Sechster Tag: Gebetslosigkeit führt zu Abtrünnigkeit.
Möchten Sie in der Gnade wachsen und ein hingebungsvoller Christ sein? Seien Sie versichert: Wenn das Ihr Wunsch ist, gibt es keine wichtigere Frage für Sie.
Beten Sie? Ich frage deshalb, ob Sie beten, weil eine Nachlässigkeit im Gebet einer der entscheidendsten Gründe für Abtrünnigkeit ist. Es gibt so etwas wie einen Rückgang im Glauben, nachdem ein guter Glaubensanfang gemacht wurde.
So wie die Galater haben Menschen vielleicht einen guten Anfang gemacht, um sich dann doch falschen Lehren zuzuwenden. Menschen mögen lautstark ihren Glauben verkünden, wenn sie noch ganz Feuer und Flamme sind – so wie Petrus –, um dann in der Stunde der Versuchung ihren Herrn doch zu verleugnen.
Menschen verlieren ihre erste Liebe, wie die Epheser. Bei anderen lässt der Eifer in ihren guten Werken nach, wie bei Markus, dem Begleiter von Paulus. Wieder andere folgen einem Evangelisten für eine Weile und gehen dann wie Demas zurück in die Welt. Das sind Dinge, die bei den Menschen zu finden sind.
Ein Abtrünniger zu sein, ist eine trostlose Sache. Von allen Unglücken, die einem Menschen passieren können, ist dies das Schlimmste. Ein gestrandetes Schiff, der gebrochene Flügel eines Adlers, ein mit Unkraut überwucherter Garten, eine Harfe ohne Saiten oder eine Kirchenruine bieten alle einen traurigen Anblick.
Aber ein abtrünniges Herz ist ein noch traurigerer Anblick: ein verletztes Gewissen, eine Gesinnung, die ihrer überdrüssig ist, eine Erinnerung voller Selbstanschuldigungen, ein Herz, wie mit dem Pfeil des Herrn durchbohrt, ein zerbrochener Geist, beladen durch Selbstbezichtigungen – all dies ist ein Vorgeschmack auf die Hölle. Es ist die Hölle auf Erden.
Diese Aussage eines weisen Mannes ist ernst und gewichtig. Wer ein abtrünniges Herz hat, bekommt genug von seinen eigenen Wegen (Sprüche 14,14).
Was ist nun der häufigste Grund für dieses Abtrünnigsein? Meiner Meinung nach ist im Allgemeinen der Hauptgrund dafür das Vernachlässigen des Gebets.
Natürlich werden die verborgenen Gründe eines Rückfalls erst am Ende der Tage bekannt werden. Ich kann hier nur meine Meinung als Prediger für Christus und als Erforscher der Herzen weitergeben.
Ich möchte hier noch einmal deutlich wiederholen: Meiner Meinung nach beginnt der Rückfall im Allgemeinen zuerst mit der Vernachlässigung des persönlichen Gebets. Bibellesen ohne Gebet, das Anhören von Predigten ohne Gebet, Ehen, die ohne Gebet geschlossen werden, Reisen, die ohne Gebet unternommen werden, die Wohnsitzsuche ohne Gebet, Freundschaften, die ohne Gebet geschlossen werden – oder wenn das tägliche persönliche Gebet im Schnellverfahren und ohne Herz abgehalten wird, dann sind wir auf dem besten Weg, in einen Zustand geistlicher Lähmung abzugleiten.
Oder man gelangt an den Punkt, wo Gott es zulässt, einen fürchterlichen Rückfall zu erleben. Durch so einen Prozess entsteht ein Zustand, wie ihn der zögerliche Lot erfahren musste, sowie der labile Samson, der frauenverherrlichende Salomon, der unbeständige Asa, der nachgiebige Josaphat und die übervorsichtige Martha. Von ihnen können wir viele in der Gemeinde Christi finden.
Oft genug ist das Problem in solchen Fällen in der Vergangenheit zu finden. Sie wurden in ihrem persönlichen Gebet nachlässig. Sie können sicher sein: Bevor Menschen offensichtlich rückfällig werden, sind sie es im Privaten schon lange gewesen. Sie waren schon auf ihren Knien rückfällig, lange bevor es den Augen der Öffentlichkeit zugänglich war.
Wie Petrus missachten sie zuerst die Warnung des Herrn, zu wachen und zu beten. Und dann, genau wie bei Petrus, verleugnen sie ihren Herrn in der Stunde der Versuchung. Die Welt nimmt diesen Rückfall wahr und spottet lautstark. Aber die Welt weiß nichts von den wirklichen Gründen.
Es gelang gewissen Heiden, einen bekannten Christen dazu zu bringen, einem Götzen Weihrauch zu opfern, indem sie ihm mit einer Strafe drohten, die schlimmer als der Tod ist. Seine Feigheit und sein Abfall vom Glauben ließen sie begeistert ihren Triumph feiern. Aber diese Heiden kannten die Hintergründe nicht, von denen uns die Geschichte berichtet.
Genau an diesem Morgen hatte dieser Christ sein Schlafzimmer in Hast und ohne die Beendigung seines üblichen Gebets verlassen.
Wenn Sie tatsächlich Christ sind, vertraue ich darauf, dass Sie niemals abtrünnig werden.
Wenn Sie jedoch niemals abtrünnig werden wollen, dann denken Sie an meine Frage und beten Sie!
Gelesen von Glaubensgerechtigkeit. Dieses Buch sowie viele weitere Hörbücher, Andachten und Predigten gibt es auf dem Youtube-Kanal von Glaubensgerechtigkeit