Die Bedeutung des Sehens für den Glauben
Ich habe heute Abend das Wort „sehen“ ausgewählt, weil das Sehen für uns ganz, ganz wichtig ist. Die Schwaben sagen dazu „gucken“. Für uns bedeutet Sehen genau das: „Ich habe es gesehen, ich habe es gesehen, ich weiß es ganz genau.“ Der Zeuge hat es gesehen, das sind die Tatsachen.
Was man gehört hat, ist dagegen oft ungewiss. Das Gehörte ist nicht so verlässlich. Aber was man gesehen hat, ist entscheidend wichtig.
Gott hat für uns als Hauptorgan, das den Glauben vermittelt, nicht das Sehen genommen, sondern das Ohr. Das Ohr gilt für uns immer als ein etwas unzuverlässigeres Organ. Was hat man nicht schon gehört? Man hat sich verhört und so weiter.
Beim Sehen ist es viel wichtiger. Wir modernen Menschen sind ja noch viel mehr auf die Augen ausgerichtet als alle Generationen vor uns. Ob wir überhaupt ermessen können, welche Beeinflussung durch das Fernsehen bis in die Nachtstunden stattfindet, ist fraglich. Das sind für uns alles unumstößliche Fakten.
Ich bin so dankbar, dass Peter Hane das Büchlein über die Manipulation geschrieben hat, weil er das beim Fernsehen am besten sieht. Man kann durch die Bildberichte am allermeisten manipulieren. Das, was im Fernsehen kommt, entscheidet, ob man für die Kroaten oder für die Serben ist. Mit ein paar anderen Bildern könnte man sie genau auf die andere Seite werfen. Das finde ich interessant.
Das Sehen ist für uns so wichtig, dass wir auch hier meinen, wir seien wirklich den Dingen auf den Grund gegangen. Gleichzeitig ist das Sehen für uns heute auch das Haupthindernis beim Glauben.
Ich zweifle eben. Wir zweifeln nicht an dem, was wir sehen, das ist für uns sowieso klar. Aber wir zweifeln an dem, was man nicht sieht. Glaube ist eine gewisse Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Die wunderbare Definition des Glaubens steht im Hebräerbrief 11,1: „Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.“
Ich war jetzt in einem Kreis von Christen, die alle jung zum Glauben gekommen sind. Sie haben gesagt: „Wir fühlen uns immer so unsicher, wenn die Christen ihre Stellen zitieren.“ Das sage ich hier aber gerne, weil sie es ja lernen wollen.
Sie brauchen nicht unbedingt zu wissen, wo eine Stelle steht, um besseren Glauben zu haben. Sondern damit sie sich besser in ihrer Bibel zurechtfinden. Deshalb sage ich es ihnen.
Wenn sie bei Jesus sind, dann sind sie ganz im Glauben drin, ob sie die Stelle wissen oder nicht. Aber es ist manchmal ganz gut, wenn man eine Stelle wiederfindet. Im Hebräerbrief 11,1 steht das von dem Nichtsehen und einer gewissen Zuversicht, einer gewissen Überzeugung von dem, was man nicht sehen kann.
Die Tiefe des Sehens und seine Bedeutung im Alltag
Das Sehen ist für uns nicht nur ein äußerer Vorgang, wie zum Beispiel, dass ich Sie jetzt sehe. Es geht weit darüber hinaus. Bei uns läuft dabei viel mehr ab.
Ich sage unseren Mitarbeitern immer wieder: Telefoniert nicht nur miteinander, sondern geht mal ins andere Zimmer und besprecht etwas persönlich. Wenn man sich in die Augen sieht, redet man ganz anders als am Telefon.
Das Schwierige in meinem Dienst im Pfarramt ist, wenn jemand mit einer schwierigen Bitte kommt. Es gibt immer wieder Fälle, die ich ablehnen muss, wie zum Beispiel ökumenische Trauungen oder Ähnliches, die ich aus Prinzip nicht durchführe. Dann sage ich: „Darf ich Sie besuchen? Ich möchte das mit Ihnen unter vier Augen besprechen.“ Ich möchte solche Dinge nicht am Telefon klären, weil es immer Ärger gibt, wenn man sich nicht in die Augen sieht. Die Leute können es einem am Telefon nicht abnehmen.
Wenn man sich aber gegenübersteht, dann kann ich sagen: „Lassen Sie sich das von mir abnehmen. Ich kann es einfach aus Gewissensgründen nicht anders machen. Ich erkläre Ihnen gern warum. Aber ich nehme Sie ernst, ich achte Sie, ich liebe Sie.“ So etwas kann man nur sagen, wenn man sich in die Augen schaut. Am Telefon ist das nicht möglich.
Sie wissen das auch von Kindern: Man sagt ihnen, sie sollen einem in die Augen schauen, bevor sie etwas wiederholen. Das Sehen ist ganz interessant, denn man kann sich nicht in die Augen schauen, wenn etwas nicht stimmt.
Das Sehen geht immer auch in die Tiefe. Man sieht etwas mehr, man erkennt immer wieder tiefer.
Biblische Beispiele für die Bedeutung des Sehens
Jetzt gehen wir gleich zu den Bibelstellen. Die erste Geschichte, die Sie gar nicht aufschlagen müssen, ist die von Goliath. Dort heißt es, dass die Philister, als sie sahen, dass ihr Stärkster tot war, verstanden, dass sie verloren hatten. Das war nicht einfach nur ein Sehen oder Schauen, sondern sie erfassten die Bedeutung dieses Ereignisses. Für sie hatte es eine klare Konsequenz: Die Sache war verloren.
Als die Menschen den Turm von Babel bauten, schauen wir uns die Bibel genauer an. Sie bauten nicht nur einen Turm, sondern eine ganze Stadt, deren Turm bis an den Himmel reichte. Es war ein riesiges Unternehmen, diese Stadt Babel. Für die Israeliten war Babel immer die Hauptgefährdung, das heutige Gebiet des Irak.
Nach der Offenbarung stellt dieses Gebiet Babel in der Endzeit eine tödliche Bedrohung für Israel dar. Deshalb ist man immer ein bisschen hellhörig, auch wenn es momentan nicht richtig sichtbar ist. In 1. Mose 11 heißt es, dass Gott herniederfährt. Das zeigt nicht, dass Gott gemein ist oder irgendwo fern residiert, sondern es wird verdeutlicht, wie klein und niedrig das Ganze ist, damit er sieht, was für eine Stadt das ist.
Natürlich sieht Gott alles von seinem Thron aus, aber hier wird gesagt, dass die Menschen so stolz sind und glauben, eine Riesensache gebaut zu haben. Gott muss erst einmal hinsehen, ob er das mickrige Zeug da unten überhaupt wahrnimmt. Die Bibel drückt das wunderbar aus: Damit er sähe – das sieht man überhaupt nicht, es ist so winzig klein.
Gott sieht ja alles, was auf der Welt ist, aber bei Babel muss er erst genau hinschauen, sonst würde er es übersehen. In dieser Darstellung steckt schon viel über die Größe Gottes. Das Sehen ist hier gleichzeitig ein kritischer Blick. Das ist 1. Mose 11, Vers 5.
Dann gibt es eine meiner Lieblingsstellen, die Geschichte, wie Abraham mit seinem Neffen Lot auf den Berg geht und sie sich trennen, weil es immer Streit zwischen den Hirten der Viehherden gab. Sie überlegen, wie sie sich trennen können. Abraham macht Lot einen Vorschlag: „Guck doch mal, wenn du nach links gehst, dann gehe ich nach rechts. Gehst du nach rechts, gehe ich nach links.“ So wird die Sache geregelt.
Dann heißt es, dass Lot die ganze Gegend besah. Das ist ein besonderes Ereignis. Er war richtig besoffen vom Gucken, so wie ein Verliebter seine Braut anschaut: „Ach, das ist sie!“ So hing Lot mit den Augen an dieser Welt und seinem Herz.
Ich habe diese Geschichte oft ausgelegt, auch in unserer Abrahams-Reihe. Abraham hatte nicht den gleichen Blick. Er betrachtete die Dinge dieser Welt kritischer. Das ist schon der Blick des Glaubens, der sieht, dass alles vergeht. Er sah schon den Rauch über Sodom und Gomorra aufsteigen und ließ sich von der blühenden Landschaft nicht faszinieren.
Ich habe in meinem Andachtsbuch geschrieben, dass Lot so von der Gegend angezogen war, dass er es nicht mehr loswurde. Das ist eine Not, denn der moderne Mensch ist durch das Sehen besonders fasziniert. Er ist richtig gefangen durch den Blick.
Ein ganz anderes Beispiel von gefangenen Augen ist Simson, ein Mann mit großer Gottesgabe und Kraft. Er war für mich immer ein Vorbild, zum Beispiel wenn wir unseren lieben Bruder beim Klaviertransport sehen. Die Kraft, die Simson hatte, war enorm. Aber er war schwach, wenn er eine Frau sah.
Das verstehen Frauen oft nicht: Wenn er eine Frau sah, war er weg. Es war, als hätte er eine Schwäche für das weibliche Geschlecht. Dann lag er im Schoß der Delila, und sie konnte mit ihm machen, was sie wollte. Das erste, zweite und dritte Mal überfielen die Philister ihn.
So dumm kann ein Mann sein, dass er das nicht merkt. Gleich am Anfang, als er Delila verlobte, sagte er zu seinen Eltern, dass sie ihm gefiel, obwohl sie keine gute Wahl für ihn war: „Sie gefällt meinen Augen.“
Das ist furchtbar, wenn Menschen so schwach sind. Sie können körperlich stark sein, aber durch die Augen so schwach werden. Der Teufel weiß genau, was er tut, wenn er diese Schwachstelle kennt. Die Philister wussten das auch. Am Ende stachen sie Simson die Augen aus. Hätten sie seine Augen nicht als Schwachstelle erkannt, hätten sie ihn nie besiegen können.
Der Teufel zahlt immer heim, indem er genau an der Stelle, an der er einen betrügt, am Ende alles nimmt. Es ist noch nie jemand durch Sünde glücklich geworden. Man erkennt es daran, dass ein Mensch an der Sünde zugrunde geht.
Simson bekommt nicht die Erfüllung seiner Sehnsucht durch die Augen. Stattdessen geht er an ihnen zugrunde, denn sie werden ihm ausgestochen und hinterlassen hohle Löcher. Das macht nicht Gott, sondern der Teufel. Diese Erkenntnis kann man auf alle Lebensbereiche übertragen.
Interessant ist, dass in der Bibel immer wieder erwähnt wird, dass bei Salomos Krönung ganz Israel auf den König sah. Man muss sich nicht vorstellen, dass alle gleichzeitig im Fenster standen und ihn sahen. „Auf ihn sehen“ bedeutet hier auch eine Haltung.
Oder Jesus sagte: „Vom Scheel sehen.“ Was heißt das? Schief gucken. „Warum siehst du so schief?“ – „Weil ich so gütig bin.“ Das bedeutet, jemand kann im Ärger oder in der Kritik nicht geradeaus schauen.
Es gibt also das Wort „sehen“ in ganz verschiedenen Bedeutungen.
Die innere Dimension des Sehens im Glauben
Aber jetzt kommen wir schon auf eine tiefere Bedeutung des Wortes „sehen“.
Wir haben heute mit unseren Konfirmanden etwas Interessantes gemacht. Zuerst haben wir die Gebote durchgesprochen und wollten sie dann zu Jesus führen. Wir wollten ihnen zeigen, dass wir alle von unserem Inneren her die Gebote gar nicht befolgen. Dass wir das Böse eigentlich lieber haben. Dazu haben wir ein paar Beispiele gemacht und ihnen die Geschichte von Zachäus erzählt.
Zuerst einmal: Was für ein Typ war Zachäus? Er war völlig fasziniert vom Geld und so weiter. Dieser Zachäus macht sich auf den Weg, weil er Jesus sehen will. Aber was will er bei Jesus sehen? Die Locken von Jesus? Oder die Sandalen? Oder will er sehen, wie ein Mensch ohne Geldbeutel aussieht? Das hat ihn sicher sehr interessiert. Nein, er sagt: „Ich möchte etwas Besonderes an Jesus sehen.“
In diesem „Sehen“ steckt mehr als nur ein äußeres Gucken. So wie man sagt: „Ich möchte mir das mal ansehen“, bei einer Versammlung. Da möchte man nicht nur herumgucken, sondern einen Eindruck gewinnen, man möchte dahintersehen. Und da merken wir schon, dass in diesem Sehen mehr drinsteckt: dass er Jesus sähe, sähe, wer er wirklich ist.
Man kann das äußerlich so sehen, aber es ist schwierig. Wir wollen auch gern, dass andere Menschen sehen, was uns erfüllt. Aber die sehen an uns oft nur, dass wir komische Leute sind. Sie sehen das nicht richtig. Es ist schwierig, Augen zu haben, um auch richtig sehen zu können, was das wirklich ist.
Das äußere Sehen wird in der Bibel schön beschrieben, zum Beispiel bei der Heilung eines Blinden. Dort sagt Jesus: „Siehst du?“ Und der Blinde antwortet, er sehe Menschen wie Schatten. Das äußere Sehen fängt an. Aber jetzt ist für uns wichtig: Das, was die Bibel wirklich mit „Sehen“ meint, ist ein ganz langsamer Sehvorgang, der immer tiefer und tiefer hineingeht und die Wirklichkeit der Welt erkennt.
Und da geht es wieder vom Sehen Gottes aus. Das ist überhaupt interessant. Im Psalm 94 wird vom Sehen bei Gott gesprochen – nicht menschlich, sondern wir sollen lernen, vom göttlichen Sehen. Psalm 94, Vers 9: „Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören? Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen?“
Wir wollen lernen, nicht bloß äußerlich zu gucken, sondern mit den Augen Gottes zu sehen. Wenn Gott uns das Auge geschaffen hat, dann hat er in dieses Auge mehr hineinlegen wollen.
Es ist ganz wichtig, dass wir aufpassen, welche Bilder wir sehen. Sie wissen, dass die Bilder, die unser Auge aufnimmt, uns prägen. Wir werden in unseren Gefühlen und Empfindungen ganz stark durch die Bilder geprägt.
Das wissen Sie ja auch, wie Filme und Zeitschriften einen prägen. Manchmal ist das richtig schmerzlich. Ich weiß noch, als ich Vikar in Waiblingen war, wurde ich an ein Sterbebett gerufen. Dort lag auf dem Bett einer noch relativ jungen Frau drei oder vier Illustrierte mit typischen Titelbildern. Man denkt, das sind die Bilder, die uns an der Schwelle des Todes begleiten.
Wir schämen uns für manches, was unseren Blick gefesselt hat, wenn wir sagen: „Ich möchte meinen Blick reinigen, damit ich die Dinge wirklich anders ansehe.“ Für die Produzenten ist es bei der Werbung ein ganz simpler Trick. Sie wissen, wie man Männer anspricht, wie man Frauen anspricht. Mit ein bisschen äußerer Gestaltung und ein paar schlichten Elementen wird eine Illustrierte gekauft. Es liegt an gewissen Aufmachern, die man vorne draufsetzt. Das kann man machen.
Aber wie kriege ich meine Augen anders hin, damit ich tiefer, tiefer die Dinge sehe? Wir sind ja alle vom oberflächlichen Beurteilen her geprägt und bleiben so.
Neulich ist mir das wieder passiert, im Krankenhaus, irgendwo in einem Stuttgarter Krankenhaus. Da saß jemand, einer unserer lieben Alten, völlig zusammengefallen und las da auch, wie heißt das, die grüne Platte oder die bunte Platte, irgendwie war es eine Sexgeschichte oder Mordgeschichte.
Und Sie sehen: So eine Frau, 83 Jahre alt, völlig in sich versunken, liest mit dem Finger nur diese Klatschnachrichten. Man ist so schwach, um ein Wort Gottes noch aufzunehmen. Aber diese ganze seichte Unterhaltung prägt uns alle sehr leicht.
Was kann man im Wartezimmer noch lesen? Wir haben auf die geistige Kraft gar nicht mehr die Möglichkeit, mehr zu erfassen. Wer liest denn noch etwas Geistreiches?
Und damit schließe ich diese Frage auch an unser Sehen an: Wir alle beenden unseren Sehakt oft durch billige Bilder und eine kurze, unterlegte Unterschrift. So endet unser Sehen.
Gottes Blick und das innere Sehen
In der Bibel, in 1. Samuel 16, kritisiert Gott unser Sehen. In der Geschichte der Erwählung Davids, in 1. Samuel 16, kommt Samuel zum Bauernhaus von Isai nach Bethlehem. Er soll einen der Söhne zum König salben. Die Söhne kommen herein, und es sind prächtige, sportliche junge Männer. Der Erste, Eliab, beeindruckt Samuel sehr. Er denkt: „Fürwahr, da steht vor dem Herrn sein Gesalbter.“ Er meint, das wäre ein junger Mann, vor dem das Volk gleich Respekt haben wird.
Für Samuel ist das wichtig, denn man erwartet, dass ein König auch äußerlich etwas hermacht. Saul, der vorherige König, war groß und hatte eine eindrucksvolle Gestalt. Das Äußere spielt eine große Rolle – eine würdige Gestalt, eine Persönlichkeit, die etwas ausstrahlt. Als Samuel Eliab sieht, sagt er in Vers 7: „Verwahr dich vor dem Blick auf das Äußere.“ Denn der Herr sprach: „Nein, der Herr sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.“
Wie kann man das Herz sehen? Das kann man lernen. Der Heilige Geist kann uns die Augen öffnen für die unsichtbaren Eigenschaften im Wesen eines Menschen. Es ist wunderbar, wenn wir die Gabe haben, Personen wirklich zu erkennen. Man sieht nur mit dem Herzen richtig und nicht mit den Augen. Das ist wichtig, und die Bibel legt großen Wert auf diesen Vorgang. Gott verlangt das sogar von einem erfahrenen Propheten wie Samuel, der es selbst noch nicht kann. Das ist keine Schande – wir können das alle nicht von Natur aus.
„Gib mir Augen, die was taugen, rühre mein Herz an.“ Das war das Gebet Zinzendorfs. Denn es ist die größte Plage, wenn man am Tag das Licht nicht sehen kann. „Gib mir Augen, die was taugen, rühre unsere Herzen an.“
Es geht darum, die Dinge nicht oberflächlich nach der Meinung der Mehrheit zu beurteilen, sondern ihnen auf den Grund zu gehen. Dieser Vers, 1. Samuel 16,7, ist eines der Kernworte zum Thema Sehen – tiefer sehen als nur das Äußere anzuschauen.
Wer müde wird beim Nachschlagen, soll sich nicht verwirren lassen. Wir gehen einfach eine Reihe von Bibelstellen durch. In der Konkurrenz finden Sie noch viele weitere Stellen zum Sehen, die das eigentlich nur untermauern. Zum Beispiel Matthäus 6. Dort steht es im Zusammenhang mit dem Opfergeben: Jesus wollte nicht, dass man seine Spenden öffentlich macht.
Es ist heute wieder aktuell, wie in der Stuttgarter Zeitung berichtet wurde, dass der Name veröffentlicht wird, wenn jemand für den Nachbarn spendet. Jesus hat das in der christlichen Gemeinde nicht gewollt. Überhaupt ist das in der Opferpraxis sehr wichtig. Sie brauchen sich keinen Gewissenmacher machen, wenn Sie eine Spende beim Finanzamt angeben. Das bleibt diskret und darf natürlich so gehandhabt werden. Es wäre nur falsch, wenn man die Spende vor den Menschen zur Schau stellt.
Damals war es offenbar üblich, dass das Geben mit Posaunenstößen begleitet wurde, als eine Art kleiner Anstoß, damit alle sehen, wer gibt. Jesus hat das am Opferbecken beobachtet, und das war nicht richtig. Deshalb ist es gut, wenn wir heute das Geben diskret und in aller Stille tun. Gott sieht ins Verborgene und wird es vergelten.
Der Gedanke, dass Gott alles sieht – auch das Dunkle, was ich heimlich tue, wenn niemand mich beobachtet – ist für viele Kinder beunruhigend. Aber das ist nicht nur ein beängstigender, sondern auch ein tröstlicher Gedanke. Gott vergilt alles, und das ist etwas, was wir gar nicht von Gott verlangt hätten. Es gibt Menschen, die sagen, das gibt es doch gar nicht. Aber tatsächlich bekommen wir es wieder zurück, wenn wir etwas Gutes tun. Gott zahlt zurück, er behält nichts, er wird es vergelten.
Wie genau und auf welche Weise, das bleibt offen. Aber es ist eine Tatsache, die jeder kennt, der Gutes tut: „Dein Vater sieht in dein Herz.“ Es ist so wichtig, dass wir nicht aus falschen Motiven geben – auch für einen guten Zweck. Wenn Gott eine Gabe nicht zu einem Wert machen soll, kann er sie nicht segnen, wenn sie aus anderen Beweggründen gegeben wird.
Deshalb ist es so wunderbar, dass Gott in das Verborgene sieht. Es geschieht in aller Stille und Verborgenheit. In Matthäus 9,4 gibt es eine ganz tolle Formulierung, an der wir normalerweise gar nicht stehenbleiben. Aber es ist interessant, wenn wir so entlanggehen: „Als aber Jesus ihre Gedanken sah.“ Wie kann man Gedanken sehen? Doch, das kann man sehen.
Jesus hat es gemerkt und gesehen, dass da etwas war. So wie Sie sagen: „Ich spüre, da ist Ablehnung.“ Oder man merkt es im Gespräch. Man sieht es einem Gesicht an, wenn jemand besorgt ist oder Angst hat. Es steht einem ins Gesicht geschrieben, dass man Gedanken sehen kann.
Man darf wirklich darum bitten: „Herr, gib mir doch mehr Verständnis.“ Es hilft uns im Umgang mit Menschen sehr, wenn wir den anderen verstehen und sagen können: „Ich kann mich in den anderen hineinversetzen. Ich sehe, wie der mir gegenüber war und was in seinem Kopf vorging.“ Man kann Gedanken sehen. Bei Jesus war es besonders schön, dass er das konnte.
Sehen und Nicht-Erkennen in den Gleichnissen Jesu
Und nun eine Stelle, die Sie alle gut kennen, in der Jesus auf dieses Thema hinweist: Mit sehenden Augen sehen sie es und doch erkennen sie es nicht.
Jesus benutzt diese Formulierung bei den Gleichnissen. Wenn Sie die Stelle nachschlagen möchten, finden Sie sie in Markus 4,12. Diese Aussage kommt öfter in der Bibel vor. Dort sagt Jesus, dass er für die Leute ganz, ganz verständlich sprechen möchte.
Sie sehen das Bild vor sich, die Geschichte ist ja immer das Interessanteste. Wenn ich meinen Konfirmanden erkläre, dass unser Herz böse ist, verstehen sie das oft nicht. Wenn ich ihnen aber erzähle, dass sie in eine Telefonzelle kommen und dort jemand seinen Geldbeutel mit 2000 Mark liegen gelassen hat, was ist ihr erster Gedanke? „Tolle Gelegenheit, jetzt kann ich mir alles leisten.“
Die Konfirmanden sind Feuer und Flamme, weil es eine Geschichte ist. So wird das Thema „Mein Herz ist böse“ für sie anschaulich. Ich muss immer wieder feststellen: Mit Geschichten, das hat Jesus verstanden, kann man die schwierigsten Sachverhalte darstellen. Die Geschichte ist der Höhepunkt auch der geistlichen Darstellung.
Wenn man daran denkt, dass das Buch von Wilhelm Busch „Jesus unser Schicksal“ anderthalb Millionen Menschen erreicht hat, dann liegt das daran, dass er solche Geschichten erzählt hat, in denen das illustriert wurde. Die größten Dinge sind bildhaft dargestellt, und das kann man nur lernen.
So macht es Jesus hier auch und sagt: Bei diesen Geschichten passiert etwas, dass jeder, der sie versteht, begeistert zustimmt – aber nicht erkennt, dass sie eine tiefere Bedeutung für ihn selbst haben.
Es ist ganz ähnlich wie heute bei Konzerten. Die Leute sitzen begeistert da und singen mit, wenn jemand „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ singt. Sie geben tosenden Beifall und sagen: „Weißt du, dein Erlöser – das war doch bloß die Musik.“
Sie hören das Weihnachtsoratorium, in dem es heißt: „Denn Christus hat zerbrochen, was euch zuwider war. Tod, Teufel, Sünd und Hölle sind allzumal besiegt. An seiner Stelle hat er das menschliche Geschlecht angenommen.“
Doch sie sagen: „Ja, das war doch fast nur Musik. Ich habe nur die Töne gehört.“ Kann man das bei Bach überhaupt so machen? Geht doch gar nicht. Aber es geht. Man kann das Bild sehen und es doch nicht wirklich sehen.
In Markus 4,12 heißt es deshalb: „Darum, dass sie es mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen, mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen.“ Manche meinen, Jesus hätte die Menschen absichtlich blockiert. Nein, unsere eigene Schuld blockiert uns.
Das ist immer der Grund: Ich möchte mit meinem Leben nicht umkehren, ich muss eine Wende vollziehen. Dass ich oft nicht verstehen kann, liegt daran, dass ich nicht bereit bin, die Konsequenzen des Gehorsams zu tragen.
Wir hatten am Sonntag eine Predigt, in der gesagt wurde, dass die Erkenntnis Gottes mit dem Gehorsam zusammenhängt, mit der Lebensordnung. Wenn ich nicht mit Haut und Haar das Leben annehmen will, kann ich es nicht verstehen.
Ich kann es äußerlich sehen, ich kann es verstehen und sagen, es macht mir Eindruck. Aber letztlich lässt es mich kalt. Es gibt ein äußeres Sehen, das nicht in die Tiefe geht.
Das innere Sehen der Samariterin und die Sehnsucht nach Gott
Die nächste Stelle brauchen Sie auch nicht aufzuschlagen, das ist bei der Samariterin am Brunnen in Johannes 4, wo die Samariterin sagt: „Ich sehe, dass du ein Prophet bist.“ Was hat sie denn gesehen? Sie will plötzlich sagen, jetzt merke ich es im Gespräch. Nicht, dass man das irgendwo an den Augen oder an den Gesichtsfalten oder an irgendetwas erkennen kann, sondern es ist ein anderes Sehen, das tiefer geht.
Dieses Sehen ist am schönsten im Psalm 34 beschrieben. Dieser schöne Darfipsalm entstand in großer Not, als er gerade bei den Philistern entronnen war. Da sagt er: „Welche auf ihn sehen, die werden ergriffen.“ Wie kann man denn den unsichtbaren Gott sehen? Wie soll man den sehen können, den man nicht sieht? Das kann man, indem man mit den Augen des Glaubens auf ihn sieht. Die, die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude.
Ich möchte eine ganze Reihe von Worten der Bibel mit Ihnen einmal durchnehmen, in denen ganz klar gesagt wird, dass Gott unsichtbar für unser sündiges Auge ist. Weil wir solche schmutzigen, bösen Dinge immer wieder in unser Auge aufnehmen, hat sich Gott vor unserem Auge verborgen. Gott kann man nicht sehen. Niemand hat Gott je gesehen. Versteht das?
Am Anfang des Johannes-Evangeliums heißt es: Niemand hat Gott je gesehen, außer dem eingeborenen Sohn, der im Schoß des Vaters ist; der hat ihn uns verkündigt. Jesus hat es uns gesagt. Und nun: Wer Jesus sieht, der sieht Gott. Wenn Sie die Stelle wollen, dann ist es Johannes 1,18: „Niemand hat Gott je gesehen.“
Noch eine andere Stelle, wo gesagt wird, dass man Gott nicht sehen kann, gibt es mehrere in der Bibel, zum Beispiel 1. Timotheus 6,16: „Gott wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann.“ Haben Sie die schon gelesen? Ja, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann; dem sei Ehre und ewige Macht.
Und trotzdem sage ich: Ich will auf ihn sehen. Will ich auf ihn sehen, dann werden andere gut sehen, nicht mit meinen äußeren Augen, sondern mit den inneren Augen – sagen wir als Hilfsbegriff –, mit dem Glaubensblick, der konzentrierten Schau auf den lebendigen Herrn. Wo steht die Stelle? Wer Jesus sieht, der sieht den Vater, zum Beispiel Johannes 12,45 oder Johannes 14,9 und andere Stellen.
Interessant ist wieder in der Bibel, dass da ein Sehen gesagt wird von Leuten, die doch Gott gesehen haben. Ich kann Ihnen sagen, die können es nicht mehr auflösen. Lassen Sie es stehen, wir werden es in der Ewigkeit mal wissen, was es ist. Bei Jakobs Himmelsleiter war es nur ein visionäres Sehen Gottes. Wir haben es etwa bei Jesaja bei der Berufung, Jesaja 6,1: „Ich sah den Herrn auf einem hohen und erhabenen Stuhl.“
Ich würde mich hüten, hier ein letztes Urteil zu fällen, weil mich das gar nichts angeht, und das sind auch die letzten Geheimnisse Gottes. Aber wenn in der Bibel steht, niemand hat Gott je gesehen, glaube ich, dass ihn auch Jesaja nicht gesehen hat. Jesaja sah ja nur den Saum seines Mantels. Er sieht nur die übergroße Gewalt und Macht Gottes und ist schon erdrückt davon. Nur der Schemel seiner Füße und der Saum seines Gewandes füllt den Tempel.
Deshalb ist Jesaja 6,1 auch kein richtiges Sehen Gottes. Die Sehnsucht der Gläubigen ist es, Gott zu sehen. Wie der Herr nach frischem Wasser schreit, so schreit meine Seele: „Gott, zu dir! Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“ Das wird sein in der Ewigkeit. Ich darf ihn schauen. Wir werden ihn sehen, wie er ist.
Ein Mann, der ganz schwer in die Sucht des Alkohols gebunden war und durch ein Wunder Jesu frei wurde, hat gesagt: Die entscheidende Sache war für mich ein Büchlein von der Vatergüte Gottes. Da habe ich mich fallen lassen. Und das ist schon der erste Sehakt. So wird es einmal in der Herrlichkeit sein, wenn wir ihn sehen.
Erster Punkt: Wo all das in der Tiefe ist, die Erfüllung aller Sehnsucht, aller Liebe. Das geht über ein Beschreiben hinaus und ist nicht mehr mit Worten zu sagen. Psalm 42,3 lautet: „Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“ Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen es aber, das steht im ersten Johannesbrief. Es ist immer gut, wenn man so ein Griffregister in der Bibel hat, damit man sich zurechtfindet: 1. Johannes 3,2.
Dort steht zuerst von der Liebe Gottes, dass wir seine Kinder sein dürfen. Wir sind schon Gottes Kinder. Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir sind ja alle noch Leute, die die Spuren dieser vergehenden Welt tragen – fehlsame Leute, schwache Leute.
Gestern hat mich unser lieber Hardy Reichmann mitgenommen und hat mir unbedingt mal gezeigt, wie sie ihren Straßenbau machen, dahinter bei Albershausen. Das ist ja eine Wahnsinnsmaschine. Die Maschine ist, glaube ich, heute schon wieder auf dem Weg nach Chemnitz. So eine Riesenmaschine, die den Teer vorwärmt.
Er hat gesagt: So ist es doch auch mit unserem Leben, wenn Jesus uns neu macht. Vorne wird der alte Makadam aufgerissen, dann wird er heiß gemacht und hinten wird er neu aufgespritzt auf die Straße. Es ist alles neu geworden. Es ist so schön, wie das Leben verändert und neu gemacht wird, aber es ist noch nicht so sichtbar bei uns.
Wir sind immer nur die alten komischen Leute. Bei der Straße ist es so schlimm wie bei Rissen: Da kommt Wasser rein und es gibt Frostaufbrüche. So ist es aber schadhaft, so ist unser Leben mit allen Kanten und Ecken und Schlaglöchern. Es ist noch nicht sichtbar geworden, wie wir einmal sein werden – der vollkommene neue Leibträger.
Auch nicht. Wir haben nur den alten, fehlsamen Leib. Wir wissen aber: Wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein, und wir werden ihn sehen, wie er ist. Die höchste Erfüllung – in dieser Welt sehen wir ihn noch nicht.
Sie sind alle Stützen, wenn wir irgendwelche Beweise des Glaubens sehen wollen. Sie können unseren Glauben nicht stützen, denn wir leben im Glauben und nicht im Schauen. Wir werden ihn einmal richtig sehen. Gott gibt uns immer wieder kleine Hilfen, einmal etwas, was uns im Glauben fördert. Aber wirklich können wir nur im Glauben leben. Da steht: Wir leben im Glauben und nicht im Schauen. 2. Korinther 5,7.
Dann heißt es von einem der großen Glaubenszeugen, und zwar von Mose: Er sah nicht auf den Pharao. Das war gerade sonntags in der Predigt. Im Hebräerbrief später heißt es, er sah nicht auf den Thron des Königs, sondern er sah auf den, den er nicht sah. Er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.
Schön, so hat er sich auf Gott gestützt. Er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn. Dieses Blicken des Glaubens macht uns frei von all den verführerischen Bildern dieser Welt, sodass wir uns nicht durch alles aus der Bahn werfen lassen, sondern wir gucken auf Jesus, den man nicht sehen kann.
Darum sind uns die Bilder dieser Welt dann zweitrangig. Das kommt auch öfter in Liedern vor, zum Beispiel im Leidenslied von Karl Friedrich Hartmann, dass unser Leben nicht zerrinnen soll in den Bildern dieser Welt. Es war den Vorläufern des Glaubens wichtig, dass unsere Seele nicht zerrinnt in den Bildern dieser Welt, dass da unsere ganze Kraft verloren geht. Es vergehe doch alles wieder.
Auch immer wieder schwer, wie das eigentlich wird, wie die Schönheit zerfällt und das, was uns beeindruckt hat. 1. Korinther 13,12 heißt auch noch einmal, dass wir ihn von Angesicht zu Angesicht schauen werden. Das ist bei dem Kapitel der Liebe: Glaube, Hoffnung, Liebe – diese drei. Von Angesicht zu Angesicht, jetzt durch einen dunklen Spiegel, wir sehen nur durch eine Milchglasscheibe, dann aber von Angesicht zu Angesicht.
Oder im Hebräerbrief, Kapitel 12, Vers 14: „Ohne Heiligung kann niemand den Herrn sehen.“ Es ist in unserer Zeit, wenn etwas wichtig ist, von den Geistesgaben zu betonen, dann ganz gewiss die Heiligung. Die Heiligung des Lebens, an der wir alle kranken.
Wir haben heute eine Angewohnheit, dass wir meinen, wir könnten dann die Vergebung Jesu nehmen und dann wieder in der alten Art weiterleben. Ohne Heiligung werde ich nicht hinschauen. Und es hat gar keinen Wert, mich auch mit Sprüchen zu betrügen. Der Geist Gottes kommt auch nicht in Menschen, die sich nicht reinigen.
Darum ist es so wichtig, dass ich mich innerlich reinige, mit meinem ganzen Willen, mit meinen Gedanken, mit meinem Herzen, damit ich ihn schauen kann. Ich darf jetzt schon das Lernen, tiefer zu blicken und mich nicht bestechen zu lassen von dem oberflächlichen Blick, was dort in mein Auge dringt.
Wenn wir noch bei den Gestalten stehen bleiben wollen, die doch Gott gesehen haben, dazu gehört ja unser Mose, wie er auf dem Sinai war. Aber lassen Sie das Geheimnis offen, was er wirklich sehen kann.
Ich halte mich mehr an Paul Gerhardt, auch wenn er kein Schriftprophet ist. Er sagt: „Ich müsste es stracks vergehen wie Wachs in Feuers Glut, ich kann doch Gott gar nicht schauen mit meinen sündlichen Augen.“ Auch Mose nicht, was Gott ihm gezeigt hat, wie sich das Angesicht leuchtete. Wahrscheinlich war es auch nur ein Abglanz Gottes, den er sah.
Auch bei Jakob ist es so. In 1. Mose 32,31, beim Ringkampf, sagt er nachher: „Ich habe Gott gesehen.“ Er hat ja auch nur den Boden gesehen. Er hat nur Christus womöglich gesehen in diesem Ringen. Hat er wirklich Gott gesehen? Ist nicht immer wieder Christus, Jesus Christus, der den Menschen gegenübertrat, auch schon in der Geschichte der Väter?
Aber das sind Geheimnisse, die wir in dieser Welt nicht entschlüsseln brauchen. Ich habe nicht mit Ihnen besprochen, dass es noch einen Begriff vom Sehen gibt: die Prophetie. Der Seher wurde auch der Prophet genannt, als Seher, wie Bileam. Der sah schon. Er sagt: „Ich sehe Israel schon“, und dann sah er schon den kommenden Messias.
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Das ist ein prophetisches Sehen. Auch das ist noch da. Aber wichtig ist, dass wir dieses Wort „Sehen“ anders nehmen.
Sicher ist das jetzt für uns gar nicht mehr attraktiv, wenn jemand sagt: Ich will das mal sehen. Ich will den Beweis sehen. Das können wir nicht. Aber wir wollen uns angewöhnen, ein wenig tiefer hinter die Dinge dieser Welt zu sehen.
Wir wissen, wie die Königin Katharina, die Kaiserin von Russland, geblendet wurde durch die potemkinschen Dörfer. Das waren alles nur Papphäuser, die da aufgebaut waren, um der Kaiserin etwas vorzugaukeln, wie ihr Land toll entwickelt sei. Und an sich ist das alles, was wir sehen, doch nur sehr billig gemacht.
Das war ja in diesem Jahr zum ersten Mal in meinem Leben richtig in den USA. Man ist da immer wieder überrascht, wie die Amerikaner ihre Häuser bloß so provisorisch bauen. Wir Deutschen machen ja die Häuser alle so fest. In Amerika ist alles so ein bisschen eine Holzwand und noch ein bisschen eine Lampe dahingemacht und so ein bisschen oberflächlich, so wie sie auch manchmal ihre Geschäfte machen.
Das ist nicht so auf die Dauer, wie wir eigentlich die Gebäude so ansehen. Aber das kann vielleicht für die ganze Welt so sein: Es ist nur immer fürs Auge. Ein bisschen was, und dann noch ein bisschen Dreck außen zugeschmiert, und dann wieder schön angemalt, und dann sieht das bitte ganz gut aus.
Die Dinge dieser Welt sind nur sehr vordergründig. Wir sollen durchblicken auf das, was Bestand hat.
Anregung zum Bibelstudium und Abschluss
Das war jetzt nur ein kleiner Einblick in das Wort. Sie werden noch viel mehr Anregungen bekommen und viel Neues entdecken – das hoffe ich und wünsche ich Ihnen.
Es soll uns anleiten, einfach in der Bibel mehr zu forschen. Auch das, was wir seit den Sommerferien gemacht haben, soll Ihnen helfen, mit Ihrer Konkordanz zu leben. Wenn Sie eine Konkordanz kaufen möchten, gibt es schon welche für 12 oder 14 Mark. Diese enthalten die wichtigsten Worte.
Wenn man jedoch etwas ausgeben will, ist es natürlich gut, eine umfassendere Konkordanz zu kaufen. Im Moment gibt es zum Beispiel eine im Calver Verlag, die etwa 140 bis 160 Mark kostet. Dort sind wirklich fast alle Bibelstellen enthalten.
Das Problem ist, dass man zwar viele Stellen zu einem Wort findet, aber das Wort selbst nicht immer aufgeführt ist. Deshalb ist die Konkordanz, die wirklich alles enthält, zwar etwas umständlicher zu handhaben, erfüllt aber alle Wünsche. Damit kommen Sie beim Bibellesen sehr weit.
Wenn man sich damit ein wenig beschäftigt, braucht man gar keine großen Bibelerklärungen. Die Schrift erklärt sich selbst. Je mehr man die verschiedenen Stellen der Bibel zusammennimmt – so wie wir es jetzt gemacht haben –, desto mehr merkt man, wie das eine das andere erklärt.