Israel seinen Messias Jesus entdeckt. Anders gibt es keine Lösung, auch nicht vor Jerusalem.
Die Wächter auf den Mauern Jerusalems und das Gebet für Israel
Und jetzt kommt der zweite Teil. Rainer Wurtz hat es schön erinnert mit den Wächtern, die auf den Mauern Jerusalems stehen. Dieses Bild findet man auch auf den Grabsteinen auf dem Zionsfriedhof.
Vor diesem Friedhof, falls Sie einmal nach Jerusalem kommen, befindet sich das American Institute, wie es heute genannt wird. Es ist die alte Schule, die Bischof Goba gebaut hat. Bischof Goba war ein Schweizer Missionar, der damals von der Pastormission ausgesandt wurde. Die Bischof-Goba-Schule ist heute das American Institute. Dort arbeiten evangelikale Einrichtungen aus den USA, die alttestamentliche Forschungen betreiben.
Das Gebäude hat für uns eine besondere Bedeutung, weil Dora Rappert dort als Kind herumgelaufen ist, in den schönen alten Steingängen, die noch von dem Haus erhalten sind. Dort erinnern wir uns: Gott wird Wächter auf die Mauern Jerusalems stellen. Er erinnert diejenigen, die den Herrn erinnern sollen und nicht schweigen dürfen. Sie sollen den ganzen Tag nicht schweigen, denn den Herrn sollt ihr erinnern – ohne euch Ruhe zu gönnen.
Was bedeutet das? Wir sollen Gott daran erinnern und sagen: Herr, du hast doch versprochen, dass du dein Heil herbeibringst. Bring doch dein Heil! Du lässt dieses Jerusalem nicht liegen. Was uns vor allem so wichtig ist – und das habe ich Ihnen gestern gesagt – ist, dass dieses Volk Israel seinen Messias erkennt. Das ist unsere dringendste Bitte.
So habe ich zu einem jüdischen Geschäftsmann aus Jerusalem gesagt: Aber wir Deutschen können doch keine Judenmission machen. Darauf hat er mich scharf zurechtgewiesen. Er sagte: Warum wollt ihr Deutschen das nicht tun? Wir fünftausend messianischen Juden können es nicht. Ihr müsst es tun. Ja, aber so viel Böses ist von den Deutschen geschehen, habe ich gesagt. Darauf antwortete er: Dann dürft ihr auch nie mehr Muslime missionieren, denn ihr habt auch Kreuzzüge gemacht. Das ändert doch nichts daran, dass wir das Evangelium nicht verschweigen dürfen. Das wäre das größte Unrecht, wenn ihr Juden gegenüber nicht vom heilenden Messias sprecht.
Er sagte inständig: Redet davon! Er hat es auch als eine ganz große Sache angesehen, dass er in der israelischen Regierung bereits großen Einfluss hat, weil er der größte Tourismusmanager des Landes ist. Die Juden hören ihm zu und wissen, was das bedeutet. Sie wissen, dass die Christen in Liebe hinter ihnen stehen.
Aber wir müssen ihnen sagen, dass alle Probleme Israels erst gelöst werden, wenn sie den Messias Jesus erkennen und ihren Herrn haben. Das ist wieder wichtig für uns: Wir sollen beten, Herr, erinnere doch du dein Volk und deine wunderbaren Zusagen, die du über Jerusalem gegeben hast. Erfülle du dein Wort über dein Volk Israel, das du von Abraham her bestimmt hast.
Die Verbindung zu anderen biblischen Visionen und die Ermutigung zum Gebet
Diesen Abschnitt versteht man oft erst richtig, wenn man ihn im Zusammenhang mit anderen Bibelstellen liest. Die Bibel erklärt sich gewissermaßen selbst. Es gibt eine Vision bei Sacharja, die eng mit diesem Abschnitt zusammenhängt.
Schlagen Sie in Ihrer Bibel Sacharja auf, ganz am Ende des Alten Testaments. Dort finden Sie in Sacharja 1 die erste Vision: den Mann auf dem roten Pferd. Vers 8 lautet: „Ich sah in dieser Nacht, und siehe, ein Mann saß auf einem roten Pferd und hielt sich zwischen den Myrten im Talgrund. Hinter ihm waren rote, braune und weiße Pferde.“ Das ist ein wunderbares Bild, aber es ist schwer zu deuten. Deshalb wollen wir uns nicht zu lange damit aufhalten.
Ich sprach: „Mein Herr, wer sind diese?“ Der Engel, der mit mir redete, antwortete: „Ich will dir zeigen, wer diese sind.“ Der Mann, der zwischen den Myrten hielt, sagte: „Diese sind es, die der Herr ausgesandt hat, die Länder zu durchziehen.“ Die Pferde antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten stand, und sagten: „Wir haben die Länder der ganzen Welt durchzogen. Und siehe, alle Länder liegen still, tot, ohne geistliches Leben.“
Da begann der Engel des Herrn zu sprechen: „Herr Zebaoth, wie lange willst du dich nicht erbarmen über Jerusalem und über die Städte Judas, über die du zornig bist, schon siebzig Jahre?“ Der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, mit freundlichen und tröstenden Worten. Der Engel sprach zu mir: „Predige und sprich: So spricht der Herr Zebaoth: Ich eifere für Jerusalem und Zion mit großem Eifer.“
Gott hat sich im Himmel Engel aufgestellt, die ihn daran erinnern. Gott eifert darum. Er will Welterweckung und die Wiederherstellung Israels. Und Gott will es tun. Daher dürfen wir einstimmen in diese Fürbitte: Herr, tue dein Werk an Israel, erneuere Israel! Uns geht es nicht um die äußere Wiederherstellung Israels, sondern um die Erkenntnis des Heilands Jesus. Das ist das Entscheidende.
„Lasst ihm keine Ruhe“, heißt es hier in Jesaja 62,7. Zum Abschnitt gehört auch: Lasst Gott keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichtet und es zum Lobpreis auf Erden wird.
Sie wissen doch, dass gerade im 19. Jahrhundert ein großes Gebet unter den Gläubigen in unserem Land um die Wiederherstellung Israels war. Die Hoffnung war sehr groß. Oft wurde gespottet, dass Johann Albrecht Bengel die Wiederkunft Jesu vorausberechnet habe. Das hat er aber nicht so gemeint, wie es heute oft tradiert wird. Johann Albrecht Bengel wusste auch, dass Jesus sagt, man könne Zeit und Stunde nicht wissen.
Dennoch war diese Zeit ein großer Anbruch des Reiches Gottes weltweit, der Weltmission. Es gab einen erheblichen Aufschwung in die Heidenwelt hinein, die Entstehung des Reiches Gottes. Es ist von großer Bedeutung, was damals in Jerusalem geschah, für die Völkerwelt und die Weltmission bis nach China hinein. Das Evangelium wurde von Hudson Taylor verkündet – einer der größten Abschnitte der Weltmission überhaupt.
Herr, erfülle das doch! Und es ist geschehen, weil Gott im Himmel noch seinen Boden hat, der ihn daran erinnert. Er eifert darum, dass sein Heilsplan zu Ende kommt. Und wir dürfen das wissen, auch wenn wir heute unter oft erstarrten Gemeinden leiden und fragen: Wo bleibt das geistliche Leben?
Wir müssen Wächter auf den Mauern Jerusalems sein und beten: Herr, tue es doch noch einmal, erfülle es doch noch einmal! Und dann ist das Letzte aus Vers 10 wichtig: „Räumt auch die Hindernisse weg, die in unserem Leben das Kommen von Jesus hindern.“ Das wollen wir wegräumen.
Macht Bahn, macht Bahn dem Herrn, unserem Gott! Ich bin überzeugt, dass unser Herr in diesen Tagen vielen Menschen zum Heil erscheinen will. Er will sein Evangelium in diese Welt hineinrufen, sodass Menschen sich bekehren. Dafür wollen wir beten, dass Menschen zum Glauben kommen, weil er es erfüllt.
Er sagt zur Tochter Zion: „Siehe, dein Heil kommt, siehe, was er gewonnen hat, ist bei ihm, Herr.“
Die bleibende Verheißung trotz Leid und Zerstörung
Jesaja hat all dies in einer Zeit gepredigt, die wir bereits als die 70 Jahre der babylonischen Gefangenschaft und der Verwüstung Israels erwähnt haben. Doch das Besondere am Wort Gottes ist, dass es auch in den folgenden Situationen immer wieder neu gilt – in der neuen Verwüstung Israels, in der Zerstreuung.
Wie Zinzendorf, der 1760 starb, für die Erneuerung Israels betete, so können wir auch heute diesen Gedanken verfolgen. Bei den Vätern der Judenmission gab es eine große Sehnsucht nach Israel. Vor allem die gläubig gewordenen Juden, die messianischen Juden, hegten den Wunsch: Herr, lass doch unser Volk den Heiland Jesus erkennen.
Das gehört auch in unsere Adventszeit hinein: Dass Er seine Verheißungen erfüllt. Wir sollen ein brennendes Herz haben in diesen Tagen, in denen wir bedrückt sind über viel Zerstörung der Gemeinde, über viel Verwüstung und über vieles Traurige, das wir erleben.
Der Herr wird sein Volk und seine Gemeinde auch in unseren Tagen bauen. Er wird es weltweit tun, und wir beten: Herr, mach es doch auch bei uns, an unserem Ort. Wir bitten dich um Erneuerung, damit wir für eine junge Generation beten und die großen Taten Gottes erleben dürfen.
Es ist das Heil Gottes. Doch was ist das Heil? Es ist die Versöhnung Gottes mit sündigen Menschen, die Erlösung, die geschieht, die Vergebung der Schuld. Das ist das Heil, das kommt.
Das Wunderbarste daran ist, dass wir ein Tempel Gottes werden, dass die Gemeinde ein Tempel Gottes wird – die Gegenwart Gottes in dieser Welt und die Erfüllung aller Sehnsüchte und aller Träume.
Wir freuen uns, dass dies auch in unseren Tagen geschieht und dass wir daran teilhaben dürfen.
Die Geschichte eines jüdischen Lehrers und die Bedeutung der Judenmission
Ich habe vorhin den Rainer Wirtz gebeten, ob wir heute noch ein Lied singen könnten, das nicht zu den Adventsliedern gehört. Das muss ich kurz erklären.
Ich bin erst neulich auf dieses Lied gestoßen und war sogar überrascht, weil ich das Lied noch nie in meinem Leben gesungen hatte. Es stand sogar in unseren Kirchengesangbüchern, im neuesten steht es nicht mehr drin. Aber ich erzähle Ihnen zuerst die Geschichte.
Sie führt zurück bis ins Jahr 1800. Damals lebte in Neuwied ein jüdischer Lehrer namens Ber Goldberg. Er stammte aus dem schönen Ort Hotzenplotz. Kennen Sie den Namen vielleicht aus Märchen? Hotzenplotz war eine jüdische Siedlung, die zweitgrößte jüdische Siedlung im Mittelalter im Grenzgebiet zwischen der Tschechei und Polen. Heute liegt sie in diesem Grenzgebiet in den Bergen oben.
Hotzenplotz, so wurde es im Jiddischen genannt, ist der Ort, in dem er aufgewachsen ist. Später war er auf Wanderschaft. Damals war das Judentum sehr angewidert vom gottlosen Leben der Christen. Ber Goldberg war ebenfalls sehr angewidert. Ursprünglich wollte er Rabbi werden, denn sein Vater hatte das so bestimmt. Er war bei einem Rabbi in die Lehre gegangen, doch auch dort war er angewidert. Danach zog er durch die Lande bis nach Amsterdam.
In Neuwied, wo er sich schließlich als Lehrer in der jüdischen Gemeinde niederließ, beschloss er am Neujahrstag, die Herrnhuter Gemeinde in Neuwied zu besuchen. Dort gab es eine starke Herrnhuter Zinzendorf-Gemeinde, und er war tief berührt von dem Zeugnis über Jesus. Es ist ja interessant, was Zinzendorf mitgegeben hat. Dieses Zeugnis hat lange in ihm gearbeitet.
Dann traf er einen jüdischen Freund, der ihm sagte: „Pass auf, da laufen jetzt von London her Leute herum, die wollen dir ein hebräisches Neues Testament geben. Hüte dich vor diesen Menschen, die wollen dich vom Judentum abbringen.“ Ber Goldberg antwortete, dass er mit diesen Leuten nichts zu tun haben werde.
Aber es war ein Kaufmann namens Kethmann, den er bewunderte, weil er feine Manieren hatte. Er sagte, Kethmann sei nicht so aufdringlich wie sonstige Christen, sondern ein freundlicher Mann von Welt. Mit ihm sprach er über Christus, über den Messias. Kethmann bat ihn, ihm ein hebräisches Neues Testament zu geben. Das war kurz vorher in London, wo eine Judenmission gegründet worden war.
Ber Goldberg war so angetan von Jesus. Kethmann sagte ihm: „Ich will Christ werden.“ Darauf antwortete Ber Goldberg: „Nein.“ Das gefiel ihm am allermeisten. Auch von Taufe war keine Rede. Christus müsse das Leben durchdringen, die Taufe sei nicht wichtig. Christus müsse der Mittelpunkt deines Lebens sein.
Ber Goldberg sagte, jetzt habe er erst angefangen, die Verlorenheit seines Herzens zu erkennen, die Sünde und die Notwendigkeit der Reinigung. Doch es trieb ihn um, er wollte getauft werden. So ging er nach Basel.
Dort wurde 1820 in der Basler Mission bei Spittler auch eine Judenmission gegründet. Seine erste Bitte war: „Ich möchte getauft werden.“ Doch man sagte ihm: „Nein, wir taufen dich nicht.“ Heute gibt es oft den Drang, schnell zu taufen, um die Mitgliederzahlen zu erhöhen, aber die Schweizer Regierung erlaubte es nicht, Juden zu taufen.
Wissen Sie warum? Die Schweizer waren sehr vorsichtig. Sie sagten, wenn jemand aus dem Judentum austritt und zum Sozialfall wird, muss die Armenkasse dafür aufkommen. Das wollte man verhindern. Deshalb gab es keine Taufe.
Dann schickte man ihn nach Stuttgart zu den Missionsfreunden. Dort war er. Eines Tages machte er einen Spaziergang nach Esslingen und traf dort einen frommen Dekan Herwig. Dieser sagte zu ihm: „Sie müssen mich taufen.“ Mit dabei waren seine vier Töchter und seine Frau.
Ber Goldberg wurde ein großer Judenmissionar in Dresden und Leipzig, ein Zeuge Jesu. In der Stadtkirche von Esslingen, die damals renoviert wurde, hat man die gesamte Dokumentation über die Taufe eines Juden in die Goldkuppel oben hineingelegt.
Mein Bruder war Dekan in Esslingen. Er sagt, bei unserer Renovierung haben wir die Kuppel extra nicht geöffnet, weil wir wissen, dass es dort oben in der Kirchturmglocke in Esslingen noch vorhanden ist. In Württemberg hat es einen unheimlichen Durchbruch gegeben.
Ich weiß, dass ein fähiger Bürger aus Korntal daraufhin auch Judenmissionar wurde. Die große Sehnsucht lautete: Wann endlich wird der Herr das Volk Israel zur Erkenntnis seines Messias führen?
Dekan Herwig hatte eine Tochter, die zehn Jahre alt war, als Ber Goldberg, der bei der Taufe den Namen Johann Peter Goldberg erhielt, getauft wurde. Diese Tochter bekam gerade in diesem Alter ein schweres Rückenleiden, war ganz verkrümmt und wurde nur 25 Jahre alt. Das sehen Sie später auch im Lied.
Sie hat das einzige Lied gedichtet, das in unserem Gesangbuch steht, über die Bekehrung des Volkes Israel. Es steht auch in dem schönen blauen Buch.
Das singen wir jetzt unter der Nummer 915: „Wasserströme will ich gießen“. Wir singen alle Verse, in denen es darum geht, dass Gott sein Jerusalem wieder erneuert. Aber nicht nur in der Reparatur der alten Mauern, sondern in einer neuen geistlichen Erkenntnis.
915 singen wir nach der Melodie „Gottes Himmels und der Erden, Vater, Sohn und Heil“.
Abschlussgebet und Bitte um Erfüllung der Verheißungen
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Sende deinen eigenen Geist zu uns, der uns leitet. Lieber Herr, wir wollen dir danken für deine großen Verheißungen und für deinen Heilsplan, den du erfüllen wirst. Das ist keine billige Träumerei, sondern wir wissen, dass alles so geschehen wird, wie du es verheißen hast.
Wir bitten dich dringend: Komm bald, Herr Jesus, und erfülle deine Verheißungen. Du siehst die Welt, wie sie leidet, und wie dein Volk Israel bedrängt ist. Du siehst auch die erstarrte Christenheit, wo so viel Müdigkeit herrscht und wo es an lebendiger Lehre mangelt. Gib du neues Leben in deiner Gemeinde.
Wir freuen uns, dass du kommst als der Heiland und Herr und dass du dich der Welt durch dein Wort offenbarst. Tu es auch in diesen Weihnachtstagen überall, wo dein Wort verkündigt wird, damit es den Menschen ins Gewissen dringt.
Auch hier auf der Laahöhe, in all den Tagungen und Bibelstunden, bitten wir darum, dass wir in den Gesprächen, die wir bei unseren Besuchen führen, dich groß machen können und dass dein Licht leuchtet.
Wir bitten auch für unseren Bruder Manfred Möschinger, dass du ihn erleuchtest und ihm Freude schenkst, trotz allem Zerbrechen seines Leibes.
Amen.
